Das Duell der Dämonen - Terence Brown - E-Book

Das Duell der Dämonen E-Book

Terence Brown

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Beschreibung

Als der Schriftsteller Jack Vance nach Belfast reist, verwandelt sich die Stadt plötzlich in einen Ort des Grauens. Seltsame Menschen bevölkern die Geisterstadt und trachten Jack nach dem Leben. Und dann erscheint der abgrundtief böse Dämon Zampur auf und fordert den „Kämpfer für das Gute“ zum Duell der Dämonen. Wird es Jack Vance auch diesmal gelingen, den ungleichen Kampf zu bestehen? Nach „Die Hexe aus dem Moor“ und „Höllenknechte“ hier das dritte Mystery-Abenteuer mit Charles Vance, dem „Kämpfer für das Gute“!

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Seitenzahl: 132

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Das Duell der Dämonen

 

 

 

Terence Brown

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2024

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

1

Die Straße war nass und menschenleer.

Wabernde Nebelschwaden trieben, weißen Leichentüchern gleich, durch die enge Gasse. Die wenigen Laternen verbreiteten ein diffuses Licht, das vergeblich gegen die Nebelschleier ankämpfte.

Charles Vance hatte den Kragen seines Regenmantels hochgeschlagen. Fröstelnd setzte er Fuß vor Fuß. Dumpf klangen seine Schritte auf dem holprigen Kopfsteinpflaster.

Der fünfunddreißigjährige Mann mit den gewellten Haaren und den bestimmt blickenden Augen lief schneller. Bis zu dem kleinen Parkplatz, auf dem er seinen Chevrolet Camaro geparkt hatte, waren es höchstens noch hundert Yards.

Vance hatte an einem Autorenkongress teilgenommen, der hier in Belfast tagte. Charles verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben mehr oder weniger trivialer Romane und hatte sich einen guten Namen bei Verlegern und Lesern gemacht.

Charles Vance war zufrieden. Die Gespräche mit Verlegern, Kollegen und den übrigen Fachleuten waren erfolgreich verlaufen. Zwei Vorverträge hatte der junge Autor abschließen können.

Charles schritt durch die wogenden Nebelschleier, die ihn umgaukelten. Die nasskalte Luft bereitete ihm Unbehagen, machte ihm das Atmen schwer und reizte seine Kehle.

Hüstelnd blieb Charles stehen.

Der Nebel war noch dichter geworden. Grau reckten sich die schmucklosen Hausfasaden empor, verloren sich nach wenigen Metern in dem wattigen Gebräu.

Hätte ruhig ein bisschen weniger trinken sollen, dachte Charles. Vielleicht sollte ich doch ein Taxi rufen und mich ins Hotel fahren lassen.

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

Mitternacht.

Dumpf klangen Glockenschläge an sein Ohr. Sonst herrschte eine beinahe unheimliche Stille.

Der hagere Mann fühlte sich plötzlich nicht besonders wohl in seiner Haut. Besorgt sah er sich nach allen Seiten um und lauschte in die Stille.

Charles konnte jedoch kein verdächtiges Geräusch vernehmen. In diesem Moment polterte etwas. Ein grauer Schatten huschte an ihm vorbei, blieb einige Yards entfernt sitzen und starrte ihn aus funkelnden Augen an, die an zwei kleine Scheinwerfer erinnerten.

Charles Vance erstarrte.

Dann holte er tief Luft und ging auf die gefleckte Katze zu, die fauchend zurückwich und dann das Weite suchte.

»Nur eine Katze«, murmelte Vance grinsend. Er kreiselte um seine Achse, konnte jedoch sonst nichts entdecken.

Charles Vance atmete auf, als er endlich das Ende der dunklen und engen Gasse erreichte. Auch auf der Hauptstraße herrschte keinerlei Betrieb. Die schmutziggelben Scheinwerfer eines Autos, die wie Geisterfinger die Nebelmassen durchdrangen, näherten sich, huschten vorbei und waren gleich darauf wieder verschwunden.

Er erreichte den Parkplatz. Sein Camaro war das einzige Fahrzeug, das dort noch parkte. Die den Parkplatz umgebenden Büsche und Bäume sahen wie selbständige Lebewesen aus. Stärker wogten die Nebelschleier.

