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Cheriell ist Kundschafterin eines außerirdischen Volkes, dessen Planet bald zerstört sein wird. Man hat sie zur Erde gesandt, um nach einem Ort zu suchen, an dem ihr Volk zukünftig siedeln könnte. Bei ihrem ersten Besuch auf der Erde landet sie am Strand der pulsierenden Stadt Los Angeles, wird Zeugin eines brutalen Mordes und macht eine schreckliche Entdeckung. Uralte Feinde ihres Volkes auf Chartoriak haben damit begonnen die Erde mit einer spezifischen Droge zu unterwandern. Sie versucht, die Erdenbürger zu warnen ohne selbst gejagt zu werden. Denn tagsüber erscheint Cheriell als weißer Adler und erhält nur mit dem letzten Sonnenstrahl ihre menschliche Gestalt. Wird es ihr mit Hilfe ihrer neuen menschlichen Freunde, dem Polizisten Mark Terry und dem Regisseur Joel Damar gelingen, die fremden Eroberer zu verjagen und für ihr Volk eine neue Bleibe zu finden? Die Zeit drängt, denn inzwischen droht ihr eigener Planet zu zerschmelzen.
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Seitenzahl: 244
Veröffentlichungsjahr: 2021
Für meine geliebte Familie
Gut, dass wir alle eine Heimat haben
Cheriell
Mark
Entdeckt
Die Saga Chartoriaks
Die Umwandler
Flucht von Chartoriak
Überraschende Erkenntnis
Landung auf Terra
Am Filmgelände
Trevers
Pacific Coast Highway
Entführung
Dropflyer
Das Tryers
Unerwartete Hilfe
Der Vorschlag
Goldglänzend schlugen die Wellen gegen den Küstenstreifen, während die am Horizont versinkende Abendsonne ihre letzten Strahlen wie das wallende Haar einer rothaarigen Amazone über den bewegten Ozean schickte.
Als die Strömung sich zurückzog, ließ sie dunkelgrün funkelnden Algenschlamm auf dem hellen Sand zurück.
Im Schutze einer Palmengruppierung auf einem etwas erhöhten Granitstein, der dem Treiben der See nicht direkt ausgesetzt war, saß ein Adlerweibchen. Es ließ seinen Blick über die Schönheit des Farbenspiels gleiten und lauschte dem Klang der aufspritzenden Gischt.
Sein ungewöhnliches weißes Federkleid war für einen Moment in ein zartes Rosa gehüllt. So wirkte es sekundenlang optisch fast wie einen Flamingo, wäre da nicht die offensichtliche Raubvogelsilhouette gewesen.
Wie jeden Abend hatte die stattliche Adlerdame hier sehnsüchtig darauf gewartet, dass die Abendsonne im Meer versank. Nun war es endlich so weit.
Kurz entschlossen schwang sich der imposante Vogel in die Lüfte, rauschte zu einer kleinen geschützten Nische, welche sich seitlich des Felsens befand und ließ sich dort nieder. Inzwischen wurde der rote Feuerball endgültig vom Meer verschlungen.
Mit dem letzten Funken Sonnenlicht erstrahlte die Aura des Adlerweibchens in einem gleißenden Schimmer und als der Schein verglommen war, stand an der gleichen Stelle ein junges Mädchen mit weißblondem Haar.
Sie war von schlanker Gestalt und mit einem weißen Kleid aus flatterndem Stoff bekleidet, welches ihr bis zu den Knien reichte.
Nachdem sie kurz die feinen verbliebenen Adlerfedern aus ihrer langen Mähne geschüttelt hatte, sprang sie auf und lief barfuß den Strand entlang. Dabei hüpfte und tanzte sie leichtfüßig in freudiger Erregung über den feinen Sand der kalifornischen Küste.
Sie hatte diesen Strandabschnitt mit Bedacht ausgewählt. Es gab hier Felserhebungen direkt an der vielbefahrenden Straße, welche die Küste säumte. Diese waren von unten her nicht einsehbar. So konnte sie die weite Küste beobachten, an dem in dieser Region nicht viel los war. Außerdem hatte sie dort vereinzelnd tiefe Einbuchtungen sowie Gebüsch entdeckt, in denen sie Schutz suchen konnte, sobald sie am Tage ihre Vogelgestalt besaß. Ein paar Kilometer weiter südlich dagegen tobte das Leben. Es gab in dieser Gegend unzählige Ferienhäuser sowie die Villen reicher Schauspieler und Hotels. Eine geteerte Promenade und der Palisaden Park säumten das schier unendliche Ufer, an dem eine Unmenge elektrischer Lichter einladend funkelten.
Dorthin wollte sie, um wenigsten des Nachts das Leben mit den Augen einer Erdentochter zu sehen. Dies war ihr tagsüber versagt, denn nur mit Verschwinden des letzten Sonnenstrahls nahm sie die menschliche Gestalt an. Am Tage schlief sie meistens, verborgen in einer der geschützten Gesteinshöhlen, dort wo sich jenseits des Highways das Land in unendlichen Hügeln erhob.
