Completely - Immer diese Vampire - Mej Dark - E-Book

Completely - Immer diese Vampire E-Book

Mej Dark

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Beschreibung

Neuerscheinung +++ Percy erwacht ohne Erinnerungen an seine Vergangenheit in der heutigen Zeit und trifft auf Bella. Diese nennt ihn auch noch Lex. Was hat das alles mit einer alten Legende, einem Fluch und Vampirblut zu tun? Und wieso muss er unbedingt eine echte Hexe küssen? Das ungewöhnliche Abenteuer bietet so manche mysteriöse Überraschung. Jeder Band ist eigenständig. Die Reihe wurde im Mai 2018 vom Verlag zum Monatsfavorit gewählt.

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Seitenzahl: 228

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Mej Dark

Completely - Immer diese Vampire

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Autorin

Buch

Prolog

Immer diese Vampire

Der Kreisel aus dem Nirgendwo

Der neue Lex

Falsche Diagnose

Bellas Tagebucheintrag

Mama, Schwesterchen und Onkel Schlachter

Bellas Tagebucheintrag

Die Zwillinge

Bellas Tagebucheintrag

Der Boxkampf

Bellas Tagebucheintrag

Madame Bourier

Irrwitziges Halloween

Der Tag danach

Bellas Tagebucheintrag

Auf immer und ewig

Weitere Bücher

Impressum neobooks

Autorin

Mej Dark veröffentlicht seit vielen Jahren unter verschiedenen Pseudonymen beliebte Bücher und Reihen, die in das Reich der Abenteuer, der Leidenschaft, der Geschichte als auch der Fantasy entführen. Completely ist ihr neuestes Werk und wurde vom Verlag im Mai 2018 zum Monatsfavorit gewählt. Es wendet sich an die Freunde von origineller Fantasy. 

Buch

Percy erwacht ohne jegliche Erinnerung in der heutigen Zeit und trifft auf Bella. Diese nennt ihn zudem noch Lex. Was hat das alles mit einer alten Legende, einem Fluch und Vampirblut zu tun? Und wieso muss er unbedingt eine echte Hexe küssen? Das ungewöhnliche Abenteuer bietet so manche mysteriöse Überraschung. Jeder Teil kann eigenständig gelesen werden. Die gesamte Reihe wurde im Mai 2018 vom Verlag zum Monatsfavorit gewählt.

Prolog

Normalität und gewöhnlicher Verstand sind wahre Hindernisse für die große Liebe.

Es gibt keine Auswirkungen ohne Ursachen.

Immer diese Vampire

Der Kreisel aus dem Nirgendwo

Es war einer dieser wunderbaren fast mystischen Herbsttage, eigentlich sogar mehr ein verspäteter Sommertag. Die Sonne verstrahlte Wogen glühender Wonne. 

Ein munterer Bergbach plätscherte durch sein holpriges Bett und spendete jedem Kühlung, der eine Hand oder ein Bein darin eintauchte. 

Er wurde geschmückt von vielfarbigen, surrenden Libellen, die an seinen ruhigeren Stellen dicht über dem Wasser schwebten und in vielen Farben schimmerten. 

Der Duft von aromatischer Waldluft und eigenwilliges Raunen umhüllten ebenfalls den Bach.  Gibt es Schöneres für die Sinne als dieses Zusammenspiel natürlicher Vollendung? 

Gerade schlenderten zwei Teenager am Rande dieses wunderschönen Gewässers entlang. Sie gingen zwischen dem fast goldigen Gras auf einem leicht ausgetretenen Pfad. 

Der Junge war um die 16 Jahre alt, das Mädchen wirkte etwas jünger. Das Wasser brodelte und rauschte in hastiger Manier über die abgeschliffenen Steine. 

Die Freundin des Wanderers schien stark von dem aktuell beliebten Vampir- und Hexenkult infiziert zu sein. Sie war recht stark geschminkt und trug trotz der für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Hitze schwarze Kleidung und sehr auffälligen Fantasyschmuck. 

Von den drei ledernen Ketten war eine mit Federn, eine andere mit einem eisernen Kreuz und die dritte mit einem großen schwarzen, in Silber eingefassten Stein verziert. Die Ohren waren mit jeweils drei schwarzen Ringen gepierct, von denen die Untersten am größten waren. An diesen baumelte wiederum eine eiserne Rune. 

Am Halsausschnitt lugte der Ausschnitt einer frischen, mystischen Tätowierung hervor, deren Rest sich unter der dunklen Bluse verbarg. War es ein Pentagramm? Der umliegende Bereich war von den frischen Nadelstichen noch stark gerötet. Der neue Körperschmuck war erst wenige Tage alt.

