Clashing Hearts: Das Licht in unseren Schatten - A. Kuralie - E-Book
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Clashing Hearts: Das Licht in unseren Schatten E-Book

A. Kuralie

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Beschreibung

Geliebter Feind – wo Schatten ist, gibt es auch Licht. Eine düster-romantische Bad Boy-Lovestory gegen alle Vorurteile für Mädchen und junge Frauen »Das Zimmer war überhaupt nicht so kahl wie angenommen. Es enthielt Leben und Vergangenheit; nur eben nicht auf den ersten Blick. ›Es ist wie Alexej‹, schoss es mir durch den Kopf. Unpersönlich, doch wenn man genauer hinschaute, voller unerwarteter Details.« Dina hat alles, was man sich wünschen kann. Sie ist eine Musterschülerin und mit dem reichen Simon zusammen, dem sie blind vertrauen würde. Ihr russischer Mitschüler Alexej ist ein Schläger, bekannt als kaltblütig und eigen, und nach einem zufällig belauschten Gespräch ist Dina sicher: Er ist ihr Feind! Doch als sie ausgerechnet mit ihm in der Schule eingesperrt wird, kommen plötzlich Fragen auf, deren Antworten sich nicht so einfach finden lassen. Dina begibt sich auf die Suche und sieht sich dabei zum ersten Mal in ihrem Leben mit Herausforderungen konfrontiert, die sie nicht nur ihr Image als ein braves Mädchen und all ihren Mut kosten könnten – sondern auch ihr Herz. Wattpad verbindet eine Gemeinschaft von rund 90 Millionen Leser:innen und Autor:innen durch die Macht der Geschichte und ist damit weltweit die größte Social Reading-Plattform. Bei Wattpad@Piper erscheinen nun die größten Erfolge in überarbeiteter Version als Buch und als E-Book: Stoffe, die bereits hunderttausende von Leser:innen begeistert haben, durch ihren besonderen Stil beeindrucken und sich mit den Themen beschäftigen, die junge Leser:innen wirklich bewegen! »Das Buch hat so vieles in sich. Drama, Spannung, voll Mut und auch mit Humor. Ich bin eigentlich immer noch sprachlos was hier alles geboten wurde und wie die Geschichte aufgebaut war.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Nichts was ich schreiben könnt, würde dem Buch gerecht werden. Ich liebe es!« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Eine absolut gelungene und tiefgründige Lovestory, die von mir eine ganz klare Leseempfehlung bekommt!« ((Leserstimme auf Netgalley)) 

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Bei »Das Licht in unseren Schatten« handelt es sich um eine bearbeitete Version des auf Wattpad.com von Kuralie ab 2015 unter dem Titel »Geliebter Feind« veröffentlichten Textes.

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, schreiben Sie uns unter Nennung des Titels »Das Licht in unseren Schatten« an [email protected], und wir empfehlen Ihnen gerne vergleichbare Bücher.

© Piper Verlag GmbH, München 2022

Redaktion: Christiane Geldmacher

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: Emily Bähr, www.emilybaehr.de

Covermotiv: Shutterstock.com (coldsun777); Freepik (janniwet; starline; rawpixel.com)

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Für die Sonne aller Sonnen

Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Kapitel 1 – Ein heimliches Gespräch

Kapitel 2 – Die Sache mit der Spinne

Kapitel 3 – Gefangen mit dem Feind

Kapitel 4 – Gemeinsam allein

Kapitel 5 – Niemand

Kapitel 6 – Simons Panik

Kapitel 7 – Es war einmal

Kapitel 8 – Die Saat des Zweifels

Kapitel 9 – Allein zu viert

Kapitel 10 – Ein kolossaler Irrtum

Kapitel 11 – Ein verdächtiger Wandel

Kapitel 12 – Schmutzige Spielchen

Kapitel 13 – Geister der Vergangenheit

Kapitel 14 – Bittersüße Übelkeiten

Kapitel 15 – Wer nicht mehr irrt

Kapitel 16 – Eine klatschnasse Rettungsaktion

Kapitel 17 – Wer im Glashaus sitzt

Kapitel 18 – Böse Blicke

Kapitel 19 – Das letzte Teil des Puzzles

Kapitel 20 – Es war einmal die Wahrheit

Kapitel 21 – Hinter der Fassade

Kapitel 22 – Steine und Wege

Kapitel 23 – Auf dünnem Eis

Kapitel 24 – Eiskalt erwischt

Kapitel 25 – Auf den zweiten Blick

Kapitel 26 – Der Deal

Kapitel 27 – Schritt für Schritt

Kapitel 28 – Simons Plan

Kapitel 29 – Ein Flüstern um Mitternacht

Kapitel 30 – Sonnenschein um Mitternacht

Kapitel 31 – Die Herausforderung

Kapitel 32 – Genug ist genug

Kapitel 33 – Glück im Spiel

Kapitel 34 – Was lange währt

Epilog

Wie es weitergeht

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Kapitel 1 – Ein heimliches Gespräch

Manchmal gibt es Momente im Leben, die ganz und gar keinen Sinn ergeben.

Sie sind wie die Matheaufgaben, die, vom Lehrer erklärt, so logisch lösbar wirkten, aber nun zu Hause, allein im Zimmer, ein völliges Mysterium geworden sind. In einem Augenblick scheint man zu begreifen, worum es geht, im anderen ist da plötzlich dieses Detail, das nicht ins Gefüge passt. Und am Ende ist man komplett verwirrt, was das große Ganze angeht.

So ungefähr fühlte ich mich gerade und leider saß ich weder in meinem Zimmer noch brütete ich über Hausaufgaben.

Ich hatte nicht geplant, mich im Jungsklo einzuschließen.

Eigentlich war ich nur über die Flure der Schule geschlendert, auf der Suche nach meinem Freund. Aber als die Tür zur Toilette aufging und ich einen kurzen Blick riskieren wollte, da hatte mich jemand im Gedränge auf dem Flur geschubst … und drin war ich.

Jeder andere hätte sich direkt wieder umgedreht und wäre hinausmarschiert, aber ich stand nur da und riss die Augen auf. Aus dem Gang drang gedämpftes Gelächter zu mir durch und für einen Moment wusste ich gar nicht, was ich nun tun sollte. Doch noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte ich, wie jemand die Klospülung betätigte. Und als plötzlich die Klinke hinter mir gedrückt wurde, da war ich in meiner Panik schnell in eine der Kabinen gehuscht.

Es wäre mir furchtbar peinlich gewesen, von einer Horde Jungs in der falschen Toilette entdeckt zu werden. Ich bekam in solchen Situationen kaum ein Wort hinaus und fing an zu stottern. Ich wollte schon vor Scham im Boden versinken, wenn ich nur daran dachte, was die Leute hier für Geschichten erzählen würden, wenn ich mit hochrotem Kopf aus der Jungstoilette rennen würde.

Wenn eines an dieser Schule nämlich einwandfrei funktionierte, dann war es die Gerüchteküche. Ich hatte also hier drin gewartet, bis es wieder leer geworden war, aber gerade als ich das Klo verlassen wollte, da klappte die Tür erneut und einen Moment später vernahm ich die vertraute Stimme meines Freundes.

Ich wollte schon erleichtert aufatmen, aber noch bevor ich die Kabine verlassen konnte, fiel mir auf, dass er nicht alleine war. Mein Freund sprach mit jemandem und ich runzelte die Stirn, als er eine abfällige Bemerkung machte.

Ich hielt inne und überlegte, ob ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte, aber dann sagte er auf einmal etwas, das mich stutzig machte.

»Du wirst dich aus meinen Angelegenheiten raushalten.«

Ein dumpfes Geräusch erklang, als hätte er mit der Faust auf das Waschbecken geschlagen. Seine Stimme klang gepresst, aber es schwang auch eine leise Furcht darin mit. Und das war es letztlich, was mich zu der Entscheidung brachte, abzuwarten. Mit der Hand noch an der Klinke, das Klo bereits aufgeschlossen, hielt ich die Luft an und spitzte die Ohren.

»Was willst du tun, wenn nicht?«, fragte eine deutlich ruhigere und sehr viel tiefere Stimme.

Beim Klang dieser Worte rieselte es mir kalt den Rücken hinunter, denn ich erkannte sofort die Stimme von Alexej Morosow, dem wohl übelsten Menschen, den man hier auf der Schule finden konnte. Sollte es an irgendeiner Stelle ein Problem geben, dann fand man den Russen garantiert irgendwo mittendrin.

Erst vor ein paar Tagen hatte es auf dem Pausenhof eine große Schlägerei gegeben und nachdem die Lehrer den ganzen Pulk getrennt hatten, fand man natürlich niemand geringeren als Alexej selbst im Zentrum, einen jüngeren Schüler im Schwitzkasten.

Ich wunderte mich einen Moment darüber, weshalb Alexej heute überhaupt hier war. Eigentlich hätte er für das Anstiften einer Prügelei ein paar Tage suspendiert sein sollen.

