Dämonensaat - Jasmin Koch - E-Book

Dämonensaat E-Book

Jasmin Koch

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Beschreibung

Eine seltsam menschliche Unruhe leitet die Halbdämonin Evie in ihrem Vorhaben, sich ein neues Leben in Talon aufzubauen. Doch auch diesmal läuft alles anders als erwartet. Naron, ihr Gefährte, wird zum zweifachen Ziel. Zum einen bekommt er unerwartete Schwierigkeiten mit einer seiner Verflossenen und zum anderen mit angreifenden Vampiren. Diese fallen zu dritt über ihn her, während seine Evie von der Dämonin Sarina verfolgt wird. Diese macht weder Halt davor, unter merkwürdigen Umständen Gideon und Quinn hinters Licht zu führen, sondern auch, Evie und ihrem kleinen Geheimnis Schaden zufügen zu wollen.Wieder überschlagen sich die Ereignisse und stellen alles auf den Kopf. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt.

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Seitenzahl: 275

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Jasmin Koch

Dämonensaat

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

Impressum neobooks

1

Evangeline streckte sich genüsslich.

Seid Monaten schlief sie nun in dem weichen Bett, dass leider noch immer im Anwesen ihres Vaters stand. Sie hatte dankend abgelehnt, bei ihm wohnen zu bleiben, da sie für sich und Naron ein eigenes Nest wünschte. Gideon hatte knurrend diese Bitte registriert und half ihr nun, ihr kleines Reich zu errichten.

Es lag genau an der Stelle, an der sie und Naron sich geliebt hatten, bevor sie den Dämonen zerriss, der ihre Mutter auf dem Gewissen hatte. Salvarius war durch ihre Hand gestorben. Ihr neues Zuhause sollte an der Stelle stehen, am Waldrand, wo sie mit Naron gelandet war. Dort hatte sie begriffen, dass sie dies ihr Zuhause nennen könnte.

Hier war sie zwar völlig aus der Puste gewesen, weil sie Naron auf ihrem Rücken getragen hatte, während sie über das Tal flog, doch hier fühlte sie sich wohl. Sie liebte den Wald. Die Bäume darin mit den merkwürdigen Bewohnern und die Tatsache, dass Narons Lieblingsplatz in Talon auf der Rückseite dieses kleinen Wäldchens lag, sein See; all das liebte sie.

Dies würde wahrlich ihr kleines Reich sein.

Naron war aber nicht da. Sie streckte die Hand nach ihm aus, missgelaunt, dass er nicht neben ihr lag. Die letzten Tage war er oft vor ihr aufgestanden.

Er freute sich der Tatsache, dass Evie ein Leben mit ihm in seiner Heimat gewählt hatte, auch wenn dies nicht nur an ihm lag, was er wusste. Evie hatte ihren Vater, sowie viele neue wichtige Personen in ihrem Leben hier entdeckt. Die Menschwelt reizte sie nicht mehr. Außer ihre Familie, die sich versteckte von den Hexenschwestern ihres Großvaters. Sie hielt seit kurzem diesen Kontakt, zumindest zu ihrem Onkel Michael und deren Frau Veronica. Erwartungsvoll ersehnte sie das Treffen mit ihrem Großvater Mac, das in einigen Tagen stattfinden sollte.

Das sie nun aber den besonderen Teil in Narons Leben einnahm, war er gezwungen beruflich umzudenken. Als Kopfgeldjäger hatte er in ihr seine Gefährtin entdeckt, doch als solcher wollte er nun nicht mehr fungieren. Stattdessen war er mit seinem Freund Derek in dessen Berufsparte geschlüpft. Er war nun auch der Truppe zugewiesen, die die Angelegenheiten der verschiedenen Wesen rund um die Menschenwelt verschleierten oder auslöschten.

Evie war zwar noch nicht verarmt, jedoch wurde ihr Erspartes auf eine harte Probe gestellt. Der Bau ihres Hauses vor dem Wäldchen wurde von Gideon übernommen, doch die Einrichtung wollte sie selbst aufbringen. Und das war seit neuestem ihre liebste Aufgabe geworden. Naron machte das irre, aber er ließ ihr diese Freiheit, da er auch wusste, dass sie für ihn einen recht guten Geschmack hatte. Gideon hatte ihr schon ein Zimmer bereit gestellt, das als Lagerraum für ihre bereits erworbenen Habseligkeiten diente.

Evie streckte sich erneut und schlang ihre Klauenfüße aus dem warmen Bett. Seit dem Kampf mit Salvarius war sie in ihrer ursprünglichen Gestalt geblieben, da sie auch seit dem nur zwei Mal in der Menschenwelt gewesen war. Dies war nun schon über drei Monate her.

Ihre langen blutroten Haare hingen zerzaust an ihrem Rücken hinab und blieben zwischen ihren Flügelansätzen hängen. Als sie aufstand, fiel ihr Nachthemd aus Satin auf die gekrümmten Knie, während ihr Schwanz drohend darunter hervor schlug. An dessen Ende war er mit kleinen Dornen gespickt, die sie bei Gefahr aufstellte.

Sie warf den Kopf zurück und ließ die Knochen knacken. Dann machte sie sich auf ins nebenliegende Bad um zu duschen. Wachwerden fiel ihr in letzter Zeit nicht leicht.

