Dämonentöchter - Jasmin Koch - E-Book

Dämonentöchter E-Book

Jasmin Koch

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Beschreibung

Emma wächst relativ behütet in einer gewaltbereiten Umgebung unter Ihresgleichen auf. Doch ihre Abstammung macht es ihr schwer, den für sie vom Schicksal auserkorenen Dämon zu bestimmen. Gleichzeitig versucht sie sich als Kriegerin zu etablieren, was sich als sehr schwierig herausstellt. Nur in Quinn entdeckt sie einen ebenbürtigen Gegner. Da dieser schon seit ihrer Geburt zu ihrem engsten Vertrautenkreis gehört, ahnt sie nicht, dass genau dieser Dämon schon seit geraumer Zeit vermutlich ihr gesuchter Gefährte ist. Probleme sind somit vorprogramiert. Ihre Schwester Amalia ist da anders. Diese sucht weder einen Gefährten und schon gar nicht einen Dämon. Denn sie ist nicht wie Emma dämonisch, sondern gepärgt durch ihre magische Abstammung. Doch ihr spielt das Schicksal einen, für sie, grausamen Streich.

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Seitenzahl: 289

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Jasmin Koch

Dämonentöchter

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Emma

Es hatte Zeiten gegeben, in denen Keiner Emma irgendetwas abverlangt hatte. Doch da sie nun alt genug und belastbar geworden war, so ging ihre Familie dazu über, zu vergessen, dass sie eigentlich noch ein Kind wäre.

Als sie von ihrem Vater noch liebevoll einen abgebrochenen Meter genannt wurde, wurde ihr jeder Wunsch von ihren dunkelgrünen Augen abgelesen. Sie hatte auch nie irgendwelche Aufgaben aufbekommen, es sei denn zur Strafe. Nachdem sie in einem ihrer Wutausbrüche mit voller Absicht den Dachstuhl angesteckt hatte, so bescherte sie ihrer Mutter einen ganzen Monat lang unglaublich ruhige Tage. Damals war sie ungefähr dreizehn gewesen und hatte schnell eingesehen, dass Hausarbeit für sie das furchtbarste war, zu der sie verdonnert worden war.

Nun lernte sie seit mehr als zehn Jahren, was es hieß, die Kräfte zu kontrollieren. Ihr achtzehnter Geburtstag war eine Wucht gewesen. Aber auch ein Mahnmal, da sie nun für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden würde. Ihre Mutter bestand darauf, dass sie drei Mal die Woche mit ihrer Tante an ihren Künste feilte.

Emma war halb Hexe.

Eine bescheidenere Konstellation gab es in ihrem Reich gar nicht. Denn die andere Hälfte war dämonisch. Und somit eigentlich ein no go. Dämonen, gerade die Rador, verkehrten eigentlich nicht mit Hexen. Eigentlich.

Seid dem jedoch ihre Mutter den Dämonenstamm auf den Kopf gestellt hatte, wurden genau drei Hexen in Talon geduldet. Sie, ihre Mutter selbst und ihre Tante, die eine reine Hexe waren.

Und mit den Fähigkeiten, kamen nun auch die Aufgaben und Verpflichtungen. Die neuste bestand darin, sich um die Versorgung der Truppen zu kümmern. Emma half beim Kochen, brachte neue Waffen und nahm die mit, die der Schmied überarbeiten musste.

Diese Arbeit mochte sie sogar.

Denn sie konnte somit nicht nur bei Tag und Nacht raus, wann immer sie gebraucht wurde, sondern sie war auch bei den Truppen beliebt. Und sie mochte die Krieger.

Nichts gab ihr mehr das gute Gefühl, etwas richtig zu machen. Denn die Männer aus der berüchtigten Armee der Rador waren gleichzeitig ihre wichtigsten Lehrmeister. Keiner der Krieger schlug der Halbdämonin einen Wunsch ab. Und der war immer derselbe. Trainieren mit den Besten.

Nur die stärksten und fähigsten Dämonen wurden von ihr ausgewählt, um ihr die richtigen Tricks und Kniffe beizubringen. Emma hatte sich ein gewaltiges Ziel gesetzt.

So gefürchtet und geschätzt zu werden, wie ihre Mutter.

Das würde sie aber nur, wenn sie ebenso gnadenlos und unnachgiebig kämpfen und schließlich auch gewinnen zu könnte. Deswegen verbrachte sie gerade jetzt so viel Zeit bei den Truppen, wenn sie nicht im Einsatz waren.

Nur dann durfte sie dorthin.

Die Dämonen kämpften in der Menschenwelt gegen abtrünnige Vampire.

Diese waren auf der Jagd nach Dämonenblut. Weshalb das so war, konnten sich die wenigsten wirklich erklären, da es so wenige Informationen zu deren Entstehen gab. Sie wussten letztendlich nur, dass diese Vampire keine Menschen zur Ader ließen und ausschließlich hinter Dämonen her waren. Und sie vermehrten sich sehr schnell.

Es war ja nicht so, dass Emma zu jung für die Krieger war, aber dennoch keine Dazugehörige. Das würde noch dauern, glaubte sie selbst. Emma war sehr selbstkritisch. Was vermutlich auch daran lag, dass sie zwar eine Rador, aber doch anders war.

Ihre Mutter konnte aufgrund ihrer Hexenkräfte ihre Gestalt wandeln. Sie änderte die Hautfarbe, je nach Laune und ließ sich Flügel wachsen. Das konnte Emma nicht.

