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Möchten Sie Ihre Gesprächsführung auf ein neues Level heben – klarer kommunizieren, souverän führen und gezielt Lösungen entwickeln? Wollen Sie lernen, mit gezielten Fragen komplexe Situationen zu durchdringen und Ihre Gesprächspartner aktiv zur Lösung zu führen? Sind Sie bereit, Ihre Fragetechniken so zu verfeinern, dass Sie selbst in schwierigen Gesprächen den Überblick behalten und souverän bleiben? Erfolgreiche Führung, wirksame Beratung und klare Kommunikation beginnen mit der richtigen Frage. Ob Sie als Führungskraft, Coach, Berater oder in einer anderen verantwortungsvollen Rolle tätig sind – Ihre Fähigkeit, die passenden Fragen zur richtigen Zeit zu stellen, entscheidet über den Erfolg Ihrer Gespräche, die Klarheit Ihrer Kommunikation und die Qualität Ihrer Lösungen. Mit dem 5-Schritte-System der systemischen Fragetechniken erhalten Sie einen praxiserprobten Leitfaden, der Ihnen zeigt, wie Sie Schritt für Schritt Ihre Fragetechnik professionalisieren, Verständnis vertiefen, Konflikte entschärfen und Ihre Gesprächspartner gezielt zur Lösung und Selbstreflexion führen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 187
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das 5-Schritte-System der Systemischen Fragetechniken
Klug fragen, erfolgreich führen! – Wie Sie klarer in Ihrer Kommunikation überzeugen, Konflikte meistern und zum Problemlöser werden
Sebastian Fallheim
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Vorwort
1.2 Definition verständlich erfasst
1.3 Aktivierung, Förderung und Stärke
1.4 Das Lösen von Konflikten
1.5 In der Praxis erprobt
1.6 Der kleine, aber feine Unterschied
1.7 Ein langfristiger Nutzen
1.8 Ihr Erfolg ist das Ziel
2. Die Grundlagen der systemischen Fragetechniken
2.1 Vorteile für Nutzende
2.2 Die Prinzipien im Überblick
2.3 Fehler im Blick
3. Kommunikation im Fokus: Essenzielle Modelle verständlich erklärt
3.1 Modell: Sender-Empfänger-Modell (Shannon & Weaver)
3.2 Modell: Das Vier-Seiten-Modell (Schulz von Thun)
3.3 Modell: Eisbergmodell (Freuds Kommunikationspsychologie)
3.4 Modell: Das Organon-Modell (Karl Bühler)
3.5 Modell: Axiome der Kommunikation (Paul Watzlawick)
3.6 Modell: Transaktionsanalyse (Eric Berne)
3.7 Modell: Das rhetorische Kommunikationsmodell und Aristoteles
3.8 Modell: Prinzipiengeleitete Verhandlungsstrategie
3.9 Modell: die Flow-Theorie
3.10 Modell: The Work (Byron Katie)
4. Schritt 1 – Der Start: Klare Ziele setzen und Gespräche gezielt vorbereiten
4.1 Was ein Gespräch erreichen soll
4.2 Kontext und Rollenverständnis im Überblick
4.3 Vorbereitung verschiedener Gesprächssituationen
5. Schritt 2 – Der Schlüssel: Mit den passenden Fragen die richtige Richtung geben
5.1 Die Fragetypen
5.2 Kritisches Denken durch richtige Fragen
5.3 Blockierende Fragen vermeiden
5.4 Die Einwandbehandlung
6. Schritt 3 – Der Blickwechsel: Neue Sichtweisen schaffen und Lösungen fördern
6.1 Die Wichtigkeit des Perspektivwechsels
6.2 Techniken für neue Sichtweisen
6.3 Beispiele aus der Praxis
6.4 Übungen Perspektivwechsel
6.5 Der Blick auf den Moderator
7. Schritt 4 – Der Weg: Gemeinsam Lösungen entwickeln und zur Umsetzung motivieren
7.1 Fragen zur Lösungsorientierung
7.2 Die richtigen Entscheidungsfragen
