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Teleportation
Fort spekuliert erstmals über die Existenz einer natürlichen, intelligenten Kraft, die Dinge und Wesen an einen anderen Ort transportiert, ohne dass die Distanz physisch überwunden wird. Nicht nur Distanzen auf der Erde - sondern vielleicht sogar zwischen Welten oder Dimensionen. Dazu führt er erstmals den von ihm geprägten Begriff »Teleportation« in die Diskussion ein.
Im Jahr 1871 schwebt Mrs. Guppy aus einem Fenster in London, fliegt mehrere Meilen weit und landet auf einem Haus. Springböcke bäumen sich 1925 ängstlich in einem Hagel aus Fröschen auf, der vom Himmel niederprasselt.
1910 verschwindet eine Frau in New York, an ihrer Stelle erscheint ein Schwan. 1927 wird ein Luchs bei Inverness gefangen. Luchse sind in Großbritannien längst ausgestorben.
Gibt es Teleportation? Gibt es eine Naturkraft, die Dinge von einem Platz zum anderen katapultiert?
Charles Fort (1874-1932) arbeitete 27 Jahre lang daran, Material über Phänomene im Grenzland zwischen Wissenschaft und Fantastik zu finden: eine große Bandbreite von rätselhaften Fakten, Ereignissen und Entdeckungen, die peinlich genau in wissenschaftlichen Zeitschriften erwähnt, aber von der orthodoxen Wissenschaft ignoriert oder mit fadenscheinigen Argumenten wegerklärt wurden, weil sie nicht ins dominierende Weltbild passen. In diesem Buch begründet er, warum solche unerklärlichen Phänomene das Wirken der Teleportation beweisen. Mit erstaunlichen Fakten, beißendem Spott und überraschenden Theorien zeigt Fort, dass allgemein akzeptierte Sicherheiten der Naturwissenschaften widersprüchlich und höchst unplausibel sein können.
Die Sicherheit, mit der Fort die Existenz der Teleportation vertritt, verblüfft den Leser.
Ein spannendes, außergewöhnliches, einzigartiges, witziges, merkwürdiges, sperriges und unbequemes Buch von einem der erstaunlichsten Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Ein nackter Mann auf der Straße einer Stadt. Die Spur eines Pferdes im Vulkanschlamm. Das Geheimnis der Rentierohren. Eine große schwarze Gestalt am Himmel, die wie ein Wal aussieht, und als würde sie von himmlischen Schwertfischen attackiert, regnet es rote Tropfen herab. Ein entsetzlicher Cherub erscheint im Meer.
Wirrnisse.
Froschregen und Schneckengewitter. Sturzbäche von Strandschnecken, die vom Himmel fallen.
Absurdes, Groteskes, Unglaubliches. Und warum wird das, was zu etwas Gewöhnlichem wird, wenn ich Hunderte solcher Fälle aufzähle, also so betrachtet?
Ein unbekleideter Mann schockiert eine Menschenmenge. Wenn niemand mit einem Mantel aushilft, sammelt einen Augenblick später jemand Taschentücher ein, um sie um ihn herumzuknoten.
Eine nackte Tatsache rüttelt die versammelte wissenschaftliche Gemeinde auf, und was auch immer sie für Lenden hat, wird alsbald mit konventionellen Erklärungen bedeckt.
Chaos, Dreck und Unrat. Das Unbestimmbare, das Unbeschreibbare, das Unerkennbare. Und alle sind Lügner. Und doch:
Wigwams auf einer Insel. Funken in ihren Rauchsäulen.
Jahrhunderte vergehen, und die fraglichen Säulen sind zu Türmen geworden. Was einst sprühende Funken waren, sind nun bewegungslose Fensterlichter. Tammany Halls 1 Kritiker sagen, es habe auf der Insel eine ungeheure Korruption gegeben: Doch mitten in dieser Korruption fand auch eine Regularisierung statt. Ein weitläufiger Forst hat den Sprung zu felsenfester Aufmerksamkeit geschafft.
In einer unbekannten Sprache erzählt Prinzessin Carabu 2 eine Geschichte über sich, und Leute, die selbst Lügner sind, behaupten, sie würde lügen, obwohl niemand je erfahren hat, was sie überhaupt erzählt hat. Dorothy Arnolds 3 Geschichte wurde viele Tausend Male erzählt, die Geschichte von Dorothy Arnold und dem Schwan aber noch nicht. Eine Stadt verwandelt sich in einen Krater, der ausbricht und Lebewesen emporschleudert, die grell wie Feuer sind. Und woher Cagliostro 4 kam und wohin er ging, ist so rätselhaft, dass nur Historiker behaupten, sie würden die Antwort auf diese Fragen kennen. Giftschlangen auf den Bürgersteigen Londons. Und ein Stern funkelt.
Doch allen Wirrnissen liegt Einssein zugrunde.
Was haben eine Zwiebel und ein Eiswürfel gemein?
Spuren von Eis, die sich vor Millionen Jahren auf der Oberfläche eines Tümpels bildeten – später werden sich dieselben Formen mithilfe anderer Materialien botanisch ausdrücken. Hätte etwas urzeitlichen Frost untersucht, hätte es den Dschungel vorhersagen können. Es gab Zeiten, da fand sich auf dem Antlitz unserer Erde kein einziges lebendes Ding – doch auf Pyrolusit 5 finden sich Formen eingraviert, die, seitdem Zellulose die Bildfläche betreten hat, als Bäume in Erscheinung treten. Dendritische Skizzen in Silber und Kupfer nehmen Farne und Ranken vorweg.
Mineralproben, die man heute in Museen findet – Kalkspate, die aus Stapeln von Blütenblättern bestehen – oder die vor langer Zeit die grobe Andeutung einer Rose waren. Schuppen, Hörner, Federkiele, Dornen, Zähne, Pfeile, Speere, Bajonette – lange bevor lebende Wesen sie besaßen oder als Waffe verwendeten, existierten sie in mineralischer Form. Mir ist eine uralte Skizze bekannt, die heute in einem Museum ausgestellt ist – ein kleines buntes Massaker aus Kalzit, das vor Urzeiten inszeniert wurde, als Religion noch kein Drama war. Rosafarbene Formen, aufgespießt auf violetten Speeren, gesprenkelt mit Tropfen von Magenta. Mir ist eine Komposition aus Baryten bekannt, die auftauchte, bevor die Israeliten Geschichte geschrieben haben sollen: Blaue Wellen türmen sich hoch über einen tristen Streifen von Formen, die wirken wie die Hörner von Rindern, die Köpfe von Eseln, die Höcker von Kamelen, wie Turbane und Hände, die sich gen Himmel strecken.
Das Einssein, das allem zugrunde liegt –
Ein neuer Stern erscheint – und wie weit ist er von Wassertropfen unbekannten Ursprungs entfernt, die in Oklahoma auf eine Pappel fallen? Was haben der Baum und der Stern mit dem Mädchen aus Swanton Novers 6 zu tun, über das Ströme von Öl flossen? Und warum war ein Geistlicher gleichermaßen voll Öl? Erdbeben und Dürren – und der Himmel färbt sich schwarz vor Spinnen, und nahe Trenton in New Jersey bewirft etwas einen Farmer mit Kieselsteinen. Stammen die Lichter, die am Himmel beobachtet wurden, von den Gefährten außerirdischer Forschungsreisender? Falls ja, leben dann vielleicht in New York City oder in Washington Marsbewohner, die ihre Regierungen über die Vorgänge auf dem Planeten Erde auf dem Laufenden halten?
Eine Theorie ertastet sich ihren Weg durch die Ignoranz, die sie umgibt. Die Ranken einer Rebe tasten sich an einem Spalier entlang. Ein Zug von Planwagen bahnt sich seinen Weg durch eine Prärie.
Allem liegt Einssein zugrunde –
Vorsprünge von Limonit, überzogen mit Rauchquarz. Äonen werden kommen und gehen, bevor diese kleine mineralische Skizze sich zu den Schloten und dem Qualm von Pittsburgh entwickeln kann. Aber sie wiederholt sich, wenn ein Vulkan die Vegetation eines Bergs ins Visier nimmt und Rauchformen zwischen den Baumstümpfen hängen bleiben. Geborstene Schäfte einer alten Stadt in einer Wüste – sie sind Projektionen in den zerfetzten Böen eines Sandsturms. Es ist der Rückzug Napoleon Bonapartes aus Moskau … Lumpenbanden stapfen durch den schmutzigen Schnee und stolpern zwischen zurückgelassenen Kanonen dahin.
Vielleicht war es lediglich Zufall – oder warum hing Napoleon sonst dem Glauben an, etwas wache über ihm? Nehmen wir an, im November 1812 war Napoleons Beitrag zu Europas Umgestaltung geleistet. Es gab weltweit keine militärische Macht, die diesen einen, dessen Arbeit getan war, hätte beseitigen können. Doch es brach eine derartige Kälte aus, dass die Grande Armée zugrunde ging.
Das menschliche Wissen und seine Irrungen und Wirrungen. Abgeschottet durch seine Eitelkeit und vermeintlich weit über den Fehltritten und Schwächen der restlichen Menschheit schwebend, ist ein Astronom vielleicht doch nicht so anders, wie er glauben mag. Er berechnet, wo ein noch zu entdeckender Planet zu sehen sein wird. »Da!«, wie die Astronomen dann gerne sagen, und es wird gesehen. Für sehr beunruhigende, wenn nicht gar erhebende Einzelheiten siehe an späterer Stelle den Bericht über Lowells Planeten. Über Sterne heißt es, sie seien Abermilliarden Meilen entfernt, aber es gibt zahlreiche Abgeschiedenheiten, die keineswegs so weit entfernt sind, wie man sagt.
Die Flut von Johnstown, 7 die Zerschlagung Perus und der kleine Schwarze, den man zu einer Polizeiwache schleppte.
Pferde tänzeln inmitten eines Froschsturms angsterfüllt auf den Hinterbeinen.