Bisher war sie von niemandem gestört worden. Sie war sich aber der Gefahr bewusst, denn ein weißer Adler fiel zu sehr auf. Zu begehrt waren die silbrigen Federn ihres Gefieders. Sie wollte auf keinen Fall in einem Zoo landen, wie die Menschen dieses Planeten ihre Käfigansammlungen mit eingesperrten Tieren nannten.
Und doch musste sie manchmal auch am Tage vorsichtige Ausflüge in höheren Lüften unternehmen, um die Gegend zu erkunden. Meistens überflog sie dann naheliegende Gelände mit aus ihrer Sicht sehr niedrigem Baum- und Strauchbestand, von denen es im Bereich der Küste etliche gab. Sie suchte nach einer von Menschen unbewohnten Gegend, in der es hohe Bäume und dichtes Unterholz geben musste. Bisher war sie jedoch nicht fündig geworden. Dabei war sie bereits zwei Treaden hier.
Der Auftrag des Anführers ihres Volkes war eindeutig gewesen. Er hatte sie allein als Kundschafterin auf diesen lauten unwirtlichen Planeten gesandt.
„Cheriell“, hatte Trontan zu ihr gesagt, „unser Heimatstern verödet zusehends. Wir müssen Ersatz finden. Du begibst dich zum blauen Planeten, den seine Bewohner die Erde nennen. Versuche herauszufinden, ob man uns dort willkommen heißen würde. Es bleiben uns vielleicht noch fünf Dekaden, bevor wir keine Nahrung mehr auf Chartoriak finden werden und diese ständigen Erdbeben bilden eine unkalkulierbare Gefahr. Wir sind gezwungen eine neue Bleibe zu finden. Wir bringen dich des Nachts in die Umlaufbahn der Erde und holen dich ebenfalls in der Nacht nach zwei Dekaden wieder ab. Bis zu diesem Zeitpunkt musst du erkundet haben, ob sich auf der Erde ein Platz findet, an dem wir ungestört leben können, ohne verhungern zu müssen.“
Nun war sie also hier und hatte arge Schwierigkeiten dem Befehl Trontans zu gehorchen, denn dieser Planet war größer als sie es sich je hatte vorstellen können.
Zudem war sie mit ihrem kleinen Shuttle durch überraschend aufkommende Winde abgetrieben worden. Ihre Landung im Ozean war dementsprechend unsanft gewesen. Sie hatte sich nur mühsam aus dem Flugobjekt befreien können, gerade noch rechtzeitig bevor es unterging. So war sie an dieser Küste gestrandet, ohne die Möglichkeit zu haben, sie aus eigener Kraft wieder zu verlassen. Der Anführer hatte seine Adlerkundschafter natürlich auch zu anderen Planeten geschickt, nur fehlte jeglicher Kontakt untereinander. Jeder war auf sich selbst gestellt. Man wusste nicht, ob einer der Anderen etwas erreicht hatte. Cheriell musste also ihr Bestes tun, um hier eine Bleibe zu finden und warten, bis man sich meldete. Das Leben hatte sich hier für die Adlerfrau schwerer herausgestellt als vermutet.
Sobald sie sich in der Abenddämmerung zu einem Menschen umwandelte, waren ihre Möglichkeiten sehr begrenzt. Sie kam nur wenige Kilometer weit und hatte keinen Überblick. Dies war besonders zu Anfang sehr beunruhigend gewesen.
Was wusste sie schon von den Menschen? So gut wie gar nichts. Auf jeden Fall nicht genug. Deshalb war sie sehr achtsam, suchte die Deckung und beobachtete im Hintergrund aus sicherer Entfernung.
Nun näherte sie sich allmählich dem bunten Treiben auf der Promenade. Ihr Schritt wurde gemessener. Sie hatte gelernt, sich unauffällig zwischen den Menschengruppen zu bewegen, ja, sich einzufügen in den Reigen der bunten Ansammlung von Lebewesen. Oft wurden die Leute von Vierbeinern begleitet, Wesen mit Schwänzen, welche es auf ihrem Heimatplaneten nicht gab. Hunde hießen diese Tiere, mit hingebungsvollen Augen und einem unterwürfigen Gehabe ihrem Herrn oder ihrer Dame gegenüber. Laut kläffend tobten sie über den Strand oder die Wege.
Langsam betrat Cheriell den breiten Sandweg, der teils von Palmen gesäumt und mit Blumenkübeln verziert war oder auch unmittelbar an die weißgetünchten Mauern der Ferienclubs oder Hotels stieß. Von hier aus konnte man weit über das darunter liegende Meer schauen. Laute Musik ertönte aus einer Bar. Sie setzte sich auf eine der Holzbänke und lauschte dem Klang.
