Die Hexe aus dem Moor - Terence Brown - E-Book

Die Hexe aus dem Moor E-Book

Terence Brown

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Beschreibung

Wer ist das hübsche Mädchen, das Charles Vance immer wieder in seinen Alpträumen sieht? Und wer sind die furchtbaren Monster, die dieses Mädchen auf grausamste Weise quälen? Und dann wird Charles Vance immer mehr in die Alptraumwelt hineingezogen. Realität und Illusion sind nicht mehr zu unterscheiden. Und wenn er das Mädchen dort retten will, muss er zum Kämpfer für das Gute werden und Zaator, den bösen Dämon der Unterwelt bezwingen. Doch sein Gegner scheint unüberwindbar . . .

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Seitenzahl: 136

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Die Hexe aus dem Moor

Titel/Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hexe aus dem Moor

 

 

 

Terence Brown

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2024

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

Gedruckt in Deutschland

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

Prolog

 

Raunen und Wispern erfüllten die rauchgeschwängerte Luft. In der großen Höhle flackerten über zwei Dutzend Fackeln, die bizarre Schatten zauberten.

Atonale Musik schien direkt aus den rauen Felswänden zu kommen. Die schrillen Töne steigerten sich immer mehr, schwangen sich zu schwindelnden Höhen empor, wo sie sich bald verloren.

Zwölf Männer, alle in schwarzen, bis auf den staubigen Boden reichenden Umhängen, standen im Halbkreis um einen massiven Altar, von dem ein geheimnisvolles Leuchten auszugehen schien.

Sie hatten sich an den Händen gefasst. Aus den weit geöffneten Mündern klang ein monotoner Gesang.

Die Männer mussten uralt sein. Ihre Gesichter wirkten wie eingetrocknet. Gelbliche Pergamenthaut spannte sich über die vorstehenden Wangenknochen. Kaum einer hatte noch Zähne im Mund.

Nur in den Augen der Vermummten glosten tanzende Lichter. Der monotone Gesang steigerte sich. Die blutbefleckte Altarplatte schien noch mehr zu glühen.

Rauchschwaden krochen wie Leichentücher aus den Wänden der Höhle, fächerten sich und trieben zu den zwölf Greisen hinüber, begannen diese zu umhüllen.

Plötzlich roch es nach Moder und Verderbnis.

Schwere Schritte klangen auf. Aus einer dunklen Ecke des Raumes löste sich eine große Gestalt. Sie war in einen purpurroten Mantel gekleidet, der ebenfalls bis auf den Boden reichte.

Eine schwarze Kapuze bedeckte den Kopf. Aus den Schlitzen funkelten glühende Augen hervor.

Der Rotgekleidete trat dicht an den Altar. Gebieterisch hob er beide Arme, streckte die Hände vor.

Der monotone Gesang der zwölf alten Männer verstummte schlagartig. Eine fast unnatürliche Stille trat ein.

Der Neuankömmling blickte sich im Kreise um. Dann nickte er zufrieden.

Der Mann im purpurroten Mantel wandte sich nun dem Altar zu, verneigte sich beinahe bis zum Boden und blieb einige Sekunden in dieser Stellung.

Das Wispern und Raunen verstärkte sich. Erneut wallten weiße Nebelschleier aus den Wänden, die sich jedoch nach wenigen Metern blutrot färbten.

Im Hintergrund der Höhle öffnete sich quietschend und rasselnd eine Tür. Es hörte sich an, als wäre sie seit vielen Hunderten von Jahren nicht mehr geöffnet worden.

Zwei ebenfalls vermummte Gestalten traten ein. Zwischen sich führten sie eine widerstrebende junge Frau. Die zuckenden Flammen der Fackel huschten über den nackten Körper, der sich wie unter Krämpfen wand. In den Augen des jungen Mädchens funkelte das Grauen. Ihr Mund war weit aufgerissen - wie zu einem unhörbaren Schrei.

Die beiden Schergen schleppten sie zum Altar, banden sie auf dem Opfertisch fest. Dann traten sie zurück und verneigten sich vor dem Mann in Purpur, der grüßend beide Hände hob.

Jetzt trat er dicht vor das Mädchen, dessen bebender Körper von Stahlfesseln auf dem Altar festgehalten wurde. Die zwölf anderen Männer traten näher, bildeten einen Halbkreis um die Opferstätte.

