Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr - Zoran Feric - E-Book

Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr E-Book

Zoran Feric

4,6

Beschreibung

Die ehemalige Klasse eines Zagreber Gymnasiums trifft nach Jahren zusammen, um ihre Abiturfahrt zu wiederholen. Die "Tramuntana", ein Motorschiff, führt die mittlerweile Mittsechziger ein zweites Mal der dalmatinischen Küste entlang. In zahlreichen Rückblenden erzählt die Hauptfigur, der ebenfalls an Bord befindliche Gynäkologe Tihomir Romar, seine Lebensgeschichte. Im Zentrum steht dabei die fatale Liebesbeziehung zu seiner einstigen Mitschülerin Senka, die beinahe zerstörerische Dimensionen annimmt und für drei Menschen zur Hölle auf Erden wird. Mit beißender Ironie und schwarzem Humor zeichnet Zoran Feric ein Sittenbild der goldenen Jugend im Tito-Jugoslawien, Abkömmlinge einer neuen privilegierten Klasse, deren Pubertät mehr von den Auswirkungen der sexuellen denn der sozialen Revolution geprägt ist. Die zweite Abiturfahrt spült alte, unterdrückte Beziehungsgeflechte wieder hoch, vergessen geglaubte pubertäre Verhaltensmuster paaren sich mit aufkeimender Senilität. Mit Leichtigkeit und Witz streift Feric alle Seiten des Lebens - Glück, Liebe, Leid, Alter und Vergänglichkeit.

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Zoran Ferić

Das Alter kam am 23. Maigegen 11 Uhr

Zoran Ferić

Das Alter kam am23. Mai gegen 11 Uhr

Roman

Aus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof

Transfer Bibliothek CXVI

Das Zitat von Seite 5 stammt aus dem Buch: Malcolm Lowry, Unter dem Vulkan. Roman. Mit einem Vorwort des Autors. Aus dem Englischen von Susanna Rademacher. Durchgesehen von Karin Graf. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 12. Aufl. 2010, S. 108.

Die Originalausgabe dieses Buches ist erstmals 2011 unter dem Titel Kalendar Maja bei Profil Multimedija, Zagreb, erschienen.© der Originalausgabe: Zoran Ferić

Die Herausgabe dieses Werkes wurde gefördert durch TRADUKI, ein literarisches Netzwerk, dem das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, KulturKontakt Austria, das Goethe-Institut, die Slowenische Buchagentur JAK, das Ministerium für Kultur der Republik Kroatien und die S. Fischer Stiftung angehören.

Lektorat: Christiane Keller

© der deutschsprachigen Ausgabe:Folio Verlag Wien • Bozen 2012Alle Rechte vorbehalten

Umschlagfoto: Getty Images

Grafische Gestaltung: Dall’O & FreundeDruckvorbereitung: Typoplus FrangartPrinted in Austria

ISBN 978-3-85256-609-2eISBN 978-3-99037-026-1

www.folioverlag.com

Inhalt

Ein glückliche Fügung

Erster Teil

Die Einschiffung

Die Namen

Der Gast

Ein seltsamer Bote

Die Uhr aus der Frauenklinik

Die Begegnung

So wie es bei Geistern ist

Die Spucke

Hunde pinkeln, ihr spuckt

Il Silenzio

Das Original

Die Hochzeit

Zweiter Teil

Der Kriegsheld und die feine Lady

Die Insel

Der Schmerz des Gebärens

Ein Handel mit dem Teufel

Dritter Teil

Auch eine Krücke ist ein Phallussymbol

Der erste Streit

Der Spitzel

Vir

Der Zwerg aus dem Stadtcafé

Das Geheimnis des alten Koffers

Vierter Teil

Auf ernst

Rot wie ein Krebs

Die Löwin tritt ab

Epilog

„Die Mayas“, las er laut, „waren in der beobachtenden Astronomie weit fortgeschritten. Aber sie hatten keine Ahnung vom Kopernikanischen System.“ Er warf das Heft wieder aufs Bett und setzte sich lässig auf seinen Stuhl. Er kreuzte die Beine und legte die Fingerspitzen in seltsamer Ruhe aneinander. Das Strychnin stand neben ihm am Boden. „Warum sollten sie? … Aber was mir gefällt, sind die ‚unbestimmten‘ Jahre der alten Mayas. Und ihre ‚Pseudojahre‘, nicht zu vergessen! Und ihre köstlichen Monatsnamen: Pop. Uo. Zip. Zotz. Tzec. Xul. Yaxkin.“

„Mac.“ Yvonne lachte. „Gibt es nicht einen, der Mac heißt?“

„Es gibt Yax und Zac. Und Uayeb – das ist mein liebster Monat, weil er nur fünf Tage hat.“

„Hierdurch bestätige ich den Empfang Ihres sehr geehrten vom ersten Zip!“

„Aber wozu führt das alles letzten Endes?“

Malcolm Lowry, Unter dem Vulkan

Eine glückliche Fügung

Das Alter kam am 23. Mai 2010 gegen 11 Uhr. Ich hatte es mir gerade in einem der Rattan-Imitate vor dem kleinen Café am Fuß der Sternwarte bequem gemacht, unterhalb dieser Einrichtung zum Zoomen der Sterne, wo sie dann von den Kindern bestaunt werden, wenn sie einen Schulausflug in die Hauptstadt machen. Ein klarer Morgen, ein später Frühling, der Duft von Kastanienlaub und Kaffee, der nur hier mit einem kleinen Bajadere-Konfekt serviert wird. Die Vorboten des Sommers werden von Tag zu Tag offenkundiger. Die Füße schlafen seltener ein, der Druck in den Nebenhöhlen ist weg, und auch die Verdauung funktioniert besser. Noch vor wenigen Jahren kam die wärmste Jahreszeit mit offenen Automobilen daher, mit dem Brummen der Motorroller, mit kurzen Röcken, mit Farbe und Bewegung, mit dem, was man nicht mehr haben, aber noch anschauen kann und was von außen nach innen geht, in den Menschen hinein. Heute kommt sie mit dem, was aus ihm herauskommt. Ein großer kompakter Pfropf aus der Nase etwa, der einem, wenn er nach heldenhaftem Kampf schließlich im Taschentuch gelandet ist, Erleichterung im Bereich der linken Nebenhöhle verschafft. Oder jene zwei, drei Morgenwinde, einem linden Maestral gleich, die einen leise, aber stetig von der Blähung befreien. Und alles wäre auch in Ordnung geblieben, die Sternwarte, die Kastanien und die Wärme, selbst das koffeinfreie Wässerchen, das ich morgens wegen meines hohen Blutdrucks schlürfe, wobei ich Duftspuren von echtem Minas-Kaffee in der Luft nachschnuppere, wäre nicht plötzlich im Winkel meines Gesichtsfeldes, wie Schlafsand im Auge, eine elegante Dame mit hellem Haar und einer etwas aus der Mode gekommenen, aber noch immer schönen Jacke aus schwarzem Boxcalf aufgetaucht. Sie kam aus der Ballettschule und ging die Radićeva hinunter. Auch jetzt war sie noch nichts Besonderes, eine Person eben, ein Jemand auf einem Schnappschuss, der einen Moment zuvor von zwei Weitwinkelobjektiven geschossen worden war. Erst jetzt begann sich das Bild scharf zu stellen. In den Augen und im Bewusstsein. Das helle Haar, die Bob-Frisur, wie sie französische Tänzerinnen tragen, der spezifische Gang der Ballerina und das bekannte Kleidungsstück. Aber gerade als ich genauer hinsehen wollte, fingerte sie aus der Tasche eine große Sonnenbrille hervor und setzte sie sich auf, sodass ich ihre Augen nicht sehen konnte. Was heißt Augen, das halbe Gesicht war verdeckt. War das tatsächlich sie? War sie nicht größer gewesen? Und schon hatte ich das Tischchen mit der Marmorplatte zurückgeschoben und kam irgendwie auf die Beine, Tässchen und Untertasse klirrten, und ich lief den kleinen Weg hinunter, der zu den Stufen an der Radićeva führt. Sie hatte nur einen kleinen Vorsprung, hatte aber ein strammes Tempo drauf und entfernte sich ziemlich rasch. Ich sah ihren Rücken in der schwarzen Jacke und die über die Schulter geworfene Tasche. Und die Haare, die im Gehen wippten. Leger, aber in Form, als wären sie Mitglieder eines gut eingespielten Tanzensembles. So ist das Haar in der Werbung für Taft oder L’Oréal. Ich stapfte hinter ihr her, die Radićeva hinunter, obwohl es mir dumm vorgekommen wäre, einfach hinzugehen und zu fragen:

