Percy Collins - Labyrinth der verlorenen Seelen - Terence Brown - E-Book

Percy Collins - Labyrinth der verlorenen Seelen E-Book

Terence Brown

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Percy Collins, Inspector von Scottland Yard, macht Urlaub. In Istanbul will er einen alten Freund besuchen. Doch die Geister der Vergangenheit lassen ihn im wahrsten Sinne des Wortes nicht los. Sein Freund verschwindet spurlos Percy Collins macht sich auf die Suche und findet seinen Freund schließlich - ermordet und grässlich verstümmelt. Und dann steht der Inspektor selbst unter Mordverdacht und wird verhaftet. Schließlich offenbaren sich die höllischen Kräfte, die hinter dem Intrigenspiel stehen: Xanbo, der Dämonenmönch hat es auf den mystischen Äonen-Ring abgesehen, der sich in Percy Collins Besitz befindet. Er enführt den Mann von Scottland Yard in das Labyrinth der verlorenen Seelen, wo Grauen und Horror auf Percy Collins warten . . .

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI
PDF

Seitenzahl: 131

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Terence Brown

Percy Collins - Labyrinth der verlorenen Seelen

Horrorkabinett - Band 2

Titelei

 

 

 

 

 

 

 

 

Percy Collins

Labyrinth der verlorenen Seelen

 

 

 

 

 

Terence Brown

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2023

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novo-books.de

 

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

1

Bläuliche Rauchwolken bedeckten die Wände und Decken des riesigen Saales. Langsam breiteten sich die wabernden Massen aus und zuckten konvulsivisch in ihrem unheimlichen Eigenleben.

Ein eisiger Wind strich durch den Raum und wirbelte die Rauchschleier durcheinander, die sich einige Augenblicke später in der Mitte des Saales zusammenballten.

Die gespenstische Stille wurde durch ein durch Mark und Bein gehendes Stöhnen unterbrochen. Es steigerte sich zu einem schrillen Kreischen und endete abrupt.

Ein Raunen und Wispern lag plötzlich in der rauchgeschwängerten Luft. Die Saalwände begannen plötzlich in sanftem Licht zu erstrahlen, wurden immer greller und erfassten die blaue Wolke, die sich immer mehr verdichtet hatte.

Die Konturen einer menschenähnlichen Gestalt formten sich, verschwammen wieder und bildeten sich erneut. Wieder klang dieses unmenschliche Stöhnen durch die Stille.

Die durchscheinende Gestalt, mit bläulichem Gesicht und dunklen, fanatisch blitzenden Augen, war in ein wallendes Mönchsgewand gekleidet.

Xanbo, der Dämonenmönch!

Langsam wurden die verwaschenen Konturen kräftiger, doch es vergingen noch einige Zeiteinheiten, ehe sich der Körper des Dämonenmönches ganz materialisiert hatte.

Das Raunen und Wispern verstummte. Der Geruch nach Moder und Verwesung breitete sich aus.

Die Wände verminderten ihre Leuchtkraft. Ein sanftes Halbdunkel legte sich über den Ort im Zwischenschattenreich, wo Xanbo, der seit Jahrhunderten Verbannte, verweilen musste.

Sein Mund öffnete sich zu einem klaffenden Spalt. Lodernde Feuerzungen zuckten hervor. Der Dämonenmönch schien in sich hineinzulauschen.

Mit eckig wirkenden Bewegungen lief er durch den Saal und murmelte beschwörende Worte, die dumpf widerhallten.

Er näherte sich einem großen Portal, doch wenige Schritte davor prallte Xanbo zurück, als wäre er gegen eine unsichtbare Barriere gestoßen.

Wieder erfüllte sein grauenhaftes Stöhnen den Saal. Im ersten Moment schien es, als würde sich der Dämonenmönch in wallenden Rauch auflösen, doch dann wurde sein Energiekörper wieder stabil.

Seine skelettartigen Hände ballten sich zu Fäusten. Erneut klangen seine beschwörende Worte auf, die jedoch bald verstummten.

Plötzlich durchschnitt eine tiefe Stimme die eingetretene Stille. Xanbo zuckte zusammen. Sein Körper verkrampfte sich, als würden unsagbare Schmerzen durch die Energiegestalt toben.

