Dante — Der Prophet der Hoffnung - Marc Fochler - E-Book

Dante — Der Prophet der Hoffnung E-Book

Marc Fochler

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Beschreibung

Hat Dante in seiner "Göttlichen Komödie" tatsächlich eine exakte Prophezeiung niedergeschrieben? Ist das sogenannte Veltro-Rätsel in Wirklichkeit die verschlüsselte Ankündigung einer realen Person, die erst Jahrhunderte nach dem Tod des Dichters die Bühne der Weltgeschichte betritt? Und wenn dem so wäre, welche Konsequenz folgte daraus? Auf diese Fragen versucht vorliegendes Buch eine Antwort zu geben, die für viele recht verblüffend sein mag.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Marc Fochler

DanteDer Prophet der Hoffnung

Überlegungen zur Entschlüsselung des Veltro-Rätsels

Copyright: © 2021 Marc Fochler

Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Umschlaggestaltung: Eventomaxx GmbH

Titelbild: iStock.com / Bill Anastasiou

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Softcover

978-3-347-70850-1

Hardcover

978-3-347-70851-8

E-Book

978-3-347-70852-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Meinem Vater Karl-Heinz Fochler

Meinen Söhnen Cajus und Julius

Inhalt

I. Einleitung

II. Dante degli Alighieri – „Il Sommo Poeta“

III. Die Commedia – Eine Kathedrale aus Worten

1. Name des Werkes

2. Eine Kathedrale aus Worten

a) Weisheit der Planung – Die numerischen Grundlagen

b) Stärke der Ausführung – Die Bausteine der Commedia

c) Schönheit der Commedia – Die Dichtung

3. Kurze Inhaltsbeschreibung der Commedia

4. Die Reliquien in der Kathedrale der Worte

IV. Die „Veltro Prophezeiung“ – Kriterien zur Prüfung einer Vorhersage als Prophezeiung

1. Vorhersage mit nicht menschlich vorhersehbarem Inhalt

2. Authentizität der Vorhersage – Nachprüfbarkeit und Weitergabe

3. Verständlichkeit der Vorhersage

4. Zwischenergebnis

V. Gegenstand der Untersuchung – die Veltro Vorhersage

VI. Vorüberlegung zur Enträtselung der Veltro Vorhersage

VII. Die Obersätze der Veltro Vorhersage

1. Die Vorhersage des Vergil

a) Erste Handlung des Veltro – Tötung der Wölfin

b) Erste Beschreibung des Veltro – Eigenschaften, die ihn nähren

c) Zweite Beschreibung des Veltro – Seine Nation oder Geburt

d) Zweite Handlung des Veltro – Heilung Italiens

e) Dritte Handlung des Veltro – Jagd durch alle Städte

2. Die Vorhersage der Beatrice

a) Dritte Beschreibung des Veltro – Erbe des Adlers

b) Vierte Beschreibung des Veltro – Ein Fünfhundertzehn und Fünf

c) Fünfte Beschreibung des Veltro – „Stelle“ und „Sbarro“

d) Vierte Handlung des Veltro – Tötung der Dirne und des Giganten

VIII. Subsumtion

1. Napoleone di Buonaparte – Ein Kaiser wird geboren

2. Die Vorhersage Vergils

a) Erste Handlung des Veltro – Tötung der Wölfin

b) Erste Beschreibung des Veltro – Eigenschaften, die ihn nähren

c) Zweite Beschreibung des Veltro – seine Nation oder Geburt

d) Zweite Handlung des Veltro – Heilung Italiens

e) Dritte Handlung des Veltro – Jagd durch alle Städte

3. Die Vorhersage der Beatrice

a) Dritte und vierte Beschreibung des Veltro – Erbe des Adlers und ein Fünfhundertzehn und Fünf

