Dämon oder Engel? - Birgit Waßmann - E-Book

Dämon oder Engel? E-Book

Birgit Waßmann

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Beschreibung

Wenn die Tür zu neuen Erfahungen geöffnet wird, finden Begegnungen in unbekannten Welten statt. Mögliche Gefahren werden leicht unterschätzt und nicht immer ist klar zu erkennen, ob die Wesen, die sich melden, Engel oder Dämonen sind. Zu allen Zeiten wurden in zahlreichen Berichten schützende sowie übelwollende unsichtbare Geistwesen, die einen Einfluss auf Menschen ausüben, erwähnt. In den Vorstellungen der Antike standen dämonische Geister in der Mitte zwischen Göttern und Sterblichen. Der lateinische Genius hingegen war ein Schutzgeist, der einen bestimmten Menschen sein Leben lang begleitete. Die Kontakte mit jenseitigen Wesen sind vielfältig und unüberschaubar. In dem Buch wird versucht, aufgrund von historischen und zeitgenössischen Berichten dem interessierten Leser einen Überblick über die vielfältigen Begegnungen mit geistigen Wesenheiten zu verschaffen. Die Themen des Buches sind u.a.: Die Tür zu neuen Erfahrungen, Verbindungen zur unsichtbaren Welt, Geheimgesellschaften, Gefahren auf dem Weg der Erkenntnis, Schutz und Widerstand, moderne Technik und Bewusstsein. Zu beziehen über

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Seitenzahl: 401

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Dämonen kommen nur dann in unsere Welt, wenn ein Durchgang offen ist.

Inhalt

Vorwort

Die Tür zu neuen Erfahrungen

1. Hellsichtigkeit, Magie und Halluzinationen

Visionen oder Halluzinationen?/

Magisches Training/

Dämonen des Hellsehens/

Das ‚Zweite Gesicht’

2. Hellhören: Telepathie und Stimmen

Stimmen im Kopf/

Zwiesprache mit Geistern/

Magische Schulung/

Medialität und Hellhören

3. Mediale Sensitivität

4. Sucht aus esoterischer Sicht

Alkoholsucht/

Nikotinsucht/

Psychoaktive Pflanzen

Verbindungen zur unsichtbaren Welt

1. Engel und Dämon

Schutzengel und Schutzgeister/

Dämonische Helfer/

Die göttliche Dualität

2. Geistige Helfer

3. Verbündete der Schamanen

4. Der Hüter der Schwelle

Das Tor zur anderen Welt/

Geisthelfer als Wächter/

Inbesitznahme/

Der Hüter als Doppelgänger

5. Doppelgänger

Das

alter ego

der Schamanen/

Manifestation eines zweiten Körpers/

Das feinstoffliche Duplikat/

Erneuerung der Persönlichkeit

6. Doppelgänger in der Literatur

R.L. Stevenson: Dr. Jekyll und Mr. Hyde/

G. Meyrink: Der Golem/

H.C. Andersen: Der Schatten/

H.E. Nossack: Dieser Andere/

A. Savinio: Maupassant und ‚der Andere’

7. Ich-Verdrängung im Gehirn

Geheimgesellschaften

1. Freimaurer

2. Die Weisse Bruderschaft

3. Brüder des Schattens

Gefahren auf dem Weg der Erkenntnis

1. Die Entwicklung medialer Sinne

2. Okkulter Einfluss

3. Energie-Entzug

Verbindungskanäle zu den Mitmenschen/

Mediale Energieübertragung/

Vampirismus/

4. Der innere Kampf

5. Umlagerung und Inbesitznahme

Symptome bei Fremdbeeinflussung/

Mentale Umlagerung/

Inbesitznahme/

Dunkle Energiewesen

6.

Walk In

Der Austausch von Seelen/

Walk In

oder Reinkarnation/

Walk Ins

in Literatur und Film

7. Geistige Gesetzmäßigkeiten

Die mediale Öffnung/

Innere Gelassenheit/

Warnhinweise

Schutz und Widerstand

1. Die Luziferkraft

2. Was sind

Entities

?

Parasitäre Eindringlinge/

Entity

oder Teilpersönlichkeit?/

Astrale Fragmente/

Sexuelle Partizipation/

Geistführer oder

Entity

?

3. Befreiung durch

Clearings

4. Der schöpferische Wille

Moderne wissenschaftliche Forschung

Technik und Bewusstsein

1. Telekommunikation und Bewusstseinskontrolle

Unterbewusster Einfluss durch die Medien/

Psychotronik/

TV, Radio, PC und Mobilfunk/

Schutzmaßnahmen/

Die Macht-Elite

2. Fernsteuerung durch Implantate?

Mind Control/

Überwachte Adepten/

Interstellare Wesen

Literaturverzeichnis

Vorwort

Für Menschen, die nach Erkenntnis und geistiger Entwicklung streben, ist es manchmal schwierig, den vermeintlich richtigen Weg zu finden, da eine Vielfalt an Methoden und Systemen vorgibt, die spirituelle Entwicklung optimal zu fördern. Während es in geschäftlichen Dingen üblich ist, möglichst wenige Risiken einzugehen, glauben Viele, in spiritueller Hinsicht keine Wahl zu haben und bei ihrer Suche alles aufs Spiel setzen zu müssen. Doch gerade im Bereich des geistigen Fortschritts ist Achtsamkeit und die Fähigkeit zur Unterscheidung von herausragender Bedeutung.

Während unkritische Befürworter in ihrem Enthusiasmus alles gutheißen, was ihnen an neuen Möglichkeiten begegnet, neigen die Gegner spiritueller Bewegungen zu pauschalisierten Negativ-Urteilen, ohne wirklich Kenntnis davon zu besitzen, worum es eigentlich geht. Im Bereich der Spiritualität existieren ohne Zweifel viele problematische Entwicklungen, die für den Einzelnen fatale Konsequenzen haben können. Ein gut funktionierendes Urteilsvermögen ist daher unerlässlich, um Anzeichen für einseitige und destruktive Strömungen innerhalb von esoterischen Gemeinschaften oder Glaubensrichtungen zu erkennen.

Das gesteigerte Interesse an spirituellen Themen, in Verbindung mit Unwissenheit und Gutgläubigkeit, ist ein fruchtbarer Nährboden für falsche Propheten und Scharlatane. Nicht immer ist es einfach, zwischen Wegen und Einflüssen, die das transzendente Gewahrsein tatsächlich fördern, und solchen, die nur den Anschein erwecken, zu unterscheiden. Das Dilemma der spirituellen Suche wird in dem Buch: Meister, Gurus, Menschenfänger von K. Wilber u.a. ausführlich erörtert.

Unsichtbare Wesen höherer Seinsebenen existieren und üben einen Einfluss auf die Menschen aus. Zu allen Zeiten wurden in zahlreichen Erzählungen und Berichten schützende sowie übel wollende unsichtbare Geister erwähnt. Der lateinische Genius war ein Schutzgeist, der einen bestimmten Menschen sein Leben lang begleitete. Die Schutzbefohlenen wurden durch intuitive Eingebungen oder günstige Schicksalsfügungen vor üblen Einflüssen bewahrt.

In der Philosophie des Altertums wurden Gut und Böse als Zwillingsbrüder dargestellt, geboren aus ein- und derselben Quelle der Natur. Dem Drachen der Finsternis wurde der Drache des Lichtes entgegengestellt. Die menschliche Psyche galt bereits früh als Schauplatz des Kampfes geistiger Mächte...

Die jüdische Kabbala erwähnt einen lichten und einen dunklen Engel in der menschlichen Seele, der sich hinter der rechten bzw. linken Schulter des Menschen befindet. Während die dunkle Seite die Seele in Versuchung führt, schickt die helle ihr inspirierende Ideen.

Da jeder Mensch unterschiedliche Interessen und Vorlieben mitbringt, sind auch die Entwicklungswege den individuellen Bedürfnissen angepasst. Ängste, Irrtümer und Frustrationen sind nicht zwangsläufig Bestandteil spiritueller Erfahrungen, denn nicht alle Wege sind mit Problemen gepflastert. An manchen Jüngern, die sich auf die Suche begeben, gehen Hindernisse unbemerkt vorüber, während andere mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und stecken bleiben.

In der esoterischen Gegenwartsliteratur werden die Gefahren okkulter Praktiken und medialer Tätigkeit stark vernachlässigt. Die vorliegende Zusammenstellung kritischer Texte soll dazu beitragen, diesem allseits anzutreffenden Mangel, zumindest teilweise, abzuhelfen. Einseitigkeiten in der Argumentation sind nicht zu verneiden, da positiv gefärbte Erfahrungsberichte nur am Rande mit einbezogen werden. Diese stehen bereits in ausreichender Anzahl zur Verfügung.