»Du kannst wieder Hoffnung schöpfen, Xanbo«, sprach die Stimme. »Der letzte Träger des Ringes ist eines natürlichen Todes gestorben. Er hat das kostbare Kleinod weitergegeben. Jetzt hast du die erneute Chance, den Bann, der auf dir lastet, zu sprengen. Du wirst dich mit dem neuen Träger des Äonen-Ringes messen

müssen. Sollte es dir gelingen, den Sterblichen zu besiegen und in den Besitz des Ringes zu gelangen, dann wird der Fluch von dir genommen werden.«

Xanbos tief in den Höhlen liegende Augen funkelten stärker. Sein ganzer Körper begann zu vibrieren. Er breitete beide Arme aus und verneigte sich tief.

»Ich werde meine Chance nützen, großer Meister«, sagte er tonlos. »Ich werde den Sterblichen mit meiner dämonischen Kraft besiegen und den Fluch bannen, der seit vielen Jahrhunderten auf mir lastet.«

Eine Wand des Saales verlöschte plötzlich. Dann erschienen Bilder, die sich schnell aneinander reihten.

Xanbo, der Dämonenmönch, bekam zum ersten Mal den neuen Besitzer des Äonen-Ringes zu Gesicht. Immer neue Informationen erschienen.

Bald wusste Xanbo, gegen wen er seinen Kampf zu führen hatte. Er wusste auch, dass er seinen Gegner nicht unterschätzen durfte. Der Mann hatte schon manches Abenteuer gegen Dämonen, Geister und andere gespenstische Wesen bestritten und war aus diesen Kämpfen als Sieger hervorgegangen.

»Ich werde ihn vernichten«, dröhnte dann seine Stimme. »Er kennt die Kräfte nicht, die dem Äonen-Ring innewohnen. Ich werde den Sterblichen in eine Falle locken, aus der es kein Entkommen geben wird.«

Ein spöttisches Gelächter folgte.

Xanbo, der Dämonenmönch, der vor vielen Jahrhunderten von einem Magier in das Zwischenschattenreich verbannt worden war und damals den Ring verloren hatte, begann neue Hoffnung zu schöpfen.

Wenn es ihm gelang, sich wieder in den Besitz des

Äonen-Ringes zu setzen, würde er sein unfreiwilliges Domizil verlassen können. Darauf wartete er schon lange.

Er wusste nun, dass seine Chance in greifbare Nähe gerückt war. Und er würde diese Chance nützen . ..

 

*

 

Die Boeing 727 setzte zur Landung an und rollte aus. Sie hatte den Flug von London nach Istanbul in knapp drei Stunden bewältigt.

Percy Collins, Inspektor von Scotland Yard, löste seinen Gurt und erhob sich - wie über hundert andere Mitreisende - aus seinem Sitz.

Der Fünfunddreißigjährige mit dem leicht gewellten Haar und den energisch blickenden Augen reckte sich und lächelte seiner Nachbarin freundlich zu, mit der er sich in den letzten Stunden angeregt unterhalten hatte.

»Wir sind da«, sagte er überflüssigerweise und starrte durch das kleine Fenster ins Freie. Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über dem Flughafen.

Die Sonne stand wie eine lodernde Fackel am Himmel und verbreitete angenehme Wärme.

Percy Collins hatte Urlaub. Vierzehn Tage würde er sich von dem anstrengenden Dienst beim Yard erholen können. Schönes Wetter war genau das, worauf er sich gefreut hatte.

Endlich war er den Londoner Nebel los.

»Na, dann mal auf türkischen Boden, Mr. Collins«, sagte das reizende Girl an seiner Seite. Sie war höchstens zwanzig, trug knapp sitzende Jeans und eine noch engere Bluse, die sich wie eine zweite Haut um ihren prächtigen

Busen spannte.

Sie verließen das Flugzeug.

Die Luft war aromatisch und von einigen Gerüchen geschwängert, die Percy Collins stimulierten.

Sie schritten zu dem flachen Gebäude des Flughafens hinüber. Bald hatten sie die Zollformalitäten erledigt und standen im Freien.

Es war heiß, doch ein leichter Wind milderte diesen ersten Eindruck. Der Inspektor von Scotland Yard hielt sein ungebräuntes Gesicht der Sonne entgegen.