Springböcke lassen in blinder Raserei ihre Verzweiflung an Fröschen aus, die auf ihnen herumkrabbeln.
Ladenbesitzer in London starren Frösche an, die auf ihre Fensterscheibe prasseln.
Ihre Frösche werden uns als Hinweis auf eine Existenz dienen.
Kluge Männer haben andere Wege ausprobiert. Sie haben versucht, unseren Seinszustand zu begreifen, indem sie nach den Sternen, den Künsten oder der Wirtschaftslehre griffen. Liegt jedoch allem ein Einssein zugrunde, ist es völlig egal, wo wir beginnen, ob bei den Sternen, den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, bei Fröschen oder bei Napoleon Bonaparte. Ein Kreis beginnt überall und nirgends.
Ich habe 294 Fälle zusammengetragen, bei denen es Lebewesen regnete.
Habe ich das tatsächlich?
Nun, es geht nichts über den Fleiß von Fanatikern.
Die meisten von uns sind felsenfest davon überzeugt, dass es Schauer lebendiger Dinge noch nie gegeben hat. Aber einige von uns wurden, zumindest grundsätzlich, von vielem, dessen wir uns »absolut sicher« waren, überrascht und eines Besseren belehrt und misstrauen nun einem Gedanken allein deshalb, weil es sich um eine tiefe Überzeugung handelt.
Ich erhielt die Geschichte von den verängstigten Pferden im Froschsturm von Mr. George C. Stoker aus Lovelock in Nevada. Mr. John Reid aus Lovelock, der mir als Autor über geologische Themen bekannt ist, bürgt für Mr. Stoker, und ich bürge für Mr. Reid. Mr. Stoker bürgt für mich. Mir ist noch nie etwas zu Ohren gekommen, keine Ankündigung, kein Dogma, keine Artikulation oder hochtrabende Rede, die dermaßen gut begründet gewesen ist.
Was ist eine gerade Linie? Eine gerade Linie ist die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten. Nun, was ist dann die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten? Eine gerade Linie. Die Zeit hat gezeigt, dass die Definition, wonach eine gerade Linie eine gerade Linie ist, nicht zu verbessern ist. Ich beginne also mit einer Logik, die genauso exakt ist wie die von Euklid.
Mr. Stoker fuhr durch das Newark Valley, eines der weitläufigsten Täler in den Wüstengebieten Nevadas. Gewitter. Herab kamen Frösche. Auf bäumten sich die Pferde.
Die verzweifelten Springböcke. Über sie berichtete Mr. C. J. Grewar aus Uitenhage 8 am 21. März 1925 in den Northern News (Vryburg, Transvaal). 9 Außerdem liegt mir von Mr. Grewar ein Brief vor.
Auf einem Landstrich, etwa 80 Kilometer von Uitenhage entfernt, hopsen Springböcke herum und schütteln sich ohne ersichtlichen Grund. Aus der Entfernung konnte Mr. Grewar keinen Grund für ihr ungewöhnliches Verhalten erkennen. Er ging der Sache nach und fand heraus, dass kleine Frösche und Fische auf sie herabgeregnet waren. Mr. Grewar erfuhr, dass einige Zeit zuvor an derselben Stelle ein ähnlicher Schauer niedergegangen war.
Es kamen Särge vom Himmel herab – und ebenso, wie jeder weiß, Seidenhüte, Pferdehalfter und Pyjamas. Doch diese Objekte fielen herab, während ein Wirbelsturm wütete. Ich möchte mit zwei Erklärungen beginnen: Es gibt keinen Regen, der ausschließlich aus Särgen bestand, noch aus Trauscheinen, noch aus Weckern. Schauer, die ausschließlich aus Lebewesen bestehen, sind dagegen weit verbreitet. Und dennoch lautet die Erklärung orthodoxer Wissenschaftler, die akzeptieren, dass es zu Schauern von Lebewesen gekommen ist, dies sei das Ergebnis von Wirbelwinden gewesen. Kleine Frösche beispielsweise fallen vom Himmel, völlig separat von anderen Dingen, weil der Wirbelwind alle Lebewesen nach ihrem Gewicht sortiert hat. Trifft aber ein Wirbelwind auf eine Stadt, werden alle losen Teile in einem monströsen Knäuel hinweggerissen, und es gibt keine Zeugnisse dafür, dass an einem Ort Waschzuber gelandet wären, an einem anderen alle Katzen der Stadt wie ein geschlagenes Häufchen Elend und an einem dritten Ort ein Bündel aller Kätzchen, das nach dem fernen mütterlichen Haufen maunzt.
Schauen Sie in den Londoner Tageszeitungen vom 18. und 19. August 1921 nach zahllosen kleinen Fröschen, die während eines Gewitters am 17. auf den nördlichen Straßen Londons auftauchten.
Ich habe nahezu sämtliche Londoner Tageszeitungen durchforstet, dazu viele regionale Publikationen sowie wissenschaftliche Fachmagazine, und nirgendwo für den 17. August einen Wirbelwind erwähnt gefunden – ebenso wenig, dass etwas vom Himmel fiel, was als vom Wirbelwind separiert durchgehen könnte … vorausgesetzt, es gab überhaupt einen Wirbelwind.
Ein Wirbelwind läuft Amok und bringt eine Fülle von Verwirrungen mit sich: Und doch schreibt man einem derart zusammenhanglosen Ding allerfeinste Klassifizierungen zu. Ich will nicht behaupten, kein Wind würde je wissenschaftlich korrekt Objekte klassifizieren, denn ich habe durchaus Aufteilungen unter Windeinwirkung gesehen, die einer logischen Ordnung folgten. Doch frage ich nach Berichten über Wirbelwinde, die so etwas tun. Den Bildern nach zu urteilen, die ein Wirbelwind liefert, ist bei ihm kein wissenschaftliches Prinzip zu erkennen. Er speit einfach Bäume, Türen, Frösche und Einzelteile von Kühen aus. Aber es sind Lebewesen vom Himmel gefallen – oder auf irgendeine unbekannte Weise erschienen – und homogen angekommen. Wenn es nicht der Wind gewesen ist, der sie separiert hat, dann war es etwas anderes.
Dieses Eintreffen hat sich wiederholt. Auch das Phänomen der Wiederholung ist nicht mit dem Verhalten von Wirbelwinden zu vereinbaren, wie wir es kennen. In der London Daily News vom 5. September 1922 findet sich ein Bericht über kleine Kröten, die im französischen Chalon-sur-Saône über 2 Tage hinweg wie Tropfen vom Himmel fielen.
Lügen, Fabeln, Streiche, Fehler – was ist das spezifische Gewicht einer Lüge, und wie soll ich das eine vom anderen trennen?
Das ließe sich nur relativ zu einem Standard machen, und ich habe noch nie von einem Standard gehört, der sich nicht nach Belieben an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen ließe – ob in Religion, Philosophie, Wissenschaft oder komplizierten Haushaltsangelegenheiten. Wir passen Standards an Urteile an oder brechen nach unserem Gutdünken jedwedes Gesetz und verbinden diesen Bruch mit einem anderen vermeintlichen Gesetz, das wir als höherstehend und vornehmer erklären. Wir hantieren mit Schlussfolgerungen, die aus Senilität, Inkompetenz oder Leichtgläubigkeit resultieren, und arbeiten uns von dort argumentativ zu Prämissen weiter. Dann vergessen wir diesen Prozess und argumentieren von diesen Prämissen aus in dem Glauben, sie seien seit jeher der Ausgangspunkt gewesen.
Es gibt Berichte über Dinge, die herabregneten und von so weit herkamen, dass sie den Menschen an den betreffenden Orten völlig fremd waren.
Wenn nur Pferde und Springböcke in dieser Angelegenheit Emotionen zeigen, können wir uns in aller Seelenruhe vorstellen, dass lebendige Dinge sogar von anderen Welten auf diese Erde transportiert worden sein könnten.
Im Public Ledger aus Philadelphia, 8. August 1891: ein großer Fischschauer in Seymour, Indiana. Die Fischart war dort unbekannt. In Public Ledger vom 6. Februar 1890: ein großer Fischschauer in Montgomery County, Kalifornien. »Die Fische gehören einer Spezies an, die hier ganz und gar unbekannt ist.« New York Sun, 29. Mai 1892: Über Coalburg, Alabama, regnet es eine gewaltige Menge von Aalen herab, deren Art man in Alabama nicht kannte. Jemand erklärt, seines Wissens gebe es solche Aale im Pazifik. Sie liegen haufenweise in den Straßen – die Menschen sind beunruhigt – die Bauern kommen mit Karren und nehmen die Fische mit, um sie als Dünger für ihre Felder zu verwenden.
Unser Thema wurde wissenschaftlich behandelt, vielleicht zu wissenschaftlich. Es hat Experimente gegeben. Zwar stehe ich der experimentellen Wissenschaft nicht negativer gegenüber als allem anderen, habe aber selbst Experimente durchgeführt und war beeindruckt von der unterwürfigen Höflichkeit, die Experimente an den Tag legen.
Sie sind derart zuvorkommend beziehungsweise einschmeichelnd, dass diesen Hofschranzen nicht zu trauen ist. Im Redruth Independent aus Cornwall berichten Korrespondenten am 13. August und in den folgenden Ausgaben des Jahres 1886 über einen Schneckenregen nahe Redruth. Es wurden Experimente gemacht. Ein Korrespondent hielt die Kreaturen für Meeresschnecken und legte einige in Salzwasser. Sie überlebten. Ein anderer Korrespondent, der der Meinung war, es handle sich nicht um Meeresschnecken, legte einige von ihnen in Salzwasser. Sie starben.
