Chicago Bad Boss – Why I'm Yours - S. Moose - E-Book
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Chicago Bad Boss – Why I'm Yours E-Book

S. Moose

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Beschreibung

Drew Powers ist auf dem Weg nach ganz oben. Bald soll er den Posten als CEO in einem erfolgreichen Unternehmen antreten. Für ihn zählen nur seine Karriere und sein kleiner Sohn - da haben Liebe und Beziehungen keinen Platz. Bis er auf die attraktive, aber verschlossene Reagan trifft. Er versucht alles, um die Gefühle zu ignorieren, die sie mit ihrer toughen Art in ihm entfacht. Doch schließlich können beide der unglaublichen Anziehung nicht mehr widerstehen.

Gerade als Reagan nach ihrem Studium richtig durchstarten will, zerstört eine einzige Nacht ihr ganzes Leben. Völlig verzweifelt und verletzt zieht sie sich vor der Welt zurück und schwört für immer den Männern ab. Erst nach Jahren schafft sie es, wieder Fuß zu fassen und in Chicago neu anzufangen - nicht ahnend, dass sie ausgerechnet hier ihre Vergangenheit einholt.

Der erste Band der mitreißenden CEO-Romance-Reihe der New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin S. Moose - für alle Leserinnen, die heiße und dramatische Geschichten lieben. Band 2: Chicago Bad Boss - Why it’s Real


Das sagen die Leserinnen und Leser in der Lesejury:

»Für mich war das Buch eine interessante Achterbahn der Gefühle, ganz vieler prickelnder Momente und einem unerwarteten Ende.« (Honigmond)

» Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich konnte es einfach nicht weglegen.« (GingerAle21)

»Emotional und mitreißend. Die Geschichte geht ans Herz.«

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Seitenzahl: 409

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Warnung

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Danksagung

Über die Autorinnen

Weitere Titel der Autorinnen

Impressum

 

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Über dieses Buch

Drew Powers ist auf dem Weg nach ganz oben. Bald soll er den Posten als CEO in einem erfolgreichen Unternehmen antreten. Für ihn zählen nur seine Karriere und sein kleiner Sohn – da haben Liebe und Beziehungen keinen Platz. Bis er auf die attraktive, aber verschlossene Reagan trifft. Er versucht alles, um die Gefühle zu ignorieren, die sie mit ihrer toughen Art in ihm entfacht. Doch schließlich können beide der unglaublichen Anziehung nicht mehr widerstehen.

Gerade als Reagan nach ihrem Studium richtig durchstarten will, zerstört eine einzige Nacht ihr ganzes Leben. Völlig verzweifelt und verletzt zieht sie sich vor der Welt zurück und schwört für immer den Männern ab. Erst nach Jahren schafft sie es, wieder Fuß zu fassen und in Chicago neu anzufangen – nicht ahnend, dass sie ausgerechnet hier ihre Vergangenheit einholt.

Aus dem Amerikanischen von Rabea Güttler

 

Dieser Roman behandelt ein heikles Thema. Auch wenn es nur kurz ist, werden die Ereignisse doch beschrieben. Unsere Reagan ist eine Kämpferin, sie ist eine Überlebende, und dies ist die Geschichte ihrer Heilung, die wir mit euch teilen wollen.

 

An die Überlebenden auf der ganzen Welt: Bleibt immer stark und verliert nicht den Glauben daran, dass es jemanden gibt, der euch helfen wird, den Sturm zu überstehen.

Für meine Lula – lass uns auf eine Achterbahnfahrt der Meinungsverschiedenheiten anstoßen, auf wahnsinnige Mengen an GIFs und Augenrollen, auf das Überarbeiten im betrunkenen Zustand und vor allem auf eine tolle Freundschaft. Ich kann unser nächstes Abenteuer kaum erwarten. – S. Moose

Auf lange Nächte, betrunkenes Überarbeiten und diesen riesigen Ozean in Illinois. Oh, Lulu, ich werde die Abenteuer meiner ersten Co-Writing-Erfahrung niemals vergessen. Wir haben das Ding gerockt! Lass es uns jetzt freilassen und unser Baby mit der Welt teilen. – C. A. Harms

Kapitel 1

REAGAN

»Da ist ja mein Kaffee-Mädchen! Hey, Coffee Girl!«

Ich drehe mich um und sehe Zane, einen meiner morgendlichen Stammkunden, mit zwei roten Plastikbechern und einem neckischen Lächeln auf meine beste Freundin Aimee und mich zukommen.

»Groß und schwarz«, scherze ich, lege eine Hand auf meine Hüfte und neige den Kopf zur Seite.

Er öffnet einladend die Arme, und ich lege einen Arm um seine Mitte. Er drückt mich fest an sich.

Zane war schon immer einer meiner Lieblingskunden. Wenn er morgens in den Laden kommt, ist er immer gut gelaunt, und jedes Mal hat er einen neuen Random-Fact für mich auf Lager. Letzte Woche habe ich zum Beispiel erfahren – während er sich eine Banane aus dem Obstkorb angelte –, dass Bananen gekrümmt sind, weil sie der Sonne entgegenwachsen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er in all den Monaten, in denen ich ihm schon Kaffee serviere, jemals schlecht gelaunt oder kurz angebunden war. Während ich unsere größte Tasse mit seinem schwarzen Röstkaffee und zwei Schuss Espresso fülle, reden wir über das Wetter, seine Arbeit, meine Arbeit und den Verlauf meines Semesters.

Er ist einer dieser Typen, bei denen es scheint, als wären sie wirklich an deinem Leben interessiert. Falls nicht, ist er zumindest gut darin, so zu tun.

»Was gibt’s Neues?«, fragt er mich jetzt.

»Nichts seit heute Morgen.« Ich lache und nehme den Becher mit dem roten Cocktail entgegen – eine sehr gefährliche, aber leckere Mische. »Was führt dich heute Abend hierher?«

»Du weißt ja, dass ich Teil dieser Bruderschaft war, oder?« Ich nicke. »Ich bin mit ein paar Freunden verabredet. Und ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass wir beide uns auch über den Weg laufen.«

»Was?« Meine Hände gehen zu meinen Wangen, um mein heftiges Erröten zu verbergen.

»Ich bin es nicht gewohnt, dich in einem anderen Outfit als deiner süßen Uniform zu sehen. Ich muss schon sagen, Coffee Girl, du siehst heute Abend richtig sexy aus.«

Er zwinkert mir zu und wirbelt mich herum, und ich kann nicht verhindern, dass die Leichtigkeit, die zwischen uns herrscht, mir ein Lachen entlockt.

Ich drehe mich um, schnappe mir Aimee und ziehe sie an meine Seite. »Das ist meine beste Freundin Aimee. Aimee, das ist Zane.«

Zane nimmt Aimees Hand und führt sie für einen Kuss an seine Lippen, bevor er sie wieder loslässt. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

»Gleichfalls.« Sie lacht. »Ich gehe mal dort rüber.« Aimee deutet mit dem Daumen über ihre Schulter und zwinkert mir zu. Ich wende mich wieder Zane zu und erwische ihn dabei, wie er meinen Körper anstarrt. Sofort erröte ich wieder. Mein Kleid lädt zwar nicht direkt zum Starren ein, aber es reicht, damit hier und da jemand den Kopf nach mir umdreht. Es ist nicht zu freizügig, aber doch recht kurz, und es schmiegt sich ein wenig enger an meine Kurven, als ich es gewohnt bin. Es ist vorne hoch geschnitten und hat dafür hinten einen tiefen V-Ausschnitt. Gott sei Dank benehmen sich die Mädchen heute Abend – unter diesem Kleid kann ich nämlich keinen BH tragen.