Vor allem da sie Viktoria vermisste.

Die Vampirin hatte sich mit Derek, dem Winddämonen in die Menschenwelt verzogen und war bei ihm eingezogen. Sie hatten sich die letzten Tage kaum gesehen. Dafür verbrachte sie viel Zeit mit Alana, einer Werleopardin. Diese war von einem von Salvarius Anhängern gefoltert und vergewaltigt worden. Obwohl es ein Radordämon gewesen war, blieb sie trotzdem bei den Rador in Gideons Anwesen. Sie hatte ihn gebeten, sie nicht wieder fort zu schicken, da sie sich sehr gut mit Narons Ziehmutter Plikera verstand, die ebenfalls Salvarius Trieb zum Opfer gefallen war. Die beiden verband sehr viel. Außerdem hatte Evie ein seltsames Gefühl, wenn sie daran dachte, die Leopardin allein zu lassen. Sie fühlte sich irgendwie für sie verantwortlich.

Nachdem Evie fertig war und sich abgetrocknet hatte, ging sie zurück ins Schlafzimmer und stellte sich die Frage, was sie anziehen sollte. Ihre Kampfkleidung hing neben dem Schrank an der Wand, war aber nicht mehr von ihr angerührt worden. Stattdessen trug sie seid ewig langer Zeit normale Klamotten. Diesmal wählte sie ihr Lieblingsshirt und eine bequeme Jeans. Das Shirt war schwarz mit einem tiefen Ausschnitt, der mit feinster Spitze überzogen war. Es war schlicht und aufreizend zugleich, auch wenn sie dies nur Naron zusprach, ihre Kurven umschlingen zu dürfen. Er war nun mal ihr Gefährte.

Als sie in die Jeans schlüpfte und versuchte den Knopf zu schließen, klopfte es sachte an die Tür, wie es nur Alana konnte. Evie warf sich aufs Bett, um den Knopf zuzudrücken und rief sie herein.

Alana sah sie verwundert an.

„Was machst du denn da für Verrenkungen? Das habe ich ja schon seit langem nicht mehr gesehen. Hast zugenommen, was?“ die Leopardin begann zu kichern. Evie warf ihr einen bösen Blick zu.

„Das ist alles Narons Schuld. Seit ich hier hocke, esse ich mehr. Komme ja kaum noch dazu zu trainieren.“

„Er ist schon wieder weg? Wieso bekommst du eigentlich nicht mit, wenn er aufsteht?“ fragte Alana interessiert.

„Ich schlafe einfach zu tief. Ich fühle mich hier richtig wohl. So gut habe ich noch nie geschlafen.“ Gab Evie zu und schaffte es den Knopf zu schließen.

„Ich denke, die kannst du vergessen! Dein Bauch rutscht raus.“ feixte Alana. Evie stöhnte und schälte sich wieder aus der Hose.

„Das ist doch scheiße! Die mochte ich so gerne.“

„Dann nimm halt ab. Aber ich finde, die paar Pfunde mehr schaden dir nicht. Du bist muskulös und durchtrainiert.“ Sagte Alana ernst und öffnete Evies Schrank, um ihr eine andere Hose zuzuwerfen.

Evie nahm sie und zog sie an. Diese saß lockerer.

„Gideon will dich sehen. Er hat eine Überraschung für dich.“ sagte Alana.

„Schon wieder? Er soll damit aufhören! Langsam ist es echt genug.“

„Och, Süße. Er will doch nur gut machen, was er so lange verpasst hat. Er liebt dich, weißt du das?“

„Natürlich, auch wenn er es nicht zugeben kann, ich spüre es Tag für Tag. Und dafür benötige ich keine Geschenke.“

„Also wenn du es nicht willst? Ich würde es nehmen.“ sagte Alana leichthin.

„Du weißt bereits, was es ist? Och Alana, du bist fies.“ knurrte Evie leise.

Doch dann packte sie Alana am Arm und zog sie mit sich hinaus. Zusammen machten sie sich auf den Weg in die große Halle. Sie würde es ihr gegenüber nicht zugeben, doch sie genoss es, dass Alana so oft mit ihr zusammen war. Sie war ein sehr guter Ersatz für Viktoria geworden, da sie auch in ihr eine gute Freundin gefunden hatte.

Als die Beiden in die Halle traten verstummten die Dämonen darin sofort.

Gideon stand am Kopf der Tafel und begann sogleich zu Lächeln, als er Evies blutrotes Haar erblickte. Neben ihm standen zwei unbekannte Dämonen und Quinn. Erfreut bewegte er sich auf Evie zu und nahm sie in den Arm. In den letzten Wochen hatte sie ihn ebenfalls als guten Freund ins Herz geschlossen, auch wenn er sie einst bedrängt hatte. Da sie die letzte Radordämonin seit langem gewesen war, hatte er ihr eindringliche Avancen gemacht, bevor Naron sie zu der Seinen machte. Sie nahm ihm diesen Versuch genauso wenig übel, wie Naron selbst. Denn die Suche nach einer Gefährtin war seit langem für die Rador schwierig. Diese Dämonengruppe neigte dazu, nur in ihrer Spezies zu suchen. Die Ausnahme war Gideon gewesen, der in Evies Mutter, einer Hexe die Eine gefunden hatte.

