Darkness' Schicksal - Maria Röhreich - kostenlos E-Book

Darkness' Schicksal E-Book

Maria Röhreich

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Beschreibung

Darkness ist geheimnisvoll, undurchschaubar und mächtig - und sie faszinierte damit viele Leser von Maria Röhreichs Fantasyroman Hexenrot. Doch wie wurde Darkness zu der, die sie in Hexenrot ist? In dieser Geschichte wird nun erzählt, wie alles begann... Aber auch alle, die Hexenrot noch nicht kennen, können Darkness' Schicksal ohne Vorkenntnisse lesen und die geheimnisvolle Hexe kennenlernen. Darkness' Schicksal von Maria Röhreich ist als kostenloses E-Book (ca. 96 Seiten) im Tomfloor Verlag erschienen.

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Maria Röhreich

Darkness'

Schicksal

 

Kapitel 1

 

31. Oktober 1911

 

Dunkelblaue Wolken türmten sich am Himmel auf und machten die Luft schwer. Die Sonne war gerade untergangen, nur ein schmaler goldener Streifen schimmerte noch unter den dämmrigen Gewitterwolken hervor. Ein kräftiger Herbstwind wirbelte rot-goldenes Laub über die Straßen und pfiff kalt um die Häuser.

Diana Holl hielt ihren nussbraunen Hut mit beiden Händen fest, als sie aus dem Hoftor des Gutshofes trat. Zwischen den hohen Mauern, die das Grundstück ihrer Familie umgaben, hatte sie den Wind kaum gespürt. Es war ein riesiges Grundstück, mit drei alten und sehr verwinkelten Herrenhäusern – immerhin brauchte eine so große Familie wie Dianas viel Platz. Nicht nur ihre Eltern, Geschwister und Großeltern lebten dort, sondern auch noch viele ihrer Tanten oder Onkel mit ihren Kindern.

Der Hof lag ein gutes Stück außerhalb des Dorfes, aber mit den Menschen dort hatte die Familie ohnehin nicht viel Kontakt. Es war, als wüssten die Dorfbewohner genau, dass die Holls anders waren als sie. Weder Diana noch ihre Geschwister gingen zur Schule, auch die Kirche besuchten sie nicht. Stattdessen verbrachten sie ihre Zeit damit, Kräutertinkturen herzustellen und die Lehren der alten Magie zu erlernen. Denn die Holls waren eine uralte Familie von Hexen.

Diana schwang sich die schwere Tasche auf die Schulter, die sie bei sich hatte und lief die staubige Straße entlang. Sie musste nur kurz durch das Dorf hindurch, nur am Rand entlang, weil ihr Ziel ebenso außerhalb lag wie das Gut. Im Dorf begegnete sie einigen Frauen und Männern, die sie brav grüßte, wie ihre Mutter es ihr eingeschärft hatte. Manchmal bekam sie ein höfliches Nicken zurück, doch die meisten sahen schnell in eine andere Richtung, als Diana vorbeiging. Doch das trübte Dianas gute Laune nicht.

Sie verließ das Dorf und bog auf eine holprige Landstraße ab. Sie beeilte sich, um ihr Ziel zu erreichen, bevor das Gewitter losbrach. Die kühle Luft roch bereits nach Regen. Der Wind wurde heftiger, als sie aus dem Schutz der Häuserreihen herauslief, so heftig, dass er ihr das Kleid um die Beine flattern ließ. Einige Strähnen ihres blutroten Haares stahlen sich unter ihrem Hut hervor und wehten ihr ins Gesicht. Sie warf einen Blick zum Horizont, wo sich das nahende Gewitter bereits über den abgeernteten Feldern auftürmte. Dicke, schwere Wolken schoben sich über den Himmel wie ein Gebirge aus bedrohlichen Stürmen.

Ein genüssliches Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Oh, wie sie diese unheilvolle Stimmung liebte, die vor einem Gewitter in der Luft lag! Es fiel ihr leicht, sich vorzustellen, wie die Wolken einen schwarzen Schlund freigaben und die Wilde Jagd mit all ihren grauenvollen Reitern daraus hervorpreschte … Sie sah vor ihrem inneren Auge sechsbeinige Rösser, zottelige Höllenhunde und finstere Elbenritter.