 Die langen Haare klebten an dem schwitzenden Hals und bildeten einen Gegensatz zur auffällig hellen Haut des geheimnisvollen Mädchens. Das Gesicht wurde von wenigen Sommersprossen geziert. Diese schufen den Ausgleich zwischen den widersprüchlichen Farbtönen von Haar und Haut.

Hätte man das Mädchen gefragt, ob sie an Werwölfe, Zauberer oder Elfen glaubte, würde sie diese Frage sicher bejahen, denn sie besaß etwas Indianerblut, was ihre Gesichtsform aber kaum verriet. Das war in dieser Gegend nicht so ungewöhnlich. Die Black Hills verbargen so manches Geheimnis und waren heiliges Indianerland. Legenden und Mythen hielten sich hartnäckig und wurden gern abends am Lagerfeuer von Mund zu Mund weitergereicht. Noch immer gaben die Lakota-Indianer ihren uralten Anspruch auf diese Berge nicht auf. Sie lebten jedoch inzwischen überwiegend in Reservaten außerhalb des Gebirges. Nur einige wenige siedelten als Einsiedler oder als lebende Darsteller in einem kleinen Gebiet, das als Museum für die alte Kultur Touristen anlockte.

Der junge Engel der Nacht wirkte schön, kess, offen als auch geheimnisvoll zugleich und war eines dieser Wesen, von denen Jungen oft ein ganzes Leben träumen, auch wenn die Liebe unerwidert bleibt.  

Sein Begleiter wirkte dagegen unauffällig, hatte braunes Haar und war bloß mit Jeans, rotem Shirt und Sandalen gekleidet. Doch auch er versprühte eine besondere Aura. 

Trotz des äußerlichen Kontrastes schienen beide gute Freunde zu sein. Landschaft, Herbsttag und die zwei Wanderer wirkten auf besondere Weise miteinander verbunden. 

Die Schmalheit des Weges zwang für einen Moment das Pärchen hintereinander zu schlendern.

„Wo warst du die letzte Woche, Bella?“, wandte sich der Bursche an das Mädchen.

„Das ist eine absolut verrückte Geschichte!“, sprudelte es aus dieser heraus.

„Man munkelt, dass deine Urgroßtante gestorben ist!“

„Gestorben und doch nicht!“ Die Hübsche gab sich doppeldeutig.

„Was bedeutet das?“

„Versprich mir Lex, dass du es niemandem erzählst!“, bat Bella geheimnisvoll.

„Kein Ding!“ 

Seine Begleiterin vertraute ihm.

„Vor drei Tagen fuhren wir zur Beerdigung unserer Urgroßtante in die Berge. Ihr Tod war nicht verwunderlich, da sie weit über einhundert Jahre alt war. Sie lebte dort ganz einsam mit einem schwarzen Ziegenbock in in einem uralten Blockhaus. Es steht auf heiligem Indianerboden und gehörte früher einem berühmten Medizinmann.“

„Mein Beileid!“

„Außer uns hat sie keine Verwandten mehr. Also organisierten wir ihre Beerdigung nach alter indianischer Sitte auf dem Indianerfriedhof.

„Ihr habt sie auf einem Ast festgebunden?“, erkundigte sich ihr Begleiter.

„Ja, wie sonst. Urgroßtante Gaya soll angeblich so etwas wie eine Hexe gewesen sein.“

Alex lachte kurz.

„Wow, das nennt man Verwandtschaft!“

„Die Nacht verbrachten wir in ihrer Hütte. Mein Gott, dort war es richtig gruselig. Sie hatte da so uralte Sachen dort, richtiges Hexenzeug. Ihre schwarze Ziege, also der Bock, weinte sogar!“

„So ein Quatsch!“

„Ich habe es selbst gesehen!“, erboste sich Bella.

Ihr Begleiter stieß einen Stein in die Luft. Er flog einige Meter weit.

„Okay, ich glaube dir!“, beschwichtigte der Junge. Er wollte das hübsche Mädchen nicht verärgern.

„In der Nacht hörten wir vor der Hütte Geräusche. Mama griff sich ein Messer, da sie befürchtete, dass sich vielleicht ein Wolf verirrt hätte. Knarrend öffnete sich dann die Tür. Mir standen die Haare zu Berge.“

„Wieso?“, Alex war voller Neugier.

„Die uralte Gaya stand vollkommen verschmutzt auf wackligen Beinen in der Tür.“

„Nein! Sie war also nur scheintot!“, stieß der Junge hervor.

„Nenn es, wie du willst. Wir fürchteten einen Geist zu sehen. Sie sagte: Ich kann nicht sterben, bevor ich meinen Liebsten noch einmal gesehen habe!“

„Sie war sicher nur durchgedreht, weil ihr sie lebendig begraben habt!“, wandte Lex ein.

