Das Buch Änglaxia - Margarete Lamsbach - E-Book

Das Buch Änglaxia E-Book

Margarete Lamsbach

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Beschreibung

Karfunkel erlebt eine glückliche Kindheit als dritter Sohn des Draakenfürsten Anvar und seiner Gefährtin Modir. Eines Tages erfährt er, dass Anvar und Modir nicht seine leiblichen Eltern sind. Seine leiblichen Eltern sind vor langer Zeit einem Attentat des eifersüchtigen Schwarzdraaken Lukasz zum Opfer gefallen. Karfunkel ist unglücklich, doch es bleibt keine Zeit zu trauern. Die Kinder aller Draakenstämme sind in Gefahr. Siri, die Bewahrerin der tiefsten Geheimnisse, erteilt ausgerechnet Karfunkel den Auftrag, die in alle Winde zerstreuten Stämme zu vereinen. Und so macht sich Karfunkel auf zu einer Reise ins Ungewisse. An seiner Seite ist der treue Schwarzdraake Nikolei, der selbst eine schwere Last zu tragen hat und sich als Freund erweist, wie es einen besseren nicht geben kann. Dies ist ein Familienroman aus dem Genre Fantasy/Märchen.

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EPUB
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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Ein Buch aus der magischen Welt

von Senziwani

Ich widme dieses Buch

Rainer und allen Draaken ,

die sonst noch unter uns leben

Margarete Lamsbach

Das Buch Änglaxia

Goldegges Lied

© 2020 Margarete Lamsbach

Umschlag, Illustration: Margarete Lamsbach

www.senziwani.de

ISBN

978-3-347-10101-2 (Paperback)

978-3-347-10102-9 (Hardcover)

978-3-347-10103-6 (e-Book)

Verlag & Druck: tredition GmbH,

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Aus dem Buch Änglaxia

Teil 1 – Karfunkel

Vor langer Zeit

Der junge Karfunkel

Eine Nachricht aus Änglaxia

Dunkle Wolken am Himmel

Eine neue Allianz

Bewährungsprobe

Siris Auftrag

Der Schüler Karfunkel

Teil 2 – Die Schwarzdraaken

Lukasz

Siri

Kneifer und Schwanzrassel

Andrasch

Besuch bei den Schwarzdraaken

Die Stunde der Wahrheit

Rückkehr

Die Halle der Vorväter

Aufbruch nach Süden

Teil 3 – Die Golddraaken

Wanua

Rascha

Rani

Ankunft in Wanua

Die Goldaugen

Familie

Die Geschichte der Goldaugen

Die Rückkehr der Goldaugen

Willkommen

Margarete Lamsbach und ihre Bücher

Aus dem Buch Änglaxia…

ENTSANDT,

VON DER MUTTER DER STERNE,

DEN TIEFEN DER LEBENDIGEN OZEANE

UND DER BESEELTEN ERDE

AUSERWÄHLT,

DEN SCHWUR DER VORVÄTER ZU ERFÜLLEN,

DIE WELT UND IHRE GESCHÖPFE ZU BEWAHREN,

DAS GLEICHGEWICHT IM UNIVERSUM ZU VERTEIDIGEN

TAPFER, DEMÜTIG UND TREU

DAS SIND DIE EDLEN DRAAKEN…

Teil 1 – Karfunkel

AUF FREMDER ERDE GEBOREN,

IM UNGEWISSEN ÜBER SEINEN WAHREN NAMEN

UND DAS SCHICKSAL,

DAS IHM BESCHIEDEN…

Vor langer Zeit

Lange sah Anvar auf das Draakenkind, das selig an der Brust seiner Gefaehrtin Modir schlummerte. Es hatte zwei Krallen seiner rechten Klaue in den Mund geschoben und nuckelte mit einem leise schmatzenden Geräusch daran herum. Ein Bild des Glücks und des Friedens.