7.3 Gesprächsleitfäden zur Lösungsfindung
7.4 Beispiel für ein Mitarbeitergespräch
8. Schritt 5 – Der Erfolg: Ergebnisse verankern und langfristige Entwicklung sichern
8.1 Feedback für langfristige Veränderungen
8.2 Nachfragen für erfolgreiche Veränderungen
9. Zusammenfassung der 5 Schritte systemischer Fragetechniken
10. Psychologische Grundlagen und Kommunikation
10.1 Klares Denken für weniger Blockaden
10.2 Anker-Techniken für weniger Blockaden
10.3 Die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation
11. Besondere Gesprächssituationen und Herausforderungen
11.1 Umgang mit schwierigen Gesprächspartnern
11.2 Die Selbstregulation: Stressbewältigung in Gesprächen
11.3 Richtige Fragen bei Konflikten in Team- und Einzelgesprächen
12. Ihr Werkzeugkasten für systemische Fragetechniken
12.1 Typische Fehler bei der Fragestellung
12.2 Vorher – Nachher: Wie systemische Fragetechniken Denkweisen verändern
12.3 Wichtige Fragen und Antworten zu systemischen Fragen
12.4 Fragenkatalog für unterschiedliche Gesprächssituationen
12.5 Fallstudien: Praxisnahe Beispiele für typische Gesprächssituationen
12.6 Erfolgsstories aus der Praxis: Inspirierende Beispiele für Veränderung durch systemische Fragen
12.7 Praxisfälle zum Nachdenken
12.8 Praktische Umsetzung und Übungen
12.9 Glossar: Wichtige Begriffe aus der systemischen Fragetechnik
13. Erfolgs-Booster: Mehr Wirkung in Führung & Kommunikation
13.1 Den beruflichen Erfolg weiter ausbauen
13.2 Die Macht der Affirmationen: Mentale Stärke für Führungskräfte, Berater und Coaches
13.3 Reflexionsfragen für 30 Tage zur Selbstentwicklung mit systemischen Fragetechniken
14. Change Management & Systemische Fragen
14.1 Einführung: Veränderung als Konstante
15. Wertvolles Download-Material für Ihre Praxis
16. Nachwort - Die Kraft der richtigen Fragen
17. Impressum
1. Einleitung
1.1 Vorwort
„Warum haben Sie das so gemacht?“ – „Weil es doch offensichtlich die beste Lösung war!“ – „Offensichtlich für wen?“
Kommunikation ist das wichtigste Werkzeug einer Führungskraft. Sie entscheidet darüber, ob Ihr Team produktiv arbeitet, Konflikte konstruktiv gelöst werden und Innovationen entstehen – oder ob Missverständnisse, Unsicherheiten und Frustration den Arbeitsalltag bestimmen. Trotz regelmäßiger Meetings, Feedbackgespräche und informeller Gespräche erleben viele Führungskräfte immer wieder die gleiche Herausforderung: Mitarbeiter wirken unmotiviert, Entscheidungen werden nicht mitgetragen und echte Veränderungen bleiben aus.
Woran liegt das? Häufig daran, dass zu wenige oder die falschen Fragen gestellt werden.
Als Führungskraft geht es nicht darum, alle Antworten zu kennen, sondern die richtigen Fragen zu stellen. Systemische Fragetechniken helfen Ihnen dabei, Mitarbeiter zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und neue Lösungen eigenständig zu entwickeln. Statt Anweisungen zu geben, die womöglich auf Widerstand stoßen, können Sie durch gezielte Fragen Perspektiven eröffnen und Ihr Team zur aktiven Mitgestaltung bewegen.
Doch wie funktioniert das in der Praxis?
Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie systemische Fragen gezielt in Führungsgesprächen einsetzen können, um:
- Mitarbeiter zu motivieren, indem sie selbst Verantwortung für ihre Entwicklung übernehmen.