Die Tür wurde erneut aufgestoßen und das Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Sofort wurde es still im Raum und ich schluckte, weil mir auf einmal bewusst wurde, dass meine Kabine nicht mehr abgeschlossen war. Was, wenn jemand hier hinein wollte? Ich konnte mich ja schlecht dagegen stemmen und wenn ich jetzt den Riegel drehte, hätte das Geräusch mich ohne Zweifel verraten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich erklären sollte, dass ich mich die längste Zeit hier drin aufgehalten hatte, ohne einen Mucks von mir zu geben.

Wie erstarrt stand ich da, unfähig mich zu bewegen, doch bevor ich völlig in Panik geraten konnte, hörte ich, wie der Neuankömmling sich haspelnd entschuldigte und wieder verschwand.

Ich atmete erleichtert auf.

Dann hörte ich Alexejs amüsierte Stimme: »Der war ja leicht wieder raus zu befördern. Du hingegen scheinst es noch nicht ganz begriffen zu haben. Du wirst dich von ihr fernhalten.«

Fernhalten? Was meinte er damit? Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, erhob mein Freund die Stimme erneut, diesmal sichtlich ungehalten: »Sag mal, hast du sie noch alle? Es geht dich einen Dreck an, mit wem ich zusammen bin!«

Ein abfälliges Lachen erklang. »Das denkst auch nur du, Darcy.«

Simon gab ein Schnauben von sich und ich runzelte die Stirn. Mein Freund konnte es nicht leiden, wenn man ihn mit seinem Nachnamen ansprach, aber ich fragte mich unwillkürlich, wie er in einer solchen Lage überhaupt den Mut aufbringen konnte, Alexej die Stirn zu bieten. Jeder hier wusste, wozu der Russe fähig war, wenn er die Beherrschung verlor, und niemand wollte dann im Fokus seiner Aufmerksamkeit stehen.

»Was willst du tun, wenn nicht?«, sagte Simon und ich hielt automatisch die Luft an.

Gespannt starrte ich auf die Kritzeleien und obszönen Sprüche, die meine Klotür verunstalteten, und strengte mich an, jedes noch so leise Geräusch mitzubekommen. Die beiden hatten ihre Stimmen gesenkt, als sie auf mich zu sprechen kamen.

»Dann werde ich dafür sorgen, dass sie sich von dir trennt.«

Alexej klang tief und so bedrohlich, dass sogar ich in meiner Kabine versucht war, einen Schritt zurück zu weichen. Ich schluckte, mein Gehirn damit beschäftigt, die Informationen zu verarbeiten, die mir hier geliefert wurden.

»Wenn du versuchst, einen Keil zwischen uns zu treiben, dann wirst du das bereuen«, spie Simon aus und obwohl mein Herz so laut schlug, dass ich Angst hatte, man würde mich hier drin entdecken, hätte ich in diesem Moment am liebsten die Tür aufgerissen und mich neben meinen Freund gestellt, um diesem Alexej zu sagen, wo er sich seine Drohung hinstecken könne.

Was fiel diesem Typen eigentlich ein? Wie konnte er es wagen, hier aufzutauchen und das Ende meiner Beziehung zu verlangen? Mein Leben ging ihn nicht das Geringste an, und nur weil er sich sonst mit Gewalt durchsetzen konnte, bedeutete das keineswegs, dass jeder hier sich seinem Willen beugte und zu Kreuze kroch, wenn er mit den Fingern schnippte.

Wie dreist konnte man eigentlich sein?!

Nicht, dass ich ihm das jemals ins Gesicht gesagt hätte.

Ich war mir nur allzu deutlich der Tatsache bewusst, dass ich nicht halb so viel Courage besaß wie mein Freund und ich hoffte insgeheim, dass ich dem Russen niemals persönlich gegenübertreten müsste. Normalerweise machte ich um solch üble Menschen einen großen Bogen und gab mir Mühe, ihren Blick nicht auf mich zu ziehen.

Sehr zu meinem Leidwesen hegte Alexej jedoch eine persönliche Abneigung gegen meinen Freund und diese Feindseligkeit beruhte auf Gegenseitigkeit. Die beiden konnten sich nicht ausstehen und seit ich mit Simon zusammen gekommen war, hatte er schon mehrmals erwähnt, wie ausfällig der Russe gelegentlich werden konnte.

Ich erinnerte mich sogar daran, dass er mich gewarnt hatte, Alexej könne etwas gegen unsere Beziehung haben, was mir bis heute ein ungelöstes Rätsel blieb. Aber ich hatte noch nie ein Gespräch zwischen den beiden mitbekommen und wenn Alexej immer so ein Arschloch war, dann konnte ich verstehen, weshalb Simon ihm gewöhnlich aus dem Weg ging.

Ich presste die Lippen zusammen und hörte, wie jemand etwas knurrte, diesmal jedoch so leise, dass ich kein Wort verstand, und ein paar Sekunden später verließ Simon, laute Verwünschungen ausstoßend, den Raum.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und dann war es ruhig.

Ich wagte nicht richtig zu atmen aus Angst, Alexej könnte mich hier drin bemerken.

Es war mir noch nie zu Ohren gekommen, dass er ein Mädchen angepöbelt hätte, aber ich kannte ihn kaum und konnte mir nicht sicher sein, denn es war es schwierig, mir ein Bild über ihn zu machen. Er hatte Simon trotz ihrer ominösen Vorgeschichte bisher kaum Beachtung geschenkt, und ich selbst hatte von seinen Eskapaden nicht viel mitbekommen.

In den Klassen verhielt er sich meist ruhig, manchmal etwas abweisend, und schien mit niemandem so wirklich befreundet zu sein. Nun hingegen wurde mir langsam klar, weshalb die Schüler ihm auswichen, wenn er den Gang hinunter kam, und versuchten ihm nicht in die Quere zu kommen.

Was für ein garstiger Mensch.

Ich konnte nur hoffen, dass er bald ginge und ich mich hier herausschleichen konnte. Bestimmt war Simon schon auf der Suche nach mir, damit wir die Mittagsstunde gemeinsam verbringen konnten. Ich wollte seine Hand nehmen und ihm versichern, dass uns nichts so leicht auseinander bringen könne und er auf die Worte dieses Egoisten nicht hören solle.

Als es nach ein paar Minuten noch immer still war, wagte ich es langsam tiefer durchzuatmen. Dennoch bewegte ich mich nicht vom Fleck und lauschte noch immer angestrengt in den Raum hinein, weil ich mir ziemlich sicher war, dass Alexej noch nicht gegangen war.

Erst als ich kurz davor war, die Geduld zu verlieren, hörte ich schließlich ein Geräusch. Jemand drehte den Wasserhahn auf und schlug sich offenbar Wasser ins Gesicht. Der Hahn wurde mit einem Quietschen wieder zugedreht und dann hörte ich, wie Schritte den Raum verließen.

Eines hörte ich jedoch noch, bevor die Tür schließlich auch hinter Alexej ins Schloss fiel, und das, was ich hörte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

»Du wirst ihn verlassen.«

***

Mit klopfendem Herzen rutschte ich an der Kabinenwand nach unten, bis ich auf dem Boden saß.

Hatte Alexej mich bemerkt? War der letzte Satz direkt an mich gerichtet gewesen, oder hatte er mit sich selbst gesprochen?

Mit langsamen Atemzügen versuchte ich mich zu beruhigen, und als nach einigen Minuten niemand mehr aufgetaucht war, rappelte ich mich schließlich auf und verließ die Kabine. Ein Blick in den Spiegel offenbarte mir ein blasses Gesicht mit geröteten Wangen und blonde Haare, die in alle Richtungen abstanden. Rasch glättete ich sie und eilte zur Tür, um diese vorsichtig aufzuziehen. Der Flur war wie leer gefegt.

Die meisten Schüler waren mittlerweile beim Mittagessen und hatten Besseres zu tun, als sich hier herumzudrücken. Ich schulterte meine Tasche und ging Richtung Cafeteria, während ich nach meinem Handy fischte. Als ich es gefunden hatte, sah ich, dass ich bereits zwei Nachrichten von meinem Freund bekommen hatte.

Ich hastete die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und als ich den großen Saal in der Mitte der Schule betrat, sah ich schon von Weitem, wie meine beste Freundin Sara auf meinen Freund einredete, der lustlos in seinen Nudeln herumstocherte.

»Dina!«, rief sie, als ich in Hörweite gekommen war, und gestikulierte in Simons Richtung, »ist doch so, oder nicht?«

»Was denn?«, fragte ich neugierig, als ich mich gegenüber von Simon niederließ, der mir ein Lächeln schenkte, das seine weißen Zähne entblößte.

Simon sah gut aus mit seiner geraden Nase und den Grübchen, die sich nun vertieften. Am Anfang unserer Freundschaft hatte ich angenommen, dass er sich für Sara interessierte. Sie war eine echte Schönheit und ich fragte mich oft, weshalb er nicht versucht hatte, mit ihr zu flirten.

Jetzt hingegen erschien mir diese Überlegung geradezu lächerlich, wenn ich sah, wie wenig kompatibel die beiden waren. Sein ruhiger Geist war für ihr quirliges Wesen oft viel zu langweilig, während sie ihm gewöhnlich auf die Nerven ging.