Quinn ließ sie los und begrüßte auch Alana freudig.

„Na, Evie. Wie sieht´s bei dir aus? Hab gehört dein Heim wird bald fertig.“

„Hoffentlich. Ich bin nervös, ehrlich gesagt.“

Gideon kam um den langen Tisch herum und nahm sie ebenfalls fest in den Arm.

„Dann habe ich bestimmt das richtige für dich.“ knurrte er aufgeregt.

„Alana hat mich schon vorgewarnt. Ehrlich, Vater. Hör auf mir Geschenke zu machen.“ sagte sie leise.

„Dann müssen die zwei dein Geschenk wieder mitnehmen, wenn du es nicht willst!“ knurrte er lauter als gewollt.

„Ich sagte ihr schon, wenn sie es nicht will, ich nehme es gern!“ erwiderte Alana und begann zu Lachen, was auch Gideon ein Lächeln auf die Lippen trieb.

„Evangeline, dies sind Freunde von mir. Fineon und sein Sohn Kalis.“ Gideon deutete auf die unbekannten Dämonen, die sich sogleich vor Evie verbeugten.

„Oh bitte. Nur weil er mein Vater ist, braucht ihr nicht zu tun, als wäre ich heilig.“ Fauchte sie und zog den älteren der beiden am Arm auf Augenhöhe, da er als Dämon doch recht klein war. Dafür hatte er aber beeindruckende Hörner.

„Aber du bist die Bezwingerin Salvarius. Es ist uns eine Ehre, dich kennenzulernen.“ Knurrte sein Sohn ehrfürchtig, was ihr die Röte ins Gesicht trieb.

Schon so häufig war sie so betitelt worden, doch es war immer wider ein merkwürdiges Unterfangen.

„Sie muss sich noch an ihren Ruf gewöhnen.“ Sagte Gideon schlicht und lächelte ihr zu.

Fineon langte unter den langen Tisch und holte einen großen Sack hervor. Gebannt sah Evie, wie sich etwas darin bewegte und zu Knurren begann.

„Ich hörte, du hättest eine Schwäche für Lebewesen, die sich in unsere Welt verirren.“ sagte Fineon begeistert.

Das stimmte und sie nickte. Es kam nicht häufig vor, dass es Tiere aus ihrer Welt zu den Dämonen verschlug, da die Dämonen zwischen den Welten reisten mithilfe von Magie. Die Hexen hatten es von ihnen erlernt. Die Wesen konnten durch die Portale reisen, die sich als eine Art Regenbogen durch die Ebenen zog. Zumindest erklärte sich das Evie so. Auf diesen Wegen kamen schon mal andere Lebewesen herüber, meist beabsichtig. Fineon beschlagnahmte solche Wesen, wie Gideon sogleich erklärte.

Wieder zuckte der Sack.

„Willst du mir weismachen, dass dort drin ein Wesen aus meiner Welt ist?“ fragte Evie unsicher, was Alana vor Freude winseln ließ.

„Das musst du entscheiden. Deine Freundin hat es zumindest bestätigt.“

Evie schielte sauer zu Alana rüber, doch dann gewann ihre Neugier.

„Gut. Dann zeig her, was du hast.“ Sagte Evie gebieterisch, worauf der Dämon den Sack öffnete.

Kaum tat sich ein Spalt auf, purzelte aufgeregt ein Fellknäul hinaus. Dann begann das Knäul zu knurren und entwirrte seine Gliedmaßen.

Ein Hund!

„Oh, scheiße. Ein Hund!“ quickte Evie und hockte sich alsdann auf den Boden. Alana lächelte Gideon an, der Stolz und zufrieden sah, wie seine Tochter vor Freude den kleinen aufgeregten Kerl knuddelte, sobald er sich ihr genähert hatte.

Es war noch ein Welpe.

„Habe ihn gestern bei einem dubiösen Dämon erstanden, der wohl eine neue Einnahmequelle entdeckt hat. In deiner Welt sind es Wachtiere, nicht wahr?“ fragte Fineon.

Evie nickte und streichelte das nervöse Tier.

Obwohl sie bedrohlich wirken musste mit ihrer Erscheinung, klebte der Welpe doch sofort an ihr.

„Je nach Rasse. Es gibt hunderte verschiedene Arten in unterschiedlichen Größen und Formen. Ich glaube dies ist ein… was bist du?“ sagte sie an das Fellknäul gewandt.

„Der Dämon sagte, es sei ein Mischling. Dogge und wie hieß das noch? Kalis?“

„Hab ich vergessen.“ brummte Kalis gelangweilt.

„Dann wird der mal sehr groß!“ sagte Alana. „Das ist eine der größten Hunderassen.“

Gideon wirkte zufrieden, als er sah, wie Evie sich mit dem aufgeregten Wesen beschäftigte. Alana zwinkerte ihm begeistert zu.

Plikera beobachtete Evie im Garten.

Dieses merkwürdige Wesen knabberte ständig an Evies Flügeln rum und versuchte sie zu fangen. Jedesmal schimpfte sie mit ihm, als sei es ein Kind. Was Plikera schmunzeln ließ.