Ihre Flügel waren knöcherne Gliedmaßen, die sie niemals würde verbergen können. Sie gehörten zu ihr, wie ihre dunkelblonden, langweiligen Haare, die nur im Sonnenlicht ansatzweise so rötlich schimmerten, wie die ihrer Mutter. Diese hatte je nach Gestalt blutrote Haare. In einer Sache glichen sich die Dämoninen jedoch sichtlich. Ihre dunkelgrünen Augen.

Doch genau dieses außergewöhnliche Aussehen, machte ihr oft Probleme.

Sie hatte ein Alter erreicht, in dem sie nicht nur wegen der Kämpfe die Krieger aufsuchte. Sie schmachtete sie nun auch häufiger an. Allerdings blieb dies oft einseitig.

Denn sie konnte sich nicht verändern.

Jeder Dämon in Talon kannte sie. Kannte sie als Tochter der Dämonin, als geflügelte Hexe oder schlichtweg als Unantastbar. Denn kein Dämon hatte es bisher gewagt, sein Interesse ihr gegenüber öffentlich zuzugeben. Und öffentlich hieß, vor Gideon, dem Herrscher von Talon. Ihrem Großdämon, wie Emma ihn liebevoll nannte.

Und wieder einmal bekam sie dies zu spüren.

Es gab einen Dämon in dem Lager neben dem Darg, einen Fluss nahe der Burg. Dieser Dämon war ein Stück größer als sie, dunkelhaarig, mit kleineren Hörner und einer Schnelligkeit, die sie bewunderte.

Doch so sehr sie sich bemühte, unauffällig mit ihm Kontakt aufzunehmen, blieben ihre Versuche aussichtlos.

Der Dämon ging, wie schon ein paar vor ihm, nicht auf ihre Belange ein. Es sei denn, es hatte etwas mit dem Training zu tun. Und dies entschied leider ein ganz besonderer Dämon, wenn nicht Gideon selbst; Quinn.

Ein vertrauter ihrer Mutter. Ein Freund und vertrauenswürdiger Dämon, der gleichzeitig auch ihr Aufpasser war. Quinn war ihr Patenonkel. Zwar nicht so, wie es in der Menschwelt üblich war, mit Zeremonie und allem drum und dran, aber dennoch derjenige, den ihre Mutter ausgewählt hatte. Eine Vorsorge, sollte ihren Eltern etwas zustoßen.

Dies war nicht geschehen. Quinn blieb trotzdem ein wichtiger Teil ihres Lebens.

Auch deswegen, weil er immer ein Auge auf sie hatte, egal wo. Nicht ohne Grund, war sie seiner Truppe zugeteilt worden.

Doch auch das hielt sie nicht auf, so langsam sich in der Männerwelt umzusehen. Sie bewunderte die grenzenlose Zuneigung ihrer Eltern und hoffte darauf, romantisch wie sie war, eben eine solche Bindung eingehen zu können.

Aber das stellte sich als schwieriger dar, als sie vermutet hätte.

Wie sollte sie den richtigen finden, wenn sich A, keiner traute und B, keiner an sie ran durfte.

Traurig wandte sie sich von dem dunkelhaarigen Dämon ab, der für sie anscheinend keine Zeit zu haben schien und ging direkt auf Quinn zu. Sie hatte seine Blicke dem Dämon gegenüber gesehen.

Quinn reinigte gerade sein Schwert, als sie auf ihn zustakste. Auch diesmal trug sie ihr Lieblingsoutfit.

Die dunkelblaue Korsage saß eng um ihre Taille und versteckte überflüssige Pfunde. Und da sie Dämonin gerne lange Kleider trugen, hatte sie schon als kleines Mädchen ihre Vorliebe für lange, wallende Röcke entdeckt. Hosen trug sie nur im Kampf. Dieser Rock passte diesmal farblich zum Oberteil und schlug bei ihren schnellen Schritten hin und her.

Quinn reagierte, bevor sie etwas sagen konnte.

„Engelchen, was willst du nun wieder?“

„Ich freue mich auch dich zu sehen.“

Quinn blickte bei diesem schnippischen Worten das erste Mal zu ihr auf. Er hatte sie nicht kommen sehen, aber schon gehört und hatte ihren vertrauten Geruch von weitem wahrgenommen. Er runzelte sie Stirn.

„Kann ich ehrlich mit dir reden, ohne dass du gleich zu Mutter rennst oder es herum posaunst?“ fragte Emma leise.

„Habe ich je etwas erzählt, wenn du mich um Verschwiegenheit gebeten hast, Engelchen?“

Emma schnaufte. Sie hasste es von ihm so genannt zu werden. Seid dem ihr Brüste gewachsen waren und sie kein Kind mehr war, körperlich, fand sie diesen Kosenamen unpassend.

„Nein, hast du nie. Doch dieses Thema ist… eigentlich bist du nicht der richtige, mit dem ich über soetwas reden sollte.“

„Was hast du angestellt?“ knurrte Quinn besorgt.

„Gar nichts, leider. Das ist es ja. Ich würde gerne etwas anstellen, doch ich kann nicht.“ Sie senkte die Stimme und trat näher an ihn heran. „Ich…ehm… Ach lass mal.“ Emma drehte sich weg und wollte gehen.

Quinn ergriff ihren Arm, recht grob. Dann legte er sein Schwert weg, sah sich um und zog sie mit sich. Hinter ihm war der Eingang zu seinem Zelt. Emma war schon häufiger hier drin gewesen. Doch diesmal schwebte etwas Dunkles über ihr, so glaubte sie.

„Jetzt rede, Emma.“ sagte Quinn drohend.

