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Leidenschaft, Macht und Intrigen - vor der malerischen Kulisse von Wales.
Wales im 13. Jahrhundert: Eleanor de Montfort ist dreizehn, als ihr Vater und ihr Bruder in der Schlacht gegen König Henry III. sterben. Für Eleanor bedeutet dies fortan ein Leben im Exil in Frankreich.
Vor seinem Tod hatte ihr Vater bereits ihre Vermählung mit Llewelyn ap Gruffydd arrangiert, dem Fürsten von Wales. Nach Jahren des Sehnens und Hoffens ist nun die Zeit gekommen, dass Eleanor endlich die Ehe mit Llewelyn eingehen kann – wäre da nicht der neue König von England, der Wales endgültig zu unterjochen droht …
Die fulminante Fortsetzung des großen Historien-Epos.
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Seitenzahl: 785
Veröffentlichungsjahr: 2025
Zehn Jahre verbrachte sie im Exil in Frankreich. Nun soll die Heirat mit Llewelyn, Fürst von Wales, Eleanor de Montfort zurück in ihre Heimat führen und den Kampf für ein unabhängiges Wales stärken. Da Llewelyn nicht selbst zu ihr reisen kann, findet eine Stellvertreter-Hochzeit mit seinem Vertrauten Tudur statt. Auf der Heimreise wird ihr Schiff im Auftrag des englischen Königs angegriffen, ein Krieg scheint unvermeidlich. In Gefangenschaft kommen sich Eleanor und Tudur näher und können ihre Gefühle nicht länger unterdrücken …
Sabrina Qunaj wuchs in einer Kleinstadt in der Steiermark auf. Nach der Matura an der Handelsakademie arbeitete sie in einem internationalen College, ehe sie das Schreiben zum Beruf machte. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Steiermark und hat bereits mehrere erfolgreiche historische Romane veröffentlicht.
Sie hat bereits mehrere erfolgreiche historische Romane veröffentlicht, zuletzt »Die Tochter der Drachenkrone«.
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Sabrina Qunaj
Das Erbe der Drachenkrone
Historischer Roman
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Informationen zum Buch
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Dramatis Personae
Prolog
Odiham Castle, Südengland
April 1265
Hereford Castle, Westengland
Mai 1265
Dover Castle, Südostengland
August 1265
Dover Castle, Südostengland
September 1265
Dover Castle, Südostengland
Oktober 1265
10 Jahre später
Montargis, Zentralfrankreich
April 1275
Montargis, Zentralfrankreich
Juli 1275
Harfleur, Nordfrankreich
Dezember 1275
Bristol, Südwestengland
Dezember 1275
Windsor Castle, Südengland
Februar 1276
Windsor Castle, Südengland
Mai 1276
1 Jahr später
Windsor Castle, Südengland
Juni 1277
Windsor Castle, Südengland
November 1277
1 Jahr später
Worcester, West Midlands, England
Oktober 1278
Abergwyngregyn, Nordwestwales
Oktober 1278
8 Monate später
Abergwyngregyn, Nordwestwales
Juli 1279
1 Jahr später
Abergwyngregyn, Nordwestwales
September 1280
Maelienydd, Ostwales
Januar 1281
Windsor Castle, Südengland
Januar 1281
Dolwyddelan, Nordwales
Februar 1281
1 Jahr später
Abergwyngregyn, Nordwestwales
Mai 1282
Epilog
Anhang
Stammbäume
Nachwort und Danksagung
Impressum
Mit einem * gekennzeichnete Namen sind fiktive Charaktere, die anderen sind historisch belegte Persönlichkeiten.
Normannen
Eleanor de Montforteine normannische Adelige von königlichem Blut
Eleanor Plantagenetihre Mutter, Tochter König Johns, Schwester König Henrys III.
Simon de MontfortEleanors Vater, französischer Adeliger von großer Macht
Henry de MontfortEleanors ältester Bruder, Ritter
Simon de Montfort Jr.Eleanors Bruder, Ritter
Amaury de MontfortEleanors Bruder, Geistlicher
Guy de MontfortEleanors Bruder, Ritter
Christina de CraiwellEhrendame im Dienst von Eleanor Plantagenet
Hawise of WorthamEhrendame im Dienst von Eleanor Plantagenet
ChristopherKleriker im Dienst von Eleanor Plantagenet
EudoKleriker im Dienst von Eleanor Plantagenet
John de Muscegrosein Ritter im Dienst der Familie de Montfort
John de la Warreein Ritter im Dienst der Familie de Montfort
Robert Corbetein Ritter im Dienst der Familie de Montfort
John Giffardein Ritter im Dienst der Familie de Montfort
John de Baalunein Ritter im Dienst der Familie de Montfort
Amicia de MontfortÄbtissin von Montargis, Simon de Montforts Schwester
Henry III.König von England, Sohn König Johns
Edward LongshanksHenrys Sohn, Thronfolger von England
Leonor of CastileEdwards Gemahlin
Edmund CrouchbackEdwards Bruder, Earl of Lancaster
Richard of CornwallEdwards und Eleanors Onkel, Bruder von Henry III.
Henry of AlmainSohn von Richard of Cornwall
Gilbert de ClareEarl of Gloucester und Hertfort, »Gilbert der Rote«, ein mächtiger Adeliger
Thomas de Claresein jüngerer Bruder
Alice de LusignanGilbert de Clares Gemahlin
Roger Mortimermächtiger Baron in den walisischen Grenzmarken
Maud de BraoseBaroness of Wigmore, Roger Mortimers Frau
Roger of LeybourneRitter im Dienst unterschiedlicher mächtiger Adeliger
Humphrey de BohunEarl of Hereford
Stephen BerstedBischof von Chicester
Thomas de CantilupeLordkanzler während des Kriegs der Barone
John de la HayeConstable von Dover Castle
Margaretdie Frau des Constables von Dover Castle
Madame de RiberyHaushälterin auf Bristol Castle
Peter de la MareConstable von Bristol Castle
Geoffrey de PickfordConstable von Windsor Castle
Mary de Dyne*die Gemahlin des Constables von Windsor
Robert BurnellBischof von Bath and Wells, späterer Lordkanzler
Godfrey GiffardBischof von Worcester
Waliser
Llewelyn ap GruffyddFürst von Wales
Dafydd ap GruffyddLlewelyns Bruder
Tudur ap GoronwySeneschall des Fürsten
Heilyn ap TudurVetter des Seneschalls
Gwladys*Dienstmädchen auf Bristol Castle
Owain* (Bristol)Wachmann auf Bristol Castle
Angharad ferch Ithel Fychaneine noble Dame an Llewelyns Hof
Carys*Angharads Tochter
Vater Llwyd*Kaplan in Abergwyngregyn
Aneurin ap Emyr*Kommandant von Eleanors Leibwache in Wales
Gruffydd ab yr Ynad CochHofbarde an Llewelyns Hof
Owain* (Abergwyngregyn)Türhüter des Frauenhauses
Rhosyn*Gemahlin des Kommandanten der Haushaltstruppe
Seren*Tochter von Llewelyns Kämmerer
Gwion*junger Bediensteter auf Abergwyngregyn
Für Marissa die wahre Heldin, an deren Stärke keine fiktive Figur herankommt
Seht ihr nicht den Weg des Windes und Regens?
Seht ihr nicht die Eichen erzittern?
Seht ihr nicht die Wahrheit, wie sie verzweifelt kämpft?
Kaltes Herz in einer angsterfüllten Brust,
für den König, die Eichentür von Aberffraw.
Seht ihr nicht die Sonne, wie sie am Horizont versinkt?
Seht ihr nicht die Sterne fallen?
Seht ihr nicht die Welt enden?
O Gott, die Flut wird das Land verschlingen.
Gefroren wie verwitterter Reisig,
kein Grund mehr für uns zu verweilen,
O Gott, die Flut wird das Land verschlingen.
Abschnitte aus dem Lament von Gruffydd ab yr Ynad Coch, 1282 (sinngemäß aus dem Mittelwalisischen übersetzt)
Eleanor konnte sich nicht bewegen. Sie starrte die beiden streitenden Männer oben auf dem Podest der hohen Tafel aus großen Augen an, während ihr das Herz wie wild in der Brust hämmerte.
Ihr Vater stand nur angespannt da. Seine Züge in dem von Falten gezeichneten Gesicht wirkten im Licht- und Schattenspiel der Fackeln noch schärfer, obwohl sein grauer Vollbart viel davon verdeckte. Sein Gegenüber gestikulierte heftig. Der Earl of Gloucester und Hertford, Gilbert de Clare, war jung, ein bisschen über zwanzig Jahre alt, und er schien Schwierigkeiten zu haben, still stehen zu bleiben. Seine feuerroten Haare passten zu der Hitze, mit der er jedes seiner Worte ausspuckte. Gilbert, der Rote, wurde er genannt, ein treffender Name.
