Cloud Computing in Deutschland - Werner Grohmann - E-Book

Cloud Computing in Deutschland E-Book

Werner Grohmann

0,0

Beschreibung

Ziel des Buches ist es, einen Überblick über die Entwicklung des deutschen Cloud Computing-Marktes - vom ASP-Hype über Software-as-a-Service bis hin zu Cloud Computing - zu vermitteln. Denn genau diese Entwicklung ist die Grundlage für den aktuellen Status Quo des deutschen Cloud Computing-Marktes, auf den ich aus Anwender - aber auch aus Anbietersicht eingehen werde. Darüber hinaus möchte ich Ihnen, wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob und wie Sie Cloud Services im Unternehmen einsetzen, einige Tipps aus meiner eigenen Praxis als Unternehmer und Marktbeobachter an die Hand geben. Außerdem habe ich einige Praxisbeispiele zusammengetragen, wie andere Unternehmen den Einstieg in die Wolke geschafft haben. Das Thema Datenschutz und Cloud Computing und die unterschiedlichen Sichtweisen zu diesem Thema in und außerhalb Deutschlands (Stichwort: CLOUD Act vs. DSGVO) kommt genauso zur Sprache wie das Thema Schatten-IT. Für meinen Podcast konnte ich einige interessante Interviews mit Marktbeobachtern und Cloud Computing-Anbietern auf dem deutschen Markt führen. Eine Auswahl an Interviews habe ich in diesem Buch zusammengefasst.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 283

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Cloud Computing in Deutschland

Werner Grohmann

Cloud Computing in Deutschland

Vom ASP-Hype bis heute

Marktentwicklung und Status Quo – Definition, Betriebsmodelle und Fachbegriffe – Anwendungsszenarien – Vor- und Nachteile aus Anwendersicht – Praxisbeispiele – Expertenmeinungen

© 2021 Werner Grohmann

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Cover-Bild: Canva (www.canva.com)

ISBN

Paperback: 978-3-347-23205-1

Hardcover: 978-3-347-23206-8

e-Book: 978-3-347-23207-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Einführung – Meine eigenen Anfänge im Cloud Computing

„Na dann gründen wir halt einen Verband!“ – Ich nahm meine Präsentation in die Hand und ließ sie in einen imaginären Papierkorb gleiten. Nur die letzte Seite ließ ich vor mir liegen.

Es war Anfang Januar 2000. Gerade hatte ich Vertretern von etwa zwei Dutzend in Deutschland führenden IT-Unternehmen sowie einer Handvoll Startup-Unternehmer mein Konzept für ein Online-Portal mit begleitender Community vorgestellt, über das meine damalige Agentur – mit entsprechender inhaltlicher und natürlich auch finanzieller Unterstützung der anwesenden Unternehmen – ein neues Software-Betriebsmodell auf dem deutschsprachigen Markt etablieren sollte, das damals noch ausschließlich auf dem amerikanischen Markt vertreten war: Application Service Providing (ASP).

Ich war fast am Ende meiner Präsentation angelangt, als es an der Tür klopfte. Herein kamen zwei Mitarbeiter eines der großen internationalen Softwareanbieter, die ich seit Jahren gut kannte. Bevor ich die beiden begrüßen konnte, sagte der eine mit einem fast vorwurfsvollen Unterton „Ich hörte, Ihr gründet da heute einen Verband, da wollen wir unbedingt dabei sein.“ Beide setzten sich und schauten mich erwartungsvoll an

Ob Sie es nun glauben oder nicht: Ich hatte tatsächlich auf meiner letzten Folie zur weiteren Organisation des Projekts vermerkt, dass ich mir – um dem ganzen einen neutralen, herstellerunabhängigen Ansatz zu verleihen – auch die Gründung eines Verbandes vorstellen könnte. Die dafür erforderliche Rechtsform in Deutschland ist der eingetragene Verein (e.V.). Ob es sich um Telepathie handelte oder ich im Vorgespräch bereits über die Verbandsidee gesprochen hatte, weiß ich heute nicht mehr. Tatsache ist: Bereits auf der CeBIT im Februar 2000 – die Messe fand in diesem Jahr wegen der Expo 2000 vier Wochen früher statt – stellten wir die Verbandsidee für das ASP-Konsortium Deutschland der Fachöffentlichkeit vor und im März 2000 fand die Gründungsveranstaltung in München statt. Innerhalb eines Jahres gelang es, die Anzahl der Verbandsmitglieder auf 100 Unternehmen zu steigern – bei einer Mitgliedsgebühr von 7.500 (Standard) bzw. 15.000 (Premium) Euro pro Jahr!