b) Fünfte Beschreibung des Veltro – „Stelle“ und „Sbarro“

c) Vierte Handlung des Veltro – Tötung der Dirne und des Giganten

4. Der Veltro erscheint

5. Zusammenfassung

IX. Abschluss der Untersuchung – Die Vorhersage des Veltro als echte Prophezeiung

1. Vorhersage mit nicht menschlich vorhersehbarem Inhalt

2. Authentizität der Vorhersage – Nachprüfbarkeit und Weitergabe

3. Verständlichkeit der Vorhersage

4. Endergebnis

X. Gedanken zum Schluss

XI. Literaturverzeichnis

Alle Menschen, denen eine höhere Natur die Liebe zur Wahrheit einprägte, lassen es sich wohl hauptsächlich angelegen sein, sowie sie durch die Bemühung der Altvordern bereichert worden, so auch ihrerseits für die Nachkommen sich zu bemühen, dergestalt, daß die Nachwelt Etwas durch sie erhalte, wodurch sie bereichert werde.

Dante Alighieri, Monarchia,

1. Buch, 1. Kapitel, Ziff. 1

I. Einleitung

Bekanntlich begehen wir im Jahr 2021 die Todestage von zwei Menschen, die die Geschichte Europas außergewöhnlich geprägt haben. Nicht nur den von Napoleon Bonaparte, der 1821 im Exil auf St. Helena verstarb, sondern auch den von Dante Alighieri, der 1321, ebenfalls im Exil, in Ravenna sein Leben beschloss.

Dante Alighieri hat in der Kulturgeschichte des Abendlandes so tiefe Eindrücke hinterlassen, dass man auch über Italien hinaus noch heute von ihm als dem größten aller Dichter, „Il Sommo Poeta“, spricht. Er ist es, den man nicht nur als einen der Väter des modernen Italienisch bezeichnen darf, sondern auch und in erster Linie als den Schöpfer eines Werkes, das Boccaccio, Petrarca und viele nach ihnen Kommende in tiefstes Erstaunen und Bewunderung versetzten. Er schuf das große Werk, welches unter dem Namen „Die göttliche Komödie“ oder „Commedia“ weltbekannt wurde.

Papst Franziskus würdigte anlässlich des 700. Todesjahres Dante durch ein am 25. März 2021 erschienenes Apostolisches Schreiben, welchem er den Titel „CANDOR LUCIS AETERNAE“ (Glanz des ewigen Lichtes) gab. Er bezeichnet Dante hierin bereits in der Einleitung ausdrücklich als „Prophet der Hoffnung und Zeuge des dem menschlichen Herzen innewohnenden Durstes nach dem Unendlichen“. Viel besser als etliche andere, so der Papst wenige Absätze später, habe Dante es verstanden, mit der Schönheit der Poesie die Tiefe des göttlichen Geheimnisses und der Liebe auszudrücken. Seine Dichtung, in der der menschliche Geist zu höchstem Ausdruck finde, sei Frucht einer neuen und tiefen Eingebung, deren sich der Dichter bewusst gewesen sei, als er sie das »heilige Gedicht« nannte, „an das Himmel und Erde Hand angelegt haben.“ 1

Gleichzeitig wirft der Papst zum Ende seines Apostolischen Schreibens jedoch auch einige Fragen auf, indem er ausführt: „Aber das Werk des Sommo Poeta hält auch einige Provokationen für unsere Zeit bereit. Was hat er uns, in unserer Zeit, mitzuteilen? Hat er uns noch etwas zu sagen, zu geben? Hat seine Botschaft auch für uns eine Aktualität, eine Funktion? Kann sie uns weiterhin herausfordern?“ 2

Die nachfolgende Untersuchung wird diesen Fragen in einem Teilbereich nachgehen.

So enthält das Hauptwerk Dantes, des „Propheten der Hoffnung“, wie bereits seit Jahrhunderten in der Literaturwissenschaft unbestritten, an zwei Stellen eine Vorhersage, die allgemein als die „Veltro Prophezeiung“ betitelt wird und deren Auslegung durch spätere Generationen noch zu keinem endgültig überzeugenden Ergebnis geführt hat. Aber wird diese Vorhersage nicht vielleicht etwas vorschnell als eine „Prophezeiung“ bezeichnet?