Aimee und ich haben den Trick mit dem Klebeband ausprobiert, um meine Brüste an Ort und Stelle zu halten, aber das endete in einer Katastrophe, und das Klebeband zu entfernen tat so weh, dass ich geschrien und mich tatsächlich gefragt habe, was schlimmer sei – das Abreißen des Klebebands oder Periodenkrämpfe.

Die Antwort? Ganz klar das Klebeband.

Zane legt mir seine Hand auf den Rücken. Unser Gespräch ist leicht und unbeschwert. Wir sind uns so nah, dass ich seinen waldigen Duft riechen kann und weiche Knie bekomme. Ich schaue auf und sehe, wie er wissend grinst.

Verdammt, bei ihm sieht sogar ein selbstgefälliges Grinsen heiß aus. Wirklich heiß.

Alles an ihm ist perfekt. Und das macht mich nervös. Nicht, weil ich nicht mit ihm reden oder in seiner Nähe sein möchte. Nervös in dem Sinne, dass ich befürchte, dass ich etwas Dummes sagen oder tun werde und er dann denkt, dass ich zu unreif bin im Vergleich zu einem so weltmännischen, coolen Typen wie ihm.

In der ganzen Zeit, seit ich ihm seinen Kaffee mache, hat er mich nie um ein Date gebeten oder den Versuch unternommen, meine Nummer zu bekommen, also bin ich unsicher, wie ich mit seinem plötzlichen Interesse umgehen soll. Ich brauche Aimee und ihre Weisheit.

Er beugt sich herunter, sodass seine Lippen mein Ohr streifen. »Du machst mich wahnsinnig«, raunt er mir zu. »Du bist so sexy.«

»Ach, hör schon auf.«

Er dreht mich um, sodass wir uns gegenüberstehen. »Ich werde nicht aufhören.« Er grinst. »Du schienst nie interessiert zu sein, wenn ich in den Coffeeshop gekommen bin. Ja, wir unterhalten uns, und du lachst über meine lahmarschigen Witze, aber das war’s auch schon. Ich mag selbstsicher wirken, aber glaub mir, das scheint nur so. Eine Zurückweisung durch eine schöne Frau würde mich nicht kaltlassen.«

»Ich hätte dich nicht zurückgewiesen.«

»Gut zu wissen.« Er drückt seine weichen Lippen auf meine Wange.

Wir stehen dicht beieinander, zusammengedrängt in der Ecke, und wenn ich den Kopf ein paar Zentimeter nach vorn bewegen würde, würden sich unsere Lippen berühren. Ich habe gemischte Gefühle, was das angeht, weiß nicht, ob ich diesen nächsten Schritt wagen soll. Ich möchte auf keinen Fall, dass er einen falschen Eindruck bekommt.

»Woran denkst du gerade?«, fragt er und reißt mich aus meinen Gedanken.

»Ach, an nichts.« Ich lache in dem Versuch, meine Anspannung zu lindern. »Wollen wir nach draußen gehen, zu Aimee und meinen Freunden? Das Lagerfeuer sieht nach Spaß aus.«

»Nein, lass uns hierbleiben. Erzähl mir mehr von dir.«

Bevor ich antworten kann, beginnt einer meiner Lieblingssongs zu spielen: »One Dance« von Drake. Ich nehme Zanes Hand und ziehe ihn zu der behelfsmäßigen Tanzfläche. Hier tanzen so viele Leute auf engstem Raum, dass sich alle gegenseitig anrempeln, aber niemanden kümmert es.

Zane und ich tanzen zu dem Lied, bewegen unsere Körper gemeinsam zu den Beats. Er umfasst meine Taille mit festem Griff, während ich mit den Fingern durch sein gewelltes dunkelbraunes Haar fahre. Er ist gut fünfzehn Zentimeter größer als ich, und seine muskulösen Arme sind nicht von dieser Welt.

Verdammt, der ganze Alkohol, den ich heute Abend getrunken habe, steigt mir zu Kopf. Ich drehe mich mit dem Rücken zu Zane und reibe mich an ihm, bewege mich langsam an seinem Körper auf und ab.

Verdammt, er ist ein wirklich guter Tänzer.

Ich spüre seine Erektion an meinem Rücken und unterdrücke ein Kichern. Meine Wangen fühlen sich heiß an. Beruhig dich! Ihr tanzt bloß und habt ein bisschen Spaß.Nur zwei Freunde, die sich entspannen, mehr nicht.

Aber ich kann nicht leugnen, dass wir auch ein wenig flirten.

Als das Lied endet, verlassen wir die Tanzfläche, und er zieht mich zu einem kleinen Sofa ganz hinten in der Ecke. Als er mich zu sich herunterzieht, werfe ich lachend den Kopf zurück und lande auf seinem Schoß. Drehe mich leicht, sodass ich ihm zugewandt bin. Seine dunklen schokoladenbraunen Augen sind unverwandt auf mich gerichtet. Ich fahre mit den Fingern durch sein welliges dunkelbraunes Haar, streiche sanft über die kräftigen Wangenknochen und dann an seinem markanten Kiefer entlang.

»Reagan! Zeit für ein paar Kurze!«

Ich lasse von ihm ab, stehe auf und treffe mich mit Aimee am Tresen, wo die Kurzen schon auf mich warten.

Nächste Woche machen wir unseren Abschluss und beginnen unser Leben als gebildete, kultivierte, karriereorientierte Erwachsene. Die meisten meiner Freunde feiern schon länger ausgelassen, aber ich habe bis vor zwei Tagen noch wie eine Verrückte für einen Haufen Prüfungen gebüffelt.

Ich kippe den Kurzen runter und winke ab, als jemand mir ein Bier anbietet, um den Geschmack des Jack Daniel’s zu mildern.

»Noch einen!«, rufe ich.

Ein namenloser süßer Kerl schenkt uns noch mal ein. Wir stoßen auf eine tolle Nacht an und kippen den Kurzen runter.

»Igitt.« Aimee verzieht das Gesicht. »Ich kann nicht glauben, dass du keinen Schluck Bier danach brauchst. Du bist doch verrückt!«

Ich zucke mit den Schultern und zwinkere ihr übertrieben zu. »Ist doch gar nicht so schlecht. Warum nicht ein bisschen das Leben genießen?«

Was für ein Abend! Hier mit meinen Freunden unseren baldigen Abschluss zu feiern – es gibt nichts Besseres als das. Nichts könnte diese Nacht für mich ruinieren, abgesehen vielleicht von dem Kater, der mich morgen sicherlich erwartet.

Ich nehme einen weiteren Becher, gieße Wodka über die Eiswürfel und gebe einen Spritzer Cranberrysaft hinein. Dann gehe ich wieder zu Zane hinüber. Wir sitzen in unserer kleinen Ecke, und plötzlich beugt er sich vor, um mich zu küssen. Ich drehe den Kopf weg, und seine Lippen landen auf meiner Wange.

