Das Buch im Griff des Internets - Gunnar Schanno - E-Book

Das Buch im Griff des Internets E-Book

Gunnar Schanno

0,0
7,80 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Beobachtungen des Autors und Fachjournalisten Gunnar Schanno enden nicht im Abgesang auf das Buch, wie es als dominierendes Medium über ein halbes Jahrtausend geherrscht hat. Doch fragt er schonungslos kritisch, wie die Rollenverteilung sein wird zwischen dem Buch und seinen elektronischen Konkurrenten. Ist das Buch nur noch Beuteobjekt der Internetkrake? Wie verlief sein Weg vom Premiumprodukt der Medienkultur zum Nebenprodukt? Wie verläuft künftig sein Weg als eher kleines "added value" zur Informationsmaschine Internet? Was bleibt noch für das Buch, leidet es an Altersschwäche, ist es aussterbende Spezies? Ist der Buchmarkt reif für das Internet? Die Betrachtungen des Autors sind auch eine Hommage auf das Buch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor, Gunnar Schanno, ist Fachjournalist und Buchautor gesellschaftspolitischer Themen.

Nach erfolgreicher Buchhandelslehre mit Abschluss in Freiburg im Breisgau studierte er Kommunikationswissenschaft an der Mainzer Universität und war langjährig in einem Wissenschaftsverlag tätig. Für das Branchenmagazin Buchhändler heute war er regelmäßiger Autor. Er ist auch publizistisch aktiv in interkulturellen Gesellschaften.

Im vorliegenden Werk gibt er einen kulturkritischen Rückblick auf die Hochform des Buchs vor dessen Abstieg zum Nebenprodukt unter den Medien und pointiert in anregenden Sprachbildern, wie und mit welchen Konsequenzen die sich überstürzenden technologischen Entwicklungen im Medienbereich das Verhältnis zur Kultur-Ikone Buch rasant verändern - sowohl für den Leser als auch für traditionelle Buchverlage oder Buchhandlungen – nicht zuletzt für Autoren!

Der Autor selbst hat sich der Dynamik unterworfen und das Werk in das doppelgesichtige Konzept von Print- und e-Book gestellt. Das erschien nur folgerichtig, da viele im Buch gelisteten Literaturquellen aus der Online-Welt stammen. Mehr noch: Er hat die im Buch beschriebenen Konsequenzen nicht unbeachtet gelassen und einem mit Innovationspreisen bedachten Verlagsformat den Vorzug gegeben, das sich auch als Netzwerk versteht mit Anbindungen an Unternehmen, darunter auch verschiedenste Verlage, Universitäten, Forschungseinrichtungen und natürlich mit Einbindung in die Welt von Online-Portalen.

Gunnar Schanno

Das Buch im Griff des Internets

Ein kulturkritischer Zustandsbericht

© 2013 Gunnar Schanno

Lektorat, Korrektorat und Satz:

Angelika Fleckenstein, spotsrock.de

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Printed in Germany

ISBN: 978-3-8495-6970-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Das Buch - ein Archetyp der Kultur

Das Buch - Premiumprodukt der Kultur

Das Buch - fortan ein Nebenprodukt der Kultur?

2. Das Buch - Premiumprodukt der Wertschöpfung

Das Buch - fortan ein Relikt der Wertschöpfung?

Das Buch als Medium wirtschaftlicher Zwänge – das Internet im Reich der Freiheit

Das Buch - fortan Phantom der Netzwerkwelt

Wo bleibt das Buch - Abspaltung seines Contents?

Das Buch - einst Machtinstrument der Bildung

Das Buch – zwischen Beziehungs- und Billigobjekt

Wo bleibt der Verleger – der Büchergott?

Das Buch – sein eigener Konkurrent

3. Das Internet als interaktiver Turbolader für gesellschaftspolitische Dynamik

Open Content statt Buch

Bildungsserver statt Buch

Wissenspool statt Buch

Das Internet als Turbosystem politischer Prozesse – nicht das Buch

Das Internet als Turbosystem individueller Prozesse – nicht das Buch

Das Buch – Würdigung einer Ikone

4. Das Buch als Quellgrund des Internets

Das Buch im Wandel seiner Funktionen

Das Buch – seine ökonomisierte Massenform

Das Buch als Reihe – ein Objekt technischer Dimensionen

Das Taschenbuch - Prototyp des Massenmarkts

Das Kontinuum - auch ein Buchprinzip

Das Sachbuch als Fitmacher für die Wissensgesellschaft

Rowohlt: Tempo in der Buchbranche

Reclam: Der klassische Pionier aller Textreihen

Goldmanns Tausend Taschenbücher

Fischers Tausend Taschenbücher

Erzählungen und Gedichte aus 1001 Suhrkamp-Taschenbüchern

Die Büchermasse - reif für das Internet

5. Das Buch als koexistentes Medium

Die Printwelt an ihren Grenzen

Wozu noch Bücher?

Das Buch – ein Hybrid-Produkt

Wo bleibt die Buchbranche?

Wo findet das Buch sein Survival?