Auf Chartoriak gab es so etwas nicht. Dort herrschte eine geruhsame Stille, welche lediglich von dem gewaltigen Flügelrauschen der Vogelmenschen oder den Geräuschen kleinerer Untervögel unterbrochen wurde. Aber Cheriell hatte diese Musik auf Terra lieben gelernt. Sie rührte ihr Herz.
Die hellerleuchteten Eingänge der Häuser und Läden mit ihren flimmernden Schildern und Flackern luden zum Verweilen ein. Doch Cheriell traute sich nicht irgendeines zu betreten. Deshalb betrachtete sie nur die Menschen, die laut lachend hineingingen und oft stark schwankend wieder herauskamen. Die Personen waren mit allerlei Glitzerkram behängt, deren Glanz ihr in den Augen stach. Wozu er gut sein sollte, war Cheriell ein Rätsel. Das ewige Klimpern würde sie nervös machen.
Im Moment beobachtete sie ein Paar, das auf der langen Promenade eng umschlungen auf sie zukam und miteinander flüsterte.
Der weibliche Mensch der Beiden war kleiner als der männliche. Sie trugen kurze Shorts und Hemden. Sie unterschieden sich daher von den meisten anderen Menschen, die an diesem Abend glamouröser wirkten.
Der Mann hatte rötliches schulterlanges Haar, einen Bart und dunkelbraune Augen.
Die Frau sah mit den kurz geschorenen schwarzem Haar eher wie der männliche Teil der Beiden aus, wenn nicht die unbehaarten wohlgeformten Beine gewesen wären und die nicht zu übersehende große Brust. Die blauen Augen blickten unruhig in der Gegend umher. Es war eine der Hauptbeschäftigungen der Adlerfrau die Menschen nach ihrem Geschlecht zu unterscheiden.
Welche dieser Wesen waren die friedlicheren, welche waren vertrauenswürdiger?
Die Chartorianer waren ebenfalls unterschiedlichen Geschlechts. Dort gab es zudem eine starke Rangordnung. Wie war es bei der menschlichen Rasse?
Viele Fragen schwirrten Cheriell durch den Kopf. Die Lebensgemeinschaft auf ihrem Planeten war um einiges unkomplizierter als hier auf der Erde. Dies war ihr inzwischen sehr bewusst geworden. Sie sollte natürlich nicht die gesamte vielfältige Welt der Menschen auskundschaften, nein, dazu war diese viel zu riesig.
Ihr Anführer Trontan und seine Ratgeber hatten vorweg über Späher herausgefunden, dass es an dem Ort, an welchem Cheriell ursprünglich landen sollte, eine intakte Pflanzen- und Tierwelt gab. Außerdem sollten auch Süßwasser, größere Waldgebiete, Seen und Felsenverstecke vorhanden sein. Dies war es, was ihr Volk benötigte. Doch da ihr Shuttle so weit entfernt vom Kurs abgekommen war, hatte sie diese Gegend noch nicht finden können.
Nun musste sie sich stattdessen an dieser salzwasserhaltigen, kargen und unwirtlichen Küste umsehen. Cheriell seufzte.
‚Hier ist es zu unruhig‘, dachte sie tief enttäuscht‚ ‚viel zu laut und voller Menschen, die sich auch in den Wäldern herumtreiben.‘
In einiger Entfernung hatte sie schon eine Art Waldfläche entdeckt. Aber auch durch diese sich offensichtlich weit erstreckenden Baumbestände führten unzählige Straßen, immer belebt von stinkenden Fahrzeugen. Zudem waren sie teilweise durchzogen von kahlen Hügeln, die einfach nur sandig waren. Wie konnte man in solch einer Landschaft genügend Essbares finden oder Schutz suchen?
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Paar zu. Sie waren etwa zehn Schritte von Cheriell entfernt, als sie urplötzlich von einer Horde lederbekleideter Männer umkreist wurden. Drohend schwangen diese Ketten und blitzende Klingen. Die Kerle schienen Cheriell nicht zu bemerken, die erstaunt zusah, wie erst die Frau und dann der Mann zu Boden ging.
Einer der Ledertypen entwendete dem Mann ein kleines Päckchen, bevor die gesamte Gruppe schleunigst durch eine Seitenstraße davonstürmte.
Zurück auf dem Promenadenkies blieben die bewegungslosen Gestalten des jungen Paars.
Alles war so schnell gegangen, dass offensichtlich kaum einer der Passanten etwas mitbekommen hatte. Jetzt standen einige einfach nur total schockiert oder verblüfft murmelnd da und rührten sich nicht.
Auch Cheriell selbst musste sich erst einmal sammeln, bevor sie aufsprang und zu den Überfallenden lief. Sie kniete neben ihnen nieder und versuchte den Puls am Hals der Frau zu fühlen, spürte aber keinen.