Bella war in Eifer.

„Im heiligen Indianerland passieren manchmal werkwürdige Sachen. Es wird erzählt, dass sie sich als blutjunges Ding über beide Ohren in einen Jungen aus Manhattan verliebt hat, der zu einem Blutsauger wurde.“

„Was sind das für fantastische Geschichten!“

Seine Begleiterin lachte jetzt. „Angeblich wurde er von Werwölfen gebissen und sein Geist ist seitdem auf der Suche nach einer Hexe, die ihn erlöst.“

„Die Indianer und ihre Märchen! Hauptsache deine Urgroßtante lebt, denn das bedeutet, dass auch du ein langes Leben haben wirst. Ihr seid schließlich verwandt!“, verkündete er scheinbar weise.

Nach einer Weile des Nachdenkens fügte er hinzu: „Sonst hättet ihr sie sogar ermordet. Das wäre eine Sünde.“

Das vorn gehende Mädchen lachte unerwartet auf.

„Was ist jetzt?“, erkundigte sich ihr Begleiter.

„Lex, weißt du eigentlich, dass ich in Wirklichkeit Medo heiße?“

„Ja, schon immer. Das heißt auf Lakota-Sprache Die Prophetin. Den Namen hat man dir gegeben, weil es unter deinen Vorfahren angeblich Hexen gab. Alle außer deiner Mutter nennen dich aber Bella, weil dein Vater es so wollte. Seine Vorfahren stammen aus Italien.“

Das Mädchen stichelte mit fröhlichem Gesicht weiter: „Du scheinst ja einiges über mich zu wissen, aber wusstest du auch, dass unter Wyatts Vorfahren ein Werwolf war?“

„Wundert mich überhaupt nicht!“, stieß der Junge auflachend hervor. 

„Wie der und sein Zwillingsbruder sich benehmen, kann das durchaus wahr sein. Wer behauptet so etwas?“, hakte er nach.

„Er hat es gestern Cassy erzählt. Wollte anscheinend etwas bei ihr angeben. Seine Familie stammt zur Hälfte auch von den Lakota-Indianern. Seine Vorfahren wohnten früher ganz in der Nähe meiner Urgroßtante. Es sollen üble Burchen gewesen sein, die der Stamm sogar ausgestoßen hat. Cassy will es jetzt natürlich genau wissen. Du kennst ja ihr besonderes Interesse an Vampiren und Werwölfen. Sein Vater leitet jetzt ein Casino im Indianerreservat. Er hat deswegen extra eine Lakota geheiratet. Komisch, dass wir jetzt alle hier in Deadwood leben.“

„So?!“, stellte der Junge nur fest. 

„Ich soll das für Cassy herausfinden und Wyatt oder Ian küssen! Was hältst du davon?“

„Was?“ Der Junge lief feuerrot an. 

Es entstand eine dieser unglücklichen Pausen, in denen das fehlte, was jeder erwartete und trotzdem keiner auszusprechen wagte. Doch am Ende waren Neugier und Entsetzen zu groß und er rang sich zu weiteren Worten durch.

Es entstand eine dieser unglücklichen Pausen, in denen das fehlte, was jeder erwartete und trotzdem keiner auszusprechen wagte. Doch am Ende waren Neugier und Entsetzen zu groß und er rang sich zu weiteren Worten durch.

„Warum denn das?“, stotterte ihr Begleiter gequält.

Bella merkte wohl, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte und erklärte deswegen: „Der Kuss soll einer Hexe angeblich verraten, ob der andere verflucht ist. Ein Hexenkuss aus Liebe soll sogar einen Fluch aufheben können.“

„Ich verstehe“, stammelte Lex, doch allzu klar war ihm das Ganze nicht. 

„Das ist auch wieder so ein Indianermärchen. Du bist angeblich ja eine Hexe. Wirst du es machen?“

„Glaubst du das?“, fragte das Mädchen schnippisch. 

Sie war wohl etwas gekränkt, weil ihr Freund ihre Hexenfähigkeiten nicht ernst nahm. 

Deswegen haute sie noch tiefer in die gleiche Kerbe: „Ich weiß es noch nicht. Einerseits kann ich weder Wyatt noch Ian richtig leiden, andererseits ist Cassy meine beste Freundin. Was, wenn das Gerücht wirklich stimmt?“

Der Junge murmelte etwas Unverständliches und wandte sich ab. Sein Gesicht glühte. Tränen traten in seine Augen, die der hübschen Bella die wahren Gefühle ihres Begleiters verraten hätten. Doch sie bemerkte es nicht.