- Problemlösungen voranzutreiben, ohne direkt Anweisungen geben zu müssen.
- Teamdynamiken besser zu verstehen und Konflikte konstruktiv zu moderieren.
- Reflexion und Wachstum zu fördern, sowohl auf individueller als auch auf Teamebene.
Doch es bleibt nicht bei der Theorie – Sie erhalten konkrete Fragebeispiele, praktische Leitfäden, Übungen und Bonusmaterial zum Downloaden, die Ihnen helfen, systemische Fragetechniken unmittelbar in Ihren Führungsalltag zu integrieren.
Egal, ob Sie ein Team leiten, ein Unternehmen führen oder in einer beratenden Funktion tätig sind – die bewusste Anwendung systemischer Fragen wird Ihnen helfen, Gespräche effektiver, zielgerichteter und nachhaltiger zu gestalten.
Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie Sie als Führungskraft durch die richtigen Fragen Türen zu neuen Möglichkeiten öffnen können.
Für das beste Ergebnis rate ich Ihnen, nicht nur die Übungen aus diesem Buch ernsthaft umzusetzen, sondern auch eifrig in und mit diesem Ratgeber zu arbeiten. Es ist Ihr Buch, markieren Sie sich wichtige Stellen farbig, kommentieren Sie Inhalte und betrachten Sie diese nicht als in Stein gemeißelt. Letztlich soll dieser Ratgeber als Wegweiser dienen, den Sie ganz individuell auf Ihren jeweiligen Joballtag übertragen können.
Noch eine kleine Anmerkung: Im Verlauf dieses Ratgebers wird häufig von Ihnen als Führungskraft gesprochen. Sind Sie jedoch Berater oder Coach oder möchten allgemein Ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessern, lassen Sie sich davon nicht beirren. Auch wenn in diesem Buch überwiegend Führungskräfte angesprochen werden (für die es besonders geeignet ist), können ebenso andere Berufsgruppen und Menschen stark von den Vorteilen der systemischen Fragetechniken profitieren. Die Inhalte sind vielseitig einsetzbar und für zahlreiche Bereiche geeignet.
Ich wünsche Ihnen viele interessante Aha-Momente beim Lesen und solchen Erfolg bei der Umsetzung, dass Sie fortan nie wieder sprachlos sind.
Bevor Sie jedoch in das große Thema einer wichtigen Technik einsteigen und alle wichtigen Kommunikationsmittel und deren Wege kennenlernen, ist es wichtig, die Definition zu erörtern.
„Wer erwartet, dass andere ihm auf seinen Weg folgen, muss bereit sein, die Führung zu übernehmen.“
Helmut Schmidt
1.2 Definition verständlich erfasst
Was sind systemische Fragetechniken? Hierbei geht es um Frageformen, die stets bei einer systemischen Beratung eingesetzt werden. Sie dienen dazu, dass der Mitarbeiter sich selbst und sein Denken reflektieren, aber auch verändern kann. Es soll die Einsicht gefördert werden, was bestimmte Abläufe im Unternehmen und Handlungen jeglicher Art betrifft. Weiterhin sollen offene Fragen geklärt und sogar hypothetische aufgeworfen werden. Was nicht einfach klingt, bringt einen großartigen Bonus mit sich. Der Mitarbeiter soll in der Lage sein, eigene Perspektiven zu sehen und effektiv nutzen zu können.
In der Definition geht es weiterhin um den Ansatz, die Wechselwirkungen zum sozialen Umfeld zu erkennen. Der Grund dafür ist recht einfach: Nicht selten kommt es vor, dass verschiedene Ideen im Beruf ihren Ursprung auch im sozialen Bereich von Menschen haben. Es ist ein enges Geflecht entstanden, welches nicht von heute auf morgen aufgedeckt werden kann. Es braucht Fragen, die auf den richtigen Bereich abzielen und unterstützen.
Die Wechselwirkungen sollen als Ziel der Fragestellung erkannt werden, damit verschiedenste Rückkopplungen geschaffen werden können. Dies schafft neue Handlungsstränge und hilft auch, die Kommunikation positiv zu beeinflussen.