Dianas Fantasie war lebhaft und seit einiger Zeit fütterte sie ihre Vorstellungskraft allzu gern mit irischen Mythen. Als Hexe wusste sie, dass viele, sehr viele Mythen der Wahrheit entsprachen. Aber ob die Wilde Jagd genauso aussah, wie in den Büchern beschrieben, konnte ihr niemand beantworten.

»Das müsstest du die Elfen fragen«, hatte ihre Mutter ratlos geantwortet, als Diana sie danach gefragt hatte. »Aber ich glaube nicht, dass du so bald einer Elfe begegnen wirst. Schon gar keiner irischen.«

Also hatte sie ihre ganze Familie nach danach gefragt und Dianas Familie war groß. Einer von Dianas älteren Vettern hatte ihr schließlich versprochen, seine Kollegen bei den Wächtern nach der Wilden Jagd zu fragen, aber sie glaubte nicht, dass er es wirklich tun würde. Er nahm sie und ihre Fragen kaum ernst, weil sie erst fünfzehn war.

Die ersten Regentropfen fielen, als Diana den abgelegenen Bauernhof erreichte. Braune Fensterläden klapperten im Wind, der weiße Putz des Haupthauses war ausgegraut und an einigen Stellen abgeblättert. Hier lebte ihre beste Freundin Heiderose mit ihrer Familie.

Die Mädchen kannten sich seit ihrer Kindheit und verbrachten jede freie Minute zusammen. Rosie war keine Hexe, so wie Diana, aber sie kannte die Geheimnisse ihrer besten Freundin und hütete sie wie einen Schatz. Diana beeilte sich, das quietschende Gartentor hinter sich zu schließen und klopfte an die hölzerne Haustür. Rosie öffnete fast sofort, offenbar hatte sie bereits gewartet.

»Schnell, ich habe auf dem Dachboden alles vorbereitet!«, rief Rosie statt einer Begrüßung und zog Diana eilig mit auf den Dachboden.

Unter dem Dach war es laut, weil der Sturm die Dachziegeln zum Klappern brachte. Dutzende Kerzen brannten auf den Holzdielen und tauchten das Zimmer in ein flackerndes Zwielicht.

»Hast du die Bücher dabei?«, fragte Rosie aufgeregt, während Diana in der Mitte des Raumes auf dem Boden Platz nahm.

Ihr Hut streifte fast die Holzbalken des Dachs, so klein war der Raum.

Diana nickte. »Mein Vater bringt mich um, wenn er merkt, dass sie fehlen«, warnte sie, dann holte sie drei dicke Wälzer aus ihrer Tasche hervor.

Eins handelte von keltischen Mythen und heidnischen Ritualen – dieses konnte sie aus der Bibliothek ihres Vaters bedenkenlos ausleihen. Rosie und sie hatten schon Stunden damit verbracht, die Legenden zu lesen. Doch die anderen beiden wurden für gewöhnlich in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt, dessen Schlüssel Diana heimlich gestohlen hatte. Bücher über schwarze Magie.

Ihr Vater, der Meister von Dianas Familienzirkel, lehrte seine Kinder ausnahmslos gute Magie. Reine, unschuldige Naturzauber, Tränke-brauen und Kräutermagie. Niemals würde er einem Familienmitglied erlauben, dunkle Magie anzuwenden. Aus diesem Grund mussten Diana und Rosie sich hier treffen, wenn sie einen solchen Zauber ausprobieren wollten.

Rosie kniete sich auf den Boden. Sie war so aufgeregt, dass sie beinah eine der Kerzen mit ihrem Rocksaum streifte. »Zeig schon her«, bettelte sie ungeduldig, wobei ihre blonden Locken wippten. Sie sah so unschuldig aus, brav und puppenhaft. Niemand, der Rosie auf der Straße traf, würde vermuten, dass sie ihre Freizeit mit einer Hexe verbrachte.