Ein tiefer Seufzer entrang sich Anvars Kehle. „Sie wollen, dass ich sie führe“, sagte er zu Modir.

„Es gibt keinen Besseren“, antwortete sie.

„Samma war der Beste.“

„Samma kann uns nicht mehr führen. Doch wird er deine Schritte lenken. Dessen bin ich gewiss.“

„Hoffentlich.“ Anvar wandte sich ab. Schweren Herzens machte er sich auf den Weg, um dem Draakenrat seine Antwort zu überbringen.

Die Mitglieder der im Draakenrat vertretenen Familien hatten sich bereits versammelt.

„Wie lautet deine Entscheidung?“

„Niemand hätte unser Geschlecht besser durch diese schweren Zeiten führen können als mein Freund Samma. Ich frage mich, was euch glauben lässt, dass ich ein würdiger Nachfolger sein könnte.“

„Samma selbst hat uns dies als sein Vermächtnis hinterlassen. Bedenke Anvar, du wirst einen neuen Führer hervorbringen, der dir eines Tages, so Gott will, die schwere Bürde abnehmen wird. Doch jetzt ist deine Stunde. Also, wie entscheidest du dich?“ Galileo, der weise Lehrer der jungen Draaken, ließ keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung unumstößlich war.

Anvar beugte sich dem Willen der Ratsmitglieder. „Es wird mir eine Ehre sein, dem Draakengeschlecht mit all meiner Kraft zu dienen. Gemeinsam werden wir unsere Welt bewahren.“

Die anwesenden Draaken traten einzeln vor Anvar. Sie verneigten sich tief und schenkten ihm damit ihre unverbrüchliche Treue. Anvar verneigte sich ebenfalls tief vor jedem Einzelnen und knüpfte damit ein Band der Achtung und des Versprechens, jederzeit mit dem eigenen Leben für das Leben und die Freiheit der ihm anvertrauten Draakenfamilien einzustehen.

Galileo übergab Anvar nach der Zeremonie den Vorsitz im Draakenrat, den er nach dem Tod Sammas vorübergehend innegehabt hatte.

Als Anvar zurückkehrte, war er der Draakenfürst Anvar.

Modir wusste, dass es ihrem Gefährten gelingen würde, die stolzen Draaken in gegenseitiger Achtung und Treue an sich zu binden.

Der junge Karfunkel

Karfunkel wuchs als viertes von sechs Kindern von Anvar und Modir auf.

Der älteste Sohn Eldur war ein echter Draake. In ihm brannte das Feuer der ewigen Vulkane. Dieses Feuer hätte er jederzeit in einem mächtigen Brüllen freilassen und dabei versengen können, was sich ihm in den Weg stellte. Doch Eldur zeichnete sich aus durch Besonnenheit und Verstand. Leichtfertig hätte er niemals seine Gabe eingesetzt.

Karfunkel liebte und verehrte seinen großen Bruder Eldur von klein auf. Das hing auch damit zusammen, dass Eldur ihn schon früh auf seinen Flügen mitnahm. Er war der Auffassung, dass ein Draake das Fliegen nicht früh genug anfangen konnte.

Modir befand, dass es zu gefährlich war, Karfunkel in großer Höhe mitfliegen zu lassen. Eldur und Karfunkel waren sich jedoch schnell einig, dass es keinen Grund gab so ängstlich zu sein. Heimlich stiegen sie hoch hinauf weit über die Vulkanberge, die ihr Zuhause waren.

Um nicht erspäht zu werden, flog Karfunkel im Sichtschatten von Eldur. Es versteht sich von selbst, dass Eldur immer gut auf seinen kleinen Bruder achtgab.