Definitionen liefern in den meisten Fällen nur einen groben Überblick über das, was wirklich verändert werden kann und hinter einem Wort steht. Ganz anders ist es hingegen in der Praxis.
Die Vorteile, die Sie aus der systemischen Fragetechnik schöpfen können, sind in diesem Buch einfach und verständlich aufgeschlüsselt. Sie werden erfahren, wie Sie richtig handeln, was Sie tun können und wie Sie Ihr Unternehmen weiter nach vorne bringen können. Somit halten Sie hier einen Schlüssel in den Händen, der nicht nur Sie zu einem glücklichen Menschen macht, sondern auch Mitarbeiter und Menschen, die ein Teil des großen Ganzen werden möchten.
„Es ist nicht entscheidend, was ich sage, sondern was der andere hört.“
Vera F. Birkenbihl
1.3 Aktivierung, Förderung und Stärke
Wer ein Unternehmen führt, steht im Mittelpunkt von Entscheidungen und wichtigen Denkprozessen. Tagtäglich müssen Abläufe koordiniert, Alternativen gefunden und Lösungen erörtert werden. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, wie Sie als Geschäftsführer oder Führungskraft sicherlich wissen.
Hier braucht es nicht nur sehr viel Wissen und ein gut durchdachtes Handeln, sondern genauso koordinierte Gespräche mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern.
Im Vordergrund stehen dabei systemische Fragetechniken, die viele Vorteile nach sich ziehen, wenn sie gut durchdacht sind. Diese müssen Sie in einer leitenden Position nicht sofort bis ins kleinste Detail kennen, aber Sie können diese erlernen und später in die Unternehmensführung einbringen.
Es wird Ihr Unternehmen stärken, denn bei der richtigen Anwendung zur korrekten Zeit können alle wichtigen Dinge, wie die Förderung von Lösungen, das Beweisen von Führungsstärke und das aktive Zuhören der Mitarbeiter, unterstützt werden. Sie werden in der Position sein, zu unterstützen und das Vertrauen der Angestellten in Sie zu fördern. Sie schaffen Leitbilder, spornen an und machen Mut. Somit entsteht am Ende ein Betriebsklima, welches Sie mit ruhigem Gewissen als gut einschätzen können und damit schaffen Sie einen Garanten für ein Unternehmen, das wächst und auf Kundenzufriedenheit aufbauen kann.
Damit sind die Vorteile der systemischen Fragetechniken aber noch nicht erschöpft. Sie als Führungskraft werden in der Lage sein, Sichtweisen gut verständlich zu machen und zu reflektieren. Gibt es Probleme in bestimmten Bereichen und ein Mitarbeiter kann sich nur schwer in eine neue Situation einfinden, wird es ihm leichter fallen und eine Verbesserung der Ergebnisse ist recht bald zu erwarten. Weiterhin werden Sie als Coach oder Führungskraft viel leichter in der Lage sein, Alternativen aufzuzeigen und aus der Komfortzone herauszutreten.
Stellen Sie sich dafür folgende Situation vor: Ein Mitarbeiter arbeitet seit Jahren mit einem bestimmten Buchungssystem. Nach der Umstellung und modernen Anpassung der firmeninternen Prozesse gibt es ein neues Programm, welches ein Umdenken erfordert. Viele Prozesse und Abläufe verändern sich, was natürlich für den Mitarbeiter im ersten Schritt ein Problem darstellen kann. Nun liegt es an Ihnen, einen neuen Weg aufzuzeigen. Dabei unterstützen die Fragetechniken. Sie helfen nicht nur Ihnen, sondern auch dem Mitarbeiter, der in der Lage sein wird, neue Wege zu finden, um sich besser und schneller in die neuen Abläufe einzufügen. Sie schaffen mit Worten Strukturen und fördern Denkweisen, die zuvor nicht gesehen wurden. Sie können Ihren Angestellten aufzeigen, was in Ihnen steckt und ein nie dagewesenes Selbstbewusstsein zutage fördern, ohne dabei Ihre eigene Kraft der Führungsposition aufzugeben.