»Ihr könnt mich nicht an Eure Seite zwingen, Mylord! Er bedroht meine Ländereien, und ich werde gehen, um sie zu verteidigen!«
»Macht Euch nicht lächerlich! Niemand bedroht Eure Ländereien. Fürst Llewelyn hat unsere Gegner angegriffen, nicht mehr. Er wird Euch in Ruhe lassen, so war es beschlossen.«
»Und Ihr lasst ihn gewähren! Seit Generationen kämpfen wir gegen das Waliserpack und Ihr schließt ein Bündnis mit ihm. Lasst ihn in den Grenzmarken wüten, die wir mit unserem Blut und dem unserer Ahnen bezahlt haben. Ihr bestätigt ihn in seinem Titel und spuckt damit auf alles, was wir erreicht haben. Fürst von Wales! Dass ich nicht lache! Ihm sollen wir jetzt antworten in den Gebieten, die wir erobert haben? Einem barbarischen Heiden!«
»Die Waliser sind nun wahrlich keine Heiden, Gilbert.«
Der Earl of Gloucester zuckte zusammen, als hätte ihr Vater ihm mit dieser formlosen Ansprache einen Schlag versetzt. Eleanor wusste, dies war durchaus so beabsichtigt gewesen. So gut kannte sie ihren Vater und seine Art zu reden und zu handeln. Er war nicht oft da, und mit ihren dreizehn Jahren mochte Eleanor nicht so versiert in politischen Belangen sein, wie sie glaubte. Aber sie interessierte sich dafür. Sie wollte wissen, was um sie herum geschah, was daran lag, dass ihr Vater sich schon seit Jahren im Krieg gegen den König, seinen eigenen Schwager, befand. Ihr Vater war die politische Schlüsselfigur im Land. Eleanor hatte unzählige Bündnisse, Erfolge und Rückschläge bezeugt und war stets mittendrin gewesen. Sie müsste schon blind und taub sein, um nichts davon mitzubekommen und sich nicht zu fragen, was weiter geschah. Schließlich betrafen all diese Belange sie selbst, ihre Familie und ihre Zukunft.
Ihre Hand bewegte sich zu dem kleinen Beutel an ihrer Seite, in dem sie ein Speisemesser, Nähutensilien für schnelle Ausbesserungsarbeiten und einen Brief aufbewahrte. Einen Brief, den sie überallhin mitnahm. Einen Brief von eben jenem barbarischen Heiden, von dem der Earl of Gloucester mit solcher Abscheu sprach. Vom Fürsten von Wales. Ihrem Verlobten.
»Fürst Llewelyn bedroht Eure Ländereien nicht«, wiederholte ihr Vater mit strenger Ruhe und ließ sich auf der Kante der Tafel nieder. Er streckte die Hand in Richtung eines Pagen aus, der ihm sogleich einen Kelch mit Wein brachte. Der Earl of Gloucester stand vor ihm, die Finger zu Fäusten geballt. Sein jüngerer Bruder Thomas trat an seine Seite, redete leise auf ihn ein, als wollte er ihn beruhigen, während ihr Vater gänzlich unbekümmert weitersprach:
»Ihr nutzt die imaginäre Gefahr durch einen Waliser, um einen Grund zu haben, meinen Hof zu verlassen. Um wieder einmal die Seiten zu wechseln, ist es nicht so?«
»Euren Hof? Haltet Ihr Euch jetzt für einen König?« Der Earl of Gloucester lachte hämisch. »Wieso frage ich überhaupt? Natürlich tut Ihr das! Das Lösegeld für die königstreuen Barone habt Ihr ungleich aufgeteilt, Ihr bereichert Euch selbst und Eure Familie, beschenkt Eure Söhne und sie …!« Er fuhr herum und deutete auf Eleanor, die allein an einer der unteren Tafeln saß. Sie tat so, als würde sie in dem Gebetbuch lesen, das ihr Bruder Amaury ihr zu ihrem dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte.
»Sie schickt Ihr nach Wales!«
»Du gehst zu weit, Gilbert«, drängte Thomas und packte Gloucesters Arm, um ihn wegzuziehen, aber der Earl of Gloucester blieb standhaft und wartete herausfordernd auf eine Antwort ihres Vaters.
Der zog die Augenbrauen hoch und strich sich über den dichten ergrauten Bart. »Ich wusste gar nicht, dass Euch ausgerechnet die Verlobung meiner Tochter so sehr missfällt, Mylord of Gloucester. Vielleicht denkt Ihr lieber an Eure eigene Gemahlin, die der König gefangen hielt.«
»Er ließ sie wieder frei«, erwiderte Gloucester gepresst, woraufhin ihr Vater die Hände ausbreitete.
»Na dann ist ja alles wunderbar und all die Gründe, weshalb wir gegen den König zogen, plötzlich nichts mehr wert. Bedenkt nur dies, Mylord. Der König steht immer noch unter meiner Kontrolle …«
»Ihr meint, er ist Euer Gefangener.«
»Unser Gefangener, Gloucester. Ihr wart genauso beteiligt, Ihr standet an meiner Seite, und Ihr habt für dieselben Ziele gekämpft wie ich.«
»Das habe ich. Ich habe für Euch gekämpft, ich habe für Euch die Exkommunikation in Kauf genommen, ich habe geschwiegen, als Euer Sohn versuchte, Isabel de Forz zu entführen, um sie zu heiraten und ihr Erbe an sich zu reißen. Wir alle haben weggesehen und es geduldet. Und Ihr dankt es mir, indem Ihr den größten Feind aller Lords der Grenzmarken zu Eurem Schwiegersohn und Ebenbürtigen macht. Ihr gebt ihm Eure einzige Tochter!«
»Wäret Ihr nicht schon im zarten Alter von neun Jahren vor den Traualtar getreten, hätte ich bei Eurem Verhalten angenommen, Ihr wäret eifersüchtig, Mylord, und wolltet meine Tochter für Euch. Dabei habe ich Eure Gemahlin Alice de Lusignan als ganz ansprechend in Erinnerung.«
Gilbert de Clare warf einen Blick über die Schulter zu Eleanor, die sich so sehr darüber erschrak, dass sie vergaß, auf ihr Buch hinunterzusehen. Er sah sie an, nicht voller Eifersucht, wie ihr Vater unterstellte, sondern voller Mitgefühl. Als wäre er um ihr Wohlergehen besorgt. Als wäre er ein nobler Ritter, der sie vor einem schrecklichen Schicksal bewahren wollte.
Der Earl of Gloucester könnte tatsächlich ein solcher Ritter aus den Sagen sein. Er war jung und stattlich mit seinem hohen Wuchs und der schlanken, klar definierten Gestalt. Seine roten Haare leuchteten im Fackellicht wie ein Sonnenaufgang. Aber dass er sich so offen gegen ihre Verbindung mit dem Fürsten von Wales aussprach, erfüllte sie mit Unbehagen. Barbarischer Heide.
Nein, sagte sie sich und mahnte sich schnell zur Ruhe. Sie war schon zwei Jahre mit dem Fürsten verlobt, und er schrieb ihr die wundervollsten Briefe. Zwar hatte sie ihn nie persönlich getroffen, aber wenn sie seine Zeilen las, rührte sich ihr Herz. Er drückte sich mit solch leidenschaftlichen Worten über seine Heimat aus, die er zu ihrer machen wollte, dass sie nicht anders konnte, als den Tag ihrer Hochzeit herbeizusehnen. Kein Barbar könnte derartige Poesie erschaffen.
»Die Waliser müssen vernichtet werden«, wandte sich der Earl of Gloucester schließlich wieder an ihren Vater. »Nicht belohnt, das ist alles, was ich damit sage. Als Ihr das erste Bündnis mit ihm geschlossen habt, hielt ich mich zurück, während sich viele andere deshalb von Euch abwandten. Ich wusste, dass Ihr Fürst Llewelyn nur für Eure Zwecke nutzt. Aber die Bündniserneuerung jetzt …«
»… ist der richtige Schritt. Und ich kann Euch nur nahelegen, am Turnier in Northampton teilzunehmen. Andernfalls werde ich gezwungen sein, Euch nicht länger als meinen Verbündeten zu betrachten. Als meinen Freund.«
»Wir stehen treu an Eurer Seite«, brachte sich Thomas schnell ein, aber sein Bruder schüttelte nur den Kopf.
»Ich muss meine Ländereien schützen«, wiederholte der Earl of Gloucester, dann machte er auf dem Absatz kehrt, eilte die drei Stufen des Podests hinunter und aus der Halle, während alle Anwesenden plötzlich ganz geschäftig zu wirken versuchten. Genauso wie Eleanor, die wieder in ihr Buch blickte, aus dem Augenwinkel ihren Vater aber weiter beobachtete. Er hatte sich nicht geregt, lehnte immer noch an der Tischkante und sah seinem wichtigen Verbündeten hinterher. Oder einem neuen mächtigen Feind.
Thomas de Clare redete auf ihren Vater ein, schien den Schaden beheben zu wollen, den sein älterer Bruder angerichtet hatte, aber es wirkte, als würde ihr Vater gar nicht zuhören.
»Unruhe im Paradies?«, erklang dann unvermittelt eine männliche Stimme in hohnvollem Singsang an ihrer Seite.
Eleanor musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sich neben ihr niedergelassen hatte, sein leichtes Lispeln verriet ihn. »Vetter.«
»Ich will dich nicht beleidigen, indem ich vorgebe, mich nicht an dieser Entwicklung zu erfreuen.«
»Glaubst du etwa, du kommst jetzt frei?« Eleanor wandte sich ihm nun doch zu und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr der Gedanke an seine Abreise sie bekümmerte. Nicht nur war Edward als Sohn des Königs wichtig für ihren Vater, nein, er war ihr wichtig.