Seit Stunden tollte Evie mit dem Hund, wie sie ihn nannte, durch die herabfallenden Blätter der Bäume. Der kalte Winter würde bald einziehen.

Plikera setzte sich auf eine steinerne Bank und sah sich das Schauspiel der gefährlichen Dämonin und ihrem neuen Zögling an.

„Gibst du diesem Wesen auch einen Namen? Oder heißt er nur Hund?“ fragte Plikera lachend, da der Welpe schon wieder an Evies linker Schwinge zog.

„Natürlich bekommt er noch einen richtigen Namen. Aber ich weiß noch nicht, wie ich ihn nenne soll.“

„Ich es ein männliches Exemplar?“ fragte Plikera interessiert.

„Nein. Es ist ein Mädchen. Ein sehr nerviges.“ Evie schubste den Hund beiseite und zog den Flügel weg. Der Hund bellte aufgeregt.

Es war ein recht großer Welpe. Das Wesen hatte sehr große Ohren und eine lange Schnauze. Seine Färbung war für Plikera ungewöhnlich, da sein Fell hellgrau mit dunklen Flecken hatte und an den Ohren weiße Löckchen. Es sah aus, als wäre es angemalt worden.

„Du wirst es wie ein Kind erziehen müssen. Es braucht eine starke Hand, sonst hört es nicht.“

„Das weiß ich doch. Und das soll auch so sein.“ kicherte Evie und kraulte dem Hund die Ohren.

„Haben alle Menschen solch merkwürdige Beschützer?“

„Oh nein. Du würdest dich wundern. Manche dieser Hund sind so klein, dass sie auf deine Hand passen. Die taugen nicht zum Schutz!“ Plikera sah sie erstaunt an und blickte dann auf ihre Hand.

„Aber wozu sind sie dann gut?“

„Sie machen die Menschen glücklich. Das ist ihre Aufgabe.“ Sagte Evie leichthin, was Plikera verstehen konnte, da Evie es ihr bewies.

„Was wird wohl Naron zu diesem Geschenk sagen? Ich weiß gar nicht, ob er diese Wesen kennt.“

„Hmmm. Gute Frage. Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich vergesse bereits so viel von der alten Welt.“

„Ja da stimme ich dir zu, denn du redest bereits seit längerem in Dämonisch mit mir. Der Unterricht war sehr erfolgreich, wie ich feststellen muss.“

Evie hielt inne.

„Wirklich?“

Plikera nickte und lächelte sie stolz an. Evie lernte schnell.

„Wüsstest du nicht einen Namen für sie?“ fragte Evie grinsend und warf den Welpen auf den Rücken und kraulte ihr den Bauch.

„Soll sie Abschrecken?“ fragte Plikera amüsiert, da sie sich nicht vorstellen konnte, wie diese Wesen dies je könnte.

„Klar. Sie wird mein Haus bewachen.“

„Dann warte noch ab. Gib ihr einen Namen, der sie widerspiegelt. Denn wenn du ihr einen bedrohlichen gibst und sie nachher vor allem davon läuft, ist das lächerlich.“

Darauf hin musste Evie laut loslachen. „ Genau das passiert bei den Menschen ständig.“

Naron sah sich den Tatort genau an.

Er lernte noch, auf die wichtigen Dinge zu achten, obwohl er bereits gut zu Recht kam. Doch schnell merkte er, dass Derek darin weitaus besser war.

„Was meinst du? Ein Opfer, oder mehr?“ fragte Derek und ging neben ihm in die Hocke.

„Ich würde sagen, mindestens zwei. Aber genau kann ich das nicht bestimmen.“

„Tja, wenn wir die Köpfe hätten, dann ja. Aber so müssen wir auf die Untersuchungsberichte warten. Ich hasse das. Das dauert viel länger und verschafft dem oder den Tätern mehr Zeit.“ knurrte Derek.

Naron sah sich die Überreste ganz genau an. Irgendetwas war hier merkwürdig.

„Du, Derek. Ist es normal, dass Gestalltwandler Ketten tragen? Hier ist ein Arm, zumindest das Handgelenk zu sehen, an dem eine hängt. Doch die haben sich verwandelt. Dann müssten sie den Schmuck doch zerreißen, oder?“ fragte Naron und beugte sich näher an das Köperteil.

„Stimmt. Das würde es normalerweise. Sie lassen bei der Wandlung die Gliedmaßen wachsen, weshalb sie so etwas immer zerstören würden. Gestaltwandler tragen keinen Schmuck.“

„Na dieser aber schon!“ knurrte Naron.

Evie hatte den Tag damit verbracht, sich um ihren Zögling zu kümmern und hatte mit Alana zusammen die langsam fortschreitenden Arbeiten an ihren neuen Wohnsitz begutachtet. Sauer war sie auf Gideons Anwesen zurückgekehrt, da die Arbeiten eingestellt wurden. Der Morgen war zu kalt gewesen.

Evie trat aufgebracht in die Halle und auf Gideon zu, der über die Erneuerung der Stromgeneratoren mit seinen Männern sprach. Es hatte nur einen gegeben, der soviel Strom erzeugte, dass die Akkus der Handys aufgeladen werden konnten, doch mehr nicht. Evie hatte größere besorgen können und zur Verfügung gestellt, allerdings nicht genug, um ganz Talon versorgen zu können.