Die Kraft der systemischen Fragetechniken bezieht sich jedoch nicht nur auf einen einzigen Mitarbeiter, sondern kann einen Kontext schaffen. Sie haben die Möglichkeit, alle Mitarbeiter einzubinden, neue Schnittstellen zu schaffen und einen Gesprächspool über frühere Erfahrungen zu schaffen. Innerhalb kürzester Zeit kann eine große Veränderung passieren, die Sie so nicht für möglich gehalten hätten. Es braucht einzig und allein die richtigen Fragestellungen, um hier einen Gewinn zu schaffen und von Veränderungen zu profitieren.
Alles einfach? Nein, das ist es leider nicht. Der Grundgedanke ist zwar sehr klar, aber das Ziel kann nur dann erreicht werden, wenn die richtigen Fragen gestellt werden. Hierbei geht es darum, eine Waage zu schaffen und den Gesprächspartner zu keiner Zeit zu überfordern. Sollte dies passieren, nimmt das Gespräch schnell einen Lauf, der nicht als förderlich und hilfreich bezeichnet werden kann. So ist es möglich, bei einer unglücklichen Gesprächsführung, den Gegenpart in eine defensive Haltung zu drängen, aus der er nicht mehr so schnell herauskommt.
Für Sie heißt es also, alles gut durchdenken und erst dann das Gespräch starten. Bedenken Sie dabei stets die Individualität eines jeden Menschen, in Verbindung mit seinen persönlichen Bedürfnissen. Wenn Sie dies bewerkstelligen können, sind gute Lösungen sicher und Sie beweisen die nötige Führungsstärke, die es für ein gut aufgestelltes Unternehmen jeden Tag aufs Neue braucht.
Somit zählt: Lassen Sie sich Zeit, schauen Sie genau hin und eröffnen Sie erst dann eine Gesprächsrunde, die zum Erfolg führt und das Ziel erreichen kann, um einen unkomplizierten Weg zu ebnen.
Eines noch: Systemische Fragestellungen sind für jedermann nutzbar. Das heißt, Sie können von Ihnen als Coach, Berater oder Führungskraft immer wieder genutzt werden. Sie sind nicht auf eine bestimmte Ausrichtung festgelegt, sondern variabel einsetzbar.
„Führung heißt, andere groß zu machen, nicht andere klein zu machen.“
Herrmann Simon
1.4 Das Lösen von Konflikten
Niemand möchte sie gerne in einem Team und schon gar nicht mit einem Mitarbeiter, der eigentlich immer sehr gute Arbeit geleistet hat. Das Gleiche gilt für den privaten Bereich oder auch für ein Unternehmen, in welchem Sie Angestellter sind. Die Rede ist von Konflikten.
Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein und genau das macht eine Bewältigung nicht immer einfach. Es könnte auch anders gesagt werden: Es gibt kein Rezept, welches alle Konflikte abdeckt und zu einer einfachen und pauschalen Lösung führt. Sicherlich haben Sie an dieser Stelle etwas erwartet und nun das Gefühl, dass Ihre Erwartungen nicht erfüllt werden können. Doch halt, denn genauso ist es nicht. Nur weil es kein Patentrezept gibt, heißt es nicht, dass eine Lösung überhaupt nicht erreicht werden kann. Es gibt immer einen Weg, soviel ist sicher.
Eines sollten Sie zu Beginn der Erläuterungen immer beherzigen: Gehen Sie einem Konflikt nie aus dem Weg, auch wenn er noch so unangenehm und schwer zu bewältigen scheint. So laufen Sie Gefahr, die Situation nur zusätzlich anzufachen und am Ende wirklich vor einem Abgrund zu stehen.