»Sie wohnen doch auch im »Sheraton“, sagte Conny Duncan. »Dort drüben steht ein Hotelbus; oder wollten Sie vielleicht ein Taxi nehmen?«

»Wir nehmen den Bus, Miß Duncan«, grinste Collins. »Hab' keine Lust, mich von einem Taxifahrer übers Ohr hauen zu lassen.«

Sie gingen zu dem Hotelbus hinüber, in dem schon einige Männer und Frauen Platz genommen hatten. Unterwegs mussten sie über ein Dutzend Driver abwimmeln, die sie alle in die Stadt fahren wollten.

Die beiden setzten sich, und gleichndarauf fuhr der Bus auch schon ab.

Als sie Istanbul erreichten, die Millionenstadt am Bosporus, hüllte brausender Verkehrslärm sie ein. Ein pausenloses Hupkonzert drang ungestüm in das Innere des Busses.

Die junge Engländerin zuckte in diesem Moment zusammen.

»Unser Fahrer ist bei Rot über die Ampel gefahren«, stieß sie erschrocken hervor.

Percy Collins grinste.

»Das ist nicht das erste Mal gewesen«, sagte er.

»Hier, scheint jeder frei nach Schnauze zu fahren.«

Der Yard-Inspektor blickte verträumt auf die vielen Moscheen, die sie passierten, und sah die schlanken Minaretts, die sich in den blauen Himmel erhoben.

Er freute sich auf seinen Urlaub. Istanbul war bestimmt auch eine Reise wert. Hagia Sophia, die Blaue Moschee, der Topkapi Palast, diese Bauwerke - und noch mehr wollte Collins besuchen. Er hatte schon so viel davon gehört. Außerdem hatte er beschlossen, einen Abstecher zum asiatischen Teil der Stadt zu machen. Und natürlich wollte er Eyüp, die Stadt der Toten, besuchen. Dort, wo sich das Grab Eyüps, des Fahnenträgers des Propheten Mohammeds befand, der bei der Belagerung von Istanbul im Jahr 670 durch einen verirrten Pfeil ums Leben gekommen war.

Sie fuhren über die Galata-Brücke. Links von ihnen lag das Goldene Horn und rechts begann der Bosporus, der Asien von Europa trennt.

Percy Collins konnte sich nicht sattsehen. Breite Prachtstraßen wechselten mit schmutzigen Gassen, in denen sich Müll und Unrat häufte.

Endlich kam das Sheraton-Hotel in Sicht. Es hatte fast zwanzig Stockwerke, und wenn sich Collins recht erinnerte, war es das höchste Hotel der Türkei.

Sie wurden von einem farbenprächtig gekleideten Portier empfangen, der die ankommenden Gäste zur Rezeption führte. Alle Formalitäten waren schnell erledigt.

Einige Minuten später betrat Percy Collins sein Appartement.

Eine Klimaanlage surrte sanft. Der Inspektor entdeckte ein Radiogerät und stellte es an. Schnell fand

er heraus, dass er unter fünf verschiedenen Programmen wählen konnte. Für jeden Geschmack war etwas dabei.

Collins trat zum Fenster und warf einen Blick ins Freie. Er befand sich im fünften Stock. Unter sich sah er einen Swimmingpool, in dem sich Menschen tummelten oder sich auf bequemen Liegestühlen sonnten.

Percy Collins grinste zufrieden.

Alles war so, wie er es erwartet und wie man es ihm auch im Reisebüro erzählt hatte.

Vergnügt vor sich hinpfeifend, begann der Mann von Scotland Yard seine Koffer auszupacken.

Noch ahnte er nicht, dass das Grauen auf ihn wartete

 

*

 

Vacit Duman, ein Türke von ungefähr fünfzig Jahren, wich fluchend einem Taxi aus, das laut hupend auf ihn zuraste, obwohl er sich auf dem Zebrastreifen befand.

Vacit Dumans Gedanken eilten zurück.

Er hatte seinen Freund Percy Collins vom Flughafen abholen wollen, war aber um einige Minuten zu spät gekommen. Ein Verkehrsstau war schuld gewesen.

Vor zwei Jahren hatte Collins ihm eine Gefälligkeit erwiesen und ihn von einem schlimmen Verdacht befreit. Immer wieder hatte er den Inspektor nach Istanbul eingeladen; endlich hatten seine Bemühungen Erfolg.

Vacit Duman konnte das Sheraton- Hotel bereits sehen, als sich ein alter amerikanischer Wagen langsam näherte. Zwei Männer saßen im Fond.