Ich erwiderte sein Lächeln, als sein Blick aufgrund meiner grüblerischen Miene fragend wurde und winkte ab. Stattdessen kehrten meine Gedanken wieder zurück zu dem Gespräch, das ich mitgehört hatte. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, weil ich ihn belauscht hatte, selbst wenn es nicht meine Absicht gewesen war. Und ich fragte mich, ob er mich in das Problem einweihen würde.

Sara war jedoch gerade dabei etwas zu erzählen, und so suchte ich in meiner Tasche nach meinem Mittagessen, während ich auf ihre Erklärung wartete.

»Du hast kein rotes Cocktailkleid«, sagte sie, verschränkte die Arme und pustete sich eine ihrer rotgoldenen Locken aus der Stirn. Es war mir schleierhaft, weshalb sie diese bis vor Kurzem kastanienbraun gefärbt gehabt hatte. Ihre natürliche Farbe stand ihr viel besser. Außerdem war ihr Blond sehr viel hübscher als meine aschfarbenen Haare, die zudem in langweiligen Wellen herunterhingen.

Ich musste sie angestarrt haben, denn sie legte den Kopf schief und hob die Augenbrauen, als erwartete sie noch immer meine Antwort. Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken zu vertreiben, und konzentrierte mich auf unser Gespräch.

»Wovon sprichst du?«, fragte ich verwirrt und schaute zwischen den beiden hin und her. »Weshalb sollte ich ein rotes Cocktailkleid haben und wie kommt ihr überhaupt auf das Thema?«

»Na, wegen der Party heute Abend. Simon hat mir gerade erzählt, dass er dich seinen Eltern vorstellen will.«

Mein erstaunter Blick wanderte zu meinem Freund, der mich noch immer lächelnd ansah und nun selbst ein wenig verlegen wirkte. Er hatte mich seinen Eltern nämlich noch nicht vorgestellt und das, obwohl wir schon ein halbes Jahr zusammen waren. Jedes Mal war ihm irgendetwas dazwischen gekommen und da er ohnehin nicht besonders viel Zeit zur Verfügung hatte, weil er nebenher jobbte, um nicht auf das Geld seiner reichen Familie angewiesen zu sein, gab es nicht besonders viele Gelegenheiten.

Aber obwohl es streng genommen Simons Schuld war, dass die Treffen ein ums andere Mal ins Wasser fielen, konnte ich ihm nicht böse sein. Ich fand es toll, dass er sich nicht alles von seinen Eltern finanzieren ließ, sondern seinen eigenen Beitrag leisten wollte.

Trotzdem ging es mir nun doch etwas schnell.

»Heute Abend schon?«, fragte ich.

»Ja«, murmelte Simon und rutschte dabei auf seinem Stuhl hin und her, als wäre es ihm unangenehm. »Es ist mir ganz spontan eingefallen und ich denke, es wird langsam Zeit. Deshalb wollte ich dich heute Abend zu uns nach Hause einladen.«

»Deine Eltern veranstalten die Party?«, fragte ich. Es war das erste Mal, dass ich davon hörte, und meine Fragen schienen Simon zu verunsichern, denn er schaute auf einmal auf seine Hände hinunter und murmelte: »Eine Abendgala, um genau zu sein. Aber du musst natürlich nicht, wenn du keine Lust hast.«

Mir war schon etwas mulmig zumute. Aber obwohl so ein offizieller Anlass mir vor Augen führte, in was für unterschiedlichen Welten wir lebten und ich mich auch ein bisschen davor fürchtete, was seine Eltern wohl zu mir sagen würden, überwog meine Neugierde doch.

Ich wusste nicht viel über die Darcys. Lediglich, dass sie in gehobener Gesellschaft verkehrten. Simons Vater war Partner in einer Kanzlei und seine Mutter arbeitete für verschiedene Modemagazine als Fotografin und Designerin.

Jemand anderes hätte seine Eltern wohl als die typischen Snobs bezeichnet, aber ich hatte einmal miterlebt, wie Simon auf eine solche Behauptung reagierte und als er sich schließlich wieder beruhigte, da hatte ich still für mich beschlossen, lieber gar keinen Kommentar zu seinen Eltern abzugeben. Er schien sie sehr zu lieben und wer war ich, dass ich seine Familie für das Geld verurteilte, das sie besaß?

Einen Moment lang kam der Gedanke in mir auf, ob er auf die Idee mit der Einladung gekommen war, weil er Alexej beweisen wollte, dass er sich nicht von mir trennen würde. Aber selbst wenn es so wäre, freute ich mich trotzdem darüber, dass er nicht vergessen hatte, wie wichtig es mir war, seine Welt etwas besser kennenzulernen.

»Natürlich komme ich«, sagte ich nun also und Simon fand sein Lächeln wieder. »Aber vorher muss ich auf jeden Fall ein Kleid besorgen, denn Sara hat recht, so was habe ich nicht.«

»Ich dachte wirklich, du hättest eines«, murmelte er, zuckte mit den Schultern und machte sich nun doch noch über seine Nudeln her. Ich musste grinsen, als ich sah, dass er seinen Appetit wieder gefunden hatte, und biss in mein Sandwich.

»Wo warst du eigentlich vorhin?«, fragte da Simon plötzlich mit vollem Mund. »Ich hab dich nirgendwo gesehen.«

»Ich hab dich gesucht«, antwortete ich und ließ meinen Blick über sein Gesicht wandern. Eigentlich hatte ich angenommen, dass er nun mit der Sprache herausrücken würde, aber er sagte nichts weiter und das machte mich unsicher.

»Wo warst denn du?«, fragte ich nun behutsam.

»Hatte was im Schulzimmer vergessen.«

Ich starrte auf mein Sandwich hinunter, während ich darauf wartete, dass er noch mehr sagte, aber Simon aß einfach weiter und so ließ ich die Sache schließlich auf sich beruhen. Das belauschte Gespräch lag mir schwer im Magen und es lag mir auf der Zunge, meinem Ärger Luft zu machen und Simon zu fragen, wieso Alexej ihn so sehr hasste, aber irgendetwas sagte mir, dass ich lieber die Klappe halten sollte.

Simon hatte sich immer davor gedrückt, mir zu erzählen, was in der Vergangenheit zwischen ihm und diesem Unruhestifter vorgefallen war, und ich wollte ihn nicht bedrängen und damit möglicherweise alte Wunden wieder aufreißen.

»Okay«, rief Sara plötzlich und schlug so heftig auf den Tisch, dass ich mich vor Schreck verschluckte und hustend nach meiner Wasserflasche griff.

»Wir beide, Schnucki«, sie pikte mir mit dem Finger in die Brust, »gehen nachher auf Kleiderfang. Ich will die Freistunde nach dem Mittag nutzen, um die Geschäfte in der Nähe abzuklappern, und wenn wir dort nichts finden, gehen wir nach der Schule in die Stadt. Wäre ja gelacht, wenn wir bis heute Abend kein Kleid auftreiben können!«

Oh Gott.

Eigentlich hatte ich die lange Mittagspause mit Simon verbringen wollen, wie wir das immer taten, da er freitags eigentlich arbeiten musste und wir deshalb am Abend keine Zeit füreinander hatten. Aber jetzt, da er sich freigenommen hatte, um mit mir auf die Party zu gehen, konnte ich das kaum als Ausrede bringen.

Außerdem würde mir die Zeit mit Sara helfen, meine negativen Gedanken loszuwerden, denn meine beste Freundin kaufte leidenschaftlich gerne ein und würde mich herumscheuchen, bis wir das perfekte Kleid gefunden hatten.

Ich seufzte also ergeben und nickte.

»Super«, grinste sie und klatschte in die Hände. »Das wird super!«

Es war grauenvoll.

Aber zumindest war ich in meiner Misere nicht allein, denn Simon hatte sich letztlich dazu überreden lassen uns zu begleiten. Eigentlich konnte er so etwas noch viel weniger leiden als ich, aber auf Saras Drängen hin und unter meinem bittenden Blick hatte er schließlich nachgegeben.

Nun stand ich mit dem geschätzten tausendsten Kleid vor der Umkleidekabine in einem Laden, der zum Glück nicht weit von unserer Schule entfernt war, und war selbst dabei die Lust zu verlieren.

»Findest du es nicht etwas zu übertrieben?«, fragte ich meinen Freund.

Ich drehte mich ein wenig hin und her, um ihm eine bessere Sicht auf das Kleid zu gewähren, während ich selbst skeptisch in den Spiegel starrte. Bereits seit einer halben Stunde schlüpfte ich in verschiedene Sachen, die irgendwie alle nicht so richtig meinem Geschmack entsprachen.

»Nein, das Kleid steht dir gut«, kam es von Simon, der auf dem Hocker in der Ecke saß und den Einkaufsexzess über sich ergehen ließ.

»Meinst du?«

Das Kleid saß ziemlich eng und ich fragte mich, ob ich darin nicht doch etwas dicker aussah, als ich eigentlich war. Ich war nicht pummelig, aber die Raffung an der Taille trug doch ziemlich auf und die Farbe machte mich blass.