Charles Vance atmete auf, als er sich in die weichen Polster des Sportwagens fallen ließ. Der kurze Fußmarsch hatte seine leichte Trunkenheit verscheucht.

Er befand sich außerhalb von Belfast. Sein Hotel lag in der Innenstadt, und der hagere Mann freute sich auf sein Bett und auf die Stunden eines entspannenden Schlafes.

Am nächsten Tag würde er nach London zurückfahren und in den folgenden Wochen hart arbeiten müssen. Es galt Termine einzuhalten, und Charles war nun einmal nicht der Typ, der seine Versprechen nicht einlöste.

Der hagere Mann suchte in seinen Taschen nach dem Autoschlüssel.

>Fasten seat belt<, leuchtete es am Armaturenbrett auf. Charles legte die Sicherheitsgurte an, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und wollte starten.

Da durchzuckte den hageren Mann das kalte Entsetzen.

Dunkle Schatten schoben sich aus den wogenden Nebelmassen hervor. Gestalten, die nur aus den grässlichsten Alpträumen stammen konnten.

Menschen mit schaurigen Reptilienköpfen. Gräuliche Tiere, die wiederum Menschenköpfe auf den Schultern sitzen hatten.

Sie umtanzten den Camaro in einem gespenstischen Reigen. Alles geschah völlig lautlos.

Charles fuhr sich über die Augen.

Er fluchte.

»Der verdammte Whisky ist daran schuld«, murmelte er leise. »Warum habe ich auch mithalten wollen, wo ich doch überhaupt nichts vertragen kann?«

Er schloss die Augen.

Als er sie wieder öffnete, waren die abscheulichen Alptraumgeschöpfe noch nicht verschwunden. Immer noch umtanzten sie das Fahrzeug.

Ein penetranter Geruch nach Moder, Schwefel und anderen schrecklichen Düften der Hölle breitete sich aus.

Diese Alptraumwesen waren realer Natur, existierten nicht nur in der Phantasie des hageren Mannes, dessen Gesicht jetzt bleich wie frisch gefallener Schnee schimmerte.

Er lehnte sich in die Polster zurück. Die Türen waren automatisch verriegelt, doch Charles wusste, dass die Türen und Scheiben kein Hindernis für diese dämonischen Wesen waren, die noch immer in gespenstischer Lautlosigkeit den Camaro umtanzten.

Charles Vance dachte daran, dass er schon eine ganze Reihe von Abenteuern gegen die Mächte der Finsternis zu bestehen gehabt hatte.

Wollten diese Wesen da draußen sich jetzt für die erlittenen Niederlagen rächen?

So und nicht anders konnte es sein!

Panik durchzuckte den hageren Körper des jungen Autors. Seine Hände krampften sich so fest um das Lenkrad, dass die Knöchel seiner Hände weiß schimmerten. Sein Gesicht glänzte nass. Kalt lief es Charles Vance über den Rücken.

Was konnte er tun?

Einfach losfahren?

Vance wusste, dass er vor den höllischen Dämonen da draußen nicht einfach fliehen konnte. Er verfluchte die Idee, sein magisches Flammenschwert, mit dem er bisher so hervorragende Erfolge gegen die Mächte der Finsternis erzielen konnte, nicht mitgenommen zu haben.

Einst hatte er es von Caroline von Arragon bekommen, als er einen jahrhundertealten Fluch von dem Schloss ihrer Väter genommen hatte.

Das kostbare Kleinod befand sich in seiner “Londoner Wohnung und war unerreichbar für ihn.

Die dämonischen Wesen standen jetzt regungslos. Anscheinend warteten sie auf etwas, das in den nächsten Sekunden und Minuten eintreten würde.

Charles Vance wurde immer nervöser, obwohl er krampfhaft bemüht war, seine Nerven unter Kontrolle zu bekommen.

Näher schoben sich die gräulichen Alptraumungeheuer. Charles sah rotglühende Augen, die wie Scheinwerfer rotierten, blickte in aufgerissene Rachen mit spitzen Haifischzähnen und fühlte den gnadenlosen Hass, den diese dämonischen Geschöpfe ausstrahlten.