Der Straßenkreuzer überholte den Türken und hielt

einige Meter vor Duman.

Dann ging alles sehr rasch.

Als sich Duman in Türhöhe des Fahrzeuges befand, öffneten sich die Fondtüren, zwei dunkel gekleidete Männer sprangen heraus und zerrten den überraschten Türken ins Wageninnere.

Sein Aufschrei erstickte, als einer der Männer ihm einen Wattebausch ins Gesicht drückte.

Vacit Dumans Kopf fiel erschlaffend zur Seite. Sein zusammengekrümmter Körper zuckte noch einige Male, lag jedoch dann still.

Der amerikanische Straßenkreuzer raste mit aufheulendem Motor davon, nahm in halsbrecherischer Fahrt eine enge Kurve und verlor sich bald zwischen anderen Fahrzeugen.

*

Das Telefon klingelte.

Percy Collins kam aus dem kleinen Badezimmer und schlang das Handtuch um die Hüften seines sportlich gestählten Körpers. Ein paar Wassertropfen rannen ihm über die Wangen.

»Hallo«, sagte er. »Collins?«

»Ich bin es, Conny Duncan«, flötete eine liebliche Stimme. »Erinnern Sie sich noch an mich?«

Percy Collins grinte und starrte auf die kleine Wasserpfütze, die sich zu seinen Füßen gebildet hatte.

»Sicher, Miß Duncan«, sagte er. »Meine reizende Nachbarin werde ich doch nicht vergessen haben.«

Ein glockenhelles Lachen klang aus dem Hörer.

»Haben Sie keine Lust, mich zum Abendessen

einzuladen?« fragte die junge Engländerin sehr direkt. »Ich bezahle natürlich mein Essen selbst«, fügte sie schnell hinzu.

Das breite Lächeln des Yard-Inspektors wurde noch stärker. Conny Duncan gefiel ihm, und als eingefleischter Junggeselle war Percy natürlich einem Urlaubsflirt nicht abgeneigt.

»Ich freue mich«, sagte er. »Wann darf ich Sie abholen? Vielleicht machen wir vorher noch einen kleinen Bummel.«

»In zwei Stunden, Mr. Collins«, hörte er die freudig erregte Stimme des netten Girls. »Ich muss mich noch fein machen.«

»Okay.« Percy Collins lächelte. »Geht in Ordnung. Ich habe außerdem noch einen kurzen Antrittsbesuch zu machen. Ein guter Bekannter, der mich überhaupt zu dem Trip nach Istanbul überredet hat.«

»Bis später«, vernahm Percy die Stimme von Conny Duncan. »Meine Zimmernummer ist 528.«

Der Yard-Inspektor legte auf, stampfte auf bloßen Füßen ins Bad zurück und zog sich an. Eine halbe Stunde später befand er sich auf dem Weg zu seinem Freund Vacit Duman.

Der Taxifahrer sprach ein schauderhaftes Englisch, doch es genügte immerhin, um sich verständlich zu machen. Sein altersschwacher Wagen ratterte durch den abflauenden Verkehr.

Bei uns würde so ein Vehikel schon längst auf dem Schrottplatz geendet haben, dachte Percy. Der Fahrer redete unentwegt und versuchte den Inspektor auf verschiedene Sehenswürdigkeiten aufmerksam zu machen.

Trotzdem fuhr er mit traumwandlerischer Sicherheit, betätigte immer wieder die Autohupe, die wohl neueren Datums war, und näherte sich dann einem Altstadtviertel, das einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck machte.

»Dort drüben, Sir«, sagte der Fahrer und hielt. Er grinste breit.

Percy Collins nickte und öffnete die Wagentür. Er sah den entsetzten Blick des Fahrers, der wohl annahm, dass sein Fahrgast ohne zu bezahlen verschwinden wollte.

Percy gab ihm einen Geldschein. Der Taxifahrer schien sich zu beruhigen.

»Ich komme gleich wieder«, sagte Collins. »Warten Sie bitte! Sie können mich dann wieder zum >Sheraton< zurückfahren.«

Der Türke nickte und lümmelte sich in die abgeschabte Polsterung. Er blickte interessiert hinter dem Mann von Scotland Yard her, der in einem Hauseingang verschwand.