Wieder roch es nach Moder und Schwefel.

Der monotone Gesang brandete erneut auf, wurde von den rauen Höhlenwänden dumpf zurückgeworfen. Die zwölf alten Männer fassten sich an den Händen.

Der Rotgekleidete mit der schwarzen Gesichtsmaske wandte sich seinen Gefährten des Grauens zu.

»Die Stunde des Triumphes ist gekommen«, klang es dumpf auf. »Wir sind am Ziel. Mit diesem Opfer wird unser Pakt mit dem Bösen besiegelt sein. Reichtum und Macht werden uns sicher sein.«

Die Vermummten nickten zustimmend. Erneut nahmen sie den schauerlichen Gesang wieder auf.

Die Fackeln flackerten stärker. Die Nebelschleier aus den Felswänden trieben träge durch den großen Höhlenraum. Der Gestank wurde zusehends penetranter.

Jetzt wogten die blutroten Schleier noch heftiger, wurden dann wie von einem Vakuum zu einem bestimmten Ort gerissen, wo sie sich komprimierten. Eine grässliche Gestalt mit einer Dämonenfratze schälte sich aus den Nebelschleiern hervor.

Langsam glitt sie auf den Altar zu, schwebte nun über dem hilflosen Opfer. Ehrfurchtsvoll verneigten sich die dreizehn Männer.

Eine Stimme gellte auf, die von dem unheimlichen Wesen kommen musste, das vor ihnen schwebte.

»Unser Pakt wird nun besiegelt. Er wird für alle Zeiten Gültigkeit haben und auch auf alle Nachkommen übergehen. Er wird erst ungültig werden, wenn ihr den Vertrag von mir zurückbekommen habt. Die Bedingungen sind euch bekannt.«

Die dreizehn Männer verneigten sich.

Das Unheil nahm seinen Lauf . . .

 

1

 

Charles Vance schreckte hoch. Gesicht und Körper waren schweißüberströmt. Mit zitternden Fingern tastete er zu der kleinen Lampe auf seinem Nachttisch.

Das sanfte Licht beruhigte seine aufgepeitschten Nerven. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr.

»Vier Uhr«, murmelte er leise. »Immer zur selben Zeit habe ich diesen schrecklichen Alptraum. Und er dauert nun schon seit fünf Tagen an. Genau so lange, wie ich mich in diesem Hause aufhalte.«

Charles Vance fuhr sich über das männlich wirkende Kinn. Seine blauen Augen blickten noch leicht verstört. Mit mechanischer Geste schob er sich eine Strähne seines dunkelblonden Haares aus der Stirn.

Er nahm ein Glas Wasser von dem kleinen Tisch und trank hastig einige Schlucke. Der Schlafanzug klebte ihm am Körper, als er aus dem Bett sprang und mit nervösen Schritten zum Fenster lief.

Die bleiche Scheibe des Mondes stand am nächtlichen Himmel. Kalt und klar funkelten die Sterne. Der Wind bauschte die Gardinen auf, als Charles Vance das Fenster öffnete.

Von irgendwoher kam der klagende Ruf eines Käuzchens. Sturmwind rauschte in den Bäumen und Büschen, die das große Haus umgaben. Einige hundert Meter weiter begann schon die Moorlandschaft, die das einsame Haus umgab.

Vance schloss das Fenster, zog einen frischen Schlafanzug an und schenkte sich einen Whisky ein. Der hochprozentige Alkohol beruhigte etwas seine Nerven.

Der hagere Mann ließ sich auf die Bettkante nieder und stützte den Kopf in die Hände.

Seit fünf Tagen befand er sich in der schottischen Einöde, hatte gehofft, seinen Roman hier beenden zu können. Doch schon in der ersten Nacht hatte er diesen furchtbaren Alptraum erlebt, der sich nun ständig wiederholte.

Tabletten und Schlafmittel, sogar Alkohol, hatten nichts genützt. Immer wieder erlebte er das furchtbare Geschehen in der großen Höhle, sah die vermummten Gestalten und den zuckenden Körper des jungen Mädchens, das zum Altar geschleppt wurde.