Edward war bereits ein Jahr lang Gefangener ihrer Familie und damit ständig um sie. Er war doppelt so alt wie sie, ein erfahrener Feldherr und Ritter. Aber für sie war er einfach nur ihr Vetter, der ihr das Schachspiel beigebracht hatte, ihr von prächtigen Turnieren in Frankreich erzählte und der ihr die Geschehnisse rund um ihre Familien erklärte. Als wäre sie ihm ebenbürtig. Als wäre sie kein kleines Kind, das nichts verstand.
»Unsere Wege werden sich dadurch nicht trennen«, sagte er sanft und schob seine große schwielige Hand in ihre. Es war ihr nicht gelungen, ihre Gefühle vor ihm verborgen zu halten, natürlich. Er kannte sie in- und auswendig. Eleanor hatte vier ältere Brüder, aber keinem von ihnen fühlte sie sich so verbunden wie ihrem Vetter. Keiner von ihnen schenkte ihr derlei Beachtung und Respekt. Keiner von ihnen sah sie an wie ein denkender, fühlender Mensch, der es wert war, gehört zu werden.
»Dein Vater kann mich nicht ewig gefangen halten, Eleanor.« Seine warmen braunen Augen blickten direkt in ihre, das leicht herabhängende linke Lid fiel ihr kaum noch auf. Dafür waren seine klar gezeichneten Züge mit der schmalen Hakennase zu einnehmend. Kinnlange Locken in einem hellen Braunton rahmten sein Gesicht mit dem kurzen Bart.
»Immer mehr Barone, auch jene auf seiner Seite …« Edward deutete mit seiner freien Hand vage in Richtung hohe Tafel, »protestieren dagegen. Der Papst fordert meine Freilassung. Wir werden Frieden schließen. Dein Vater und der meine, aber das bedeutet nicht, dass du nicht bei mir bleiben kannst. Ich kann dich mit an den Hof nehmen, du kannst mit mir reisen, an meiner Seite bleiben …«
Eleanor senkte den Blick. »Aber ich gehe doch nach Wales.«
Schweigen antwortete ihr, und als sie aufsah, begegnete ihr etwas Unheimliches in seinen Augen. Es war ihr nicht fremd, sie sah es öfter. Wut, Entschlossenheit … vielleicht sogar Hass. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, aber Edward schloss seine Finger fester um ihre, bis es schmerzte, dann stand er auf, ohne sie loszulassen.
»Komm mit.«
Sie starrte zu ihm hoch, wie er über ihr aufragte. Er war der größte Mann, dem sie je in ihrem Leben begegnet war, ein wahrhafter Riese, und sie hatte sich nie daran gewöhnen können. Aber sie fürchtete ihn nicht.
Sie erhob sich ebenfalls, warf einen Blick zurück zu ihrem Vater, der jetzt mit Stephen Bersted, dem Bischof von Chichester, und mit Thomas de Cantilupe, seinem Lordkanzler, sprach. Ihre Worte waren zu leise, um sie zu verstehen, dröhnten nicht mehr wie die von Zorn verzerrte Stimme des Earl of Gloucester. Auch um sie herum wurde wieder gesprochen. Die Stille hatte sich gelegt.
Edward zog an ihrer Hand, und so blieb Eleanor nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen, hinaus aus der Halle in den wunderschönen Frühlingstag, wo die Sonne hoch am Himmel stand und sie kurz blendete. Ihre Augen konnten sich kaum an das grelle Licht gewöhnen, Edward zog sie schon weiter mit sich, die Außentreppe des achteckigen Steinturms hinunter in den Hof.
»Was ist denn los?«, keuchte sie und hob mit ihrer freien Hand die Röcke hoch, um nicht zu stolpern. Ihre langen hellbraunen Haare wehten ihr im lebhaften Wind nach vorn ins Gesicht, aber sie konnte sie nicht wegstreichen. »Ist etwas passiert?«
»Wirst du gleich sehen.«
Sie liefen über den befestigten Boden zum offen stehenden Tor in der Palisade, überquerten die Brücke über den Graben und gelangten in den äußeren Hof, wo die Ställe lagen und mehr als hundert Pferde Platz fanden.
Vor dem schweren Eichentor stand ein gesattelter Grauschimmel, kraftstrotzend mit einem muskulösen Hals, dichter Mähne und edlem Kopf. Ein Wallach, der sich benahm wie ein Hengst. Zwei von Edwards Knappen hielten ihn jeder an einem Strick fest, aber sie hatten ihre liebe Mühe, ihn unter Kontrolle zu halten. Das Tier zappelte wild herum, bäumte die Vorderbeine auf, reckte den Kopf und wieherte lautstark. Es war fast schon ein Schreien.
»Na, wie gefällt er dir?« Edward führte sie näher heran, ohne ihre Hand loszulassen, während Eleanor dieses wunderschöne Tier nur atemlos ansehen konnte, als wäre es eine Traumfigur.
»Woher hast du …?« Edwards Lachen unterbrach sie.
»Ich bin immer noch der Sohn des Königs, Eleanor. Wenn ich ein bestimmtes Pferd haben will, bekomme ich es auch.«
In dem Moment führte ein weiterer Knappe einen Rappen heran, der ebenfalls schon gesattelt war.
»Wie wäre es mit einem kleinen Ritt? Nur ein Stück den Fluss entlang. Schließlich musst du dein neues Pferd ausprobieren«, sagte Edward.
»Mein neues Pferd?«
Er ging mit ihr zu dem Schimmel. »Ja, er ist mein Geschenk an dich.«
»Aber … das geht doch nicht. Er ist viel zu wertvoll. Wieso?«
Er sah zu ihr hinunter, sein Daumen strich über ihren Handrücken. »Wieso denn nicht? Darf ich meiner Cousine keine Freude machen?«
»Aber ich verdiene so etwas doch gar nicht.«
Ein sanftes Lächeln spielte um seinen Mund. »Du bist das einzige Glück in meiner Gefangenschaft, du verdienst so viel mehr. Und jetzt komm, schwing dich in den Sattel und wenn du mit ihm erst mal das Ufer entlanggaloppierst, wirst du eine Ahnung davon bekommen, wie frei sich ein Vogel fühlt, wenn er über die Hügel fliegt.«
Eleanors Herz fing aufgeregt an zu flattern, nein, nicht nur ihr Herz, ihr gesamter Körper erzitterte.
»Komm, ich helfe dir hoch.« Edward ließ ihre Hand los und legte seine stattdessen an ihren unteren Rücken, um sie voranzuschieben, als ein Schatten auf sie fiel.
»Was hat das zu bedeuten?«
Eleanor fuhr herum und war nicht überrascht, ihren Bruder Amaury vor sich zu sehen. Sie hatte ihn bereits an der Stimme erkannt.
Edward seufzte lautstark auf. »Wir unternehmen einen kleinen Ritt. Keine Sorge …« Er deutete in Richtung Tor, vor dem eine Handvoll Männer ihres Vaters wartete, ebenfalls auf Pferden. »Wir werden Wachen mitnehmen, die den Befehl haben, mir sofort einen Pfeil in den Rücken zu schießen, sollte ich einen Fluchtversuch unternehmen. Ich laufe Euch schon nicht davon, Amaury. Ich biete Eleanor lediglich eine Möglichkeit, die Luft der Freiheit zu atmen, ehe Ihr sie nach Wales schickt, damit sie dort unglücklich verrottet.«
Eleanor sah erschrocken zu ihrem Vetter auf. Seine derben Worte trafen sie. Aber sie konnte sich gar nicht länger auf ihn konzentrieren. Amaury packte sie plötzlich am Arm und zog sie mit einem so heftigen Ruck von Edward und dem Pferd fort, dass sie stolperte und gegen seine Brust stieß.
Amaury legte schützend einen Arm um sie und presste sie gegen den leinenen Stoff seiner mit aufwendig gestickten Borten verzierten Albe. Er war nicht so groß wie Edward – schon gar nicht so gestählt. Er war weder Ritter noch Krieger, sondern ein Kirchenmann, der seine Tage meist über Schriftstücke gebeugt verbrachte. Aber in seiner Stimme lag ein Befehlston, der sie fürchten ließ.
»Schaff das Pferd fort, Edward, schicke es dahin, wo du es herhast.«
»Es ist ein Geschenk für Eleanor.«
Ein abfälliges Schnauben entfuhr ihrem Bruder. »Ein sehr durchdachtes Geschenk. Glaubst du etwa, das Abkommen mit Fürst Llewelyn wird hinfällig, wenn Eleanor sich da draußen den Hals bricht? Ja, das würde dir so passen. Dann würde mein Vater die Unterstützung der Waliser verlieren. Mir ist klar, dass du dafür über Leichen gehst, aber Eleanor ist unschuldig. Sie kann nichts für diesen Krieg.«
Edward kam mit langsamen, bedrohlichen Schritten auf sie und Amaury zu, und allein seine hünenhafte Gestalt, die jetzt wie bei einem Raubtier angespannt war, ließ sie um ihren Bruder fürchten. Gleichzeitig rauschten auch Amaurys Worte in ihrem Kopf. Nein! Das kann nicht wahr sein. Edward würde so etwas nicht tun!
Aber dann sah sie an ihrem Vetter vorbei zu dem wilden Pferd, und Zweifel kamen in ihr auf.
»Edward?«, brachte sie mir schwacher Stimme heraus, was ihn sofort innehalten ließ.