Das Lexikon definiert den „Propheten“ als den Empfänger einer göttlichen Offenbarung durch Gesichte (Vision) oder Hören (Audition) und Künder des Gotteswillens oder des Verborgenen oder des Zukünftigen.3 Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia erläutert hierzu, dass die Prophezeiung „eine Verkündigung von Botschaften durch Propheten, inspiriert von bzw. im Auftrag Gottes bzw. einer Gottheit“4 sei. Der Unterschied zu einer Weissagung oder einem Orakel liegt daher gerade darin, dass der Prophet nicht unbedingt um die Kenntnis der Botschaft gebeten hat, sondern er mit oder ohne sein Zutun von der höheren Macht als Mittler der Botschaft ausersehen wurde.

Bildlich gleicht der Prophet damit dem mittelalterlichen Herold, der nur die Aufgabe hat, das, was ihm von seinem (göttlichen) Herrn aufgetragen wurde, zu verkünden.

Die Bibel kennt vielfache Beispiele von Propheten, wie zum Beispiel die vier Großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel, die ihre Botschaften von Gott erhielten und diese verkündeten. Die Prophezeiungen der Bibel betreffen im Übrigen nicht zwingend zukünftige Ereignisse, sondern können zum Beispiel auch Gottes Missfallen über damalig gegenwärtige Zustände zum Inhalt haben. In der griechisch-römischen Mythologie wird dieser Dienst der Übermittlung des Willens der Götter sogar selbst von einem Gott, von Hermes beziehungsweise Mercur als sogenanntem Götterboten wahrgenommen.

Eine Prophezeiung setzt somit unabdingbar das Vorhandensein einer Wesenheit voraus, die dem menschlichen Propheten oder göttlichen Boten seine Botschaft auf- oder eingegeben hat. Sofern sich daher das Vorliegen einer solchen Prophezeiung beweisen ließe, würde damit auch bewiesen sein, dass die genannte Wesenheit existiert, die dem Propheten ihre Botschaft eingegeben hat. Es wäre letztendlich eine Form eines Gottesbeweises.

Es stellt sich also die Frage, ob im Werk Dantes tatsächlich eine Prophezeiung im vorgenannten Sinne verborgen sein könnte. Zur Untersuchung dieser Frage, soll damit begonnen werden, eine Grundlage für eine Bewertung zu schaffen, indem zunächst das Leben des Dante Alighieri sowie sein Werk, die Commedia, näher beschrieben wird. Danach soll aufgezeigt werden, welche prinzipiellen Anforderungen zu stellen sind, damit eine Vorhersage als Prophezeiung qualifiziert werden kann. Daran anknüpfend wird im weiteren Gang der Untersuchung der Frage nachgegangen, ob es konkret in der Commedia eine als Prophezeiung qualifizierbare Vorhersage gibt und wie diese im Hinblick auf die Denkweise der Zeit sprachlich und im historischen Zusammenhang auszulegen ist. Im Anschluss wird geprüft, ob sich die Vorhersage durch konkrete historische Tatsachen nachweislich erfüllt hat. Ist dies der Fall, wird abschließend anhand der aufgezeigten allgemeinen Kriterien überprüft, ob die Vorhersage Dantes und deren Erfüllung auch die formalen Voraussetzungen erfüllt, die an eine echte Prophezeiung zu stellen sind und ob daher im Ergebnis auf eine auf- oder eingebende Wesenheit rückgeschlossen werden kann. Zu dem so gefundenen Ergebnis sollen dann noch einige Schlussüberlegungen angefügt werden.