Die Halsschlagader des Mannes pulsierte schwach. Aus seiner Schläfe lief ein dünner Rinnsal roter Flüssigkeit. Er lebte noch, brauchte aber dringend Hilfe. Cheriell war während ihrer Ausbildung zur Kundschafterin gelehrt worden, dass im Inneren eines Menschen der Erde diese Flüssigkeit in Form eines Kreislaufes floss genauso wie bei den Chartorianern. Man nannte sie auf der Erde Blut. Bei ihrem eigenen Volk floss Tzak, ein transparenter Energiestrom, der den Vogelmenschen das Leben gab.
Ebenso wie die Vogelmenschen konnte ein Mensch der Erde ohne das Blut nicht leben. So versuchte sie instinktiv die Blutung zu stoppen, indem sie ihren Daumen fest auf die pulsierende Ader drückte, aus der es kam.
Nach kurzer Zeit lief weniger Blut heraus, so dass sie den Druck langsam verringern konnte.
Inzwischen hatten sich mehrere wild durcheinander gestikulierende Leute um sie herum eingefunden.
Zwei Männer in weißorangen Overalls und Handschuhen knieten sich bei dem Verletzten nieder und begannen die Wunde mit weißen Stoffstreifen abzubinden. Zwei andere versuchten mit kräftigen Schlägen auf die Brust der toten Frau einen verzweifelten Wiederbelebungsversuch.
Plötzlich berührte ein Mann Cheriell an den Schultern und zog sie sanft hoch.
„Sie haben genug getan, Miss“, seine Stimme klang rau und belegt. „Alles Weitere muss der Arzt erledigen. Der Rettungswagen ist bereits eingetroffen und der Hubschrauber kommt auch gleich.“
Cheriell blickte in seine freundlichen Augen, während neben ihr ein anderer Mann in Uniform knappe Befehle erteilte, um den Verletzten zu stabilisieren.
Im Hintergrund nahm sie das heftige Schlagen der Wellen gegen den Strand wahr. Der Wind hatte zugenommen. Die Geräusche mischten sich mit dem stärker werdenden Lärm des abendlichen Straßenverkehrs.
„Rettungswagen?“, wiederholte sie das ihr unbekannte Wort. Inzwischen drängten sich weitere Personen an ihr vorbei. Unweigerlich wurde sie von dem Verletzten weggeschoben.
In der Ferne erklang das harte Rattern der Helikopterflügel.
„Ja, der städtische Notarzt ist gerade damit angekommen“, erläuterte Mark Terry, der immer noch ihren Arm hielt. „Aber ich glaube, durch Ihr schnelles Eingreifen haben Sie dem Jungen das Leben gerettet.“
‚Sie scheint unter Schock zu stehen‘, dachte Captain Mark Terry. ‚Ich sollte sie vorsorglich gleich mit ins Hospital bringen lassen.‘
„Die Frau lebt nicht mehr", flüsterte Cheriell. Eine lange Haarsträhne fiel ihr über die Augen. Mechanisch fuhr sie mit den Fingern durch ihr wallendes Haar und strich sie quer über den Kopf zurück.
„Sie haben Recht, leider“, bestätigte er ihre Aussage, gefangen von ihrer anmutigen Gestik. Er räusperte sich und besann sich seines Jobs. „Ihr wurde die Halsschlagader durchtrennt. Die Sanitäter hatten keine Chance sie zu retten. Der Junge hat Glück gehabt.“
Cheriell sah den Mann neben sich genauer an. Er war recht groß gewachsen. Sein kurz geschnittenes, gewelltes dunkelbraunes Haar sowie seine braunen Augen passten gut zu der sonnengebräunten Haut. Was hatte er gesagt? Sie hatte dem Jungen das Leben gerettet?
‚Ich habe nur getan, was getan werden musste‘, dachte sie. ‚Wie ich es auch in meiner Heimat gemacht hätte, wenn jemand verletzt wäre.‘ Schade, dass sie die hübsche Frau nicht hatte retten können.
Deren Hals war von den brutalen Schlägen der schrecklichen Männer zerfetzt. Cheriell schüttelte sich unwillkürlich.
Mark fasste dies als das Zeichen einer nachträglichen Schwäche auf. Diese hübsche graziöse Frau war bisher erstaunlich standhaft geblieben, obwohl der Anblick der Toten und des Verletzten nicht gerade appetitlich war.
„Warum bewegt er sich nicht?“
Ihre Frage kam so spontan, dass Mark erst einmal stutzte.
‚Er scheint Erfahrung mit solchen Vorfällen zu haben‘, überlegte sie derweil, ‚weil er sofort erkannt hat, woran die Schwarzhaarige gestorben ist.‘ Ihr war nicht aufgefallen, ob noch irgendjemand den Vorfall beobachtet hatte, der hätte helfen können.
„Der Mann ist noch bewusstlos“, klärte er sie auf, erstaunt über ihre Frage.
‚Eigenartig’, dachte er, ‚sie leistet erste Hilfe und weiß nicht, dass er ohnmächtig ist? Sie ist wohl verwirrter als ich angenommen habe.‘ Die zarte Blässe in ihrem Gesicht drückte sowohl den Schreck als auch Erstaunen aus. Besorgt betrachtete er sie genauer.