Er bewegte seinen vor Zorn glühenden Blick von Amaury zu ihr, nicht weniger lodernd. »Ich würde dir nie wehtun, Eleanor«, sagte er langsam, jedes Wort betonend, was sogar sein Lispeln verschwinden ließ. »Hektor erscheint ungezügelt, aber wenn du im Sattel sitzt, passt er auf dich auf. Er schützt seinen Reiter. Ich führte schon meine eigene Tochter auf seinem Rücken, obwohl sie gerade erst laufen gelernt hatte.«
»Hör auf mit diesem Unsinn!« Amaury schob Eleanor hinter sich und hielt sie mit seinem ausgestreckten Arm dort. »Damit beeindruckst du vielleicht ein kleines Mädchen, aber deine Manipulationen stoßen hier auf taube Ohren.«
Eleanor öffnete den Mund, um zu protestieren. Sie war schon lange kein kleines Mädchen mehr! Aber Edward kam ihr zuvor.
»Ihr schickt also kleine Mädchen nach Wales in die Höhle des Löwen.«
»Weiteres Gift, sprich nur weiter, Vetter. Sie wird dich auch noch durchschauen. Ich bin nur beeindruckt, dass du es wagst, solch eine Tat zu wagen, während mein Vater auf der Burg weilt.«
»Gerade dass mein werter Patenonkel auf der Burg weilt, sollte dir meine lauteren Absichten verdeutlichen. Mir waren schon zuvor Ausritte unter Aufsicht erlaubt, ich wollte lediglich eine schöne Zeit mit meiner Cousine verbringen, solange ich noch hier bin.«
»Solange du noch hier bist? Gedenkst du etwa, uns schon zu verlassen?«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, Vetter. Humphrey de Bohun hat sich wegen des Bündnisses mit den Walisern von euch abgewandt, Gilbert de Clare war heute der Nächste, ihr seid exkommuniziert, und ich habe eure Forderungen allesamt unterschrieben. Ich habe euch Amnestie gewährt, deinem Vater, Gloucester, Oxford, allen anderen Verrätern. Ihr habt keinen Grund mehr, mich festzuhalten, das wissen die Barone, das weiß die Kirche. Dementsprechend solltest auch du es wissen, Amaury. Antwortest du nicht mehr seiner Heiligkeit? Er hat euch alle verdammt für euren Verrat, dein Kirchengewand ändert nichts daran.«
»Du hast ebenfalls zugesagt, den Papst nicht mehr zur Intervention in Angelegenheiten Englands zu berufen, und schon tust du es erneut, drohst mit ihm, wirfst mit seinem Namen und seiner Stellung um dich.«
»Ich spreche lediglich die Wahrheit aus, die du verkraften müsstest in deinem Amt. Aber vielleicht lernst du es ja während deiner Studien in Padua.«
»Padua?«, fragte Eleanor verwundert, aber da winkte Amaury schon ein paar Wachen näher.
»Begleitet Lord Edward in seine Gemächer«, trug er ihnen auf, »und schafft dieses Pferd fort.« Er wartete auf keine Antwort, sondern zog Eleanor mit sich, zurück über die Brücke.
»Ich will nicht, dass du weiterhin mit Lord Edward sprichst«, sagte er, während er mit derart weitgreifenden Schritten auf den Burgturm zueilte, dass Eleanor Schwierigkeiten hatte, mit ihm mitzuhalten.
»Aber er ist doch unser Vetter!«
Amaury hielt abrupt inne. Beinahe wäre sie in ihn hineingelaufen. Er fuhr zu ihr herum, quetschte ihr Handgelenk. »Er ist unser Feind! Weißt du, wie oft wir ihm schon auf einem Schlachtfeld gegenüberstanden? Hast du vergessen, wie er unseren Bruder gefangen nahm?«
»Simon kam bald darauf frei, und nun haben wir Edward gefangen genommen. Ich verstehe gar nicht, wieso wir alle streiten müssen. Wir sind eine Familie! Onkel Henry ist unser König, von Gott auserwählt und …«
»So weit hat er dich schon!« Er legte seine Hände auf ihre Schultern, beugte sich zu ihr hinunter und stierte sie aus seinen grauen Augen an, in denen ein Gewitter tobte. »Der König hätte dieses Land vernichtet, wie sein Vater es vor ihm beinahe getan hätte. Ja, Henry ist nicht grausam wie sein Vater, aber genauso unfähig. Er war noch ein Kind, als ihm die Krone zufiel, andere regierten für ihn, und so lernte er nie, es selbst zu tun. Er ist immer noch dasselbe Kind, das sich von ausländischen Speichelleckern beeinflussen lässt.«
»Aber deshalb Krieg gegen ihn zu führen, unsere Männer in Schlachten sterben zu lassen, ich verstehe nicht …«
»Richtig. Du verstehst nichts. Das kannst du gar nicht, und ich halte es dir nicht vor. Du bist ein Mädchen, ein halbes Kind, Edward ist ein erwachsener Mann und Kriegsherr. Er weiß genau, was er zu dir sagen muss. Deshalb halte dich fern von ihm, lass dich nicht von ihm für seine Zwecke benutzen. Ich meine es nur gut. Ich versuche dich zu beschützen.«
»Er wollte mir lediglich eine Freude machen.«
»Oder dich umbringen.«
Am liebsten hätte sie die Hände gegen die Ohren gepresst, aber das wäre für Amaury nur die Bestätigung gewesen, ein kleines Kind vor sich zu haben. Stattdessen reckte sie das Kinn vor. »Das glaube ich nicht. Edward liebt mich.«
Ein gefährliches Blitzen loderte in seinem Blick auf. »Ach, tut er das.« Mit sanftem Druck zog er sie näher an sich. »Sag, wie äußert sich diese Liebe?«
»Was … was meinst du damit?«
Amaury schloss kurz die Augen, atmete tief durch und sah sie wieder an, so durchdringend, dass es ihr schwerfiel standzuhalten. »Du weißt nicht viel von solchen Dingen, vielleicht verstehst du sie auch gar nicht, wenn sie geschehen, aber …« Sein Kiefer zuckte vor Anspannung, seine Stimme nahm einen ungewohnt dunklen Ton an, »… hat er dich angefasst, Eleanor?«
»Was?« Sie fuhr zurück. So ahnungslos, wie er glaubte, war sie nicht. In den Gemächern ihrer Mutter wurde geredet. Hawise of Wortham und Christina de Craiwell, die Ehrendamen ihrer Mutter, schnatterten gerne. Auch sah Eleanor, was bei Festen in der Halle in den finsteren Ecken vor sich ging. »Wie kannst du so etwas auch nur annehmen? Ich bin Edwards Cousine!«
»Du wärst nicht die Erste, Eleanor. Er legte sich auch zu Alice de Lusignan.« Amaury deutete zum Burgturm hoch. »Gilbert de Clares Frau. Sie ist ebenfalls Edwards Cousine. Ihr Vater und König Henry waren Halbbrüder.«
Eleanor riss die Augen auf. Sie dachte zurück an den Earl of Gloucester, der gerade noch bei ihrem Vater gewütet hatte. Seine Frau Alice und Edward?
Amaury musste ihr den Unglauben anmerken, denn er fuhr schon fort: »Edward nahm Gloucesters Burg ein und Alice gefangen. Und was während der Zeit ihrer Gefangenschaft geschah, will ich dir lieber nicht erklären. Du sollst nur verstehen, was für ein Mensch Edward ist.«
Eleanor wusste nicht, was sie glauben sollte. Sie vertraute ihrem Bruder, er würde sie nicht anlügen, aber Edward vertraute sie mehr. Amaurys Worte fügten sich nicht in das Bild, das sie von ihrem Vetter hatte. Am liebsten wollte sie zurück zu Edward und ihn fragen, was an den Geschichten dran war. Sie brauchte Antworten aus seinem Mund. Denn sie hatte das Gefühl, in seinem Gesicht die Wahrheit ablesen zu können. Aber Amaury drängte sie schon weiter mit sich, und als sie über die Schulter zu den Stallungen sah, fehlte von Edward jede Spur.
»Was schreibst du da?« Eleanor ließ sich neben Amaury an der längsseitigen Tafel nahe des Hallenausgangs nieder und warf einen Blick auf die Pergamentrolle unter seiner Hand. Sie konnte lesen und schreiben, aber von dem, was ihr zehn Jahre älterer Bruder da verfasste, verstand sie nichts. Es war kein Brief, sie sah keine Anrede, nur viele Zahlen und irgendwelche Worte auf Latein, die ihr nichts sagten.
Amaury antwortete ihr nicht, sondern tunkte die Feder ins Tintenfass und schrieb andächtig weiter.
War er ihr noch böse? Sie hatte die Gemächer ihrer Mutter seit der Auseinandersetzung gestern bewusst nicht mehr verlassen, damit alle Gelegenheit hatten, sich zu beruhigen. Nur heute Morgen war sie kurz heruntergekommen, um ihren Vater und ihre älteren Brüder zu verabschieden. Sie ritten für ein Turnier nach Northampton, das am zwanzigsten des Monats auf genau jener Burg veranstaltet werden sollte, auf der ihr Bruder Simon letzten April von Edward und seinem Vater gefangen genommen worden war. Simon hatte sich nur kurz in Gefangenschaft befunden, denn ihr Vater hatte den König schon wenige Wochen später geschlagen und in seine Gewalt gebracht.