Jetzt wird es aber höchste Zeit, einen Blick auf die positiven Ausrichtungen zu werfen. Wie bereits gesagt: Es spielt keine Rolle, welche Position Sie innehaben. Alles, was Sie in den folgenden Zeiten erfahren, ist in jeder Position, die hier genannt wurde, einsetzbar und kann den Arbeitsalltag um ein Vielfaches erleichtern.
Bevor Sie einen Überblick über die Verbindung zwischen systemischen Fragen und Konflikten erhalten, führen Sie sich nochmals vor Augen, warum derlei Situationen überhaupt entstehen. Es kann zum einen sein, dass die Motivation für eine Aufgabe fehlt. Wer lange auf der Stelle tritt, wird schon bald den nötigen Eifer verlieren. Das Gleiche gilt, wenn das Ziel nicht klar ist. Hat ein Mitarbeiter oder Kunde eine Aufgabe an Sie übermittelt, braucht es immer eine klare Zielsetzung. Diese beiden Punkte sind der Grundstein, der immer wieder in Ihrem Gedächtnis abrufbar sein sollte.
Doch warum sind systemische Fragen bei Konflikten so wichtig? Ganz einfach: Sie dienen dazu, Ihr Team zu Konfliktlösern zu machen. Das geschieht natürlich nicht von heute auf morgen und braucht immer ein Oberhaupt. Das können Sie sein.
Befinden Sie sich z.B. in einer Führungsposition, können Sie Ihre Mitarbeiter anleiten. Sie moderieren sozusagen einen Konflikt und weisen ihnen den richtigen Weg, um alles zum Besseren zu lenken. Dies kann je nach Zwist eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, heißt aber nicht, dass es nicht machbar ist. Wichtig ist, dass Sie aufzeigen, wie wichtig eine offene Gesprächskultur ist, jeden Tag und ganz besonders, wenn es Konflikte gibt.
Zeigen Sie offen, wie wichtig systemische Fragen sind und helfen Sie Ihren Mitarbeitern oder Teammitgliedern, dass zuvor unsichtbare Dinge besser gefunden werden können.
In Bezug auf die Führungskraft hat es einen weiteren Vorteil: Mitarbeiter werden sich bestätigt und gestärkt fühlen, wenn sie selbst etwas entdeckt und bewältigt haben. Es ist eine ganz andere Situation, wenn Sie als Führungskraft immer wieder den Takt vorgeben und den Weg weisen. Das kann schnell ein Gefühl der Schwäche bei ihren Angestellten hervorrufen.
Kurz zusammengefasst:
Ziel der systemischen Fragen in Bezug auf Konflikte ist es immer, dass nicht nur Sie selbst im Vordergrund stehen, sondern Mitarbeiter, Angestellte usw. selbst den Weg erkennen. Das stärkt die Moral und macht die Arbeit viel interessanter.
„Eine gute Führungskraft gibt jedem Teammitglied das Gefühl, es habe selbst entschieden.“
Daniel Goeudevert
1.5 In der Praxis erprobt
Die Theorie ist spannend, doch sicherlich stellen Sie sich jetzt die Frage, wie es in der Praxis mit den Fragen aussieht.
Natürlich ist es an dieser Stelle unmöglich, alle Fragen aufzuführen, da jedes Unternehmen, jede Position und der Mensch selbst anders sind. Es gibt dennoch ein paar Fragestellungen, die Sie verinnerlichen können, um ein Gefühl zu bekommen, wie die richtige systemische Frage auf eine Person oder die ganze Gruppe wirken kann.
Im Mittelpunkt stehen sehr oft zirkuläre Fragen. Sie zeigen auf, dass ein Thema mehr als nur einen Blickwinkel hat und der Betroffene somit einen besseren Abstand bekommt. Es wird ihm möglich sein, objektivere Erkenntnisse zu erlangen und diese für die Lösung gewinnbringend einzusetzen.
Dabei kann es sich um folgende Fragestellungen handeln:
- Hast du schon darüber nachgedacht, was ein großes Publikum von Tausenden oder Millionen dazu sagen würde?