Schon lange zuckte sie nicht mehr bei diesem Ton zusammen, aber nur, weil sie sich daran gewöhnt hatte. Sie kannte ihn viel zu gut und wusste, dass es seine Art war, ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Er war halt etwas ruppig.

Seine ganze Erscheinung war ruppig, fand Emma. Irgendwie ungezähmt. Seine schulterlangen, blonden Locken umrahmten ein kantiges und mürrisches Gesicht. Mit hellblauen Augen. Dunkle geschwungene Hörner ragten aus seinen Haaren empor.

Quinn war ein Krieger, durch und durch. Groß, breit gebaut und sehr muskulös. Seine Klauenbeine waren die längsten, die sie kannte, neben denen von Gideon. Nur dieser Dämon war größer als Quinn. Sie selbst ging ihm gerade mal bis zur Brust.

Jedesmal musste sie sich recken, um ihn zu umarmen, was in letzter Zeit viel, viel weniger geworden war. Sie sah ihn auch kaum noch außerhalb dieser Zeltlandschaft.

„Warum kann mich keiner leiden?“

„Wovon redest du? Jeder liebt dich, Emma.“

„Ja. Jeder. Wie eine Tochter. Wie eine Schwester. Wie das nette Mädchen. Aber niemand …. Ich sollte wirklich nicht mit dir darüber reden, Quinn.“

„Aber du bist hier. Hier bei mir, Emma. Also spuck´s aus.“

Sie umkreiste seinen hölzernen Pult, auf dem viele verschiedene Unterlagen verstreut waren. Vorsichtig schob sie zwei Blätter auseinander, doch Quinn packte ihre Hand und hielt sie fest. Er kniff die Augenbrauen zusammen.

„Ich habe mich… ein paar Dämonen haben mich interessiert. Aber keiner scheint mich zu mögen.“

Quinn ließ sie abrupt los und erstarrte.

„Was?“

„Na ja. Ich… bin…ich darf nicht kämpfen! Also was bleibt mir dann? Aber wie soll ich denn meinen Gefährten finden, wenn ich keinen Dämon für mich gewinnen kann. Keiner redet mit mir. Ob hier, oder auf der Burg. Alle lächeln mich an, aber keiner interessiert sich für mich.“

Emma faselte drauf los. Mit Quinn konnte bisher über alles reden. Doch dieses Thema war ihr unangenehm. Aber leider war auch er der einzige, der ihr gegenüber ehrlich sein und kein Blatt vor den Mund nehmen würde.

Quinn sackte auf den Stuhl vor ihr. Wie sollte er nur darauf reagieren? Seine kleine Emma. Seine…

„Was soll ich dir dazu sagen? Es ist nicht so, dass sie dich nicht interessant finden. Aber es gibt halt eine gewisse Hemmschwelle.“

„Ja. Unter anderem du.“ murrte sie.

„Was? Wieso ich?“

„Ich habe gesehen, wie du ihn angesehen hast. Du hast ihn mit Blicken gestraft.“ sagte sie vorwurfsvoll.

Sie trat um den Tisch herum und war immer noch nicht größer als er, obwohl er saß.

„Du redest von Billok? Der ist dir doch gar nicht gewachsen. Warum interessierst du dich für ihn?“

„Das geht dich nichts an, Quinn. Es ist auch nicht so, dass ich mich nach ihm verzehre und gleich dahin schmelze. Aber er hat sich so verhalten, wie die anderen zuvor auch schon. Sie gehen mir aus dem Weg.“

Emma hockte sich auf die Tischkante vor ihn und zog den Rock zu Recht.

„Du bist nicht irgendeine x-beliebige Dämonin, Emma. Sie fürchten dich und das was kommt, wenn sie scheitern. Ich meine, bei ihrer Werbung um dich. Außerdem hast du jemand besonderen verdient.“

Quinn rutschte ein Stück mit dem Stuhl zurück und ergriff ihre gefalteten Hände.

„Außerdem bist du doch noch so jung, noch so unerfahren.“

„Genau das ist es ja. Quinn, ich werde Dreiundzwanzig, in Menschenjahren. Selbst Mutter war jünger, als sie ihren Gefährten gefunden hat.“

„Aber Emma. Du kannst dich nicht mit ihr vergleichen und auch nicht mit den anderen Dämoninen. Du bist etwas ganz Besonderes. Was machen da schon ein paar Jahre warten aus?“ knurrte Quinn.

Emma sah ihn tief in die Augen und dann beschämt weg.

Er nannte sie etwas Besonders. Und sie wusste, dass er es so meint und sie deshalb vor allem zu beschützen versuchte. Aber am schlimmsten war der schmerzliche Ausdruck in seinen Augen.

„Tut mir leid, Quinn. Ich beschwere mich hier bei dir, wo du doch selbst noch nicht deine Gefährtin gefunden hast. Du hättest sie verdient.“

Plötzlich stiegen Tränen in ihre Augen, die sie wegzublinzeln versuchte.

„Aber ich fühle mich… ausgestoßen.“ flüsterte sie.

„Oh, Emma. Das bist du nicht, niemals!“

„Bei dir nicht. Aber bei allen anderen. Zumindest kommt es mir so vor. Ach egal.“

Quinn rückte noch ein Stück näher heran und ergriff ihr Gesicht, um es auf seine Höhe anzuheben.

„Emma. Du sollest nicht den Erstbesten nehmen. Du bist für jeden ein Glücksgriff, aber nur, wenn du dich selbst als solches siehst.“

Sie atmete tief durch und lächelte vorsichtig.