Ob Gilbert de Clare zum Turnier kommen würde? Eleanor bezweifelte es, so zornig wie der Earl of Gloucester gewesen war. Sie hoffte nur, dass er lediglich mit Worten um sich geworfen hatte und ihrem Vater treu blieb. Denn sie wusste, er war einer der mächtigsten Verbündeten – oder Gegner.
»Was willst du, Eleanor?«, drang Amaurys Stimme in ihre Gedanken, und sie lächelte. Er sprach also doch noch mit ihr.
»Was bedeutet das?« Sie deutete auf einen fremden Namen auf seiner Liste. Mercurialis. Und dann auf den nächsten Sulphur.
Amaury atmete tief ein und aus, ehe er die Feder sinken ließ und sich mit der Linken über die kurz geschorenen Haare strich, die sein blasses Haupt im hereinfallenden Licht des offen stehenden Tors wie Goldstaub bedeckten. Einen Moment lang blickte er auf sein Werk hinunter, dann wandte er sich ihr zu, mit einem Ausdruck überstrapazierter Geduld, den sie nur zu gut kannte.
»Quecksilber und Schwefel«, erklärte er und wollte sich wieder seinem Tun widmen, aber Eleanor hielt seinen rechten Arm fest, um ihn am Schreiben zu hindern.
»Gehst du weg?« Sie dachte an seine Auseinandersetzung mit Edward gestern. Die Erwähnung der Stadt Padua hatte sie die ganze Nacht über genauso beschäftigt wie Amaurys Worte über Edwards Beweggründe für seine Freundlichkeit. Aber an Edward wollte sie jetzt gar nicht denken. Nach ihrem ersten Impuls gleich zu ihm zu gehen, waren mit der Zeit immer größere Zweifel in ihr gewachsen. Sie zweifelte im Moment ohnehin an allem und jedem und war nur noch verwirrt.
Amaury schloss kurz die Augen, dann nickte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Ja, aber noch nicht jetzt. Im Moment bereite ich mich auf mein Studium an der Universität von Padua vor.« Er führte seine Hand mit der Feder über das Pergament. »Dies hier wird eine Abhandlung über Alchemie.«
»Was bedeutet das?«
»Die Alchemie erklärt, wie gewisse Stoffe aufeinander reagieren und wie sie beschaffen sind.«
»Ist Padua weit fort?« Der Gedanke an seine Abreise machte sie trauriger, als sie gedacht hatte. Vielleicht, weil ihr Vater und ihre anderen Brüder viel zu kurz hier gewesen und heute schon wieder fortgeritten waren und weil sie fürchtete, dass auch Edward bald gehen würde. Wer würde ihr bleiben? Sollte sie demnächst ganz allein sein?
Ja, da waren ihre Mutter und die anderen Frauen, und Eleanor war gerne mit ihnen zusammen. Aber es waren zu viele Abschiede. Zu oft hatte sie ihren Angehörigen hinterhergeblickt, wenn sie in den Krieg gezogen waren, sich fragend, ob sie einen ihr wertvollen Menschen verlieren würde. Und die Kriege waren nicht vorbei, das wusste sie. Das hatte sie in den feurig lodernden Augen des Earl of Gloucesters gesehen. Wie oft würden ihr Vater und ihre Brüder noch fortreiten und obsiegen? Wie lange konnte das Kampfesglück auf ihrer Seite stehen? Simon war schon letztes Jahr in Feindeshand gefallen. Würde etwas noch Schlimmeres passieren?
Feindeshand! Wieso hatte sie überhaupt solche Gedanken? Es waren doch ihr Onkel, ihr Vetter, ihre Familie, die sie hier Feind nannte. Sie wollte genauso wenig, dass auf deren Seite jemand fiel! Dieser ganze Konflikt war so sinnlos! Aber das durfte sie niemandem sagen, sie würde nur wieder zu hören bekommen, dass sie zu jung war, um all das zu verstehen. Vielleicht hatten die anderen damit recht. So verloren, wie sie sich im Moment fühlte, hatte sie tatsächlich den Eindruck, im Dunkeln zu taumeln.
»Wo genau liegt Padua?«, hakte sie stattdessen nach, da Amaury ihr nicht geantwortet hatte. Sie ahnte, dass diese fremde Stadt weit weg sein würde. Ihr Vater war einmal auf einen Kreuzzug gegangen, auf die andere Seite der Welt, auch in Rom beim Papst war er schon gewesen, während Eleanor ihre Heimat England nie verlassen hatte.
»Padua liegt in Venetien«, erklärte Amaury und löste ihre Hand von seinem Ärmel. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich noch immer an ihm festgekrallt hatte. »Und so schnell gehe ich nicht weg, da wirst du mir zuvorkommen. Im Sommer reist du zu deinem Ehemann und zu deiner neuen Familie.«
»Diesen Sommer schon?« Augenblicklich verkrampfte sich ihr Magen, ihre Brust zog sich zusammen. Konnte es denn wahr sein?
War der Earl of Gloucester deshalb gestern so aufgebracht gewesen? Weil das Bündnis mit Wales durch Eleanor in den nächsten, unwiderruflichen Schritt gehen sollte?
Für Eleanor war die Ehe immer weit weg erschienen. Sie war ja schon zwei Jahre lang verlobt und hatte gedacht, das würde eine Weile so bleiben. Die Kämpfe mit dem König und das Einsetzen des Parlaments durch ihren Vater hatten ihre Hochzeit in den Hintergrund geschoben. Da waren nur Llewelyns Briefe gewesen, die sie in eine romantische Vorstellung geführt hatten, um nicht über die Realität nachzudenken, um sich vorzumachen, mehr als diese Briefe würden nie geschehen. Aber die Wahrheit sah anders aus. In Wahrheit sollte sie einen über vierzigjährigen Mann heiraten, dessen Namen sie gar nicht richtig aussprechen konnte und dem sie nie begegnet war. Sie sollte nach Wales geschickt werden, fort von ihrer Familie, und durch ihre Heirat mit dem Fürsten die Waliser als Verbündete sichern.
Aber sie war nicht bereit dafür! Diese Wahrheit trug zu ihrer Verwirrung bei. Worte der Poesie waren das eine, zu träumen von einem Mann, der ihr Herz zum Stolpern brachte. Aber jetzt, da es so weit war, hörte sie keine Poesie mehr, nur die Worte der Verachtung aus ihrer Umgebung, wenn über Waliser gesprochen wurde. Vermutlich sollte sie froh sein, erst mit dreizehn Jahren weggegeben zu werden. Ihre Mutter war bereits mit neun an einen über dreißigjährigen Mann verheiratet worden. Mit sechzehn war sie kinderlos zur Witwe geworden und hatte schließlich den französischen Adeligen Simon de Montfort geheiratet – Eleanors Vater. Ihre Mutter war auch glücklich geworden. Irgendwie.
»Hast du nichts zu tun, Eleanor?«
Weglaufen, dachte sie, aber das war ein kindischer Gedanke. Sie sollte froh sein, ihren Vater und die gesamte Familie mit dieser Heirat zu unterstützen. Das war ihre Aufgabe, der ganze Sinn ihres Lebens. Und es war eine wertvolle Aufgabe! Diese Heirat könnte Menschenleben retten, zu Wohlstand führen, einen Krieg abwehren. Dieses Wissen sollte sie mit Stolz erfüllen, aber sie spürte nur Angst.
»Vielleicht sollten wir Mutter bitten, ein Fest zu veranstalten«, sagte sie, in der Hoffnung, Ablenkung zu finden. Alles sollte sich bald ändern. War es da zu viel verlangt, von Musik, Tanz und köstlichen Speisen zu träumen? Ihr Zuhause zu genießen, solange sie es noch hatte, selbst wenn ein Großteil ihrer Familie gar nicht hier war? »Die Fastenzeit ist vorüber. Es muss ja auch gar kein großes Fest sein. Nur für uns.« Sie umfasste die kaum besuchte Halle mit einer ausschweifenden Geste. Ein paar dienstfreie Wachen hielten sich beim Würfelspiel, ihre Mutter und die Damen saßen drüben beim Kamin zusammen und stickten, während es sich die Hunde zu ihren Füßen gemütlich gemacht hatten. Ihr Vater hatte fast alle Männer mit sich genommen. Aber das machte nichts. Vielleicht kam ja noch Besuch. Noble Reisende kehrten recht häufig hier ein, da die Burg an der Straße zwischen Windsor und Winchester lag. Sie könnten ja so tun, als wäre der König wieder zu Gast, so wie vor zwei Monaten, als ihr Vater ihn hierhergebracht hatte. Musiker hatten gespielt, die Halle war fast geborsten vor lauter interessanter Menschen, die alle eine Geschichte zu erzählen gehabt hatten. So viele Ritter und Adelige, Knappen und Pagen, die von ihren Reisen berichteten, waren hier gewesen. Hecht, Wildbret und Kapaune waren aufgetragen worden.
Jetzt war es zu ruhig. Es gab zu viel Zeit, um düsteren Gedanken und Sorgen nachzuhängen.
»Eleanor, bitte suche dir irgendeine Beschäftigung und lass mich arbeiten.« Amaury scheuchte sie davon, und Eleanor sah ein, dass ihr Bruder ihr keine Zerstreuung bieten konnte.