Ich fungierte während der Gründungsphase als Geschäftsführer des Verbands, reiste durch die Welt – wir erhielten Einladungen u.a. durch Partner-Verbände in Japan, Dubai und den USA – und erlebte zum ersten Mal am eigenen Leib, was Internet-Boom bedeutete. Leider war der Boom dann auch genauso schnell wieder vorbei. Ich legte mein Amt als Geschäftsführer im Sommer 2001 nach internen Querelen nieder, die Mitgliederzahlen sanken und im Jahr 2003 wurden die Reste des ASP-Konsortium mit dem eco-Forum verschmolzen.

Beim Erscheinen dieses Buches liegt die Gründung des ASP-Konsortiums ziemlich genau 20 Jahre zurück. Seitdem ist einiges geschehen.

• Aus Application Service Providing (ASP) wurde Software-as-a-Service und dann Cloud Computing.

• Ich selbst hatte als IT-Nutzer, aber noch mehr als Unternehmer, Gefallen an der Idee gefunden, mich zukünftig nicht immer wieder mit der eigenen IT „herumschlagen“ zu müssen, sondern Software – und andere IT-Dienstleistungen wie z. B. Backup – über das Internet als Service zu beziehen.

• Der deutsche Cloud Computing-Markt galt lange als sehr schwierig und hat sich in vielen Bereichen anders als in anderen Ländern entwickelt. Schon zu Zeiten des ASP-Konsortiums wunderten sich die Kollegen vom ASP Industry Consortium – einem ähnlich gelagerten Branchenverband in den USA – immer wieder, dass viele ihrer Vorschläge sich einfach nicht auf die deutschen Gegebenheiten anpassen ließen. Häufig mussten sie dabei zähneknirschend zugestehen, dass das deutsche ASP-Konsortium doch etwas mehr war als lediglich das „German Chapter“ ihrer Organisation.

Ziel des vorliegenden Buches ist es, allen denjenigen, die die letzten zwei Jahrzehnte Cloud Computing in Deutschland nicht miterlebt haben, einen Rückblick auf diese Entwicklung zu vermitteln. Denn genau diese Entwicklung ist die Grundlage für den aktuellen Status Quo des deutschen Cloud Computing-Marktes, auf den ich aus Anwenderaber auch aus Anbietersicht eingehen werde.

Darüber hinaus möchte ich Ihnen, wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob und wie Sie Cloud Services im Unternehmen einsetzen, einige Tipps aus meiner eigenen Praxis als Unternehmer und Marktbeobachter an die Hand geben. Darüber hinaus habe ich einige Praxisbeispiele zusammengetragen, wie andere Unternehmen den Einstieg in die Wolke geschafft haben.

Seit Mitte 2018 bin ich als Podcaster mit dem Cloud Computing Report Podcast aktiv. In dieser Zeit konnte ich einige interessante Interviews mit Marktbeobachtern und Cloud Computing-Anbietern führen. Die aus meiner Sicht spannendsten Interviews habe ich in diesem Buch zusammengefasst.

Falls Sie sich regelmäßig über aktuelle Neuigkeiten aus dem Cloud Computing-Bereich informieren möchten, schauen Sie am besten im Cloud Computing Report (www.cloudcomputing-report.de) vorbei. Meine Kollegen aus der Redaktion informieren dort über alle wichtigen Markt- und Produktentwicklungen.

Nun aber wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen dieses Buchs und hoffe, Sie finden dort einige Anregungen für Ihre eigene Cloud Computing-Praxis.

Für Fragen, Anregungen und Feedback stehe ich Ihnen gerne unter [email protected] zur Verfügung.

Freiburg, im Januar 2021

Werner Grohmann

Kapitel 1: Von Application Service Providing zu Software as a Service und Cloud Computing: Die Entwicklung des Cloud Computing-Marktes in Deutschland

Begeben wir uns zum Einstieg auf einen kurzen Streifzug durch die Cloud Computing-Geschichte in Deutschland – vom ASP-Hype des Jahres 2000 über das „Tal der Tränen“ in den Jahren 2002 bis 2004 bis zur aktuellen Marktsituation fast zwanzig Jahre später.

Die 90er Jahre: Der ASP-Hype in Deutschland

Wir schreiben die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, der Internet-Boom erlebt gerade bisher ungeahnte Dimensionen. Als gutes Beispiel für die damalige Goldgräberstimmung ist mir ein Werbespot der Firma IBM aus dieser Zeit in Erinnerung. Zwei Geschäftsleute sitzen an einem Tisch, der eine tippt auf einem IBM-Notebook – ja die gab es damals noch, Lenovo kannte damals noch niemand. Der andere liest Zeitung und beginnt auf einmal vorzulesen: „Hier steht, das Internet ist die Zukunft im Business“. Mr. Notebook hört auf zu tippen und blickt auf. Mr. Zeitung weiter: „Wir müssen ins Internet.“ „Wieso?“ fragt Mr. Notebook nach einem kurzen Grübeln. „Steht nicht da“, antwortet Mr. Zeitung etwas ratlos. Es erscheint die Werbeeinblendung: IBM hilft Ihrem Unternehmen, online ins Geschäft zu kommen.