„Du bist so süß.“

„Noch vor gar nicht all zu langer Zeit, hast du etwas anders behauptet.“ knurrte er grinsend.

„Stimmt nicht. Weißt du noch, ich war…“ sie verdrehte die Augen und sah nach oben „…vier oder fünf.“

„Nein. Gerade erst drei. Und ich weiß es noch zu gut. Du hast mal wieder das ganze Haus umgeräumt. Evie war mal wieder stinksauer. Und du warst so aufgelöst.“ Vorsichtig strich er ihr mit der freien Hand eine Strähne aus dem Gesicht. „Doch du bist auf mich zugerannt und hast mich angefleht dich mitzunehmen, weil sie so sauer war. Du hattest ein so schlechtes Gewissen. Und dann batest du mich, doch ich sagte nein…“

„…weil doch nur deine Gefährtin mit zu dir kommen dürfte. Und ich habe gesagt…“

„…dann werde ich das halt. Du bist nie sauer!“ sagte er mit einem Mal atemlos.

Emma lächelte verlegen.

„Als wäre das so einfach!“

Quinn richtete sich ruckartig auf, sprang vom Stuhl und ragte hoch über ihr auf.

„Richtig. Also warte einfach ab. Und lass die jungen Kerle in Ruhe.“ knurrte er.

Sie lächelte noch, doch gleichzeitig spürte sie eine Mauer aus Kälte vor sich, die sie bisher so nie wahrgenommen hatte.

Emma rutschte vom Tisch und rückte langsam von ihm fort. Dann wandte sie sich ab und rief ihm beim hinausgehen hinterher.

„Aber nur bis morgen früh. Dann bin ich wieder hier.“

Und dann war sie weg.

Quinn atmete tief durch.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es Quinn dann letztendlich doch noch sein Zelt zu verlassen.

Das jedoch, endpuppte sich als sehr dumme Idee, da kaum, dass er die schweren Vorhänge zugleiten ließ, Gideon vor ihm stand. Sein Blick war tadelnd.

„Wie ich mitanhören musste, ist mein kleiner Engel unzufrieden mit deinen Kriegern?“

„Hast du gelauscht, alter Dämon?“ knurrte Quinn.

„Komm mir nicht so! Du hast doch nach mir gerufen?“

„Was? Nein. Habe ich nicht. Warum auch, alles läuft gut hier.“

Quinn rieb sich müde das Gesicht.

„Aber wer hat dann…? Ach, was solls? Aber was ist nun zwischen dir und Emma?“

Gideon stellte sich gespielt interessiert vor Quinns Schwert und ließ seine Hand darüber gleiten, als würde er es bewundern. Die Krieger waren zwar weiter weg, sollten jedoch nicht mitbekommen, was die beiden besprachen.

„Nichts. Was meinst du?“

„Stellst du dich absichtlich dumm, Quinn? Ich kenne dich gut genug. Ebenso wie Emma. Und ich mag es gar nicht, sie so unzufrieden zu sehen, dass weißt du. Also, sie kommt hierher und redet mit dir über so etwas, was nicht ohne Grund der Fall ist. Außerdem habe ich bereits bemerkt, wie du ihr aus dem Weg gehst, wie du sie ansiehst, Dämon.“ flüsterte Gideon vielsagend.

„Was willst du da genau gesehen haben, Gideon?“ knurrte Quinn ertappt.

Gideon atmete tief durch umrundete den schmalen Tisch, als wolle er das Schwert von der anderen Seite begutachten.

„Ihr seid beide ungebunden, Quinn. Und komm mir nicht damit, dass sie viel zu jung sei. Das geht mir am Arsch vorbei! Ich will, dass sie einen Gefährten hat, auf den wir uns alle verlassen können. Der für sie alles riskiert. Wenn du dieser Dämon sein willst, musst du dich zu erkennen geben.“

Quinn stockte der Atem und sein Gesicht wurde fahl, was er dadurch verbergen wollte, in dem er sie schlichtweg umdrehte.

„Wieso weißt du soetwas immer?“ hauchte Quinn leise.

„Weil ich dafür ein Händchen habe! Du liebst diesen Engel, seit dem sie geboren wurde. Und ich habe schnell festgestellt, dass dies über das Verhältnis von Kind zu Pate hinausgeht. Ich habe nur bisher nicht verstanden, warum du dich zurückhältst.“

Gideon strich erneut über das Schwert, da einer der Krieger flüchtig zu ihnen hinübersah.

„Ich kann nicht, Gideon. Ich bin für sie verantwortlich, ja, aber ich kann doch nicht Evies Tochter angraben. Nicht, nachdem….“

„Aber willst du den dein Glück zurückstecken, nur weil du Rücksicht nehmen willst.“ unterbrach ihn Gideon schnell. „Du versuchst es nun schon so lange zu verbergen. Es gibt keinen Grund für mich, dich weiterhin in dieser Sache zu schützen und fortzuschicken. Und das habe ich! Aber damit ist Schluss. Naron weiß von ihrem Wunsch und hat schon die Rador der anderen Seite der Schlucht kontaktiert. Sie wissen, dass hier keiner der Dämonen einen Versuch wagen würde, Emma zu bezirzen. Dafür haben die zu viel Angst vor ihr, weil sie wissen, wie schwierig sein kann. Deine Zeit läuft ab, Quinn!“

„Was? Sie wollen Emma ….anbieten?"

Quinn entglitten die Gesichtszüge nun endgültig. Seine Muskeln spannten sich schmerzlich an. Meins, schrie alles in seinen Zellen.