Ich weiß nicht, wie man etwas Neues herausfinden kann, ohne anstößig zu sein. Dem Ignoranten erscheint alles lupenrein, und sämtliches Wissen ist oder impliziert eine Degradation. Jemand, der Kenntnis vom Stoffwechsel hat, betrachtet eine Venus und erkennt, dass etwas faul an ihr ist. Lächelt sie ihn aber an, beteuert er erneut seine Ignoranz. Für jene, die kein Teleskop besitzen, sind sämtliche Dinge am Himmel lupenrein. Doch die Sonne hat Flecken und die Planeten haben Beulen – und da ich ein lernbegieriger beziehungsweise nach Gelehrsamkeit strebender Mensch bin, muss ich etwas besudeln, sonst glaubt mir niemand, dass ich das bin – und ersetze das reine, blaue Firmament durch wurmstichige Himmel …
London Evening Standard, 3. Januar 1924: Zusammen mit Schnee fallen im schwedischen Halmstad rote Objekte herab.
Es handelte sich um rote Würmer mit 2,5 bis 10 Zentimetern Länge. Sie regneten mit den Schneeflocken zu Tausenden herab – rote Bänder in einem Konfettischauer – eine Karnevalsszene, die meine Einschätzung verstärkt, dass es sich bei der Meteorologie um eine Wissenschaft handelt, die malerischer ist, als es die meisten Menschen, auch die Meteorologen, bisher geahnt haben. Ich fürchte, mein Besudelungsmanöver war nicht erfolgreich, denn die Himmelswürmer scheinen ein lustiger Haufen zu sein. Doch die Aussicht auf künftige Gelegenheiten stimmt mich froh, denn ich werde mich größtenteils mit der menschlichen Natur befassen.
Aber wie kann ich wissen, ob diese Dinge in Schweden wirklich vom Himmel gefallen sind oder ob man sie sich nur vorgestellt hat?
Ich gehe die Sache wissenschaftlich an. Sir Isaac Newton hat gesagt (oder so gut wie gesagt): »Ändert sich die Richtung eines in Bewegung befindlichen Körpers nicht, dann ist die Richtung eines in Bewegung befindlichen Körpers unverändert.« Und weiter: »Wird aber etwas verändert, dann wird es so verändert, wie es verändert wird.« Insofern gilt: In Schweden sind rote Würmer vom Himmel gefallen, weil vom Himmel in Schweden rote Würmer gefallen sind. Wie bestimmen Geologen das Alter von Gestein? Anhand der darin enthaltenen Fossilien. Und wie bestimmen sie das Alter der Fossilien? Anhand des Gesteins, in dem sie gefunden wurden. Ich habe mit der Logik Euklids begonnen und fahre nun mit der Weisheit eines Newtons fort.
Die Daily Picayune aus New Orleans berichtet am 4. Februar 1892: Gewaltige Mengen brauner Würmer unbekannter Art sind in der Nähe von Clifton, Indiana, vom Himmel gestürzt. Der San FranciscoChronicle am 14. Februar 1892: Myriaden unbekannter scharlachfarbener Würmer irgendwo in Massachusetts. Niemand hat beobachtet, wie sie herabfielen, aber nach einem Schneesturm bedeckten sie mehrere Morgen Land.
Es ist wie mit der Intelligenz oder der Entsprechung von Intelligenz: Etwas hat sich darauf spezialisiert, Leben in unreifer oder Larvenform zu transportieren beziehungsweise zu verteilen. Sollten die Götter Würmer schicken, wäre das eine großartige Sache für uns, wenn wir Rotkehlchen wären.
In Insect Life, 1892, Seite 335, schreibt Professor C.V. Riley, der Herausgeber, über vier weitere Fälle aus dem frühen Jahr 1892, bei denen Würmer auf rätselhafte Weise auftauchten. Einige Proben konnte er nicht eindeutig identifizieren. Es heißt, in Lancaster, Pennsylvania, seien während eines Schneesturms Würmer auf Regenschirme herabgefallen.
Die Weisen unserer Völker haben versucht, Gott in einem Gedicht oder im »Moralempfinden« der Menschen zu finden, was auch immer sie damit meinten, oder in Inschriften in einem steinernen Buch, das – welch eigenartiges Versäumnis – derzeit weder in 15 bis 20 Synagogen in Vorderasien noch in ganz Italien ausgestellt wird.
Krebse und Uferschnecken –
Gewöhnliche Theologen übersehen Krabben und Uferschnecken gerne –
oder das Mysterium steht gegen den Fischhändler.
Am 28. Mai 1881 erschien in der Nähe der englischen Stadt Worcester ein Fischhändler in Begleitung eines Dutzends eifriger Helfer mit einer Karawane, deren Karren mit unterschiedlichen Arten von Krebsen und Uferschnecken beladen waren. Er erschien zu einem Zeitpunkt, als auf einer geschäftigen Straße niemand genau hinsah. Der Fischhändler und seine Assistenten schnappten sich Säcke voller Uferschnecken, rannten hektisch mit ihnen los und schleuderten sie auf die Felder links und rechts der Straße. Dann liefen sie zu Gärten hin, und einige Gehilfen stiegen auf die Schultern anderer, ließen sich Säcke reichen und schütteten deren Inhalt über die hohen Mauern. Unterdessen waren wieder andere damit beschäftigt, von einem Dutzend Karren aus Uferschnecken wie wild über 1,5 Kilometer entlang der Straße zu verteilen. Doch damit nicht genug, mischten mehrere Jungs eifrig Krebse. Sie machten für nichts Werbung, denn es herrschte völlige Geheimhaltung. Der ganze Spaß muss viele Hundert Dollar gekostet haben. Die Truppe war erschienen, ohne dass sie jemand hatte kommen sehen, und auf dieselbe geheimnisvolle Weise auch wieder entschwunden. Obwohl überall um sie herum Häuser waren, hat sie niemand gesehen.
Vielleicht könnte ich im Namen des letzten Restes geistiger Gesundheit ja so freundlich sein, Ihnen zu erklären, was ich damit bezwecke, eine derartige Geschichte aufzutischen?
Es handelt sich aber gar nicht um meine Geschichte. Die Einzelheiten stammen zwar von mir, aber ich habe mich penibel an die gegebenen Umstände gehalten. Am 28. Mai 1881 kam es in der Nähe von Worcester zu einem derartigen Vorfall, und die konventionelle Erklärung lautet, ein Fischhändler sei dafür verantwortlich. Hat er es unbeobachtet getan (wenn er es denn überhaupt getan hat) und hat er tatsächlich tonnenweise Fisch über mehrere Morgen verteilt (wenn er es denn überhaupt getan hat), dann lief es wie von mir beschrieben ab (wenn er es denn überhaupt getan hat).
In Land and Water vom 4. Juni 1881 schreibt ein Korrespondent, bei einem heftigen Gewitter in der Nähe von Worcester seien tonnenweise Uferschnecken vom Himmel herabgeregnet und hätten in einem Durchmesser von mehr als 1,5 Kilometer Felder und Straßen bedeckt. In der Ausgabe vom 11. Juni schreibt der Herausgeber von Land and Water, man habe ihm Proben dieser Tiere zugesandt. Er verweist auf die rätselhaften Umstände beziehungsweise die Indizien in nahezu sämtlichen Berichten, die dafür sprechen, dass es sich um eine Selektion von Lebewesen handelt. Es habe einen gewaltigen Regen von Meereskreaturen gegeben, der nicht mit Sand, Kieseln, anderen Muscheln oder Tang einherging.
Die Worcester Daily Times vom 30. Mai schreibt, am 28. sei in Worcester bekannt geworden, dass entlang der Cromer Garden Road auf wundersame Weise Uferschnecken vom Himmel gefallen seien und sich weithin über Felder und Gärten verteilt hätten. Die meisten Menschen von Worcester reagierten mit Unglauben, doch einige suchten den Schauplatz der Ereignisse auf. Die Gläubigen unter ihnen kehrten mit Uferschnecken zurück.
Zwei Korrespondenten schrieben, sie hätten die Uferschnecken bereits vor dem Sturm auf der Straße gesehen. Vermutlich habe ein Fischhändler sie dort entsorgt. Die Ereignisse wurden also in einen konventionellen Rahmen gepresst, und aus diesen Mutmaßungen erwuchs die Geschichte des Fischhändlers, wenngleich sie nie zuvor so geschildert wurde, wie ich sie geschildert habe.
Mit den Arbeiten von Mr. J. Lloyd Bozward zu meteorologischen Themen war die damalige Leserschaft wissenschaftlicher Fachmagazine wohlvertraut. Mr. Bozward untersuchte die Ereignisse, und die Worcester Evening Post veröffentlichte seine Erkenntnisse am 9. Juni. Interessant im Zusammenhang mit der Geschichte vom Fischhändler ist Bozwards Aussage, dass ein Scheffel Uferschnecken 16 Schillinge kostet. Ein umfassendes Gebiet links und rechts der Straße sei mit Uferschnecken, Einsiedlerkrebsen und kleinen Krebsen unbekannter Art übersät gewesen. Worcester liegt knapp 50 Kilometer von der Mündung des Severn beziehungsweise rund 80 Kilometer vom Meer entfernt. Wohl kein Fischhändler der Welt besaß zum damaligen Zeitpunkt derart viele Uferschnecken. Aber vielleicht hatte jemand seine Lagerbestände loswerden wollen, weil es ein Überangebot gab? Dazu sagt Mr. Bozward: »Weder am Samstag, den 28., noch am Freitag, den 27., hätte man in Worcester auch nur eine einzige lebende Uferschnecke kaufen können.« Doch siehe da, Gärten und Felder waren voll von ihnen.
Um diese Gärten herum zogen sich hohe Mauern. Mr. Bozward behauptet, nach seiner Kenntnis seien auf den Märkten Worcesters etwa zehn Säcke Uferschnecken im Wert von rund 20 Pfund eingesammelt worden. Bevor er eintraf, hätten die Menschenmassen Töpfe, Pfannen, Beutel und Schrankkoffer gefüllt. »Im Garten von Mr. Maund bekam man zwei Säcke zusammen.« Seine Schlussfolgerung lautet, dass diese Dinge während des Gewitters vom Himmel fielen. Er arbeitet also mit der Wirbelwinderklärung.