Der vorliegende Band basiert zum überwiegenden Teil auf eigenen Erfahrungen, der Lektüre esoterischer Literatur, und auf persönlichen Botschaften aus geistigen Sphären. Die gechannelten Texte wurden kenntlich gemacht durch eine unterschiedliche Schriftform. Da ich über mehrere Jahre mediale Texte aufgeschrieben habe, bin ich mit den Themen, mit denen sich dieses Buch befasst, vertraut und in einigen Bereichen zu tieferen Einsichten gelangt, als es einem Außen stehenden möglich gewesen wäre. Persönliche Zweifel waren der Anlass, vermehrt auch kritische Fragen zu stellen, um an entsprechendes Hintergrundwissen zu gelangen.

Die Menschheit steht gegenwärtig an einem Scheideweg; dies wird zumindest in einer Vielzahl esoterischer Schriften angekündigt. Wenn man den vielfältigen Hinweisen aus geistigen Botschaften Glauben schenkt, dann steht eine umfassende Wandlung des menschlichen Bewusstseins bevor; eine Transformation, die ihresgleichen sucht. In den kommenden Jahrzehnten soll sich ein Bewusstseinswandel auf globaler Ebene vollziehen.

Zwar ist die Art und Weise, in der die Veränderung erfolgen wird, nicht im Einzelnen festgelegt. Doch eine Transformation ist notwendig geworden, behauptet bspw. die Autorin Patricia Cori. Ob eine Veränderung dieses Ausmaßes ohne Gefahren über die Bühne geht, oder ob mit der Transformation eine Bedrohung für einen Großteil der Menschen einhergeht, bleibt im Ungewissen. Es könnten, so wird angekündigt, „sehr unangenehme Ereignisse“ eintreten, welche die Leute zum Umdenken zwängen.

Anscheinend hat die Menschheit eine Stufe erreicht, in der eine Bewusstseinserweiterung notwendig ist, um eine friedliche Koexistenz in Zukunft zu gewährleisten. Zu hoffen bleibt, dass diese Wendung in der menschlichen Evolution ohne größerer Verwerfungen vonstatten geht, und der Großteil der Menschen sich bereit findet zu einer grundlegenden Änderung, die ihr gesamtes Sein betrifft und alles bisher Bekannte in Frage stellt.

Die Tür zu neuen Erfahrungen

Ohne Weisheit ist die Vorstellungskraft ein grausamer Zuchtmeister.

H.P. Blavatsky

Hellsichtigkeit, Magie und Halluzinationen:

Visionen oder Halluzinationen?

Hellsichtige Personen nehmen etwas wahr, das der gewöhnlichen Beobachtung nicht zugänglich ist. Eine andere, dem normalen Bewusstsein nicht sichtbare Welt erschließt sich ihnen. Die Wahrnehmung hellsichtiger Menschen gleitet über Zeit und Raum hinweg und erkennt Zusammenhänge, die in der Gegenwart nicht zum Bestandteil der sinnlich wahrnehmbaren Welt gehören. Menschen, die sich intensiv mit spirituellen Themen befassen, verfügen nicht selten über ein erweitertes Wahrnehmungsvermögen. Die Öffnung des Dritten Auges in der Mitte der Stirn, die hellsichtige Wahrnehmungen zur Folge hat, kennzeichnet eine bestimmte geistige Entwicklungsstufe.

Als Hellsehen wird die Fähigkeit bezeichnet, geistige Bilder und Wesenheiten, die der Normalsicht nicht zugänglich sind, wahrzunehmen. Hellseherische Gaben hat es zu allen Zeiten der Menschheitsentwicklung gegeben; sie galten als natürliche Anlage des Menschen in der Antike. Bedeutende Staatsmänner maßen Visionen einen besonderen Stellenwert zu, weshalb ihnen ein großer Einfluss bei wichtigen Beschlüssen eingeräumt wurde. Vor entscheidenden Auseinandersetzungen entfaltete sich die Sehergabe; und ein bedeutender Anteil am Sieg wurde ihr zugeschrieben.

Auch Kaiser Konstantin (306-377 n. Chr.) folgte bei kriegerischen Auseinandersetzungen visionären Eingebungen. Während eines Feldzuges gegen seinen Rivalen Maxentius erschien am Himmel ein Kreuz mit der Umschrift ‚in hoc signo vinces’ (in diesem Zeichen wirst du siegen). Tatsächlich konnte Konstantins Heer einen überwältigenden Sieg erringen. In der Bibel werden ebenfalls häufig Visionen und Offenbarungen erwähnt, wie z.B. die des Paulus vor Damaskus (im 2. Korintherbrief, Kap.12).

Die bildhaften Eindrücke, die plötzlich vor dem geistigen Auge auftauchen, können – abhängig vom jeweiligen Inhalt und vom Bewusstseinsstand des Hellsichtigen – sehr anregend, aber auch sehr erschreckend sein.

Mit unterschiedlichen Begriffen werden die außergewöhnlichen Wahrnehmungen beschrieben:

Hellsehen

ist Teil einer übersinnlichen Wahrnehmung, zu der auch Hellhören, Hellfühlen, sowie die Wahrnehmung des inneren Wesens anderer Menschen gehören.

Television

ist das übersinnliche Erfassen von räumlich oder zeitlich fernen Inhalten aus Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft.

Telepathie

ist die Übertragung eines Bewusstseinsinhaltes – eines Gedankens, einer Vorstellung, einer Willensäußerung oder Emotion – von einer Person auf eine andere (oder auf mehrere andere Menschen).

Die übersinnliche geistige Welt wird dabei nicht einfach als ein jenseitiger Bereich aufgefasst, das von der alltäglichen Wahrnehmung streng getrennt ist, sondern die verschiedenen Welten durchdringen einander. Der materiellen Welt am nächsten befindet sich:

die

Elementarwelt

, auch

ätherische Welt

genannt, gefolgt von

der

astralen Welt

, auch als

Seelenwelt

bezeichnet, die weniger an das Irdische anknüpft als die Ätherwelt. Das gilt noch mehr für

die

geistige Welt

, die sich in noch größerer Entfernung von der materiellen Ebene befindet.

Die jeweils höhere Ebene durchdringt die anderen Ebenen; d.h. die geistige Welt durchdringt die astrale, ätherische und materielle Ebene, während die astrale Welt nur die ätherische und materielle Ebene durchdringen und wahrnehmen kann etc. (Vgl.: Flensburger Hefte. Hellsehen, S. →f.)

In der geistigen Welt findet jedwede Kommunikation über Telepathie statt, bemerkt Margaret Rogers. Die Abgrenzung zwischen Television und Telepathie ist keine leichte Aufgabe: „Denn es gibt kein eindeutiges Mittel, um zu entscheiden, dass im Falle des sogen. Hellsehens nicht doch ein abwesendes, vielleicht gar nicht bekanntes und niemals zu ermittelndes fremdes Subjekt, sei es ein menschliches oder ein außermenschliches – vielleicht sogar der göttlich-allwissende Geist selbst – das Wissen vermittelt, das auf dem gewöhnlichen Wege über die fünf Sinne nicht erklärbar ist“, erklärt J.M. Verweyen (S. →).

Einige sensitive Menschen sind fähig, beim Berühren eines persönlichen Gegenstandes oder Schriftstückes, das von der Hand einer bestimmten Person stammt, die entscheidenden Lebenszusammenhänge des Betreffenden zu ermitteln. Diese Gabe wird Psychometrie genannt.

Television und Telepathie kommen weitgehend ohne Mitwirkung der bekannten fünf Sinne zustande. Hier stellt sich die Frage, ob die in der wissenschaftlichen Physik bekannten Strahlen und Wellen, die als solche ebenfalls unsichtbar sind, prinzipiell von ähnlicher Beschaffenheit sind wie die unsichtbaren ‚Ströme’, die telepathischen und hellseherischen Vorgängen zugrunde liegen.

Bei manchen Medien macht sich die Hellsichtigkeit durch ein nervöses Zittern und Pulsieren im Bereich des Solarplexus und in der Mitte der Stirn bemerkbar, wie J. Zutt berichtet. Steigert sich diese Empfindung, dann entsteht plötzlich der Eindruck, als ob die beiden Körperstellen miteinander „wie durch einen ‚Blitz’ einer elektrischen Bogenlampe“ bzw. durch einen Strom, verbunden sind. In diesem Moment setzen hellsichtige Wahrnehmungen ein.