Charles Vance erhob sich. Nervös lief er in dem geräumigen Schlafzimmer auf und ab.

»Vielleicht bin ich im Begriff, überzuschnappen«, murmelte er leise. »Das gibt es doch einfach nicht. Ich bin schließlich ein durch und durch nüchterner Mensch. Möchte nur wissen, was dieser gräuliche Spuk zu bedeuten hat?«

Der hagere Mann, der ungefähr fünfunddreißig Jahre alt war, schenkte sich nochmals einen Schluck des goldbraunen Whiskys ein. Dann stellte er das leere Glas zur Seite, löschte die Nachttischlampe und kroch wieder unter die Decke.

Charles hatte die Arme im Nacken verschränkt und starrte zur Zimmerdecke empor. Ein paar bleiche Strahlen des Mondlichts sickerten zum Fenster herein und zeichneten bizarre Figuren auf die Einrichtungsgegenstände.

Mit Schaudern dachte Vance daran, dass er das Haus für vier Wochen gemietet hatte. Und bis zur nächsten Ortschaft waren es ungefähr dreißig Meilen durch die unwegsame Moorlandschaft.

»Ich werde schon morgen eine Fliege machen«, sagte Charles Vance leise. »Keine zehn Pferde halten mich mehr. Hier scheint es zu spuken.«

Kalte Schauer liefen ihm über den Körper. Seine Haut prickelte, als würden tausende von Ameisen über seinen Körper laufen. Sein Herz schlug jäh schneller.

Charles Vance hatte das Gefühl, als versuchte eine eiskalte Hand, ihm das Herz aus der Brust zu reißen. Sein Atem ging keuchend. Eine dicke Ader pulsierte auf der Stirn. Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen.

Sekunden vergingen, dann konnte Charles Vance wieder normal atmen. Er schloss die Augen, doch er erblickte nur sofort wieder die große Höhle mit den Vermummten vor sich. Er glaubte das vor Entsetzen verzogene Gesicht des jungen Mädchens greifbar nahe zu sehen.

Vances Oberkörper ruckte hoch.

Irgendwo im Haus knackte es. Draußen schrie erneut das Käuzchen.

Charles Vance zitterte am ganzen Körper. Seine Hand tastete zur Whiskyflasche, die er dann an die Lippen setzte, um einen großen Schluck zu nehmen.

Langsam wich das Grauen von ihm.

Morgen würde er das Haus verlassen. Sein Entschluss stand fest.

*

Die Sonne blinzelte durch die schnell jagenden Wolken, die am Morgen den Himmel bedeckten. Tautropfen blinkten wie Diamanten auf den Blättern der Bäume und Büsche.

Charles Vance fühlte sich wie gerädert, als er erwachte. Sein Gesicht war bleich. Mit einem kratzenden Geräusch fuhr er sich über das unrasierte Kinn.

Er versuchte die düstere Erinnerung an dem nächtlichen Traum abzustreifen, sprang aus dem Bett und öffnete die Fensterflügel.

Draußen erkannte er James Riders, den Butler, der sich mit dem Zimmermädchen Georgia unterhielt. Außer den beiden gab es noch eine ältere Frau namens Helen Brown, deren Tätigkeitsfeld die Küche war.

Charles, der hier Ruhe und Einsamkeit gesucht hatte, verspürte das jähe Gefühl, unter Menschen zu wollen. Schneller als sonst beendete er seine Toilette und ging in den Frühstücksraum hinunter, wo er vom Butler bereits erwartet wurde.

»Guten Morgen, James«, sagte Charles Vance. Der ungefähr fünfzigjährige Butler verneigte sich steif. Charles wurde den Eindruck nicht los, dass er einen Besenstiel verschluckt haben musste.

»Good Moming, Sir«, erwiderte James Riders. »Haben Sie heute besondere Wünsche, oder kann Georgia das Frühstück bringen?«

»Wie immer, James«, nickte der hagere Mann.

»Haben Sie gut geschlafen, Sir?« fragte er und verzog keine Miene. Sein rundliches Gesicht mit den aufgeplusterten Wangen erinnerte Charles an einen Posaunenengel.