Die Moral von der Geschichte: Viele Unternehmen drängten damals ins Internet, ohne so richtig zu wissen, was man da eigentlich so macht. Hauptsache dabei sein.

Noch ein Beispiel aus derselben IBM-Werbespot-Reihe: Ein Manager kommt schwungvoll in ein Büro, an dem ein anderer Manager, offensichtlich sein Chef, an einem Notebook sitzt. Lächelnd fragt er: „Siehst gut aus, abgenommen?“ und nimmt Platz. „Lass die Späße!“ entgegnet der andere unwirsch. „Ich muss dem Management erklären, was unsere Webseite bringt.“ „Okay“ antwortet der andere und blickt ratlos. „Und zwar so, dass sie es verstehen.“ Beide blicken sich einen langen Augenblick stumm und ratlos an. „Für jede Mark (damalige Währung in Deutschland für die jüngeren Leser unter Ihnen), die wir reinstecken, kriegen wir zwei Mark wieder raus“, schießt auf einmal der andere wie ein Maschinengewehr heraus. Beide blicken sich erleichtert an. Es erscheint der IBM-Slogan: „Das Einmaleins fürs Internet“.

Und noch eine Moral von der Geschichte: Egal, was man da eigentlich im Internet macht, es wird sich auf jeden Fall auszahlen – und zwar so richtig!

Am 10. März 1997 startete dann auch der so genannte „Neue Markt“ (NEMAX), ein Handelssegment der deutschen Börse speziell für Wachstumsunternehmen. Dahinter stand die Idee, jungen Unternehmen so den Weg an die Börse zu ebnen. Zuerst einmal sorgte der neue Markt für das entsprechende „Spielgeld“, um neue, in der Regel internetbasierte Geschäftsentwicklung zu verwirklichen. Der Aktienindex schoss dann auch gleich einmal durch die Decke – von einem Anfangsstand von 506,29 am ersten Handelstag auf ein Allzeithoch von 8559,32 am 10. März 2000!! Am letzten Handelstag vor der Schließung am 5. Juni 2003 lag der Index bei jämmerlichen 402,91 Punkten!

Doch kehren wir zurück zu den Anfängen und Hochzeiten des Hypes. In einer derartigen Marktumgebung lag es natürlich auf der Hand, unterschiedlichste Geschäftsmodelle zu entwickeln: 1998 gründeten beispielsweise zwei Studenten eine Firma mit dem Namen Google. Die Geschäftsidee: Eine Suchmaschine für das World Wide Web. Verrückte Idee! Bereits vier Jahre zuvor hatte Jeff Bezos Amazon gegründet. Auch seine Ex-Frau, die er bei der Gründung überredet hatte, ihren Job aufzugeben, fragte ihn angeblich zuerst einmal: „Was ist das Internet?“

Auch hier in Deutschland ließen sich viele vom Internet-Boom anstecken und entwickelten bzw. adaptierten Geschäftsideen aus den USA. Eine dieser Ideen: Das Verfügbarmachen von Softwarelösungen als Service über das Internet: Application Service Providing

Innerhalb von nur wenigen Wochen wurden Ende der 90er Jahre auch in Deutschland die ersten Application Service Provider gegründet (indecom, Einsteinet, Innobase, Victorvox, etc.) bzw. aus bestehenden Unternehmen ausgegründet. Während es sich bei den beiden erstgenannten um absolute Neugründungen handelte, die mit Risikokapital finanziert wurden, war Innobase die Ausgründung der IT-Abteilung der Egora Holding GmbH. Die Victorvox AG dagegen bestritt ursprünglich 95 Prozent ihres Geschäfts mit Mobilfunk (Umsatz 2000: über 700 Mio. DM).

An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass heute keiner der oben genannten Anbieter mehr existiert. Allein die Victorvox bestand in den Folgejahren zumindest noch dem Namen nach. Sie wurde 2003 von der Drillisch AG übernommen und 2006 wieder in eine GmbH umgewandelt. Dabei übernahm sie auch wieder ihr ursprüngliches Geschäft als Service-Provider im Mobilfunk, das ASP-Angebot ist verschwunden. 2009 schlug dann endgültig ihr „letztes Stündchen“, als sie mit der McSIM Mobilfunk GmbH, heute Drillisch Telecom GmbH verschmolzen wurde.

Aber zurück zu den "goldenen Zeiten" des ASP-Hypes. Die Gründe für den „deutschen Alleingang“ Ende 1999/Anfang 2000 lagen zum einen in den weltweiten Prognosen für den ASP-Markt, die diesem Marktsegment ein riesiges Potential prognostizierten, wie die folgende Grafik eines der damals führenden Marktforschungsinstitute als ein Beispiel von vielen verdeutlicht.

Quelle: Meta Group, 2000

Auf der anderen Seite wurde aber bereits früh deutlich, dass speziell der deutsche Markt einer der größten Wachstumsmärkte für ASP weltweit werden sollte. So zeigt die folgende Grafik von Forit aus dem Mai 2000 ein überproportionales Wachstum für den deutschen Markt.