Eine Weile gingen beide schweigend weiter am Fluss entlang. Bella als Erste und Lex hinter ihr. Plötzlich hielt er im Gang inne.

„Bella, komm mal her! So etwas hast du noch nicht gesehen!“

Bella blickte zurück. Dabei entblößte sich ein weiterer Teil ihrer Tätowierung. Ja, es war ein Pentagramm. Kurz darauf rann ein Schweißtropfen von ihrem Haaransatz hinunter und verlieh der Schwärze des Tatoos noch mehr Glanz, so wie Firnis es bei wertvollen Gemälden tut. 

Lex wies auf etwas am Rand des Baches, das nur wenig aus der Erde hervorragte. Bella war der Gegenstand durch das Gespräch offenbar entgangen. Beide näherten sich neugierig dem ungewöhnlichen Objekt.

Es war weder materiell noch immateriell, weder farbig noch farblos, weder sichtbar noch unsichtbar, eigentlich nicht mit menschlichen Worten zu beschreiben. War es ein farbiger Wirbel, der sich kreiselhaft drehte?

„Was ist das?“, fragte Bella.

Der Junge nahm einen der herumliegenden Stöcke und stocherte damit eifrig aufgeweichte Erde und Flusskiesel beiseite, um mehr vom Gegenstand zum Vorschein zu bringen. 

Mit jedem freigelegten Stück stieg die Verblüffung der beiden an. 

„Ich zieh es raus!“, sagte Lex energisch.

„Lieber nicht!“, hauchte Bella  warnend. 

Auf ihrem hellen Gesicht waren rötliche Verfärbungen, die ihre empor prickelnde Aufregung verdeutlichten. 

Währenddessen gluckste das Wasser über die größeren Steine des Bachbettes. Dieser Laut ließ den Moment noch unheimlicher erscheinen. 

Das undefinierbare Etwas war ihr nicht geheuer. Es sah für sie aus, als stammte es aus einer anderen, mystischen Welt. Je näher man ihm kam, um so eigenartiger wirkte das Ding. Gleichzeitig veränderten sich Raum und Zeit auf unerklärliche Weise. Leise Gesänge und sirenenhafte Stimmen erschollen. Die Gegenwart schien deutlich langsamer abzulaufen. Die Hitze wich einer unnatürlichen Kühle. Bella fröstelte sogar plötzlich. 

Ihr Begleiter lachte jedoch in typischer Bubenmanier auf und machte sich seinen Mut demonstrierend ans Werk. 

Er griff zu, um das seltsame Ding endgültig aus dem Sand und den Kieseln zu befreien.

„Lex, nein!“, schrie Bella entsetzt.

Der neue Lex

Irritiert nahm ich erste Bilder und bizarre Formen wahr. Die ersten Sinne begannen langsam wieder zu funktionieren. Ich hatte mich mit dem Zentrum verbunden, mich nicht lösbar verflochten. Die Atemzüge des Wesen waren jetzt meine Atemzüge, seine Reflexe die meinen. Das eigene Bewusstsein nahm schmerzhaft den neuen Körper wahr. Wo war ich? 

Zugleich war ich auf der Suche nach einer körperlichen und geistigen Identität. Für den Moment wusste ich nicht, wer ich war, nur dass ich war. Einerseits kam ich mir klug und erfahren vor, andererseits wusste ich nichts über mich.

Die Vergangenheit lag hinter einem undurchdringlichen Nebel verborgen, die erwarteten Erinnerungen verblieben im Nirgendwo. Erwachte ich aus einem tiefen Schlaf? Wo war die Vergangenheit?

Blendender Glanz umfloss mich. Ich erschrak vor ihm. Die Schleier lösten sich vor mir. Ich sah! Buntscheckiges Allerlei bot sich mir ungeordnet dar. Bald funktionierte das Sehen jedoch, als hätte ich lange Übung darin. Trotzdem erschien die Welt mir neu. Vielfältige optische Eindrücke strömten nun mit großer Wucht auf mich ein und lösten Furcht sowie Erstaunen aus. Ich hatte etwas geöffnet, das mir als Augen bezeichnet wurde. Alles erschien mir unbekannt, so als wäre ich gerade erst geboren.

Über mir befand sich ein Lebewesen, dessen Äußeres mir im ersten Augenblick fremd erschien. Es hatte einen ovalen Rumpf, aus dem zwei Arme und Beine herausragten. Zusätzlich besaß es einen Kopf mit so etwas wie Haaren, der erhebliche Wölbungen und Ausstülpungen aufwies. Eine Nase befand sich in der Mitte der Kugel, darunter ein Mund. Ohren gab es wiederum an der Seite. Das unruhige Ding vollführte vielerlei zapplige Bewegungen. Mein Riechvermögen war ausgesprochen gut. Besonders merkwürdig war jedoch, dass mir die eigene Persönlichkeit gespalten erschien. Ich hatte Zugriff auf Erinnerungen, die einer anderen Person zugehörig erschienen und vermisste gleichzeitig eigene. 