Wie konnte er den Mächten der Finsternis entkommen, die ihre Klauen nach ihm ausstreckten?

Charles Hand tastete zum Zündschlüssel. Vielleicht konnte er tatsächlich mit dem Auto fliehen?

Er musste es wenigstens probieren, durfte sich diese kleine Chance nicht entgehen lassen.

Er startete den Camaro.

Ein greller Feuerblitz entstand vor Charles Vances Augen. Ein berstendes Geräusch drohte, ihm die Trommelfelle zu sprengen. Helligkeit umflutete den hageren Mann.

Er fühlte sich aus seinem Sitz gerissen und durch die Lüfte geschleudert. Ein gigantischer schwarzer Sog schien ihn in sich aufzunehmen und zu zermalmen.

Mehr wusste der hagere Mann nicht mehr.

Ein Attentat, waren Charles Vances letzte Gedanken, ehe er von einer grenzenlosen Schwärze verschluckt wurde.

 

*

 

Der Himmel war grau und düster.

Ein starker Wind peitschte Regenschauer gegen die Windschutzscheiben. Von dem trommelnden Geräusch wachte Charles Vance auf.

Verstört sah sich der hagere Mann um.

Er fühlte sich unausgeschlafen und wie am Boden zerstört. Sein ganzer Körper war verkrampft. Seine Arme waren eingeschlafen und prickelten jetzt wie Feuer, als er sie wie in Zeitlupe bewegte.

Es dauerte einige Minuten, bis Charles Vance wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Er blickte auf seine Armbanduhr.

Sechs Uhr morgens.

Er musste in seinem Camaro eingeschlafen sein. Charles versuchte, sich an den gestrigen Abend zu erinnern.

Plötzlich fiel ihm alles wieder ein.

Sein hagerer Körper zuckte mehrmals, bis er ihn wieder voll unter Kontrolle hatte.

Vance spähte zum Fenster hinaus.

Das Auto stand noch immer auf dem Parkplatz. Bäume und Büsche bogen sich unter dem Anprall des Windes, der über die Stadt fauchte, als wolle er alles niederreißen.

Charles Vance gähnte.

Dann zuckte er zusammen. Erst jetzt erinnerte er sich an die dämonischen Wesen, die den Camaro umgeben hatten.

Was war geschehen?

Hatte er so viel Whisky genossen, dass seine trunkenen Sinne ihm das alles vorgegaukelt hatten?

Charles dachte an den Feuerblitz und an die berstenden Geräusche, als er den Camaro zu starten versucht hatte.

Hatte er auch dies nur geträumt?

Charles blickte wieder zu der Windschutzscheibe hinaus. Kein menschliches oder dämonisches Wesen war zu sehen. Er sah nur die triste Umgebung des Parkplatzes, einige Yards entfernt die Fassaden der grauen Mietshäuser in ihrer tiefen Hässlichkeit.

Charles Hand näherte sich dem Zündschlüssel. Er zögerte für einen kurzen Moment, dann drehte er. Der Motor des Sportwagens sprang an und schnurrte sanft wie eine Katze.

Vance stellte den Automatikhebel auf >Drive< und gab Gas. Fast geräuschlos setzte sich der Sportwagen in Bewegung.

Ich muss geträumt haben, dachte Vance. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Zügig fuhr er durch die Straßen, näherte sich schnell der Innenstadt von Belfast.

Niemand begegnete ihm.

Er sah keine Soldaten oder Polizisten, die sonst zum Bestandteil dieser im bürgerkriegähnlichen Zustand lebenden Stadt gehörten.

Sein Hotel kam in Sicht.

Auch hier fehlte das gewohnte Treiben. Alles wirkte tot und menschenleer.

Als sich plötzlich ein Fahrzeug näherte, atmete der hagere Mann auf.

Doch dann musste er seine ganzen Fahrkünste zusammennehmen, um dem Bentley auszuweichen, der plötzlich beschleunigte und in halsbrecherischer Weise auf ihn zugeschossen kam.

Um Haaresbreite wurde er von dem anderen Wagen verfehlt, der schleuderte, die Hauswand streifte und dann mit aufheulenden Motor beschleunigte und davonraste.