Quelle: Forit GmbH, Mai 2000

Eine vom amerikanischen ASP Industry Consortium bei Ovum in Auftrag gegebene Studie, die ebenfalls im Mai 2000 veröffentlicht wurde, machte zum ersten Mal den Bedarf in Unternehmen nach ASP-Lösungen deutlich. Im europaweiten Vergleich lag Deutschland dort in Führung. Die Analysten fanden heraus, dass in Deutschland angeblich fast 70 Prozent der Unternehmen innerhalb der nächsten 18 Monate gewillt seien, ASP-Lösungen einzusetzen.

Quelle Ovum, Mai 2000

Als Begründung für den zu erwartenden ASP-Boom in Deutschland gaben die Marktbeobachter zu Protokoll, Deutschland sei aufgrund seines zahlenmäßig stark vertretenen Mittelstands auf Anwenderseite, aber auch aufgrund seiner Vielfalt an so genannten „vertikalen Lösungen“ (Branchenlösungen) prädestiniert für das ASP-Modell. Goldgräberstimmung machte sich breit.

Das ASP-Hype-Jahr 2000

Die Prognosen der Marktforscher und Analysten führten zu einem wahren „Run“ auf das Thema ASP. So häuften sich bereits zu Beginn des Jahres 2000 die Ankündigungen führender IT-Anbieter, nun auch mit sieben- bis achtstelligen Beträgen in das ASP-Geschäft zu investieren. Wer aufgrund seines Produktportfolios nicht selbst in das ASP-Geschäft einsteigen konnte oder wollte, legte umfangreiche ASP-Partnerprogramme auf (IBM, Microsoft, SUN, Oracle, Fujitsu Siemens, Hewlett Packard, Citrix, u.v.m.). Die bereits erwähnten „1st Generation“ ASPs waren gern gesehene Gäste auf Messen und Kongressen und fühlten sich bald als „Everybody´s Darling“.

Darüber hinaus schossen die Technologiebörsen, allen voran der Neue Markt, in der ersten Hälfte des Jahres 2000 in ungeahnte Höhen, so dass einer weiteren Expansion eigentlich nichts im Weg stand. Allen Marktteilnehmern war klar, dass umfangreiche Vorinvestitionen notwendig waren. So investierte die Firma Einsteinet nach eigenen Angaben eine dreistellige Millionensumme für den Auf- und Ausbau der beiden Rechenzentren in Kempten und Hamburg. Aber selbst diese Summen schienen vor dem Hintergrund der damaligen Börsensituation kein Problem zu sein. Verstärkt wurde die Euphorie zudem durch die sichere Annahme, dass Anwender im Gegensatz zu vielen anderen Internet-Diensten bereit sein würden, für ASP-Dienste zu bezahlen.

Das Jahr 2001 – Das Jahr der Ernüchterung

Aber wie so oft klafften auch beim Thema ASP Theorie und Praxis meilenweit auseinander. Dies zeigte sich dann drastisch mit dem Platzen der Internet-Blase zu Beginn des Jahres 2001. Als Gründe für das zeitgleiche Ende des ASP-Hypes müssen sowohl hausgemachte Probleme der jungen ASP-Branche als auch externe Effekte genannt werden, für die der ASP-Markt nicht verantwortlich gemacht werden kann.

Interne ASP-Probleme

Bereits Anfang 2001 kam eine vom Marktforschungsunternehmen Berlecon Research unter deutschen ASP-Anbietern durchgeführte Befragung zu dem Ergebnis, dass wohl manche Branchenneulinge die Komplexität von ASP-Lösungen unterschätzt hatten. Der Zeitraum, der benötigt wurde, bis die für einen reibungslosen Betrieb einer ASP-Lösung benötigte Infrastruktur implementiert und abgestimmt war, war weitaus länger als angenommen. Dies wurde dann schnell auch den ersten ASP-Kunden klar: Von einer „Software aus der Steckdose" waren die ersten Angebote noch meilenweit entfernt.

Außerdem muss dem damaligen ASP-Markt der Vorwurf gemacht werden, dass sich die Marktteilnehmer – wie leider häufig in der Informations- und Kommunikationstechnologie üblich – zu Beginn in einen Streit um Begriffe und Definitionen verstiegen. Ist ASP nun mehr als Outsourcing? Ist es dasselbe? Ist es etwas komplett anderes? Ist ASP nur ASP, wenn die Nutzung über das Internet erfolgt? Ist ASP etwas für den B2C-Markt oder den B2B-Markt? Die einzige Folge dieser immer wieder in der Öffentlichkeit diskutierten Fragen war eine komplette Verwirrung beim Endkunden, was erst einmal zu einer abwehrenden Haltung führte, nach dem Motto: „Entscheidet Euch erst einmal, was Ihr uns da verkaufen möchtet, und dann meldet Euch wieder.“

Noch heute erhitzen sich die Gemüter mancher an der Definition von ASP, Software-on-Demand, Software-as-a-Service, Cloud Computing, u.v.m. Den Kunden lässt nach meiner eigenen Beobachtung diese Diskussion größtenteils kalt. Er möchte lediglich wissen, wie er die angebotenen Services einsetzen kann und welchen Nutzen er aus diesen Lösungen ziehen kann.