Ein düsteres Halbdunkel umgab Percy Collins. Undefinierbare Gerüche legten sich beklemmend auf seine Lungen. Er stieg über Unrat, glitt beinahe auf einer zerquetschten Frucht aus und konnte sich gerade noch an der kalten Wand abstützen.

In diesem Moment begann sich der unsichtbare Äonon-Ring an seiner linken Hand zu erwärmen.

Percy Collins erstarrte.

Die Energieimpulse zuckten warnend durch seinen Körper und trieben dem hageren Briten große Schweißperlen auf die Stirn.

Er tastete über das unsichtbare Kleinod, das wie

Feuer auf seiner Haut brannte.

Percy Collins dachte daran, dass er den Äonen-Ring in der Todesstunde seines väterlichen Freundes Calwin Sherwood bekommen hatte. Der über neunzig Jahre alte Mann war eine Kapazität auf dem Gebiet der Weißen Magie gewesen. Der Yard-Beamte hatte sich mit dem blinden und teilweise gelähmten Professor gut verstanden.

Percy kannte nicht die Herkunft des Äonen-Ringes und wusste nur, dass der Ring sehr alt sein musste und eine nicht zu ersetzende Waffe gegen Geister und Dämonen war.

Erst vor wenigen Tagen war es dem Yard-Inspektor mit Hilfe des Ringes gelungen, Gigantus, den Dämonenriesen, zu vernichten und seinem Treiben auf der Erde Einhalt zu gebieten.

Percy Collins lauschte in die Dunkelheit.

Eine steile Treppe führte nach oben. Spinnweben hingen von der unverputzten Decke herunter. Eine dicke Staubschicht lag auf den ausgetretenen Stufen.

Der hagere Mann zögerte.

Hier konnte schon seit langer Zeit niemand mehr hochgestiegen sein, denn sonst hätte man wenigstens Fußabdrücke in der Staubschicht gesehen.

Percy lief einige Schritte weiter und entdeckte eine Tür, an der die ehemals rote Farbe fast völlig abgeblättert war. Der Urlaub machende Inspektor blieb davor stehen.

Wieder spürte er die Ausstrahlungen des Äonen­Ringes. In Collins' maskenstarrem Gesicht zuckte kein Muskel.

Doch dann ging ein Ruck durch seinen Körper.

Seine Hand tastete zum Türknauf.

Knarrend schwang die Tür zurück.

Percy Collins trat vorsichtig näher. Ein grelles Licht blendete ihn. Der Inspektor musste die Augen schließen.

Als er endlich wieder richtig sehen konnte, krampfte sich in ihm alles zusammen.

Was er sah, trieb ihm das Grauen ins

Gesicht.

 

*

 

Vacit Duman öffnete die Augen. Benommen starrte er auf zwei dunkel gekleidete Männer, die nur wenige Meter von ihm entfernt standen und ihn aus zusammengekniffenen Augen musterten.

Der Türke kam taumelnd auf die Beine. Ein dumpfer Druck lastete auf seinem Gehirn. Seine Bewegungen wirkten zeitlupenhaft. Er versuchte Ordnung in das Wirrwarr seiner Gedanken zu bringen, doch es gelang ihm nicht.

Fassungslos starrte er auf die beiden Männer, die einen unheimlichen Eindruck machten. Er sah bleiche Gesichter, die seltsam knochig waren, und erkannte blitzende, an feurige Lava erinnernde Augen, von denen eine suggestive Wirkung ausging.

Vacit Dumans Mund öffnete sich zu einem Entsetzensschrei, doch kein Laut wollte über seine Lippen kommen.

Ein hämisches Lachen klang zu Vacit Duman herüber. Der Türke taumelte einige Schritte zurück. Mit dem Rücken prallte er gegen die Wand des Raumes.

Seine Augen irrten durch das kleine Zimmer.

Plötzlich wusste er, wo er sich befand.

Die beiden unheimlichen Männer waren näher getreten. Ein merkwürdiger Geruch nach Moder und Verderbnis ging von ihnen aus, der Duman das Atmen schwer machte.

Die beiden Männer schoben ihre Hände unter den langen schwarzen Umhängen hervor.

Wieder begannen sich die Augen des kleinen Türken zu weiten. Er starrte auf die spindeldürren Finger und sah zentimeterlange, stahlharte Fingernägel, die wie die Fänge eines Raubtieres leicht gebogen waren.