Wir haben es mit außergewöhnlichen Umständen zu tun, doch Konventionalisierung bemäntelt sie. Je gewöhnlicher das Bemänteln, desto befriedigender. Auf einem Stück Land tauchen Uferschnecken auf. Eine Straße führt durch das Land. Also muss es ein Fischhändler gewesen sein.
Doch zu den Krebsen und dem Fischhändler: Und wenn nun der Fischhändler hinter den Uferschnecken steckt, steckt er auch hinter den Krebsen (falls überhaupt)?
Und apropos Krebse und Wirbelwind: Angenommen, die Uferschnecken wurden von Kieseln und Seetang getrennt, warum dann nicht auch von den Krebsen, falls hier eine Trennung am Werke war?
Das stärkste Argument liefern den Befürwortern der Trennungstheorie ihre eigenen geistigen Prozesse, denn die erbringen den Beweis, dass Trennungen auftreten, ob nun durch den Wind oder auf andere Weise. Wenn sie Uferschnecken und Krebse erklären müssen und sich die Uferschnecken mit der Geschichte vom Fischhändler oder mit der Geschichte vom Wirbelsturm erklären lassen, nicht aber die Krebse, kommt es zu einer Trennung der Daten in ihren Köpfen. Sie vergessen die Krebse und erzählen die Geschichte von der Uferschnecke.
Frösche, Fische und Würmer – das sind die Grundmaterialien, mit denen wir uns ausdrücken.
Hops und Flops und Sich-Winden – die Grundbewegungen.
Aber wir haben von Anfang an mehr berücksichtigt als Materie und Bewegung: Wir haben auch Erklärungsversuche von Wissenschaftlern berücksichtigt. Und mit Erklärung meine ich Organisation. Es gibt mehr als nur Materie und Bewegung: nämlich die Organisation von Materie und Bewegung.
Eine kleine Verdickung in der Mitte eines Krankheitserregers wird niemand als die absolute Wahrheit betrachten, und der jüngste wissenschaftliche Durchbruch ist nur ein Anlaufpunkt für Ideen, um den herum sie sich arrangieren können. Aber es gibt dieses Systematisieren oder Organisieren, und damit müssen wir uns befassen.
Beobachtungen anzuordnen, ist nicht von größerer Bedeutung als das Anordnen von Protoplasmen in einer Mikrobe, wobei dieser Tatbestand wiederum von der allergrößten Bedeutung sein mag. Es muss jedoch angemerkt werden, dass wissenschaftliche Erklärungen oftmals recht gut aufgehen. Nicht aber in der Medizin, da die meisten Krankheiten Einbildung sind; an der Börse – von Krisenzeiten ausgenommen – oder wenn Experten vor Gericht aussagen, es sei denn, deren Aussagen werden durch die anderer wieder entkräftet.
Doch sie fußen auf Definitionen –
und in der phänomenalen Existenz gibt es nichts, das nicht auf irgendeine Weise mit allem anderen verbunden ist. Weil Kontinuität herrscht, ist alles bis zu einem gewissen Grad ein Aspekt von allem anderen, was auch immer dies sei. Demzufolge lässt sich auch nichts definieren, ausgenommen in Begriffen seiner selbst. Probieren Sie es mit irgendeiner Definition aus. Was ist eine Insel? Eine Insel ist eine Landmasse, die vollständig von Wasser umgeben ist. Und was ist eine Landmasse, die vollständig von Wasser umgeben ist?
Unter den Angehörigen primitiver Stämme wird Menschen mit geistigen Einschränkungen besondere Aufmerksamkeit, ja sogar Respekt entgegengebracht. Auf eine obskure Weise gelten sie als von Gott Auserwählte. Aus unserer Sicht ist es ein Zeichen von Schwachsinn, wenn man eine Sache aus sich selbst heraus definiert. Doch alle Wissenschaftler beginnen – entweder implizit oder frei heraus – ihre Arbeit mit ebensolchen Definitionen. Und unter unseren Stämmen wird Wissenschaftlern besondere Aufmerksamkeit, ja sogar Respekt entgegengebracht.
Ich werde die These aufstellen, dass sich in dieser ganzen Idiotie eine Gottheit verbirgt. Doch wie auch immer es gelegentlich um meine Meinung bestellt sein mag: Ich werde hier nicht schreiben, dass Gott ein Idiot ist. Vielleicht sabbert er (oder es) Kometen und stammelt Erdbeben hervor, aber als Maßstab würde hier zumindest Superidiotie anzusetzen sein.
Ich stelle mir vor (oder rede es mir ein), dass wir, wenn wir ein Konzept von unserer Existenz als Ganzem besäßen, auch ein gewisses Verständnis für sie hätten – ähnlich wie Zellen innerhalb eines tierischen Organismus für das, was für sie ein Ganzes ist. Dies gilt natürlich nur, wenn sie nicht bloß Wissenschaftler sind, die der Frage nachgehen, was ein Knochen an und für sich ist oder wie der Blutfluss innerhalb einer Vene funktioniert, sondern erfassen könnten, was die Strukturen und Funktionen des Organismus an und für sich sind.
Der Versuch, sich Existenz als Organismus vorzustellen, zählt zu den ältesten Pseudogedanken der Philosophie. Doch der Gedanke, den wir in diesem Buch verfolgen, ist kein metaphysischer. Metaphysische Spekulationen sind der Versuch, auf eine nicht denkbare Weise zu denken, dabei ist es schon schwer genug, auf eine denkbare Weise zu denken. Wer versucht, sich Existenz als Organismus vorzustellen, steuert unvermeidlich auf Verwirrung zu. Wir werden versuchen, uns eine Existenz als einen Organismus vorzustellen. Und weil ich hin und wieder kindliches Gefallen an Rhetorik finde, werde ich sie Gott nennen.
Wir drücken uns in Begriffen von Kontinuität aus. Wenn alle Dinge ineinander übergehen oder sich ineinander verwandeln, sodass nichts mehr definiert werden kann, gehören sie zu einem Einssein, das auch das Einssein einer einzigen Existenz sein kann. Ich möchte klarstellen, dass ich zwar Kontinuität annehme, ebenso aber auch Diskontinuität. Doch in diesem Buch besteht nicht die Notwendigkeit, das Thema Kontinuität/Diskontinuität zu vertiefen, denn welche Aussage ich als Monist auch immer treffe, sie wird von meinem Pluralismus verdrängt werden. Es gibt ein Einssein, das sowohl alles übermannt als auch individualisiert.
Aufgrund der Kontinuität sämtlicher Dinge haben wir per Hops und Flops und uns windend den Sprung von Fröschen zur Endgültigkeit geschafft. Wir haben Wirbelwinde und Fischhändler abgewiesen und machen uns eine erste Vorstellung von Selektivität und einer intelligenten oder bedeutsamen Verteilung lebender Dinge.
Was ist Selektieren? Was ist Verteilen?
Ein Theologe alter Schule stellt sich ein Wesen vor, das aussieht wie er, irgendwo abseits steht und den Betrieb leitet.
Was ist in einem Organismus für die Auswahl und Verteilung zuständig, sagen wir, von Sauerstoff in den Lungen und Nahrung im Magen?
Der Organismus selbst.
Können wir uns unsere Existenz als Gebilde von fassbarer Größe vorstellen, vielleicht als eines von zahllosen Dingen, Wesen oder Gebilden im Kosmos, dann bekommen wir eine gewisse Greifbarkeit hin beziehungsweise verfügen über die Umrisse und die Grenzen, innerhalb derer wir denken können.
Wir schauen auf zu den Sternen und sehen eine sich drehende Hülle, die nicht allzu weit entfernt ist. Gegen eine derartige Betrachtungsweise regt sich kein Widerstand – außer vonseiten einer maßgeblichen Schwachsinnigkeit, die bei allen mehr oder weniger primitiven Stämmen Sitte ist und der die meisten von uns so respektvoll begegnen.
Ich werde mich in diesem Buch größtenteils mit Hinweisen auf eine Kraft befassen, die ich Teleportation nennen werde. Man wird mir vorwerfen, ich habe Lügen, Seemannsgarn, Streiche und Aberglauben zusammengetragen. Teilweise teile ich diese Einschätzung, teilweise aber auch nicht. Ich werde die Daten für sich sprechen lassen.
In Kleinasien soll eine essbare Substanz vom Himmel gefallen sein. Die Berichte sind verwirrend, denn sie erwähnen zwei Arten von Substanzen. Die Berichte über die zuckerähnliche Substanz können allem Anschein nach nicht akzeptiert werden. Im Juli 1927 entsandte die Hebräische Universität von Jerusalem eine Expedition auf die Sinai-Halbinsel, nachdem es dort Berichten zufolge »Manna« geregnet hatte. Siehe die New York Times vom 4. Dezember 1927. Auf den Blättern von Tamarisken und unter den Bäumen entdeckten Expeditionsmitglieder etwas, das sie als »Manna« bezeichneten. Es handle sich um Sekrete, die Insekten abgesondert hätten, sagten sie. Aber die Beobachtungen dieser Expedition haben nichts mit Daten zu tun, mit Geschichten oder damit, dass vom Himmel fasrige, verschlungene Klumpen einer Substanz gefallen sind, die sich zu einem genießbaren Mehl zermahlen ließen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde ein Dutzend Mal »Manna-Regen« aus Kleinasien gemeldet (über die Zeiten davor liegen mir keine Daten vor, die sich einwandfrei zuordnen ließen).
Eine frühe Phase innerhalb einer Eischale. Ein protoplasmatischer Strang bahnt sich einen Weg durch die umliegende Substanz. Auf sich gestellt kann er nicht bestehen, alleine ist er verloren. Seine Nahrung, seinen Schutz, seine Anleitung erhält er vom großen Ganzen.
Denken wir dies weiter: Vor mehreren Tausend Jahren tastet sich in der Wüste eine Reihe Flüchtlinge vor. Sie werden für künftige gesellschaftliche Organisationen von Nutzen sein, aber hier und jetzt sorgt niemand für sie, sodass sie dahinsiechen. Dann regnet es Nahrung vom Himmel.