»Oh wow, nicht so schnell.« Ich versuche, freundlich zu sein, aber nicht zu freundlich. Er soll nicht denken, dass ich heute Abend mit ihm nach Hause gehen werde.

»Ich kann nichts dafür. Du machst mich wahnsinnig«, sagt er und zieht mich enger an sich. »Also, sag mir, CG …«

»CG?«

»Coffee Girl, Süße. Ist doch klar.«

»Ja, klar.« Ich lache und trinke aus. »Was wolltest du fragen?«

»Was willst du machen, wenn du mit dem College fertig bist?«

»Ich habe einen Job in der Entwicklungsabteilung von Wesley und Gerber Financial bekommen. Ich fange in zwei Wochen an. Das heißt dann wohl, dass ich bald nicht mehr dein CG sein werde.«

»Vielleicht möchte ich, dass du mehr bist als nur mein CG.«

Ich schubse Zane leicht. »Ach, hör auf. Wir kennen uns doch kaum. Du bist ein toller Kerl, aber ich will mich auf meine Karriere konzentrieren. Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt, und an einen Mann gebunden zu sein ist das Letzte, was ich gerade will.«

»Schade.« Er zwinkert mir zu, und ich ignoriere, wie unangenehm fest sein Griff an meiner Hüfte wird. »Komm heute Abend mit zu mir, Süße. Gib mir eine Chance, deine Meinung zu ändern. Ich werde dir zeigen, was du verpasst.«

Eine Million Erwiderungen schießen mir durch den Kopf, aber keine davon kommt mir über die Lippen. Ich bin gewiss nicht prüde. Mich macht nicht nervös, was er vorschlägt. Es ist die Weise, wie er es vorschlägt. Als mache er das nicht zum ersten Mal und würde ein Nein ganz und gar nicht gern hören.

Die Vorstellung eines One-Night-Stands versetzt mich in höchste Alarmbereitschaft. Ich hatte zwar schön öfter Sex, aber bisher nur zwei feste Freunde, meine Erfahrung hält sich daher in Grenzen. Vielleicht denkt er, dass er so was vorschlagen kann, weil wir einen Großteil des Abends miteinander verbracht haben. Ich hingegen hatte gedacht, wir hätten einfach nur ein bisschen Spaß. Ich wollte ihm nichts vormachen, hatte nie vor, dass es über einen kleinen Flirt hinausgeht.

Ich entschuldige mich und sehe mich nach Aimee oder jemand anderem um, den ich kenne, damit ich nicht allein bin.

Zane hat das, was ich als harmloses Flirten empfunden habe, auf eine ganz andere Ebene gehoben. Plötzlich hat er eine unheimliche, besitzergreifende Art an sich, die ihm meiner Meinung nach nicht zusteht. Normalerweise kann ich Menschen gut einschätzen, und ich hätte nicht erwartet, dass es so kommen würde. Vielleicht liegt es am Alkohol, oder ich bin übervorsichtig, aber er hat die entspannte Atmosphäre in etwas Unangenehmes verwandelt. Ich will nicht unhöflich sein. Aber ich werde mir jetzt eine Freundin suchen und bis zum Ende der Nacht nicht von ihrer Seite weichen.

***

»Es ist schon spät. Lass mich dich nach Hause bringen.«

Ich drehe mich um und sehe Zane hinter mir. Es ist über zwei Stunden her, seit ich ihn habe stehen lassen, und obwohl ich seitdem nur Wasser getrunken habe, bin ich noch nicht wieder in der Lage, mich hinters Steuer zu setzen.

»Kannst du denn fahren?«, frage ich vorsichtig.

Sein Gesichtsausdruck ist viel entspannter als vorhin, und kurz komme ich mir dumm vor, weil ich ihn für übergriffig gehalten habe. Ich hatte zu viel getrunken, bestimmt rührte mein Unbehagen daher. Das hier ist schließlich Zane. Zane, mit dem ich fast täglich gesprochen und gescherzt habe. Mit dem sich mit der Zeit ein praktisch freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat.

»Natürlich.« Er lächelt. »Ich würde dich nicht in Gefahr bringen, CG.«

Ich nicke und folge ihm nach draußen. Der Akku meines Handys hat gerade den Geist aufgegeben, also sage ich einem der Mädchen aus Aimees Kurs, dass ich nach Hause aufbreche.

Wir steigen in Zanes Auto, und ich nenne ihm meine Adresse. Während der Fahrt unterhalten wir uns ganz zwanglos, und er erzählt mir mehr über seine Firma und seine Pläne für die nächsten Monate. Das exzessive Flirten hat er aufgegeben, und ich fühle mich direkt wohler. Er hat beide Hände am Lenkrad, sein Blick ist auf die Straße gerichtet. Wir erwähnen den Flirt auf der Party nicht, und er bittet mich auch nicht noch einmal, die Nacht mit ihm zu verbringen.

Diesen Zane mag ich – diesen unbekümmerten, freundlichen Typen. Ein krasser Gegensatz zu der Aufdringlichkeit von vorhin. Vielleicht bleiben wir ja in Kontakt, auch nachdem ich beim Coffeeshop aufgehört habe.

Ich habe nicht auf unsere Umgebung geachtet, aber als ich jetzt aus dem Fenster sehe, stelle ich fest, dass wir näher an der Innenstadt als am Campus sind.

»Äh, Zane? Der Campus ist in der anderen Richtung. Ich möchte jetzt wirklich gern nach Hause, bitte.«

»Es tut mir wirklich leid.« Er sieht besorgt aus. »Mein Mitbewohner hat mir eine Nachricht geschickt und gesagt, dass mit meinem Hund etwas nicht stimmt. Er klang richtig panisch. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ich würde gern schnell mal nach ihr sehen.«

»Oh. Ähm, okay.« Ich will nicht unhöflich sein und Nein sagen.

Meine Nervosität lässt nach, als er davon spricht, wie sehr er seine braune Labradorhündin Madden liebt.

»Madden?« Ich muss losprusten, presse eine Hand auf den Mund und krümme mich vor Lachen.

»Ja! Madden ist ein toller Name für einen Hund.«

»Sicher.«

Zane steigt aufs Gas. Er tut mir wirklich leid, der angespannte Ausdruck in seinem Gesicht macht mich traurig. Ein Hund ist fast wie ein eigenes Kind. Wenn es dem eigenen Hund nicht gut geht, muss man sofort nach Hause und sich um ihn kümmern. Das verstehe ich gut.

Der Wagen kommt zum Stehen, und Zane dreht sich zu mir um, während er sich abschnallt. »Würde es dir etwas ausmachen, mit reinzukommen? Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, und ich möchte dich ungern hier draußen allein lassen.«

»Du bist so süß. Ja, in Ordnung.«

Er geht ums Auto herum und öffnet mir die Beifahrertür. Im Wohnhaus nehmen wir den Aufzug zur fünften Etage, und er schließt die Tür zu seiner Wohnung auf und lässt mir den Vortritt, legt eine Hand auf meinen Rücken und führt mich hinein.

»Na, wo ist deine kleine Fellnase?« Ich sehe mich um.

Die Wohnung sieht sauber aus, und es ist ganz still. Es liegt kein Hundespielzeug herum, und ich sehe auch keinen Wasser- oder Futternapf. Kein Mitbewohner kommt aus einem der Zimmer, um uns zu begrüßen; soweit ich erkennen kann, lebt Zane allein.