Diana schob Rosie eins der Bücher zu, ganz wohl war ihr aber dabei nicht. Ja, sie brannte darauf, in den verbotenen Zauberbüchern zu blättern – aber was, wenn ihr Vater das herausfand? Würde er sie bestrafen? Vielleicht sogar fortschicken, weit weg von der Familie und dem Zirkel? Für einen Moment sah sie sich selbst in der Fremde, muttersehnend allein. Doch dann schüttelte sie energisch den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Wenn Vater mich fortschickt, arbeite ich mit Rosie auf dem Bauernhof, dachte sie. Und auch wenn der Gedanke ihr lächerlich erschien – sie war eine Hexe, was sollte sie jemals anderes tun als für den Zirkel oder die Wächter zu arbeiten – so beruhigte es sie doch, dass sie niemals allein sein würde. Nicht solange Rosie bei ihr war.

»Heute ist sogar der perfekte Tag für dunkle Magie«, plapperte Rosie begeistert und riss Diana damit aus ihren sorgenvollen Tagträumen.

»Es ist Samhain! Darüber haben wir vor ein paar Tagen erst in deinem Buch gelesen.« Rosie zeigte auf den dicken Band über keltische Mythen. Sie beugte sich vor, schlug das Buch auf und blätterte freudig bis zu der Seite, die sie suchte. »Hier war es. Samhain, in der Nacht des 31. Oktober, eins der vier großen irisch-keltischen Feste. Winteranfang, der Schleier zur Welt der Toten hebt sich und man hat Zugang zur Anderwelt«, fasste sie den Artikel zusammen.

Auch Diana beugte sich über das Buch, sodass ihre Köpfe nah bei einander waren. Der Duft von Rosies blonden Locken stieg Diana in die Nase und lenkte sie einen Moment ab. »Das … Also das mit der Anderwelt mag ja möglicherweise stimmen«, sagte sie, sobald sie sich wieder gefangen hatte. »Aber ich versichere dir, dass die Wirkung von Magie nichts mit dem Datum zu tun hat. Mit dem Mond, den Jahreszeiten – vielleicht. Aber nicht mit dem Datum.«

Rosie wirkte ein wenig enttäuscht. »Bist du dir sicher?«

»Hast du vergessen, dass ich eine Hexe bin?«

»Niemals«, grinste Rosie, dann griff sie nach einem der Bücher über schwarze Magie. »Wollen wir mal sehen, was böse Hexen so können.«

Und so blätterten sie stundenlang in den verbotenen Büchern, während draußen der Sturm tobte. Bis weit nach Mitternacht saßen sie im Kerzenschein auf dem Dachboden, und obwohl Diana Augen und Rücken schmerzten, war sie voller Energie. So war es immer, wenn sie Zeit mit Rosie verbachte. Sie fühlte sich dann wach und ein wenig hibbelig, aber auf eine gute Art und Weise.

Die Mädchen machten es sich bald sehr gemütlich auf dem Dachboden. Rosie holte süßen Kuchen aus der Vorratskammer und Diana sorgte dafür, dass die Kerzen auf dem zugigen Dachboden nicht erloschen. Sie lasen sich gegenseitig Zauber vor, die sie spannend fanden, als wären es gewöhnliche Gruselgeschichten.

»Würdest du jemals so einen Zauber anwenden?«, fragte Rosie irgendwann neugierig.

Diana schüttelte den Kopf, so wild, dass ihr rotes Haar sich aus dem Hut löste. »Mein Vater hat sie uns sicher nicht umsonst verboten. Außerdem wüsste ich nicht, wann ich solche Dinge brauchen sollte. Sieh nur hier.« Sie schob Rosie das Buch hinüber, das sie gerade las. »Mit diesem Zauber kann man seine Seele in einen anderen Körper schicken. Warum sollte ich das tun wollen?«

»Vielleicht weil du mit deinem Körper nicht zufrieden bist?«, schlug Rosie scherzhaft vor.

»Ich mag ihn, vielen Dank.«

Rosie warf Diana einen kurzen Blick zu. »Ich mag deinen Körper auch«, sagte sie, bevor sie sich über das Buch beugte und weiterblätterte.