Während der Flüge führten sie ernste Draakengespräche. Zum Beispiel fragte Karfunkel: „Wie muss ein edler Draake sein, Eldur?“

Eldur antwortete dann: „Tapfer, demütig und treu ist der Draake. Er ist allzeit bereit, für die Seinen einzustehen.“

Während sie eine Runde nach der anderen über das gewaltige Vulkangebirge drehten, genoss Karfunkel die Nähe zu seinem Bruder. Eines Tages würde Eldur die Nachfolge Anvars antreten und ein großer Draakenführer sein. Da war sich Karfunkel sicher.

„Wenn ich groß bin, Eldur, helfe ich dir, unsere Familie zu schützen. Ich pass immer auf Vater und Mutter und Skü und auf Smarta und die Zwillinge auf, wenn du unterwegs bist.“

„Und Lykke?“, fragte sein Bruder.

„Auf Lykke sowieso“, sagte dann Karfunkel.

Für die jüngere Schwester, die schon dreihundert Jahre nach ihm das Licht der Welt erblickt hatte, hätte Karfunkel alles getan. Neben Eldur war sie seinem Herzen am Nächsten.

Dann lachte Eldur. „Na, dann kann uns ja nichts passieren, wenn du auf unserer Seite kämpfst, kleiner Bruder.“

Karfunkel nickte ernst.

Wenn Eldur landen wollte, standen schon Modir und manchmal auch Smarta, ihre älteste Tochter auf dem Felsvorsprung in luftiger Höhe und hielten Ausschau nach ihm.

Die beiden Brüder setzten in einiger Entfernung am Rand eines nahen Kratersees zur Landung an. Dort waren sie für ihre Mutter nicht zu sehen.

Karfunkel stellte sich rückwärts gerichtet mit seinen hinteren Klauen auf die Hinterklauen von Eldur. Der große Bruder schritt aufrecht zügig voran. Damit Karfunkels Hinterteil nicht zu Schaden kam, hielt er seinen Schwanz steil nach oben und Eldur tat so, als ob er hineinbeißen wollte. Das war ein Spaß!

Dann sagte Eldur: „Hei, Mutter. Hier ist der kleine Ausreißer wieder. Du glaubst es nicht. Er war wieder schwimmen.“

Karfunkel wusste, was von ihm erwartet wurde. Er nickte mit treuem Augenaufschlag.

„Auf den Arm nehmen können wir uns selbst. Wenn er wirklich im Wasser gewesen wäre, wäre er jetzt nass. Er ist aber staubtrocken.“

Smarta war die Klügste unter den Geschwistern. Man konnte ihr einfach nichts vormachen.

Modir seufzte schwer. Ihr war längst klar, dass sie nicht verhindern konnte, dass Eldur Karfunkel auf seinen Flügen mitnahm. Zum Glück konnte man ihrem Ältesten vertrauen. Er würde nicht zulassen, dass seinem kleinen Bruder ein Leid geschah.

Alle Tage waren wunderbar.

Ja, es gab nichts Schöneres, als mit Eldur die Vulkanberge zu überfliegen.

Doch das Zweitschönste war die abendliche Vorlesestunde.

Eldur holte dann aus der Familienbibliothek das Buch Änglaxia. In diesem sehr alten Buch war die Chronik des Draakengeschlechts seit Anbeginn der Zeiten niedergeschrieben. Niemand wusste genau, wer die verdienstvollen Autoren waren, die die Geschehnisse für die nachfolgenden Draakengenerationen festhielten. Vermutlich lebten sie in Änglaxia, der letzten Heimat aller Draaken. Wie sonst wäre zu erklären, warum dieses Buch von unsichtbarer Hand immer weiter fortgeschrieben wurde? Das jedenfalls behauptete Eldur und der musste es ja wissen. Eldur wusste alles.

Fasziniert betrachtete Karfunkel jedesmal das Bildnis auf dem Umschlag des Buches. Es zeigte die drei ersten Draaken, von denen man je gehört hatte. Die Urahnen des jetzigen Draakengeschlechts sozusagen.

Sie unterschieden sich in ihrer Statur sowie in Fellund Augenfarbe stark voneinander.