Sara unterdessen schleppte unermüdlich neue Kleider an und war gerade erst wieder zwischen ein paar Kleiderstangen verschwunden.

»Ich weiß nicht, Simon. Bist du sicher, dass es nicht etwas zu overdressed aussieht?«

Nachdenklich strich ich über den weichen Stoff, während ich auf Simons Urteil wartete. Als dieses nicht kam, blickte ich irritiert auf, nur um ihn dabei zu erwischen, wie er gähnte.

»Simon!«

Die Zeit lief uns davon und ich hatte keine Lust darauf, nach der Schule erneut auf die Suche zu gehen. Außerdem fühlte ich mich unsicher in diesen Kleidern und fragte mich ständig, was seine Eltern wohl denken würden, wenn ich mich selbst schon so fühlte, als würde ich in einer Wurstpelle stecken.

»Du bist wirklich nicht gerade hilfreich!«, motzte ich ihn deshalb an, als er mir einen unschuldigen Dackelblick zuwarf. »Ich probiere jetzt schon das tausendste Kleid an und du sagst immer nur, dass es gut aussieht. Wie soll ich da eine Wahl treffen?«

Simon seufzte und strich sich durch die dunkelblonden Haare. Meine Laune sank langsam aber sicher, denn ich glaubte in seinem Seufzen einen ungeduldigen Unterton zu vernehmen. Er hatte meine Eltern schließlich schon am Anfang unserer Beziehung kennengelernt und dabei nichts weiter tragen müssen als sein übliches Poloshirt und seine Lieblingsjeans.

»Du siehst eben in allem gut aus, Knuffelchen«, sagte Simon jedoch nur und kam zu mir, um mich mit seinen braunen Teddybäraugen anzuschauen. »Es sind nur sehr viele Kleider gewesen und ich weiß auch nicht mehr, was ich noch sagen soll.«

Er strich mir über die Schultern und gab mir einen kurzen Kuss. Ich schloss die Augen, als ich mich an ihn lehnte und der Geruch seines Parfüms mir in die Nase stieg. Er streichelte mir über den Rücken und ich seufzte.

Simon mochte es eigentlich nicht, öffentlich Zärtlichkeiten auszutauschen, und deshalb waren solche Momente selten.

»Weißt du was«, murmelte ich, als ich mich von ihm löste. »Ich nehme ganz einfach das erste Kleid. Das war gar nicht schlecht, oder?«

»Egal, was du nimmst, es sieht sicher gut aus.«

Ich grinste und wühlte in dem großen Stapel herum.

Zurück in der Umkleidekabine, pellte ich mich aus dem engen Kleid. Wieder in meinen Jeans und der leichten Bluse fühlte ich mich gleich viel besser. Ich betrachtete das auserwählte Kleid noch einmal, das eine dunkelblaue Farbe besaß und leichte Verzierungen am Ausschnitt hatte. Die geschnürte Rückenpartie sah zwar elegant, aber nicht zu übertrieben aus und gab dem Kleid das gewisse Etwas.

Ich nickte.

Als ich aus der Kabine kam, war Simon schon wieder am Gähnen, hielt sich aber schnell die Hand vor den Mund und hatte den Anstand, einen schuldbewussten Blick aufzusetzen. Ich schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Irgendwie konnte ich ihm nicht böse sein. Er hatte mir in jedem einzelnen Kleid Komplimente gemacht und beteuert, wie hübsch er mich fand.

»Dein Martyrium ist hiermit offiziell beendet«, flötete ich also und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als die Erleichterung ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand.

Aber wir mussten eh bald gehen, um pünktlich zurück in der Schule zu sein.

»Ich räum das hier nur schnell weg«, sagte ich und hob den Stapel hoch, den ich bis jetzt durchprobiert hatte. In diesem Moment kam Sara von irgendwoher aus dem Getümmel der Leute, einen weiteren großen Berg Klamotten in der Hand.

»Nichts da«, rief Simon, bevor ich reagieren konnte, und scheuchte sie wieder weg. »Sie hat eins.«

Ich kicherte und glaubte ihn noch ein ›Gott sei Dank‹ murmeln gehört zu haben, als ich von dannen schritt, um auch meiner Qual ein Ende zu setzen. Das mulmige Gefühl beim Gedanken an die Party war verschwunden und ich lächelte auf meine Einkaufstasche hinunter.

Auf einmal freute ich mich darauf, das Kleid heute Abend zu tragen.

Ich konnte ja nicht wissen, dass es niemals dazu kommen würde.

Kapitel 2 – Die Sache mit der Spinne

Es bringt gewisse Vorteile mit sich, ein Lehrerliebling zu sein.

Der Begriff mochte nicht besonders schmeichelhaft sein, aber für mich war es alles andere als unangenehm, die Lehrer auf meiner Seite zu wissen. Wenn man beispielsweise zu spät kam, drückten sie gerne mal ein Auge zu und wenn man aufgerufen wurde und die Antwort auf eine Frage nicht kannte, dann folgte meist nur ein Nicken und der Nächste durfte sein Glück versuchen.

Ich fand jedenfalls nichts Schlimmes daran und meine Mitschüler schien es auch nicht zu stören. Selbstverständlich gab es auch an unserer Schule Fälle von Mobbing, aber ich durfte mich glücklicherweise zu den Leuten zählen, die eigentlich mit allen gut auskamen und im Grunde nicht sonderlich aus der Menge herausstachen.

Eines durfte man dabei aber nicht vergessen. Nämlich, dass ein solcher Ruf manchmal auch gewisse Nachteile mit sich bringt.

Jetzt gerade zum Beispiel wäre ich lieber einer der Schüler gewesen, die von den Lehrern mit grimmigen Blicken taxiert wurden, wenn sie sich ein paar Minuten zu spät zur Tür hereinschoben oder um einen Aufschub für eine Arbeit baten. Solche Schüler wurden nämlich nicht gebeten, nach dem Geschichtsunterricht zu bleiben, um die alten Karten zurück in die Bibliothek zu bringen.

Ich jedoch wurde soeben mit einem ganzen Stapel davon beladen, sodass ich meine Tasche schließlich auf einen leeren Stuhl warf, um die Arme frei zu haben.

Den ganzen Nachmittag verspürte ich schon eine stille Vorfreude auf den heutigen Abend. Doch leider hatte ich diese mit niemandem teilen können, weil sowohl Sara als auch Simon andere Fächer belegt hatten. Genau genommen hatten sie nach einer Doppelstunde Englisch sogar bereits vor einer Stunde nach Hause gehen können, während ich hier auch nach Schulschluss noch aufgehalten wurde.

Herr Maibachs Gedanken weilten bestimmt auch schon beim Wochenende und da bot es sich natürlich an, seine Arbeit auf einen Schüler abzuwälzen. Die Karten mussten in den Keller gebracht werden, wo sich die Alte Bibliothek befand, wie wir Schüler sie nannten, und dazu musste man einmal quer durch die Schule.

»Die Karten sind sehr empfindlich, Dina«, wurde ich angewiesen, als ich sämtliche Dokumente in den Händen hielt, die mein Geschichtslehrer zu Anfang der Stunde angeschleppt hatte. »Es ist wichtig, dass sie im Keller lagern, wo es kühl und trocken ist.«

Ich nickte abwesend, während ich mir die Wegbeschreibung anhörte.

Niemand ging je in den Keller.

Niemals.

Die Bibliothek war nämlich schon vor Jahren ins Obergeschoss verlagert worden und im alten Gewölbe wurden ausnahmslos die empfindlicheren und wertvolleren Studienobjekte aufbewahrt, die man zur Sicherheit nicht in die neue Bibliothek verlagert hatte, wo tagtäglich viele pflichtbewusste – oder gezwungenermaßen fleißige – Schüler ihre Finger daran wetzen konnten.

Mehr oder minder begeistert machte ich mich auf den Weg. Je früher ich meine Last abliefern würde, desto schneller käme ich schließlich auch hier raus. Ich ging wie beschrieben erst einmal ins Nebengebäude und dort die Haupttreppe ganz nach unten. Nach mehrmaligem Abbiegen entdeckte ich die schmale Treppe, die so aussah, als wäre sie im letzten Jahrhundert gebaut worden.

Es war kühl hier unten, was ja auch Sinn und Zweck der Sache war, und die Treppe war steil, sodass ich aufpassen musste, wo ich hintrat. Endlich, nachdem ich ohne Erfolg in ein paar leer stehende Räume und den Heizungskeller hineingespäht hatte, erblickte ich am Ende eines engen Durchganges die grüne Metalltür, nach der ich suchte.

Ich ging den Gang hinunter, stieß sie auf und blickte in einen dämmrigen Raum. Das Licht funktionierte nicht, obwohl ich den altmodischen Kippschalter mehrmals betätigte. Ich zuckte nur mit den Schultern und schritt zu einem der Tische, während die Tür hinter mir mit einem lauten Klacken ins Schloss fiel.