„Allerdings! Evie ist zwar gar nicht begeistert davon, aber sie will dem Glück ihrer Tochter nicht im Weg stehen. Selbst wenn das heißt, dass sie sie fortschicken muss.“

Gideon schien plötzlich ehrlich bedrückt und traurig darüber, das merkte Quinn sofort.

„Aber sie sieht in mir doch keinen potenziellen Gefährten! Dazu bin ich ihr viel zu sehr Freund gewesen, als dass sie sich von mir angezogen fühlen würde.“

„Doch nur, weil du dich gleich zu Anfang, als sie bereit gewesen wäre, aus dem Staub gemacht und ihr zu verstehen gegeben hast, dass sie nie mehr für dich sein würde. Quinn, du hast dir selbst mehr zerstört dadurch, als irgendjemand sonst.“

„Wenn du das alles weißt, Gideon, warum hast du dann nicht vorher etwas unternommen?“ sagte Quinn nun säuerlich.

„Weil ich hoffte, dass du dich noch besinnst! Doch selbst gerade, als du hättest zugeben können, dass du dich für sie interessierst, hast du nichts getan. Nichts!“

Gideon richtete sich ruckartig auf und lachte.

„Ja, wir müssen vielleicht wirklich bessere Waffen haben.“

Ein junger Krieger ging in diesem Moment am Zelt vorbei und sah ihn verwirrt an. Ging aber seelenruhig weiter und richtete seinen Brustpanzer.

„Was soll ich nun machen? Hast du eine Idee?“ fragte Quinn etwas lauter als zuvor.

„Gib dich erstmal zufrieden, mit dem was du hast. Sobald ich mehr dazu weiß, werde ich dir sofort bescheid geben“

„Ok. Danke.“ Sagte Quinn wirklich dankbar. Denn er wusste genau, was Gideon mit den letzten Worten meinte. Er würde sich von nun an ins Zeug legen müssen, um Emma für sich gewinnen zu können. Allerdings würde er es nicht offensichtlich tun, sondern verborgen und hoffen, dass er genug Zeit dafür haben würde.

2

Emma ließ sich von einer Dienerin die Schnüre am Rücken festziehen.

Viel lieber hätte sie so eine Korsage, wie ihre Mutter gehabt, doch sie gab sich mit dem zufrieden, was ihr zu Verfügung stand. Erstmal. Sobald sie ihren Rang in den Reihen der Krieger eingenommen hatte, würde sie sich neue Kleider herstellen lassen.

Leider war sie etwas spät dazu übergegangen, Nahkampf zu trainieren. Allerdings musste sie auch erst ihre Hexenkräfte kontrollieren lernen, damit sie ihre Trainingspartner nicht unnötig verletzte. Somit war sie aber Klassen schlechter als ihr Bruder, der schon seit Monaten im Außeneinsatz war. Gut, er war auch ausgetickt und beinahe Amok gelaufen, aber sonst…

Der letzte Knoten war geschürt.

Emma betrachtete sich im Spiegel. Ihre langen dunkelblonden Haare hingen geflochten den Rücken hinunter. Statt eines Rockes trug sie eine schwarze Lederhose, die ihr bis zu den Knien reichte und hervorragend zu ihrer schwarzen Korsage passte.

Die Dienerin hielt ihr bereits ihre Scheide hin, in der ihre beiden Kurzschwerter steckten. Emma behielt die Flügel eng am Körper, damit sie ihr die Lederriemen umbinden konnte.

„Du siehst furchteinflößend aus, Herrin.“

„Danke. Das will ich auch! Mal sehen, wer heute den kürzesten Strohhalm gezogen hat und gegen mich antreten muss.“ sagte Emma enttäuscht.

„Es sollte ihnen eine Ehre sein. Ich bezweifle, dass sie es bedauern, gegen dich antreten zu dürfen.“

„Du schmeichelst mir umsonst. Ich bin nicht gut genug. Nur eine Last und Verpflichtung für sie. Behaupte bitte nicht das Gegenteil!“

Die Dienerin zuckte verlegen zusammen. Nicht nur wegen des Tones, den Emma angeschlagen hatte, sondern auch, weil sie sich ertappt fühlte.

Dann drehte sich Emma von ihr weg und verließ das Zelt.

Draußen wartete schon eine übersichtliche Menge an Kriegern, die diesmal nur darauf warteten, dass Emma das Zelt verließ. Viele tuschelten miteinander und verstummten, als sie die Halbdämonin sahen. Andere standen starr vor ihr.

Na toll, dachte Emma entgeistert, auch noch vor Publikum. Schlimmer geht’s kaum. Sie trainierte wirklich gerne, aber immer nur in kleinen Gruppen, nicht mit so zahlreichen Zuschauern.

Sie raffte sich jedoch zusammen, hob die Schultern und betrat die Mitte des imaginären Kreises.

Allerdings sackte ihr die Kinnlade herunter, als sie diesmal ihren Gegner ausmachte. Denn noch gestern hatte sie erfahren, dass Billok gegen sie kämpfen sollte. Mit gemischten Gefühlen hatte sie diese Nachricht vernommen. Doch nun stand nicht dieser Dämon vor ihr, sondern…

Quinn.

Der viel größere Dämon stand ein paar Schritte von ihr entfernt und band sich seine Armschienen. Emma schluckte schwer.

Schon einige Kämpfe hatte sie bestritten, manche sogar gewonnen, doch gegen ihn antreten zu müssen, war fast grausam.

Er war einer der besten Krieger, die sie kannte. Wie sollte sie nur mit ihm mithalten können? Gar nicht. Er würde sie fertig machen, da war sie sich sicher.