„Sind Sie in Ordnung? Soll ich Sie vielleicht zum Krankenhaus fahren, damit Sie etwas zur Beruhigung bekommen?", schlug er deshalb vorsichtig vor.
Sie richtete ihre tiefgrünen Augen auf ihn. Eine solche Augenfarbe hatte er noch nie gesehen.
‚Wie das tiefe Blattgrün des Urwaldes‘, schoss es ihm durch den Kopf.
Das wunderschöne Wesen schaute ihn verständnislos an.
„Mir geht es gut! Aber warum haben diese Männer das getan?“
„Männer? Haben Sie etwa gesehen, was geschehen ist?“ Mark war noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie den Überfall beobachtet haben könnte.
„Ja, natürlich“, erwiderte Cheriell. „Mehrere Männer schlugen mit Ketten auf die Beiden ein.“
Mark sah sich um. Es war besser, diese Zeugin abseits der Menschengruppen zu verhören. Bisher hatte sich keiner der Passanten dahingehend geäußert, dass er etwas beobachtet hatte, obwohl seine Kollegen bereits bei den Leuten standen und sie befragten. Falls die Verbrecher es spitz bekamen, dass tatsächlich eine Zeugin existierte, war sie in Gefahr. Und das war das Schlimmste, was er sich im Moment vorstellen konnte. Sie faszinierte ihn. So nahm er sie am Arm und schob sie von den Leuten weg.
„Kommen Sie. Wir machen einen Spaziergang und Sie erzählen mir alles“, schlug er ihr leise aber bestimmt vor und schob sie von den Leuten weg. Sie ließ sich überrascht, aber doch bereitwillig fortführen. Gemeinsam gingen sie die Promenade entlang.
„Wie viele waren es?“, fragte er nach einer Weile.
Cheriell war ganz in Gedanken versunken neben ihm hergegangen. Seine Nähe löste in ihr ein unbekanntes Gefühl aus. Sein Geruch und sein geschmeidiger Gang fesselten ihre Sinne. Er hatte sein Hemd wegen der Hitze fast bis zum Bauchnabel geöffnet.
Cheriell vermied es tunlichst ihren Blick auf die gekräuselten Haare auf der muskulösen Brust ihres Begleiters zu richten.
Die männlichen Vogelmenschen waren haarlos am Körper. Nur das Kopfhaar wuchs beständig. Dieser hünenhafte Mann von der Erde war so anders. Am liebsten hätte sie die behaarte Brust berührt, um auszuprobieren wie es sich anfühlte. Sie konnte sich gerade noch beherrschen und schloss die eine Hand um die andere. Auf seine Frage hin und um sich abzulenken, begann sie zu erzählen.
„Es waren sieben, glaube ich. Alle in schwarzer Kleidung oder Gefieder?“
Mark runzelte die Stirn. „Gefieder?“
„Nein, nein“, korrigierte sie sich schnell. „Kein Gefieder, schwarzes ... ich weiß es nicht, aber schwarz. Einer hatte ein Bild auf seinem Arm. Etwas Langes, Geringeltes durch das ein Kreuz ging.“
„Eine Schlange?“, fragte Terry nach.
„Was ist das, eine Schlange?“ Cheriell sah ihn irritiert an.
„Äh ...“, machte der Captain und zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ein längliches meist ziemlich gefährliches Tier.“
„Ach so, na ja, jedenfalls trugen einige der anderen ebenfalls Bilder auf der Haut. Aber es ging so schnell, dass ich mir gar nicht alles merken konnte. Sie stürzten sich auf den Mann und die Frau, schlugen sie nieder und rannten davon.“
„Einfach so ohne Grund?“ Mark schüttelte verwundert den Kopf. „Ist Ihnen sonst nichts aufgefallen? Haben sie vorher mit den Beiden gesprochen? Haben sie vielleicht das Geld der Beiden gestohlen oder sonst noch etwas gesagt?"
„Gesagt haben sie nichts, aber da fällt mir ein, sie haben ein kleines Päckchen mitgenommen. Es war weiß und verschnürt."
Mark stöhnte auf, so dass Cheriell ihn besorgt von der Seite ansah. Sie konnte natürlich nicht wissen, dass er in diesem Moment erkannt hatte, welcher Natur der Überfall gewesen sein könnte.
Drogen! Das hatte noch gefehlt. Mark hatte sich extra an diesen Ort versetzen lassen, um sich nicht mehr um Drogenfahndung kümmern zu müssen.
Doch das Drogenverbrechen schien ihn zu verfolgen. Es widerte ihn an. Zu frisch waren noch die schmerzlichen Erinnerungen an seinen letzten Fall, bei dem seine Freundin May umgekommen war. Eine Kollegin, die er geliebt hatte und die ihm in jeder Situation zur Seite gestanden hatte. Sie wurde kaltblütig umgebracht, als sie versuchte, Mark aus der Klemme zu helfen. Die Erinnerung daran schnürte ihm die Kehle zu. Mark nahm wie in Trance seinen Notizblock zur Hand und notierte die Fakten.