Wir haben es hier mit einem der alltäglichsten Wunder zu tun. Kein Embryo im Leib seiner Mutter kann für sich selbst sorgen, also erhält er »Manna«. Betrachten wir die Existenz organisch, so schaut das große Ganze auf seine Einzelteile herab.
Oder aber vor langer Zeit reagierte ein Ganzes auf die Notlage eines Teils und ließ auch viele Tausend Jahre später noch, nachdem die spezielle Notlage längst vorüber war, gelegentlich »Manna« herabregnen. Das sieht nach Dummheit aus. Ich sage dies aus einer temporären Stimmung der Frömmigkeit heraus, denn in unserer Neotheologie gibt es keine Anbetung, stelle aber fest, dass ich mit diesem Konzept, das wir als Göttlichkeit bezeichnen könnten, Anlass für Anbetung liefere. Lasst einen Gott alles verändern, und es wird ebenso böse wie gute Reaktionen geben. Nur Dummheit kann göttlich sein.
Dass bis zum heutigen Tag in Kleinasien gelegentlich »Manna« vom Himmel fällt, könnte auf eine umfassendere Kontinuität hindeuten. Möglicherweise hat ein Organismus von ihm auserwählte Phänomene mit einer essbaren Substanz eingedeckt und diese Tradition als Symbol seiner Vetternwirtschaft beibehalten, sodass besagte Phänomene seither in den Genuss von reichlich »Manna« in den unterschiedlichsten Formen gekommen sind.
Die Substanz, die gelegentlich in Kleinasien vom Himmel fällt, stammt von einem weit entfernten Ort. Die Vorfälle liegen zeitlich weit auseinander, und dort, wo die Substanz niederfällt, ist sie stets unbekannt. Ihre Essbarkeit wird gelegentlich durch Beobachtungen konsolidiert, dass Schafe sie fressen. Daraufhin wird die Substanz eingesammelt und auf dem Markt verkauft. Es heißt, es handle sich um ein irdisches Produkt namens Lecanora esculenta – eine auch als »Mannaflechte« bezeichnete Flechtenart, die man häufig in Algerien antrifft. Es heißt, Wirbelwinde würden diese lose am Boden wachsenden oder zumindest leicht vom Boden entfernbaren Flechten davontragen. Doch seien folgende Hinweise erlaubt:
Es gibt keine Berichte aus Algerien über derartige Schauer.
Es gibt auch keine Berichte über derartige Schauer aus Orten, die zwischen Algerien und Kleinasien liegen.
An Vergleichbarem fallen mir bestenfalls die Steppenläuferpflanzen 10 aus den Staaten in Westamerika ein, aber Steppenläufer sind viel größer. Schön, dann eben junge Pflanzen, die noch nicht viel größer sind. Aber ich habe noch nie gehört, dass es irgendwo Steppenläufer herabgeregnet hätte. Möglicherweise legen diese Pflanzen mithilfe von Wirbelwinden weite Strecken zurück, gleiten dabei aber nur über den Boden dahin. Es gäbe hier eine Parallele zur Geschichte der algerischen Flechten, die in Kleinasien herabregnen, wenn Steppenläufer zwar bekanntermaßen nicht im Westen der USA vom Himmel fallen, aber wiederholt über dem kanadischen Ontario schauerweise abgeladen werden würden, weil Wirbelwinde sie dort hingetragen hätten.
Aus einem Dutzend von Berichten verweise ich auf zwei Berichte über einen solchen Schauer in Kleinasien in Nature, 43–255, und La Nature, 36–82. Der Leiter der Zentralapotheke in Bagdad hatte Proben einer essbaren Substanz nach Frankreich senden lassen. Die Substanz war Ende Mai 1890 während starker Regenfälle in Meridin und Diarbekis im asiatischen Bereich der Türkei herabgekommen. 11 Es handelte sich um verschlungene Klumpen, die außen gelb und innen weiß waren. Sie wurden zu einem Mehl vermahlen, mit dem sich hervorragendes Brot backen ließ. Den allzeit bereiten Konventionen folgend erklärten Botaniker, es handle sich um Proben von Lecanora esculenta, und die Flechte sei von Wirbelwinden dorthin getragen worden.
Die Londoner Daily Mail vom 13. August 1913 schreibt, die Straßen im persischen Kirkmanshaws 12 seien mit Samen übersät gewesen, die die Menschen für das Manna aus biblischen Zeiten hielten. Man trat in Kontakt mit der Royal Botanical Society, die erklärte, die Gegenstände seien an einem anderen Ort auf dieser Erdoberfläche von einem Wirbelwind aufgehoben worden. »Sie bestanden aus einer weißen Substanz und hatten die Konsistenz von Steinmais.«
Ich glaube nichts. Ich habe mich vor der felsenfesten Weisheit der Ewigkeit ebenso verschlossen wie vor den sogenannten großen Lehrmeistern der Historie. Vielleicht ist diese Isolierung der Grund dafür, dass ich zu bizarren Feindseligkeiten neige. Ich habe Christus und Einstein die Tür vor der Nase zugeschlagen und gewähre stattdessen kleinen Fröschen und Uferschnecken Einlass, allerdings über die Hintertür. Von allem, was ich je geschrieben habe, glaube ich nichts. Ich kann nicht akzeptieren, dass die Produkte eines Geistes zur Glaubensgrundlage werden sollen. Aber ich nehme an (unter Vorbehalt, damit es mir freisteht, diese Aussage zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt zu verspotten), dass eine essbare Substanz, deren Ursprung sich nicht auf einen bestimmten Punkt auf dieser Erde zurückverfolgen ließ, vom Himmel herabgeregnet ist, und zwar in Kleinasien.
Es wurde suggeriert, unbekannte Kreaturen und unbekannte Substanzen seien auf diese Weise transportiert worden, sei es von anderen fruchtbaren Welten oder von anderen Teilen eines Systems oder Organismus – aus Entfernungen, die im Vergleich zu den unvorstellbaren Spannen, die Astronomen sich vorstellen zu können glauben, gering sind.
Es wurde suggeriert, dass es eine zweckgerichtete Verteilung in dieser Existenz gibt. Zweckhaftigkeit ist in der Natur auch ohne die Auslegung konventioneller Theologen vorstellbar, wenn wir uns unsere Existenz – oder das sogenannte Sonnensystem und die umliegenden Sterne – als einen einzigen organischen Zustand, als eine einzige Formation oder als ein einziges Wesen vorstellen.
Ich unterscheide nicht zwischen dem Organischen (oder Funktionalen) und dem Zweckgerichteten. Tauchen in einem tierischen Organismus Osteoblasten auf und reparieren einen Knochenbruch, so stehen diese für etwas Zweckhaftes – und zwar unabhängig davon, ob sie wissen, was sie tun. Jede Anpassung kann als Ausdruck von Zweck gedeutet werden, wenn wir unter Zweck nichts anderes verstehen als den der Anpassung. Können wir unsere gesamte Existenz als Organismus betrachten, als einen von möglicherweise zahllosen Organismen im Kosmos, können wir seine Funktionen und Zuweisungen organisch oder zweckgerichtet nennen. Oder mechanisch zweckgerichtet.
Die Stadt Noirfontaine in Frankreich. Ein Tag im April 1842. Der Himmel ist wolkenlos, aber es fallen Wassertropfen. Erinnern Sie sich an die Angaben apropos Wiederholungen. Das Wasser fällt wie von einem festen Austrittspunkt irgendwo weiter oben auf einen definierten Bereich am Boden. Am nächsten Tag fiel das Wasser rätselhafterweise immer noch auf dieses eine kleine Gebiet, als halte hoch oben in den Lüften ein Geist einen unsichtbaren Wasserschlauch in den Händen.
Ich entnehme diesen Bericht dem Journal der Académie française Comptes Rendus, Band 14, Seite 664.
Was meine ich damit?
Gar nichts meine ich damit. Doch damit, dass ich nichts meine, meine ich durchaus etwas. Nämlich dass wir uns in dem hilflosen Zustand einer standardlosen Existenz befinden und dass der Appell an die Autorität genauso instabil ist wie all unsere sonstigen Unsicherheiten.
Zwar kenne ich keine Standards, die zur Beurteilung von irgendetwas geeignet wären, doch wenn ich mir unsere Existenz als Gesamtorganismus vorstellen kann, schwebt mir etwas vor – zumindest als Idee –, das der Standard schlechthin ist. Befindet sich wie alles andere auch das menschliche Denken im Wachstum, dann ist es nicht in sich selbst begründet, sondern konstituiert sich gleich allem Wachsenden, indem es sich anpasst. Bevor die Zeit zum Blühen gekommen ist, kann ein Baum nicht herausfinden, wie das Blühen funktioniert. Bevor die Zeit der Dampfmaschinen angebrochen ist, kann ein Gesellschaftsverbund nicht herausfinden, wie er Dampfmaschinen nutzen kann. Was auch immer der Begriff »Fortschritt« bezeichnen mag, der menschliche Geist benötigt dafür keine eigenen Standards. Genauso wenig benötigt irgendein Teil einer im Wachstum begriffenen Pflanze eine Anleitung oder ein spezielles Wissen über sich selbst, um zum Blatt oder zur Wurzel zu werden. Er benötigt keine eigene Basis, weil die relative Ganzheit der Pflanze die relative Basis für ihre Einzelteile liefert. Dieser Theorie des Eingetauchtseins in ein Ganzes zum Trotz gehe ich jedoch nicht davon aus, dass der menschliche Geist ohne jegliche Bedeutung ist, ebenso wenig wie ich annehme, dass das Blatt oder die Wurzel einer Pflanze keinerlei individuelle Züge hat, auch wenn sie stark von einem zentralen Körper abhängen und offenkundig nur ein Teil von etwas sind.
Wir stoßen hier auf das Problem von Kontinuität und Diskontinuität. Vielleicht sollte ich es bei Gelegenheit einmal aufgreifen.