Was nehmen hellsichtige Menschen wahr, die sich in visionäre Trancezustände versetzen, bewusstseinsverändernde Drogen nehmen oder in der Meditation innere Bilder sehen? Kann die vielgestaltige Bildergalerie des inneren Raums ein Abgleiten in Illusionen bewirken oder gar zu geistiger Verwirrung führen? Oder wird vielmehr ein allumfassendes Wissen vermittelt? Eugene G. Jussek vergleicht die mannigfaltigen visuellen Erscheinungen mit Perlen: „Da es echte und falsche Perlen gibt, wäre es nicht möglich, dass auch in den inneren Spiegeln des Bewusstseins echte und falsche Bilder zu sehen sind?“ (in: Das Perlennetz, S.→).

Bo Yin Ra sieht in der Mehrzahl der Visionen, von denen Medien und Menschen in Ekstase berichten, Gebilde der eigenen plastischen Phantasie, die greifbare Formen angenommen hat. Wahrhaftige Erfahrungen könnten nur bei völlig ungetrübtem Bewusstsein erfolgen, schreibt er. In einer seiner Erzählungen lässt er einen alten Weisen die Warnung aussprechen: „Hüten Sie sich aber im allgemeinen vor solchen Bildern, die ohne Ihren Willen und Ihr Zutun sich aus Kräften gestalten, die Ihnen innewohnen, und die Sie erst völlig beherrschen lernen müssen, bevor Sie sicher sein können, vor gröblichen Täuschungen bewahrt zu bleiben!“ (in: Das Geheimnis, S. →). Echte geistige Offenbarungen von Trugbildern unterscheiden zu lernen ist eine wichtige Voraussetzung, um sich vor groben Irrtümern zu schützen.

Mediale Gaben wie Hellsehen, Hellhören oder Hellfühlen können auf unterschiedlichen Wegen erworben bzw. antrainiert werden. Diese Gaben sind keineswegs immer ein Zeichen für einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand der betreffenden Person. Eine Wandlung geschieht bei Meditierenden, die über einen längeren Zeitraum praktizieren, durch ‚geistige Kraftübertragung’. Diese befähigt sie letztendlich, bei wachem Bewusstsein Einblicke in die Welt des Geistes zu erhalten.

Für einen beträchtlichen Anteil von Patienten in psychiatrischen Kliniken hat sich ihre mediale Veranlagung, die ihnen außergewöhnliche Erfahrungen bescherte, letztendlich als Überforderung erwiesen. Sie waren nicht in der Lage, die psychischen Ausnahmezustände, in die sie gerieten, einzuordnen und zu verkraften. Das Verständnis für Halluzinationen kann erleichtert werden, wenn man sich ihnen außerhalb des pathologischen Zusammenhanges nähert und dabei die medialen Wahrnehmungen, insbesondere die Fähigkeit des Hellsehens, berücksichtigt.

Wie außerordentlich plastisch sich hellsichtige Wahrnehmungen gestalten können, zeigt ein Bericht C.G. Jungs, der in Psychiatrische Studien die Halluzinationen eines 15jährigen Mädchens beschreibt. Das Mädchen bemerkte, ohne geistig abwesend zu sein, wie sich ihr Schlafzimmer nach und nach erhellte. Aus der nebelhaften Helligkeit lösten sich weiße, glänzende Gestalten. Diese in weiße Schleier gehüllten Phantome zeigten sich in der Folgezeit immer häufiger. Wenn das Mädchen abends zu Bett ging, standen sie schon bereit, als warteten sie. „Schließlich sah sie die Gestalten sich zu greifbarer Natürlichkeit verdichten“, berichtet Jung (S. →). Auch erschreckende Visionen tauchten auf, wenngleich sie seltener vorkamen. Die Patientin Jungs sah „gelegentlich schwarze Gestalten auf der nächtlichen Straße oder in ihrem Zimmer; auf dem dunkeln Hausflur erschreckte sie einmal ein furchtbares kupferrotes Gesicht, das sie plötzlich von Angesicht zu Angesicht anstierte“ (S. →).

Von der tatsächlichen Existenz der Geister war das Mädchen völlig überzeugt. Sie sah die Gestalten deutlich vor sich: Es war ihr sogar möglich, die Phantome zu berühren und sich mit ihnen über verschiedene Themen, die sie interessierten, auszutauschen. Wie konnte sie unter diesen Umständen annehmen, sie seien nicht real? Von C.G. Jung fühlte sie sich unverstanden, da dieser sich auf eine medizinisch-psychologische Sichtweise beschränkte. Er sprach von hemisomnambulen Zuständen und schien nicht recht zu begreifen, was eigentlich vor sich ging.

Jung machte ab dem Jahr 1913 selbst eine Phase der Unsicherheit und des Zweifels durch, die sich über 6 Jahre hinzog. Zahllose Wochen verbrachte der Therapeut mit der Ergründung seiner eigenen Psyche und versuchte, die Bilder und Botschaften, die unkontrolliert in Gedanken, Phantasien und Träumen aus seinem Unterbewusstsein aufstiegen, zu entschlüsseln. „Die Jahre, in denen ich den inneren Bildern nachging, waren die wichtigste Zeit meines Lebens. Damals begann es, und die späteren Einzelheiten sind nur Ergänzungen und Verdeutlichungen. Meine gesamte spätere Tätigkeit bestand darin, das auszuarbeiten, was in jenen Jahren aus dem Unbewussten aufgebrochen war und mich zunächst überflutete. Es war der Urstoff für ein Lebenswerk“, bekannte Jung 1957 (in: Das Rote Buch).

H. Bender, der Gründer des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie in Freiburg, beschreibt Bilder, die in einer kugelförmigen, mit Wasser gefüllten Blumenvase visuell auftauchen. Es seien, so lautet seine Erklärung, „aller Wahrscheinlichkeit nach Äußerungen unterbewusster, in Bezug auf das Ich also desintegrierter Prozesse. Sie sind etwas persönlichkeitsfremdes, vom normalen Seelenleben Abgespaltenes ...“ (S.115). Desintegration oder Dissoziation könne in normaler oder pathologischer Ausprägung auftreten, da ganz unterschiedliche Grade der Abspaltungen existieren.

Um einer Theorie der Halluzinationen näher zu kommen, seien künstlich induzierte Visionen, wie bspw. bei Kristallsehen, von großer Bedeutung, findet Bender. In den meisten theoretischen Überlegungen werden Halluzinationen als Produkt des persönlichen Bewusstseins angesehen, doch diese „müssen erklären, wie etwas vom eigenen Bewusstsein Erzeugtes den Charakter eines als fremd empfundenen, erlittenen Erlebnisses gewinnen kann.“ (zitiert in: Schorsch, Zur Theorie der Halluzinationen, S. →).

Hellsichtige Medien haben eine plausible Antwort, wenn es darum geht, für ihre hellsichtigen Wahrnehmungen eine Erklärung zu finden. Linda Roethlisberger ist überzeugt: „Eindrücke und Visionen empfängt das spirituell arbeitende Medium von seinen Schutzengeln oder geistigen Helfern...“ Unvergängliche Kunstwerke und bedeutende Erfindungen seien entstanden mittels Inspirationen aus geistigen Bewusstseinsebenen. Den Künstlern sei die Quelle ihrer Einfälle häufig gar nicht bewusst. L. Roethlisberger unterscheidet zwischen:

Phantasien der eigenen Psyche;

Vorstellungen anderer lebender Menschen;

Visionen von Wesen aus einer feinstofflichen Bewusstseinswelt.

Die Autorin sieht auch Gefahren, die beim Hellsehtraining auftreten können. Bei der Erweiterung des Gewahrseins kommen bisher unbekannte Bereiche der eigenen Seele zum Vorschein. Kontakte mit Geistwesen verschiedener Art aus den feinstofflichen Welten sind möglich. Nicht alle diese Wesen sind den Menschen gegenüber freundlich gesinnt. Selbst die sogenannte geistige Hierarchie besteht nicht nur aus lichtvollen Wesenheiten; sie hat auch eine dunkle Seite! Wo viel Licht, ist auch viel Schatten.

Ein Medium wird die „Kraft entwickeln müssen, dem Zauber, den einige dieser Wesen über einen ausüben können, zu widerstehen und ihm nicht zu verfallen, im Guten wie im Schlechten“ (S. →).