– Sind Sie Senka? Ist das die Jacke, die ich vor dreißig Jahren, erfüllt von Liebe, auf Korfu erstanden habe?

Immer unentschlossener ging ich ihr nach. Eigentlich hatte ich diese kleine Verfolgung aufgenommen, weil ich für einen Moment vergessen hatte, was alles geschehen war. Hätte ich etwas überlegt, hätte ich mich aus meinem bequemen Rattansessel nicht fortbewegt, zumal die Gründe, warum man eventuell ein wenig hätte plaudern können, schon drei Jahrzehnte zurücklagen. Ich folgte ihr trotzdem bis zur Kamenita Vrata, von wo die Straße steil zum Hauptplatz hinunterführt, als mir zwei Dinge siedend heiß einfielen: dass ich meinen Kaffee nicht bezahlt hatte und dass ich, wenn ich hinunterginge, diesen Berg wieder würde hinaufkeuchen müssen. Und so machte ich beim bronzenen Drachentöter Georg halt und sah ihr nach, wie sie unaufhörlich kleiner wurde, wie sie immer wieder vor den Schaufenstern stehen blieb, als wollte sie das Unvermeidliche hinauszögern, und wie sie dann weiter schrumpfte. Ich stand dort, bis die Menschenmenge am Ende der Straße sie verschluckt hatte, und machte mich dann mit müden Schritten auf den Rückweg. Das war die erste Niederlage an diesem Morgen.

Der Kellner erwartete mich auf der Straße und durchbohrte mich mit frechem Blick. Er sagte nichts, er sah mich nur an und kehrte auf die Terrasse zurück. Offensichtlich hatte er geglaubt, ich wollte mich aus dem Staub machen, ohne dieses Spülwasser von koffeinfreiem Nescafé zu bezahlen. Sehe ich etwa so aus? Wie ein Zechpreller? Ruhig sah ich über die Beleidigung hinweg und machte es mir wieder in meinem falschen Rattansessel bequem. Die Leute auf der Terrasse, ein älteres Ehepaar und zwei jüngere Mädchen, vermutlich aus der Ballettschule, schauten interessiert zu mir herüber. Offenbar hatte der Gastronomiebedienstete einen erheblichen Aufruhr veranstaltet, als er mich der Frau nachrennen sah, die so große Ähnlichkeit mit Senka hatte. Ich griff nach dem Večernji vom Nachbartisch, trank einen Schluck Kaffee, schlug die Seite mit den Todesanzeigen auf und räkelte mich in der Sonne, die durch die Kronen der alten Kastanien drang und bald auch den Turm der Sternwarte überragen würde.

Mit einem Mal bemerkte ich, dass mich der Kellner herausfordernd ansah. Ich hatte die koffeinfreie Mixtur schon ausgetrunken und saß jetzt einfach da und las in der Kaffeehauszeitung. Ich belegte einen Platz mit Beschlag. Und obwohl es freie Tische gab, hasste mich der Kellner jetzt vermutlich doppelt. Einmal, weil er mich für einen verhinderten Zechpreller hielt, und dann auch prinzipiell, nach dem Kodex seines Standes, weil ich vor einer leeren Tasse saß. Während er zwischen den Tischen hindurchging und andere Bestellungen aufnahm, wanderte sein Blick immer wieder zu meinem Tisch. Zuerst sah er mir ins Gesicht, dreist, dann auf die Zeitung, als könnte er ihr ansehen, ob sie dem Café gehörte oder mir privat, und schließlich fiel der Blick anklagend auf die leere Tasse. Allerdings räumte er sie noch nicht ab. Das wäre vermutlich zu unhöflich gewesen, aber bald würde er es tun. Es war ja klar, dass ich als frisch gebackener Rentner zu Hause störte, wenn die Frau Staub saugte, wenn der Enkel die Kolonne seiner Matchboxautos durch alle Zimmer hindurch auffahren ließ, für die noch immer die Raten bezahlt werden mussten, wenn die Tochter mit den Händen auf den Ohren für die noch verbliebenen Prüfungen lernte, aber dass ich auch hier in dem Café störte, das war für mich an diesem sonnigen Morgen, an dem ich an Senka dachte, etwas völlig Neues. Der Kellner, dieser Kerl, nahm jedenfalls gerade angewidert die Bestellung des älteren Ehepaares auf. Es war keine Diskriminierung des Alters, so benahm er sich auch bei Jüngeren. Die beiden Gymnasiastinnen hatten ihre Portion Frechheit bereits abgekriegt. Er hielt sich für besser als alle, denen er den Kaffee brachte.

Und da war er schon, er kam und räumte unter dem lauten Scheppern des Porzellans Tasse und Untertasse ab, fuhr ein paar Mal mit dem Tuch über den Tisch, als hätte ich etwas vergossen, was ich aber nicht hatte, und sagte:

– Zwölf Kuna!

