Das Buch-Buch - Martin Schwarz - E-Book

Das Buch-Buch E-Book

Martin Schwarz

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Beschreibung

Knapp 200 Buchkunstwerke und ein «Roman» (Textzusammenfügungs-Experiment nennt es der Autor) fügen sich zu einem einmaligen Buch. Eine Augenweide und ein Lesevergnügen in einem. Das Buch-Buch enthält einerseits knapp 200 Werke von Martin Schwarz rund um das Buch und anderseits einen Text, den man Roman nennen könnte oder in den Worten des Autors «Textzusammenfügungs-Experiment». Im fortlaufenden Text finden sich Gedanken und Zitate von Denkern, die zum Weiterspinnen ermuntern.

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Seitenzahl: 274

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Martin Schwarz

Das Buch-Buch

Buchobjekte Bücherbilder Egon Plüsch und der entschlüpfte Roman

Beim Formen meiner Buchobjekte lugte öfters eine Idee zwischen den geschichteten Seiten hervor. Wie man sich diesen Sachverhalt vorstellen soll? Sie gehören vielleicht zu den Lesern, die ein offenes Buch etwas weiter von sich weg halten müssen, um die Zeilen lesen zu können. Sie brauchen eine Brille! Jedoch wenn die Idee immer noch nicht zu sehen ist, liegt es nicht an Ihrer reduzierten Wahrnehmungsfähigkeit – die Ideen lugen, gucken oder drängen sich natürlicherweise ausschliesslich in der Imagination aus den schmalen Zwischenräumen der Seiten. Wesentlich entdeckungsfreudiger müssten wir sein, wenn eine Idee nicht zwischen den Seiten erscheint, wenn ein geplanter Buchanfang, z.B. ein Notizblatt eines Entwurfes ein unsichtbarer Bestandteil des Objektes geworden ist – unsichtbar zwischen den anderen, bereits bemalten, zerknüllten oder verleimten Seiten und darum nicht mehr zu erkennen ist oder sogar zu Papiermaché geknetet wurde. Es ist meine Gewohnheit, entwurfsmässig bekritzeltes Papier auf diese Weise zu verarbeiten. Bevor ich die um mich liegenden Blätter vermantsche, schreibe ich die Entwürfe für einen Buchanfang noch schnell auf dieses Papier. Nichts endet, bevor es beginnt — so wollte ich beginnen. Es wäre doch bestimmt kein schlechter Anfang gewesen. Das Wort ”Nichts“ als erstes. Jedoch ist es nun zu spät und mir ist bereits der Fehler passiert, so unspektakulär wie oben begonnen zu haben. Sie als Leser werden mich noch öfters ertappen, wie ich mich entlang der Wörter verirre und ich werde von mannigfaltigen Dichtern, sich widersprechenden Philosophen und vertieft-forschenden Wissenschaftlern mit dem ”Nichts“ konfrontiert. Ärgern Sie sich bitte nicht. Begleiten Sie mich eher mit nachsichtigem Bedauern auf die oft verhängnisvolle Reise über den Wörtersee, wo sich ein Sturm auftürmt und mir im heulenden Getöse ein Mann aus dem Volk zusätzlich noch eine Last von Worten übergibt – ja nun – eben nochmals zurück zum Anfang. Ein Buch zu schreiben ist eine grenzenlose Freude – ja, nein – so ist es nicht. ”Erfüllend” wäre ein gern gehörtes Prädikat. Ich möchte behaupten, es ist ein Gedankengeknutsche, begleitet von einem beglückenden Ächzen in einer Plackerei mit stummem, wohltuendem Stöhnen. Worte finden, Worte wegdrängen, Worte suchen. Dann wiederum erreichen mich die Sätze und ich empfange alles wie eine hochsteigende und sich ausbreitende Flut in einem Land ohne Wehr. Hin und wieder – mehr oder weniger häufig – werde ich Zitate von bekannten und weniger bekannten Wortkünstlern in meinen Text einstreuen und die Leserin oder der Leser wird bemerken, dass diese Wort-Edelsteine durch meinen grauen Wörtergrund so richtig brillant erleuchtet werden. Denn ausschliesslich Edelsteine wären nur ein unüberblickbares Blendwerk. So bin ich in einem gewissen Sinne den grossen Geistern zu Dienste – eine mir selbsterschaffene Ehre. Aber eben, welch ein Mühen. Bereits jetzt müsste ich wieder nach einem Buch suchen und nach einer darin enthaltenen Textstelle, lasse dies jedoch bleiben und gebe darum ein Zitat von Friedrich Nietzsche – dem vielbewunderten, der doch kein Vorbild zu meiner Orientierung ist – nur sinngemäss wieder und daher mit weniger Wörterglanz: ‚Die Dichter gebären mit Schmerzen, denn warum soll dies auch anders sein als bei den Weibern?‘ Allzu sehr will ich die Geburt meines Textes nicht zu einem masochistischen Unternehmen werden lassen und ich mache meinen hartnäckigen Willen nachgiebig und weich und strapaziere mein Können nicht grossmeisterlich, denn es gibt wohl sowieso keine unvergängliche Poesie, die aus mir herauszuzwingen wäre. Jedoch, da ich es nicht lassen kann – denn es gehört zum Künstler, sich zu formulieren und zu fabulieren, ist ein forcierter Poesieversuch entstanden: ‚ab fliesst nur, in Dichtung und Wahrheit – durch die Abflussdichtung, so nass war es.‘ Der Versuch ist mir mäßig gelungen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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