Karfunkels Blick wurde jedesmal magisch angezogen von dem pechschwarzen Draaken. Seine Augen waren eisblau und wurden teilweise verdeckt von struppigen silbernen Augenbrauen. Er hatte ein wildes beinahe gefährliches Aussehen.

Karfunkel hatte einen solchen Draaken noch nie gesehen. „Eldur“, hatte er einmal gefragt, „gibt es solche Draaken noch oder sind sie ausgestorben?“

„Es gibt sie noch, aber sie leben weit weg. Deshalb sehen wir sie nicht so oft.“

„Darf ich sie mal besuchen?“

„Später, wenn du größer bist.“

„Och, ich würde sie so gerne mal sehen. Du kannst doch mitkommen. Bitte, bitte Eldur.“

„Bestimmt nicht, kleiner Bruder. Mutter ist schon sehr besorgt über unsere gemeinsamen Flüge. Was meinst du, was los wäre, wenn ich mit dir ins Land der Schwarzdraaken fliegen würde? Nee, das gäbe mächtig Ärger und zwar nicht nur mit Mutter, sondern auch mit Vater.“

Das verstand Karfunkel. Der Draakenfürst war eine Respektsperson. Fürsorglich und gerecht, aber streng, wenn es sein musste. Seine Strafen konnten sehr unangenehm sein.

Das Schlimmste, das Karfunkel sich vorstellen konnte, war, dass Eldur ihn nicht mehr mitnehmen durfte, wenn er zu einem seiner Flüge aufbrach. Er bedrängte Eldur von da ab nicht mehr.

Ein Draake auf dem Umschlag sah genauso aus wie alle Mitglieder von Karfunkels Familie. Rehbraunes Fell und bernsteinfarbene Augen. Auf diesen Urahn gingen sie also zurück. Er sah freundlich und ernst aus. Nichts Bedrohliches ging von ihm aus. Seinen rechten Lauf hatte er freundschaftlich um den verwegenen Schwarzdraaken gelegt und den linken um den dritten Draaken.

Dieser hatte ein tiefrotes Fell und goldene Augen. Seine ganze Erscheinung war majestätisch. Die goldenen Augen kamen Karfunkel irgendwie bekannt vor. Doch wollte ihm nicht einfallen, wo er sie schon einmal gesehen hatte. „Eldur, den Draaken mit den Goldaugen, den kenne ich. Ich weiß aber nicht woher. Kennst du ihn auch?“

„Das glaube ich kaum. Die, von denen in diesem Buch erzählt wird, leben ja schon lange nicht mehr. Woher sollten wir ihn also kennen?“

Eldur hatte wohl recht. Karfunkel lehnte sich in seine Flammenkissen zurück und sagte: „Lies mir vor Eldur.“

Und Eldur las…

DAS LICHT BRACHTE DAS LEBEN IN DIE WELT UND DAS LEBEN BEDURFTE DES SCHUTZES. DESHALB ERSCHUF DIE SONNE DIE GOLDDRAAKEN AUS IHRER GLUT UND DIE OZEANE GEBAREN DIE SCHWARZDRAAKEN. DIE ERDE SELBST ENTLIEßIHR EIGENES DRAAKENGESCHLECHT, DIE ERDDRAAKEN MIT DER BESTIMMUNG, HEIMATLOSEN SEELEN EINE HEIMAT ZU GEBEN…

„Welche heimatlosen Seelen denn, Eldur?“

„Was weiß ich. Irgendwelche Draaken, die kein Zuhause haben. Kleine Draaken vielleicht, die ihre Eltern im Kampf verloren haben. Um die muss sich dann ja jemand kümmern. Das machen dann wir. Das ist doch eine ehrenvolle Aufgabe, findest du nicht?“

„Doch. Ich kümmere mich gerne um solche heimatlosen Seelen.“

„Das ist gut. Doch nun ist Zeit zu schlafen. Gute Nacht, kleiner Bruder.“

„Gute Nacht, Eldur.“

Eine Nachricht aus Änglaxia

Leider war Eldur nicht immer zuhause. Die meiste Zeit verbrachte er mit seinem Bruder Skü und seiner Schwester Smarta im weit entfernten Ausbildungslager.