- Was würde unser Kunde von uns denken?
- Was würde denn dein Freund / Freundin dazu sagen oder davon halten?
Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden.
Weiter geht es mit einer Auswahl der Auswirkungsfragen. Hier wird nicht nur ein Teil, sondern alles betrachtet und ein Blick in die Zukunft geworfen. Es geht darum, sich Gedanken darüber zu machen, was die heutige Entscheidung für das Morgen bedeutet.
Fragen könnten wie folgt gestellt werden:
- Wie würde es dein Leben verändern, wenn deine Ziele alle erreicht werden?
- Was würde passieren, wenn du Arbeiten doppelt so schnell und mit gleicher Qualität erledigen könntest?
Hier kann der Fragesteller für sich selbst herausfinden, ob die Wahl, die er jetzt treffen möchte, auch wirklich gut für den weiteren Verlauf ist. Natürlich kann niemand in die Zukunft sehen, doch es wird ein Blick in die Ferne möglich.
Sehr beliebt und ein großer Vorteil für das Team ist die Skalenfrage. Hier geht es um die Einordnung von 1 bis 10. Jeder Mitarbeiter kann für sich einschätzen, wie er etwas findet. In größeren Gruppen können so Unterschiede deutlich werden und ein Eingreifen ist möglich.
- Schätze von 1 bis 10 ein, wie gut diese Aufgabe abgeschlossen wurde.
- Schätze von 1 bis 10 ein, wie zufrieden du mit deiner jetzigen Situation bist.
Auch hier versteht es sich, dass dies nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten darstellt, die mit einer Skalierung bewertet werden können.
Weiterhin ist in der Praxis auch eine hypothetische Fragestellung möglich. Hierbei geht es um das Denken ohne jegliche Einschränkungen.
- Welche Möglichkeiten hast du, um einen besseren Kontakt zum Kunden zu bekommen?
- Wie würdest du vorgehen, wenn du doppelt so viel Zeit für ein Projekt zur Verfügung hättest?
- Was würdest du anders machen, wenn du mehr Geld für ein Projekt ausgeben könntest?
Sie sehen, dass bei dieser Fragestellung viel mit dem „Was wäre, wenn“ - Prinzip gearbeitet wird. Allbekannt, aber hilfreich.
Zum Schluss werfen Sie noch einen Blick auf die paradoxe Fragestellung. Dahinter verbirgt sich eine fiktive Umkehrung der Tatsachen, welche einen Zustand noch schlimmer machen würde. Das klingt wirklich seltsam, wird in der Praxis aber angewendet. Grund dafür ist der humorvolle Beigeschmack, der sogar Risiken aufdecken kann.
- Was müssten wir tun, damit dieses Projekt nicht mehr gerettet werden kann?
- Welcher Schritt wäre der fatalste?
Sie sehen, in der Praxis hält die systemische Fragestellung schon lange Einzug, um Probleme zu bewältigen. Vielleicht haben Sie dieses Vorgehen selbst schon angewendet, ohne sich darüber bewusst zu sein?
Fakt ist: Es handelt sich um eine große Hilfestellung für jeden, der sie nutzen möchte.
„Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine einzige Person führen können und auch müssen. Diese Person sind sie selbst.“
Peter F. Drucker
1.6 Der kleine, aber feine Unterschied
Es gibt selbstverständlich unzählige Momente, in denen systemische Fragen eine große Bereicherung sind. Ganz gleich, in welcher Position Sie sich befinden, können sie von gewaltigem Nutzen sein.
Wie unterschiedlich die Einsatzbereiche sind, soll anhand der folgenden drei Situationen nochmals beleuchtet werden. So haben Sie die Möglichkeiten, die Bandbreite dieser Fragetechnik nochmals zu verinnerlichen und für sich zu erkennen, dass es sich wirklich lohnt, an der passenden Umsetzung zu arbeiten.