Die außerordentlichen psychischen Kräfte, zu denen auch das Hellsehen zählt, werden im Sanskrit Siddhis genannt. Die Siddhis werden zwei Gruppen zugeordnet:

die groben psychischen Energien und die

spirituellen Kräfte, die eine geistige Schulung erfordern. Krishna sagt: „Er, der sich der Ausübung von Yoga widmet, der seine Sinne unterworfen hat und der sein Gemüt in mir (Krishna) konzentriert hat, Yogis wie diesen stehen all die Siddhis zu Diensten bereit.“ (Vgl.: Helena P. Blavatsky, Die Stimme der Stille, S.

.)

Zu höherer Erkenntnis gelangen Theosophen durch Schauen, erfährt man bei L. Ragaz. Die Seher besitzen die Fähigkeit, nicht ledig lich die Außenseite der Dinge zu erforschen, „sondern in dieses Wesen (der Dinge) selbst einzudringen, ja sogar mit ihm völlig eins zu werden und es so zu fassen, wie es ist, unmittelbar, zentral und mit absoluter Sicherheit, so dass Erleben und Denken sich verbinden und der Idealismus zugleich höchster Realismus wird. Diesem Schauen enthüllen sich Gott, Welt und Mensch in ihren innersten Kern“ (S. →f.).

Die Fähigkeit des Hellsehens entwickelt sich, sobald sich die Energiezentren (Chakren), im menschlichen Körper öffnen. Gestalten einer geistigen Welt werden sichtbar. Auch Gedankenformen anderer Menschen, Elementale genannt, die durch Wünsche, Leidenschaften und Ängste verursacht werden, können wahrgenommen werden. Elementale sind durch Denken und Emotionen geformte nichtphysische Energien. Die Erscheinungsweise dieser Formen wird nur durch die menschliche Vorstellungskraft begrenzt. Sie werden als Wolken von unterschiedlicher Struktur und Dichte wahrgenommen und reagieren auf konzentrierte Gedankenschwingungen.

Das erweiterte Bewusstsein einer Person bewirkt, dass die Gedanken, die auf sie einstürmen, mit größerer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden. Manche befürchten, böse Mächte könnten auf sie eindrängen. Doch viele Eindrücke kommen nur scheinbar von außen, sondern sind vielmehr die Wirkung eigener Gedankenformen, wie C.W. Leadbeater und Annie Besant bestätigen: „So wandert gleichsam jeder Mensch innerhalb eines selbstgeschaffenen Käfiges durch den Raum, d.h. er ist von einer wogenden Flut selbsterzeugter Gedankenformen umgeben. Durch sie hindurch blickt er in die Welt, und so kommt es, dass er alles durch seine vorherrschenden Gedankenrichtungen gefärbt anschaut, und alle Gedankenschwingungen, die ihn von außen berühren, mehr oder weniger durch seinen eigenen Rhythmus modifiziert werden“ (in: Gedankenformen, S. →). Die eigenen Gedankenerzeugnisse wirken wie trübes Glas, das den klaren Blick umnebelt.

Die bewusste Erzeugung geistiger Bilder zu einem vorbestimmten Zweck wird Visualisierung genannt. Bei diesem Vorgang werden subtile Energien beeinflusst und gebildet. Gedankenformen, die im Umfeld einer Person existieren, sind oft das Ergebnis ihrer bewussten oder unbewussten Visualisierungen. Die von den Sehern bewusst erzeugten Elementale treten mit der Zeit immer deutlicher in Erscheinung. Ein Wunsch, der sie stark bewegt, ein Gedanke, der sie intensiv beschäftigt; das alles erscheint nun in sichtbaren Formen und Gestalten. Auch die Gedankenformen anderer Menschen, mit denen eine tiefe emotionale Verbindung besteht, können in Erscheinung treten. Die dabei entstehenden Gebilde sind abhängig von der jeweiligen Ausprägung der Gedanken und der damit verbundenen Gefühlswelt.

Das Schauen von Geistwesen auf einer feinstofflichen Ebene ist der Vorzug spiritueller Menschen, wenngleich der Weg jedem offen steht. L. Ragaz warnt aber davor, sich ohne Führer auf den Pfad zu begeben, denn dies „wäre eine Vermessenheit, die sich furchtbar rächen müsste... denn der Weg ist voll Versuchung und Schrecken“ (S. →f.).

Wie es Geistwesen gelingt, sich zu manifestieren, erfährt Jan van Helsing von einem unsichtbaren Botschafter: „Pauschal gesagt kann ich in die Schwingung der Materie eintreten. Hierzu benutze ich die Kraft derer, denen ich erscheine. Das bedeutet, dass sich in die Schwingung der Materie einkehre und mich manifestiere; das kann ich mit den äußersten Elementen meines Seins.“ Diese Manifestation ist auch für das Wesen mit Anstrengungen verbunden und entfernt es von ‚der Gotteskraft’. (In: Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann? S. →.)

Die Erzeugung von Geräuschen ist für einen Geist ebenfalls kein Problem: „Das Klopfen selbst ist einfach, da ich den Knall für euch Menschen in der Luft erzeuge. Es ist eine sich reibende Schwingungsfrequenz. Das kann beispielsweise die schwingende Materie des Holzes sein, welche ich in Unruhe versetze. Auf diese Weise kann der Knall für das Gehör sehr deutlich sein. Hier nutze ich auch das Gehör, die Hörfrequenz dessen, dem er gilt, so dass es möglich ist, dass nicht ein jeder alles hört.“

Von Stufe zu Stufe wird der Weg beschritten, auf dem die Adepten an ihrer inneren Vervollkommnung arbeiten. Leidenschaften, Sinnlichkeit und selbstsüchtige Wünsche lassen sie hinter sich. In dem Maße, wie die Seele frei wird, offenbart sich ihnen die Geisterwelt. „Die den Sinnen gegebene Welt verwandelt sich nach und nach und tut ihr Geistwesen kund. Aus Bäumen und Tieren werden Geister. An Stelle des physischen Leibes tritt der Aetherleib und der Astralleib, der ganz andere Organe besitzt als jener“, schreibt Ragaz.

Hellsichtige Personen sehen den Ätherkörper als ein Gebilde ineinander fließender Farben, die den physischen Körper umgeben wie eine Wolke. Der Ätherkörper hat annähernd die Form der physischen Gestalt und ist auch ähnlich gegliedert, wie der menschliche Körper. Die Organe und ihre ätherischen Gegenstücke sind die durch Energieströme miteinander verbunden. (Vgl.: Flensburger Hefte. Hellsehen, S. →.)

Das Dritte Auge, bei Helena P. Blavatsky auch Devaauge genannt, entwickelt sich bei Adepten mit der Zeit während der Trancezustände. Schüler, deren Innenleben noch sehr von Konflikten belastet ist, dürfen keine Hilfe von dem Devaauge erwarten (vgl.: Die Geheimlehre, S. →). Die Autorin stellt einen direkten Zusammenhang her zwischen der psychischen Integrität von Sehern und einer geistigen oder abnormen Seherschaft, zwischen visionären Schauungen oder halluzinatorischen Gebilden. Die Theosophie ist in diesem Sinne eng mit der Magie verwandt, denn zum geheimen Wissen gesellt sich Macht; das Geheimwissen wird zur Quelle besonderer Kräfte.

Visionen, die zukünftige Ereignisse anzeigen, sind keineswegs immer der Weisheit letzter Schluss. Sie zeigen lediglich mögliche Entwicklungen, die unter gewissen Umständen eintreten können. Visionen zeigen somit nicht die Zukunft, sondern lediglich eine mögliche Zukunft. Diese ist veränderbar, sobald sich an den Umständen und den Verhaltensweisen der beteiligten Personen irgendetwas ändert. Dieser Gesichtspunkt macht Vorausschau in gewisser Weise wertvoll, denn sie zeigt kein unabänderliches Schicksal. Sobald jemand die Ereignisse kennt, welche die Zukunft für ihn bereithält, ist er in der Lage, darauf zu reagieren und eine mögliche Änderung herbeizuführen.

Visionen und Offenbarungen sind der Ausdruck mystischer Erfahrungen, über die nicht nur christliche Heilige berichten, sondern die in neuerer Zeit auch von Adepten wie Dan Millman bestätigt wurden. Spirituelle Einsichten werden in bildhaften Eindrücken und mystischen Erkenntnissen übermittelt. Meditierende tauchen ein in eine Erlebniswelt, die in ihrer bunten Vielschichtigkeit faszinierend und lehrreich zugleich ist. Die Authentizität dieser Erlebniswelten wird nicht angezweifelt. Doch auch hier ist niemand vor Irrtümern und Täuschungen sicher, denn wie so oft existiert eine Kehrseite, die es zu beachten gilt. Die Vielzahl erschreckender Halluzinationen, unter der psychisch kranke Menschen leiden, zeigt dies sehr deutlich.

