Darina, die Süße - Maria Matios - E-Book

Darina, die Süße E-Book

Maria Matios

5,0

Beschreibung

Die bewegte Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert in einem ergreifenden Roman. Darina und die Bukowina: ein Leben und ein Land der Zwischentöne Ein kleines Dorf im Grenzland der Bukowina – dort lebt Darina. Sie ist scheinbar stumm und man sagt von ihr, sie sei "nicht ganz bei Verstand". Darina lebt allein im Bauernhaus ihrer Eltern. Einzig Zwytschok, dessen Herkunft niemand kennt, kümmert sich liebevoll um die Außenseiterin. Doch wie alle anderen im Dorf weiß auch er nicht, welche dramatische Geschichte sich in Darinas Vergangenheit verbirgt – eine Geschichte, die tief in die Kriegs- und Nachkriegswirren Osteuropas führt. "Die Grenzen änderten sich genauso schnell wie die Machtverhältnisse. Eines Morgens verließen die Huzulen ihre Häuser, um ihre Gemüseschläge zu bestellen, und plötzlich lagen ihre Gärten in dem einen Land, ihre Häuser in dem anderen. (…) Die Bevölkerung wurde zum Spielball von zwei Mächten, die weit über einzelne Staaten hinausgingen: da das stalinistisch-kommunistische Russland, dort Nazi-Deutschland, besessen vom Rassenwahn und der Idee vom Lebensraum im Osten im Sinne einer menschenverachtenden, gleichmacherischen Selbstüberhebung. (…) 'Die Geschichte führt Krieg gegen den Einzelnen' – mit diesem Satz der Autorin lässt sich der Roman 'Darina, die Süße' sehr zutreffend beschreiben." – Andrej Kurkow im Nachwort Mit erzählerischer Hingabe zeichnet Mario Matios die Sehnsucht der Menschen nach einem friedlichen Leben nach Darinas aufrüttelnde Geschichte gewährt vielfältige Einblicke in ein Land, das auch heute vor großen Herausforderungen steht. "Darina, die Süße" – Maria Matios' erstes Buch in deutscher Übersetzung – zeigt die archaische Gewalt der Sprache einer der bedeutendsten Gegenwartsautorinnen der Ukraine. "Ein Roman mit großer emotionaler Kraft, in dem die Geschichte einer Familie die bewegte Geschichte der Bukowina im 20. Jahrhundert in sich trägt. So viel Liebe und Talent hat Maria Matios investiert, dass ihre Darina den Leser weit über die Lektüre hinaus begleitet." Andrej Kurkow Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe Mit einem Nachwort zur Geschichte der Bukowina von Andrej Kurkow

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 256

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
5,0 (18 Bewertungen)
18
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Titel

Maria Matios

Darina,

die Süße

Roman

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

I.

„Maria, die Georginen, von wem habt Ihr die? Die sind so schön voll, und wie die leuchten!“, rief Wasjuta ihrer Nachbarin über den Zaun hinweg zu. „Was hab ich meine gehegt und gepflegt, aber sie sind trotzdem eingegangen. Haben sich eingerollt wie Schnecken, fertig, aus. Wer weiß, wer die unter die Finger gekriegt hat. Oder ob sich Warwara nachts an ihnen zu schaffen gemacht hat? Ob sie eine Hexe ist, Maria, was? Möchte nur wissen, was mit den Blumen los ist. Sie sind hin, was soll man machen, Unkraut, weiter nichts. Wenn sie hoch und voll sind, hab ich sie gern, aber nicht so mickrig“, sagte sie und warf ein Bündel Astern auf den Gartenweg.

„Also, ja, die sind wirklich schön! Alle kommen und wollen wissen, von wem ich die habe … die werden mir noch die Ernte verderben, toi, toi, toi“, antwortete Maria mit gespieltem Ärger über ihr Beet gebückt. „Ich hab sie von Darina, der Süßen. Und auch die Lilien und die Rose da. Im Frühling hat sie mir die gebracht.“

„Bevor sie’s wieder so schlimm erwischt hat?“

„I wo, später. Sie hat die ausgegrabenen Knollen durchs Dorf getragen wie ein Kind, das arme Ding. Hat sie in die Decke gewickelt, mit der sie sonst schläft, hat sie an die Brust gedrückt und gewärmt, und als sie damit ankam, hat sie die Dinger ausgewickelt wie ein Kind, wirklich. Das tut einem in der Seele weh, Wasjuta, das kann ich Euch sagen, da hab ich gleich aufgehört, zu zanken mit meinem Slawko, der ist ja wenigstens nicht behindert … hätte ihn doch der Schlag getroffen in meinem Bauch, wie der mir die Tage verhunzt mit seinem Selbstgebrannten. Wär er doch verbrannt damals, Herrgott nochmal … Dass ich Eiterpickel auf der Zunge kriege, was für dummes Zeug ich da rede!“

… Im Asternbeet, drei Schritt von Maria und Wasylyna entfernt, saß Darina, die Süße, flocht und löste ihren Zopf, der schon lange dünn und ergraut war, lauschte dem arglosen Gespräch und lächelte nur leise.

Sie hatten weder Grips im Kopf noch Gott im Bauch, ihre Nachbarn, wenn sie dachten, sie sei dumm. Denn Darina war nicht dumm, süß war sie.

Was war schon dabei, dass sie die Dahlienknollen in eine Decke gewickelt hatte? Es war gerade Schnee gefallen, und der Frost hatte noch nicht nachgelassen. Darina verteilte die Blumen im Dorf, denn sie hatte mehr Knollen ausgegraben, als Erdäpfel in ihrem Keller lagen. Und dann trug sie sie zu den Häusern, vor denen nie Blumen blühten. Hätte sie die Knollen etwa nackt durch die Kälte tragen sollen? Wasjuta trug ihren Enkel schließlich auch nicht bloß in Unterhosen zum Kindergarten, sondern wickelte ihn erst in eine Decke, nahm ihn dann auf und schuckelte ihn durchs Dorf. Was war eine Blume anderes als ein Kind?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!