Ein flaues Gefühl macht sich in meiner Magengrube breit. Meine Hände beginnen zu zittern, und mein Körper verkrampft sich. Angst breitet sich rasend schnell in mir aus, und ich bin wie erstarrt, unfähig, mich umzudrehen. Mein Atem beschleunigt sich, und auf meinem Brustkorb liegt plötzlich ein solcher Druck, als würde ihn ein Schraubstock umschließen. Ich bekomme kaum Luft.

Zane zieht mich an sich. »Entspann dich, Baby«, flüstert er. »Ich weiß, dass du es willst. Du hast dich mir den ganzen Abend lang an den Hals geworfen, hast deine kleinen Spielchen gespielt mit diesem süßen Körper.«

»Lass mich los!«, schreie ich panisch auf, während ich versuche, von ihm wegzukommen. »Ich wollte dir nicht den Eindruck … Ich will das nicht. Bitte lass mich einfach gehen, und ich werde niemandem davon erzählen. Ich schwöre es. Bitte, du musst das nicht tun.«

Trotz meines Protests lässt der feste Griff um meine Taille nicht nach. Ohne auf mein zittriges Gestammel einzugehen, zieht Zane mich zu seinem Schlafzimmer, stößt mich hinein und schlägt die Tür hinter uns zu. Meine Gedanken rasen. Wenn ich schreie, könnte er mich angreifen. Ich muss klug vorgehen und ihm einen Schritt voraus sein.

Ich stehe mitten in seinem Zimmer, daher ist nichts in Reichweite, mit dem ich mich verteidigen könnte. Das Herz schlägt wie wild in meiner Brust, und mein Atem beschleunigt sich noch mehr. Wenn ich mich ihm ein Knie in die Weichteile stoße, geht er vielleicht zu Boden, und ich kann entkommen.

Als wüsste er, was ich vorhabe, stürzt er sich auf mich, packt den Saum meines Kleides und reißt es mir vom Leib, so schnell, dass ich ihm weder ausweichen noch mich wehren kann.

Nur noch in meinem Slip vor ihm zu stehen, lähmt mich, und jeder Gedanke an Gegenwehr löst sich in nichts auf. Ich gebe mein Bestes, um meine Brüste zu bedecken, und sehe mich panisch nach irgendetwas um, das ich gegen ihn verwenden kann.

All das passiert so schnell, dass ich es gar nicht richtig begreife. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, was hier vor sich geht. Das muss ein grausamer Scherz sein. Zane würde mir das nicht antun.

Mein zerrissenes Kleid liegt auf dem Schlafzimmerboden zu unseren Füßen; ein trauriges Symbol für die ganze vertrackte Situation. In diesem Moment wird mir klar, dass er mir wehtun wird, wenn ich nicht bald etwas unternehme.

Es muss doch etwas geben, was ich tun kann! Ich bin ein verdammt kluges Mädchen, die Ideen kommen mir doch sonst so leicht.

Warum ist mein Kopf plötzlich so leer? Warum stehe ich hier, nur in meiner Unterhose, während er mich anstarrt und sich die Lippen leckt, als wollte er sich jeden Moment auf mich stürzen?

Warum?

Ich zittere unkontrolliert, als er mich fest an sich zieht. Er drückt seine Lippen auf meinen nackten Hals. Packt mit einer Hand grob meine Brust und drückt zu, und dann ziehen seine schwieligen Finger an der Brustwarze.

Ich schreie auf. »Bitte tu das nicht«, flehe ich ihn an. »Nein. Bitte. Hör auf.«

»Du sagst Nein,aber dein Körper sagt mir ja, mach weiter.« Der schroffe Klang seiner Stimme widert mich an.

Jede Stelle meiner Haut, die er berührt hat, brennt wie eine Explosion. Ich winde mich in seinem Griff, gebe alles, um aus diesem Albtraum zu entkommen.

»Halt die Klappe.« Er beißt mir fest in die Schulter, und ich schreie vor Schmerz auf.

Er wirft mich auf sein Bett, so wuchtig, dass ich von der Matratze abpralle und ein Stück hochhüpfe. Ich erhole mich rasch von dem Schock, krabble panisch zur Bettkante und stehe auf. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, aber er ist schneller als ich und schlägt zu. Als seine Faust meine Wange trifft und die Wucht des Schlags mich zurück aufs Bett schleudert, schreie ich wieder vor Schmerz auf. Mein Schädel dröhnt. Ich bedecke das Gesicht mit beiden Händen und drehe mich auf die Seite, um mich zu schützen.

»Sei nicht dumm«, zischt er, packt mich fest an beiden Armen und zieht mich in eine sitzende Position hoch.

»Lass mich los!«

Bevor er mich an den Handgelenken packen und festhalten kann, setzt mein Instinkt ein. Ich winkle ein Bein an und trete ihm in den Magen. Als er am Boden liegt, springe ich hastig auf und renne zur Tür. Doch bevor ich sie öffnen kann, reißt er mich zurück und schleudert mich gegen die Wand. Mein Hinterkopf schlägt hart auf, und ich sehe Sterne.

»Mach das nicht noch mal, Reagan«, warnt er mich. Presst den Unterarm gegen meine Kehle, während er mir mit der anderen Hand den Slip vom Körper reißt.

Aufstöhnend zucke ich zusammen. Und dann beschließe ich, mich nicht weiter zu wehren.

Es ist sinnlos.

Seine Finger dringen grob in mich ein, und ich schließe die Augen und wende das Gesicht ab, während mir Tränen über die Wangen laufen.

»Sieht so aus, als ob du es doch willst«, flüstert er und leckt mir über die Wange, bevor er mein Kinn umfasst und mich zwingt, ihn anzuschauen. »Du hast den ganzen Abend mit mir geflirtet und dich mir an den Hals geworfen. Ich weiß, dass du es auch willst, Süße. Kämpf nicht dagegen an.«

Ich lasse ihn gewähren.

Ich lasse ihn tun, was er will.

Er schiebt mir seine Finger in den Mund und zwingt mich, sie sauber zu lecken, und ich kann nur noch weinen und tun, was er will. Ich bin nicht mehr das starke, immer fröhliche, glückliche Mädchen.

Nein.

Mein Körper gehört mir nicht mehr. Es ist, als hätte ich auf Autopilot umgeschaltet. Es kümmert mich nicht länger, was er mir antut, und ich versuche nicht, ihn aufzuhalten.

Ich gebe auf.

Als er mich jetzt zu seinem Bett führt, ist er ein wenig sanfter. Er entledigt sich seiner Kleidung und starrt mich an. Ich liege da, schließe die Augen und stelle mir vor, ganz woanders zu sein, an einen Ort zu verschwinden, an dem ich nicht überwältigenden Schmerz und Scham verspüre.

Er dringt in mich ein und stößt hart zu, härter, als ich es gewohnt bin. Beißt mir wieder in die Schulter. Meine Schreie erregen ihn offenbar, und er stößt noch schneller und härter zu. Ich wimmere leise. Die Finger in meinem Haar vergraben, reißt er bei jedem Stoß daran. Ein brennender Schmerz wie von Messerstichen zerreißt meinen Körper. Alles ringsum verschwindet. Es ist still, bis auf das Geräusch seines Körpers, der auf meinen trifft.