1 Paradiso, XXV. Gesang, Vers 1-2

2 Candor lucis aeternae, Ziff. 9, 2. Abs.

3 Bertelsmann, Bd.12 "Pots-Satl", unter Prophet

4 https://de.wikipedia.org/wiki/Prophezeiung; Stand 25.08.2021

II. Dante degli Alighieri – „Il Sommo Poeta“

Geboren wurde Dante degli Alighieri, der eigentlich Durante hieß, denn Dante ist nur die Kurzform seines Vornamens, im Jahr 1265, wohl zwischen dem 18. Mai und 17. Juni5 in San Marino del Vescovo, einem Stadtviertel von Florenz. Damit war er von Geburt an Bürger einer Stadt, die den wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des damaligen Italiens und damit Europas darstellte, nachdem Rom einen beispiellosen Niedergang erlebt hatte. Um die 90.000 Einwohner bevölkerten zur Zeit von Dantes Geburt die Häuser und Geschlechtertürme, die Plätze und die mit einem überreichen Warenangebot ausgestatteten Märkte innerhalb der Stadtmauern. Florenz war damit eine der größten Städte Europas und auch an wirtschaftlicher Kraft kam ihr kaum eine andere Stadt gleich. Florentiner Kaufleute handelten mit der ganzen Welt und die Bankhäuser der großen und reichen Familien der Stadt wie der Bardi, der Peruzzi, der Acciaiuoli, aber auch der Cerchi unterhielten überall in Europa bereits Filialen.

Das Geburtshaus Dantes lag inmitten einiger Häuser, die von den d´Alighieri bewohnt wurden, an der Piazza San Martini und ist im Übrigen nicht identisch mit dem Haus, welches Florenz heute den Touristen als Haus Dantes präsentiert. Sein Geburtshaus wurde bereits im Jahr 1302 im Zusammenhang mit Dantes Verurteilung niedergebrannt und abgerissen.

Dante entstammte einer alten und vornehmen Familie des florentinischen Stadtadels, welche ihre Herkunft aus „dem Samen“ eines alten Römergeschlechts herleitete, das schon in der Gründerzeit Florenz kolonisierte.6 Dantes Ur-Urgroß-vater Cacciaguida degli Elisei7 hatte von König Konrad III. den Ritterschlag erhalten und war daraufhin mit dem Kaiser ins Heilige Land gezogen, wo er auf dem zweiten Kreuzzug umkam. Dante lässt diesen Urahn in seiner „Commedia“ im Paradiso, im XV. bis XVII. Gesang, auftreten, wo er Dante die Zukunft weissagt.

Trotzdem waren die Alighieri wohl nicht reich, sondern eher wohlhabend zu nennen. Sie gehörten weder zum alten Lehensadel noch zu den Magnaten.8 Der Vater, Alighiero di Bellincione d’ Alighiero, arbeitete als Richter und Notar, verdiente sein Geld aber auch als Geldverleiher.9

Von der Mutter wusste man lange Zeit nur, dass sie „Bella“ hieß und früh den Tod fand. Neueren Forschungen zufolge war ihr Name Bella degli Abati und sie verstarb vor 1270, also noch in Dantes Kleinkindalter. Dante wäre dann bei ihrem Tod fünf oder sechs Jahre alt gewesen. In zweiter Ehe heiratete sein Vater Lapa di Chiarissimo Cialuffi und aus dieser Verbindung gingen zwei Halbgeschwister Dantes hervor.

Dante hat seine gesamte Familie in seinen Werken kaum erwähnt, obwohl er sonst viele Persönlichkeiten seiner Zeit auftreten ließ. Ob hieraus der Rückschluss zu ziehen ist, Dante hätte sich zum Zeitpunkt der Abfassung seiner Werke bereits mit seiner Familie überworfen oder habe ihr aus unbekannten Gründen gezürnt, muss hier aus Mangel an Belegen offenbleiben.