Ich warf die Karten auf den einzigen freien Platz, den ich finden konnte, und machte auf dem Absatz kehrt. Wenn ich mich beeilte, dann konnte ich vielleicht sogar den Bus noch erwischen und musste nicht eine halbe Stunde auf den nächsten warten.

Ich griff nach dem Türknauf und zog.

Nichts bewegte sich.

Irritiert runzelte ich die Stirn und zog noch einmal, diesmal mit mehr Kraft. Die Tür musste klemmen, denn sie bewegte sich keinen Millimeter. Selbst dann nicht, als ich mit beiden Händen zupackte und daran rüttelte. Ich blickte verwirrt auf den Knauf hinunter.

Langsam stieg eine furchtbare Ahnung in mir hoch. Diese Vermutung war so erschreckend, dass ich augenblicklich losließ und einen Schritt zurücktrat.

»Nein, das kann nicht sein«, murmelte ich.

Ich starrte auf die alte Kellertür, als würde sie mir meine unausgesprochene Frage beantworten können. Hatte ich mich eingeschlossen? Mein Blick wanderte über die grüne Farbe, die bereits an vielen Stellen abblätterte und das hässliche kalte Metall preisgab, während die Gedanken in meinem Kopf zu rattern begannen.

Wieso hatte Herr Maibach nicht erwähnt, dass sich die Tür von innen nicht würde öffnen lassen? Das konnte er doch nicht vergessen haben? Hatte ich ihm vielleicht nicht richtig zugehört?

Ich erinnerte mich, dass ich mehrmals ungeduldig genickt hatte, als er mir den Weg erklärte, überzeugt davon, dass ich den richtigen Raum schon finden würde, wenn ich die Augen offen hielt. Nun kam ich mir dumm vor, weil ich nicht einmal sagen konnte, ob dieses Missgeschick hier meine Schuld war oder das Versäumnis meines Geschichtslehrers.

In einem letzten Anflug von Entschlossenheit packte ich den Knauf noch einmal und rüttelte mit aller Kraft. Doch die Tür gab nicht nach. Kein Knirschen, kein Knacken oder sonst ein Anzeichen dafür, dass sie mit genügend Willen aufzustemmen wäre.

»Oh mein Gott«, entkam es mir leise. Ich hämmerte mit der Faust gegen die Tür, aber ich tat mir nur selber weh und so klopfte ich schließlich mit der flachen Hand dagegen. »Hallo?«, rief ich und lauschte. »Ist da jemand?!« Nichts rührte sich.

Ich stöhnte frustriert auf. Ausgerechnet heute, wo ich Simons Eltern endlich kennenlernen sollte. Wahrscheinlich würde ich viel zu spät und total abgekämpft dort ankommen, denn wer konnte schon sagen, wie lange es dauern würde, bis mein Geschichtslehrer auf die Idee kam, nach mir zu sehen.

Ich seufzte, drehte mich um und lehnte mich gegen das kalte Metall. Schweigend ließ ich meinen Blick über das Durcheinander schweifen, das hier unten herrschte. Überall stand Zeug herum. Plastikstühle, Standgloben und jede Menge alter Schreibtische, an die sich teils windschiefe Regale lehnten, die mit scheinbar letzter Kraft die alten Wälzer und staubigen Karten vergangener Zeiten auf ihren durchgebogenen Brettern trugen.

Das Licht hier drin war trüb. Nur durch ein paar kleine Fenster oben an den kahlen Betonwänden sickerten ein paar spärliche Sonnenstrahlen in den Raum. Viele kleine Staubpartikel tanzten im goldenen Abendlicht und ich fragte mich unwillkürlich, wann die Sonne heute wohl untergehen würde.

Der Herbst hatte vor kurzem Einzug gehalten und obwohl es tagsüber noch relativ mild war, wurden die Nächte kalt und kamen früh, sodass ich schon sehr bald im Dunkeln sitzen würde.

Ich schauderte bei dem Gedanken.

Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. Es bestand überhaupt kein Grund mich zu fürchten. Ich würde hier garantiert nicht den ganzen Abend verbringen. Schließlich lag meine Tasche noch in Herrn Maibachs Klassenzimmer. Die Tasche, in der dummerweise auch mein Handy steckte. Ich schlang die Arme um mich selbst, als mir in den Sinn kam, dass ich sie auf einen Stuhl geworfen hatte. Was, wenn er sie nicht bemerkte?

Ein dumpfer Kopfschmerz begann sich zu melden und ich rieb mir über die Schläfen. Es würde mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu warten.

Und so wartete ich.

***

Ich wartete lange.

Es gab kaum Geräusche hier unten, was einen fertig machen konnte. Nichts, was einen aus der öden Lethargie des Wartens herausholen könnte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit bereits verstrichen war. Ich saß schon so lange hier unten, dass ich jegliches Gefühl für entschwindende Minuten verloren hatte.

Es war dunkler geworden und ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, aber ich hatte das Gefühl, es würde auch kälter werden.

»Liebe Dina«, äffte ich meinen Lehrer in einem Anflug von Ärger nach, »diese Karten müssen unbedingt in den Keller, weil sie sonst Schaden nehmen könnten. Es ist besser für sie dort unten. Kühl und trocken!«

Ja, verdammt, fügte ich in Gedanken an. Und eng und muffig.

Hier unten roch es nach Staub und abgestandener Luft und auch wenn ich mich ansonsten gerne an solchen Orten aufhielt, an denen längst vergessene Schätze gelagert wurden, die man erforschen und bewundern konnte, bevorzugte ich doch eher Räume, die ich auch wieder verlassen konnte, wenn die Nacht hereinbrach.

Der Zeitpunkt, an dem ich dieses Gewölbe verlassen hätte, lag allerdings schon ein gefühltes Jahrhundert hinter mir. Ich fragte mich, ob man mich nicht schon irgendwo vermissen müsste. Im Geiste ging ich die Personen durch, die sich wundern könnten, wo ich abbliebe.

Sara konnte ich schon einmal vergessen. Meine beste Freundin glaubte, dass ich unterdessen zu Hause wäre und mich für die Party schick machte. Meiner Mutter konnte meine Abwesenheit gar nicht auffallen, weil sie in der Pflege arbeitete und heute Spätschicht hatte.

Ob mein Vater sich fragte, wo ich bliebe? Bestimmt nicht, wenn man bedachte, dass ich nach der Schule oft noch zu Sara nach Hause ging.

Simon hingegen würde mich bestimmt bald anrufen, um sicher zu gehen, dass ich die Zeit nicht vergaß. Er hasste Unpünktlichkeit und deshalb hatte ich mir auch angewöhnt ihm zu schreiben, selbst wenn es sich bei der Verspätung nur um wenige Minuten handelte. Heute würde er sich wahrscheinlich von selbst melden, lange bevor die Party begänne.

Er hatte so getan, als wäre das keine große Sache für ihn, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er genau so nervös war wie ich. Ich fragte mich, was er tun würde, wenn ich mich nicht meldete. Ob er auf die Idee kommen würde, dass ich noch hier sein könnte?

Das erschien mir ziemlich abwegig.

Wieder entrang sich mir ein tiefes Seufzen. Langsam aber sicher glaubte ich nicht mehr daran, dass noch jemand kommen würde. Selbstmitleid kam in mir auf und wilde Szenarien fingen in meinem Kopf an lebendig zu werden.

Es war schließlich Freitag und bis man mich finden würde, könnte es Montag sein. Wer wusste schon, ob Herr Maibach nicht übers Wochenende zu seiner Familie führe, die bei meinem Glück selbstverständlich irgendwo lebte, wo es kein fließendes Wasser gäbe und natürlich auch keinen Telefonanschluss.

Ich würde hier drin verdursten, verhungern und erfrieren! Gut, vielleicht nicht alles auf einmal, aber auf jeden Fall verdursten. Am Montagmorgen würde man mich ausgetrocknet hier an der Tür finden, wo ich mir die Finger blutig geschrammt hatte in dem Versuch, meinem Gefängnis zu entkommen.

Okay, das war vielleicht etwas zu melodramatisch und ja, vielleicht auch ein wenig lächerlich. Ich zog eine Grimasse und rappelte mich auf. Ich durfte hier nicht herumsitzen, bis ich am Ende noch die Krise kriegte.

Solange ich noch ein wenig Licht hatte, würde ich mich hier lieber etwas umsehen. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, hier auf unkonventionelle Weise heraus zu kommen. Entschlossen quetschte ich mich zwischen einem Tisch und einem staubigen Regal hindurch. Obwohl hier nicht mehr so viele Gegenstände gelagert wurden wie früher, wirkte der Raum doch vollgestopft.

Mit zunehmender Gelassenheit stellte ich fest, dass es nicht halb so gruselig war, wie ich gedacht hatte. Im letzten Licht der Abendsonne sah sogar alles ein wenig verwunschen aus.

Wie lächerlich, dass ich einen Moment zuvor noch geglaubt hatte, möglicherweise hier drin drauf gehen zu müssen.

Ich ging an verschiedenen Regalen entlang und strich über die alten Buchrücken.