Doch Quinn lächelte nur, als er sie sah und kam langsam auf sie zu. Emma zitterte plötzlich. Der Anblick des viel größeren Dämons war mit einem Mal verwirrend. Schon oft hatte sie ihn in seiner Kampfausrüstung gesehen und bewundert, doch selbst im Kampf erlebt, noch nicht.

Diesmal reagierte ihr Körper aber anders auf ihn, als sonst. Sie bekam Herzrasen, was sie definitiv auf den Kampf selbst zurückführte und ihr wurde flau im Magen.

Als er dann ganz nah an sie heran getreten war und vor ihr stand, bekam sie kein Wort heraus, obwohl sie ihr auf der Zunge lagen.

„Hast du nichts auszusetzen, Emma?“ fragte Quinn amüsiert.

Sie schüttelte lediglich den Kopf, was ihr schon mehr als schwer fiel.

„Ich dachte, du würdest mal etwas anderes versuchen wollen. Du möchtest doch Beachtung, oder? Also ich beachte dich immer. Du wolltest kämpfen. Nun trittst du gegen den Besten an.“ sagte er egozentrisch. „Also? Bereit?“

„Nein.“ sagte sie ehrlich. „Da ich dich kenne, weiß ich, dass du aber keine Wiederrede zulassen wirst, oder?“

„Ehm, nein.“

Langsam zog er sein Schwert, da er nur mit Einem gegen sie antreten würde. Er wollte ihr zumindest eine Chance lassen. Schließlich wollte er ihr gefallen und sie nicht vor allen anderen bloßstellen.

„Dann los. Zieh deine Waffen, Weib!“

Emma schluckte erneut.

Zum einen, da sie wirklich Angst vor ihm hatte. Zum anderen, da ihre Knie weich wurden, als er sie Weib nannte. Das hatte zuvor noch keiner. Jeder nannte sie beim Namen, liebevoll oder ehrfürchtig, doch nie hatte sie einer in diesem Ton angesprochen.

Dennoch ließ sein Blick keine Ablehnung zu, weshalb sie ihre Schwerter ergriff und versuchte, Kampfstellung zu beziehen.

Die umstehenden Dämonen blendete sie aus. Das hatte ihr Rachel als aller erstes beigebracht, damit sie von nichts abgelenkt werden würde und sich nur auf ihren Körper konzentrieren konnte. Die anderen wussten dies und verstummten, da keiner ihrer dummen, teils verletzenden Worten ihren Verstand erreichte. Aber auch, da Quinn sie böse ansah.

„Worauf wartest du, Emma? Greif an!“ grollte Quinn.

Die Dämonen rückten von den Kämpfern fort und machten ihnen Platz.

Emma atmete tief durch und griff an. Sie faltete ihre Flügel um ihren Körper, zuckte mit dem Schweif und sprang auf ihn zu. Mit einem schnellen Schlag mit der Rechten, traf sie auf sein Schwert, wurde aber gekontert. Dann schlug sie mit links und zwang Quinn sich abzuducken.

Verwundert stellte sie fest, dass er sich sehr klein machen konnte und ihrem Schwert entkam.

Also drehte sie nach links weg und trat nach ihm, um darauf gleich erneut zuschlagen zu können. Wieder parierte er spielend. Sie schnaubte genervt. Das es hart werden würde, war ihr sofort klar gewesen, doch keine Möglichkeit nutzen zu können, war erniedrigend. Dennoch versuchte sie es noch einmal, wobei sie sich plötzlich auf dem Boden wiederfand.

Er hatte ihr schlichtweg die Beine weggetreten.

Die Luft drückte sich aus ihren Lungen, als sie aufschlug. Doch sobald sie konnte, rappelte sie sich auf und griff ihn noch mal an. Diesmal war sie etwas schneller und erwischte ihn mit der rechten Klinge am Arm. Ein kleiner Schnitt, der aber blutete.

Sie hörte verwundertes Gemurmel, blendete es aber sofort wieder aus. Doch dies stachelte sie an, denn selbst Quinn schien überrascht.

Deshalb nutzte sie diesen kurzen Moment und griff erneut an.

Quinn reagierte jedoch blitzschnell und warf sie sich kurzerhand über die Schulter, nachdem er wieder in die Knie gegangen war, um ihren Schlägen zu entkommen.

Emma schlug hart auf dem Boden auf. Ihr ganzer Körper erzitterte vor Anspannung und begann zu glühen. Doch das imponierte Quinn in keinster Weise. Er kannte Emma gut genug, um zu wissen, dass dies ein Schutzmechanismus ihres Körpers darstellte, der bei Gefahr einsetzte. Ihre Kräfte saßen ihr jedoch unter der Haut, das wusste Quinn ebenso, weshalb er sie schnell beruhigen oder besiegen musste.

Ansonsten würde innerhalb weniger Minuten das Lager lichterloh brennen.

Quinn trat ihr Schwert weg, welches sie noch in der linken Hand hielt. Das andere hatte sie kurz vorher verloren und steckte im Sand. Dann setzte er sich kurzerhand auf sie, obwohl sie Schmerzen hatte, das sah er. Und obwohl sie schwer atmete. Doch das gehörte zu ihrer Lektion.

Er zeigte ihr seine Stärke. Seine Klinge drückte sich bedrohlich gegen ihre Kehle und ritzte ihre Haut ein.

„Verloren, Weib!“ grollte er.

„Geh von mir runter!“ krächzte sie leise.