Hier lernten die jungen Draaken alles, was man als Draake so braucht.

Dazu gehört das Lesen und Verstehen alter Texte und das Erfassen von Mengen. Letzteres ist besonders wichtig, wenn man in fremder Umgebung unterwegs ist und wissen muss, an wie vielen Felsen man schon vorbeigekommen ist.

Hier lernen die Draakenschüler und -schülerinnen natürlich auch, was sie zum Fliegen wissen müssen. Dazu gehört, wie man sich den Wind zunutze macht und wie man sich am Stand der Sonne orientiert oder, wenn sie gerade nicht scheint, wie sonst.

Wenn die Draaken dann etwas älter sind, erproben sie, ihr jugendliches Temperament zu zügeln, und sie beschäftigen sich mit ernsthaften Themen. Dazu gehören Fragen wie „Wer will ich sein? Wer bin ich? Wie werde ich, was ich sein will?“ Zugegeben höchst anspruchsvolle Fragen. Die Antworten sind wichtig. Sie setzen Maßstäbe für das Denken und Handeln eines jeden Lebewesens.

Wenn Eldur, Skü und Smarta nicht da waren, gab es auch keine abendliche Vorlesestunde. Dann war Karfunkel der Älteste. Nur vorübergehend. Versteht sich.

Kaum hatten Modir und Anvar ihnen eine gute Nacht gewünscht, kamen Bru und Systa heimlich zu Karfunkel an sein Lager und verlangten, dass er ihnen vom Buch Änglaxia erzählte. Und Karfunkel erzählte von den drei unterschiedlichen Stämmen, von denen alle Draaken abstammen. Er beschrieb die Ahnen anschaulich und weckte die Neugier der Zwillinge.

Auch sie wollten gerne mal einen echten Schwarzdraaken zu Gesicht bekommen und gaben erst Ruhe, als Karfunkel ihnen versprach, sie mitzunehmen, sobald Anvar es ihm erlaubte.

Er berichtete auch von dem stattlichen tiefroten Draaken mit den goldenen Augen. Systa und Bru wollten wissen, ob er von diesem Draaken abstammte.

„Wieso das denn?“, lachte Karfunkel. „Dann müsstet ihr doch auch von ihm abstammen. Nein, unsere Familie stammt von den Erddraaken ab. Das sieht man doch an unserem braunen Fell und den bernsteinfarbenen Augen.“

Systa sagte: „Aber du hast goldene Augen.“

„Wieso hab ich goldene Augen? Das müsste ich doch wissen.“

„Doch hast du.“

„Ehrlich Karfunkel. Frag die anderen.“

„Mach ich, aber jetzt zurück zu eurem eigenen Lager. Ich bin jetzt vom vielen Erzählen müde.“

Als Systa und Bru weg waren, lag Karfunkel noch lange wach. Goldene Augen, dachte er, so ein Quatsch!

Wo hatte er diese goldenen Augen schon einmal gesehen oder bildete er sich das nur ein?

Seine Augen vielen langsam zu…

Zwei goldene Sterne leuchteten in Karfunkels Gesicht und verbreiteten Wärme und Zärtlichkeit. Er hörte das Lied, das ihm so vertraut war,

„Engel mögen dich begleiten,

geliebtes Söhnchen…“

Langsam ließ er sich von der Melodie forttragen. Seine Reise wurde jäh unterbrochen durch ein wütendes Brüllen und verzweifelte Schreie. Er fühlte sich aus seiner bequemen warmen Lage gerissen und hastig abgelegt in Dunkelheit und Kälte…

Karfunkel erwachte am ganzen Körper zitternd. Er befand sich in der Schlafhöhle, die er mit Eldur und Skü teilte, wenn die beiden Brüder zuhause waren. Das Feuer brannte ruhig und sanft. Nichts wies auf eine Gefahr hin und dennoch war er aufgewühlt. Was war das gewesen?