Als nach ein paar Metern eine Lücke auftauchte, wo jemand ein paar dicke Wälzer entfernt hatte, fiel mein Blick durch die Bretter hindurch plötzlich auf einen Wasserhahn über einem weißen, großen Plastikwaschbecken. Gott sei Dank. Ich würde also doch nicht verdursten. Zumindest nicht, wenn der Anschluss nicht zugedreht wäre. Ich kletterte über einen niedrigen Tisch neben dem letzten Büchergestell.

Das Glück war endlich einmal auf meiner Seite.

Ich lachte und packte den grünen Hahn, um das Wasser aufzudrehen, als auf einmal alles ganz furchtbar schnell ging. Ich entdeckte die haarige Spinne, die auf dem Hahn ihr Netz gesponnen hatte. Ich stürzte zurück gegen ein Regal und schlug wild mit den Armen um mich, schreiend und panisch, um das ekelhafte Getier abzuschütteln, als ich plötzlich hörte, wie die Tür zur Bibliothek aufging.

Schockstarr und mit stummem Entsetzen hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Ekelschauer liefen mir über den Rücken, doch ich stolperte vorwärts. Ein fürchterlicher Gedanke durchzuckte mich …

Die Tür. Sie durfte nicht zufallen!

»Die Tür!«, schrie ich und krachte gegen den Schreibtisch. »Pass auf, die Tür!«

Und dann hörte ich das Klacken.

Wie ein Donnerschlag, so laut klang es in meinen Ohren, während ich vor Schrecken bleich, die Hand dramatisch ausgestreckt, erstarrte. Ein Moment unbeschreiblicher Stille folgte dem endgültigen Ton und die Information über das eben Geschehene sickerte langsam in meinen Verstand.

Doch bevor ich völlig begriffen hatte, was eigentlich los war, fiel mein Blick auf den Rücken mit den breiten Schultern und eine andere Gewissheit schlug so heftig ein, dass mir das frustrierte Stöhnen im Hals stecken blieb.

Ich kannte diese breiten Schultern.

Ich kannte diese Gestalt.

Groß. Dunkelhaarig. Aggressiv.

Stöhnend sackte ich in mich zusammen und stützte mich auf der staubigen Tischplatte ab.

Das durfte doch wirklich alles nicht wahr sein.

Kapitel 3 – Gefangen mit dem Feind

»Was zur Hölle?!«

Alexejs verwirrter Blick streifte mich, bevor er mir wieder den Rücken zuwandte und nach dem Knauf griff, um die Tür aufzustemmen. Er fluchte, während er sich mit aller Kraft nach hinten lehnte, den Fuß an der Wand abstützte und zog, dass die Tür nur so ächzte und knarzte.

Einen Moment lang schöpfte ich schon Hoffnung, denn Alexej war alles andere als ein Schwächling. Zumindest, wenn man von seinem Erscheinungsbild ausging. Er war fast zwei Köpfe größer als ich, womit er auch die meisten Jungs an unserer Schule überragte, und wäre vermutlich auch dann ein einschüchternder Anblick gewesen, wenn ihm nicht der Ruf eines Schlägers vorausgeeilt wäre.

Aber selbst Alexej, der nun mit zunehmender Gewalt vorging, konnte diese Tür nicht öffnen. Als mir das klar wurde, sackten meine Schultern nach unten.

Es war ausweglos. Wir saßen hier fest und vermutlich war das diesmal sogar meine Schuld.

»Sie klemmt nicht«, sagte ich, meine Stimme heiser vor Anspannung. »Sie ist wirklich zu.«

Ich räusperte mich, um über die Flüche des Russen hinweg gehört zu werden, aber Alexej war offenbar im gleichen Moment zum selben Schluss gekommen, denn er trat verärgert gegen den Stahl und drehte sich schließlich zu mir um.

Er musterte mich von oben bis unten und wirkte, als ob er mich erst jetzt so richtig wahrnehmen würde. Seine eisblauen Augen fanden meine und mir lief augenblicklich ein kalter Schauer über den Rücken.

Wir starrten einander an und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass ich ihn noch nie so richtig angeschaut hatte. Er war zwar in ein paar von meinen Kursen, aber außer einem flüchtigen Blick, wenn er wieder einmal einen gelangweilten Kommentar von sich gab, die die meisten Lehrer mittlerweile auch schon gewohnt waren, hatte ich ihm bisher nie größere Beachtung geschenkt.

Auch die anderen in meiner Stufe hielten sich von ihm fern. Die Mädchen tuschelten hinter vorgehaltener Hand über ihn und die Jungen wussten, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.

Eine steile Zornesfalte hatte sich nun in seine Stirn gegraben und die halblangen Strähnen seiner pechschwarzen Haare hingen ihm wirr in die zusammengekniffenen Augen. Sein markantes Gesicht trug einen missbilligenden Ausdruck und es lag eine Ablehnung darin, die ich nur darauf zurückführen konnte, dass ich ihm als Simons Freundin ebenfalls ein Begriff war. Und kein sehr beliebter dazu.

»Du!«

Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück, als er plötzlich auf mich zukam und stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. Alexej hatte die Hand erhoben und zeigte mit einem Finger anklagend auf mich, als wäre ich schuld an seiner ganzen Misere.

»Was verdammt noch mal geht hier ab?«

Ich zog den Kopf ein.

»Wieso hockst du hier unten in diesem dunklen Loch und fuchtelst kreischend mit deinen dürren Steckenärmchen?!«, donnerte er.

Automatisch dachte ich an das Gespräch, das ich heute Morgen belauscht hatte, und fragte mich erneut, wieso Simon nicht die Flucht ergriffen hatte. Alexej thronte über mir wie ein Gewitter, kurz bevor es losbricht, und ich hatte das Gefühl zu schrumpfen.

Ich schluckte trocken und zeigte zum Waschbecken hinüber.

»Da war eine–«, setzte ich an, unterbrach mich aber, als mir in den Sinn kam, dass es vielleicht nicht die beste Idee wäre, ihm die Sache mit der Spinne zu erzählen.

Die Schamesröte schoss mir in die Wangen, als ich darüber nachdachte, was für ein Bild ich für ihn abgegeben haben musste. Schreiend und um mich schlagend, wie eine Irre. Als hätte er nicht sonst schon Grund genug, mich fertig zu machen.

Wenn Alexej herausfände, dass er wegen einer Spinne hier drin festsaß, konnte ich meinen Totenschein auch gleich unterzeichnen lassen. Zögerlich ließ ich also den Arm sinken und wischte meine staubigen Hände an meiner Jeans ab.

»Ähm, ich …«, stammelte ich verlegen, auf der fieberhaften Suche nach einer Ausrede. Aber die Mühe war vergebens, denn es fiel mir nichts ein. Außerdem war ich eine miserable Lügnerin. Schon oft hatten Leute zu mir gesagt, dass man in meinem Gesicht lesen könne wie in einem offenen Buch. Leider bedeutete das auch, dass man es mir an der Nasenspitze ansah, wenn ich nicht die Wahrheit sprach.

»Ja, du?! Was, du?«, knurrte Alexej, als ich verstummte, und zog beide Augenbrauen nach oben.

Sein Geduldsfaden war offensichtlich kurz davor zu reißen.

»Ich hab mich erschrocken«, murmelte ich schließlich und versuchte seinem durchdringenden Blick standzuhalten. Es war schwierig, denn dieser schien sich direkt in meine Seele zu bohren und mich zu durchleuchten.

»Ach«, entkam es ihm aber nur.

Ich nickte in der Hoffnung, dass er nicht weiter nachfragen würde, was er zu meinem Erstaunen tatsächlich nicht tat. Ein Moment der Stille verstrich, in dem sein Gesichtsausdruck sich langsam wandelte, bis er mich schließlich musterte, als würde er sich über meinen Geisteszustand Gedanken machen.

»Herr Maibach hat mich gebeten, ein paar Karten hier runter zu bringen«, verteidigte ich mich, denn ich war vielleicht schüchtern und auch nicht immer sehr eloquent, aber verrückt war ich nicht. Bevor ich weiter erklären konnte, winkte er jedoch ab und richtete sich wieder auf.

»Spar dir die langweilige Geschichte, Barbie.« Er schlenderte davon, als wäre er es plötzlich überdrüssig, mit mir zu sprechen. »Ich hab dich vor einer Stunde mit dem ganzen Zeug hier runter gehen sehen.«

Verwundert blickte ich ihn an, doch er schien noch nicht einmal mehr Notiz von mir zu nehmen. Stattdessen hatte er begonnen, den Raum in Augenschein zu nehmen und hier und da ein Objekt aufzuheben und in der Hand zu wiegen.

War das sein Ernst?

»Du hast mich gesehen?«

Sprachlos starrte ich ihn an, während ich versuchte, die neue Information einzuordnen. Im ersten Moment wollte mir das nicht so recht gelingen, aber je länger ich das Gesagte auf mich wirken ließ, desto klarer wurde das Bild für mich. Er hatte mich absichtlich hier unten schmoren lassen. Alexej nickte beiläufig, als würde er damit auf meine Gedanken antworten, während er einen schwarzen Stein in der Hand wog.