1. Ausgangspunkt Schule
Im späteren Verlauf des Buches werden Sie noch auf eine Situation treffen, die den Nutzen der Fragetechnik in der Schule genauer beschreibt.
Ein Kind unternimmt in der Schule etwas Unüberlegtes, und die Lehrerin möchte es darauf ansprechen. Die Fragestellung könnte lauten: „Warum machst du das?“.
Das Kind wird daraufhin eine recht flapsige oder unüberlegte Antwort geben, die keinen Mehrwert hat. Anders sieht es hingegen aus, wenn die Frage zirkulär formuliert wird. So könnte sie wie folgt klingen: „Was würde dein Freund dazu sagen?“
Hier würde das Kind in jedem Fall nachdenken und überlegen. Denn was der beste Freund denkt, ist im Schulalter immens wichtig.
Das Kind wird nicht nur verstärkt zum Denken aufgefordert, sondern wird sich auch ganz anders und offener äußern.
Hier wird der Blickwinkel verändert und sogar ein großes Stück erweitert. Damit hilft sich nicht nur die Lehrkraft, sondern auch dem Kind selbst wird eine große Last von den Schultern genommen. Es kann derlei Handlungen überdenken und einstellen, noch ehe sie zu weiteren Problemen führen können.
2. Ausgangspunkt: Krankenhaus
Sicherlich ist kein Patient sehr gerne im Krankenhaus. Während viele sehr ruhig und eher in sich gekehrt sind, gibt es allerdings auch viele Betroffene, die eher unfreundlich und sogar aggressiv sind. Ob dies auf die Krankheit selbst oder den Ärger um den Aufenthalt geschoben werden kann, ist nicht immer ganz klar. Es kann also sein, dass das Pflegepersonal immer wieder mit diesem Verhalten konfrontiert wird, aber nicht aktiv dagegen vorgeht. Sie als Angehöriger merken es allerdings und sprechen ihn darauf an.
Eine gute formulierte Frage könnte daher lauten: „Wie wird sich wohl die Schwester fühlen, wenn du immer wieder so mit ihr umgehst?“
Diese Frage regt zum Nachdenken an und vielleicht zum ersten Mal wird dem Patienten bewusst, was er getan hat. Schließlich legt er Wert darauf, gut behandelt zu werden und warum kann er dies dann nicht auch bei den Schwestern tun?
Natürlich muss hier die Situation der Krankheit betrachtet werden. Wer verbringt schon gerne seine Zeit in einem Krankenhaus? Dafür kann jedoch auch das Personal nichts, denn ihre Aufgabe ist es, sich gut um die Erkrankten zu kümmern.
Mit der Fragestellung wird auch auf die Selbstreflexion des Patienten geschaut. Natürlich hat er Angst und macht sich Sorgen, wie es weitergeht, aber eine Lösung gibt es immer. Vielleicht wird der Aufenthalt sogar noch angenehmer, wenn er es den Menschen in seiner Umgebung nicht so schwer macht. Ein Ansatz, der durchaus Berge versetzen kann und zeigt, was die systemische Fragetechnik alles kann.
3. Ausgangssituation: die Beratung
Hier gibt es natürlich sehr viele Augenblicke. Die Beratung kann als Geschäftsführer oder in einer Sitzung des Therapeuten stattfinden. Im Beispiel stellen Sie sich eine Sitzung beim Therapeuten vor. Hier geht es um ein Ehepaar, das immer wieder Streit hat und diesen durch Gespräche schlichten möchte.
Die Eheleute schildern also die Situation und Sie lehnen sich zurück und sagen in ganz ruhigem Ton: „Wie wäre das Leben zwischen Ihnen, wenn die Probleme morgen plötzlich nicht mehr da wären?“
Diese Frage befasst sich nicht direkt mit dem Problem, aber lässt es auch nicht außer Acht. Das Paar soll sich auf das Positive fokussieren und nicht immer nur an das denken, was ihrer beider Leben und Alltag stark belastet. Auf diese Weise wird der Blick frei und die Perspektive verändert sich.