Externe ASP-Probleme

Neben diesen hausgemachten Problemen gibt es wie bereits angedeutet, eine ganze Reihe von Problemen, für die der damals noch junge ASP-Markt nicht verantwortlich gemacht werden kann.

Wer hätte noch Ende 2000 gedacht, dass es innerhalb von nur wenigen Wochen zu einem so dramatischen Verfall der Technologiebörsen kommen könnte? Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, wurden die meisten deutschen ASPs Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts gegründet, also typische Startup-Unternehmen. Was aber noch im Herbst 2000 als Synonym für Kreativität und Innovationskraft galt, wurde innerhalb kürzester Zeit zum „Malus“. Der Begriff „Startup“ wurde zum Unwort. Noch viel schlimmer waren die Folgen dieser Entwicklung.

Zu Beginn des Jahres 2001 scheiterten fast alle Finanzierungsrunden bei ASP-Unternehmen, selbst die bereits angekündigten. Die Geldschatullen der Investoren und Risikokapitalgeber, die noch im Vorjahr bereitwillig geöffnet wurden, wenn man mit einer Idee kam, die auch nur annähernd etwas mit Internet oder E-Business zu tun hatten, blieben verschlossen. An einen Börsengang zur Finanzierung des weiteren Wachstums wagte damals ebenfalls kein Unternehmen mehr zu denken. Selbst die Telekom verschob den Börsengang ihrer Tochter T-Mobile mehrfach. Rückblickend hat's nicht viel geholfen.

Und so mussten sich ASPs in der Folgezeit immer häufiger der Frage stellen lassen, was denn eigentlich passieren würde, wenn sie in Konkurs gingen. Darüber hinaus drückte natürlich die sich eintrübende Stimmung an den Weltmärkten auf die Stimmung. Die meisten Anwenderunternehmen hatten begriffen, dass sie den Wettlauf um neue E-Business-Technologien nicht mitmachen mussten und schalteten einen, wenn nicht zwei Gänge zurück. Investitionen in neue Technologien wurden erst einmal zurückgestellt. Das Schreckgespenst vom „Investitionsstau“, der sich einfach nicht auflösen wollte, machte die Runde.

Die Jahre 2002 bis 2004: ASP-Begriff ist "verbrannt"!

Die Schlagzeile vom „verbrannten“ Begriff ASP machte in der Folgezeit die Runde. Ungeachtet der vielen externen Probleme, für die sie nun wirklich nicht verantwortlich gemacht werden konnte, musste sich auch die ASP-Branche den Vorwurf gefallen lassen, die Öffentlichkeit mit einem Geschäftsmodell getäuscht zu haben, das scheinbar überhaupt nicht realisierbar sei. Die "Konsolidierung am Markt" ging weiter – will heißen – weitere Anbieter verschwanden vom Markt oder besannen sich auf ihr ursprüngliches Geschäft.

Interessanterweise wurden gerade in dieser Phase die Grundlagen geschaffen, die für die weitere – positive – Marktentwicklung bis heute sorgten. Das Internet setzte seinen Siegeszug unbeirrt fort. Immer mehr Menschen nutzten es in der Folgezeit aber nicht mehr nur als Informationsquelle, sondern auch als Anwendungsplattform, Z.B. zum Shoppen, zum Kommunizieren und irgendwann dann sogar dazu, um ihre Bankgeschäfte abzuwickeln. Mit der Vorstellung des ersten iPhone im Jahr 2007 setzte darüber hinaus ein Trend ein, der heute dazu geführt hat, dass viele von uns ohne ihr Smartphone – und die vielen darüber nutzbaren Cloud Services – nicht mehr leben können.

Eine weitere wichtige Voraussetzung war der Durchbruch im Bereich DSL. Ich selbst erinnere mich noch sehr gut an erste ASP-Anwendungen, bei denen das Arbeiten nicht wirklich schnell war und das Internet seinem Ruf als "World-wide wait" alle Ehre machte. Davon kann heute keine Rede mehr sein. In den meisten Fällen merkt der Anwender heute gar nicht mehr, ob er eine Anwendung lokal auf seinem Rechner oder aus dem Firmennetz oder online als Cloud Service nutzt.

Cloud Computing in den 2000er-Jahren: Unterschiedliche Marktentwicklung

Verfolgt man die Marktentwicklung des deutschen, aber auch des internationalen Cloud Computing-Marktes in den Jahren nach dem Platzen der Internet-Blase, so fällt eine sehr unterschiedliche Marktentwicklung auf.