Sie trat hinaus in die Sonne. Dunkle Wolken zogen von Osten heran, bald würde es regnen. Eleanor hielt zielstrebig auf den äußeren Hof zu und ging weiter zum Stall, um das Pferd zu sehen, das Edward ihr geschenkt hatte. Hoffentlich war es noch da.
Sie schob das Tor auf und ließ sich vom Geruch der Pferde und des Heus einhüllen. Die Tiere waren rechts und links der Tür aufgereiht in Ständen untergebracht, jedes vom nächsten durch eine schmale Bretterwand abgetrennt. Nur ihre Hinterteile ragten heraus, während sie an der Wand festgebunden waren. Licht fiel durch die regelmäßigen Fensteröffnungen herein, und Eleanor ging die Reihen entlang auf der Suche nach dem Schimmel. Es war ruhig, sie hörte weder Gespräche noch Arbeiten. Wo waren all die Stallburschen?
So vollkommen verlassen war es irgendwie unheimlich hier drin. »Hektor?«, flüsterte sie und blieb bei einem weißen Pferd stehen, konnte aber nicht sagen, ob es das richtige war. Amaury hatte befohlen, dass Hektor weggeschafft werden sollte, aber war man ihm so schnell nachgekommen?
Sie hob den Arm, wollte den Schimmel berühren, als sich unvermittelt eine Hand um ihren Mund schloss. Eleanor riss die Augen auf, ein erstickter Schrei entfuhr ihr. Da verlor sie schon den Boden unter den Füßen, ein Arm hielt sie um ihre Mitte fest, trug sie durch den Stall, an ein paar Pferden vorbei und schließlich in die Heunische zurück.
»Sch, sch, alles gut.« Die Hand löste sich von ihrem Mund, ihre Füße fanden den Boden wieder.
»Edward?« Sie fuhr herum. Tatsächlich ragte ihr Vetter vor ihr auf. »Was soll das? Du hast mich erschreckt!«
»Ein kleiner Spaß.« Er legte sich den Finger auf die Lippen. »Aber sei leise, ich habe alle Stallburschen weggeschickt, um meine Ruhe zu haben. Wenn sie dich hören, glauben sie, zurückkommen zu können.«
»Dann geh ich lieber.« Sie wollte sich abwenden, aber Edward trat schnell zur Seite und verstellte ihr den Weg. Ein nervöses Kribbeln machte sich in ihr breit, das sie so noch nie in seiner Gegenwart gespürt hatte. Die Konsequenz aus Amaurys Worten.
»Nein, nein, bleib hier«, bat Edward, was sie früher gefreut hätte. Heute war sie unsicher.
»Ich dachte, du wolltest deine Ruhe haben.«
»Die kann ich auch mit dir genießen. Was wolltest du denn im Stall?«
»Nachsehen, ob Hektor noch da ist.«
Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid, der ist schon weg. Aber ich bekomme ihn zurück, sorge dich nicht. Dann gehört er dir.« Er zwinkerte ihr zu, ehe er weiter in die Nische ging und sich auf dem Haufen Heu niederließ. Einladend klopfte er neben sich an seine Seite.
Eleanor rührte sich nicht. Sie konnte sich gar nicht bewegen, nur dem Rauschen ihres Blutes zuhören, das in ihren Ohren dröhnte. Was, wenn Amaury recht hatte? Aber hätte Edward dann nicht schon früher versucht, ihr nahezukommen? Er war ein Jahr lang nie gefährlich gewesen. Vielleicht hatte er sie vorher noch als Kind gesehen? Ihr Übergang zur Frau war zu ihrem Leidwesen in der Halle ausführlichst diskutiert worden. Vermutlich ein weiterer Grund, warum sie jetzt so schnell nach Wales geschickt werden sollte.
»Ah, ich verstehe.« Edwards lispelnde Worte durchstießen ihre kreisenden Gedanken. »Das Gift beginnt zu wirken.«
»Wovon sprichst du?«
»Der ehrenwerte Amaury. Vermutlich auch deine Mutter. Sie haben dich erfolgreich gegen mich aufgebracht.« War es tatsächlich Schmerz, den sie aus seiner Stimme hörte? Enttäuschung, die aus seinen Augen sprach?
»Nein, nein, sie …«
»Was haben sie gesagt?« Er fixierte sie mit seinem unnachgiebigen Blick, und Eleanor konnte nicht anders, als ihm zu antworten.
»Alice de Lusignan«, flüsterte sie, während sie ihre Hände vor dem Bauch knetete.
Und mit diesen Worten wich unvermittelt all die Anspannung aus seinem Körper, und er fing an zu lachen. Fast schon gelangweilt lehnte er sich im Heu zurück, stützte sich auf die Ellenbogen und lachte immer weiter. »Dieses alte Gerücht? Wirklich?«
»Sie ist deine Cousine.«
»In der Tat, das ist sie.« Er überkreuzte die Fußknöchel und ließ seinen Kopf zurücksinken ins Heu. Andächtig blickte er zu den Dachbalken hoch. »Du kannst dich ruhig näher wagen, Eleanor. Ich falle dich schon nicht an wie ein wildes Tier, keine Sorge.«
Eleanor sah ihn nur an, wie er so dalag, und plötzlich kamen ihr all ihre Grübeleien kindisch vor. Wie hatte sie je an ihm zweifeln können? Sie kannte ihn doch!
»Zwischen Alice und mir ist nie etwas vorgefallen«, sprach er weiter, ohne sie anzusehen. »War ich ihr zugetan? Ja, das war ich. Habe ich sie so manches Mal ins Heu mitgenommen und alle Stallburschen weggeschickt? Schuldig.« Er hob den Kopf und sah sie mit humorvoll funkelnden Augen an. »Aber wenn sie da im Heu lag, wie ich in diesem Augenblick, ging ich durch die andere Tür hinaus, und jemand anderes kam herein.«
»Was meinst du damit?«
Amüsiert sank er wieder zurück. »Sie war verliebt in einen jungen Wachmann. Ein Waliser. Gruffydd irgendwas. Und kann man es ihr verdenken? Sie war siebzehn Jahre alt, als sie den neunjährigen Gilbert de Clare heiratete. Ja, er wuchs zu einem ganz ordentlichen Mann heran, aber die beiden waren sich nie besonders zugetan. Ich habe ihr geholfen, und das entfachte gewisse Gerüchte, gegen die ich nicht lautstark protestierte. Eine Affäre mit mir wäre noch eher geduldet worden als mit einem Waliser. Vor allem, da kaum jemand wagt, gegen mich zu sprechen.«
Eleanor trat näher an Edward heran. Sie bereute, ihn nicht gleich gefragt, sondern den Gerüchten Glauben geschenkt zu haben. Seit sie ihn kannte, war er immer ehrlich zu ihr gewesen. »Du hast sie beschützt. Und trotzdem erzählst du mir jetzt davon? Von ihrem Geheimnis?« Sie fühlte sich geehrt, dass er ihr so vertraute, aber Edward seufzte laut auf.
»Es spielt keine Rolle mehr. Gloucester kam dahinter und hängte den Waliser auf.«
Mit einem Schreckenslaut schlug sie sich die Hand vor den Mund und ließ sich neben Edward ins Heu sinken. Ihre Beine konnten sie gar nicht länger tragen. »Wie schrecklich.«
»Ja, das war es wirklich. Aber leider auch nicht selten. Die wenigsten Ehen sind besonders glücklich.«
»Außer deine«, erwiderte Eleanor in Erinnerung an Edwards Erzählungen über seine Gemahlin Leonor of Castile.
»Ja, außer meine. Deshalb ist es absurd anzunehmen, zwischen mir und Alice de Lusignan wäre etwas anderes als Freundschaft entstanden. Ich bin meiner Gemahlin treu, Eleanor, und das werde ich immer bleiben.«
»Du musst sie sehr vermissen.«
Edward seufzte schwer auf. »Das ist das Schwierigste an der Gefangenschaft hier. Ich war es gewohnt, sie stets um mich zu haben. Wo auch immer ich hinging, sie folgte mir. Und das, seit ich fünfzehn Jahre alt war. Hier fehlt mir nichts – nur sie.«
Eleanors Herz flatterte bei diesen romantischen Worten, sie spürte die Sehnsucht und Liebe, die Edward für seine Gemahlin empfand. Er hatte ihr schon oft von Leonor erzählt, jedes Mal mit funkelnden Augen und einem sanften Lächeln. Natürlich schmerzte ihn die Trennung. Ein weiterer Punkt, an den Eleanor hätte denken sollen, ehe sie Amaurys Worte für bare Münze genommen hatte. Ob ihre eigene Ehe genauso glücklich werden würde wie Edwards und Leonors?
Eleanor senkte den Blick, ihre Hand berührte den Beutel mit Llewelyns erstem Brief. »Ich soll schon im Sommer abreisen«, flüsterte sie und hoffte so sehr auf beruhigende Worte. Wenn Edward ihr sagte, dass alles gut werden würde, hätte sie Hoffnung.
Aber ihr Vetter setzte sich abrupt auf, und in seinem Ausdruck stand Kummer. »Dein Vater ist ein Narr«, stieß er mit rauer Stimme aus. »Er sieht nur den Vorteil, nicht, was es für dich bedeutet.«
»Er kennt Fürst Llewelyn. Er sagt, Llewelyn ist ein guter Mann, ein …«
»Dein Vater ist ein Lügner.«
Eleanor zuckte bei den harschen Worten zusammen, aber Edward fuhr schon fort und gab ihr keinen Moment, um sich zu fangen.