Dabei musterte er provokativ den Tisch, um zu sehen, ob ich nicht irgendwie doch die glatte Oberfläche aus rötlichem Marmor besudelt hatte, dann ließ er seinen Blick über der Terrasse kreisen, wie eine jener Kameras im Supermarkt, die verfolgen, wenn einer klaut, und suchen, wen man beklauen könnte, wenn er ehrlich bezahlt, was er in den Einkaufswagen gepackt hat. Deutlich gab er den Gästen zu verstehen, dass sie verdächtig waren, aber mich sah er nicht einmal an, als ich fünfzehn Kuna aus der Geldbörse fischte und ihm in die Hand legte. Und erst als er mein Geld eingesteckt hatte, wurde mir klar, dass er nicht kontrollierte, wer flüchten könnte, er wusste genau, wo wer saß, sondern dass er den Augenkontakt vermied, um mir nicht die drei Kuna herausgeben zu müssen. So konnte er immer sagen, er sei in Gedanken abgeschweift, aber meine drei Rentnerkuna, Wechselgeld für ein halbes Brot, hatte er bei seinem Schweifen vergessen. Er hatte sie als Entschädigung für ausgestandene Angst einbehalten. Er murmelte etwas wie Danke und kehrte mir seine Rückseite zu. Einen solchen Idioten hatte Senka doch nicht verdient an diesem sonnigen Morgen, der wohl zur Gänze ihr gehören würde. Teils wegen der weit zurückliegenden, vergessen geglaubten Gefühle, die, wer weiß, warum, heute Morgen erwacht waren, aber auch, weil niemand mehr da war, dem sie noch gelten konnten. Die zu Hause waren allzu sehr da, als dass man ihnen den Tag auch noch in seinen Gedanken gewidmet hätte. Es blieb also Senka und wie sie mit raschem Schritt die Straße hinuntermarschiert war. Der Körper gehorchte ihr offensichtlich noch. So wie sie aussah, reckte und streckte sie sich vermutlich dreimal die Woche in der Kraftkammer oder beim Pilates. Und so neutralisierten dieser Frühlingsmorgen, ihre wenigen eiligen Schritte und ihr jugendlich kurz geschnittenes Haar, das den Nacken freiließ, die Tatsache, dass sie geschrumpft war. Denn schrumpfen taten wir zweifellos alle, wir aus der 4c des damaligen XVI. Gymnasiums, die wir in dem einen Krieg geboren und zu einem Gutteil in einem anderen pensioniert worden waren, weil die Firmen für uns Versicherungszeiten nachgekauft hatten. Nur um uns loszuwerden.

Die Mädchen waren schon längst zum Ballett gegangen, das ältere Ehepaar hatte vor ein paar Minuten der Bus verschluckt, der hier in regelmäßigen Abständen hielt, und ich saß noch immer an dem leeren Tisch. Jetzt hatte ich die Zeitung zusammengefaltet und auf den Tisch zurückgelegt und schaute nur noch umher. Die kleine Kapelle mitten auf dem Illyrischen Platz, das Mažuranić-Haus etwas weiter weg, und aus den offenen Fenstern der Ballettschule drang angenehme Musik. Ein Menuett. Eine Musik, zu der sich junge Körper gelenkig bogen. Senka war Ballettlehrerin gewesen, und vielleicht war das alles hier kein Zufall. Der Trottel stand am Eingang zum Café, das Aluminiumtablett nonchalant unter die Achsel geschoben, und trat mit dem Schuh das künstliche Gras vor der Tür nieder. Offensichtlich wartete er, dass ich mich trollte. Dass ich verschwand und sich hier statt meiner Rentnerfigur befreiende Luft ausbreitete. Ich wusste, dass er auch gern die Zeitung abgeräumt hätte, wenn ich sie nicht so vollgespeichelt hätte. Und während wir uns gegenseitig wie Revolverhelden beäugten, hatte es sich der Gastronomiewerker bequem gemacht. Mit dem Rücken lehnte er am Türrahmen, er entlastete sein Rückgrat so, als würde er in stehender Haltung liegen und diesen Frühlingsmorgen und die angenehme Wärme ebenso genießen wie ich. Das könnte dir so passen, sagte ich zu mir und hob die Hand. Missmutig löste er sich vom Türrahmen und kam langsam näher, als bereitete er sich auf einen Schlag vor. Selbst das Tablett hielt er wie ein Racket.

– Schenken Sie Champagner glasweise aus?, fragte ich, denn ich wusste, dass sie es nicht tun. In Zagreb gibt es kein Café, in dem Schaumwein glasweise ausgeschenkt wird.

– Nein, sagte er verächtlich und wollte bereits weggehen.

Aber da, ich weiß nicht, was mit mir war, alles war eine Sache des Augenblicks, sagte ich:

– Bitte zahlen!

Jetzt sah er mich verdutzt an. Er wusste nicht, ob ich ihn verscheißern wollte oder ob ich tatsächlich vergessen hatte, dass ich schon bezahlt hatte. Zuerst geflüchtet, ja, aber dann bezahlt. Man sah es ihm an, er wälzte es in seinem Hirn hin und her, er hatte daran zu kauen. Vielleicht ein Finanzinspektor, vielleicht eine Falle in der Maske eines jüngeren Rentners. Er war am Wälzen, und es hatte tatsächlich den Anschein, als würde er ausrechnen, wie viel ein koffeinfreier Kaffee mit Milch kostet. Und dann stieß er eiskalt hervor:

– Zwölf Kuna!

Dieses Mal holte ich einen Zwanziger heraus und reichte ihm den. Er nahm das Geld und gab das Wechselgeld genau heraus. Noch einen Augenblick war die Verwunderung auf seinem Gesicht zu sehen, dann ging er, wenn auch ein wenig unsicher, ins Innere des Cafés zurück. Er dachte vielleicht, dass ich, wenn er aus meinem Gesichtsfeld verschwände, mich nicht erinnern würde, dass ich ihm ein und denselben Kaffee zweimal bezahlt habe. Schon im nächsten Augenblick allerdings, eigentlich schon, als ich ihm noch den Geldschein mit dem Konterfei des Banus Jelačić hinhielt, fühlte ich, dass ich mich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Ich wusste weder, weshalb es gefährlich war, noch wie sehr es das werden konnte, aber dieses Bauchgefühl hatte mich noch nie getäuscht. Und dass der Kellner sich jetzt nicht mehr blicken ließ, dass er sich meinem Blick entzogen hatte, auch das war ein Symptom, dass sich die Konstellationen in diesem Café und an diesem herrlichen Morgen irgendwie geändert hatten. Und fast bedauerte ich, dass er nicht noch immer an den Türrahmen gelehnt dastand und sich sonnte, als ein japanisches Paar mittleren Alters auf der Terrasse erschien. Sie nahmen unweit von meinem Tisch im Schatten Platz. Also musste der Kellner herauskommen und die Bestellung aufnehmen. Er ging an mir vorüber wie an einer krepierten Krähe und hatte den Blick, statt mich herausfordernd anzusehen, weil ich umsonst dasaß, abgekehrt. Jetzt habe ich zumindest das Sitzen bezahlt, dachte ich.