Während das Thema international so richtig an Fahrt aufnimmt – ich werde gleich noch einige Beispiele nennen – ist in Deutschland offiziell von der Wolke noch überhaupt nicht die Rede. Der ASP-Hype ist vorbei, das Geschäftsmodell funktioniert nicht, also Schwamm drüber!

Nicht ganz. Es gibt bis heute eine ganze Reihe deutscher Unternehmen, die zu Beginn des neuen Jahrtausends gegründet wurden und ihr Geschäftsmodell weiter darauf fokussierten, ihre Lösungen via Internet in einem nutzungsabhängigen Bezahlmodell anzubieten: Heute sagte man dazu Cloud Computing – und die Unternehmen können sich heute ohne Übertreibung als „Cloud Pioniere“ bezeichnen.

Nachfolgend stelle ich Ihnen einige dieser Cloud Pioniere vor.

Die Firma Onventis wurde im Jahr 2000 gegründet und bietet bis heute eine cloudbasierte Softwarelösung für die elektronische Beschaffung, das so genannte E-Procurement an. Heute wickeln nach Onventis-Angaben weltweit ca. 400.000 Nutzer knapp zehn Milliarden Euro Einkaufsvolumen jährlich über die Onventis Plattform ab. Die Plattform wird in 136 Ländern eingesetzt und ist mittlerweile in 14 Sprachen verfügbar.

In einem Gespräch mit Onventis Geschäftsführer Frank Schmidt für den Cloud Computing Report Podcast im Jahr 2019 blickte ich auf die bewegte Firmengeschichte seit der Gründung im Jahr 2000 zurück. Herr Schmidt nannte als wichtigsten Meilenstein eine komplette Restrukturierung des Unternehmens im Jahr 2013, die letztendlich dazu führte, dass der Umsatz des Unternehmens in den letzten Jahren überproportional wuchs. Die Amerikaner nennen dieses Phänomen gerne einen „Ten Year Overnight Success“.

Ein anderer deutscher Cloud Pionier ist die Firma Brainloop. Das Unternehmen bietet eine Plattform für die firmenübergreifende Zusammenarbeit von Unternehmen, einen sogenannten virtuellen Datenraum. Dabei legte das Unternehmen von Anfang an großen Wert auf die Datensicherheit, wenn beispielsweise sensible Daten gespeichert und/ oder ausgetauscht werden sollen. In einem Interview, das ich mit ihm 2019 führen konnte, erläuterte Oliver Gajek, einer der Mitgründer von Gajek einige der wichtigsten Einsatzbereiche. Er erklärte: „Wir hatten uns sehr früh konzentriert auf das Thema unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Wir hatten herausgefunden, dass die Unternehmen innerhalb der Firewall sehr viel in IT investiert hatten. Sobald aber die Unternehmensgrenzen überschritten wurden, gab es damals außer E-Mail-Attachments und Dokumente hin- und herwerfen noch keine technische Lösung. Dabei passieren gerade unternehmensübergreifend besonders spannende Prozesse wie z.B. strategische Projekte, M&A (Mergers & Acquisitions), Arbeiten mit Aufsichtsräten aber auch Unternehmensberatern. Genau für diese dokumentenzentrierte Arbeit haben wir dann eine Cloud-Plattform entwickelt und angeboten. Damals hieß das Ganze noch gar nicht Cloud, sondern ASP.“

Herr Gajek verließ das Unternehmen 2009, im Sommer 2018 wurde Brainloop dann von der Diligent Corporation übernommen. Diese Übernahme sorgte zumindest kurzzeitig für etwas Aufsehen, denn immerhin arbeiten die meisten DAX-Unternehmen mit der Lösung. Auf die Problematik CLOUD Act vs. DSGVO werde ich an anderer Stelle noch genauer eingehen.

Ein weiteres deutsches Unternehmen, das sich mittlerweile in diesem Bereich als Cloud-Anbieter etablieren konnte, ist die 2004 gegründete Firma netfiles. netfiles ermöglicht Unternehmen einen sicheren Datenaustausch und eine zentrale, sichere Online-Dokumentenverwaltung mit detaillierten Zugriffsrechten und mobiler Zugriffsmöglichkeit. Mit der Cloud-Lösung können Daten innerhalb des Unternehmens oder mit Kunden und Lieferanten sicher ausgetauscht und sichere Datenräume für beispielsweise M&A Projekte, Due Diligence Prüfungen, Asset-Transaktionen, Board Communication, Immobilien- und Vertragsmanagement eingerichtet werden. Bei netfiles bemüht man sich – vielleicht mit Seitenhieb auf den „Neu-Amerikaner Brainloop“ – darum, zu versichern, dass das Unternehmen inhabergeführt und vollständig aus Eigenmitteln finanziert sei.