Als Gideon seine Tochter ansah, machte er sich auf das Schlimmste gefasst. Der kleine Hund hing ihr am Bein und kniff sie. Sie zischte ihn an und der Welpe ließ gehorsam von ihr ab.

„Warum können die Männer nicht weiterarbeiten?“ fauchte Evie ohne die anderen zu beachten. Die Launen der Dämonin waren mittlerweile gut bekannt. Man hielt sich zurück.

„Die kalte Jahreszeit droht, Kind. Die Männer schützen das, was schon errichtet ist und sorgen dafür, dass es auch stehen bleibt. Doch mehr können wir nicht tun.“

„Das heißt: Ich sitze noch länger in deinem Heim fest, oder wie? Das hättest du mir auch früher sagen können.“ knurrte sie.

„Kind! Ich hatte gehofft, die Arbeiten würden schneller vorangehen. Doch du und deine Wünsche verursachten Verzögerungen.“ fauchte Gideon.

Evie ließ es dabei bewenden, da er Recht hatte. Sie hatte oft Änderungen eingeworfen in letzter Zeit.

Sie ließ sich neben ihm an die andere Tafel nieder und kraulte ihren Hund. Alana trat leise neben sie, da sie sich aus dieser Sache hatte raushalten wollen.

„Bin ich echt so schwierig?“ flüsterte Evie, was alle mitbekamen und ein Lachen unterdrücken mussten, selbst Gideon.

„Du bist ne Hexe. Und oft verhältst du dich auch so.“ schnurrte Alana wahrheitsgemäß und rieb ihr über den Arm.

Die Leopardin nahm jede Gelegenheit war, jemanden zu berühren, was Evie schon öfter aufgefallen war. Das musste so ein typisches Verhalten der Gestaltwandler sein.

„Wenigstens bist du ehrlich.“ knurrte Evie missmutig.

Gideon erklärte gerade, wo die Generatoren aufgestellt werden sollten, als der Hund ihn in die Wade kniff.

„Nein! Aus!“ knurrte Evie, doch Gideon hatte den Hund schon im Nacken gepackt und hob ihn hoch. Langsam schaute er dem Fellknäul in die Augen und begann die Zähne zu fletschen. Der Welpe begann zu winseln.

„Hör auf. Du machst ihr Angst.“ sagte Alana bevor es zu spät war.

Der, in Gideons Händen, kleine Hund ließ vor Angst alles laufen.

Von Alana kam nur ein leises Oh Gott, als der Welpe Gideons Umhang einnässte. Gideon sah den Welpen mit einem sehr merkwürdigen Blick an, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Dann hielt er ihn Evie hin.

„Es läuft aus!“ knurrte er, was die Umstehenden zum Schmunzeln brachte. Ein Dämon kicherte dümmlich los, was ihm einen bösen Blick von Gideon einbrachte.

Evie nahm das verängstigte Wesen auf den Arm, was schwer war, da der Hund doch schon recht groß war.

„Selber Schuld. Du bist zu grob!“ fauchte Evie und drehte sich um und verließ die Halle.

Alana lachte laut los und lief ihr hinterher, was Gideon zum Lächeln brachte.

2

Nachdem Evie beleidigt mit ihrem Welpen abgezogen war und Alana hilflos zurückblieb, fand sie Plikera auf ihrem Balkon. Die Dämonin war bei Gideon untergekommen. Sie war zwar nicht so zufrieden damit, doch Naron bestand darauf, sie in der Nähe und nicht allein vorfinden zu können. Zu viel war passiert. Zu viel falsch gelaufen.

Plikera lehnte sich über die Brüstung und ließ ihren Blick über die erschreckend leeren Bäume des Gartens wandern.

Alana klopfte lauter als gewöhnlich an ihre Tür.

„Komm rein. Bin hier draußen.“ rief Plikera ihr zu.

„Warum weißt du immer, dass ich es bin?“ knurrte Alana, als sie zu Plikera hinaustrat.

„Weil nur du und Evie so klopfen. Das ist schon euer Erkennungsmerkmal. Aber bei euch scheint es nicht so gut zu laufen, oder?“

„Sie ist sauer. Nicht auf mich direkt, aber sie ist in den letzten Tagen so merkwürdig gereizt. Alles scheint ihr zu viel zu sein.“ Sagte Alana und legte die Hände auf die Brüstung.

„Sie kommt nicht damit zurecht, dass Naron so oft und so lange weg ist, oder?“ fragte Plikera besorgt.

„Das auch! Ich rieche ihr Verlangen nach ihm. Das ist beängstigend. Aber das ist noch etwas anderes, glaube ich. Etwas geht in ihr vor.“

Plikera legte ihr eine Hand auf ihre eigenen und sah ihr tief in die Augen.

„Du sorgst dich um sie? Das hätte ich so nicht vermutet.“

„Natürlich tue ich das. Sie ist mir an Herz gewachsen, vor allem nachdem Viktoria Hals über Kopf abgehauen ist.“ fauchte Alana.

„Ja… das war nicht so schön. Aber sie hat auch ihre Probleme, glaub mir. Außerdem kommt sie nicht damit klar, was Evie getan hat. Sie hat Alpträume davon.“ sagte Plikera beschwichtigend.