Ich bin unter ihm und ganz schwach. Mein Körper gehört ihm, und er macht damit, was er will.

»Sieh mich an«, befiehlt er.

Ich öffne die Augen und starre in die Dunkelheit. Meine Augen haben sich noch nicht ganz an die Lichtverhältnisse angepasst, und mir ist schwindlig.

»Sag mir, dass du liebst, was ich mit dir mache.«

Ich wimmere wieder und drehe den Kopf zur Seite, aber er packt mich am Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen.

»Sag es!«, schreit er. Die Wut kehrt mit aller Macht zurück.

»Ich liebe es«, murmle ich, weil ich Angst habe, dass er mich wieder schlägt oder Schlimmeres, wenn ich mich weigere.

»Sag mir, dass ich der Beste bin, den du je hattest!«

»Du bist der Beste, den ich je hatte.«

Nach diesen letzten Worten wird alles, was ich kenne, alles, was ich liebe, kalt und dunkel. Ich sehe kein morgen. Ich kann nicht atmen.

Ich bin das Mädchen, das ein bisschen zu viel getrunken und mit einem Fremden geflirtet hat.

Ich bin das Mädchen, das eine Party nicht mit einem Mann hätte verlassen sollen, den sie nicht wirklich kannte.

Kapitel 2

DREW

»Schatz! Ich bin zu Hause!« Ich lege Autoschlüssel und Aktentasche auf den runden Glastisch in der Diele. Ich kann den Fernseher hören.

Als ich ins Wohnzimmer komme, stehen leere Teller und Schüsseln auf dem Couchtisch, Klamotten liegen auf dem Sofa, und an der Wand stapeln sich mehrere Körbe mit Wäsche.

Dawson liegt auf dem Boden und schläft, eine Schachtel Kekse und seinen Becher mit Saft neben sich. Ich hebe ihn rasch auf, und sofort vergräbt er das Gesicht an meiner Wange.

Was zum Teufel ist passiert, während ich arbeiten war?

Ich gehe in Dawsons Zimmer und lege ihn ins Bett, ziehe die leichte Decke über ihn und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn.

»Daddy«, murmelt er. »Ich hab dich lieb.«

»Ich hab dich auch lieb.«

So müde ich auch bin angesichts eines zehnstündigen Arbeitstags und des bevorstehenden Streits mit Jennifer, ich schiebe den Gedanken daran erst einmal beiseite und genieße diesen Moment mit meinem Sohn. Sehe ihm eine Weile dabei zu, wie er schläft.

Als Finanzvorstand eines hochrangigen Unternehmens stehe ich unter Dauerstrom. Zum Glück gehört die Firma meinen Eltern, sodass die Arbeitszeiten flexibel und überschaubar sind. Irgendwann in den nächsten Jahren werden sich meine Eltern zur Ruhe setzen und das Unternehmen an mich und meinen Cousin Remy übergeben.

Ich gehe rauf ins Schlafzimmer, wo Jennifer in Sport-BH und knappen Shorts auf unserem Bett liegt.

»Schatz.« Ich gebe mein Bestes, um mein Temperament zu zügeln.

Wie zum Teufel kann sie schlafen, während unser Sohn unten unbeaufsichtigt ist?

Sie will kein Kindermädchen im Haus haben und keine Hilfe einstellen, weil sie, wie sie mir ständig sagt, alles selbst schafft und nicht möchte, dass ich von jemandem in Versuchung geführt werde, der jünger und heißer ist als sie. Fast jeden Tag versichere ich ihr, dass ich sie und nur sie liebe. Ich würde nie etwas tun, das meine Familie gefährden und sie verletzen könnte.

Jennifer hat ihre Karriere als Modedesignerin aufgegeben, als sie mit Dawson schwanger wurde. Während der gesamten Schwangerschaft war sie glücklich und strahlte. Sie wachte jeden Morgen voller Energie und positiver Gedanken auf. Wir haben uns selten gestritten, und ihre Schwangerschaft verlief problemlos. Das waren die besten neun Monate unseres Lebens.

Als Dawson geboren wurde, waren Jennifer und ich glücklich, und unsere Familie war komplett. Dawson war ein unkompliziertes Baby. Er schlief die ganze Nacht durch und war selten quengelig. Aber als er zwei Monate alt war, veränderte sich Jennifer langsam. Sie schlief mehr und wollte Dawson nicht mehr in den Arm nehmen. Ich war mir nicht sicher, wie ich mit ihren Launen umgehen oder was ich tun sollte, bis ich sie zu einem ihrer Kontrolltermine bei ihrem Gynäkologen begleitete und hörte, wie sie ihn anlog, als er fragte, wie es ihr ging. Ich schaltete mich ein und erzählte ihrem Arzt die Wahrheit, und er schlug Jennifer vor, mit einem Therapeuten zu sprechen. Das hielt etwa eine Woche an, und als Dawson sieben Monate alt war, kam eine neue Seite von Jennifer zutage … und blieb.

»Schatz.« Ich schüttle sie ganz leicht.

Sie schlägt meine Hand weg. »Lass mich in Ruhe, Drew. Ich bin total fertig vom Training.«

»Training? Bist du etwa ins Fitnessstudio gegangen?«

»Ja. In meinem Fitnessstudio gibt es Kinderbetreuung, also habe ich Dawson dort gelassen und trainiert. Du warst es doch, der einen Trainer für mich angeheuert hat, du Arschloch.«

Ich reibe mir müde übers Gesicht. Es ist immer wieder die gleiche Diskussion. »Jennifer, du hast mich darum gebeten«, erinnere ich sie.

»Und du solltest mir sagen, dass ich keinen brauche und verdammt noch mal gut aussehe.«

»Das tu ich doch! Die ganze Zeit!«

Sie schüttelt lachend den Kopf und setzt sich auf. »Egal. Ich habe das neue Mädchen gesehen, das deine Mutter eingestellt hat. Brianna? Ha! Ich schätze, du magst deine Frauen jung und ohne Dehnungsstreifen.«

»Wovon zum Teufel sprichst du? Ich liebe dich, Schatz. Du bist die Einzige für mich.« Ich streiche ihr über die Arme und nehme dann ihr Gesicht zwischen die Hände. »Wie wär’s, wenn wir heute Abend ausgehen? Ich kann Dawson zu meinen Eltern bringen. Sie haben bestimmt nichts dagegen.«

Sie verengt die Augen. »Du weißt, wie streng meine Diät ist, und willst mit mir ausgehen? Bist du wahnsinnig? Versuchst du, meine Gesundheit zu sabotieren? Ich bin endlich da, wo ich hinwill. Ich bin dünn! Nicht mal in der Highschool war ich so schlank. Oh mein Gott! Du willst mich mästen!«

»Wie bitte?« Ich bin völlig verwirrt. »Ich möchte Zeit mit meiner wunderschönen Frau verbringen und sie ausführen, weil ich weiß, dass sie unter großem Stress steht.«

Bevor sie antworten kann, schreit Dawson nach mir, und ich gehe schnell zu ihm.