»Ja, hab ich. Du hast übrigens deine Tasche oben liegen lassen.«

Ich verstand nicht, wie er so ruhig bleiben konnte. Er musste gewusst haben, dass etwas nicht stimmte, als ich nicht wieder aufgetaucht war, und es hatte ihn offenbar kein Stück beunruhigt. Mir hätte hier unten in der Zwischenzeit sonst etwas passiert sein können. Ich hätte verletzt oder mit gebrochenem Hals am Ende der steilen Treppe liegen können, während dieser Arsch nicht einmal den Anstand besessen hatte, einen Blick ins Treppenhaus zu werfen.

»Du hast es die ganze Zeit gewusst und kommst erst jetzt?«, brach es empört aus mir heraus. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie jemand in solch einer Situation so gemein sein konnte.

»Korrekt«, bestätigte er trocken.

Augenblicklich sank meine Meinung von ihm ins Bodenlose. Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. Als ich sah, wie sein Mundwinkel zuckte, fuhr ich zu ihm herum.

»Findest du das etwa witzig?«

Er sah mich an, als wäre er sich keines Fehlverhaltens bewusst, und in diesem Moment hätte ich ihm am liebsten den Stein über den Kopf gezogen. Normalerweise war ich ein ruhiger und ausgeglichener Mensch, mit versöhnlichem Gemüt. Es war mir unangenehm so laut zu werden, und ich war niemand, der andere zur Rede stellte. Aber Alexej brachte eine Seite in mir hervor, die ich selbst noch nicht kannte und als er nun auch noch eine Augenbraue hob, da platzte es einfach aus mir heraus: »Sag mal, was ist eigentlich dein Problem?!«

Bestimmt hatte ich bereits rote Flecken am Hals, die verrieten, wie ich mich fühlte, aber ich war so aufgewühlt, dass mir das gerade absolut egal war.

Ich trat einen Schritt auf ihn zu. »Ist dir überhaupt bewusst, was du getan hast?! Mir hätte hier unten sonst etwas passieren können!« Alexejs Augen weiteten sich ein wenig und wirkten sogar einen Moment lang betroffen, was mir ein Gefühl der Genugtuung verschaffte. Aber dann tat er etwas, das meiner Selbstzufriedenheit ein abruptes Ende setzte.

Es kam so unerwartet, dass mir der Mund aufklappte. Auf seinem Gesicht breitete sich ein höhnisches Grinsen aus. Es entstand langsam und weitete sich über das ganze Gesicht aus, bis er mich schließlich mit sichtbarem Spott in den Augen anschaute.

Alexej lachte. Alexej lachte über mich.

Ich riss ihm den Stein aus der Hand, noch bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich damit eigentlich tun wollte.

»Was hab ich dir eigentlich getan?«, entkam es mir. »Macht es dir Spaß andere zu quälen?«

Meine Stimme klang ungewohnt hoch und meine Hände zitterten. Ich spürte, wie mir vor lauter Wut die Tränen in die Augen stiegen und presste die Lippen zusammen, weil ich mir bewusst war, wie lächerlich ich gerade wirken musste. Ich hasste solche Situationen so sehr, weil ich einfach nie die richtigen Worte fand.

»Hör sofort auf zu grinsen!«

Dies schien Alexej jedoch nur noch mehr zu amüsieren. In gespielter Abwehr hob er die Hände und trat einen Schritt zurück, doch ich konnte sehen, wie viel Beherrschung es ihn kostete, nicht in Gelächter auszubrechen.

»Du bist ein bösartiger Mensch, Morosow!« Meine Stimme kippte nun endgültig.

Mein Ärger ließ mich jegliche Angst vergessen und ich war bereit ihm zu sagen, dass ich sehr wohl wusste, was hier für ein Spiel gespielt wurde. Er hatte mich hier unten sitzen lassen, weil er Simon eins auswischen wollte. Aber ich würde ihm schon klar machen, dass er mich niemals dazu bringen konnte, meinen Freund zu verlassen.

Bevor ich jedoch den Mund ein weiteres Mal aufmachen konnte, schüttelte er in gespieltem Tadel den Kopf, packte den Stein und riss ihn mir weg. Erschrocken stolperte ich nach vorne gegen ihn, aber ich hielt verbissen fest. Er hielt den Stein hoch, sodass ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste, um nicht loszulassen. Ein Zischen entwich mir, als Alexej versuchte, den Stein aus meiner Hand zu entwinden und mir die kleinen Zacken auf dessen Oberfläche in die Finger schnitten. Ich spürte Alexejs warmen Atem in meinem Nacken und hörte ihn leise mit der Zunge schnalzen.

»Tztz, was für böse Worte.«

»Halt die Klappe.« Ich stemmte mich mit der freien Hand gegen ihn. Doch obwohl ich alle Kraft aufwendete, drehte Alexej den Stein schließlich aus meinem Griff heraus und hielt ihn triumphierend in die Höhe. Ich fluchte und schüttelte meine schmerzende Hand, während ich genügend Abstand zwischen uns brachte.

»Du bist ein Arschloch, weißt du das?«, sagte ich und funkelte ihn böse an. Unter keinen Umständen würde ich ihm den Gefallen tun, nach dem Stein zu haschen.

Er überbrückte den Abstand zwischen uns jedoch von selbst und senkte sein Gesicht, bis es Zentimeter vor meinem war. Ich erstarrte und spürte, wie meine Kehle eng wurde.

»Du brauchst vielleicht nicht mehr lange mit dem Arschloch in diesem Raum zu sein, denn das hier«, er hielt mir den Stein unter die Nase, »könnte uns helfen, hier wieder raus zu kommen.«

Mein Blick landete kurz auf dem Stein, bevor ich ihm wieder in die Augen schaute, aus denen jeglicher Triumph verschwunden war. An seine Stelle war ein ernster Ausdruck getreten, der auch die Wut in mir ein wenig dämpfte.

Dennoch klang meine Stimme harsch, als ich antwortete.

»Und wie soll das bitte funktionieren?«

Mein Herz klopfte laut und die hektische Farbe verließ nur langsam mein Gesicht, aber meine Neugierde war zu groß, um so zu tun, als würde ich mich nicht für seine Idee interessieren. Außerdem war es schwierig an dem Gefühl des Ärgers festzuhalten, wenn Alexej einen so entschlossen anschaute, wie er das jetzt gerade tat. Er wollte diesen Raum so schnell wie möglich verlassen und ich wollte ebenfalls keine Minute länger als nötig mit ihm verbringen.

Damit hatten wir wenigstens ein gemeinsames Ziel und ich entschloss mich, mir seinen Plan anzuhören. Außerdem stellte ich fest, dass es überhaupt nicht so schlimm war seinen Augen standzuhalten, wie ich bisher gedacht hatte.

Besonders, wenn ich mich auf ihre Farbe konzentrierte, anstatt auf die Kälte, die in ihnen lag. Alexej hatte nämlich bei genauerem Hinsehen eine geradezu faszinierende Augenfarbe. Ich hatte immer gedacht, er hätte komplett blassblaue Augen, doch nun sah ich, dass sie von einem intensiven Blau waren, das sich nach außen hin zu einem schwarzen Ring verdichtete. Etwas, das sie noch viel stechender machte, als sie es ohnehin schon waren.

Sie waren schön, seine Augen.

Unwillkürlich fragte ich mich, wie sie wohl aussehen würden, wenn er lächelte. Nicht das sarkastische Grinsen, das man von ihm kannte, sondern ein richtiges Lächeln. Jeder Mensch besaß schließlich irgendwo eine weiche Seite und der Russe bildete da bestimmt keine Ausnahme.

»Ist was?«, wurde ich plötzlich angeschnauzt.

Ertappt zuckte ich zusammen und schüttelt reflexartig den Kopf.

Hatte er gemerkt, dass ich ihn angestarrt hatte? Wenn dem so war, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken, denn er fuhr in seiner Erklärung fort, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Siehst du die kleinen Fenster da oben?« Er ruckte mit dem Kopf zur Seite und ich folgte seinem Blick. »Ich schlag eines der Dinger ein und du krabbelst schön brav da durch. Danach wirst du hier runter kommen und die Tür öffnen, denn ich habe heute noch etwas Wichtiges vor.«

Da war er nicht der Einzige, dachte ich.

Schließlich trug er gewissermaßen die Schuld daran, dass ich bei Simons Eltern einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen würde. Aber vielleicht wusste er ja auch von meinen Plänen und hatte mich deshalb so lange warten lassen. In diesem Fall geschah es ihm absolut recht, dass er nun mit mir hier festsaß.

Einen Moment lang überlegte ich, so zu tun als ob ich es nicht eilig hätte. Einerseits um ihm zu zeigen, dass er nicht so mit mir umspringen konnte, und andererseits, weil ich darauf hoffte, dass es noch eine andere Lösung gäbe, als durch das Fenster kriechen zu müssen. Ich wollte mich nicht da hindurch quetschen, denn wo Fensterscheiben dreckig waren, konnten Spinnen nicht fern sein. Für einen Abend hatte ich nämlich definitiv genug Kontakt mit diesen ekeligen Vielbeinern gehabt.