In der gegenwärtigen Zeitepoche findet eine allmähliche Lockerung des menschlichen Ätherkörpers statt. Dieser Prozess ermöglicht vielen Leuten, übersinnliche Wahrnehmungen zu erleben. Die Seele wird im günstigen Fall befähigt, sich aus dem Gefängnis des Körpers zu befreien. Sie erblickt den Hüter der Schwelle, der die Tür zu übersinnlichen Geheimnissen öffnet. Doch damit sind auch Gefahren verbunden, denn offenbarte Geheimnisse dürfen nicht missbräuchlich verwendet werden.

Magisches Training

Magie ist im Grund nichts anderes als eine Verlängerung der Physik.

O.M. Aivanhov

Zu einer magischen Schulung gehört die Entwicklung medialer Fähigkeiten. Ein angehender Magier entwickelt seine Vorstellungskraft, da sie unabdingbar ist, um Fortschritte zu erzielen und geistige Erzeugnisse hervorzubringen. Mit dieser Thematik hat sich ausgiebig Franz Bardon befasst. Eine der Übungen zur magischen Geistesschu lung ist die Imagination von Gegenständen. Bardon gibt einen Hinweis, wie sich mediale Kräfte entfalten. Er erklärt, die imaginierten Bilder „müssen … wie in der Luft hängend und derart plastisch vor unseren Blicken sichtbar sein, dass sie fast greifbar sind. Man darf außer dem vorgestellten Gegenstand nichts von seiner übrigen Umgebung wahrnehmen“ (S. →).

Auch akustische Konzentration wird intensiv geübt, wobei anfangs die Einbildungskraft in hohem Maße gefordert ist. Der Magier bildet sich bspw. ein, das Ticken einer Uhr, Glockenklänge u.ä. zu hören. „Es können noch andere akustische Konzentrationsexperimente vorgenommen werden, wie Gongschläge, Hammerschläge und Klopftöne, verschiedene Geräusche, wie Kratzen, Schlürfen, Geheul, Rauschen eines Wasserfalls, später Musikklänge von Violine und Klavier oder anderen Instrumenten.“ Bei den akustischen Übungen wird auf eine bildhafte Visualisation verzichtet.

Mehrere Arten des Hellsehens werden bei Bardon erwähnt:

Als erstes wird die angeborene Hellsehfähigkeit genannt, die aus früheren Verkörperungen in die jetzige Existenz mitgebracht oder verliehen wurde. Mit wenig Phantasie kann daraus eine Erklärung für plötzliche halluzinatorische Wahrnehmungen abgeleitet werden.

Die zweite Art des Hellsehens ist eine pathologische Erscheinung, die unwillkürlich von selbst auftritt, bspw. in Zeiten physischen und psychischen Ungleichgewichts; nach Schockerlebnissen, in Krankheitsfällen und nach seelischen Erschütterungen. Auch Schlaganfälle und Nervenzusammenbrüche können hellseherische Eindrücke als Begleiterscheinung mehr oder weniger deutlich hervortreten lassen.

„In diese Kategorie gehören auch diejenigen Personen, die durch etwaige mediale Veranlagung die Fähigkeit des Hellsehens, durch ein Wesen hervorgerufen, erhalten haben. Auch diese Art ist für den praktischen Magier nicht empfehlenswert, denn solche Personen enden gewöhnlich als Geisteskranke. Viele von den in verschiedenen Irrenanstalten eingelieferten Personen, die sich ohne verlässliche Führung mit Problemen des Spiritismus befasst haben, verdanken denselben ihren trostlosen Zustand, ganz gleich, ob die Motive zu diesem Studium ernsthaft waren oder bloß pure Neugierde und andere Beweggründe als Ansporn dienten“ (S. →).

Nach Ansicht von Paracelsus sind Trugbilder das Werk von Geistwesen. Manche Menschen sehen sich bei Nacht von unheimlichen Figuren umgeben; spukhafte Erscheinungen schweben durch die Luft und ungewöhnliche Geräusche ängstigen sie; im Wasser und in Kristallen zeigen sich seltsame Schatten und Gestalten, ebenso in Spiegeln oder Brillengläsern. Es sind Geistwesen, die sensitiven Menschen dasjenige vor Augen führen, was einen Bezug zu ihnen hat und einen Eindruck hervorruft. Diese Gaukelei ist aber keineswegs zu begrüßen. Auch die Verwendung von Rauschmitteln ist nicht ratsam. Davor warnt F. Bardon:

Das Forcieren hellseherischer Fähigkeiten mit Hilfe von Rauschmitteln, wie etwa Opium, Haschisch, Meskalin, ist keineswegs zu empfehlen, da die Gewöhnung an diese Opiate sehr gefährlich ist. Sie wirken lähmend auf den Willen und die Nervenkräfte und blockieren so die weitere Entwicklung.

Als weitere Art des Hellsehens beschreibt Bardon die Abschwächung oder vorübergehende Lähmung eines Sinnesorgans. Das häufig praktizierte Fixieren eines Gegenstandes, meist einer Kristallkugel, ist nicht für jeden Menschen geeignet, da die Augen überbeansprucht werden. Magische Spiegel, Kristallkugeln und dgl. sollten lediglich als Hilfsmittel für ein geschultes Auge dienen.

Die Hellsehfähigkeit hängt, so argumentiert Bardon, von der Veranlagung ab, sowie von der psychischen und astralen Entwicklung des Probanden.

Das so genannte Kristallstarren wird von Jan van Rijckenborgh als ‚negativ-okkulte Methode’ bezeichnet, die praktiziert wird, um zu einem erweiterten ätherischen Sehen zu gelangen. „Es ist ein höchst gefährliches Tun, denn diejenigen, die es praktizieren, rufen mit ihren Visionen auch eine Anzahl erdgebundener Kräfte auf“, gibt der Autor zu bedenken. (In: Der kommende Neue Mensch, S. →f.)

Infolge eines intensiven Kristallstarrens kann zudem die schützende Schicht rings um die Zirbeldrüse geschädigt werden, ähnlich dem Durchbrennen einer Sicherung des elektrischen Lichtnetzes. „Wenn diese Sicherung … durchbrennt, dann können die an die Erde gebundenen Kräfte für eine zeitlang ihr freies Spiel mit einen solchen Menschen treiben.“

Die nächste Art des Hellsehens tritt als Begleiterscheinung einer geglückten magischen Entwicklung auf, die durch „systematische Entfaltung der Sinne, in unserem Fall des hellsehenden Auges, hervorgerufen wird“, erklärt Bardon (S.

). Die individuellen Wahrnehmungen eines Sehers hängen von seiner geistigen Veranlagung ab. Eine unschädliche Methode sieht Bardon darin, die geistige Hellsicht als Begleiterscheinung einer spirituellen Entwicklung sich entfalten zu lassen. Diese Art des Hellsehens ist unbedingt anderen Methoden vorzuziehen.

In der Praxis wird es nicht immer einfach sein, die Grenze zwischen den verschiedenen Methoden des Hellsehens zu ziehen. Gewarnt wird vor gewissen Übungen, welche die Hellsichtigkeit forcieren und damit eine einseitige Entwicklung in Gang setzen. Einseitige Übungen verursachen nicht nur gesundheitliche Schäden, sondern hemmen auch die geistige Entwicklung. Wenn ein Mensch „weder sich selbst, noch die Elemente beherrscht, unterliegt er leicht den Lockungen niederer Kräfte. Und wenn man diesen einmal nachgegeben hat, ist es sehr schwer, wieder hochzukommen“, warnt Bardon (S. →).

Magisch geschulte Personen sind in der Lage, anderen Menschen Bilder und ganze Szenen in deren Geist zu projizieren, selbst über große Entfernungen hinweg.

Indem sie entsprechende Bildeindrücke bestimmten Menschen telepathisch übertragen, werden bei diesen Halluzinationen hervorgerufen. Magisch geschulte Personen verfügen über Kenntnisse, die sie befähigen, die Gedankengänge eines Individuums über weite Entfernungen hinweg verfolgen zu können. Das Seelenleben, der Charakter, die Emotionen einer Person werden für sie sichtbar. Aus der hellsichtigen Betrachtung der Aura können ebenfalls weitreichende Schlussfolgerungen gezogen werden.