Er sitzt aufrecht im Bett, streckt die Arme aus und murmelt »Daddy«. Sobald er in meinen Armen liegt, schläft er wieder ein. Ich gehe in seinem Zimmer auf und ab, wiege ihn in meinen Armen und singe ihm leise ein Schlaflied. Nach ein paar Minuten erfüllt ein sachtes Schnarchen den Raum, und ich lege ihn sanft zurück ins Bett.

Ich kehre ins Schlafzimmer zurück. Jennifer ist in der Zwischenzeit aufgestanden und zieht sich gerade ihre Turnschuhe an.

»Wohin gehst du?«

»Zurück ins Fitnessstudio. Meinem Mann gefällt es nicht, wie ich aussehe. Aber keine Sorge, ich werde mir den Arsch aufreißen, und du wirst mich wieder lieben.«

»Was?«

»Wann hatten wir das letzte Mal Sex?«

Ich schließe die Augen und zähle langsam bis fünf. »Vor zwei Tagen.«

»Das ist nicht genug. Weißt du, wie viele Kerle es mir liebend gern zwei- oder dreimal am Tag besorgen würden?«

»Ich arbeite zehn Stunden am Tag und möchte Zeit mit dir und Dawson verbringen. Manchmal willst du keinen Sex, weil du dich nicht gut fühlst. Ich liebe dich. Alles an dir. Sex mit dir zu haben ist fantastisch. Mit dir zusammen zu sein ist fantastisch.«

Sie verdreht die Augen und stößt einen schweren Seufzer aus. »Wir sehen uns später.«

Ich lasse sie gehen und kehre in Dawsons Zimmer zurück, um mehr Zeit mit ihm zu verbringen.

So sehr es mich auch schmerzt, sie ziehen zu lassen, Dawson braucht mich ebenfalls. Soll sie ihren kleinen Wutanfall abreagieren – wenn sie nach Hause kommt, werde ich dafür sorgen, dass sie weiß, wie sehr ich sie liebe. Für den Moment schiebe ich den Streit mit Jennifer beiseite und konzentriere mich voll und ganz auf meinen Sohn.

Kapitel 3

REAGAN

»Du bist noch im Bett?«, fragt Aimee und ließ sich auf die Kante meiner Matratze plumpsen, wodurch sich das ganze Ding unter mir bewegt.

Ich drehe mich schnell auf die Seite und wende mich von ihr ab. Ich will nicht, dass sie die blauen Flecken sieht, die sich bereits in verschiedenen Schattierungen tiefviolett verfärben.

Sie redet weiter, aber ich höre nichts von dem, was sie sagt. Stattdessen starre ich weiter auf einen leeren Fleck an der Wand. Denselben leeren Fleck, den ich schon eine ganze Weile beobachte – keine Ahnung, wie lange genau. Ich frage mich, warum die Wände kahl sind. Warum sind die Wände weiß? Rein und unberührt. Ich fühle mich wie das genaue Gegenteil.

Langsam steigt mir die Galle in den Hals, und ich muss mich zwingen, ruhig zu bleiben.

Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass Aimee bei mir ist.

Zane ist nicht hier. Mir geht es gut. Mir geht es gut.

Er hat mich gestern Abend noch nach Hause gebracht und mich bis zur Wohnung begleitet. Ich sagte ihm, dass es mir gut ginge, und er küsste mich auf die Lippen. Ich ließ ihn gewähren und hatte immer noch das Gefühl, dass der ganze Abend ein einziger Albtraum sein müsse, aus dem ich bald erwachen würde. Aber so war es nicht. Das hier war die Realität.

Die Wohnung ist leer gewesen. Ich habe mich im Badezimmer ausgezogen, die Dusche aufgedreht und mich unter das kochend heiße Wasser gestellt. Den Luffa-Schwamm mit Duschgel eingeschäumt. Dann habe ich mich grob abgeschrubbt, so fest, wie ich konnte.

Es hat nicht geholfen. Ich kann ihn immer noch auf meiner Haut riechen, ihn immer noch spüren.

Ich blieb über eine Stunde unter der Dusche, in der Hoffnung, das Geschehene abzuwaschen und alles zu vergessen. Das Wasser strömte über mich hinweg, die Haut rötete sich immer stärker. Dampf füllte das Bad. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, war er da. Über mir. Ich hörte die Worte, die er mir ins Ohr geflüstert hatte.

Ich weinte so heftig, dass ich den Halt verlor und in der Wanne hinfiel. Rollte mich in Embryonalhaltung zusammen und wünschte, das Wasser würde die Wanne füllen und mich ertränken. Ich wollte, dass die Erinnerungen an das, was er getan hatte, aus meinem Gedächtnis verschwanden. Mehr als alles andere wollte ich, dass all das weggespült würde.

Jedes Stöhnen und das Echo seiner Hände auf mir hallten in meinem Kopf nach.

Die Misshandlung meines Körpers spielte sich wieder und wieder vor meinem geistigen Auge ab. Ein schrecklicher Albtraum auf Dauerschleife, und mit jeder Wiederholung zerstörte er das Mädchen, das ich vorher gewesen war, ein wenig mehr.

»Ich dachte, wir wollten heute einkaufen gehen.« Aimee legt eine Hand auf meine Hüfte und schüttelt mich spielerisch.

Ich versuche vergeblich, meine Reaktion auf ihre Berührung zu verbergen, die Art, wie sich sämtliche Muskeln anspannen und mein ganzer Körper in den Verteidigungsmodus übergeht. Mir dreht sich der Magen um, und Speichel sammelt sich in meinem Mund, als mich die Erkenntnis trifft, wie sehr Zane mich verändert hat. Mir wird übel, und obwohl ich versuche, dagegen anzukämpfen, verliere ich auch diesen Kampf.

Hastig springe ich auf, renne ins Bad und schaffe es kaum bis zur Toilette, bevor ich anfange zu husten und zu keuchen. Ich umklammere den Rand der Keramikschüssel, während sich mein Magen anspannt und ich zu würgen beginne.

»Ach du Scheiße.« Aimee ist mir ins Bad gefolgt, ihre Stimme klingt besorgt. »Ich dachte, du hättest nach unseren Kurzen aufgehört. Du trinkst doch nie so viel.«

»Ja, ich muss wohl den Überblick verloren haben.«

Plötzlich keucht Aimee auf. »Was zum Teufel ist mit deinem Gesicht passiert? O mein Gott, Reagan, was zur Hölle ist hier los?«

»Du weißt doch, was für ein Tollpatsch ich bin.« Ich lache und stehe zittrig auf. »Ich war gestern Abend viel zu betrunken und bin auf der Treppe gestolpert und mit dem Gesicht voraus gelandet. Es ist wirklich nichts. Mach dir keine Sorgen. Ich decke es einfach mit einem Pfund Make-up ab.«

Aimee sieht mich an, als ob sie mir nicht glauben würde, bohrt aber nicht weiter.

Ich reibe fest über die Stelle, an der er mich in die Schulter gebissen hat. Ich muss die Erinnerung an letzte Nacht loswerden. Verzweiflung zerrt an mir, der Wunsch, all das einfach zu vergessen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn, und sein Grinsen frisst sich in mich hinein. Ich kann nichts tun, um ihn und die Ereignisse der letzten Nacht aus meinem Kopf zu verbannen.