Der Damm war gebrochen. Dieser Mensch würde mich bis zum Ende seiner Schicht für den einen Kaffee bezahlen lassen. Und sogar Überstunden machen, um weiterkassieren zu können. Als er mit der Coca-Cola für die Japaner zurückkam, wich er meinem Blick noch immer aus, allerdings schien mir, dass er mit jener leichten Verachtung an mir vorübergegangen war, wie sie manche Menschen denen gegenüber empfinden, die weniger glücklich sind als sie. Gegenüber Verrückten und Geisteskranken. Er war einer von denen, die mich verhöhnen würden, wenn ich wirklich krank wäre. Aber ich blieb sitzen. Ich würde noch einmal zahlen, oder zweimal. Einfach nur, um ihn in meinem tiefsten Inneren zu beleidigen, obwohl das Spiel jetzt wirklich gefährlich zu werden schien. Ich wollte das freche Gesicht sehen, wenn ich am Ende nonchalant, ganz nebenbei fragte:

– Bitte schön, und warum kassieren Sie hier für ein und denselben Kaffee zweimal?

Unglaublich, was für Leute es gibt. Sie sind imstande, ihren Arbeitsplatz für ein paar Kuna zu riskieren. Ich stierte in die Zeitung, als mein Handy klingelte.

– Hallo?, fragte ich hoffnungsfroh, weil mich in letzter Zeit niemand ernsthaft anrief. Nur Tanja, damit ich ihr einen Kopf Salat vom Markt mitbringe, oder mein Enkel, damit ich ihm ein Matchboxauto kaufe. Zuerst hörte ich aus dem Telefon ein Krächzen und Räuspern, dann kam das erste verständliche Wort:

– Tiho, du mich hören? Reinhard da?

Ich musste ein wenig überlegen, ich verharrte in peinlichem Schweigen, doch dann setzte die Erinnerung ein. Reinhard, der Kollege aus Regensburg. Wir waren im Laufe der Jahre, in denen wir miteinander zu tun gehabt hatten, richtiggehend Freunde geworden und hatten eine Zeit lang mit den Familien gemeinsam Urlaub am Meer gemacht. Sie hatten einen Wohnwagen, einbetoniert auf einem Campingplatz auf Pag. Vor dem Wohnwagen hatten wir Meeräschen gegrillt und sie mit Rotem von der Insel begossen. Reinhard war nett. Er hatte gehört, dass ich seit Kurzem in Rente war, und interessierte sich, wie es mir ging. Ob mir schon das Gefühl der Nutzlosigkeit zu schaffen mache, ob ich die Morgenspaziergänge genösse, wie es mit dem Sex stehe, was genau genommen eine schönere Umschreibung war für: Was macht die Prostata? Und ich sagte zu ihm:

– Natürlich macht es mir zu schaffen.

Ich meinte das Gefühl der Nutzlosigkeit. Aber zu schaffen machte mir auch die Prostata. Ich durfte nicht auf Reisen gehen, wenn ich vorher auch nur ein winziges Glas von irgendwas getrunken hatte, und zwischen Zagreb und Rijeka musste ich zehnmal raus zum Pinkeln, obwohl sie da eine ganz neue Autobahn gebaut hatten. Reinhard ging es im Großen und Ganzen gut, er hatte eine neue Frau, die alte war vor zwei Jahren gestorben.

– Du warst auf Beerdigung, sagte er.

Ich erinnerte mich, ich war beim Begräbnis in Regensburg gewesen. Reinhard sagte, er habe sich Ende letzten Sommers hervorragend amüsiert. Es hätten sich sechzehn Rentner, alles ehemalige Klassenkameraden vom Gymnasium, zusammengefunden, und sie hätten ihre Abifahrt wiederholt. Von Triest mit dem Schiff nach Griechenland. Er erinnere sich nicht, wann im Leben er mehr Spaß gehabt habe. Und so erzählte er mir von seiner neuen Frau, die etwas jünger sei, aber nicht wesentlich, von den Enkeln, von seinem Passat, den er eingewechselt habe. Wir redeten über Gott und die Welt, tauschten Rentnererfahrungen aus. Er zum Beispiel nahm Klavierstunden und machte einen Japanischkurs. Er wolle Murakami im Original lesen. Das sei seine Rentnerambition. Und noch ein bisschen in der Welt herumgondeln. Ich sagte, dass ich mich noch zu nichts Derartigem entschlossen hätte, aber dass für mich inzwischen Uhren und Kalender sinnlos geworden seien.

– Das ist erster Schritt, was geht in Ewigkeit, radebrechte Reinhard auf Kroatisch.

Kaum hatte ich das Gespräch beendet, traf mein Blick auf den des Kellners. Wieder stand er im Türrahmen und fixierte mich dreist. Vermutlich schien ihm, dass ich den einen Kaffee schon lange nicht mehr bezahlt hätte, und das machte ihn nervös. Er war jung, mit Gel im Haar und einem Ringelchen im Ohr, und die gestreifte Schürze an ihm sah aus wie die embryonale Variante eines Sträflingsanzugs. Jetzt rieb der Typ auf dem völlig sauberen Tisch neben mir herum. So einen Mistkerl, das musste ich zugeben, hatte ich noch nicht erlebt. Ich wartete, dass er sich entfernte, um ihn erneut herbeirufen zu können. Damit er mehr zu laufen hatte. Dieses Mal kam er, so schien es, liebenswürdiger zu mir. Ich bestellte einen Martell, und jetzt machte er ein enttäuschtes Gesicht. Er musste gedacht haben, dass ich ihm auch das dritte Mal denselben Kaffee bezahlen wollte. Aber dann brachte er doch mit unlogischer Fröhlichkeit auf einem Tellerchen das Gläschen mit dem Kognak.

– Bitte sehr, der Herr!

Jetzt war er höflich und stellte das Tellerchen mit einer Verbeugung auf den Tisch. Er hoffte, dass ich auch den Martell mehrere Male bezahlen würde. Und auch die Ziffer war größer. Aber anstatt sich zu entfernen wie bisher, blieb er mit dem Tablett unter der Achsel neben mir stehen und wartete. Als ich ihn fragend ansah, bleckte er die Zähne und sagte:

– Ich muss kassieren! Meine Ablöse kommt.