Dante erwarb seine Bildung zunächst wahrscheinlich im Konvent des Dominikanerklosters Santa Maria Novella und vielleicht auch im Franziskanerkonvent von Santa Croce10, wo er unter anderem auch von Brunetto Latini unterrichtet wurde oder zumindest Lesungen von ihm gehört hat. Dieser war damals einer der führenden Gelehrten in Florenz und Dante setzt ihm im Inferno seiner Commedia ein bleibendes Denkmal.11

Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, führte Dante das typisch freizügige Leben eines jungen Edelmanns aus der begüterten Oberschicht, der „jeunesse dorèe“, wie man diese Jugend später einmal treffend bezeichnen sollte. In dieser Zeit lernte er auch den zehn Jahre älteren Guido Cavalcanti kennen. Dieser entstammte einer der großen Guelfenfamilien von Florenz und er und Dante wurden gute Freunde. Aus der Vita Nuova kann man entnehmen, dass Dante und sein Freund Cavalcanti die nach ihrer Meinung 60 schönsten Frauen von Florenz durchnummeriert hatten und die Nummern sehr wohl kannten.12

Daneben hatte Dante jedoch auch zwei nachhaltige Begegnungen mit einer Frau oder zunächst eher mit einem Mädchen, welche sein Leben und sein Werk bestimmten, Beatrice Pontinari. Er begegnete ihr nur zu zwei Gelegenheiten, erstmalig 1274 im Alter von neun Jahren und zum zweiten Mal 1283 im Alter von achtzehn Jahren. 1290 verstarb sie bereits als Opfer einer Epidemie. Dante widmet ihr und ihrem Tod sein Werk „Vita Nuova“ und auch in der Commedia ist eine Beatrice Dantes Führerin durch das Paradies. Ob diese dichterische Beatrice allerdings jene Beatrice Pontenari ist, ist bis heute umstritten.13

Ansonsten vertrieb sich die „jeunesse dorèe“ ihre Zeit mit gemeinsamem Trinken und der Jagd in den Wäldern um Florenz. Dante selbst gibt von seinen Jagdkenntnissen Zeugnis, wenn er zum Beispiel im Inferno als Allegorie eine Hetzjagd auf Wölfe beschreibt:

Er jagte Wolf und Wölflein zu dem Berge,

Der den Pisanern Luccas Anblick hindert,

Mit mageren Hunden, wilden und durchtriebenen,

Gualandi und Sismondi und Lanfranchi,

hat er vor seiner Jagd einhergetrieben,

Nach kurzem Lauf schon schienen mir ermüdet,

Vater und Söhne; mit den scharfen Hauern,

Sah ich, wie ihre Flanken aufgerissen.14

Um 1285 heiratete er Gemma di Manetto Donati, wie es bereits in der Kindheit zwischen den Familien verabredet worden war. Sie war die Tochter Manetto Donatis und Cousine Forese Donatis, der wiederum der Bruder Corso Donatis war.15 Dante heiratete somit in eine der führenden und reichsten guelfischen Familien der Stadt ein, auch wenn seine Frau selbst wenig Mitgift mitbrachte.16 Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor.

Seiner Vaterstadt diente Dante auch als Soldat. 1289 kämpfte er als Mitglied in der Reiterei von Florenz in der blutigen Schlacht von Campaldino gegen die Ghibellinen und das benachbarte Arezzo. Die Schlacht stand zeitweise auf des Messers Schneide, aber das entscheidende Eingreifen der florentinischen Reiterei unter Corso Donati, mit dem Dante über seine Frau verwandt war, entschied den Tag zugunsten der Florentiner. Dante schrieb hierüber in einem als Fragment erhaltenen Brief: „Ich befand mich, kein Knabe mehr, unter den Waffen und fühlte damals gar große Furcht und später den größten Jubel infolge der wechselnden Vorfälle dieser Schlacht.“17

Neben dem Kriegshandwerk war es in den adligen Kreisen, in denen Dante verkehrte, auch üblich, die schönen Künste auszuüben, um eine verfeinerte Lebensart zu zeigen. So besuchte er Literatenzirkel, wo elitär-ehrgeizige Ziele in Kultur und Dichtkunst verfolgt wurden.18 Hier entdeckte Dante seine Liebe und Fähigkeit zur Dichtkunst.