»Ich weiß, wie die Waliser sind, Eleanor, ich weiß, was dir dort blühen wird. Du gehst dahin, sie nennen dich eine Freinc, und sie werden dich jeden Tag spüren lassen, dass sie dich, deine Familie, dein ganzes Volk hassen. Llewelyn wird es dich spüren lassen.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf, immer wieder. Am liebsten wäre sie aufgestanden und weggelaufen. »Du sagst das nur, weil du nicht willst, dass ich ihn heirate. Weil dieses Bündnis dir schadet. Du manipulierst mich!«
»Sind das deine Gedanken oder Amaurys?«
Sie senkte den Blick, konnte ihn nicht ansehen, ihr Kopf fühlte sich an wie mit Watte gefüllt.
»Du hast recht«, hörte sie dann Edward sanft neben sich. »Das Bündnis schadet mir und meinem Vater. Aber nicht so sehr, wie du vielleicht glaubst. Unsere Seite ist stark genug, um deinen Vater zu vernichten, selbst wenn er die Waliser zu seinen Verbündeten zählt.«
Plötzlich wurde ihr kalt. Edwards Stimme war so nüchtern, als würde er ihr gerade erklären, dass der Himmel blau war. Angst um ihren Vater, ihre ganze Familie, strömte wie Eiswasser durch ihren Körper.
»Was meinst du damit?«
Edward sah sie ein paar unerträglich lange Herzschläge nur an. Sein Gesicht, das lediglich durch das zwischen den Holzbalken hereinströmende Tageslicht schwach beleuchtet wurde, wirkte wie das einer Statue. Dann regte er sich endlich, lehnte sich zu ihr vor, was ihre Anspannung nur verstärkte. »Llewelyn ist ein alter Mann, Eleanor. Ein Mann, der so viel Blut vergossen hat, dass es einen See füllen könnte. Ein Mann, der in englische Dörfer einfiel, Burgen plünderte, Kinder abschlachtete und Frauen vergewaltigte.« Seine Hand hob sich an ihre Wange, seine sonst so warmen braunen Augen waren jetzt nur dunkle Abgründe. »Er ist eine Bestie, und dein Vater weiß das. Er legt dich in Llewelyns Bett, um sich selbst König zu nennen, gegen den Willen des Papstes, gegen den Willen Gottes. Ich weiß, ein Kind verehrt den Vater, aber du bist alt genug, um die Wahrheit zu erkennen. Du musst die Augen öffnen.«
Ein Zittern breitete sich über ihren Körper aus, so gewaltvoll, dass ihr sogar die Zähne klapperten. Edward schien es zu bemerken, denn er ließ seine Hand von ihrer Wange sinken und rutschte ein wenig zurück, als wollte er ihr mehr Platz geben.
Mit bedauernder Stimme fuhr er fort: »Ich wünschte, ich müsste dich nicht mit diesen Tatsachen belasten, Eleanor, aber ich kann nicht dabei zusehen, wie dein Vater, deine ganze Familie, dich ins Unglück rennen lassen. Du bist die einzige Tochter der Familie, du bist von königlichem Blut, und doch behandeln sie dich nicht besser als eine rossige Zuchtstute. Wenn ich das Sagen hätte …«
»Darum geht es, oder? Du willst das Sagen haben, du willst meinen Vater vernichten, weil er die Macht des deinen beschneidet, weil …«
Seine Hände fuhren vor, packten sie an den Schultern. Schmerzhaft gruben sich seine Fingerspitzen in ihre Haut. »Dein Vater ist kein besserer Herrscher als der meine, Eleanor, auch wenn er das glaubt! Weißt du, wie viel Blut an den Händen deines Vaters, deiner Brüder klebt? Weißt du das?« Er schüttelte sie leicht, während sie ihn nur aus großen Augen anstarrte. Sie wollte ihn bitten, sie loszulassen, Tränen verschleierten ihren Blick, aber sie konnte sich nicht rühren, sie war wie erstarrt.
»Du warst noch nicht geboren, da ließ er schon alle Juden aus seiner Grafschaft verbannen, weil es ihm sein christliches Gewissen so befahl, sagte er. In Wahrheit ging es ihm darum, dass mein Vater die Juden unter seinen Schutz gestellt hatte und sie meinen Vater finanzierten. Und als die Anhänger deines Vaters ihre Schulden an die jüdischen Geldverleiher nicht mehr zahlen konnten, weißt du, was sie dann getan haben?«
Eleanor schüttelte nur schwach den Kopf, sie wollte die Antwort gar nicht hören, war aber nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.
»Abgeschlachtet haben sie sie! Dein Bruder Henry hat die Juden von Worcester umgebracht, dein Bruder Simon jene in Winchester und Gilbert de Clare die in Canterbury. Allein in London wurden über fünfhundert durch Anhänger deines Vaters getötet und die Beute mit deinem Vater geteilt. Sie wurden umgebracht in Derby, Lincoln, Cambridge, Northampton, Wilton …«
»Hör auf!« Sie fuhr von ihm zurück und schlug sich die Hände vors Gesicht. Aber Edward umschloss ihre Handgelenke und zog sie weg, zwang sie, ihn anzusehen.
»Du musst es wissen, Eleanor. So regieren dein Vater und seine Parlamentsangehörigen. Das waren keine Schlachten, keine Krieger, es waren einfache Leute, und ihr Blut verwandelte die Straßen in rote zähe Bäche. Mein Vater legte den Juden hohe Steuern auf, aber er brachte sie nicht um. Wieso glaubst du, hat der Papst deinen Vater exkommuniziert? Was er tut, ist falsch! Und es sehen immer mehr! Du wirst es auch sehen, wenn es zu spät ist, wenn du in Llewelyns Bett liegst und dir wünschst, du wärest tot!«
»Nein.« Tränen flossen ihre Wangen hinunter, und sie brachte kaum mehr als ein Schluchzen heraus, während sich ihre Hand fest um den Beutel schloss, der am Gürtel ihres Bliauts festgemacht war.
Edward bemerkte die Bewegung und verdrehte die Augen. »Ach ja, dein Brief. Ein paar schöne Worte überzeugen dich von seinem guten Herzen, nicht wahr? Sei nicht so leichtgläubig, Eleanor! Glaubst du wirklich, Fürst Llewelyn hat dir diese Zeilen selbst geschrieben? Das war irgendeiner seiner Barden. Die Waliser sind berühmt für ihre Barden, sie veranstalten sogar eigene Bardenwettbewerbe. Ein Fürst trägt großen Stolz, die besten Barden an seinem Hof zu unterhalten und sie reich zu beschenken. Ich wette, Llewelyn kann nicht einmal lesen oder schreiben.«
»Nein, das kann nicht …« Plötzlich kam sich Eleanor schrecklich dumm vor. Auf den Gedanken, dass jemand anderes ihr in Llewelyns Auftrag geschrieben haben könnte, war sie überhaupt nicht gekommen. Sie verfasste ihre Antworten immer selbst, schrieb sorgsam, wählte jedes Wort bewusst aus. Aber das bedeutete nicht, dass Llewelyn dasselbe tat. Er war doch ständig im Kampf, nach allem, was sie hörte. Wann sollte er sich hinsetzen und ihr Briefe schreiben, dazu in so knappen zeitlichen Abständen?
Edward hatte recht. Sie war leichtgläubig! Und ihr Vater? Nie hätte sie geahnt, dass er zu solchen Taten fähig war, auch von ihren Brüdern hätte sie so etwas nicht gedacht. Hier waren sie nur ihre Familie. Ihr Vater brachte ihr manchmal Seidenbänder oder Spangen für ihre Haare von seinen Reisen mit, er nannte sie Prinzessin, und wenn er sie ansah, lag Zärtlichkeit in seinen Augen. Er war doch kein Mörder! Das musste ein Missverständnis sein!
»Ich könnte all das beenden, Eleanor.« Edward nahm ihre Hände in seine und hielt sie fest, schützend, wärmend, nicht länger verletzend. »Mein Vater hat kein Gespür fürs Regieren, das stimmt, aber er überträgt mir einen Großteil der Verantwortung, und wenn ich erst frei bin, wird alles anders. Ich werde nicht zulassen, dass du nach Wales geschickt wirst. Wenn ich frei bin, hole ich dich zu mir, und dein Vater kann nichts dagegen unternehmen. Llewelyn wird dich nie sehen, das lasse ich nicht zu. Ich werde dich beschützen, immer. Aber dafür musst du mir helfen.«
Eleanor hob den Kopf, sah ihn durch ihren Tränenschleier hindurch an. »Spielst du mit mir, Edward?«, flüsterte sie und wollte ihre Hände an sich ziehen, aber Edward ließ nicht los, und so fuhr sie fort: »Sagst du all das, damit ich dir zur Flucht verhelfe?«
Amaury hatte sie gewarnt. Und Eleanor wusste nicht länger, was richtig war, was falsch. Wenn sie Edward in die vertrauten Augen blickte, sah sie keine List darin. Aber was, wenn sie sich täuschte?