»Ich hatte schon wieder diesen schrecklichen Traum«, entgegnete Vance. »Ich halte es hier nicht mehr aus, möchte Sie bitten, dass Sie anschließend sofort zur nächsten Ortschaft telefonieren, damit man mich abholt.«

James Riders runzelte die Stirn, doch dann nickte er.

»Wie Sie befehlen, Sir. Allerdings möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Sie das Haus für vier Wochen gemietet haben und auch für diesen Zeitraum bezahlen müssen.«

»Okay, okay«, sagte Charles Vance. »Ist mir schon klar. Aber hier halte ich es nicht länger aus, ohne verrückt zu werden.«

Der Butler verneigte sich steif und ging mit gemessenen Schritten davon. Charles musste grinsen, dann lächelte er noch mehr, als Georgia herein huschte.

Das Kleid umschmiegte den formvollendeten Körper wie eine zweite Haut. Die schwarze Pagenfrisur gab dem jungen Mädchen etwas Kokettes.

Die vollen Lippen lächelten freundlich. Sie machte einen artigen Knicks und begann zu servieren. Charles musste sich sehr beherrschen, um ihr nicht einen Klaps auf das wohlgerundete Hinterteil zu geben.

»Gut geschlafen?« fragte er das Mädchen, das ihn aus unergründlichen Augen ansah.

»O ja, Sir«, antwortete sie. Ihre Stimme klang leicht rauchig und vielversprechend. »Ich hoffe doch, dass auch Sie gut geschlafen haben, Sir?« fragte sie.

Charles winkte ab.

Ihm fiel wieder der Traum ein, der jede Nacht zu einem schrecklichen Erlebnis werden ließ.

»Einen guten Appetit, Sir«, sagte Georgia. »Sollten Sie noch Wünsche haben, dann läuten Sie bitte!«

Georgia eilte davon.

Vance sah ihr nach. Sein Blick hatte sich an den schlanken Beinen festgesaugt, die überhaupt kein Ende nehmen wollten. Der hagere Mann seufzte tief und machte sich dann über sein Frühstück her.

Es schmeckte ihm ausgezeichnet. Nach einer halben Stunde schob er den leeren Teller zurück und zündete sich eine Zigarette an.

Der Butler glitt ins Zimmer. Seine Stirn hatte sich in Falten .gelegt.

Charles ahnte schon, dass etwas Unangenehmes auf ihn zukommen würde. Er drückte die halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.

»Tut mir leid, Sir«, sagte James. »Ich habe keine Verbindung mit Warriage bekommen. Die Telefonleitung scheint nicht in Ordnung zu sein. Vielleicht hat der Sturm sie beschädigt. Das kommt öfter vor, Sir. Kein Grund zur Beunruhigung. Bis heute Nachmittag dürfte alles wieder in Ordnung sein.«

Charles Vance zerquetschte einen Fluch. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr.

»Sobald alles wieder in Ordnung ist, James, geben Sie mir umgehend Bescheid!«

Vance erhob sich und ging zum Arbeitszimmer hinüber. Vielleicht konnte er trotz allem einige Stunden schreiben. Der Abgabetermin, den er von seinem Verleger diktiert bekommen hatte, rückte immer näher.

Normalerweise hätte es der hagere Mann spielend geschafft, wären nur nicht diese Aufregungen in den letzten Tagen gewesen. Manchmal hatte Charles das Gefühl, als gelänge es ihm überhaupt nicht mehr, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

Er setzte sich hinter die Schreibmaschine, spannte ein leeres Blatt ein und las die letzte Seite, die er vor zwei Tagen geschrieben hatte.

Die ersten Sätze gingen flott von der Hand, doch dann musste Vance wieder an die schrecklichen Alpträume denken. Seit Tagen grübelte er darüber, was dies alles zu bedeuten hatte. Doch er kam zu keinem Ergebnis.

Schon bald wanderte er ruhelos in dem großen Raum umher. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und beschloss, im Garten einen Spaziergang zu machen.

Die Sonne stand jetzt hoch am fast wolkenlosen Himmel. Doch am Horizont drängten schon schwere Gewitterwolken herauf, die wohl schon bald ihren nassen Segen abladen würden.

Charles wanderte weiter. Bald lag das Moor vor ihm. An einigen Stellen gluckste es trügerisch. Das Gras wuchs sehr hoch. Verkrüppelte Kiefern ragten aus dem sumpfigen Boden hervor.