Charles trat auf die Bremse, ließ den Camaro ausrollen und verließ den Wagen.

Der heulende Wind riss ihn beinahe von den Beinen. Regen peitschte in sein Gesicht. Charles schnappte nach Luft, verschloss seinen Wagen und spurtete zum Hoteleingang hinüber.

Die große Empfangshalle war leer. Auch die Rezeption war nicht besetzt. Dies hatte Charles Vance in den acht Tagen, in denen er sich in Belfast aufhielt, noch nie erlebt.

Er trat an die lange Theke, drückte auf die Klingel und wartete geduldig.

Minuten vergingen.

Nichts geschah.

Charles blickte zu dem großen Brett hinüber, an dem die Zimmerschlüssel hingen.

Nochmals drückte er die Klingel, und als wieder nichts geschah, setzte er mit einem Sprung über die Barriere und wollte sich seinen Schlüssel greifen.

Ein Schuss peitschte auf.

Die Kugel fuhr dicht neben seiner Hand in das Brett. Ein langer Holzsplitter streifte seine Wange und riss einen Fetzen Haut weg. Blut sickerte über Charles Vance`s Wange.

Der hagere Mann kreiselte herum.

Langsam hob er seine Hände in Schulterhöhe und blickte auf den Mann, der hinter einer Säule hervorgetreten war.

Der Fremde war wie ein Cowboy gekleidet, ganz in schwarzem Leder. Der staubige Stetson hing ihm tief im Nacken. An den Hüften baumelten zwei Halfter.

Ein Revolver war drohend auf Charles Vance gerichtet, der den Mann wie ein Weltwunder anstarrte.

»Hallo Amigo«, grinste der Fremde lauernd. »Lass nur deine Pfoten oben, sonst fülle ich dich mit Blei wie eine Weihnachtsgans!«

Charles Vance staunte noch immer.

War er einem Verrückten über den Weg gelaufen, der mit ihm Cowboy und Indianer spielen wollte?

Doch die Kugel, die das Schlüsselbrett getroffen hatte, sagte dem hageren Mann, dass dies wohl alles einen ernsten Hintergrund hatte.

Charles wagte nicht, sich zu bewegen.

Der wie ein Cowboy gekleidete Mann stiefelte jetzt langsam näher.

Noch immer war der großkalibrige Peacemaker auf den hageren Mann gerichtet, der mit geweiteten Augen in die dunkle Mündung der Waffe starrte.

Charles hob den Blick, glaubte, den Portier zu erkennen, dessen Gesicht aber durch die langen Haare und den Texanerbart sehr entstellt wurde.

»Na, mein Junge«, knarrte die Stimme des Mannes. »Bist mir in die Falle gelaufen. Fünftausend Dollar sind auf deinen Kopf ausgesetzt. Und die werde ich mir jetzt verdienen. Du weißt doch: Tot oder lebendig!«

Charles Vance rannen jetzt kalte Schauer den Rücken hinunter. Mein Gott, dachte er. Befinde ich mich in Belfast oder im Wilden Westen? Vielleicht drehen die hier einen Western oder ein Fernsehspiel und ich bin mitten hineingeraten.

Charles lächelte plötzlich.

So und nicht anders musste es sein.

»Warum lachst du?« fragte der Revolverheld lauernd. Sein Colt ruckte leicht nach vorn.

»Ich gehöre nicht zu dem Stück«, sagte Charles aufatmend. »Sie müssen mich verwechseln. Ich bin nur ein Gast dieses Hotels und wollte gerade mein Zimmer aufsuchen.«

»Unsinn«, sagte der Fremde scharf. »In diesem Schuppen wohnt schon lange niemand mehr. Du bist doch Frank Callahan, der Mann auf dessen Kopf fünftausend harte Bucks ausgesetzt sind?«

Die Stimme des Verrückten - so wenigstens glaubte Charles Vance – klang misstrauisch.

»Sehe ich so aus?« fragte Charles zurück, der jetzt nur noch Zeit gewinnen wollte. Irgendjemand musste doch bald auftauchen und ihn aus dieser unwirklichen Situation herauspauken.