Doch –
die Londoner Times vom 26. April 1821 schreibt, die Einwohner der Stadt Truro in Cornwall seien »je nach ihrer Nervenfestigkeit und ihrem Urteilsvermögen« wahlweise amüsiert, erstaunt oder alarmiert darüber gewesen, dass ein Haus in der Carlow Street aus einer unauffindbaren Quelle mit Steinen bombardiert wurde. Der Bürgermeister der Stadt besichtigte den Ort, wobei ihn die herabprasselnden Steine dermaßen nervös machten, dass er eine militärische Wache kommen ließ. Er forschte nach, die Soldaten taten ihresgleichen, und das Theoriengeplapper der Menschen sorgte für eine weitere Verstärkung des Krachs. In der Times vom 1. Mai heißt es, es prassle weiter – ebenso Steine wie Hypothesen –, doch herausgefunden wurde nichts.
Ströme von Fröschen – Ströme von Würmern – Ströme von Wasser – Ströme von Steinen: Wo ziehen wir da die Grenze? Warum denken wir nicht weiter und greifen die Idee auf, dass es geheimnisvolle Menschentransporte gegeben haben mag?
Tun wir diesen Schritt.
Ein Großteil des Widerstands gegen unsere Daten ist konnotativ. Als Dr. Gilbert 13 einen Stab rieb und Papierfetzen auf einem Tisch tanzen ließ, richtete sich der Widerstand gegen seine Magie wohl weniger gegen das, was er tat, als vielmehr gegen das, wozu es führen könnte. Denn Hexerei hat stets einen schweren Stand, bis sie sich etabliert und ihren Namen geändert hat.
Man hört viel über den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion, wir aber stehen mit beiden im Konflikt. Wenn es darum ging, die jeweiligen Hexenkünste zu bekämpfen und zu unterdrücken, zogen Wissenschaft und Religion stets an einem Strang. Heutzutage hat die Religion an Ruhm verloren, und es findet eine der fantastischsten Übertragungen von Verehrung überhaupt statt: Wissenschaft wird als Wohltätigkeit gepriesen. Ein Hoch auf die Weiterentwicklung, auf das Vorwärtsstreben der Wissenschaft. Doch kein Wissenschaftler hat je eine neue Idee vertreten, ohne die Missachtung anderer Wissenschaftler auf sich zu ziehen. Die Wissenschaft hat immer ihr Möglichstes getan, um Wissenschaft zu verhindern.
Manche Zyniker leugnen, dass es beim Menschen so etwas wie Dankbarkeit gibt, also bin ich offenbar kein Zyniker. Denn ich bin von der Existenz von Dankbarkeit so sehr überzeugt, dass ich sie als einen unserer stärksten Widersacher betrachte. Millionen Menschen werden Nutznießer von Gefallen, die sie vergessen, doch da Dankbarkeit existiert, müssen sie sie irgendwo zum Ausdruck bringen. Und das tun sie, indem sie der Wissenschaft für alles dankbar sind, was diese für sie getan hat, wobei es sich um eine Dankbarkeit handelt, die sie laut ihrer eigenen getrübten Wahrnehmung nichts kostet. Folglich empören sie sich aus ökonomischen Gründen gegen alle, die der Wissenschaft nicht zugetan sind, und versuchen, die Menschen um eine billige Form der Dankbarkeit zu bringen.
Auch ich bin jemand, der gerne feilscht, aber es bringt mir keine Ersparnis, wenn ich der Wissenschaft dankbar bin, aber auf jeden Wissenschaftler, der mir einen Vorteil bringen könnte, zahlreiche andere Wissenschaftler kommen, die bemüht waren, diesen möglichen Vorteil im Keim zu ersticken. Außerdem komme ich, wenn ich pleite bin, nicht mehr in den Genuss von Leistungen, für die ich dankbar sein könnte.
Widerstand gegen die in diesem Buch geäußerten Vorstellungen ist von Personen zu erwarten, die die Ingenieurwissenschaft und ihre Vorzüge mit den reinen, akademischen oder aristokratischen Wissenschaften gleichsetzen, die vom Ruf der Ingenieurwissenschaft leben. Wenn Sie mich fragen, gibt es einen Unterschied zwischen einem guten Wachhund und den Flöhen, die ihn besiedeln. Könnte man den Flöhen das Bellen beibringen, gäbe es einen kleinen Chor, der einen winzigen Wert hätte. Doch Flöhe sind Aristokraten.
Die Londoner Times schreibt am 13. Januar 1843, laut dem Courrier de l’Isère hätten zwei kleine Mädchen Ende Dezember 1842 in der Nähe von Clavaux (Livet) in Frankreich Blätter gesammelt, als um sie herum Steine zu Boden prasselten. Die Steine fielen mit einer unheimlichen Langsamkeit. Die Kinder liefen nach Hause und erzählten, was sie beobachtet hatten, und kehrten mit ihren Eltern zurück. Erneut fielen Steine, und erneut unheimlich langsam. Es hieß, dies hinge mit den Kindern zusammen, sie hätten die Steine angezogen. Es gab ein weiteres Phänomen, eine Aufwärtsbewegung, bei der Kinder wie von einem Strudel erfasst und in ihn hineingezogen wurden. Wir hätten womöglich Daten über das geheimnisvolle Verschwinden von Kindern bekommen können, doch im vorliegenden Fall blieben die Eltern unbeeinflusst von dem Sog und zerrten die Kinder auf den Boden zurück.
Im Toronto Globe vom 9. September 1880 schreibt ein Korrespondent, er habe von völlig unglaublichen Vorgängen gehört, die sich auf einem Hof bei der Gemeinde Wellesley in Ontario zugetragen haben sollen. Er reiste dorthin, um den Farmer, einen Mr. Manser, zu befragen. Als er sich dem Bauernhaus näherte, fiel ihm auf, dass sämtliche Fenster vernagelt waren. Wie er später erfuhr, hatten die Fenster Ende Juli zu zerspringen begonnen. Wurfgeschosse, die dafür hätten verantwortlich sein können, entdeckte man aber nicht. Die Erklärung aus dem Lager der Ungläubigen lautete, das alte Haus verziehe sich. Eine gute Erklärung, nur wurde dabei leider etwas übersehen. Um zu einer Meinung zu gelangen, muss man etwas übersehen. Außen vorgeblieben war, dass es nicht nur Geschichten über berstende Fensterscheiben gab, sondern auch über Wasser, das in Zimmern herabregnete und dafür eigentlich die Wände hätte passieren müssen, doch darauf gab es keinerlei Hinweise. Es hieß, das Wasser sei aus ganz bestimmten Austrittspunkten in den Zimmern in derart großen Mengen geströmt, dass die Hausbewohner ihre Möbel in einen Schuppen ausgelagert hatten. In allen unseren Unterlagen fällt die Offensichtlichkeit des Phänomens auf. Wasser regnete selbst dann herab, wenn Menschen dicht gedrängt im Bauernhaus standen. Weitere Einzelheiten finden sich im Halifax Citizen vom 13. September.
Trotz der entsprechenden Unterlagen lasse ich rund sechzig Fälle weg, in denen vermeintlich Steine und Wasser teleportiert wurden. Die Menge an sich ist als Bewertungsmaßstab nicht von Bedeutung.
Die einfachsten Fälle vermeintlicher Teleportation sind Steinströme auf offene Felder, wo sie keinen Schaden anrichten und keine übermäßige Störung darstellen, sowie an Orten, die hinterlistigen und schelmischen Personen keinerlei Tarnung bieten. Eine derartige Geschichte findet sich in der New York Sun vom 22. Juni 1884. Am 16. Juni gruben in der Nähe eines Bauernhofs bei Trenton, New Jersey, die beiden jungen Männer George und Albert Sanford ein Feld um, als Steine vom Himmel fielen. Es gab in der Umgebung weder ein Gebäude noch einen Zaun, hinter dem sich jemand hätte verstecken können. Am nächsten Tag fielen die Steine erneut. Die jungen Männer ließen ihre Hacken fallen und rannten nach Trenton, um dort von dem Geschehenen zu berichten. Sie kehrten in Begleitung von vierzig, fünfzig Amateurdetektiven zurück, die sich aufteilten und Beobachtungen anzustellen versuchten. Oder philosophischer ausgedrückt: Sie setzten sich und kamen zu Schlussfolgerungen, ohne irgendetwas beobachtet zu haben. Ganze Menschenmengen begaben sich auf das Maisfeld. In ihrer Anwesenheit fielen weiterhin Steine von einem über ihnen gelegenen Punkt aus. Weitere Erkenntnisse gab es keine.
Ein Schwein und sein Futter –
Oder Wissenschaft und ihre Daten –
Oder dass die Wege des Gehirns auch keine anderen als die des Bauches sind –
Den in ihnen ablaufenden Prozess können wir entweder Anpassung oder Verdauung nennen. Der Geistesanbeter könnte also genauso gut die Gedärme zu ihrem Gott erwählen.
Für viele seltsame Ereignisse gibt es herkömmliche Erklärungen. Der Geist eines Adepten von Konventionen verleibt sich Phänomene, die ihm zu Ohren kommen, mithilfe konventioneller Erklärungen ein. Und dazu muss einiges übersehen werden. Der Geist muss einige Daten zurückweisen. Auch dieser Prozess ist gleichermaßen mental wie intestinal.
Was die rätselhaften Steinströme betrifft, lautet die herkömmliche Erklärung: Nachbarn werfen die Steine. Ich habe die Daten präsentiert, wie ich sie vorgefunden habe. Womöglich sind sie unverdaulich. Was das rätselhafte Ausströmen von Wasser angeht, lautet die herkömmliche Erklärung: Es handelt sich um Ausscheidungen von Insekten. Dann sollte es aber auch so etwas wie Wolkenbruchkäfer geben.
