Engel im Abseits - Zoran Feric - E-Book

Engel im Abseits E-Book

Zoran Feric

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Beschreibung

Suchende und Gehetzte, Hypochonder und Besessene, Prostituierte und Liebende - ihre Sehnsüchte und Ängste, Visionen und Resignationen treiben die Geschichten an, die Zoran Feric mit Ironie und Sarkasmus erzählt. Und irgendwann kommt die unerwartete Wende, die den Leser am Ende vor der banalen Realität alleine lässt. Zoran Feric ist "ein brillanter Analytiker von Gedankenlosigkeit, Unverständnis, Neid und Gemeinheit. Seine entlarvenden Geschichten treffen punktgenau - da, wo es weh tut und das Lachen gefriert." (Die Woche)

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Seitenzahl: 277

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Engel im Abseits

Transfer Europa XXVIII

Zoran Ferić

Engel imAbseits

Neun Erzählungen

Aus dem Kroatischen vonKlaus Detlef Olof

Titel der Originalausgabe: Anđeo u ofsajdu

© der Originalausgabe by Zoran Ferić/Naklada MD, Zagreb 1999

Mit freundlicher Unterstützung durch Kulturkontakt Wien.

Die Handzeichnungen auf dem Titelbild stammen von

Paul Thuile.

Lektorat: Eva-Maria Widmair

© der deutschsprachigen Ausgabe

FOLIO Verlag Wien • Bozen 2000

Alle Rechte vorbehalten

Graphische Gestaltung: Dall’O & Freunde

Druckvorbereitung: Graphic Line, Bozen

Druck: Dipdruck, Bruneck

ISBN 3-85256-143-4eISBN 978-3-99037-036-0

[ INHALT]

Forma amorfa

Die Insel in der Kupa

Der Rachen

Blues für eine Dame mit roten Flecken

Hölzerne Reiher

Trauriges Märchen von Clara Schumann und den Gebrüdern Grimm

Symmetrie eines Wunders

I. Die sechste Station

II. Seelenlandschaft von Max Jacob

III. Der Tierkalender

IV. Fünf vor dreihundert

Berührung eines Engels

Engel im Abseits

[ FORMA AMORFA]

Denn der Mensch liebt und ehrt den Menschen,solange er ihn nicht zu beurteilen vermag, und dieSehnsucht ist ein Erzeugnis mangelhafter Erkenntnis.

Thomas Mann, Der Tod in Venedig

1. Spiel des Widerscheins

Die Paranoia eines gewöhnlichen Menschen nennen wir Krankheit, die Paranoia eines Politikers oder Künstlers hingegen Geschichte. Von allem Anfang an war nicht klar, welche der beiden an jenem rötlichen und windigen Abend Anfang September 1996 über mich gekommen war, als ich mit dem Boot in Richtung Euphemiakloster ablegte, um mir noch einmal die Bilder von Ambrosius Testen anzusehen, der nun schon seit mehr als zehn Jahren tot war. Fra Marijan, dem die Aufgabe zugefallen war, sich um Testens Nachlaß zu kümmern, erwartete mich am Steintisch in der Laube, von wo aus sich ein Blick auf die ganze Bucht von Sankt Euphemia und die Reste des italienischen Konzentrationslagers bot. Vor sich hatte er eine Mappe mit Testens Gouachen.

– Fero – sagte er – ich habe hier etwas, das dich interessieren wird.

Während er vom göttlichen istrischen Travarica einschenkte und die Schachfiguren aufstellte, sah ich die ungeordneten Blätter mit den verschiedenfarbigen Tuscheflecken durch.

– Das verstehe ich nicht – sagte ich. – Testen malte figurativ. Dies sind die ersten abstrakten Bilder von ihm, die ich sehe.

– Auch mir kam das seltsam vor – sagte Fra Marijan. – Er malte Heiligenfiguren, biblische Szenen und Jesus. Ihm war darum zu tun, daß die Figuren erkennbar waren.

Die Sache war um so seltsamer, als sich auf allen Gouachen eine bestimmte Form in unterschiedlichen Variationen und Farben wiederholte.

– Wirklich interessant – sagte ich. Ein Pater, der sich von der Christusfigur verabschiedet hat. Was bedeutet das?

Fra Marijan reichte mir eine Monographie mit dem Titel Venezianische Brandmarkungen, Verlag Zora, Zagreb 1932. Hier sah ich auf Seite 154 zum ersten Mal die sensationelle nuvola rossa, eine forma amorfa. Diese Form hatte Testen mit seinen Tuschen variiert.

Die Brenneisen, mit denen die Galeerensträflinge in der Venezianischen Republik gebrandmarkt wurden, waren die Frucht einzigartiger künstlerischer Imagination gewesen. Alles in Venedig dient der Verzierung, und so barg auch das ins lebendige Fleisch gepreßte glühende Eisen die Kraft des Ästhetischen. Eines der bekanntesten Brandsiegel, das in unterschiedlichen Varianten schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf den Schultern der in Ketten gelegten Sklaven auftaucht, zeigt zwei Halbkreise, deren Rücken sich berühren. Man nimmt an, daß sie eine Gondel und deren Widerschein auf dem Wasser darstellen. Nach dem 13. Jahrhundert finden wir ein ähnliches Brandsiegel auf dem Körper von Sklaven aus Dalmatien, ergänzt durch die Angabe des Baujahrs der Galeere oder die Nennung des heiligen Markus am Grunde der Halbkreise. Die Form hatte sich somit dahingehend entwickelt, daß der Symmetrie besondere Beachtung zukam. Der oberen halbkreisförmigen Inschrift war die untere entgegengesetzt, als handelte es sich auch hier um ein Spiel des Widerscheins.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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