Diana sah ihr zu, sie war ein bisschen benommen. Ihr Gesicht fühlte sich warm an.

»Tote Dinge beleben … und alles, was man braucht, ist etwas Blut. Man, wäre ich gern eine Hexe«, murmelte Rosie begeistert.

Diana schmunzelte. »Sagte das Mädchen, das morgen an Allerheiligen brav mit ihren Eltern zur Kirche gehen wird.«

Für gewöhnlich reagierte Rosie aufsässig auf solche Worte, ein wenig provokant und scherzhaft. Heute jedoch wirkte sie ungewöhnlich nachdenklich. »Vielleicht sollte ich nicht mehr zur Kirche gehen«, flüsterte sie so leise, als habe sie Angst, ihre Eltern würden sie hören. Oder Gott.

Diana hatte keinen Schimmer von Religion. Ihre Familie bestand aus Hexen, Hexenmeistern und Wächtern. Sie blieben meist unter sich, gingen weder ins Dorf noch in die Kirche. Sie beteten nicht zu einem Gott, sondern zur Natur selbst. Aus diesem Grund wusste Diana nicht, was sie tun sollte, wenn Rosie eine Glaubenskrise bekam. Sie trösten? Sie bestärken?

»Warum willst du nicht mehr zur Kirche?«, fragte sie vorsichtig.

Rosie hob ihre schmalen Schultern. »Ich glaube immer noch an Gott und die Bibel. Aber ich glaube nicht, dass ich die Dinge tun kann, die meine Eltern und die Kirche von mir erwarten.«

Fragend hob Diana eine Augenbraue.

»Heiraten«, erklärte Rosie knapp, ohne Diana anzusehen. »Natürlich nicht jetzt, aber in ein paar Jahren. Ich soll mich nächste Woche mit dem Sohn des Bäckers treffen. Hat meine Mutter vorgeschlagen. Aber ich mag den Sohn des Bäckers gar nicht.«

Diana legte schweigend einen Arm um Rosie. Aus irgendeinem Grund wollte auch sie nicht, dass Rosie den Sohn des Bäckers traf. Vielleicht, weil Rosie wahrscheinlich kaum noch Zeit für sie hätte, wenn sie heiraten würde. Und dabei war sie doch Dianas einzige Freundin. Die einzige, mit der sie reden konnte … Niemand war Diana so nah wie Rosie es war. Auch wenn sie zugeben musste, dass seit einigen Monaten etwas anders war an ihrer Freundschaft. Etwas war nicht wie früher. Und dieses Etwas machte Diana unglaublich nervös.

Ein Donner grollte urplötzlich über den Himmel, lauter als die vorherigen. Das Geräusch kam so plötzlich, dass Rosie erschrocken quiekte. Es war ein niedlicher Laut, wie von einem kleinen Kätzchen. Diana musste lachen und Rosie lachte mit.

»Angst vor der Wilden Jagd?«, neckte Diana ihre Freundin, die immer noch in ihrem Arm lag.

Rosie wandte Diana das Gesicht zu, zweifellos wollte sie etwas Freches erwidern. Doch sie sagte nichts. Sie sah Diana nur an, die Lippen leicht geöffnet, ihre grünen Augen schimmerten im Kerzenschein. Dianas Herz schlug schneller, in ihrem Bauch breitete sich ein ungewohntes Gefühl aus. Es war, als würden tausende kleine Wesen in ihrem Magen umherfliegen und ihre Lunge zuschnüren.