In der New York Sun vom 30. Oktober 1892 steht zu lesen: Seit Wochen herrscht in Oklahoma Dürre, aber auf einen großen Pappelbaum in der Nähe von Stillwater fällt Tag für Tag Wasser herab. Ein Anhänger der konventionellen Lehre suchte den Baum auf und fand Insekten. In Insect Life, 5–204, wird verkündet, das Geheimnis von Stillwater sei gelöst. Dr. Neel, der Leiter der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Stillwater, habe sich den Baum angesehen und einige der Insekten gefangen, die für die Niederschläge verantwortlich seien. Es handle sich um Angehörige der Zikadengattung Proconiaundata.
Wie soll ich beweisen, dass es sich hier um eine sinnlose, brutale oder zumindest mechanische Assimilation handelt?
Beweise haben wir nicht. Aber Ansichten.
Meiner Meinung nach dürfte dieser Niederschlag in Oklahoma nur einer von vielen gewesen sein. Uns liegen zum jetzigen Zeitpunkt drei weitere Meldungen vor, und wenn die nicht auf die Ausscheidungen von Insekten zurückzuführen sind … Aber wir werden nichts beweisen. Es gibt ein Theorem, um das sich Euklid niemals bemüht hat – und zwar aus quod erat demonstrandum eine These zu machen.
Mr. H. Chaplin von der Universität Ohio schreibt in Science, 21–94, in der Stadt Akron, Ohio, habe es ununterbrochen geregnet, während in Oklahoma Wasser auf einen Baum herabkam, und dies über mehrere wolkenlose Tage hinweg. Vertreter der Universität Ohio hätten Untersuchungen angestellt, seien aber nicht imstande gewesen, das Rätsel zu lösen. Es gab einen klar definierten und bleibenden Ausgangspunkt, von dem aus auf ein kleines Gebiet nahe einer Ziegelmauer Wasser herabfiel. Mr. Chaplin, dem vermutlich noch nie Berichte über ähnliche Vorfälle fernab feuchter Orte untergekommen waren, stellte die Theorie auf, von der Ziegelmauer seien Dämpfe aufgestiegen, verdampft und wieder zu Boden gesunken. Falls dergleichen möglich ist, sollte man derartige Niederschläge häufig über Teichen und anderen Gewässern beobachten können.
Etwa zu derselben Zeit tauchte auf geheimnisvolle Weise in Martinsville, Ohio, Wasser auf. So berichtet es der PhiladelphiaPublic Ledger vom 19. Oktober 1892. Hinter einem Haus sank Nebel auf ein Gebiet von kaum mehr als einem Quadratmeter herab. Im St. LouisGlobe-Democrat vom 19. November steht, in der Water Street in Brownsville, Pennsylvania, gebe es einen Garten mit einem Pfirsichbaum, auf den Wasser herabfalle. Waren auch dort Insekten am Werk? Im Bericht heißt es, das Wasser scheine »aus einiger Höhe oberhalb des Baums herabzufallen und einen Bereich von etwa 1,3 Quadratmetern abzudecken«.
Meines Wissens ist es durchaus möglich, dass der eine oder andere Baum über magische Kräfte verfügt. Vielleicht sind besonders gesegnete Bäume imstande, in Zeiten der Not Wasser über weite Entfernungen heranzuholen. Mir war die Dürre in Oklahoma aufgefallen, also schlug ich die Wetterverhältnisse in Ohio und Pennsylvania nach: weniger Regen als gewöhnlich. Laut der Monthly Weather Review vom November herrschte in Ohio Dürre. Wässriges Manna fiel auf ausgesuchte Bäume herab.
Der Versuch, etwas zu beweisen, ist ein sinnloses Unterfangen, wenn alles ineinander übergeht und es außer dem Allumfassenden nichts gibt. Doch wenn schon nicht aus wissenschaftlicher, so könnten bestimmte Ansichten doch zumindest aus ästhetischer Sicht von Belang sein, deshalb werden wir uns mit ein paar Variationen unseres Themas befassen. An weit voneinander entfernten Stellen in und um Charleston, South Carolina, floss zeitgleich Wasser von stationär erscheinenden Punkten herab, und zwar während sich dort eine lange Serie von Erdstößen zutrug. Ich werde später ausführlicher auf organische Deutungen des Herabfallens von Wasser an Orten eingehen, die von Katastrophen heimgesucht wurden. Mitte September 1886 wurde aus Dawson, Georgia, gemeldet, dass Wasser aus einem »wolkenlosen Himmel« fiel und dabei innerhalb eines Bereichs von knapp 8 Metern verblieb. Es handelte sich nicht um einen periodischen Schauer. Häufig ist die Rede von einem »wolkenlosen Himmel«, aber das ist natürlich nicht von Bedeutung. Fällt Wasser vom Himmel und herrscht auch nur die allerleichteste Brise, so ist es unmöglich, dass dieser Niederschlag auf eine Fläche von nur wenigen Metern Durchmesser begrenzt ist. Unserer Ansicht nach liegen die Austrittspunkte in geringer Entfernung über dem Erdboden. Aus Aiken, South Carolina, wurde gemeldet, dass Schauer auf eine Fläche von knapp einem Quadratmeter fielen. Ähnliche Niederschläge gab es in Cheraw, South Carolina. Einzelheiten finden sich im Charleston News & Courier vom 8., 21., 25. und 26. Oktober. Zu einem Bericht über Wasser, das Untersuchungen eines Meteorologen zufolge in Charlotte, North Carolina, aus »einem wolkenlosen Himmel« exakt auf einen Punkt herabfiel, siehe die MonthlyWeather Review vom Oktober 1886. In der New York Sun vom 24. Oktober heißt es, es sei 14 Tage lang Wasser aus »wolkenlosem Himmel« auf einen bestimmten Punkt in Chesterfield County, South Carolina, herabgekommen, und zwar dermaßen stark, dass die Dachrinnen nur so überströmten.
Dann kam die Meldung, Wasser falle aus einem bestimmten Punkt in Charleston vom Himmel.
Mehrere Tage zuvor hatte der News & Courier das herabfallende Wasser mithilfe von Insekten begründet. Ein Reporter berichtete im News & Courier vom 5. November, er habe einen Ort in Charleston besucht, von dem es hieß, dort falle Wasser herab. Er habe das herabfallende Wasser mit eigenen Augen gesehen, sei auf einen Baum geklettert, um der Sache nachzugehen, und habe Insekten entdeckt.
Nimmt man völlig verzweifelte Erklärungswütige einmal aus, so gibt es doch Grenzen für das, was man Insekten zuschreiben kann.
In der Monthly Weather Review vom August 1886 ist zu lesen, dass in Charleston am 4. September drei Schauer heißer Steine gemeldet wurden. »Einige dieser Steine wurden untersucht, nachdem sie kurz zuvor herabgefallen waren. Die Untersuchung führte zu der Überzeugung, dass der Öffentlichkeit ein Streich gespielt werden sollte.«
Wie aus einer Untersuchung von Steinen hervorgehen soll, ob sie aus Spaß geschleudert wurden, übersteigt die Grenzen meiner geistigen Kapazitäten. Am 4. September wurde Charleston verwüstet. Nach dem großen Erdbeben am 31. August hatten anhaltende Erdstöße die Menschen terrorisiert. Ich müsste allerdings meinen Eindruck dessen, was wir Existenz nennen, sehr weit hinter mir lassen, um zu glauben, dass in Charleston – oder an irgendeinem anderen Ort – der Terror – oder irgendetwas sonst – jemals homogen gewesen ist. Schlachten und Schiffbrüche, vor allem aber Krankheiten, sind Stoff für Humoristen, und der Spaß an Beerdigungen wird sich nie erschöpfen. Und ich will nicht behaupten, dass es inmitten all der Verzweiflung und all dem Leid in Charleston nicht auch Witzbolde gab. Ich folge der Darstellung im Charleston News & Courier vom 6. September und ergänze sie um meine eigene Schlussfolgerung, dass humorvolle Überlebende der Katastrophe durchaus ihre Kapriolen veranstaltet haben mögen, dies jedoch nichts mit den Ereignissen zu tun hat.
Am Morgen des 4. September fielen um 2:30 Uhr Steine, die als »warm« befunden wurden, in der Nähe der Redaktion des News & Courier herab, und einige von ihnen drangen bis in die Redaktionsräume vor. 5 Stunden später, als es hell genug war, um zu Streichen aufgelegte Überlebende ausfindig machen zu können, fielen weitere Steine, und das Geschehen wiederholte sich, wie von einem anhaltenden Kraftstrom ausgelöst, an genau derselben Stelle. Um 13.30 Uhr fielen erneut Steine herab, diesmal vor Augenzeugen, und zwar direkt von einem Punkt über ihren Köpfen. Sollte irgendeine Überzeugung erzwungen worden sein, dann auf dieselbe Weise, wie Überzeugungen seit Urzeiten erzwungen werden, indem sie nämlich mit früheren Überzeugungen deckungsgleich gemacht werden. Im Richmond Whig finden sich weitere Einzelheiten: Die Steine, bei denen es sich um Feuersteine handelte, reichten von traubengroß bis zur Größe eines Hühnereis und fielen auf ein Gebiet, das etwa 7 Quadratmeter groß war. Eine Gallone von ihnen war eingesammelt worden. Carl McKinley, ein Herausgeber des News & Courier, schreibt in A Descriptive Narrative of theEarthquake of August 31, 1886 über zwei dieser Steinschauer und bezeugt, sie hätten sich »ohne jeden Zweifel zugetragen«.
Örtlich begrenzte, wiederholte Steinschauer sind den örtlich begrenzten, wiederholten Wasserschauern dermaßen ähnlich, dass eine allumfassende Erklärung – oder Theorie – her muss. Waren es die Insekten? Oder ist der Fischhändler aus Worcester etwa nach South Carolina gezogen?
Doch es gibt eine Komplikation. Auf Mr. Stoker und seine Pferde waren kleine Frösche herabgeregnet, ohne dass wir Grund zu der Annahme hätten, Mr. Stoker oder seine Pferde hätten diesen Niederschlag in irgendeiner Form ausgelöst. Doch die Kinder von Clavaux schienen etwas mit dem Steinregen zu tun zu haben, und Bäume scheinen daran beteiligt gewesen zu sein, dass Wasser vom Himmel fiel.