Zugleich spürte ich nun immer bewusster den neuen Körper, seinen Schmerz, aber auch Wonne und Entzücken. Sah ich auch so wie das Wesen über mir aus? Ich stieß unwillkürlich Laute hervor, die mir das Gedächtnis des neuen Körpers als Stimme auswies. Glucksende Geräusche entrangen sich mir bei dem ersten Versuch.

Wieso erschien mir alles so fremd und vertraut zugleich? Hatte ich einen schweren Unfall erlitten? 

„Mein Gott, ich dachte, du wärest tot!“, murmelte das ulkige Wesen über mir, umarmte mich mit seinen zwei langen Armen wild und ließ dabei eine salzige Tränen auf mich tropfen. Ich verstand es einigermaßen. Es erschien mir fremd und vollkommen unbekannt, doch die Worte verdeutlichten mir, dass wir etwas miteinander zu tun hatten. Im Augenblick war es sogar schwierig, die vielen einzelnen Kennzeichen des unruhigen Individuums einem Ganzen zuzuordnen. Mich hatte es wahrlich schwer getroffen.

 Seine Sprache erschien mir verwandt, grundsätzlich verständlich, wirkte zugleich etwas roh, direkt und geradezu. Ich konnte sie sowohl verstehen, als auch verwenden. Inzwischen kamen mir das unbekannten Wesens nicht einmal mehr seltsam vor und löste statt dessen nun eine angenehme vertraute innerliche Regung aus. Ich verstand gar nichts. Diese Empfindung musste aus dem Gedächtnis des übernommenen Körpers herrühren. Es handelte sich um eine Art von Erbschaft. Wie verrückt war das alles. 

Vielleicht war ich auch nur ein verborgener Teil der alten Persönlichkeit, der nun hervortrat? Meine Überheblichkeit konnte durchaus ein Wahn sein. Eine Panikattacke überrannte mich, machte mir Schwindel und ließ meinen Atem stocken. Ich kämpfte um Luft.

Angst versteinerte mich. Es gab nur eine logische Erklärung: Ich war verrückt geworden. Es konnte nicht anders sein. 

Ich gewöhnte mich zum Glück recht schnell in die neue Situation ein. Die Bedeutung der meisten Worte des Wesens konnte ich mit Hilfe des übernommenen Gedächtnisses einigermaßen entschlüsseln. Die positiven Eindrücke gegenüber diesem Mädchen hingen wohl mit den Empfindungen des alten Wesens zusammen, denn ich kannte es nicht. 

Mein neues Bewusstsein war der festen Meinung, dass ich Wissen aus einer fremden Welt in mir trug, die ich komplett vergessen hatte. Aber welche Welt konnte das sein? 

Vielleicht würden ja im Laufe der Zeit genügend Informationen zurückkehren. Man musste da geduldig sein. Dies alles war gegenwärtig nicht zu ändern. Nun denn, ich sollte mir mein neues Leben einmal genauer anschauen.

„He", krächzte ich aus meinem Mund heraus. Der Klang meiner Stimme erschien meinen Ohren ungewohnt.

Das andere Wesen umarmte mich erneut herzlich.

„Du lebst, du lebst, du lebst!“, schrie es begeistert und rollte mit den Linsen, äh … Augen.

Warum wiederholte es sich so oft?

Ich kramte in dem übernommenen Gedächtnis. Dort waren viele wichtige Informationen gespeichert. Es arbeitete langsam und seine Gedächtnisinhalte waren nach einem chaotischen System geordnet. Erst einmal musste ich in Erfahrung bringen, wer dieses Wesen vor mir war. Ich stöberte, wühlte hier und wühlte da …

Na endlich fand ich das, wonach ich gesucht hatte!

Dieses Wesen über mir hieß Bella, war eine Schulkameradin und erst 15 Jahre alt.

„Bella, ich lebe!" stieß ich erst einmal aus. 

Etwas Besseres fand ich im Moment nicht. Es war äußerst schwierig, die notwendigen Information zu finden.

„Super, super, du kannst auch sprechen!", rief die Klassenkameradin aufgeregt.

Dabei vollführte sie einige ungelenke Bewegungen, die ich neugierig studierte, da ich mich ja auch bald bewegen musste.