»Bitte«, flüstere ich unwillkürlich, während ich immer wieder dieselbe Stelle reibe, reibe, reibe …

Die quälenden Schmerzen, die es verursacht, stören mich nicht. Ich begrüße sie sogar. Zum ersten Mal spüre ich nicht mehr das Echo seiner Stoppeln, die über meine Haut kratzen, oder sein unwillkommenes Eindringen.

»Reagan, hör auf.« Aimee ergreift meine Hand, und ich kann einen Schrei nicht zurückhalten.

»Nein.« Ich entreiße ihr meine Hand und weiche bis zur gegenüberliegenden Wand zurück. »Nein«, wiederhole ich verzweifelt und hebe die Hand wieder zu der gleichen Stelle an meiner Schulter. Ich kneife hinein und beginne wieder zu reiben.

»Was ist los?«, will Aimee besorgt wissen. »Du machst mir Angst, Reagan. Bitte rede mit mir. Sag mir, was los ist.«

Das kann ich nicht. Ich bin nicht stark genug. Sein Gesicht schwirrt in meinem Kopf herum und zieht mich tiefer in ein dunkles Loch. Es ist schon schlimm genug, dass mein Verstand mich nicht vergessen lässt. Die Worte, die beschreiben, was er mir angetan hat, werde ich nie aussprechen.

Ich blinzle mehrere Male und starre auf die Badezimmerfliesen.

»Reagan, bitte rede mit mir. Was auch immer es ist, ich bin für dich da.«

Ich schüttle krampfhaft den Kopf und hebe eine Hand, um sie zum Schweigen aufzufordern. Ich kriege nur am Rande mit, wie sie niedergeschlagen die Schultern sinken lässt.

»Reagan«, sagt sie in einem letzten Versuch, mich zu erreichen. »Ich gehe ins Wohnzimmer. Wann immer du bereit bist zu reden, komm aus dem Bad. Dann reden wir.«

Ich nicke nicht und antworte auch nicht. Ihre Schritte verklingen, und ich blicke auf. Ich bin allein mit den Dämonen in meinem Kopf. Allein in der Dunkelheit, die mich verzehrt.

Es gibt nichts, was diesen Schmerz in mir lindern könnte. Ich bin nicht einmal sicher, ob die Zeit ihn heilen kann. Es ist ein zutiefst entsetzlicher Schmerz, der so tief geht, dass er mitten in die Seele blutet und Teil dessen wird, was man ist.

***

In den folgenden Tagen befinde ich mich in einem zombieartigen Zustand.

Ich gehe nicht mehr in den Coffeeshop. Ich habe mir die enttäuschten Sprachnachrichten von Carla, meiner Managerin, zwar angehört, sie aber nicht zurückgerufen.

Aimee kommt jede Nacht in mein Schlafzimmer, aufgeschreckt durch meine Schreie, wenn ich aus Albträumen erwache und mich daran erinnere, was Zane mit mir gemacht hat. Jedes Mal sitzt sie an meiner Seite und ist einfach da. Schließlich gebe ich die Hoffnung auf, dass ich meinen Schmerz mit ihr teilen und alles wieder normal werden könnte.

Aimee versucht alles Mögliche, um mich dazu zu bringen, mein Zimmer zu verlassen. Ich weiß, dass sie eine gute Freundin ist und nur will, dass ich glücklich bin und etwas mit ihr unternehme. Manchmal fühle ich mich schrecklich, weil ich sie ständig zurückweise, aber die Angst lähmt mich.

Nur in meinem Zimmer, eingemummelt in meine Decken, fühle ich mich sicher.

Aber nachts hängt die Angst wie eine dunkle Wolke über mir und wartet darauf, in meinen Geist einzudringen und ihn mit Zane zu füllen.

Irgendwann hört Aimee auf, mich einzuladen, und lässt mich in Ruhe.

Jetzt bin ich immer allein. Ich mache nichts anderes, als aufzuwachen, zu duschen, fernzusehen, zu lesen und zu schlafen oder es zumindest zu versuchen. Nach außen hin mag es so aussehen, als sei ich noch dieselbe, aber innerlich stürze ich immer tiefer in ein endloses, dunkles Höllenloch, aus dem ich mich nie wieder herauskämpfen werde.

Heute ist unsere Abschlussfeier, aber ich kann mich nicht dazu bringen, mich über meinen Erfolg zu freuen. Es erscheint alles sinnlos, als hätte ich kein Ziel mehr.

Ich stehe in Unterwäsche vor dem Spiegel und starre das Kleid an, das mir meine Mutter letzten Monat gekauft hat. Es sollte mir Freude bereiten. Es sollte mich zum Lächeln bringen.

Ich habe die passenden Schuhe, Ohrringe und die passende Halskette dazu – ebenfalls Geschenke meiner Mutter. Sie musste Überstunden im Diner und in der Bank machen, um genug Geld dafür zu sparen.

Ein Stich des Bedauerns durchfährt mich. Meine Mutter hat sich heute freigenommen, damit sie dabei sein kann, wenn ich mein Diplom überreicht bekomme, aber ich werde nicht dort sein. Sie wird mich nie über die Bühne gehen sehen. Wir werden keine gemeinsamen Fotos machen oder meine Leistungen feiern.

Aimee ist vor ein paar Stunden aufgebrochen. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich etwas verspäte und sie dort treffen würde. Seit dreißig Minuten gibt mein Telefon keine Ruhe mehr. Die Abschlussfeier beginnt in einer halben Stunde. Ich setze mich auf den Boden und drücke die Knie an die Brust. Die Tränen sind getrocknet, aber mein Keuchen schüttelt mich immer noch durch. Ich bin nicht sicher, was ich tun soll. Ich kann das weder meiner Mutter noch sonst jemandem erzählen. Zane ist reich, und vor Gericht würde er mich vernichten. Ich habe genug Krimis gesehen, um zu wissen, dass seine skrupellosen Anwälte in meiner Vergangenheit herumwühlen und mich am Ende als jemanden hinstellen würden, der Geld aus Zane herauspressen will. Er wird damit durchkommen. Ich bleibe voller Hoffnungslosigkeit zurück. Ich werde nie Gerechtigkeit erfahren.

Boston ist nicht der richtige Ort für mich. Obwohl ich mein ganzes Leben hier verbracht habe, weiß ich tief im Innern, dass es nicht mehr mein Zuhause ist und es auch nie wieder sein wird.

Ich stehe auf und ziehe eine Yogahose und ein T-Shirt an, bevor ich Koffer und Reisetaschen aus dem Schrank hole und so viel einpacke, wie ich kann. In meinem Portemonnaie sind etwa dreihundert Dollar, die ich Aimee für die Miete auf den Küchentresen lege. Ich schreibe ihr keinen Zettel und erkläre mich auch nicht auf andere Weise. Wenn ich erst mal woanders angekommen bin, werde ich mir ein neues Bett und andere Möbelstücke besorgen.

Mein Handy summt schon wieder, und ich sehe mir die eingegangene Nachricht an.

Mama: Schatz, ist alles in Ordnung? Ich kann dich nirgends sehen.

Ich weiß, ich sollte ihr antworten und ihr sagen, dass ich nicht da sein werde. Vielleicht kann sie noch rechtzeitig im Diner sein, um die Abendschicht zu übernehmen.

Meine Finger schweben über den Buchstaben auf dem Display. Ich atme tief durch und hoffe, dass sie das nicht umbringt.