„Du hast verloren, Emma. Nimm´s hin. Ich werde immer stärker als du sein!“

Sauer riss sie die Augen auf. Wollte er sie demütigen? Vor den Augen der anderen Dämonen. Obwohl sie erst gestern gestanden hatte, dass sie zumindest einen von ihnen begehrt hatte. Obwohl…hatte sie ihn wirklich begehrt? Nein. Eigentlich nicht.

„Ach ja?“ fragte sie stattdessen.

Quinn sah sie fragend an. Dann nickte er vielsagend.

„Das werden wir noch sehen.“ japste Emma leidvoll.

Quinns Gewicht drückte sie noch stärker gegen den Boden, obwohl sie wusste, dass er sich nicht gänzlich auf sie niederließ, da er sie sonst wohlmöglich zerquetschte.

Er zog eine Augenbraue hoch und stand dann langsam auf.

„Ist das eine Herausforderung, Emma?“

„Wenn du das so siehst, Quinn!“

„Allerdings, Weib. Tja, dein Glück, dass ich noch ein paar Tage länger hier sein werde. Somit kann ich diese Herausforderung sogar annehmen und jeden Tag gegen dich antreten.“

Emma drehte sich herum und entfaltete ihre Flügel, die leidvoll zuckten.

„Was? Jeden Tag.“

„Oh, ja. Du bist noch lange nicht in der Lage, mich zu besiegen.“ knurrte Quinn erhaben.

Langsam stand sie auf und funkelte ihn wütend an. Die Dämonen tuschelten wieder.

„Das kannst du nicht!“

„Oh doch. Ich habe darüber mit Gideon gesprochen. Du kamst gestern zu mir und ich habe einen Weg gefunden, dein Problem zu beheben.“ sagte er verschwörerisch.

Sie erstarrte.

Gideon wusste bescheid? Obwohl, er hatte ihr versichert, dass er davon niemandem erzählen würde. Sie hatte Gideon gestern aber gesehen im Lager. Eigentlich nur wenige Schritte von Quinns Zelt entfernt. Hatte er sie gehört?

Quinn konnte ihre Gedanken von ihrem Gesicht ablesen und beobachtet, wie sie überlegte.

„Wir sehen uns dann morgen früh wieder, Engelchen!“ knurrte Quinn.

Dann drehte er sich weg, machte irgendeine Geste in Richtung der Dienerin, die alles mitangesehen hatte und verschwand. Emma war nicht in der Lage etwas dagegen zu sagen.

„Das kann nicht dein Ernst sein?“

„Doch. Seine Idee gefiel mir sehr gut. Du wolltest doch, dass sich die Dämonen für dich interessieren. Er tut es doch! Wenn er nicht für dich da wäre, wer denn dann?“ fragte Gideon.

Emma zuckte mit den Schultern. „Das würde keiner, das weiß ich.“

„Ich verstehe dich nicht, Engel. Seid dem du denken kannst, kannst du dich auf Quinn verlassen. Er war der Erste Dämon, der dich neben deinem Vater gehalten hat, ohne Vorbehalte. Er war immer für dich da, als du klein warst.“

„Ja. Als ich klein war. Seid dem ich aber meine Kraft einschätzen kann und meinen Weg gehen will, geht er mir aus dem Weg.“

Sie stemmte die Hände in die Hüfte und sah in wütend an. Gideon musterte sie. Die lederne Kampfkleidung stand vor Sand und roch merkwürdig. Gleichzeitig standen ihr die Haare ab, die ihren Weg aus dem Zopf gefunden hatten.

„Warum denn nur? Wohlmöglich, weil du ihm gefährlich werden könntest? Weil du herangewachsen bist und nun nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen bist? Du bist schon etwas kurzsichtig, oder?“

„Wie meinst du das?“ fragte sie sichtlich verwirrt.

„Emma… Du bist erwachsen geworden! Eine Frau, wenn du so willst. Und was machen ungebundene Dämonen?“

Plötzlich riss sie die Augen auf und sah ihn fassungslos an.

„W-Willst du .. damit andeuten…?“

„Er nimmt deine Herausforderung an! Du hast ihm diese Möglichkeit angeboten. Jetzt musst du sehen, was du damit anfängst.“

„Aber. Er. Ist….“

„Ein wirklich guter Krieger! Ehrsam. Gutmütig. Gleichzeitig bedrohlich und brutal. Vertrauenswürdig. Soll ich weiter machen? Erwägst du nun, deine Herausforderung zurückzuziehen und die Einzige Möglichkeit auszuschlagen hier in Talon? Haben sich denn andere schon angeboten?“

„Nein. Das nicht. Aber er ist doch so alt? Er könnte mein Vater sein, denn er ist älter als er. Und er ist mein Freund.“

„Er ist sogar mehr als das, Emma. Er kennt dich besser, als jeder andere. Überleg dir gut, was du tust. Nur eines darfst du auf gar keinen Fall, ihn anlügen. Verletz ihn nicht. Das hat er wirklich nicht verdient.“

„Ich würde ihn niemals verletzten, Gideon. Er ist mir wichtig!“

„Ah, ja?!“ sagte Gideon nickend und wandte sich dann von ihr ab. „Tut mir leid. Aber ich muss mich noch um andere Dinge kümmern. Dein Vater hat jemanden eingeladen. Andere Rador werden kommen, um dich persönlich kennenzulernen. Du bist begehrter, als du vermutest, Emma.“

Sie sah ihm verwundert nach. Andere Rador? Na das kann ja noch was werden, dachte sie. Ganz toll. Entweder ließ sie es zu, dass Quinn ihr Avancen machen würde. Ihr! Oder andere würden um sie werben.