Im Bereich Personalwesen hat sich mit der Firma rexx systems ein in Deutschland ansässiger Cloud-Anbieter etabliert, der bereits im Jahr 2000 gegründet wurde und seinem damaligen cloudbasierten Geschäftsmodell bis heute treu geblieben ist. rexx systems bietet Software-Lösungen in den Bereichen Bewerbermanagement, Talent Management und Human Resources im Cloud Modell. In einem Interview für den Cloud Computing Report Podcast erläutert der Vertriebschef von rexx systems Matthias Dietrich, weshalb man sich schon sehr früh auf den Cloud-HR-Bereich fokussiert hat. Anlass für die Gründung des Unternehmens war die Suche eines international tätigen Dienstleistungsunternehmens nach einer webbasierten Recruiting-Software. Da es eine solche Software zum damaligen Zeitpunkt im deutschsprachigen Raum noch nicht gab, fiel die Entscheidung, eine solche Lösung selbst zu entwickeln: Die Geburtsstunde von rexx systems.

Und noch ein weiterer Cloud-Pionier aus Deutschland sei an dieser Stelle kurz vorgestellt. Die Firma provantis IT Solutions stellte ebenfalls bereits im Jahr 2000 mit ZEP – Zeiterfassung für Projekte – (www.zep.de) eine cloudbasierte Softwarelösung für die Bereiche Zeiterfassung und Projekt-Controlling vor. Zielgruppe für die Lösung, die mittlerweile von mehr als 900 Unternehmen genutzt wird, sind Unternehmen in projektorientierten Branchen, also der IT-Branche, der Unternehmensberatung oder dem Agenturbereich.

Allen diesen Unternehmen kann rückblickend ein „langer Atem“ beschieden werden und der Glückwunsch, letztendlich auf das „richtige Pferd“ gesetzt zu haben. Dennoch, das zeigen auch die Gespräche mit den jeweiligen Firmenvertretern, war es ein zum Teil sehr steiniger Weg.

Der internationale Cloud-Markt „hebt ab“

Völlig anders verhält es sich da mit dem internationalen Cloud Markt. Auch dieser erlebte in den 90er Jahren – wo sollte der Hype in Deutschland auch herkommen – einen ersten Boom. Auch in den USA und vor allem auch in Skandinavien schossen Unternehmen wie Pilze aus dem Boden, deren Geschäftsmodell darin bestand, webbasierte Software als Service anzubieten. Anders als in Deutschland folgte nach dem Hype allerdings nicht die Ernüchterung, der Hype ging weiter – und hält größtenteils bis heute an.

Der Grund, dass das 2008 von mir ins Leben gerufene Onlineportal SaaS-Forum so heißt, liegt hauptsächlich darin, dass das Online-Portal ursprünglich als wirkliches Forum geplant war, auf dem sich Menschen treffen und zum Thema Software-as-a-Service austauschen sollten. Die Premiere feierte das SaaS-Forum 2007 auf der Fachmesse Systems in München. Die Älteren von Ihnen werden sich vielleicht noch an die IT-Messe erinnern, die Jahre lang versuchte, die Süd-Alternative zur jährlich in Hannover stattfindenden CeBIT zu sein.

Mit dem Veranstalter, der Messe München, hatte ich vereinbart, einen Gemeinschaftsstand zum Thema Software-as-a-Service umzusetzen. Dank tatkräftiger Unterstützung einer Handvoll von SaaS-Anbietern gelang dies dann auch sehr gut.

Zu den Premieren-Ausstellern des SaaS-Forums auf der Systems 2007 gehörte ein Unternehmen, das damals noch ganz neu auf dem deutschen Markt war: Salesforce.com Gegründet 1999 von einem ehemaligen Oracle-Mitarbeiter war das Unternehmen angetreten, „das Ende der (traditionellen) Software“ einzuläuten. Ich erinnere mich noch gut an die „No Software“-Sticker, die überall auf dem Gemeinschaftsstand verteilt wurden und doch für das ein oder andere Stirnrunzeln sorgte. Gemeint war damit natürlich nicht, Software im Allgemeinen abzuschaffen, sondern vielmehr die Art und Weise, wie Software bis zum damaligen Zeitpunkt vertrieben und genutzt wurde: Im klassischen Lizenzmodell, bei dem Software gekauft und dann vor Ort beim Unternehmen installiert und betrieben wird. Dieser Linie ist das Unternehmen bis heute treugeblieben. Mit dem entsprechenden Erfolg: Im Geschäftsjahr 2018 erzielte Salesforce.com mit knapp 30.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwas mehr als zehn Milliarden US-Dollar. Eine Geschäftsentwicklung, von der die deutschen Cloud-Pioniere nur träumen können.