6. Literatur

Print-Quellen

Online-Quellen (ohne Subdomain alswww.-Zugangskürzel)

Vorwort

Die Beobachtungen des Autors enden nicht im Abgesang auf das Buch, wie es als dominierendes Medium über ein halbes Jahrtausend geherrscht hat. Doch fragt er schonungslos kritisch, wie die Rollenverteilung sein wird zwischen dem Buch und seinen elektronischen Konkurrenten. Ist das Buch nur noch Beuteobjekt der Internetkrake? Wie verlief sein Weg vom Premiumprodukt der Medienkultur zum Nebenprodukt? Wie verläuft künftig sein Weg als eher kleines „added value“ zur Informationsmaschine Internet? Was bleibt noch für das Buch, leidet es an Altersschwäche, ist es aussterbende Spezies? Ist der Buchmarkt reif für das Internet?

Die Betrachtungen des Autors sind auch eine Hommage auf das Buch. Alle Kapitel beleuchten das Buch aus der Perspektive des Bedrohungspotenzials der Internetmacht. Nicht weil es immer häufiger seine Besitzer über Online-Buchshops wechselt, sondern weil das reale Buch bedrohlich schnell ersetzt wird durch das virtuelle: Sei es als EBook, sei es durch elektronischen „Content“, aber auch, weil das Buch verdrängt wird durch den Zeit fressenden, Aufmerksamkeit zehrenden Aktionismus im Internet.

In diesem Kontext verweist der Autor immer auch auf die veränderten ökonomischen Bedingungen der Medienwelt, die in weiten Bereichen das Ausmaß einer Entökonomisierung erreicht haben. Das Medium Buch nämlich ist reales Ressourcen und Geld zehrendes Produktionsgut aus der Welt klassischer Ökonomie. Das Internet ist virtuell, so gut wie ressourcenfrei, ist Massenmedium und Massenspeicher und ist so gut wie frei verfügbar für die Masse. In bedrohlichem Maß wird das dem Buch zum Verhängnis.

Der Autor nennt auch in seinem stets vorwärtstreibenden Stil weiterführende Argumente für die Überlegenheit des Internets gegenüber traditioneller Buchkultur: Nämlich besonders da, wo es als informationelles Turbosystem gesellschaftliche Prozesse beschleunigt oder gar aufheizt. Der Autor erkennt aber zugleich beispielreich die Unüberwindlichkeit des Buchs an - als einen unauslöschlichen und bleibenden Archetyp der Kultur.

1. Das Buch - ein Archetyp der Kultur

Das Buch - Premiumprodukt der Kultur

Das Buch: Ein Massenphänomen, ein Markt. Ein halbes Jahrtausend war das Buch ein Königsmedium. In seiner europäischen Form als Druckwerk seit dem 15. Jahrhundert hat es als unverwechselbares Medium seine heutige Form und Erscheinung erhalten und bewahrt. Zwischen dem 15. Jahrhundert, beginnend und verbunden mit dem Namen Johannes Gutenberg und seiner Erfindung des Buchdrucks, und endend mit dem 20. Jahrhundert, verbunden mit dem sich beschleunigenden Transfer der Buchinhalte in elektronische Medien, hatte das Buch seine unangefochtene monomediale Stellung als Premiumprodukt der Kultur.

Das gedruckte Buch: Einst die alleinige Quelle für Wissen, Weisheit und Weltkultur, als Kulturträger, als Bildungsgut, als Materialisierung und Schatzkammer des Geistes, als Medium für die Kulturtechnik des Lesens. Das Buch als Medium, seine Durchdringung in der Bevölkerung als Maßstab für Bildungsstand. Wo kein Buch, da keine Bildung! Das Buch aber auch als Lustobjekt, wenn es das Schöne, Erhebende und Erhabene in kunstvoller Schrift und Grafik wiedergab, wenn es Bekenntnisse zu Glaube, Liebe und Hoffnung weitertrug. Das Buch als Kult, wenn es zum künstlerisch gestalteten Objekt erkoren wurde. Das Buch als Qualobjekt, wenn sein Inhalt für die Schule des Lebens zum Lern- und Bewährungsstoff bestimmt war. Das Buch als Vademekum, als Lebenselixier, in anthropomorpher Erhöhung als Freund, Begleiter, als Tröster, Helfer, Ratgeber, Retter. Das Buch aber auch als Verderber, als Anstifter, Träger von Irrtümern, als Schund, wenn es für Kritik und indizierte Verteufelung seines Autors steht. Das Buch auch als Hassobjekt, wenn mit ihm und seiner Verbrennung stellvertretend der Autor verbrannt werden sollte. Das Buch als Kleinod häuslicher Atmosphäre und Kulisse der Bücherwand, als Prestigemittel, wenn es Status, Bildungsstand und Ansehen signalisierte.