Ein böser Traum hatte ihn im Schlaf besucht. Eine andere Erklärung gab es nicht. Er musste sich beruhigen.

Diese goldenen Sterne… Karfunkel fiel es wie Schuppen von den Augen. Den Traum hatte er schon oft geträumt.

Nein, nicht diesen bösen Traum! Der Traum, der ihn nachts glücklich schlafen ließ, war friedlich und freundlich. Das Lied der Sternenaugen wurde nicht unterbrochen von der bedrohlichen Szene dieser Nacht. Warum hatte sich der Traum verändert?

Karfunkel fiel ein, was Eldur ihm einmal erzählt hatte. Träume waren Botschaften aus Änglaxia. Wenn das stimmte, drohte eine Gefahr. Er musste unbedingt mit Anvar sprechen.

Schnell ließ er sich von seinem Lager fallen und lief in Richtung der elterlichen Schlafhöhle. Niemand da. Wo waren sie nur?

Er warf einen Blick in die Höhle der kleinen Geschwister. Sie schliefen friedlich. Doch irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Die Feuer in den Flurfackeln brannten ungewöhnlich hell.

Karfunkel rannte weiter, bis er zu der Haupthöhle im Inneren des Vulkans kam, der das Zuhause seiner Familie war.

Schon von Weitem hörte er aufgeregte Stimmen. „Ihr hättet es ihm schon vor langer Zeit sagen müssen. Jetzt will er unbedingt zu den Schwarzdraaken. Was ist, wenn er es da erfährt?“

Das war doch Eldurs Stimme. Wieso war er mitten im Ausbildungsjahr da? Die Ferien begannen erst, wenn die Sonne genau über dem Vulkan stand. Das dauerte noch.

Wer wollte unbedingt zu den Schwarzdraaken? Sprachen sie etwa über ihn?

Er lauschte angestrengt. „Den Zwillingen ist aufgefallen, dass er goldene Augen hat. Was glaubt ihr denn, wie lange es dauert, bis sie ihn darauf ansprechen?“ Das war Smarta. Sie war also auch da.

Gerade wollte Karfunkel hereinstürmen, als er Modirs Stimme hörte: „Er ist doch noch so klein. Verkraftet er es nicht besser, wenn wir noch etwas warten?“

„Mutter, er ist nicht klein. Schon bald wird er die ersten Erkundungsflüge mitfliegen. Wie lange also wollt ihr noch warten?“ Das war Skü.

Alle waren sie gekommen!

„Auch wenn wir uns vor diesem Moment fürchten, es ist an der Zeit, Karfunkel über seine Herkunft in Kenntnis zu setzen. Deshalb habe ich diesen Familienrat einberufen. Das wird nicht nur für Karfunkel, sondern für uns alle eine schwere Zeit.“ Anvars entschiedene Stimme beendete die Diskussion darüber, ob man Karfunkel über seine Herkunft aufklären sollte oder lieber noch nicht.

Karfunkel hielt es nicht mehr auf dem Flur. Er stürmte in die Halle und brüllte: „Was heißt das, was müsst ihr mir sagen? Was habe ich mit den Schwarzdraaken zu tun und mit dem Goldauge?“

„Du hast gelauscht“, stellte Anvar ruhig fest.

„Ihr habt euch keine große Mühe gegeben, leise zu sprechen. Außerdem habe ich eine Nachricht aus Änglaxia erhalten und wollte mit dir darüber sprechen, Vater.“

„Eine Nachricht aus Änglaxia? Setz dich, mein Sohn und berichte.“

Karfunkel musste wohl oder übel seine brennenden Fragen zurückstellen und erzählte von seinem Traum.