Häufig war Dante im Übrigen in Geldnöten und nur seinen für ihn bürgenden Verwandten und Freunden verdankte er es, dass ihm überhaupt höhere Summen geliehen wurden.19

Zum Ende des 13. Jahrhunderts nahmen die politischen Spannungen in Florenz wie in ganz Italien stetig zu. In Florenz entstanden zwei Fraktionen innerhalb der nach der Vertreibung der kaisertreuen Ghibellinen alleinherrschenden Guelfen.

Der eine Teil, der sich Negri (schwarze Guelfen) nannte, scharte sich um Corso Donati, Il Grande Barone,20 dessen reiches Handelshaus die Wirtschaft von Florenz maßgeblich beeinflusste. Sie vertraten nach wie vor papsttreue und kaiserfeindliche Thesen und waren überwiegend Angehörige des florentiner Altadels. Ihre wirtschaftlichen Interessen gingen dahin, für Florenz immer neue Märkte zu erschließen und ungehemmt wirtschaftlich zu expandieren.21 Zu diesem Zweck knüpften sie internationale Handelsbeziehungen auch über Florenz hinaus und versicherten sich des Beistandes sowohl der römischen Kurie als auch des Französischen Königs, der in Neapel Fuß gefasst hatte.22

Ihnen entgegen standen die Bianchi (weiße Guelfen), allen voran die Familie der Cerchi, die ein Bankhaus besaßen. Die Cerchi waren nicht von altem Adel und stützten ihre Macht auf die „popolani“, die bürgerlichen Bewohner der Stadt. Sie und ihre Partei der Bianchi traten zunehmend für eine Aussöhnung mit dem Kaiser ein und erkannten seine beherrschende Rolle in der weltlichen Ordnung an. Sie näherten sich damit stark ghibellinischen Ansichten an und pflegten auch Verbindungen zu den Ghibellinen. Gleichwohl standen sie für die Unabhängigkeit der Stadt, insbesondere gegenüber den weltlichen territorialen Machtansprüchen des Kirchenstaates.23 Auch ihre Handelspolitik unterschied sich von der der Negri, da sie eine regionale, stadtnahe Handelspolitik verfolgten. Protagonist bei den Bianchi war neben der Familie Cerchi auch Dantes Freund Cavalcanti, der in vorderster Linie die Politik der Bianchi vertrat.

Das trennende Element zwischen den Gruppen der Negri und der Bianchi waren neben politischen Fragen daher auch gegenläufige wirtschaftliche Interessen.

Die Stimmung in Florenz heizte sich Jahr für Jahr weiter auf, während andere Städte in Italien bereits vom offenen Bürgerkrieg zerrissen wurden. Am 02. Mai 1299 kam es schließlich auch in Florenz zu einem Volksaufstand gegen das damalige Stadtoberhaupt, den Podesta, der der Fraktion der Negri zugeneigt war.

Auch Dante politisierte sich in dieser Zeit zunehmend und ergriff Partei. Nicht umsonst verdammt er in seiner Commedia die Meinungslosen in die Vorhölle, wo sie rastlos einer Fahne folgen müssen und lässt Vergil abfällig über sie sagen:

… Und er zu mir: “Solch elend Leben müssen

Die trüben Seelen jener Menschen führen,

Die ohne Lob und ohne Schande lebten.

Vermischt sind sie mit jenem bösen Chore

Der Engel, die einst, weder abgefallen

Von Gott, noch ihm getreu, allein gestanden.

Der Himmel will sich nicht mit ihnen schänden,

und auch die tiefe Hölle schließt sich ihnen,

Damit die Sünder sich nicht rühmen können.“24

Seit 1282 musste sich jeder, der ein Staatsamt in Florenz bekleiden wollte, in eine Zunft einschreiben. Dante folgte der Anweisung, wobei heute unbekannt ist, warum er sich gerade der Zunft der Ärzte und Apotheker zuwandte.25