Cheriell beobachtete ihn unsicher.
Etwas war in der letzten Minute mit ihm geschehen. Sein eben noch lockerer freundlicher Gesichtsausdruck war plötzlich wie versteinert. Sekundenlang starrte er ins Leere. Dann atmete er tief durch.
„Beschreiben Sie mir die Männer so genau Sie können“, forderte er sie auf. „Äh, Moment mal, wie heißen Sie überhaupt?“ Ihm war gerade bewusst geworden, dass er sie noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte.
„Mein Name ist Cheriell“, antwortete sie. Sie sprach ihren Namen mit einem eigenartigen Kehlkopfakzent aus.
‚Hört sich interessant an‘, dachte Mark. ‚Ihre Stimme hat sowieso einen fremdartigen Klang.‘
„Und weiter?“, stellte er die nächste Frage.
„Was weiter?“ Ein irritierter Blick traf ihn.
„Na, wie lautet ihr Nachname?“
Sie sah ihn noch erstaunter an.
„Ich heiße nur Cheriell“, erwiderte sie schließlich. „Was ist denn ein Nachname?“
Nun war es an Mark, sich zu wundern.
„Jeder Mensch hat doch einen Nachnamen“, erstaunt über ihre Reaktion schüttelte er den Kopf.
„Ich nicht!“, war die abrupte Antwort.
Mark stieß ungeduldig die Luft zwischen den Zähnen aus und seufzte.
„Na gut!“ Er gab vorerst auf. „Etwas Anderes. Wo wohnen Sie?“
„Ich ...“, langsam wurde die Fragerei lästig, ja sogar gefährlich. Sie suchte nach einem Ausweg aus dieser Misere. Sie konnte ihm unmöglich die ganze Wahrheit sagen und ihre Identität preisgeben. Er würde es nicht verstehen, beziehungsweise glauben, denn eines hatte sie auf der Erde bereits gelernt. Die Menschheit von Terra hatte bisher noch keinen Kontakt mit außerirdischen Lebensformen gehabt und dass sie sogar die Sprache dieses Volkes verstand und sprach lag natürlich an ihren Studien mit dem Übersetzungsgerät im Shuttle während des Hinfluges und des natürlichen Talents der Vogelmenschen, sich neuen Situationen schnell anzupassen.
Ein Grund für ihr über Jahrhunderte langes Überleben. Aber das würde er erst recht nicht begreifen. Daher kam ihr die Antwort nun sehr zögerlich über die Lippen.
„Na ja, ich lebe ein ganzes Stück weiter weg den Strand entlang an einem anderen Ort. Ziemlich weit zu laufen.“ Sie deutete vage in eine Richtung.
‚Mein Gott, ist es schwierig, handfeste Informationen aus ihr heraus zu bekommen‘, Mark wurde langsam ungeduldig.
‚Ein fünfjähriges Kind könnte mir konkretere Auskünfte geben als diese Frau.‘
„Eigentlich meinte ich Ihre Adresse. Wie heißt der Ort?“, versuchte er es noch einmal.
„Adresse? Was ist das denn jetzt wieder? Ich lebe dort hinten in der Nähe des Strandes.“ Sie zeigte ein zweites Mal in die gleiche Richtung.
Mark seufzte. Sie tat ihm leid. Ganz offensichtlich hatte er es mit einer geistig Zurückgebliebenen zu tun oder sogar mit einer Landstreicherin? Wie schade um solch ein bezauberndes Mädchen.
Cheriell spürte seinen skeptischen Blick. Sie überlegte, wie sie ihn loswerden konnte. Die Fragen, die er stellte, waren unangenehm für sie. Um nichts in der Welt durfte er erfahren, wer sie war und woher sie kam.
Aus einer inneren Eingebung heraus fragte er sie, ob sie etwas trinken wollte.
Cheriell hatte schon seit geraumer Zeit heftigen Durst verspürt. Obwohl ihr Verstand Alarm schlug, konnte sie der Verlockung nicht widerstehen und nahm die Einladung an.
‚Vielleicht wird sie bei einem Drink zutraulicher‘, überlegte Mark. Es könnte ja sein, dass sie noch mehr wusste. Und eventuell sagte sie ihm ja doch noch ihren vollen Namen. So führte er sie in ein gemütliches italienisches Restaurant in einer Seitengasse, setzte sich mit ihr in den mit Weinranken geschmückten Außenbereich an einen weißen Holztisch und bestellte Pizza und Chianti.
Als alles gebracht worden war, prostete ihr zu.
„Ich bin übrigens Captain Mark Terry von der hiesigen Kommission für Gewaltverbrechen. Wenn Sie möchten, nennen Sie mich Mark!"
„Gerne Mark“, war die lächelnde Antwort.