Sie musste unbedingt mit jemand anderem darüber reden, doch mit wem? Ihre Mutter schied aus. Das konnte sie nicht mit ihr besprechen.

Also blieb nur noch eine. Alana, die Leopardin. Gideons Geliebte. Nicht Gefährtin, aber wichtigste Liebesgeschichte dieser Zeit.

3

Alana hockte ganz allein auf dem Vorplatz.

Sie beobachtete mal wieder die Höhlengänge auf diesem Gelände, da kleine Tiere darin lebten, die ab und an zu Tage kamen. Diese kleinen Quälgeister verunstalteten den Hof, waren aber auch nicht zu stoppen.

Emma kam ganz langsam die Treppe herunter, bis zur letzten Stufe und rief ihr so leise wie möglich zu.

„Alana? Hast du kurz Zeit?“

„Eigentlich nicht.“ Sagte sei abwesend, richtete sich aber auf und kam zu ihr herüber.

Dann setzte sie sich neben Emma auf die Treppe und klopfte neben sich. Emma tat was sie verlangte und setzte sich daneben.

„Ich habe ein großes Problem!“

„Ja, das glaube ich. Du weißt, das Gideon mir alles erzählt, oder? Also, was ist mit dir und Quinn?“

Emma schnaubte leise.

„Wissen es denn schon alle?“

„Nein, Süße. Keine Sorge! Aber Gideon dachte schon, dass du zu mir kommst! Deine Mutter ist meine Freundin und kommt auch mit all ihren Sorgen zu mir. Das ist schon ok. Also, sag mir, wie kann ich dir helfen?“

„Es wissen also nur du und Gideon, sowie Quinn selbst davon?“

Alana nickte und lächelte.

„Gut. Ok. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß ja noch nicht mal, ob er mich wirklich wollen würde. Er ist mein Pate. Mein Freund. Der Vertraute meiner Mutter und war jahrelang ihr Partner.“

„Richtig. Denn auch sie konnte sich immer auf seine Hilfe verlassen. Also, wo ist denn dann das Problem. Du liebst ihn doch!“

„Natürlich! Er gehört ja irgendwie zur Familie. Und das meine ich doch.“

„Dann vergiss das einfach mal. Was siehst du dann, wenn du ihn ansiehst? Eine gute Wahl, oder? Wenn du es ganz nüchtern betrachtest, ist er genau der Dämon, den jede Frau will, oder?“

„Oh nein, als Frau. Er ist ja nicht nur so alt. Er ist… ich meine…. Ich habe doch noch nie mit einem… und er schon. Er hatte doch schon so viele Frauen!“

„Halt, halt, halt. Ja er ist älter als du. Und? Sie mich und Gideon. Er ist doch auch viel älter als ich. Und trotzdem liebe ich ihn, so wie er ist. Davon habe ich mich nie abschrecken lassen. Und was Quinn und die Frauen betrifft. Das war einmal, Süße. Er hatte schon seid sehr, sehr vielen Jahren keine Dämonin mehr. Nicht, seid dem du auf der Welt bist, süße!“

„Was? Ach komm schon?“

„Nein wirklich! Das weiß ich, weil ich ihn selbst mal gefragt habe. Ist noch gar nicht so lange her. Er hat schon lange keine mehr gehabt, weil er schlichtweg keine Lust mehr darauf hatte, sich durch die Betten zu vögeln und doch enttäuscht zu werden. Früher war er anders. Bis dein Vater es schaffte, Evie zu gewinnen. Seid dem ist ihm die Suche zu wider.“

„Er tut mir irgendwie leid. So lange nach seiner Gefährtin zu suchen und nie zu finden.“

„Ja. Genau das ist es ja. Irgendwann verlieren die Dämonen ihre Motivation. Und glaube mir, dass du unerfahren bist, spielt keine Rolle.“

„Aber wenn er um mich werben würde und ich doch nicht seine Gefährtin wäre. Was dann? Dann hätte ich trotzdem mit meinem Paten geschlafen!“

„Wieder halt! Begehrst du ihn?“

„Bitte?“ Emma sah sie entrüstet an.

Alana strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Nein wirklich. Findest du ihn anziehend?“

„Ich weiß nicht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Bisher zumindest. Aber wenn ich so überlege… Er ist schon irgendwie lecker.“

Alana kicherte leise und legte den Arm um Emmas Schulter.

„Pass auf. Denk darüber nach. Morgen wird er wieder gegen dich antreten, denn er will dich beeindrucken. Die Rador verehren die Stärke der Krieger und du willst Eine werden. Also reiß dich zusammen und versuch ihn zu bezwingen. Er wird dich so lange bekämpfen, bis du ihn besiegst.“

„Dann werden es lange harte Jahre glaube ich, denn ihn werde ich nie besiegen.“

„Das ist es ja gerade. Er hat einen ganz cleveren Weg gewählt. Die anderen wissen nicht, dass er um dich wirbt, auf diese Art. Aber er tut es, vor ihren Augen. Und er weiß, dass du ihn nie schlagen wirst. Nicht so!“

„Das verstehe ich nicht.“ gab Emma besorgt zu.

„Na ganz einfach, Süße. Er zwingt dich, jeden Tag mit ihm zu verbringen. Jeden Tag, dich sehen, dich Berühren. Ohne, dass es irgendeiner ahnt.“

Nun endlich fiel bei Emma der Groschen.

„Er hat Angst, dass es meine Eltern mitbekommen?“