Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen - Zoran Feric - E-Book

Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen E-Book

Zoran Feric

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Beschreibung

Ein balkanisches Twin Peaks, ein Roman, in dem Angst und Paranoia mit Sex und Humor gewürzt sind. Warum biegen sich Menschen bei Kinderbegräbnissen vor Lachen und was ist es, was den Tod einer Sechsjährigen auf einer kroatischen Insel mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Imperien in Osteuropa in Verbindung bringt? Und was hat ein Schwefelhölzchen mit dem Tripper eines Zwitters zu tun? Die Chaostheorie verwandelt sich in eine diabolische Groteske: Alle kleinen und großen Krankheiten dieser kleinen Stadt verschmelzen zu einer alles umfassenden Paranoia, die einer allgemeinen Verunsicherung entspringt, dem Verlust jeglichen Rückhalts in Erinnerung, Geschichte und Moral. Nach den Erzählbänden Walt Disneys Mausefalle und Engel im Abseits, die vom Feuilleton euphorisch aufgenommen wurden, nun Ferics erster Roman: ein Kriminalroman mit Elementen des Horrors, ein Detektivroman, der sich dem Autor unter der Hand in ein existentielles Drama verwandelt und anschließend wieder zum Genre zurückfindet.

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Seitenzahl: 316

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Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen

Transfer XLVII

Zoran Ferić

Der Tod des Mädchensmit den Schwefelhölzchen

Roman

Aus dem Kroatischenvon Klaus Detlef Olof

Titel der Originalausgabe: Smrt Djevojčice sa žigicama, Zagreb 2002 © der Originalausgabe Zoran Ferić

Mit freundlicher Unterstützung durch Kulturkontakt Wien.

Die Handzeichnungen auf dem Titelbild und auf der Haupttitelseite stammen von Paul Thuile.

Lektorat: Eva-Maria Widmair

© der deutschsprachigen Ausgabe

FOLIO Verlag Wien • Bozen 2003

Alle Rechte vorbehalten

Graphische Gestaltung: Dall’O & Freunde

ISBN 978-3-85256-233-3

www.folioverlag.com

[ INHALT]

Denen Sie begegnen werden

Engel im Abseits

1. Die Fußballer

2. Tomos Tränen (oder: Wir alle sind Wasser)

3. Der kleinste Schwanz Europas

4. Renata

5. Der Leichenbegleiter

6. Der Vater

7. Das Fatum

8. Die Engel

9. Der Säger

10. Das Puzzle

11. Die Fotos

Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen

1. Das Spiel

2. Die Tiere

3. Franka

4. Die Ambulanz

5. Der geheimnisvolle Geruch des Barba Jadrešin

6. Der Possen

7. Der schwarze Schnauzer

8. Testens Zeichen

9. Des Leichenbegleiters Vortrag

10. Die Sahara

11. Himmel und Hölle

Insel der Schatten

1. Graue Bürger

2. Die Schuldeneintreiber

3. Fra Marijan

4. Die Feuerzeuge

5. Vom Zufall in den Arm genommen

6. Andrea

7. Das Konzil

8. Versengte Zikade und goldene Schatulle

9. Das Grab im Hof

10. Das Ballett

11. Das Fest

12. Nur ein Glas, das zerbricht

Der Regen der heiligen Klara

1. Der Boden in Haifa ist wie eine glühende Platte, auf der die Bären tanzen

2. Der Teufel steckt im Vergessen

3. Titos Kiefer

4. Der Regen der heiligen Klara

Lang wird es läuten zur Mitternacht

[ DENEN SIE BEGEGNEN WERDEN]

Fero – der Erzähler. Phantasiereicher Pathologe, der nach langer Zeit wieder die Insel Rab besucht, auf der er Kindheit und Jugend verbracht hat.

Franka – eine Freundin Feros, arbeitet in der einzigen Bücherei auf der Insel. Die Selbstlosigkeit in Person.

Mungos – ehemaliger Verwaltungsreferent im Handelsunternehmen Merkur, seit dem Machtwechsel Anfang der 1990er Chef der insularen Polizeistation. Feros Freund seit Kindertagen und Arsenal schrecklicher Inselgeschichten.

Tomo – Feros Jugendfreund, Fischer. Zehrt vom Ruhm eines sommerlichen Verführers. Vater eines mongoloiden Mädchens.

Maskarin – ebenfalls ein Freund Feros aus Jugendtagen, beteiligt an zahlreichen frühen Abenteuern des Pathologen. Betreibt in der Stadt eine Anwaltskanzlei.

Fra Marijan – Franziskanerpater. Hat einst dem Pathologen beigebracht, wo Gott wohnt. Kümmert sich im Kloster der hl. Eufemija um die Hinterlassenschaft des Malers Testen. Leidenschaftlicher Fußballer.

Muki – gemeinsamer Freund der Genannten und zugleich das Maskottchen der Insel. Sein Gehirn funktioniert irgendwie anders.

Bobo – Schriftsteller mit Stirnglatze, dessen Darstellung in diesem Buch nichts mit der Wirklichkeit gemein hat. Frankas Freund?

Ranko – seltsamer Zeitgenosse, der angeblich eine Veteranenpension herausschinden will, obwohl der Krieg gerade erst begonnen hat.

Beno – origineller Schnorrer und Bettler, Meister seines Handwerks mit Standort vor dem Krankenhaus von Rijeka. Ehemaliger Schulkollege von Fero, in seiner Freizeit Polizeispitzel.

Egidio Franjina – Direktor der psychiatrischen Klinik von Kampor. Involviert in zahlreiche geheimnisvolle Vorgänge.

