Christnacht - Valerie le Fiery - kostenlos E-Book

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Valerie le Fiery

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Beschreibung

Christnacht - das sind zwei besinnliche Weihnachtsgeschichten. Gehen Sie mit einem hölzernen Engel auf die Reise durch die Generationen einer Familie und schwelgen Sie mit dieser in Erinnerungen. Anschließend besuchen Sie ein bayrisches Dorf, in dem einem kleinen Jungen unverhofft ein Wunsch erfüllt wird, womit niemand mehr gerechnet hätte. Weihnachten - das ist die Zeit der Liebe. ******************** Der Buchinhalt umfasst ca. 3.100 Wörter

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Valerie le Fiery, Frank Böhm

Christnacht

Besinnliches zum Fest

Sämtliche Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind somit rein zufällig und nicht beabsichtigt.BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Der goldene Weihnachtsengel

***Weihnachten 1925***

 

Vorsichtig stellt der junge Mann namens Wilhelm die kleine goldene Weihnachtsfigur vor sich auf den Tisch. Tagelang hat er daran geschnitzt, gefeilt, geglättet, geschmirgelt und lackiert. Jetzt endlich ist er fertig – sein Engel, den er für seine Frau Emma und seine neugeborene Tochter Johanna gefertigt hat. Morgen ist Heiligabend und der Verdienst, den er als kleiner Tischler nach Hause bringt, ist so gering, dass er seinen Lieben keine teuren Geschenke machen kann, aber schnitzen, darin ist er Meister.

 

Liebevoll streichen seine schwieligen Hände über den Faltenwurf des Kleides und die Flügel. Innen ist die kleine Figur hohl, so kann man sie bei Bedarf auch auf die Spitze eines Tannenbaums stecken. In diesem Jahr jedoch wird sie jedoch lediglich den Tisch schmücken, wenn sie ihr karges Weihnachtsmahl verzehren – zum Klang der Glocken von St. Marien. Seufzend hüllt er den Engel in ein Stück Seidenpapier und verstaut ihn in seiner Joppe, bevor er sich auf den langen Marsch nach Hause macht.

 

***Weihnachten 1945***

 

Obwohl es Heiligabend ist, steht kein Weihnachtsbaum im Zimmer, in dem Emma und ihre Tochter Johanna eng zusammengekuschelt und zitternd auf dem Bett sitzen. Aus der Ferne klingen Glocken zu ihnen, denn Fensterscheiben hat die Notbehausung, in der sie untergekommen sind, nicht, nur ein paar Pappen sind notdürftig vor die Öffnungen geklebt. Traurig halten sich die beiden Frauen gegenseitig fest, geben sich so Halt und Wärme. Wo mag der Mann, der Vater wohl an diesem Tag stecken?

 

Schon 1940 hatte man ihn zu den Soldaten beordert und an die Front geschickt. Sein kleiner Einmannbetrieb hatte gerade angefangen, die kleine Familie einigermaßen zu ernähren, als der Krieg ausbrach. Zum Leidwesen des jungen Paares war ihnen weiterer Kindersegen versagt geblieben, so liebten sie ihr Mädchen umso mehr und schmiedeten große Pläne für sie. Bis dann der Einberufungsbescheid kam. Wilhelm war erst an die Westfront abkommandiert worden, bekam nach dem Waffenstillstand mit Frankreich einmal Heimaturlaub, danach wurde er gen Osten geschickt. Das letzte Lebenszeichen erhielt Johanna 1944 aus der Nähe von Leningrad, danach kam nichts mehr. Ob der Mann und Vater noch am Leben oder in Gefangenschaft geraten war, sie wussten es nicht. Sie selbst hatten in den letzten Kriegstagen noch fliehen müssen, als das Grollen der Kanonen immer näher rückte und es nur noch einen Ausweg gab, den nach Westen. Nur wenig hatten sie einpacken können und dürfen, aber der Engel musste mit. Er war ihnen wertvoller als Gold. Solange er existierte, gab es Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem so schmerzlich vermissten Menschen.

 

Als einziger weihnachtlicher Schmuck steht er auf dem wackeligen Tisch – neben den Tellern mit der dünnen Brotsuppe, die ihnen als Festmahl dienen muss.

 

***Weihnachten 1965***

 

Liebevoll hält Johanna den kleinen Engel in der Hand. An den Ecken ist er ein wenig abgeschabt, aber um nichts auf der Welt würde sie ein Weihnachtsfest ohne ihn verbringen mögen. Seufzend denkt sie an ihre Heimat, von der sie doch so fern ist.