Unvermittelt ließ er sie los, nickte langsam. »Dass du das glaubst, steigert meine Bewunderung für dich nur, liebste Cousine. Ich bin froh, dass du selbst denken kannst, dass du nicht blind vertraust, denn das bedeutet, dass du auch erkennst, was deine Familie tut. Du bist außergewöhnlich, das warst du schon immer, und ich respektiere deine Zweifel, dein Misstrauen, so peinvoll sie auch sind.«
Sofort regte sich schlechtes Gewissen in ihr, dann zog Edward plötzlich einen Brief aus seinem Gürtel. Er streckte ihn ihr entgegen, und seine Stimme wurde leiser, drängender. »Ich gebe dir eine Waffe, Eleanor. Eine Waffe, mit der du mich und viele andere vernichten kannst. Nutzt du sie, werden wir sterben. Ich will dir damit beweisen, dass ich dir vertraue, und ich hoffe, dir damit zu zeigen, dass du mir ebenfalls vertrauen kannst.«
»Was ist das?« Sie wagte nicht, den Brief zu berühren, zu bedeutsam schien er ihr nach Edwards Worten.
»Lies!«
Ihr blieb keine andere Wahl. Sie rollte das Pergament auf und betrachtete die feinsäuberliche Schrift.
Die Baroness Mortimer of Wigmore Maud de Braose an Seine Königliche Hoheit, den Lord Edward, Grüße, begann der Brief.
Wer war diese Baroness? Obwohl Eleanor stets versuchte, den Überblick über die Adelshäuser zu behalten und zu erfassen, wer auf wessen Seite stand, konnte sie den Namen nicht zuordnen. Daher las sie weiter. Sie las von Angriffen der Waliser. Vom Blut der Kinder, das die Felder tränkte. Vom Teufel persönlich Llewelyn ap Gruffydd.
Diese Frau schilderte Grausamkeiten, die ihr Übelkeit bescherten. Grausamkeiten ausgeführt durch Llewelyn, anschaulich und nah. Es gelang Eleanor gar nicht, den Brief zu Ende zu lesen, die Schrift verschwamm vor ihren Augen.
»Ihr Gemahl ist Sir Roger Mortimer«, sagte Edward und nahm ihr das Schriftstück wieder aus der Hand, »ein einflussreicher Lord in den Grenzmarken, wo Llewelyn ungehindert wütet. Aber auch allen anderen in den Grenzgebieten geht es so. Sie alle haben sich von deinem Vater wegen seines Bündnisses mit Llewelyn abgewandt. Auch der Earl of Gloucester.«
Eleanor schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, nein, es war eine Auseinandersetzung, nicht mehr. Er wird Vater nicht verraten, er …«
»Das hat er längst.« Edward schob den Brief zurück in die Tasche seines Bliauts und ergriff erneut ihre Hand. »Gloucester wird nicht am Turnier teilnehmen, sondern versuchen, den König aus der Gefangenschaft zu befreien, wenn dein Vater ihn nach Hereford bringt.«
»Was sagst du da?« Ihr blieb fast das Herz stehen. Die so ruhig ausgesprochenen Worte trafen sie wie ein Peitschenhieb.
»Thomas de Clare ist hiergeblieben. Du hast gehört, wie er sich in der Halle gegen den eigenen Bruder und für deinen Vater aussprach. Eine List. In Wahrheit ist auch Thomas längst zu uns übergelaufen, und er wird mich bei der Flucht unterstützen.« Edward klopfte auf die Tasche mit dem Brief an seiner Seite. »Genauso wie die Baroness of Wigmore. Sie wird Männer schicken. So verspricht sie es in ihrem Schreiben. Ich nehme an, so weit bist du nicht gekommen.«
Ein Komplott! Verrat! Und Edward sprach ihn so leidenschaftslos aus. Er vertraute ihr all seine Pläne an! Eleanor wurde schwindelig, und sie sah sich schnell um, ob jemand dieses Gespräch mitanhörte, aber sie schienen weiterhin allein im Stall zu sein.
Wieso erzählte Edward ihr all das? Sie war Simon de Montforts Tochter! Er musste wissen, dass ihre Loyalität bei ihrem Vater lag, dass sie ihm alles erzählen würde … Und dann würden die de Clares ihr Leben verlieren. Gilbert und Thomas de Clare. Eleanor kannte die beiden Brüder nicht gut, aber sie waren ihr gegenüber immer nur freundlich gewesen. Thomas hatte einmal ihre Hand geküsst, mit rot leuchtenden Wangen und funkelnden Augen. Eleanors Worte könnten die beiden zum Tode verurteilen. Und Edward würde wahrhaftig eingesperrt werden, ohne all seine Freiheiten, die sein hoher Rang ihm verschafften. Vielleicht würde auch er sein Leben verlieren. Der Krieg würde weiterwüten …
Aber wenn Edward entkäme, wenn tatsächlich so viele hochrangige Lords zu ihm übergelaufen waren … Ihr Vater befand sich in größter Gefahr! Wenn Eleanor Edward und seine Verbündeten nicht verriet, waren ihr Vater, ihre Brüder und all seine Anhänger in Lebensgefahr. Sie musste ihm alles erzählen!
»Ich habe ihm Amnestie zugesagt«, erklärte Edward, als hätte er wieder einmal ihre Gedanken gelesen. »Ihm wird nichts geschehen. Keinem seiner Unterstützer wird etwas geschehen. Wir werden verhandeln, wir werden uns einigen, wir werden den Papst und den König Frankreichs erneut hinzuziehen, um eine Lösung zu finden. Mein Vater und ich werden frei sein, wir werden regieren, wir werden das Parlament und deinen Vater respektieren, das Land wird endlich wieder Frieden erfahren. Keine weiteren Kriege mehr im eigenen Volk, kein sinnloses Blutvergießen in der eigenen Familie. Es muss endlich aufhören. Jetzt. Denn wenn der Krieg weitergeht, kann ich für nichts garantieren. Dein Vater ist geschwächt, und er wird fallen. Hilf mir, freizukommen, Eleanor, und all das aufzuhalten. Dadurch rettest du ihn, du rettest auch alle anderen, du rettest dich selbst vor dem grausamen Los, an diesen Barbaren zu gehen. Sei nicht länger das kleine Mädchen. Nimm dein Schicksal selbst in die Hand. Du kannst etwas bewirken. Zusammen können wir etwas bewirken.«
Erneut nahm er ihr Gesicht in seine Hände, lehnte sich vor, und dann küsste er ihre Stirn. Er legte seine Lippen auf ihre Haut und verharrte dort, zärtlich, voller Hingabe. »Du bist unser aller Rettung«, flüsterte er. »Du bist unser aller Hoffnung. Befreie mich, Eleanor. Befreie dich selbst.«
Eleanor konnte nicht aufhören zu zittern. Sie knetete die Zügel in ihren Händen, betrachtete die angelegten Ohren ihres Pferdes und schimpfte stumm auf sich selbst. Sie musste sich besser unter Kontrolle halten! Sie durfte nicht so schuldig wirken, bevor sie noch alles verdarb.
Ihr Blick haftete fest auf ihrem ältesten Bruder Henry und auf Edward. Die beiden Männer ritten vor ihr und sprachen irgendetwas miteinander, das Eleanor nicht verstehen konnte. Aber es wirkte freundschaftlich. Als wären die zwei nur Vetter im selben Alter, die den Ausritt genossen. Keine Feinde, die sich schon auf Schlachtfeldern gegenübergestanden hatten. Nicht Gefangener und Aufpasser.
Eleanor war es nur schwer gelungen, ihren Vater zu überzeugen, sie mit nach Hereford gehen zu lassen. Er hatte Edward hierhergeschickt, damit er unter der Aufsicht ihres Bruders verblieb. Eleanor hatte argumentiert, noch ein wenig Zeit mit Henry verbringen zu wollen, nachdem sie ihn so selten sah, ehe sie zu ihrem Ehemann gebracht wurde. Zudem lag Hereford im walisischen Grenzgebiet, und ein Treffen mit Fürst Llewelyn war vorgeschlagen worden. So hatte ihr Vater ihr schlussendlich erlaubt mitzugehen. Es hätte eine aufregende Reise werden können, aber Eleanor war zu angespannt, um irgendetwas davon zu genießen. Sie wusste, was sie zu tun hatte, und musste es hinter sich bringen.
»Es ist eine besondere Freude, mich heute in Eurer Gesellschaft sonnen zu dürfen«, erklang plötzlich die freundliche Stimme von Thomas de Clare an ihrer Seite. Der jüngere Bruder des Earl of Gloucester stand immer noch hoch in der Gunst ihres Vaters, obwohl Gloucester tatsächlich versucht hatte, den König und auch ihren Vater in seine Gewalt zu bringen. Doch er war gescheitert. Ihr Vater hatte ihn abwehren können, und so hatte Gloucester sich Roger Mortimer angeschlossen – dem Gemahl der Baronesse von Wigmore, die Edward in einem Brief ihre Unterstützung zugesagt hatte. Mortimer war einer der größten Mitstreiter des Königs und einer der erbittertsten Gegner Llewelyns. So war es mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass ihr Vater den Rückhalt Gloucesters verloren hatte, während der jüngere Thomas weiterhin seine Loyalität beteuerte. Eine Lüge, wie Eleanor wusste. Thomas stand längst auf der Seite des Königs, auf Edwards Seite, und er wartete nur den richtigen Moment ab.