Die Rand Daily Mail schreibt am 29. Mai 1922, Mr. D. Neaves, der in Südafrika in der Nähe von Roodepoort lebte und als Chemiker in Johannesburg angestellt war, hätte mehrere Monate lang Steinschauer ertragen, bevor er sich schließlich an die Polizei wandte. Fünf Wachtmeister wurden nach Einbruch der Dunkelheit an den Ort entsandt und hatten kaum Position rund um das Haus bezogen, als ein Stein auf dem Dach aufschlug.
Es entstand die Vermutung, die Phänomene würde mit dem Hausmädchen zusammenhängen, das zu einem der örtlichen Stämme gehörte. Man schickte die Magd in den Garten, wo Steine vertikal um sie herabfielen. Eines der größten Rätsel bei diesem Fall ist, wie sie vertikal herabfallen konnten, ohne dass ein Ursprungsort ausfindig gemacht werden konnte. Das Haus von Mr. Neaves stand isoliert da, es gab nur Außentoiletten. Die wurden durchsucht, es wurden aber keine Auffälligkeiten gefunden. Der Steinfall aus unbekannter Quelle ging weiter.
Nun übernahm Polizeiinspektor Cummings den Fall. Er ordnete an, sämtliche Familienmitglieder, Dienstboten und Pressevertreter sollten eine Zeit lang im Haus bleiben, sodass der Aufenthaltsort einer jeden Person bekannt war. Draußen standen Wachen, um sie herum das offene Feld, auf dem sich niemand verstecken konnte. Steine fielen auf das Dach. Unter Beobachtung der Polizei ging die Dienstmagd zum Brunnen. Ein großer Stein sauste neben ihr zu Boden. Sie lief zurück zum Haus, und ein Stein krachte auf das Dach. Es heißt, man habe alles getan, was man habe tun können, und die Polizeiabsperrung sei lückenlos gewesen. Die Steine hörten nicht auf. Aus Überzeugung, das Mädchen sei in irgendeiner Form involviert, fesselte der Inspektor ihr die Hände. Doch erneut fiel ein Stein auf das Dach.
Dann wurde alles aufgeklärt. Ein »Zivilist«, der sich in einer der Außentoiletten verborgen hatte, wurde dabei erwischt, wie er einen Stein warf. Falls das tatsächlich den Fakten entspricht, hat die Person, die den Bericht verfasste, den Namen des Täters unterschlagen, und es ist auch nichts darüber zu lesen, dass die Polizei dem Täter die Leviten gelesen habe, wo er ihr doch so viel Arbeit bereitet hatte.
Dann gab es eine neue Erklärung. Es heißt, das Mädchen, Sara, sei auf die Wache gebracht worden und habe dort alles gestanden. »Sara hat zugegeben, an den Steinwürfen beteiligt gewesen zu sein, und zwei weitere Kinder sowie einen erwachsenen Eingeborenen bezichtigt. Und so endet die Geistergeschichte von Roodepoort bar all ihrer vermeintlich übernatürlichen Aspekte.«
Für gewöhnlich bringen wir Frömmigkeit und die Polizei nicht miteinander in Verbindung, aber ihre Wachen sind Beichtstühle, wenn auch eher in wissenschaftlichem als in religiösem Sinn. Droht ein Beichtvater einem Gewissen mit der Keule, ist er im Gewinnen von Aussagen genauso erfolgreich wie der Wissenschaftler, der mit einer Theorie auf Daten einprügelt. In Polizeiwachen und Laboren herrscht viel Brutalität, aber ich kann nicht behaupten, dass wir irgendetwas zu reformieren versuchen. Selbst wenn es niemals einen Newton gegeben hätte, einen Darwin oder einen Einstein – oder auch einen Moses, Jesus oder Sankt Augustin –, die den Umständen mit Härte begegnet wären, fürchte ich, dass es auch bei uns nicht immer zimperlich zugeht.
Allerdings liest sich die Geschichte eher so, als habe man das Mädchen in einen Friseursalon gebracht, denn ihre Geschichte wurde kahl geschoren. Sämtliche Einzelheiten wurden wegrasiert, der Polizeikordon, die Durchsuchung der Außentoiletten, die ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen. Aber das würde auch nicht zu der Erzählung passen, dass Kinder hier Streiche spielten. Wir werden es in diesem Buch mit vielen weiteren Kürzungen und Auslassungen zu tun bekommen.
Der Autor im Monthly Weather Review ist nicht der Einzige, der sich eine These so lange zurechtbiegt, bis sie ihm passt. Nicht lange, bevor die Bombardierung von Roodepoort einsetzte, gab es in einem anderen Teil Südafrikas einen ähnlich gelagerten Fall. Im Klerksdorp Record vom 18. November 1921 heißt es, »von unbekannter Seite« würden seit Wochen auf »geheimnisvolle Weise Steine geworfen«, und zwar auf die Häuser von Mr. Gibbon Joseph und Mr. H. J. Minnaar in der North Street. Man setzte einen Detektiv auf den Fall an, einen Anhänger logischen Denkens. Es musste sich um eine Geistergeschichte oder um einen Fall böswilligen Unfugs handeln. Einen Geist würde er nicht schnappen können, also beschuldigte er zwei Schwarze und verhaftete sie. Die Schwarzen wurden auf die Aussage von zwei ebenfalls schwarzen Knaben hin vor Gericht gestellt, aber die Jungen widersprachen einander und erwiesen sich als Lügner. Sie gestanden, der von Logik beseelte Detektiv habe ihnen fünf Schillinge dafür geboten, dass sie seine Schlussfolgerungen untermauerten.
Im Journal of theSociety for Psychical Research, 12–260, findet sich ein Schreiben von Mr. W. G. Grottendieck aus Dordrecht, Sumatra. Er schildert, dass er im September 1903 gegen 1 Uhr morgens davon erwachte, dass etwas auf den Fußboden seines Zimmers fiel. Den Geräuschen nach zu schließen fielen weitere Dinge zu Boden. Grottendieck stellte fest, dass kleine schwarze Steine mit unheimlicher Langsamkeit von der Decke beziehungsweise dem Dach herabsanken, das aus großen, sich überlappenden getrockneten Blättern zusammengesetzt war. Letzere wurden dabei nicht durchdrungen, es hatte vielmehr den Anschein, als würden die Steine einfach hindurchgleiten. Er versuchte, sie zu ergreifen, sobald sie auftauchten, doch sie entgingen ihm, obwohl sie sich ungewöhnlich langsam bewegten. Zum damaligen Zeitpunkt befand sich noch ein schlafender junger Kuli im Haus. »Der Junge war es ganz gewiss nicht, denn er schlief auf dem Fußboden, während ich mich über ihn beugte, kamen weitere Steine herab.« Da leider keine Polizeistation in der Nähe war, endet diese Geschichte nicht mit einem sauberen zeitgemäßen Schnitt.
Ich möchte darauf hinweisen, dass solche Berichte über Steinfälle keine gewöhnlichen Geschichten sind und dass sie wenig bekannt sind. Anders als bei Geschichten über Gespenster (»rasselnde Ketten«) und Meeresungeheuer (»Augen so groß wie Untertassen«) sind die Einzelheiten in diesem Fall nicht standardisiert. 1842 berichtet jemand in Frankreich über langsam fallende Steine, 1903 jemand in Sumatra. Es wäre schon merkwürdig, wenn zwei Lügner ein derartiges Ereignis erfinden würden …
Und wenn ich nachdenke, gelange ich zu dem folgenden Punkt.
Wäre Seltsamkeit ein Maßstab für ein ungünstig ausfallendes Urteil, würde ich mit einem Handstreich den Großteil dieses Buchs der Verdammnis überantworten.
Doch Verdammnis bedeutet mir nichts. Ich biete nur Fakten an; was Sie damit anstellen, bleibt Ihnen überlassen. Niemand kann die Phänomene, die wir hier aufgreifen, untersuchen, ohne festzustellen, in wie vielen Fällen Jungen und Mädchen verschwanden, und insbesondere Mädchen. Jene, die vieles ignorieren oder für die Ignoranz an der Tagesordnung ist, erklären dies damit, dass junge Menschen ihres eigenen Mutwillens wegen so sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Doch die Poltergeistphänomene – oder die Teleportation von Objekten – im Haus von Mr. Frost, 8 Ferrostone Road, Hornsey, London, die sich Anfang 1921 über mehrere Monate hinzogen, lassen sich auf diese Weise nicht erklären. Dort lebten drei Kinder, und einem davon, einem Mädchen, jagten die Phänomene einen derartigen Schrecken ein, dass es starb (London Daily Express, 2. April 1921). Ein weiteres Kind in einem ähnliche Zustand wurde in das Lewisham Hospital eingeliefert (LondonDaily News, 30. April 1921).
Geht es darum, unterschiedliche Details, über die wir gestolpert sind, rational zu begreifen, sie zu assimilieren oder zu verdauen, haben wir vor allem an Aussagen zu knabbern, bei denen es um geheimnisvolle Erscheinungen in geschlossenen Räumen geht oder um Gegenstände und Substanzen, die durch Hauswände gelangen, ohne das Material, aus dem die Wände gemacht sind, zu beschädigen. Oh ja, ich habe durchaus von der »vierten Dimension« gehört, tue mir aber selbst einen Gefallen und verzichte darauf, auf diese Weise zu zeigen, dass ich nicht weiß, worüber ich schreibe. Im St. Louis Globe-Democrat vom 27. Dezember 1888 findet sich eine Geschichte über große Steine, die plötzlich auftauchen und »langsam zu Boden sinken«, und zwar in den geschlossenen Räumen von Mr. P. C. Martin, Caldwell County in North Carolina. Die Madras Mail schreibt am 5. März 1888, vor den Augen zahlreicher Ermittler seien in einem Klassenzimmer im indischen Pondicherry Ziegelbrocken herabgefallen.