Was war das jetzt? Als ich ihm den Kaffee zweimal bezahlt habe, hat er nichts im Voraus verlangt, und jetzt auf einmal heißt es: „Bitte, zahlen!“ Warum? Und während ich langsam die Geldbörse herauszog, dämmerte es mir langsam. Der Martell war teurer, und außerdem konnte jemand, der so senil war wie ich, dass er vergessen konnte, dass er schon bezahlt hat, vielleicht noch leichter vergessen, dass er nicht bezahlt hat, und sich mit seinem geschwinden Rentnerschritt vom Acker machen. Vielleicht dachte der Kamerad im embryonalen Sträflingsanzug, er hätte mein Spiel durchschaut. Er tut senil, der Tagedieb, das vergessliche Individuum, zahlt zweimal denselben Kaffee, impft dem Kellner, der sich bezahlen lässt für einen Augenblick der Schwäche und einen Anfall unschuldiger Gier, einen Schuldkomplex ein, den er genau genommen selbst provoziert hat, dieser Espresso-Provokateur, dieser Polizeispitzel. Dann bestellt er einen teuren Kognak, säuft ihn aus, steht auf und verschwindet. Darf sich da ein Kellner erlauben, ihn anzuhalten und zu behaupten, er habe den Martell nicht bezahlt, vor allem wenn er sich dann vielleicht erinnert, dass er für den Kaffee zweimal bezahlt hat? Und ein original Martell kostet mehr als zwei Kaffee. So dachte der Gastronomierat höchstwahrscheinlich, und deshalb sagte er auf die ganz feine Art: „Davaj, rück die Knete raus, alter Zausel!“ Logisch. So sah er es in seiner Gaunerhaut und mit seinen Gauneraugen, mir wäre die ganze Konstruktion jedenfalls nicht im Traum eingefallen, als ich mich im Bruchteil einer Sekunde, gerade solange wie das Eichhörnchen über mir zum Sprung brauchte, entschlossen hatte, aus Rache denselben Kaffee zweimal zu bezahlen. Ich hatte etwas Gefährliches in Gang gesetzt und war, ja, war in seinen Gauneraugen vielleicht selbst ein Gauner: ein Gaunerrentner, ein alter Knacker, der in den umliegenden Lokalen das anständige Kellnergewerbe provoziert. Als was würde sich das Ganze am Ende noch entpuppen, was würde noch alles ans Licht kommen?

Und genau in dem Augenblick, als ich die dreißig Kuna für den Kognak herauszog und überlegte, ob nicht jetzt der Moment gekommen sei, jene nonchalante Frage an ihn zu richten, betrat eine sehr junge Frau mit Kindergesicht, ein mongoloides Kind an der Hand, die Terrasse. Kaum hatte der Junge den Kellner erblickt, flog er auf ihn zu und packte ihn fest am Bein. Er umarmte es wie die Säule eines Tempels oder einen Baum im Wald. Jedenfalls wie etwas, das wir anbeten. Der Mensch in der gestreiften Schürze hatte sich inzwischen niedergebeugt und das Kind aufgehoben. Er hielt es im Arm und küsste es, der kleine Mongoloide schmiegte das Gesicht an seines, und so standen sie eine Zeit lang da. In dieser kurzen Zeitspanne schien alles stehen geblieben zu sein: die Eichhörnchen im Sprung, das Menuett aus der Ballettschule und die Menschen auf der Terrasse, alle waren erstarrt wie im Märchen.

– Gib Papa ein Küsschen, sagte die Frau und stopfte dem Kleinen das T-Shirt in die Hose.

Und der kleine Mongoloide küsste seinen Papa fröhlich auf die Wange. Welch glückliche Fügung, dachte ich im Stillen. Der Kleine wird nie erfahren, was für ein Mistkerl sein Vater ist. Die Enttäuschung bleibt ihm für immer erspart.

Ich verzichtete darauf, ihn irgendetwas zu fragen, ich stand auf, spazierte an dem Vater mit dem kleinen Mongoloiden auf dem Arm vorbei und sah hinauf zu den Wipfeln der Kastanienbäume. Wieder sprang ein Eichhörnchen völlig lautlos von einem Baum zum anderen, und mein Blick erhaschte es im Flug. Und während ich dem Geschöpf zusah, wie es mit buschigem Schwanz seinen Sprung steuerte, kam mir die Idee, dass auch wir aus der 4c, die wir aller Wahrscheinlichkeit nach bereits alle im Ruhestand und mit Sicherheit schon am Schrumpfen waren, unsere Abiturreise mit dem Schiff wiederholen könnten. Von Opatija nach Zadar. So wie im Jahre ’61. Ich war kein großer Organisator, ich ging nicht einmal zu diesen Abenden alle fünf Jahre, aber ich stand in Kontakt mit Jugana. Solche Sachen organisierte sie. Ich würde ihr den Floh ins Ohr setzen, vielleicht würde etwas daraus.

In der Zwischenzeit, während ich das Café, die Kastanien und den Kellner mit dem Kind auf dem Arm hinter mir ließ, wurde mir langsam klar, zu was sich das Ganze entwickelt hatte. Der Lümmel in der gestreiften Schürze hatte auf meine Senilität gesetzt, seinem geschulten Auge war vermutlich nicht entgangen, dass sie manifest war, die haben das Talent, diese Kellner, die haben das gastronomische dritte Auge, und meine Vergesslichkeit kriegte mit einem Mal auch für mich etwas Überzeugendes. Deshalb nahm es nicht wunder, dass ich mir für einen kurzen Augenblick eine zweite Jugend wünschte oder etwas Ähnliches. Das bedeutete, von nun an und in Hinkunft war ich alt. Viel älter, als ich noch gestern war oder heute Morgen. Wer hätte gedacht, dass das Alter an einem einzigen Tag kommt, dass es einem von einem frechen Kellner serviert wird wie ein schaler Kaffee und dass das zudem noch an der Schwelle vom Frühling zum Sommer geschieht.

Erster Teil

Die Einschiffung

Wir waren einmal dreißig. Wie es Tage gibt im Monat. Jetzt waren wir noch zwölf. Wie die zwölf Apostel. Und so, wie wir damals, 1961, mehr waren und unsere Leben kürzer, so waren wir jetzt, 2010, erheblich weniger, hatten aber ein unvergleichlich längeres Leben hinter uns. Als würde hier eines mit etwas anderem gleichgesetzt und sich gegenseitig aufheben. Damals waren wir neunzehn, jetzt waren wir achtundsechzig. Jeder von uns trug in diesem Augenblick drei damalige Leben in sich. Und mit diesem Gewicht dreier junger Leben, die sich in ein altes verwandelt hatten, standen diese zahlenmäßig relativ kleinen, aber gut erhaltenen Überbleibsel einer Abiturklasse aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in kleinen Gruppen oder einzeln auf dem ausgewaschenen Pflaster der Riva von Opatija. Sie standen zerstreut in scheinbarer Unordnung, so wie Pflanzen wachsen oder Pinguine zu ruhen pflegen. Aber wenn man sich ein wenig unter diese lebenden Karyatiden begab, die nichts hielten, auch nicht den klaren Himmel über sich, sondern nur in Gruppen oder einzeln dastanden und plauderten, konnte man langsam, als würde sich Nebel lichten, eine gewisse Ordnung und Rollenverteilung erkennen. Gerade hatte ich mich aus dem Auto herausgewurstelt und mir eilig eine Ronhill light angesteckt, als würde dieses „light“ irgendwie die Folgen des vierzigjährigen Rauchens mildern, und warf nun einen Blick auf die Schulkameraden unter den Greisenmasken, als wären wir beim Fasching in Samobor und nicht im Hafen von Opatija. Sara hatte aus dem Kofferraum des Passats mein Gepäck ausgeladen.