Der Revolvermann, der dem Wilden Westen entsprungen zu sein schien, grinste lässig. Spielerisch ließ er den Revolver um seinen Zeigefinger rotieren.

Als sich Charles bewegte, blickte er schon wieder in die kleine Mündung, aus der jeden Augenblick der Tod in Form eines kleinen Stückchens heißen Bleis kommen konnte.

»Ich bin Jesse James.« Der Dunkelgekleidete grinste. »Noch nichts von mir gehört.«

»Aber sicher, Mister James«, sagte Charles. »Wer würde Sie nicht kennen? Doch Sie täuschen sich gewaltig. Ich bin nicht dieser Frank Callahan, den Sie vor sich glauben. Bitte, nehmen Sie doch endlich den Revolver weg!«

Der Fremde, der sich Jesse James nannte - Charles entsann sich, diesen Namen eines bekannten Westemhelden schon gehört zu haben - lachte geringschätzig auf.

»Könnte dir so gefallen, Mister. Ich lege dich jetzt um. Auf diesen Augenblick habe ich jahrelang gewartet.«

Er hob den Revolver.

Dann machte er den Zeigefinger krumm.

Charles Vance ließ sich zu Boden fallen und rollte sich zur Seite. Die Kugel pfiff dicht an ihm vorbei.

Weitere Schüsse peitschten auf, doch sie kamen nicht von dem Mann, der sich Jesse James nannte und wohl aus einem Irrenhaus entsprungen war.

Charles wankte wieder auf die Beine und taumelte zu der Theke, die die Portiersloge von der Empfangshalle des großen Hotels trennte.

Der Cowboy lag am Boden.

Eine Blutlache breitete sich auf dem Marmorboden aus. Der Cowboy war in den Rücken getroffen worden.

Charles sah sich nach allen Seiten um, konnte jedoch niemanden entdecken. Totenstille herrschte, nur sein eigener, erregter Atem war zu hören.

Der hagere Mann fuhr sich über die Stirn, dann über die Augen, doch der Tote blieb. Charles Vance trat langsam näher. Der Erschossene lag auf dem Bauch, der Kopf lag nach seitwärts verdreht auf dem Boden.

Kalte Schauer liefen über den Rücken des hageren Mannes.

Charles Blick fiel auf das Telefon, das auf der Theke stand. Er trat näher und griff zum Telefonbuch. Vergebens suchte er die Nummer der Polizei. Sie war nicht zu finden.

Erneut zweifelte Charles an seinem Verstand.

Wohin nur war er geraten?

Vielleicht war er aber auch selbst verrückt geworden und konnte Alpträume von der Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden?

Charles griff sich eine Decke, die neben dem Telefon lag und breitete diese über den Toten. Dann holte er sich seinen Zimmerschlüssel und stieg die Stufen empor. Da sein Zimmer sich im ersten Stockwerk befand, sparte er sich den Weg zum Aufzug.

Als er die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete, kreischte ihm wilde, ohrenbetäubende Musik entgegen. Die Stereoanlage, mit der jedes Zimmer ausgestattet war, lief auf voller Lautstärke.

Charles drückte den Aus-Schalter und seufzte zufrieden über die plötzliche Stille.

Ein Geräusch hinter ihm, ließ den hageren Mann herumwirbeln. Seine Augen wurden groß, während ein langanhaltendes Beben durch seinen Körper lief.

Charles fuhr sich wieder über die Augen.

Dieses Hotel musste sich in ein Irrenhaus verwandelt haben. Anders konnte es überhaupt nicht sein.

Charles Vance blickte auf die Frau, deren stark geschminktes Gesicht von einer wahren Lockenpracht umgeben wurde. Das gelbe Haar schimmerte unter der Lichtflut der Deckenbeleuchtung wie pures Gold.

Die rassige Frau trug eine Art Raumanzug, dessen Oberteil durchsichtig war. Charles sah den üppigen Busen des Girls und die schlanken Beine, die in Stiefeln steckten, deren Schäfte bis über die Knie reichten.

»Hallo«, hauchte das Weltraum-Girl mit rauchiger Stimme. »Da bist du ja endlich, mein Sternenkämpfer. Warum hast du mich so lange warten lassen?«