Cheriell nippte vorsichtig an ihrem Glas. Der leicht säuerliche Beerengeschmack erfrischte ihre ausgetrocknete Kehle.
‚Oh, wie angenehm‘, dachte sie überrascht. Sie konnte sich nicht beherrschen und leerte mit einem Schwung den gesamten Inhalt des Glases.
Mark verschluckte sich fast an seinem Wein, als er das sah und starrte sie entgeistert an.
„Durstig, was?“, grinste er sie unsicher an, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
„Möchten Sie noch ein Glas?“, fragte er sie. Cheriell hatte sich gerade ein großes Stück Pizza in den Mund geschoben. Nun schluckte sie schwer. Die Gewürze brannten im Hals. So etwas hatte sie noch nie gegessen.
Sie konnte nur nicken, während sie kaute. Mark bestellte gleich eine ganze Flasche Wein und vorsichtshalber noch eine Flasche Wasser.
‚Wer weiß, wie viel sie ab kann’, dachte er, ‚wenn sie den Wein so schnell hinunterstürzt.’ „Schmeckt sehr gut.“ Erstaunlicherweise aß sie mit den Fingern und zierte sich auch nicht, diese hingebungsvoll abzulutschen. Ihre grünen Augen blitzten ihn schelmisch an. Der Wein tat schon seine Wirkung.
„Sie sollten den Chianti nicht ganz so schnell trinken", versuchte er sie darauf hinzuweisen, während er sich verlegen umsah, zum Glück aber feststellte, dass sie noch fast alleine im Restaurant waren. „Sonst sind Sie gleich betrunken, Cheriell.“ Sie lachte.
„Chianti hört sich gut an! Was meinen Sie damit, Mark?“ Ihr Lachen traf ihn mitten ins Herz. Er war ihr hoffnungslos erlegen. Mark vergaß seine Pizza und den Wein. Auch die leise Geigenmusik im Hintergrund und das Rauschen des Ozeans verschwanden aus seinen Gedanken. Er sah sie nur an, wie sie so mit ihrer Pizza kämpfte und konnte sich nicht satt sehen an ihren Augen und dem schimmernden Haar, das wild um ihren Kopf lag.
‚Sie hat sich noch kein Mal gekämmt seit wir zusammen sind‘, fegte ein Gedanke eigenartigerweise durch seinen Kopf. Von anderen Frauen war er es gewohnt, dass sie an jeder Ecke einen Kamm aus ihrer Handtasche zogen, um die Frisur in Form zu bringen. Oder es befand sich so viel Haarspray darauf, dass es wie eine Haube um den Kopf lag und sich hart anfühlte. Aber dieses Mädchen strahlte die totale Natürlichkeit aus. Unglaublich, dass allein der Anblick dieser feenartigen Erscheinung ihn zu solchen Gedanken hinriss. Ohne sich kontrollieren zu können, hob er plötzlich eine Hand und strich ihr über das seidige Haar.
‚Wie wunderbar‘, dachte er.
Cheriell zuckte erschrocken zusammen und hielt in der Bewegung inne. Ihre Blicke trafen sich. Mark zog schnell seine Hand zurück.
„Entschuldigung“, murmelte er verlegen den Blick senkend.
Als er wieder hoch sah, blickte sie ihn immer noch an, aber lächelte.
„Schmeckt Ihnen das Essen nicht, Mark? Sie haben es noch gar nicht angerührt.“
Mark riss sich zusammen.
„Oh, doch, natürlich schmeckt es mir. Ich ...“ Er zwang sich zur Disziplin und versuchte nun ebenfalls das schmackhafte Gericht.
‚Sie hat schon das dritte Glas Wein getrunken‘, überlegte er. ‚So kurz hintereinander. Ich muss sie stoppen, sonst kippt sie hier noch um.‘
Er stellte die Weinflasche unbemerkt von Cheriells Aufmerksamkeit auf den Boden und goss dafür Wasser in ihre Gläser. Dann begann er nun erneut das Gespräch.
„Wo sind Sie denn nun eigentlich geboren, Cheriell?“, fuhr er sanft mit seiner Befragung fort.
Sie lächelte ihn äußerst fröhlich an und lallte etwas Unverständliches. Es klang wie Chartoriak oder so ähnlich. Von einem Ort dieses Namens hatte Mark noch nie gehört. ‚Vermutlich irgendein Provinznest‘, ging es ihm durch den Kopf.
„Und wo liegt das?“, fragte er. Ihre Augen blitzten ihn an. Sie hob die Arme und zeichnete mit ihnen einen Kreis. Gleichzeitig schloss sie die Augen bis zu einem schmalen Schlitz.
„Irgendwo … mhm ... im Universum!“, versuchte sie mit schwerer Zunge zu erklären.
„Ah ja ...!“ Mark schüttelte den Kopf. ‚Verdammt, ich hätte sie daran hindern sollen, soviel Wein zu trinken.‘
Sie griff nach seiner Hand und sah ihn mit glasigen Augen an.