– Papa, den Koffer lass hier beim Auto, ich geh dem Kleinen ein Cornetto kaufen!

An der noch immer offenen Tür stehend, musterte ich die Gruppe auf der Riva aus der Distanz. Marijan, das war er sicher, denn durch all die Fleisch- und Hautschichten, die sich mit den Jahren abgelagert hatten, schimmerte das boshafte Knabengesicht von den Klassenfotos hindurch, hatte eine Gruppe von Bewunderern um sich versammelt und redete heftig gestikulierend auf sie ein, während sie vor Lachen schier zu platzen schienen. Er war der Unterhalter. Lidija und Vera standen an der Seite und verfolgten die sich amüsierende Gruppe aufmerksam mit den Blicken und sonderten nur hin und wieder einen Kommentar ab. Sie waren die Beobachterinnen. Das waren sie auch damals vor fünfzig Jahren gewesen. Jugana hingegen zog ihre Kreise. Sie war das Bindeglied. Sie ging von einem pensionierten Schulkameraden zum anderen und stellte ihren Sohn vor: einen mittelalterlichen Herrn, der doch tatsächlich schon völlig ergraut war. Sie hatten denselben Gang, dieselbe Körperhaltung, nur war sie ein wenig stärker in den Schultern gebeugt und war allem Anschein nach schon am Schrumpfen. Verwunderlich war eigentlich, wie genau er die Bewegungen seiner Mutter wiederholte, wenn er jemandem die Hand gab, er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und schenkte seinen Gesprächspartnern ein trauriges Lächeln. So geht eine Mutter wohl in ihr Kind über.

Meine Abirentner gruppierten sich wie damals in der Schule: Die Populären zu den Populären, so als galt es auch jetzt nach so viel Jahren den Unterschied zu betonen zwischen dem Klassenadel und jenen armen Waisenkindern, den Unpopulären, die ständig versucht hatten, jemanden nachzuahmen. Und so wie mir vor zwei Monaten, auf der Terrasse des Palainovka, geschienen hatte, dass ich etwas Ernsthaftes und Gefährliches in Gang gesetzt hätte, so erschien mir jetzt auch diese Rückkehr in die Jugend, die vom Bewusstsein des Alters initiiert wurde, viel ernsthafter. Als wären keine fünfzig Jahre seit jener ersten Reise vergangen, als uns auf dieser Riva, statt unserer Kinder und Enkel, unsere Mütter und Väter verabschiedet hatten.

Wir standen umgeben von mittelalterlichen Menschen, unter denen es auch schon Witwer gab, denn der Tod treibt gern seinen Scherz. Und so gab er mir die Gelegenheit zu sagen:

– Mein Beileid, Mislav!

Ich bot Juganas Sohn zugleich mit meiner Hand meine Anteilnahme dar, ihm, der gerade, ich weiß nicht zum wievielten Mal, seine Lebenstragödie vor einigen ehemaligen Schulfreunden seiner Mutter ausgebreitet hatte.

– Kennt ihr beide euch eigentlich?, fragte Jugana.

– Ja, aber da war er noch klein, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.

Jugana stellte hier eine Art Empfangskomitee dar. Sie kurvte von Kamerad zu Kamerad, als führe sie Slalom auf einem Terrain, das jemand boshafterweise glatt geschoben hatte und das nun von den Alpen bis unmittelbar zum Meer hinab reichte. Sie gab die Hand, küsste, tauschte Liebenswürdigkeiten aus. In der Hand hielt sie eine Namensliste, die mit einer Metallklammer auf einer Unterlage befestigt war. Ähnlich jenen Metalltafeln, die am Fußende von Krankenbetten hängen und zur Aufnahme der Fieberkurven bestimmt sind. Sowie sie einen der verehrten Kameraden aufgesucht hatte, strich sie seinen Namen aus.

Und dann, irgendwoher aus dem Hintergrund, von der anderen Seite des Parkplatzes, erschien eine kleinere, noch jugendlich wirkende Dame mit größerer Oberweite.

– Kannst mich auch ausstreichen!

Kaum hatte Jugana sie bemerkt, begann sie schon, sie zu umarmen. Sie, groß gewachsen, metallisch graues Haar, hielt sie mit ihren langen Armen fast vollständig umschlungen.

– Ana, Herzchen.

Mit ihrem Namen passte Ana genauso glatt in Jugana hinein wie eine Matroschka in die andere. Aber so sehr sich ihre Namen auch teilweise deckten, so völlig unterschiedlich sahen die beiden doch aus. Jugana groß, in die Länge gezogen, Ana klein, gedrungen, mit ausgesprochen großen Brüsten, die mit der Zeit immer größer geworden waren, so als wären gerade diese beiden ballförmigen Gebilde das Reservoir, in dem sich die Jahre ablagerten. Freundinnen noch vom Gymnasium her, hatten sie immer in naher Verbindung gestanden. Wenn sie allerdings zusammen gewesen waren, hatte keine der beiden schön sein können. Juganas Schlankheit und Größe und Anas gedrungene Erscheinung mit den ausgeprägten Rundungen, so miteinander verknüpft, waren eine Art Karikatur gewesen. Manchmal hatten sie vor einem Schaufenster oder einem Spiegel selbst über das eigene Bild lachen müssen. Die besten Freundinnen, aber wie Figuren aus einer Komödie. Jede für sich besaß allerdings ihre eigene Anziehungskraft. Jugana eine Schönheit, die durch ihre Haltung und ihre Art sich zu bewegen in Würde überging, während Anas Rundungen seit je, von der ersten Klasse des Gymnasiums an, ausgesprochenen Sex-Appeal hatten, wobei aber auf den Körper der Puppenkopf eines Kindes gesetzt zu sein schien, der auch nach all den Jahren jünger aussah, als er in Wirklichkeit war.

Juganas Sohn, dessen Frau unlängst an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben war, stand vor Ana, gierig nach Mitgefühl.

– Mislav!, brachte sie traurig hervor und umarmte ihn.

Seine Mutter und ich standen beiseite und sahen ihnen zu, wie sie sich umarmten. Ana indessen machte hinter Mislavs Rücken ein verwundertes Gesicht und versuchte Jugana still etwas zu fragen, indem sie die Worte nur mit den Lippen formte. Die sah sie aufmerksam an und sagte dann:

– Mislav, wir haben im Auto mein Necessaire vergessen.

Der ergraute, mittelalterliche Herr ließ Ana los, dreht sich zu dem Koffer um und ließ den Blick über die Riva kreisen.

– Was schaust du?

– Ich weiß nicht, mir scheint, als hätten wir es mitgenommen. Hast du es nicht getragen?

– Ich weiß nicht, Junge, flötete sie liebenswürdig, sieh bitte trotzdem nach.