Doktor Jungwirth – genannt Leichenbegleiter, Onkologe von Profession, Freund Frankas und Befürworter der Euthanasie.

Marillena – rumänische(r) Transsexuelle(r), war in der Stripteasebar der Insel und zeitweilig im horizontalen Gewerbe tätig. Bekannt als das Mädchen mit den Schwefelhölzchen. Tot vom Anfang bis zum Ende des Buches.

Stipe Striptiz – Besitzer des Nachtclubs, in dem Marillena gearbeitet hat, und ehemaliger Hippie, der noch immer seine Lennon-Brille besitzt. Über ihn sind alle möglichen Geschichten im Umlauf.

Der Zauberer – verdächtig in jeglicher Hinsicht, ein Mann, der mit der Säge umzugehen weiß. Leidet an Gonorrhöe.

Luka – Besitzer des Restaurants Sunčani sat, hinter dem sich ein illegaler Spielsalon mit langer Tradition befindet. Eingeweiht in unzählige Inselgeheimnisse.

Frenki Španjol, genannt Skišul – hegt eine Vorliebe für sehr junge Mädchen.

Der Barkeeper des Hotels Istra – einer, der manchmal Geschichten erfindet, um seine Gäste zu unterhalten.

Mirna – ein kleines Mädchen, das zu Beginn des Buches bereits tot ist, das an Leukämie gelitten und gern Dinge an sich genommen hat.

Renata – Mirnas Mutter, Ärztin im Haus der Gesundheit. Feros einstige Liebe.

Globus – Mirnas Vater, guter Fußballer und noch besserer Mensch. Feros lieber Freund aus der Kindheit.

Fra Serafim – Exorzist und Kenner vieler verborgener Winkel der menschlichen Seele.

Frane Španjol – Inhaber einer Fleischerei in der Srednja ulica. Unter seltsamen Umständen am Schlagfluß verschieden.

Feri Bernstein – mit wahrem Vornamen Ferenc, daher die Namensähnlichkeit mit dem Erzähler. Ungarischer Jude aus Subotica, Doktor für Herzen.

Goran – Polizeiinspektor, der auf der Insel zwei Untersuchungen zu leiten hat.

Bepa – einst Putzfrau in jener Schule, die der Pathologe als kleiner Junge besucht hat. Jetzt in der Bücherei und dort mit ihrem eigenen Unglück beschäftigt.

Milanka Krstinić – Patientin oder Opfer? Jedenfalls Insassin des Geisteskrankenhauses von Kampor.

Andrea Baldo – ein Mann, dessen Name Grausen hervorruft.

Barba Jadrešin – ein etwas ungewöhnlicher Inselwirt mit stark riechenden Händen.

Die Alte von der Beerdigung – macht den Pathologen auf einige seltsame Vorkommnisse auf der Insel aufmerksam.

Der Unbekannte von der Beerdigung – geheimnisvolle Person, die erscheint und verschwindet, Verwirrung stiftet und Entsetzen verbreitet.

[ ENGEL IM ABSEITS]

1. Die Fußballer

Ich bin ungeplanterweise auf die Insel gekommen, um einen unerwarteten Tod zu beweinen und einem Kinderbegräbnis beizuwohnen. Ich habe auch einen Kranz gekauft (ein erbärmlicher Versuch, mit Blumen die Leere zu umrahmen) und bin mit diesem Kranz auf der Schulter, wie mit einem Kreuz, den steinernen Pfad zum Friedhof oben auf der Anhöhe hinaufgestiegen. Die Tochter meines Freundes ist gestorben. Ihr Sarg ist klein und weiß, nicht größer als die Verpackung eines Küchenboilers, und auf dem kleinen weißen Sarg ruht ein Kranz aus weißen Rosen mit einer weißen Schleife, auf der in goldenen Buchstaben steht: FÜR MIRNA VON MAMA UND PAPA. Aus dem weißen Sarg lugt weiße Spitze hervor, in die das sechsjährige Mädchen, wie bei einer Taufe, eingehüllt ist. Gott liebt die Ironie, und das Weiß ist kein Zufall. Ihr Vater ist Fan von Hajduk Split.

In unserer Heimat sehen die Aufbahrungshallen alle gleich aus. Der Sarg wird von vier lackierten Eichengrazien gehalten, die nackt sind bis zum Gürtel, damit ihre Amazonenbrüste zur Geltung kommen, und die verstorbene Person liegt auf ihren Armen, als hätte sie gerade ein Tor geschossen und würde jetzt von ihnen zur Spielfeld-mitte getragen, wo sie, statt das Agnus Dei zu singen, rufen werden: WEISSE VOR!

Das Gesicht des Vaters hat ein Krampf verunstaltet, wie damals, als im fernen Jahr 1974 bei irgendeiner Europameisterschaft der Club vom Poljud* den entscheidenden Treffer in die linke obere Ecke bekommen hatte. In der ersten Formation hatten damals die Götter der Schönen vom Poljud gespielt: Jerković, Šurjak, Mužinić und Žungul. Alle vier fielen, als ob sie es verabredet hätten, auf die Knie und vergruben ihr Gesicht in den Fäusten. Und verharrten lange so.

Jemand aus dem Publikum rief: – Besser, dein Kind stirbt, als die Weißen verlieren!

Die Kleine ist jetzt ein Engel unter Engeln. Die Farbe ihrer Augen erinnerte zu Lebzeiten an jenes Hellblau, mit dem Kinderparten umrahmt werden. Das sollte bei Kindern den Himmel bezeichnen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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