„Oh. Das wusste ich nicht. Sie ist wohl doch zarter besaitet, als ich vermutet hätte. Dennoch könnte sie sich wenigstens melden. Evie vermisst sie schrecklich.“

„Aber sie hat doch dich!“ lächelte Plikera. „Du hast es nur noch nicht gemerkt. Na ja, das wird schon. Sie hat ja nun eine Aufgabe, wie ich gesehen hab. Vielleicht tut ihr dieses Wesen gut.“

„Bestimmt. Sie liebt den Hund jetzt schon. Aber was ist mit dir? Fühlst du dich hier wohl?“ fragte Alana.

„Erstaunlicherweise Ja. Mir gefällt es hier. Das scheint dir auch so zu gehen.“

„Ja. Ich bin aber auch kein Wolf. Ich bin ein Einzelgänger, weshalb ich es genieße hier zu sein. Meine Katze schnurrt unaufhörlich in mir.“

„Hmm. Das könnte aber auch an einem gewissen Dämon liegen, oder?“ fragte Plikera verschmitzt.

„Was meinst du?“

„Ich meine, dass deine Aufmerksamkeit stark in Richtung Gideon geht, oder?“

„Was? Nein. Wie kommst du denn darauf?“

Plikera antwortete nicht. Sie lachte einfach drauf los. Sie war sich sicher, dass die Leopardin Gefallen an Gideon gefunden hatte. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte.

Sie schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Dann ging sie in ihr Zimmer und warf sich einen breiten Schal um.

„Wir sollten hinunter gehen. Ich bekomme Hunger.“ Sagte Plikera und öffnete Alana die Tür.

Im Gegensatz zu Plikera, lief Alana recht aufreizend herum. Die ältere Dämonin trug immer lange Röcke mit Blusen oder Kleider. Aber nie etwas, dass ihren überaus ansehnlichen Körper betonte. Alana trug enge Jeans und eine weite aber aufwendig verarbeitete Tunika.

„Warum versteckt ihr Dämoninen euch eigentlich alle?“ fragte Alana, als sie Plikera musterte, die auch diesmal unter dem breiten Schal ein langweilig blaues Kleid trug.

„Das versteht ihr jungen Dinger nicht. Evie hat mich das auch schon gefragt. Es gehört sich einfach nicht viel Haut zu zeigen, oder die Männer zu reizen. Manche tun das, doch ihr schlechter Ruf eilt ihnen dann oft voraus. Bei euch wird ein Ausnahme gemacht, weil du eben ein Tier bist und Evie halb Hexe. Jeder kennt euch so und jeder kennt mich so.“

Alana verstand es wirklich nicht.

Die Dämonen, so grausam, kriegerisch und gar blutrünstig waren allesamt prüde. Kein Dämon sah ihr direkt in die Augen, außer Gideon. Alle fürchteten sich, ihr etwas wegzugucken, guckten aber trotzdem irgendwie.

Sie hielten die Frauen für heilige Wesen, es sei denn sie verkauften ihren Körper. Doch die Dämoninen, die etwas von sich hielten, waren geradezu vermummt, im Gegensatz zu ihr. Und sie war hier in Talon wesentlich bekleideter, als in ihrer alten Welt. Gerade die Gestallwandlerinnen zeigten gerne und viel Haut. Das lag zum einen auch daran, dass gerade sie und auch die Vampirinnen in den Grauzonen der Städte anzutreffen waren. Sie waren oft Stripperinnen, manchmal auch Prostituierte.

Doch hier stachen sie und Evie irgendwie hervor. Das war gewöhnungsbedürftig.

Gideon saß bereits an der lagen Tafel und wartete.

Als er Plikeras Lachen hörte und Alana vor ihr in die Halle kommen sah, hellte sich sein Gesicht auf. Der Anblick der Leopardin lockte ihm neuerdings recht oft ein Lächeln hervor.

Plikera schloss kichernd die Tür.

„Stell dir vor. Dieses Kind findet, wir sind altmodisch. In der Zeit zurück. Nur weil wir uns bedecken.“

Gideon runzelte die Stirn. Alana hob beschwichtigend die Hände.

„Hey. Ihr lauft hier verdeckt rum. Aber ich werde beäugt, nur weil mal hie und da ein Stück Haut zu sehen ist. Mal ehrlich. Ihr seid gefährlich, allesamt. Aber so was von sexuell zurückgeblieben.“

Gideon verschluckte sich an seinem Wein, den er bei ihren Worten an die Lippen gesetzt hatte.

Plikera fing wieder an zu lachen und hielt ihm ein Tuch hin, welches er sich vorhielt.

„Was sagst du da?“ fragte er hustend und musterte Alana.

„Na, ist doch klar. Ihr seid die gefürchtetste Gruppe unter den Dämonen, doch sexuell seid ihr die harmlosesten. Ihr paart euch nur untereinander. Dann verhüllen sich auch noch alle Frauen. Also in meiner Welt war das schon eine merkwürdige Diskussionsgrundlage, doch hier noch viel brisanter.“

Da musste auch Gideon lachen, weil es stimmte. Zumindest zum Teil.

„Woher willst du denn wissen, dass wir sexuell harmlos sind. Wie meinst du das?“

Er verkniff sich die Anspielung auf ihre schlechten Erfahrungen mit einem Rador, da dies nicht freiwillig gewesen war.