Ich bemerkte, wie sie mit dem Fuß ein kleineres Samsonite-Necessaire hinter meine Beine schob. Und als sich Mislav endlich bequemt hatte, zum Parkplatz hinüberzuwatscheln, und als sein trauriger Rücken schon kleiner zu werden begann, trat Ana zu ihrer Freundin und richtete eine leise Frage an sie. Aber Jugana zuckte nur ohnmächtig mit den Schultern und kramte, nachdem sie sich sorgfältig vergewissert hatte, wo sich ihr Sohn befand und ob er herschaute, panikartig ihr Handy aus der Tasche und drückte es Ana in die Hand. Was führen die da auf, dachte ich. Obwohl ich nur zwei Schritte entfernt stand, konnte ich nicht hören, was sie miteinander redeten.

– Ich habe es auf leise gestellt, damit es nicht klingelt, wenn er hier ist, hörte ich Jugana am Ende sagen. Dieses kleine konspirative Konzil war mir unangenehm, und ich machte schon Anstalten, mich zu entfernen, als mich Ana am Arm fasste.

– Grüß dich, Tiho! Wir haben uns noch gar richtig begrüßt.

Während ich Ana umarmte, flüsterte sie Jugana zu:

– Da, er kommt zurück!

Ich sah, wie Mislav langsam zurücktrottete. Sein Gang wirkte älter als der von vielen hier. So, als wären das einstige Kind und der künftige Greis zu einem zeitlosen Körper verschmolzen, und seine Tragödie bekam auf einmal auch etwas Komisches, als er mit einer Art Triumph in der Stimme zu seiner Mutter sagte:

– Und du hast es doch mitgenommen.

Diskret ließ ich meinen Blick über diese alten, von Kindern und Enkeln umgebenen Apostel wandern, auf der Suche nach dem hellen Kopf mit der Frisur einer französischen Tänzerin. Für einen Moment wollte mir sogar scheinen, dass ich ihn gesehen hätte. Er wurde von einer jungen Frau verdeckt, und für kurze Augenblicke sah hinter ihr nur der ins Gespräch vertiefte Kopf mit dem hellen Haar hervor. War die junge Frau Andrea? War das tatsächlich Senka? Nachdem wir die Verabredung getroffen hatten, hatte ich Jugana kein einziges Mal gefragt, ob sie mit Senka Kontakt aufgenommen habe und ob auch sie diese Reise mitmache. Und jedes Mal, wenn wir uns hörten und wenn sie mir erzählte, mit wem sie alles gesprochen habe, hatte ich die Hoffnung, dass unter den erwähnten Namen auch ihrer sein würde. Das war nie der Fall gewesen. Nun, sie hatte mir gegenüber auch Vera und Lidija nicht erwähnt, und die waren trotzdem hier, was bedeutete, dass es noch Hoffnung gab, denn die Liste hatte sich ständig geändert. Jemand hatte sich abgemeldet und ein anderer sich nachträglich angemeldet. Ich machte ein paar Schritte, um besser zu sehen, und stellte fest, es war nicht Senka, sondern Alma. Sie hatten sogar jede eine Tochter gleichen Alters. Und nun fiel mir ein, dass ich mir überhaupt nicht sicher war, ob das beim Palainovka tatsächlich Senka gewesen war und ob ich wirklich wusste, wie sie jetzt aussah. Von dem Augenblick an, als Jugana die Organisation dieses Ausflugs in die Hände genommen hatte, war mir auch Senka nicht mehr aus dem Sinn gegangen, aber es war mir nicht mehr so wichtig gewesen. Es stimmte zwar, dass Senka mit dieser Idee der wiederholten Abireise sehr viel zu tun hatte, aber genauso stimmte es, dass mir das einfach nur so eingefallen war. Unvermittelt. Wie jener Eichhörnchensprung. Beim in die Höhe gerichteten Blick, um nicht den kleinen Mongoloiden und seinen Vater vor mir zu sehen und daran denken zu müssen, dass auch der Liebe unwürdige Menschen geliebt werden können. Wenn sie kommt, könnte es interessant werden, dachte ich, wenn sie nicht kommt, auch gut, wahrscheinlich werden wir uns auch ohne sie ausgezeichnet amüsieren. Aber warum bin ich jetzt, wo ich gesehen habe, dass nicht sie es ist, so enttäuscht?

– Papa, warum hast den Koffer selber getragen?, sagte Sara, die plötzlich neben mir stand.

– Deshalb, weil ich keinen Bruch habe und meinen Koffer schon mein ganzes Leben lang selber trage.

Es folgte kein Kommentar, sie verdrehte nur die Augen, und auch Denis sah mich anklagend an. Er leckte an seinem Eis, das ihm seine Mutter gekauft hatte. Hätte ich es ihm gekauft, würde er mich nicht so ansehen. Er hatte ein Gespür für die richtige Seite. Ana, Jugana und Mislav standen noch immer neben mir.

– Das ist Sara, sagte ich, und der dort, der sich hinter ihr versteckt und seiner Mutter den Rock mit Eis vollschmiert, ist Denis.

Sara begrüßte Ana und Jugana, und als sie auch Mislav die Hand gab, sagte Ana:

– Mislav ist letztes Jahr die Frau gestorben.

Sara sagte:

– Das tut mir leid.

Mislav nahm diese Beileidsbekundung mit einem ausgeprägten Gefühl für das Zeremonielle entgegen und verneigte sich. Der Tod seiner Frau machte ihn vermutlich zum Helden des Tages, wo immer er hinkam. Denis indessen, mit seinem untrüglichen Instinkt für das Tragische oder Ungewöhnliche, kam aus seinem Versteck hervor und beäugte, noch immer am Eis leckend, den Helden des Tages mit unverhohlener Neugierde.

Im nächsten Augenblick unterbrach Ana das peinliche Schweigen und rief:

– Ist das etwa Toni?

Ein groß gewachsener, hagerer Herr mit gepflegter Glatze und in militärischer Haltung kam auf uns zu, er zog einen Trolley hinter sich her, der auf den unebenen Steinplatten hüpfte. Ich erkannte ihn wieder, den einstigen Freund, mit dem ich neununddreißig Jahre lang keinen Kontakt gehabt hatte. In der Stadt waren wir einander sorgfältig aus dem Weg gegangen. In der Frankopanska, wo wir uns eine Zeit lang öfter über den Weg gelaufen waren, hatten wir jeder unsere Straßenseite: er die linke, ich die rechte. Jeder von uns hatte zu der Zeit in der Frankopanska eine Beschäftigung, deshalb war auch jeder gezwungen, sich auf eine Seite zu schlagen. Ich war Mitarbeiter an der Medizinischen Enzyklopädie und hatte in den Räumen des Lexikografischen Instituts zu tun, und er hatte, wie mir zu Ohren gekommen war, eine Geliebte in der Frankopanska 16, zu der er regelmäßig nach Dienstschluss ging. Und da ist er und kommt gefährlich nahe, hat aber nur Augen für Ana und Jugana. Würdig wie immer, Chefarzt und Akademiemitglied, geht er, als hätte er einen Mast verschluckt. Solchen Leuten ist das Rückgrat eine Waffe.