„Ich kann sprechen", erwiderte ich, um weiter zu testen. 

Was sollte ich auch sonst in meiner Situation mitteilen?

Diese rührte sich plötzlich nicht mehr und ihre Augen richteten sich starr auf mich.

„Wiederhole das noch einmal!“, forderte sie.

„Ich kann sprechen", entgegnete ich gehorsam.

„Wie heißt du?", fragte das Bella-Mädchen mich. 

„Percy!", hörte ich meinen Mund unwillkürlich hervorstoßen und wunderte mich selbst über diesen Namen. Er schien meiner alten Welt zu entstammen. Das musste der Rest einer Erinnerung sein und war ein gutes Zeichen. War es nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder alles über mich wusste? 

Meinen seltsamen Zustand bezeichnete die neue Sprache mit dem Begriff Amnesie. 

Über die Augen meiner Retterin zogen sich merkwürdige Rillen, die als Falten und starkes Misstrauen zu bewerten waren. Offensichtlich wollte sie etwas anderes hören. Aber was? Ich musste sehr vorsichtig und geschickt sein und probierte es nochmals. 

„Alexander“, krächzte meine Stimme und ich hustete zur Täuschung ein wenig: „Kriiii, grii …“ So als kratze etwas im Hals. Vielleicht half das.

„Alexander?“ 

Bella war offenbar mit der Antwort leider immer noch nicht zufrieden.

„Sag mir doch mal, wer ich bin!", forschte sie weiter nach.

Misstrauen war eine Gefahr. Ich wollte instinktiv nicht auffallen.

Kurze Aussagen kamen scheinbar nicht so gut an. Also sollte ich ihr jetzt lieber verdeutlichen, was ich alles wusste, und zugleich mit einer umfassenden detaillierten Erinnerung Vertrauen herstellen.

Na warte, du misstrauisches Schulkameradin!

Ich strengte mich an und fand doch einige spezielle Informationen im Gedächtnis.

„Na, du bist mein Traummädchen, meine herzallerliebste Schulkameradin, schon richtig sexy mit deiner tollen Oberweite. Ich träume viel von dir und will dich heute unbedingt küssen und dir meine große Liebe gestehen“, gab ich mit dem gefundenen Wissen an.

Nun? Was sollte dieser undefinierbare Gesichtsausdruck und was bedeutete diese unangenehme Stille? War wieder etwas falsch?

Im neuen Gedächtnis fand ich nur solche Antworten dafür wie Schockzustand, Verblüffung, Unglauben und Staunen. Es waren alles Begriffe, mit deren wirklicher Bedeutung ich im Moment noch wenig anfangen konnte, da mein Gefühlsverständnis noch mangelhaft funktionierte, so als wäre ich neu geboren und erlernte erst eine Sprache. 

Die Schulkameradin war anscheinend schwer zufriedenzustellen. Ich sollte lieber etwas abwarten, wenig reden und mir zuerst noch viel mehr Wissen über diese Welt verschaffen. 

Nach einer endlos langen Zeit mit schwer zu interpretierenden Gesichtsausdrücken setzte die Schulkameradin eine sorgenvolle, aber liebevolle Miene auf. Das beruhigte mich.

„Lex, dich hat’s echt krass erwischt, aber Hauptsache, du lebst“, schloss sie ihre Analyse ab und schaute sich um. Wieso nannte sie mich nicht Alexander? Egal, dann hieß ich eben so.

„Wo ist der komische Gegenstand? Wir sollten ihn als Beweis mitnehmen.“

Ich wusste überhaupt nicht, was sie meinte. 

Bella lief unruhig umher, fand aber nicht das, wonach sie suchte. Die Zeit nutzte ich, um mich weiter mit dem neuen Körper vertraut zu machen. Im Grunde sah dieser aus wie ihrer. 

Dieses Mädchen gefiel mir irgendwie. Es kam nach einiger Zeit zu mir zurück, schaute mich mit seinen possierlichen Kugelaugen an und machte erneut einen recht sorgenvollen Gesichtsausdruck.

„Kannst du aufstehen?“

Ich nickte mit meinem Kopf.

Sprechen wollte ich aus Vorsicht im Moment nicht. 

Bella bemühte sich zu helfen und kam mir dabei sehr nahe.

„Du musst mitmachen“, stöhnte die Schulkameradin, während sie an mir zog. 

Ich versuchte, die Gliedmaßen bewusst zu steuern. 

„Versuchst du da zu kriechen? Du musst dich doch auf die Beine stellen!“ 

Wieder fand sich dieser schockierte Gesichtsausdruck in ihren Augen. 