»Und wenn ich das nicht will?«, fragte ich nun also, bewusst provokant.

Ein abfälliges Schnauben antwortete mir.

»Dann, Sonnenschein, werd ich dich mit Gewalt da hindurch stopfen.« Seine abschätzigen Worte ließen die Flamme der Wut wieder in mir aufflackern und ich musste mich sehr zusammenreißen, um mich nicht erneut aufzuregen.

Dieser arrogante Großkotz!

 

Ich schlang die Arme um mich selbst, als ich beobachtete, wie Alexej zu einem der kleinen Tische ging und ihn mit lautem Knarren und Quietschen an die Wand schob, direkt unter eines der Fensterchen.

Dann kletterte er hinauf und wog den seltsamen Stein skeptisch in der Hand.

»Jetzt komm schon her!«, knurrte er in meine Richtung.

Langsam ging ich näher. Fiel mir ja nicht ein, mich von ihm herumkommandieren zu lassen.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ein lauter Schlag ertönte.

Ich blickte zum Fenster. Ein netzartiges Muster zog sich über die Scheibe, ausgehend von dem Punkt, an dem er sie getroffen hatte. Er holte erneut Schwung und schlug mit aller Kraft zu. Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht so einfach war, die Scheibe zu zertrümmern, da er sie gerade so erreichen konnte und deshalb umso härter zuschlagen musste.

Die Wucht des Schlages schien außerdem ganz schön im Handgelenk abzufedern, denn er biss die Zähne zusammen.

Beim dritten Schlag zersplitterte die Scheibe endlich.

Ich drehte mich weg, als mir die Scherben um die Ohren flogen.

Böse starrte ich Alexej an und wischte mir über eine Strieme am Arm.

»Pass halt auf«, war sein bissiger Kommentar.

Ich schnaubte nur.

Alexej drehte sich wieder zum Fenster und schlug es mit vorsichtigem Klopfen gänzlich ein. Die Splitter regneten nur so auf den Boden und ich sah, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass Alexej ein paar Schnitte an der Hand hatte, die leicht bluteten.

»Bereit da durchzuschlüpfen?«, fragte er schließlich lässig, während er die letzten spitzen Glasränder wegschlug. Sein lockerer Plauderton wollte so gar nicht zu dem fiesen Grinsen passen, das daraufhin folgte.

»Du bist wohl verrückt«, entgegnete ich, noch immer nicht überzeugt von dieser Idee. Es war mir sehr wohl bewusst, dass ich es trotzdem versuchen würde, aber im Moment sah das Fenster noch aus wie der Schlund eines ziemlich zahnbewehrten Hais und ich würde mir daran wohl eher den Bauch aufschlitzen als uns zu retten.

Alexej schien mein Zögern jedoch gänzlich anders zu interpretieren.

»Keine Angst, Barbie, wenn du jetzt noch nicht da durch passt, bist du in spätestens zwei Tagen dünn genug.«

Mein Mund klappte auf und ein ersticktes Geräusch entkam meiner Kehle, als ich mich beinahe an meiner Spucke verschluckte.

Wie konnte dieser Widerling es wagen!

»Arschloch!«, war alles, was ich schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte. Ich konnte nicht glauben, dass ich vor ein paar Minuten noch gedacht hatte, dass dieser Mensch einen weichen Kern haben könnte.

»Schon klar, Sonnenschein. Ich bin der Böse hier. Aber jetzt beweg deinen Arsch hierher!«

Trotzig blieb ich stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich würde mich hier keinen Schritt wegbewegen, wenn er sich nicht bei mir entschuldigte.

Es gab ein Maß an Frechheit, das sich jemand erlauben konnte und auch wenn er sich wohl gewohnt war, mit allem was er sagte davon zu kommen, so galten doch hier und heute in diesem Keller etwas andere Regeln als auf dem Pausenhof, auf dem ich mich niemals getraut hätte, so mit ihm zu reden.

Vermutlich würde alles wieder beim Alten sein, wenn wir erst einmal draußen waren, aber jetzt gerade war er auf meine Hilfe angewiesen und ich würde diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

»Entschuldige dich!«

Alexejs Blick war so überrascht, dass ich einen Moment lang versucht war zu lachen, wenn ich mich in dem Moment nicht an all die Gemeinheiten erinnert hätte, die er mir bereits an den Kopf geworfen hatte.

Entschlossen hob ich das Kinn. »Ich höre?«

Alexej runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Ganz wie ich gedacht hatte, war er es wohl nicht gewohnt, dass jemand ihn dazu aufforderte, Reue zu zeigen. Der einzige Ort, an dem er vermutlich öfters zur Verantwortung gezogen wurde, war das Zimmer des Direktors oder wenn er nachsitzen musste.

Ich wartete noch immer.

Das Rattern in seinem Kopf war ihm unterdessen beinahe anzusehen.

»Entschuldige dich und ich helfe dir«, wiederholte ich, als weitere quälende Sekunden der Stille verstrichen.

Alexejs Kiefer war mittlerweile so angespannt, dass ich glaubte, ihn mit den Zähnen knirschen zu hören und als ich schon dachte, er würde meiner Aufforderung niemals nachkommen und wir wären stattdessen in einem Blickduell gefangen, bis einer von uns nicht mehr konnte – was zweifelsohne ich gewesen wäre – brach er den Blickkontakt ab.

Mit einer fahrigen Geste strich er sich durch die Haare und blieb schließlich so stehen, die Hände im Nacken verschränkt und mit gesenktem Kopf.

Ein paar weitere Sekunden verstrichen, bevor er ruckartig ausatmete und sich wieder aufrichtete. Auf seinem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck. Aber schließlich nickte er und nahm die Hände runter.

»Okay«, sagt er und nickte noch einmal.

Es schien ihn Kraft zu kosten, diese Worte heraus zu würgen, und ich fragte mich unwillkürlich, ob Alexej sich überhaupt schon einmal bei jemandem entschuldigt hatte.

»Es tut mir leid.«

Alexejs Stimme klang rau und gepresst, aber die Worte waren deutlich genug und für eine Sekunde glaubte ich sogar, dass es ihm wirklich leidtat.

»Und jetzt komm endlich her!«, schnauzte er jedoch im nächsten Moment und drehte sich zurück zum Fenster, um mit dem Fuß missmutig die letzten Splitter vom Tisch zu fegen. War ja klar gewesen, dass er seine Maskerade nicht lange aufrechterhalten konnte.

Als er die Fläche von den tückischen Scherben befreit hatte, kletterte ich vorsichtig hinauf, wobei ich darauf achtete, genügend Abstand zwischen mir und Alexej zu lassen, und schaute hoch.

Das Fenster war ganz schön weit oben. Aber wenigstens hatte er saubere Arbeit geleistet und wenn alles glatt ginge, dann waren wir bald draußen. Mit etwas Glück würde ich es sogar noch zur Party schaffen, bevor die ersten Gäste gingen. Ich nickte entschlossen. Ich würde ganz einfach da hinausklettern, die Tür von außen öffnen oder jemanden organisieren, der das für mich tun konnte, weil die Schule ganz bestimmt schon abgeschlossen war, und dann hatte der ganze Spuk ein Ende.

Einen Moment lang kam mir sogar der Gedanke, da hinaus zu klettern und einfach nach Hause zu gehen. Alexej einfach hier in diesem Loch verrecken zu lassen. Aber das erschien mir dann doch ein wenig zu drastisch.

»Und los!«

Jäh schrie ich auf und klammerte mich erschrocken in seine Oberarme, als ich plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Der Russe war kurzerhand in die Hocke gegangen und hatte mich an den Oberschenkeln gepackt, um mich hochzuheben.

»Au, verdammt! Lass los du Krallenbiest!«, zischte er, als sich meine Nägel in seine Haut bohrten. »Willst du mich häuten!?«

Er schüttelte mich und ich krallte mich reflexartig noch stärker in seine Arme, woraufhin er laut losfluchte und mich noch stärker schüttelte.

»Hör auf verdammt«, schrie ich, kurz davor ihm mein Knie in den Bauch zu rammen. Stattdessen ließ ich ihn los, packte ihn an den Haaren und riss kräftig daran, was ihn augenblicklich innehalten ließ.

Keuchend blickte ich nach unten in seine vor Wut blitzenden Augen und funkelte nicht minder verärgert zurück. Reine Mordlust stand in seinem Blick. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit, aber ich hielt ihm stand.

Eine Weile starrten wir uns an, dann ließ ich ihn los und er hielt endlich ganz still.

»Also, dann mach schon!«, knurrte ich böse.

»Bin schon dabei!«, knurrte er zurück.

Eine Sekunde später war ich knapp vor dem Fenster und griff vorsichtig nach dem Rand. Er war ein wenig kantig, aber es fühlte sich nicht an, als würde ich mir die Finger daran aufreißen.