Das Buch im Mittelpunkt von was? Ja, doch auch noch von Buchmessen! Noch sind sie Bühne des Buchs – bei aller Manie um E-Book & Co. Immer noch, so heißt es, sei Büchermesse auch Büchermasse. Die Leipziger Buchmesse zum Beispiel ist das jedes Jahr stattfindende märzliche El Dorado der Bücherwelt, in der die bundesrepublikanische Vielfalt inmitten der Internationalität im Bücherkosmos auch atmosphärisch zu spüren ist, mehr als auf der Frankfurter. Wenn es Freude und Interesse am Buch zu wecken gilt, dann ist eine Messe, auf der eben dieses Objekt im Mittelpunkt steht, allemal ein guter Anlass. Es ist ein guter, sinnenfroher Anlass, weil das Buch der klassische Mittelpunkt unter den Medien geblieben ist. Es ist es geblieben allen Zweifeln zum Trotz, umringt und inmitten der Konkurrenz neuer Medien und weltumspannender Netzwerke der Informationsflut. Womit sonst als mit dem Buch soll sich ein Ehrengast der Buchmesse vorstellen, Identifizierbarkeit erreichen, Kulturnähe propagieren – auch Neuseeland als Ehrengast 2012 auf der Frankfurter Buchmesse ließ veritable Bücher „tanzen“. Die Unterscheidung zur Tourismusmesse war wieder dank Buch gerettet.

Das Buch – das antiquarische vornehmlich - Objekt der Liebhaberei, wenn nicht der Begierde. Das Buch in kapitalistischer Wirtschaftsverfassung als Produkt, als Handelsobjekt, als Geldquelle. Wenn das Buch nicht in Reichweite, nicht greifbar, einfach nicht zur Hand war, dann war oft nichts als Rat- und Hilflosigkeit, dann war guter Rat teuer, dann war Suche nach Quellen schwarz auf weiß angesagt, dann war oft jede mündliche nichts als eine unbewiesene Aussage, solange ein Nachschlagen im Buch nicht Gewissheit schuf. Das Buch war Premiumprodukt der Kultur, wie analog dazu der Kulturträger Mensch so etwas wie das Premiumprodukt der Natur darstellt.

Die Universalität des Buchs bestand in seiner Funktion und Leistung, der Flüchtigkeit geistiger Inhalte entgegen zu wirken, den Geist wie in der Flasche zu bannen, seiner immerzu habhaft zu sein, seine inhaltlich-verkündende Substanz buchstäblich material dingfest werden zu lassen, sie in identischen, thematischen Einheiten rezipierbar zu machen für den Einzelnen allein oder zu teilen mit einer Vielzahl von Menschen: Darin war das Buch das eindimensionale monomediale Medium in Solitärstellung bis zum Aufkommen technisch basierter Verbreitungsträger von Schrift, Bild und Ton. Seine Universalität beginnt es um die Jahrtausendwende abzugeben an das World-Wide-Web.

Das Buch - fortan ein Nebenprodukt der Kultur?

Das Ende des Buchzeitalters? Die Gutenberg-Galaxis (McLuhan 1962) am Ende? Der Medienwissenschaftler Marshall McLuhan (1911-1980) prägte mit dem Titel seiner geradezu epochalen Schrift von der Gutenberg Galaxy (1962) die Metapher schlechthin für ein halbes Jahrtausend Buchzeitalter. Inzwischen ist die Rede vom Ende der Gutenberg-Galaxis. Ein unscheinbares kleines „e“ für „elektronisch“ ist zum Killervirus der haptischmaterialen Bücherwelt geworden. Wird das Buch zum Nebenprodukt der Kultur?

Es wird aber auch von einer Zukunft der Gutenberg-Galaxie gesprochen (Essay-Sammlung APuZ, 42-43, 2009), die nicht davon ausgeht, dass das Buch als Massenmedium in gedruckter Form gänzlich Vergangenheit sein wird, sondern in Ergänzung, nicht einmal in Konkurrenz zum elektronisch geschaffenen Ersatz, zu elektronischen Medien seine Zukunft haben wird.

Einige griffige Titel seien deshalb angeführt, weil sie auch zwei Protagonisten ins Namensspiel bringen, die am Beginn des alten und am Beginn des neuen Medienzeitalters postiert sind: Von Gutenberg zu Gates (im Einführungskapitel von Wunderlich und Schmid, 2008). Bill Gates, 1975 Mitgründer des Computer-Betriebssystems Microsoft: Ist er der Gutenberg der beweglichen Erscheinungsform als Voraussetzung für die elektronisch basierte Massenverbreitung von Information auf technischen Gerätschaften, wie seiner Zeit der echte Gutenberg der Meister der beweglichen Letter war als Voraussetzung für die druckwerkbasierte Massenverbreitung von Information in Buchform?

Es ließe sich darüber reflektieren, wie verwandt die Phänomene sind, wie sehr der Mensch als Rezipient der geblieben ist, der er war, als es auch Sensation war, als die ersten Buchexemplare in drucktechnisch identischer Form in Erscheinung traten, wie es Sensation war, als sich Text- und Bildinhalte digitalisiert über elektronische Netzwerke, seit den 1970er Jahren unter dem Kurz-, Sammel- und Netzwerkbegriff Internet, über die Welt zu verbreiten begannen.