Alana schnaufte und freute sich, dass sie noch allein waren. Sie setzte sich neben Gideon, was Plikera ihr gleichtat.

„Na, es ist doch so. Ich habe noch nicht erlebt, dass hier die Frauen freizügiger sind, außer denjenigen, die ihren Körper darbieten. Bei uns ist das anderes. Die sexuale Komponente viel bedeutender, wenn auch teil zu viel. Aber es schadest doch nicht, zu zeigen, dass man einen schönen Körper hat. Nimm Plikera als Bespiel. Mit ihren Kurven, würde sie die Herzen der Männer in meiner Welt brechen und das mit nur einem Funken mehr Zeigfreudigtkeit.“

Plikera lief puterrot an. Gideon begann zu lachen.

„Das ist bestimmt war. Doch das ist ja gerade der Reiz. Sei mir nicht böse, aber wenn du allen schon anbietest, was du hast, dann wollen sie es nicht mehr. Der Reiz, das verborgene zu erkunden, bedeutet einem Rador viel mehr.“ erklärte Gideon.

„Das heißt: Wenn ich es wollte, so würde mich kein Rador nehmen wollen, weil ich ihm schon alles dargeboten habe. Ohne, dass er es tatsächlich berührt hat. Das ist nicht nachvollziehbar. Dann habe ich hier keine Möglichkeit, mich auszutoben, weil mich keiner will. Na toll.“

Gideon verschluckte sich, ohne an seinem Wein genippt zu haben.

Verwundert sah er die Leopardin an.

„Würdest du es denn wollen? Mit einem von uns?“ fragte er ungläubig.

„Hey. Ich bin frei erzogen und ein Tier. Ich habe sehr ausgeprägte Gelüste, auch wenn ihr das nicht versteht.“

„Das beantwortet nicht seine Frage, Alana. Du hast keine guten Erfahrungen gemacht, mit einem von uns.“ flüsterte Plikera verwundert.

„Hmm. Aber ich sehe dieses Monster nicht als einen von euch. Das kann ich euch aber nicht erklären. Doch mein Trieb ist stark, weshalb ich nicht nachvollziehen kann, wie ihr euren im Zaun halten könnt. Außerdem machen wir Gestaltwandler einen Unterschied zwischen Sex, der eine nette Befriedigung darstellt und der Vereinigung mit einem Gefährten. So wie ihr etwa. Aber na ja, wir sind Tiere. Und solange wir nicht den Einen gefunden haben, leben wir recht ausgelassen.“

Sie zuckte beiläufig mit den Schultern.

„Deine Art zu denken ist bemerkenswert unbefangen. Aber auch einschüchternd, finde ich.“ sagte Plikera. „Willst du mir weismachen, dass ihr oft einfach nur so zum Spaß…“

„Ja. Sex bedeutet Spaß. Es ist die pure Befriedigung und sollte Spaß machen.“

Gideon sah sie in einem ganz neuen Licht.

Obwohl die Leopardin von einem von Salvarius Männern geschändet worden war, sprach sie sehr unbekümmert darüber. Ein Heilungsprozess, oder eine Blockade?

„Doch hier kannst du nicht deine Triebe befriedigen, richtig? Warum bleibst du dann hier.“

„Och, ich tue das schon, nur anders. Für mich reicht schon eine Berührung und mein Tier ist zufrieden. Der Körperkontakt zählt.“ schmunzelte Alana.

„Ihr habt also Sex, wegen des Kontaktes? Ihr braucht die Nähe der anderen.“ fragte Plikera.

Alana nickte. „Wir Raubkatzen weniger, weil wir halt Einzelgänger sind. Schlimmer sind die Wölfe. Das sind Rudeltiere.“

Gideon riss erstaunt die Augen auf.

„Na kein Wunder, dass du uns so siehst.“

Alana grinste ihn an. Dann blieb ihr der nächst Kommentar im Hals stecken, als Naron und Derek in der Halle auftauchten.

Evie schlenderte herein, als sie gleich seinen Geruch wahrnahm.

Das Gefühl, welches in ihr tobte, war einschnürend. Schnellrannte sie auf ihn zu und warf sich in Narons Arme.

Leidenschaftlich küsste er sie.

Als er sich von ihr löste, kniff ihn etwas in die Wade. Er sah an sich hinab und knurrte überrascht.

„Was ist das denn?“ fragte er und packte ebenso herrisch wie Gideon den kleinen Welpen im Nacken und hob ihn hoch.

Winselnd drehte sich der Hund vor ihm. Evie packte ihn und nahm in zärtlich auf den Arm.

„Mein neustes Geschenk! Gideon hat mir einen Hund besorgt.“ Sagte Evie erfreut und funkelte ihn mit ihren grünen Augen an.

„Einen Hund?“ fragte Derek und streichelte den kleinen weichen Kopf des Welpen. „Wie süß.“

Naron zog eine Augenbraue hoch.

Als Evie den Hund runterließ, fing diese an zu winseln und stellte sich auf die Hinterbeine. Obwohl es noch ein Welpe war, war so groß, dass sie ihn mühelos am Kopf kraulen konnte. Dann sagt sie Sitz und hob ihren Zeigefinger. Sofort setzt sich der Welpe und hechelte erfreut. Dann kraulte sie ihn wieder.