Jan Erik Sigdell unterscheidet zwischen positiver und negativer Hellsichtigkeit. Ist bei einer Person das Dritte Auge, das Hellseherorgan, geöffnet, dann ist gegen diese paranormale Fähigkeit im Grunde nichts einzuwenden. „Es gibt aber auch Fälle einer indirekten und vorgetäuschten Hellsichtigkeit, die eigentlich von einer dunklen Wesenheit herrührt. Sie redet der Person Dinge ein und zeigt sie ihr, und das kann üble Folgen haben. Im schlimmsten Fall wird es zu Schwarzer Magie, denn sie manipuliert den Menschen mit dem, was er zu sehen meint – was aber in Wahrheit eine dunkle Wesenheit für ihn ‚sieht’“ (S. →). Der Autor betrachtet es als grundfalsch, mithilfe einer dunklen Wesenheit Hellsichtigkeit und Wahrsagerei auszuüben. Der Preis dafür sei zu hoch.

„Das Wissen des Menschen um seine eigene Natur ist heute noch sehr begrenzt.“ Zu dieser Ansicht gelangt R. Fischer aufgrund seiner eigenen außergewöhnlichen Erfahrungen. Ihm gelingt es, in seinem feinstofflichen Körper die unsichtbaren Bereiche zu ergründen. Leider habe die Voreingenommenheit der Wissenschaft dazu geführt, dass die Existenz fremder Seinsebenen kaum zur Kenntnis genommen wird, beklagt Fischer (S. →).

Er selbst sieht nach dem Verlassen seines physischen Körpers leuchtende Bilder und bunte, flächenhafte Muster. Diese Bilder bauen sich auf aus dem Astrallicht. Obwohl sie flächig wirken, ist auch Bewegung in ihnen (S. →). In seinem feinstofflichen Körper – auch bekannt als Ätherkörper – in dem R. Fischer Exkursionen unternimmt, ist er fähig, die Bildmotive willkürlich zu verändern. Konzentriert er sich bspw. auf die Farben der Blüten, die er gerade vor sich sieht, verändert sich die Farbgebung gemäß seinen Vorstellungen.

R. Fischer ist ein Durchbruch gelungen in fremde Seinsebenen, die noch weitgehend unerforscht sind. Andere Autoren, allen voran der Pionier des Astralreisens Robert A. Monroe, haben ebenfalls ausführlich über ihre Erlebnisse berichtet (vgl.: Der zweite Körper). Der Forschungsbedarf auf diesem und auf verwandten Gebieten ist immer noch enorm.

Dämonen des Hellsehens

Vor der Faszination für mediale Kräfte, die zwar eine wertvolle Hilfe bei der spirituellen Entwicklung sein können, doch auf der anderen Seite in gefährliche Abgründe führen können, warnt Helena P. Blavatsky: „Aber wenn diese Fähigkeiten Amok laufen, wenn sie die Kontrolle übernehmen, anstatt kontrolliert zu werden, führen sie den Studierenden in die gefährlichsten Täuschungen und mit Sicherheit in den moralischen Untergang.“ (In: S. Cranston u. C. Williams: H.P.B.).

Eine allgemeine Hellsichtigkeit würde die Menschheit mit den ungefilterten Bildern ihrer eigenen Seele sowie mit den geistigen Erzeugnissen anderer Menschen in Kontakt bringen. Das bisher Verborgene wäre der allgemeinen Wahrnehmung zugänglich. Abgründe täten sich auf und Schreckensbilder stürmten auf die unvorbereitete Psyche ein. Die konstruktiven Tendenzen der Persönlichkeit könnten dabei leicht in den Hintergrund gedrängt werden könnten.

Ohne ausreichendes Wissen kann es daher gefährlich sein, die Kraft des Hellsehens zu entwickeln. Der Theosoph William Q. Judge kritisierte seinerzeit, dass kaum ein Medium die Ausübung des Hellsehens in Frage stellt: „Nicht ein einziges Medium ist imstande, mit den geistigen Auge hinter das Bild oder die wahrgenommene Idee zu sehen und gegebenenfalls zu sagen, ob das Erschaute der betreffende Gegenstand selbst oder das Resultat der Gedankenform eines anderen ist. Denn in diesen Wahrnehmungsbereichen erscheinen die Gedanken der Menschen ebenso objektiv wie die materiellen Dinge dem menschlichen Auge.“ (In: Der Weiße Lotos, Nr.28/1988, S. →f.)

An der Tatsache des Hellsehens an sich zweifelte Judge keineswegs, denn er konnte auf fundierte persönliche Erfahrungen zurückblicken. Hellsichtigkeit war für ihn eine Kraft, die der inneren Natur des Menschen angehörte. Dennoch waren die Gesetze, die dem Erscheinen und Verschwinden der Bilder zugrunde liegen, weitgehend unbekannt. Judge riet eindringlich, alle Versuche auf dem Gebiet des Hellsehens zu unterlassen, denn diese könnten „langsam aber sicher...zu einem innerlich und äußerlich passiven Zustand führen, in dem der Wille nach und nach geknechtet wird, bis man in der Macht der Dämonen ist, die die Schwelle unserer Bewusstseins belagern.“

Unter welchen Einfluss jemand geraten kann, der halluzinativen Wahrnehmungen ausgesetzt ist, zeigt Helena P. Blavatskys Erzählung Ein grauenvolles Geschick (in: Unheimliche Geschichten). Wie in vielen anderen phantastischen Erzählungen ist auch in dieser Schilderung ein wahrer Kern verborgen. Nach Angaben der Schreiberin erschien der Text auf ‚astralen Tafeln’ vor ihrem geistigen Auge; sie brauchte ihn nur noch zu Paper zu bringen.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein alter Zauberer, ein japanischer Yamabushi, erklärt sich bereit, einem Europäer zu helfen, der in tiefer Sorge, die Lebensumstände seiner Verwandten in der Ferne anbetreffend, zu ihm kommt. Er verspricht, ihm Informationen zu verschaffen, indem er sich der Methode des Hellsehens bedient.

Der Zauberer, ein hagerer, bleicher alter Mann mit tiefschwarzen Augen, die in das gelbe Gesicht zu versinken scheinen, wirkt äußerst geheimnisvoll. Sein Blick gleicht einem Lichtstrahl, aus dem ein dünner, silberner Faden hervorschnellt, der pfeilähnlich in Gehirn und Herz seines Gegenübers eindringt und dort jedes Gefühl und jeden Gedanken zu erfassen scheint.

Der Alte wartet bis nach Sonnenuntergang. Dann hält er dem Bittsteller einen kleinen Spiegel aus Stahl vors Gesicht, was bei diesem eine seltsame Empfindung im Arm hervorruft. „Was war es... „ so fragt er sich, „was wie ein lebendes eiskaltes Wesen über mein Gehirn kroch und darin ein Gefühl des Entsetzens erzeugte, um dann mein Herz zu umkrallen, als habe eine tödliche Schlange ihre Zähne in dasselbe geheftet?“

Das Experiment birgt offenbar Risiken, die mit dem Hineinschauen in den magischen Spiegel ihren Anfang nehmen. Der Alte erklärt:

„Wenn du jetzt selbst hineinblicken willst, so musst du dich einem Reinigungsprozess unterwerfen, nachdem du aus dem Spiegel das Gewünschte erfahren hast, oder du wirst in Zukunft alles, was jetzt gesehen wird, in jeder Entfernung und gegen deinen eigenen Willen ewig und ewig wieder zu sehen bekommen.“

Der Europäer erblickt sich nun selbst von außen, so als stünde er neben sich. Er sieht seine Hand den Spiegel halten und empfängt Visionen, die ihm in kurzen Szenen die Antwort auf sein Begehren vor Augen führen. Währenddessen bleibt er innerlich ruhig und unbeteiligt; kein Gefühl regt sich in ihm trotz der schauerlichen Begebenheiten, die er zu sehen bekommt.

Nach dieser Erfahrung wird er ermahnt, sich gänzlich von den niederen Day-Dzins (Dämonen) zu reinigen, „denn diese mussten gebraucht werden, um deine unerfahrene Seele an die Orte zu geleiten, die sie zu sehen wünschte. Der Eingang zu deinem Inneren Selbst muss verschlossen werden gegen ihr gefahrvolles Eindringen.“ Der Alte, ein heiliger Mann, will den Ratsuchenden ‚entsühnen’, indem er ihn einer Reinigungsprozedur unterzieht. Eine Entlohnung verlange er nicht, teilt er ihm mit, da er einem okkulten Orden angehöre, welcher der reichste der Welt sei!