Ich: Ich bin nicht da. Es tut mir leid, dass ich nicht die Tochter sein kann, die du dir wünschst. Es tut mir leid, dass ich deine Zeit verschwendet habe. Hoffentlich kannst du noch die Abendschicht übernehmen. Wenn ich einen neuen Job gefunden habe, schicke ich dir etwas Geld. Ich liebe dich so sehr, Mom. Aber ich muss weg. Ich muss ein neues Leben außerhalb von Boston beginnen. Ich weiß noch nicht, wohin ich gehen werde, aber mach dir bitte keine Sorgen. Es wird alles gut. Ich liebe dich so sehr.

Nachdem ich auf Senden gedrückt habe, schalte ich mein Handy aus und verlasse die Wohnung, die ich mit Aimee geteilt habe, ohne mich noch einmal umzusehen.

Kapitel 4

REAGAN

DREI JAHRE SPÄTER

Chicago wird niemals langweilig. Ich könnte jeden Abend ein neues Restaurant besuchen oder eine neue Show sehen und würde doch immer wieder etwas Neues entdecken. Nachts fühlt es sich für mich wie eine völlig neue Welt an. Die Lichter schimmern meilenweit über den Michigansee, und es ist fast magisch. Zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich mich in Ruhe hinsetzen und mich auf die Schönheit dessen konzentrieren, was ich sehe, ohne dass die Dunkelheit alles zu überschatten droht. Ich liebe es, ein Teil von etwas so Großem zu sein. Es ist die beste Art Abenteuer mit unendlich vielen Möglichkeiten.

Manchmal vermisse ich mein altes Leben in Boston, vor allem meine Mutter, aber ich bin dankbar, dass ich Aimee hier bei mir habe. Sie ist mein Rettungsanker, mein Motivator und die beste Freundin, die man sich wünschen kann. Ich habe sie noch immer nicht in das eingeweiht, was in jener Nacht vor drei Jahren geschehen ist, aber ich glaube, dass sie meinen Schmerz erahnt. Sie fragt nicht mehr danach. Sie akzeptiert, dass ich das für mich behalten muss.

Nachdem ich Boston verlassen hatte, bin ich mit dem Bus nach Atlanta gefahren, fand schnell einen Job in einem Diner und mietete das Zimmer nebenan, gemeinsam mit zwei anderen Frauen. Von da an war es eine Abwärtsspirale, bis ich einen absoluten Tiefpunkt erreichte. Ich ließ diesen kranken Scheißkerl gewinnen. Er hatte mir nicht nur das Gefühl der Sicherheit genommen, sondern auch mein Leben. Ich isolierte mich und weigerte mich, auszugehen und Leute zu treffen. Meine Mitbewohner hielten mich für seltsam, aber sie ließen mich in Ruhe. Ich schottete mich ab und verließ die Wohnung nur, um zur Arbeit zu gehen. Und ich achtete immer sehr auf meine Sicherheit. Wenn ich Spätschicht machte, bat ich danach um eine Begleitung zu meinem Auto. Meine Kollegen im Diner versuchten, mich in ihre Aktivitäten mit einzubeziehen, aber ich stieß sie weg. Ich verlor mich völlig in den Erinnerungen an jene Nacht, sie verzehrten mich. Alles, was ich tat, jede meiner Entscheidungen ließ sich auf diese Nacht zurückführen.

Ich blieb eine Zeit lang in Atlanta, fühlte mich aber unwohl, also packte ich meine Siebensachen und fuhr nach South Carolina. Ich lebte eine Woche lang in meinem Auto. Jede Nacht, wenn ich die Augen schloss, sah ich ihn. Spürte ihn. Eines Nachts weckte ich eine Frau und ihre Tochter durch meine Schreie auf. Die Frau blickte mich an, sah die Angst in meinen Augen und erzählte mir von einem Frauenhaus in der Nähe. Am nächsten Morgen meldete ich mich dort an und bekam die Hilfe, die ich so dringend brauchte.

Nach fast einem Jahr landete ich schließlich in Chicago. In der ersten Woche erkundete ich die Stadt. Unternahm lange Spaziergänge am Lake Michigan und beobachtete den Sonnenaufgang am Navy Pier. Es war wirklich wunderschön, wie die vielen Boote in der vom Wasser reflektierten Sonne leuchteten.

Ich saß in kleinen Cafés und trank Kaffee, während ich die Zehen im Sand vergrub. Zum ersten Mal seit jenem Abend fühlte ich mich sicher. Ich hatte das Gefühl, dass Chicago mein Neuanfang war.

Meine Mutter und ich reden oft miteinander. Es hilft, den Schmerz zu lindern, den ich empfinde, weil ich durch den Umzug nicht mehr in ihrer Nähe sein kann. Sie ist nicht glücklich darüber, dass ich so weit weg bin, aber ich glaube, sie beginnt zu verstehen, dass ich einen Neuanfang brauchte. Obwohl sie nichts Genaueres über jene Nacht weiß, respektiert sie meine Privatsphäre und meine Entscheidungen. Dafür liebe ich sie sehr. Sie hat mich immer unterstützt, und das hat sich auch jetzt nicht geändert, obwohl uns Tausende von Meilen trennen.

Es ist ein wunderschöner Samstagmorgen, und ich genieße die leichte Brise, die vom Wasser um den Pier herüberweht. Ich habe genau hier schon so oft gesessen, dass es mir vorkommt, als würde ich schon mein ganzes Leben lang herkommen. Es wird nie langweilig, hier zu sein – mit Blick auf das Wasser, während ich einen Milchkaffee schlürfe und die neueste Ausgabe eines beliebigen Klatschmagazins lese.

So viele Menschen wuseln um mich herum, eilen von A nach B, völlig verloren in ihrer Eile. Keiner nimmt sich die Zeit, innezuhalten und die Aussicht zu genießen, Freude an kleinen Details zu empfinden. Ich schon. Ich entdecke die Schönheit in allem, selbst wenn ich es schon eine Million Mal gesehen habe. Jeder Tag ist ein ganz neuer Tag.

Ich lese gerade einen Artikel zu Ende, als mein Handy auf dem Tisch summt. Es ist eine Nachricht von Aimee.

Aimee: Magst du mir einen Espresso mitbringen, allerbeste Freundin?

Ich: Natürlich. Brauchst du sonst noch etwas?

Aimee: Nein. Aber lass uns heute Abend essen gehen.

Ich: Okay. Klingt gut. Ich bin bald zu Hause.

Aimee: Okay. Viel Spaß!

Ich: Danke!

Ich lege das Handy wieder auf den Tisch und sehe mich im Café um. Jeder scheint mit sich selbst beschäftigt zu sein.

Menschenmengen machen mich manchmal nervös. Ich ziehe es vor, unsichtbar zu sein und keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Die strahlende Sonne wärmt meine Schultern, während ich mich von den anderen Gästen fernhalte und meine Einsamkeit genieße. Ich habe eine solide Mauer um mich herum aufgebaut, so dick und undurchdringlich, dass ich manchmal glaube, ich mache den Leuten Angst. Ich bin nicht mehr das süße, zugängliche Mädchen mit einem Lächeln, das den Raum erhellt. Ich bin kalt und distanziert, und damit kann ich gut leben.

So fühle ich mich sicherer. Ich bin immer auf der Hut.