Charles Vance blieb stehen.

Er wusste, dass ein unbedachter Schritt den Tod bedeuten konnte. Jetzt verfluchte er seinen Einfall, sich in diese Einöde zurückgezogen zu haben.

Doch nun gab es nichts mehr zu ändern.

»Ach was«, murmelte Vance plötzlich. »Warum lass’ ich mich von einem Traum so verrückt machen? Ist doch nur ein Traum! Wenn ich wieder in London bin, gehe ich zu einem Psychiater. Vielleicht habe ich in den letzten Jahren zu viele Horror-Stories gelesen.«

Charles ging weiter.

Der Himmel bewölkte sich immer mehr. Die Sonne verbarg sich hinter den schwarzen Regenwolken. Vance stellte den Kragen seiner Jacke hoch, denn ein aufkommender Wind blies über das flache Land, trieb Blätter und kleine Zweige vor sich her.

Der hagere Mann machte kehrt.

Er fluchte, als er über einen morschen Ast stolperte und hinfiel. Hände und Kleidung waren beschmutzt. Natürlich konnte dies seine Laune nicht verbessern.

Bäume und Büsche bogen sich im Wind, der plötzlich heulte und jammerte, als würde er von tausend Teufeln gehetzt.

Die ersten Tropfen fielen.

Charles Vance beeilte sich, zum Haus zurückzukommen, doch der Boden wurde vom niederprasselnden Regen innerhalb weniger Minuten aufgeweicht.

Der hagere Mann hatte das Gefühl, auf Schmierseife zu laufen. Immer wieder rutschte er aus, konnte sich nur noch taumelnd auf den Beinen halten.

Es wurde dunkel, während der Wind noch lauter heulte und der Regen unaufhörlich hernieder rauschte.

Vance hatte alle Mühe, nicht die Orientierung zu verlieren. Wieder stolperte er und schlug lang hin. Seine Hose war jetzt vollkommen ruiniert.

Das Wasser stand ihm in den Schuhen. Vance schnappte wie ein Ertrinkender nach Luft.

Plötzlich erstarrte er.

Zwischen zwei Büschen, deren Zweige sich wie die zuckenden Leiber von großen Schlangen hin und her bewegten, sah er die Gestalt eines Mädchens.

Der zarte Körper wurde von einem weißen Kleid umhüllt, das fast durchsichtig wirkte. Die langen Haare fächerten über die Schulter und bewegten sich wie selbständige Geschöpfe.

Große Augen sahen den hageren Mann durchdringend an. Die Lippen bewegten sich, doch kein Laut drang an Charles Vances Ohren.

Der hagere Mann stand noch immer wie erstarrt.

Fassungslos starrte er auf die Gestalt des jungen Mädchens, das ihm jetzt zuwinkte, als benötigte es Hilfe.

Charles Vance schloss die Augen.

Seine Gedanken überschlugen sich.

Doch als er wieder zu der Stelle hinüber blickte, war das Mädchen noch immer da.

Vance kannte die junge Frau genau.

Seit fünf Tagen geisterte sie durch seine Alpträume. Es war jenes Mädchen, das von den vermummten Schergen zu dem blutbefleckten Altar geschleppt wurde.

Vance stöhnte auf.

Er schrie, doch der Wind riss ihm die Worte von den Lippen. Langsam taumelte er auf das Mädchen zu, das ihm nach wie vor in gespenstischer Lautlosigkeit zuwinkte.

Erneut stolperte Vance und musste zu Boden. Als er mühsam wieder auf die Beine kam, war das weißgekleidete Mädchen verschwunden.

Der Regen peitschte in Charles Vances Gesicht. Seine Haare lagen plattgedrückt am Kopf.

Er rieb sich die Augen, doch das Mädchen im weißen Kleid blieb verschwunden.

Das Wüten des Sturms verstärkte sich weiter.

Vance wankte zu der Stelle hinüber, wo sie gestanden hatte. Seine Blicke suchten den Boden ab, konnte jedoch keinerlei Fußspuren entdecken.

Wieder schlich namenloses Grauen durch seinen hageren Körper. Wie ein gehetztes Tier sah er sich nach allen Seiten um. Es war inzwischen fast dunkel geworden.