»Schmetterlinge«, sagte eine kleine Stimme in Dianas Kopf, »es sind Schmetterlinge.«

Die kleine Stimme verstummte, als Rosie sich vorbeugte und ihre Lippen vorsichtig auf Dianas drückte. Es war nur ein zarter Kuss, aber für Diana und Rosie war es eine Explosion. Diana spürte eine rauschende Woge aus kribbelndem Glück, die sich blitzartig von ihren Lippen aus in ihren ganzen Körper ausbreitete. Das Glück brachte die Schmetterlinge zum Tanzen, ihr Herz zum Flattern und ihre Gedanken zum Stillstand. Die Magie in ihr reagierte wie Lunte auf Feuer und entlud sich unkontrolliert. Die Kerzen um sie herum flackerten hell auf, wie dutzende Sonnen. Licht durchströmte den Raum und Diana glaubte, es müsste auch ihr Herz erleuchten. Sie schlang die Arme um Rosie, die sich daraufhin ganz in den Kuss fallen ließ – nur um im nächsten Augenblick zurückzuweichen, als hätte sie etwas gebissen.

»Ich habe eine Frau geküsst«, keuchte sie fassungslos. »Wenn Pfarrer Bergmeier das erfährt …«

Diana schnaufte benommen. Bei all der Zeit, die Rosie mit ihr und der Magie verbrachte, vergaß Diana manchmal, wie viel Angst sie eigentlich vor der Meinung ihrer kirchlichen Gemeinde hatte. »Was, wenn Pfarrer Bergmeier erfährt, dass du eine Hexe geküsst hast? Wenn er erfährt, dass du eine Hexe kennst? Dass du Magie betreibst?« Eigentlich hatte Diana Rosie beruhigen wollen – ihr Pfarrer würde ohnehin niemals von diesem Abend erfahren –, aber offensichtlich hatte sie das Gegenteil bewirkt.

Rosie tigerte in dem winzigen Zimmer umher wie ein gefangenes Raubtier. Sie griff sich mit einer Hand an die Stirn, die andere lag auf ihrem Bauch als hätte sie plötzlich Schmerzen.

»Rosie …«, begann Diana unbeholfen aber ihre Freundin hob abwehrend die Hand.

»Bitte geh jetzt«, flüsterte sie heiser, »Bitte«.

Mit einem seltsamen Gefühl im Magen stand Diana auf. Sie hatte das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, obwohl ihr überhaupt nichts leidtat. Doch Rosie wirkte so verwirrt, dass Diana fürchtete, mit jedem Wort alles nur noch schlimmer zu machen. Also sammelte sie die Bücher ein, verließ schweigend den Dachboden und lief hinaus in den Regen. Noch immer grollten Donner über ihr, als sie zurück ins Dorf eilte, um nach Hause zu gehen. Doch sie spürte das Wasser kaum, das auf ihren Hut prasselte und ihr Kleid durchnässte. Sie spürte nur dieses Gefühl in sich, das ihr Herz aus dem Gleichgewicht brachte. War es Glück? Angst? Liebe oder Zorn? Es brachte ihre Magie ganz nah an die Oberfläche, sodass sie sich nur schwer beherrschen konnte, nicht ausversehen irgendetwas in Brand zu stecken.

Meine Güte, dachte Diana verwundert. Sie war sonst niemals unbeherrscht. Aber dieses Gefühl brachte sie völlig aus dem Konzept. Und obwohl Rosie sie fortgeschickt hatte, war sie irgendwie glücklich.

 

 

Die Leichtigkeit und das Glück verflogen jedoch schnell.

In den Wochen, die auf jene Oktobernacht folgten, zog sich Rosie immer mehr von Diana zurück. Es wäre ja vielleicht in Ordnung für Diana gewesen, wenn sie wieder einfach nur Freundinnen gewesen wären, ohne sich je wieder zu küssen. Aber es schien, als wollte Rosie sie gar nicht mehr sehen! Immer öfter fand ihre Freundin eine Ausrede, warum sie keine Zeit hatte, sich mit Diana zu treffen, und wenn sie etwas zusammen unternahmen, war es seltsam. Sie konnten nicht mehr so unbeschwert miteinander reden wie vor ihrem Kuss. Rosie war so abweisend, dass Diana sich gar nicht erst traute, sie darauf anzusprechen. Als Diana das nächste Mal etwas über schwarze Magie lesen wollte, musste sie es allein tun – und allein machte es nicht halb so viel Spaß.

Diana wurde wütend, weil Rosie kaum noch mit ihr sprach. Dann stritten sie und wurden beide zornig.