Der Bittsteller verweigert leichtsinnigerweise jedwede Prozedur und zieht auch den Inhalt der Visionen in Zweifel. Unverzüglich will er eine Reise antreten, um sich persönlich von den Lebensumständen seiner Angehörigen zu überzeugen. Trotz der eindringlichen Warnungen des Alten, er werde es sein ganzes Leben lang bereuen, wenn er verhindere, dass jene Tür in ihm geschlossen werde gegen jene Eindringlinge, die ewig auf der Wacht stehen, durch offene Türen einzutreten, bleibt der Mann uneinsichtig. Die Day-Dzins würden ihn zu ihrem Opfer machen, beschwört ihn der alte Zauberer, der Frieden seines ganzen Lebens gehe mit ihm dahin! Er werde der Macht von Kräften überlassen, die ihn bis an die Grenze des Wahnsinns verfolgten.

„Wisse“, so erfährt der sorglose Europäer, „dass die Entwick1ung der Welten Vision (des Hellsehens)... im Falle des Anfängers mit Hilfe der Luft-Dzins (Elementargeister), deren Natur seelenlos und daher böse ist, vollführt werden muss.“ Jeder Seher, dem es nicht gelänge, Macht über diese Wesen zu gewinnen, würde zu ihrem Sklaven werden. Nur Derjenige brauche nichts zu befürchten, der sich diese Geschöpfe unterworfen und zu seinen Dienern gemacht habe.

Helena P. Blavatsky erzählt weiter: „Während der Zeit der Vision und solange die inneren Wahrnehmungssinne auf die gewünschten Ereignisse gerichtet sind, haben die Day-Dzins den Seher - wenn er... ein unerfahrener Neuling ist, - ganz in ihrer Gewalt, und für jene Zeit ist der Seher nicht mehr er selbst. Er nimmt die Natur seines ‚Führers’ an. Die Day-Dzins, die sein inneres Schauen lenken, halten seine Seele in schmählicher Gefangenschaft und machen aus ihm, solange der Zustand anhält, ein Wesen ihresgleichen. Seines göttlichen Lichts beraubt, ist der Mensch nur ein seelenloses Wesen; daher wird er während der Zeit der Verbindung mit einen Day-Dzin keine menschlichen Gefühle mehr spüren, weder Mitleid noch Furcht, Liebe oder Erbarmen.“

Es gibt zwei Ebenen der Visionen:

einerseits die spirituelle Ebene, die Ausströmung des ewigen Lichts,

und die Ebene der ruhelosen Materie, „das Licht, in dem die missgeleiteten Day-Dzins baden.“

Das Experiment des Hellsehens wird dann zu einer Gefahr, wenn Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen werden. Der Meister der Visionen, der eine Tür in seiner Seele öffnet, muss diese auch wieder schließen können. Mit dem Siegel der Reinigung verhindert er jedes zukünftige unerwünschte Eindringen der Geister.

Der Europäer, der die Warnungen des alten Zauberers in den Wind geschlagen hatte, nimmt bereits wenige Tage nach dem Ereignis merkwürdige Veränderungen in seinem Geistesleben wahr. Der Inhalt seiner Träume wird zunehmend bedrohlich. Tagsüber ist sein Geist plötzlich minutenlang völlig abwesend und er beginnt, unter Schwindelanfällen zu leiden. Die Gesichter von Mitreisenden verzerren sich in seiner Wahrnehmung zu grotesken Fratzen. Köpfe von Gestalten, über die gerade erst gesprochen wurde, tauchen plötzlich vor seinem geistigen Auge auf.

Der Mann wird immer öfter von Halluzinationen heimgesucht, die sein Leben verwandeln in eine fortdauernde geistige Tortur. Er kann „kaum die Augen schließen, ohne Zeuge irgendeiner grässlichen Tat zu werden, irgendeiner Szene des Elends, des Todes oder des Verbrechens. Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges schaute ich, wie ich mich später vergewisserte. Es war, als habe irgendein höhnender Feind die Aufgabe übernommnen, mir in Visionen alles Bestialische, Boshafte und Ekelerregende der Welt vorzuführen.“ Vor allem Bilder des Unglücks und des Schreckens drängen in sein Bewusstsein, dazu Bilder menschlicher Leidenschaften in ihrer hässlichsten Gestalt.

Um das Unglück voll zu machen, erweisen sich die eingangs geschauten unheilvollen Visionen alle als zutreffend. Sie treten vor das innere Auge des unfreiwilligen Sehers in steter Folge als unwillkommene und quälende Halluzinationen, ohne irgendeine Möglichkeit der Abwehr. Er klagt: „Die Day-Dzins hatten tatsächlich die Herrschaft über mich gewonnen, und der Feind hatte alle seine Höllenhunde auf sein Opfer losgelassen.“

Fieberhaft sucht er nun nach Wegen, um der nicht enden wollenden Bilderflut Herr zu werden. Von einem weisen Adepten, den er aufsucht und um Rat bittet, erfährt er, nicht jeder sei geeignet, ihn von den Dämonen des Hellsehens zu befreien. „Nur jener, der bestimmte Day-Dzins beschworen hatte, sie gezwungen hatte, die Zukunft zu zeigen oder schon geschehene Ereignisse, nur er hatte die Herrschaft über sie.“

Der alte Zauberer aber ist nicht aufzufinden, denn er hat inzwischen eine sieben-jährige Pilgerfahrt angetreten! Der Ratsuchende ist nun auf die Hilfe anderer Adepten angewiesen. „Der Wille allein“, so vernimmt er von ihnen, „der Glaube an deine eigenen Seelenkräfte kann dir noch helfen. Aber es wird vielleicht Jahre dauern, bis du auch nur einen Teil deines Missgeschicks gebessert hast... Die Day-Dzins kann man am Anfang leicht beseitigen, werden sie aber sich selbst überlassen, so ergreifen sie Besitz von der Natur des Menschen, so dass man nur mit der größten Schwierigkeit den Feind vernichten kann, ohne auch das Opfer zu treffen.“

Es gelingt dem Seher nicht, hinter das Geheimnis der Herrschaft über die schrecklichen Day-Dzins zu kommen. Nur eine sehr begrenzte Anzahl Eingeweihter befindet sich im Besitz dieses magischen Geheimnisses. Doch letzten Endes wird er fähig, sich weitgehend von den unwillkommenen Visionen zu lösen, bis sie nur noch vereinzelt auftauchen. Er weiß nun, dass er niemals darauf hoffen kann, ein Schüler der Weisheit, ein Adept, zu werden. Denn wer sich willig der Macht eines Day-Dzins hingegeben hat, kann dessen Spur niemals ganz aus seiner Seele entfernen. Eine Reinigung kann erst durch eine erneute Wiedergeburt vollzogen werden.

Das ‚Zweite Gesicht’

Prophezeiungen – besonders solche, die weit in die Zukunft weisen – sind gefährlich mehrdeutig.

Eine der Vorbedingungen, um Hellsehfähigkeiten zu entwickeln, ist eine ausreichende Vorbereitung. Die Öffnung der inneren Sinne wird bewirkt durch eine ‚geistige Wiedergeburt’ im Kontext einer spirituellen Entwicklung. Das Öffnen der ‚geistigen Augen’ ist eine Gabe, die normalerweise erst zu einen späten Zeitpunkt der Entwicklung einsetzt. Bei etlichen Medien aber entwickelt sich die Sehergabe vorzeitig, vermittelt durch die Einwirkungen niederer Geistwesen, unter deren Einfluss das Medium geraten ist.

Personen, die unter geistigem Fremdeinfluss stehen, werden in der Folgezeit nicht selten hellsichtig oder hellhörig. In Trancezuständen, die mit der Fremdbeeinflussung einhergehen, kommt das Medium in Kontakt mit der unsichtbaren Welt. Einige Sensitive verfügen über die Fähigkeit, Ereignisse zutreffend vorauszusehen. Es findet eine „direkte, wahrnehmbare Kommunikation mit einen besetzenden Geist“ statt, der durch die Sinne der Betreffenden hören und sehen kann und in einigen Fällen sogar durch deren Mund Antworten gibt. (Vgl. Internet: Mögliche negative Folgen von Spiritismus, Magie, Wahrsagerei und Abgötterei.)

Das sogenannte Zweite Gesicht wird nach Angaben von Jakob Lorber vermittels des feinstofflichen Ätherkörpers auf den physischen Körper übertragen. Leicht erregbare Nervenbahnen sind hierfür eine Voraussetzung. Die Seher sind allerdings selten imstande, ihren geschauten Bildern eine Bedeutung beizumessen; sie können keinen Zusammenhang erkennen zwischen den einzelnen Erlebnissen. „Wie Blätter in einem Walde“ liegen die Erzählungen über das Gesehene zusammenhanglos nebeneinander. Nicht selten werden die Visionäre von erschreckenden Erscheinungen geängstigt, die ihnen unbegreifbar sind.