Ein weiterer Aussteller auf dem SaaS-Forum 2007 war die Firma ProjectPlace aus Schweden. Das 1998 gegründete Unternehmen verfolgte ebenfalls einen „Cloud-only“-Ansatz, allerdings im Bereich Projektmanagementsoftware. Nach der Veranstaltung durfte ich das Unternehmen dann bei einer Reihe von Markteinführungskampagnen für den deutschen Markt unterstützen und wir wurden dann sogar Nachbarn im selben Bürokomplex am Münchener Flughafen. Und so traf ich mich regelmäßig mit dem damaligen Deutschland-Geschäftsführer – einem gebürtigen Schweden mit wunderbarem „IKEA-Akzent“ – zum Mittagessen im „Airbräu“. Eines Tages zeigte er mir sein neustes Mobil-Telefon, den Nokia Communicator, den Urahn aller Smartphones, auf dem man erstmals sogar EMails empfangen konnte. Er hatte das Teil so konfiguriert, dass er jedes Mal, wenn ein neues Benutzerkonto für seine Cloud-Software bestellt wurde, ein Signalton ertönte. Ich bat ihn dann irgendwann, das Teil doch bitte abzustellen, denn es klingelte fast ununterbrochen. Innerhalb von nur zwölf Monaten nach Markteinführung in Deutschland gelang es ProjectPlace, auf dem deutschen Markt einen Subskriptions-Umsatz von einer Million Euro zu erzielen. Die Zahlen stiegen weiter kontinuierlich an. 2014 wurde das Unternehmen dann vom amerikanischen Software-Anbieter Planview übernommen, der die Lösung auch heute noch unter dem Namen ProjectPlace vermarktet.

Und noch ein drittes Beispiel vom SaaS-Forum 2007. Kennen Sie die Firma Expertcity? Ich auch nicht, zumindest kannte ich sie nicht, bis ich auf dem SaaS-Forum 2007 Bernd Oliver Christiansen kennenlernte. Der Hanseate hatte das Unternehmen 1997 gemeinsam mit seinem Professor und einem Kommilitonen an der University of California in Santa Barbara gegründet. Die erste Software hieß GoToMyPC und war 2001 eine der ersten Remote Access-Anwendungen auf dem Markt. Die zweite Web-Anwendung hieß dann GoToAssist, eine Help Desk-Anwendung.

Im Jahr 2003 wurde Expertcity dann von der Firma Citrix für geschätzte 225 Millionen US-Dollar übernommen und als Citrix Online weitergeführt. Heute gehört die SoftwareLösung, die in der Folgezeit um weitere „GoTo“-Produkte erweitert wurde, zur Firma LogMeIn.

Wie die drei Beispiele zeigen, ging international bereits vor mehr als zehn Jahren bei den Themen Cloud Computing und Software-as-a-Service bereits so richtig die Post ab, während das Thema in Deutschland so langsam erst seinen zweiten Frühling erlebte.

Cloud Computing: Die Großen „fremdeln“ anfänglich, holen dann aber dramatisch auf

An dieser Stelle stellt sich nun die Frage: „Wie gingen eigentlich die Größen der IT-Branche damals mit dem Thema Cloud Computing um?“

„Eher etwas stiefmütterlich!“ müsste man aus heutiger Sicht vielleicht antworten. Microsoft versuchte noch 2008, unter dem Begriff „Software-plus-Services“ ein eigenes Konzept der zukünftigen Softwarenutzung am Markt zu platzieren. Ich habe noch einen alten Blogbeitrag eines Microsoft-Mitarbeiters vom Oktober 2008 gefunden, indem dieser das Software plus Services“-Konzept wie folgt definiert:

„Mit der ‚Software-plus-Services‘ Strategie schlägt Microsoft ein neues Kapitel in der Evolution seiner Plattform auf. ‚Software-plus-Services‘ geht ja davon aus, dass Unternehmen in Zukunft für ihre IT-Anforderungen eine Kombination aus Internetservices und lokal betriebenen Client- und Server-Anwendungen einsetzen. D.h. Unternehmen sollen von Fall zu Fall entscheiden können, welche Teile ihres IT-Portfolios lokal und welche in der "Cloud" betrieben werden. Diese Entscheidung soll sowohl für ganze Anwendungen, für einzelne Services bis hin zu Anwendungskomponenten möglich sein. Dies hat natürlich tiefgreifende Auswirkungen auf die Plattform, für die ja der Anspruch gilt, dass die Entscheidung für ein Deployment-Modell erst nachgelagert getroffen werden kann.“

Aus heutiger Sicht würde man dieses Konzept wohl als „Hybrid Cloud“ bezeichnen. Der Grund für dieses Konzept lag damals aber schlicht darin, dass Microsoft keine Cloud Services oder webbasierten Softwarelösungen im Portfolio hatte.

Dies änderte sich erst mit dem Amtsantritt des heutigen Microsoft CEO Satya Nadella im Jahr 2014. Mit seiner „Cloud first“-Strategie gab er den Startschuss für den Eintritt seines Unternehmens in das Cloud-Zeitalter. Mittlerweile muss man neidlos zugestehen, dass Microsoft diesen Eintritt erfolgreich vollzogen hat und mittlerweile auch im Cloud Computing-Markt (wieder) zu den Großen gehört.