„Was ist das für ein Getränk? Ich fühle mich ganz benommen.“
„Das ist italienischer Rotwein“, erklärte er.
„Oh ..., ich habe es für Saft aus Trauben gehalten“, lallte sie mit blitzenden Augen, während sie über das ganze Gesicht strahlte. „So kann man sich täuschen.“
Mark fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und konnte gerade noch ein Stöhnen unterdrücken. Entweder sie nahm ihn auf den Arm oder sie stammte aus einem Kloster. Die kleine Hand lag noch immer in seiner. Er tätschelte sie. Dann startete er erneut einen Versuch, etwas aus ihr herauszubekommen.
„Beschreiben Sie mir bitte die Männer, die das Paar überfielen. Falls Sie dazu noch in der Lage sind.“
Sie sah ihn ernst an. Aber im nächsten Moment prustete sie schon los und konnte sich nicht beruhigen zu lachen. Hilflos sah Mark sie an. Sie hatte zu viel getrunken, das war ihm klar. Was sollte er jetzt mit ihr machen? Er wusste nicht, wo sie Zuhause war. Konnte sie also nicht dorthin bringen.
„Warum lachen Sie denn nun schon wieder? Ich finde die Sache nicht eine Spur witzig“, inzwischen wurde er etwas ungehalten.
Sie versuchte sich zu beruhigen. Aber ein Glucksen stahl sich aus ihrer Kehle.
„Ich, oh, bitte entschuldigen Sie“, brachte Cheriell mühsam hervor. Was war nur mit ihr los? Alles drehte sich um sie. Trotz des überaus traurigen Anlasses musste sie ununterbrochen kichern. Sie kannte sich kaum wieder.
Mühsam versuchte sie, die Männer zu beschreiben. Mark notierte sich jedes Wort, um später das Wesentliche heraus zu sortieren.
„Ich bin so müde“, murmelte sie plötzlich, schloss die Augen und legte den Kopf auf den Tisch.
„Um Himmelswillen“, Marks Stimme klang lauter als beabsichtigt, so dass sich einige Leute an den Nachbartischen nach ihnen umdrehten, denn inzwischen hatte sich das Lokal gefüllt. „Sie können hier doch nicht schlafen! Cheriell, bitte machen Sie die Augen auf. Ich bringe Sie nach Hause.“
Der Inhaber des Restaurants, den Mark gut kannte, kam an den Tisch. Er war ein untersetzter Italiener, der vor Jahren in Kalifornien Fuß gefasst hatte. Sein Laden hatte einen sehr guten Ruf. Viele Prominente suchten ihn auf, um sich bei Wein, Musik und gutem Essen zu entspannen. Auch Mark kam regelmäßig hierher und war nach kurzer Zeit mit dem Inhaber auf du und du gewesen. Dario war eine Seele von Mensch.
„Hast du Probleme, Captain Terry?“, fragte er gutmütig. „Ist dir wohl eingeschlafen, der kleine Engel, was?“
„Ich wusste nicht, dass sie nichts ab kann, Dario. Kannst du mir helfen, sie ohne Aufsehen zum Auto zu bringen?“ Dario grinste.
„Ich hab etwas, was sie kurzfristig wieder zum Leben erweckt. Warte!“
Er ging in die Küche und kam mit einer kleinen Flasche zurück. Er öffnete sie und hielt sie Cheriell unter die Nase. Mit einem Ruck schoss sie hoch und schüttelte sich. Entsetzt sah sie Dario an.
„Na, wieder klarer?“, lachte dieser. „Schnapp sie dir, Mark und dann ab ins Auto, bevor die Wirkung nachlässt. Bezahlen kannst du ein anderes Mal.“
Mark fasste Cheriell unter den Arm und bugsierte sie nach draußen. Sein Auto stand zwei Straßen weiter und es war ein schweres Stück Arbeit sein kleines Bündel dorthin zu schaffen, obwohl sie eigentlich ein Fliegengewicht war. Zu allem Überfluss bekam sie noch einen Schluckauf und wollte sich darüber totlachen.
Endlich hatte er sie im Wagen.
Er ließ sich erschöpft auf den Fahrersitz fallen. Sie hatte sich schon wie ein Kätzchen zusammengerollt und die Augen geschlossen. Im Schlaf rieb sie ihre Nase am Beifahrersitz und gab ein dunkles kehliges Geräusch von sich, das ihn irgendwie rührte.
‚Es bleibt mir nichts anderes übrig als sie mit zu mir zu nehmen’, beschloss er seufzend. ‚Da kann sie sich ausschlafen.’
Die Nacht war inzwischen fortgeschritten und er merkte die Anstrengungen des Tages in den Knochen. Morgen war auch noch ein Tag.
So startete er seinen dunkelblauen Ferrari, den einzigen Luxus, den er sich bei seinem mittleren Gehalt leistete, und schlug die Strecke Richtung Topanga ein.