„Das ist total irre, ich kann einfach nicht glauben, was du da gerade machst. Das sieht so merkwürdig aus!“ 

Nun begann ich mich wie Bella auf die Füße zu stellen. Das funktionierte sogar mit etwas Mühe. Schon nach kurzer Zeit stand ich relativ gerade und schwankte nur wenig.

„Oh je. Das hat dich aber erwischt. Was für ein Tag!“, seufzte meine hervorragend duftende Klassenkameradin. 

Ich war mit meiner Leistung zufrieden.

Bella begann sich erneut zu bewegen. Ein wenig hatte ich schon beobachtet, wie sie die Beinen setzte. Also probierte ich es ebenso, stolperte aber sofort. 

Es war deutlich schwerer, als es aussah. Man benötigte einige Übung und Geschicklichkeit, doch ich kam grundsätzlich damit klar, so als wäre das ein alter Reflex.

Das Bella-Ding versuchte mir erneut zu helfen.

„Schaffst du es wirklich? Vielleicht hattest du einen Schlaganfall?“ 

Sie sorgte sich um mich. Ich nickte nur, um die Verwirrung stiftende Sprache zu vermeiden, aber das reichte Bella vorerst. 

Etwas wackelig, aber mit ausreichendem Geschick setzte ich ein Bein vor das andere. Das funktionierte gar nicht so schlecht und kam mir sogar vertraut vor.

Gut gemacht, Percy!, dachte ich spontan.

Meine neue Bekannte ging an meiner Seite und stützte mich ab und an mit ihren Armen, wenn ich zu fallen drohte. Sie blickte immer wieder zu mir, schüttelte fortwährend ihren Kopf und murmelte: „Das glaubt mir keiner, das ist richtig unheimlich, einfach unglaublich, er war doch tot …“

So stapften wir durch diese neue und mir doch irgendwie auch vertraut vorkommende Welt aus Farben, Formen und Gerüchen. Meine Amnesie machte mir Angst. Woher kam ich nur?

„Du gehst wie ein Roboter“, kommentierte Bella nach einer gewissen Zeit.

Was bedeutete dieses Wort? Ich fand den merkwürdigen Begriff tatsächlich im neuen Gedächtnis. Vollendete technische Geräte wurden so bezeichnet. Das musste ein Lob sein.

„Danke“, sagte ich leise und bemühte mich bewusst diese Gangmethode beizubehalten, auch wenn sie sich etwas von der meiner Begleiterin unterschied. Das Mädchen sagte nichts mehr, was ich als ein weiteres gutes Zeichen wertete. 

Zwischendurch wischte ich einmal aus Neugier die unangenehme Feuchte aus den Achseln ab. Sie schmeckte salzig wie die Tränen, die Bella vergossen hatte und roch bitter. Ich mochte Gerüche besonders. Ihre Verschiedenartigkeit machte mich fast benommen und riss mich geradezu mit. Meine Nase funktinierte hervorragend.

„Was machst du denn da?“, fragte Bella mit großen Augen.

„Riechen“, vermied ich eine lange Antwort.

„Lex, du machst mir große Angst. Ich weiß gar nicht, wie ich das meinen Eltern erzählen soll. Du musst unbedingt zu einem Arzt!“

Ihr Gesicht wirkte erneut sorgenvoll. Es war schwer, gleich alles richtig zu machen. Mir war klar, dass dies hier nicht meine alte Welt war. Etwas hatte sich verändert. 

 Wir pausierten auf einer Bank. Bella wandte mir ihr Gesicht erneut zu und nahm meine Hände in ihre. Das war angenehm. Diese waren warm und weich. Ich spürte die Versuchung an ihnen zu riechen, unterließ das aber vorsichtshalber.

Wir sahen uns eine Weile an. Seltsam angenehme Gefühle bemächtigten sich meiner Gedanken. Oh wie schön da eine Ader an ihrem schlanken Hals pochte.

„Lex, dir ist etwas ganz Schlimmes durch das Ding passiert und ich bin natürlich froh, dass du überhaupt lebst. Du wirkst leider vollkommen verändert. Deswegen müssen wir sofort zu einem Arzt gehen. Er kann schauen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Bist du damit einverstanden?“

Doktor? Ich kramte in den Informationen des Gedächtnisses. Instinktiv verspürte ich eine große Abneigung gegen diesen Begriff, so als wäre da in der Vergangenheit etwas Negatives vorgefallen.

Meine Schulkameradin schien das aber nicht so zu sehen und hielt eine Untersuchung für wichtig. Vor allem durfte ich nicht auffallen, das war besonders wichtig. Da Bella es offenbar gut meinte, überließ ich mich vorerst ihren Einschätzungen und nickte. Was sollte ich sonst tun?