– Das finde ich wirklich schön, dass du es machen konntest, sagte sie zu ihm.

Es wird so sein, dass er, der Ärmste, schrecklich eingespannt war, als es um die Frage ging, ob er auch an dieser Reise teilnehmen wolle. Sicherlich Gynäkologenkongresse von Kalkutta bis Japan. Der Akademiker sah sich neugierig um, blickte in einzelne Gesichter, als würde er sie in diesem Haufen von Gesichtern im Hafen langsam wiedererkennen, dann reichte er Jugana ein zweites Mal die Hand.

– Ich gratuliere, sagte er. Kolossal!

Jugana hörte nicht auf zu lächeln und nahm die Glückwünsche entgegen. Ich war gespannt, ob sie mich als Ideengeber erwähnen würde, zumindest ein wenig, aber das tat sie nicht. Nachdem Ana mit ihm Wangenküsse gewechselt hatte, erlaubte sie dem Akademiker auch die Übrigen zu begrüßen, während Jugana freudestrahlend seinen Namen auf ihrem Fieberblatt ausstrich. Toni gehörte in jedem Fall zu den Populären.

Noch immer irrte mein Blick den Hafen auf und ab auf der Suche nach der hellen Frisur der französischen Tänzerin, wobei sich mir von Zeit zu Zeit ironischerweise mein Enkel ins Blickfeld schob, der sich endlich von den Rockschößen seiner Mutter gelöst und ein Mädchen seines Alters gefunden hatte, Marijans Enkelin, und mit ihr herumrannte.

Ich zündete mir eine Zigarette an, und Denis, der sich unvermittelt doch wieder in meiner Nähe eingefunden hatte, sagte:

– Mama, Opa raucht wieder, er wird Krebs kriegen, und dann müssen wir ihn in der Erde begraben.

Und dann geschah etwas wirklich Merkwürdiges. Von der anderen Seite des Parkplatzes, hinter dem Gebäude der früheren Hafenkommandantur hervor, kam ein Mann mit schmalem Gesicht und kurzem schwarzen Haar, das nur von wenigen grauen Strähnen durchzogen war. Das ist Roman, dachte ich für einen Moment. Es sah indessen so aus, als würde er sich vor jemandem verstecken. Alles erschien mir normal, bis ich Juganas erschrockenes Gesicht sah und Ana, die geschockt die Hand vor den Mund hielt. Die Sache war die, dass Roman schon seit zwanzig Jahren tot war und dass der Mann, mit dem ich ihn verwechselt hatte, genau in dem Augenblick aufgetaucht war, als ich mir die Zigarette angezündet hatte. Genau wie damals, als wir uns kennenlernten.

Die Namen

1

Januar, Februar, März, April, Mai, Juni …, meine Mutter tippte mit dem Zeigefinger an die Knöchel auf meinen geballten Fäusten. Jetzt du!

Sie ballte die Fäuste wie kurz zuvor ich und schob sie mir unter die Nase.

– Januar, Februar, März, April …, begann ich unsicher, auf die Knöchel und Mulden auf Mutters Fäusten zu zeigen.

– Wie viele Tage hat der Januar?

– Einunddreißig.

– Und der März?

– Genauso.

– Hast du jetzt verstanden?

Das Schreibheft aus Natur- und Sozialkunde lag auf einer der Schachteln in der leeren Küche, wo wir saßen und darauf warteten, dass der LKW mit unseren Möbeln kommen sollte. Da drinnen prangte meine erste Fünf nebst einer Mitteilung für meine Mutter. Da stand, ich wisse in der dritten Klasse noch nicht, was ich in der ersten hätte lernen sollen: wie viele Tage welcher Monat hat.

– Siehst du jetzt? Hier, wo ein Knöchel ist, da sind es einunddreißig, und da dazwischen sind es dreißig. Außer dem Februar, der hat achtundzwanzig. Und hier, wo meine Fäuste sich berühren, siehst du, guck nicht in der Gegend herum, sondern sieh her, hier sind zwei Knöchel nebeneinander, hier ist es erhöht. Das sind Juli und August, die haben beide einunddreißig Tage. Verstehst du?

Ich nickte mit dem Kopf, aber genau genommen war mir nicht klar, wie die Knöchel an den Händen und die Mulden dazwischen Monate sein konnten. Das Jahr müsste dann vierzehn haben.

– Wann hat der Februar einen Tag mehr?

Ich schwieg. Das mit dem Februar und den Knöcheln war wirklich zu viel, und das gerade jetzt, wo wir in die neue Wohnung gezogen waren und darauf warteten, dass mein Vater mit noch einem Mann aus der Firma mit einem Lastwagen alle unsere Sachen bringen würde, die wir so sorgfältig in Zeitungen gewickelt und in Schachteln gepackt hatten. In den vergangenen Monaten hatten wir zwischen Schachteln in Omas Wohnung gelebt, unten in der Medulićeva, und auf den Bescheid für die Zuteilung der neuen Wohnung gewartet.

– Der Februar hat in jedem Schaltjahr einen Tag mehr, rezitierte meine Mutter und versuchte ihre Nervosität zu verbergen.

– Jetzt haben wir das Jahr 1953. Wann ist das nächste Schaltjahr?

– 1956!

– Genau. Dann gehst du in die sechste Klasse.

– Wenn ich nicht vorher Leukämie kriege und sterbe.

Meine Mutter sah mich an, als würde sie statt ihres Kindes plötzlich ein Stachelschwein vor sich sehen.

– Wo hast du denn von Leukämie gehört?

– Das haben wir in Naturkunde gelernt. Das ist, wenn sich das Blut in Wasser verwandelt.

Sie stand auf und begann nervös eine der Schachteln zu öffnen, um ihr einen Drahtschwamm für den Parkettfußboden zu entnehmen. Warum hatte sie das so aus der Fassung gebracht?

– Geh hinaus und mach dich mit den Kindern bekannt!, sagte sie.

Unsicher stieg ich aus dem zweiten Stock hinunter und fand nur einen verlassenen, mit Unkraut überwachsenen Hof und ein paar gerade angepflanzte, kümmerliche Bäume vor, die am Haus wuchsen. Ich setzte mich auf die Einfriedung zur Straße hin, die aus dicken, waagerechten Rohren bestand und zum Sitzen wie gemacht war. Wie Vogelstangen. Die Straße war ebenfalls verlassen. Autos schienen hier nicht vorbeizukommen. Unten in der Stadt herrschte lebhafter Verkehr, Autos fuhren vorbei, Kleinlaster mit Baumaterial, mitunter auch ein Pferdegespann, Menschen, die durch die Passage zur Ilica strebten. Hier war das Einzige, was auf ein gewisses Leben hinwies, ein Haufen frisch gesägter Holzscheite vor dem gegenüberliegenden Haus. Das bestärkte mich in der Überzeugung, dass wir ans Ende der Welt gezogen waren.

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