Bei hellseherisch begabten Menschen können die Bilder zu jeder Zeit auftauchen, doch ihre Bedeutung ist nicht immer klar zu erkennen, wie auch bei E. Jacobi deutlich wird: „Hellseher können in die Zukunft sehen, aber sie können die Bilder nicht immer korrekt interpretieren, weil der Ton dazu fehlt. Sie sehen vielleicht künftige Unfälle oder Flugzeugabstürze, können aber nicht sagen, wo das Flugzeug abstürzen wird, da sie keine genauen Auskünfte über das Flugzeug, seine Route oder den Zeitpunkt des Absturzes bekommen“ (S. →f.). So gesehen sind die meisten Bilder wenig aussagekräftig; daher sind irrtümliche Interpretationen eher die Regel als die Ausnahme.

Viele hellsichtige Personen gehen von der Annahme aus, tatsächlich kurze Einblicke in zukünftiges Geschehen zu erhalten. Doch die blitzartig auftauchenden, visuellen Eindrücke sorgen meist für Verwirrung, da sie nicht zugeordnet werden können. Möglicherweise unterstützen manche Bilder die Vermutung, irgendjemandem aus dem nahen Umkreis drohe ein Unglück. Die Hellsichtigen sehen einen Menschen fallen, schwarze Vögel fliegen herbei und unterstreichen den Eindruck, dass Gefahr im Verzuge ist. Doch die Identität der Person bleibt oft nebulös und auch die näheren Umstände eines möglichen Unfalls verbergen sich im Dunkeln. Zurück bleiben ein Gefühl der Verunsicherung und die Angst, einem nahen Angehörigen könnte etwas Schlimmes zustoßen. Nicht selten erweist sich die dramatische Szene im Nachhinein als harmlos, dem tatsächlich stattfindenden Geschehen fehlt jegliche Brisanz, und die Sorgen waren unbegründet.

Andererseits wissen viele hellsichtige Medien mit ihrer Gabe umzugehen, und es gelingt ihnen sogar, diese für heilende und helfende Zwecke einzusetzen. Wie die Gabe des Hellsehens eingesetzt werden kann, um anderen Menschen Beistand zu leisten, zeigt ein Bericht des WDR von 6.11.06, der unter dem Titel: Absturz in den Schweizer Alpen. – Der Bergsteiger und die Wahrsagerin gesendet wurde. Die Frau eines vermissten Bergsteigers wendet sich hilfesuchend an ein hellsichtiges Medium, dass den Aufenthalt des Vermissten aufspüren soll. Die Methode, die das Medium anwendet, beschreibt sie wie folgt: Sie setzt sich im Geiste mit der vermissten Person in Verbindung und ist anschließend imstande, ein Bild der Umgebung zu zeichnen, in der die gesuchte Person sich derzeit aufhält. – Die Zeichnung der Hellseherin gab schließlich die entscheidenden Hinweise zum Auffinden des Verunglückten.

Die Fähigkeit des Hellsehens kann auch für die Seher selbst von Vorteil sein, da sie nützliche Hinweise erhalten, die ihnen in schwierigen Situationen weiterhelfen. Ähnlich wie nach präkognitiven Träumen werden sie in die Lage versetzt, bevorstehende Gefahren frühzeitig zu erkennen und ihnen mit dem entsprechenden Hintergrundwissen erfolgreich zu begegnen.

Hellhören: Telepathie und Stimmen

Jede Gabe kann zum Guten wie zum Bösen eingesetzt werden.

Stimmen im Kopf

Sensitive Menschen finden in zahlreichen Büchern Anleitungen darüber, wie sie ihr Bewusstsein erweitern und ihre medialen Anlagen entfalten können. Trainingsprogramme mit praktischen Übungen werden in großer Zahl angeboten. Dabei wird leicht übersehen, dass psychisch labile Menschen durch ein spezielles Training Schaden nehmen können.

Manchmal sind Stimmen, die ohne äußeren Anlass gehört werden, Teil einer spirituellen Öffnung. Zum ersten Mal hört Penny McLean im Alter von neun Jahren eine fremde Stimme in ihrem Kopf. In einem Moment der Hoffnungslosigkeit hört sie plötzlich klar und deutlich, so als stünde jemand neben ihr, eine Stimme, die ihr Trost spendet. Die Gegenwart des unsichtbaren Helfers wiederholt sich noch einige Male. Sie erhält Informationen, die eigenen Angaben zufolge unmöglich ihrem persönlichen Unterbewusstsein entstammen konnten. Bei einem Problem in der Schule „diktierte er mir eine Physik-Schulaufgabe von A bis Z, die unter Umgehung sämtlicher unterrichtsüblicher Formen und Regeln die gestellten Aufgaben so brillant löste, dass meine Lehrerin ihren Augen kaum traute.“ (Vgl.: Kontakte mit Deinem Schutzgeist, S.→.) Kaum ist der Helfer weg, ist es der Schülerin nicht einmal mehr möglich, die von ihr gelöste Aufgabe zu verstehen.

Später wundert sich Penny McLean über plötzliche ‚Einfälle’, die mit überraschender Vehemenz ihre normalen Denkvorgänge unterbrechen. Es kommt vor, dass der Sprecher in ihrem Kopf Kommentare zu dem kurz zuvor Gesagten abgibt oder in einigen Fällen sehr deutlich protestiert. Sie erlebt Situationen, in denen sie ihre begonnene Rede nicht fortsetzen kann, weil der Protest in ihrem Kopf immer lauter wird. Ein scharfes „Halt, halt, halt!“ oder ein kurzes „Blödsinn!“ weist die Sprecherin in ihre Schranken.

In der Folgezeit lernt Penny McLean zu unterscheiden zwischen eigenen und fremden ‚Denkstimmen’. Sie stellt fest, dass alle Sätze in der ‚Du’ - Form der Fremdstimme zugehören. Dann entdeckt sie aufgrund einer Verschiedenheit der Stimmen, dass nicht nur ein einziger Sprecher am Start ist. Ein Kanal ist geöffnet zu unsichtbaren Begleitern.

Die vorwiegend positiven Erfahrungen der Autorin dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele andere ‚Stimmenhörer’ von den sich ihnen aufdrängenden Stimmen verfolgt und gepeinigt werden. Dies wird in der esoterischen Literatur gern übersehen. „Es gibt nicht nur eine innere Instanz oder eine einzige innere Stimme, sondern in jedem von uns auch einen ganzen Chor… wie ein Gremium, das aus vielen Beratern besteht“, erklärt Varda Hasselmann (S.→). Die Stimmen im eigenen Innern werden von jenen ergänzt aus der astralen Welt, die aus verschiedenen Territorien besteht. Von dort aus können sich Helfer und Ratgeber bemerkbar machen, die u.a. auch Traumbotschaften übermitteln. Ebenfalls vom Astralreich aus nimmt das höhere Selbst Kontakt auf mit medialen Personen.

Doch auch niedere Geister sind am Werk. Varda Hasselmann erwähnt eine Witwe, die eine mediale Tätigkeit begonnen hatte und anschließend von Kräften, die sich vor allem nachts bemerkbar machten, bedrängt und gequält wird. Hin und wieder erhält sie auch tröstliche Botschaften von ihrem kürzlich verstorbenen Mann, was aber noch zu ihrer Verunsicherung beiträgt. V. Hasselmann holt auf medialem Wege Informationen ein und erklärt der Hilfesuchenden: Ihr erschöpfter und verängstigter Zustand habe sie zugänglich gemacht für ‚transpersonale Kräfte’, die ihr einerseits Hilfe geben könnten, aber auch ihre Schwäche ausnutzten. Nur wenn es ihr gelänge, ihre Erschöpfung und ihre Ängste zu vermindern, „nur wenn du deine eigene Energie nach oben transformierst, deine Schwingung erhöhst und in diesem Sinne deine Durchlässigkeit verminderst, kannst du verhindern, dass du besetzt wirst von Wesen, die selbst eine niedrige Energie und Schwingung besitzen, und gleichzeitig wirst du erleben, dass, sowie es dir wieder besser geht, jene Stimmen, die dir zuträglich, hilfreich und wohltuend sind, wieder klarer und stärker zu hören sein werden“ (S. →f.).