„Sie ist toll, oder?“ fragte Evie aufgeregt.

„Warum holst du ihr so ein…?“ fragte Naron an Gideon gewandt und blickte dann wieder auf das hechelnde Wesen.

„Du bist oft weg. Sie braucht etwas, um dass sie sich kümmern muss. Sie macht das ganze Haus verrückt, wenn du nicht hier bist.“ knurrte Gideon. Alana kicherte.

„Ach, jetzt übertreibst du.“ Fauchte Evie, worauf Gideon eine Augenbraue hochzog und Naron schief ansah.

„Tut mir leid, dass wir zuletzt so oft weg waren. Jetzt warten wir auf Ergebnisse.“ sagte Naron.

„Ich muss auch los. Viktoria wartet.“ sagte Derek.

„Die kannst du ruhig das nächste Mal mitbringen. Grüß sie von uns.“ knurrte Evie missmutig, was Derek nicht entging.

„Sie hat es nicht leicht, Evie. Wir haben so unsere Probleme mit der Situation. Die Träume, weißt du.“

Evie nickte und streichelte ihren Welpen, der immer noch zu ihr aufschaute.

Dann war er weg.

„Musst du morgen auch wieder so früh los?“ fragte Evie traurig.

„Nein. Die nächsten Tage mache ich frei. Derek meinte, die brauchen eh noch so lange, bis alles eingetütet und untersucht ist. Er ruf mich, wenn er mich braucht.“ erklärte Naron.

„Das ist schön.“ sagte Plikera, bevor es Evie sagen konnte.

Nachdem das gemeinsame allabendliche Essen beendet war, zogen sich alle zurück. Bis auf Gideon und Alana.

Er wartete, bis sie sich verabschiedet hatten und folgte der Leopardin aus der Halle.

„Warte mal bitte.“ knurrte er leise.

Alana drehte sich um. „Was denn?“ fragte sie leichthin.

„Gehst du noch ein Stück mit mir durch den Garten?“

Sie runzelte die Stirn und kräuselte die Lippen, dann nickte sie.

Da es draußen kälter wurde, legte er seinen Mantel ab. Zog sein dickes Hemd aus. Die muskulöse Brust ließ Alana schlucken.

Er sah aus, wie ein altertümlicher Krieger, mit den starken Muskeln an den richtigen stellen. Dann legte er ihr sein Hemd um und zog den Mantel wieder an. Sein Geruch umhüllte sie gänzlich. Was das in ihr auslöste, behielt sie lieber für sich.

Dann schob er die Türe auf und ließ sie vorgehen.

„Was ist denn so wichtig?“ fragte sie neugierig.

„Ich musste über das nachdenken, was du vor dem Essen gesagt hast. Ich mag deine offene Art, Dinge zu erklären. Und ich stelle fest, dass du oft Recht hast. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Ist mit dir wirklich alles in Ordnung?“

„Worauf willst du hinaus?“

„Ich habe dir gesagt, ich belaste dich nicht damit, aber ich habe das Gefühl, dass du noch nicht darüber hinweg bist. Du machst den Eindruck, als verdrängst du das Geschehene. Versteh mich nicht falsch.“

„Du glaubst, ich gehe daran zugrunde, weil er mich vergewaltigen ließ? Das ist es doch, oder?“

Gideon nickte besorgt, was sie verwunderte.

„Evie braucht deine Freude und deinen Zuspruch. Doch wenn es dir nicht gut geht und du lieber hier weg willst, kann ich das verstehen.“

„Hey, Moment. Willst du das ich gehe?“

„Nein nein. Aber wenn du nicht hier sein möchtest, weil dir deine Welt so fehlt und du noch so daran zu kämpfen hast, was geschehen ist. Möchte ich nicht, dass du bleibst und deine Bedürfnisse wegen uns zurückstellst.“

Alana blieb augenblicklich stehen. Bedürfnisse?

„Meinst du, wegen unserem Gespräch über Sex? Du hast nicht zugehört. Es geht nicht nur darum. Ich brauche eure Berührungen, damit es mir gut geht. Viel schlimmer wäre, wenn ich sie nicht bekommen würde und das wäre in meiner Welt der Fall. Und ja, ich habe noch ein Problem damit. Immer noch rieche ich ihn auf mir. Ich freue mich nur darüber, dass er mir dabei nicht ins Gesicht gesehen hat. Denn das würde mich bis heute verfolgen. Ich bin ein sehr starkes Mädchen, Gideon. Ich werde damit fertig. Und in Evie habe ich eine Aufgabe gefunden. Sie hilft mir mehr als ich ihr, glaube mir bitte.“

Während dieses offenen Geständnisses sah sie ihn flehentlich an.

Ihm stockte der Atem.

Sie war ihm so nah. Roch nach ihm. Und war doch so verletzlich.

„Gut. Dann willst du also nicht gehen?“ hauchte er leise.

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Ihre Augen strahlten so viel Freude aus, so viel Energie.

„Ich kann Evie doch nicht hängen lassen. Oder euch.“ Sagte sie lachend und sah, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten.

„Schön. Dann bin ich beruhigt.“