Ich konnte nur hoffen, dass die Erinnerungen meines gefühlten Ichs eines Tages zurückkehrten.

Bella bemerkte in der Aufregung nicht, dass ich schwieg. Sie lächelte halbwegs zufrieden und wir setzten uns erneut in Bewegung. 

Wir kamen in die Stadt. 

Die Umgebung wirkte hier nun vollkommen verändert. Der natürliche grüne und gelbe Bewuchs fehlte zum großen Teil. 

Es gab vielerlei hübsch anzusehende Häuser und einige Wesen von unserer Art gingen oder fuhren in merkwürdigen Fahrzeugen umher. Mein altes Ich staunte über diese interessante neue Welt.

Falsche Diagnose

Während des Weges stellte ich Vermutungen über die Funktion der Bauwerke an. Dabei nutzte ich eine mir besonders vertraute Methode. Mathematik hieß dieses Wissensgebiet. Es fühlte sich für mich gut und sicher an.

Das Gedächtnis von Alexander hatte dazu leider sehr wenig abgelegt. Ich musste dieses Interesse und die  Fähigkeit irgendwoher mitgebracht und behalten haben. Nein, ich war nicht dieser Alex.

Bella lenkte mich jedoch ab. Immer wieder richtete sich mein Augenmerk ungewollt auf sie. Inzwischen erschien sie mir als äußerst ansehnlich. Ich genoss geradezu warme Sinneswandlungen bei ihrem Anblick und in ihrer Nähe. 

Wir begegneten nun in gehäufter Anzahl anderen Menschen. Um normal zu erscheinen, setzte ich einen möglichst freundlichen Gesichtsausdruck auf. Die Mimik entglitt mir immer wieder, da mein altes Bewusstsein noch keine perfekte Kontrolle über den Körper hatte. Aber weder Bella noch die anderen Wesen schienen das zu bemerken. 

Der neue Körper nervte mich. Er war mehr ein Gefängnis. 

Bella blieb nach einiger Zeit vor einem mehrstöckigen Haus stehen. Zur Praxis des Doktors stiegen wir auf einer gewendelten Treppe nach oben. Sie war aus Marmor.

Bella betätigte einen runden Knopf, dann öffnete sich eine Tür. Ich beobachtete das sehr genau und speicherte alle neuen Eindrücke.

„Hallo!“, sagte Bella zu einer Frau, die ziemlich ruhig mit dem Rücken zu uns saß. Scheinbar hörte diese aber nicht so gut, denn sie reagierte erst, nachdem meine Retterin den Gruß nochmals etwas lauter wiederholte.

Die Angesprochene zuckte zusammen. 

„Was schreist du denn gleich? Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin. So ein Benehmen! Was wollt ihr?“, beschwerte sie sich.

Ich behielt meinen unverbindlich freundlichen Gesichtsausdruck bei und blickte zu meiner Begleiterin, damit sie die Kommunikation führte. Es galt, bloß nicht aufzufallen. 

„Wir sind zwar nicht angemeldet“, begann meine Schulkameradin verunsichert, „aber uns ist ein ganz schlimmer Unfall passiert. Wir müssen unbedingt zum Doktor.“

„Ein Unfall, soso“, sagte die Frau mit einem schwer deutbaren Gesichtsausdruck. 

„Dann füllt bitte dieses Formular aus und gebt mir eure Versichertenkarten.“

Bella wandte sich an mich.

„Hast du deine Karte dabei?“

Eine Karte wurde benötigt! So schnell ich nur konnte, suchte ich im Gedächtnis nach weiteren Hinweisen, aber so richtig fündig wurde ich nicht. Ich nickte einfach mal um Zeit zu gewinnen. Das war bisher immer gut angekommen.

Bella und die Frau blickten mich intensiv an. Einige Zeit verging. Warum schauten sie nur? Das fühlte sich unangenehm an.

„Du musst sie mir geben!“, sagte Bella. Ihre Stimme klang  ungeduldig. Die Gesichtsfarbe meiner Klassenkameradin veränderte sich ein wenig ins Rötliche. Das sah gut aus.

Ich nickte nochmals und begann nun in den Öffnungen der Kleidung zu suchen. Dabei stieß meine Hand auf einen rechteckigen Gegenstand und holte diesen hervor.

„Da ist ja deine Geldbörse. Gib sie mal her!“ Meine Begleiterin nahm sie und begann diese zu untersuchen.

Bella schaute zu dem anderen Wesen und erklärte: „Er ist durch den Unfall noch etwas verwirrt, entschuldigen Sie das bitte.“

Das Gesicht der Frau wurde freundlicher. Sie begannn Bella zu glauben.

„Nicht so schlimm.“