Elfenkrieg - Sabrina Qunaj - E-Book
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Elfenkrieg E-Book

Sabrina Qunaj

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Beschreibung

Die Jagd nach dem Drachenherz.

Kein Jahrhundert nach dem großen Elfenkrieg brennen wieder die Städte Elvions, doch dieses Mal sind es Drachen, die in den Krieg ziehen. Sie zerstören die Tempel und greifen die Wächter an, ehe Nebel aufzieht und graue Schemen die Priesterinnen und Orakel vernichten. Als Aurün, die Königin der Drachenelfen, bei Königin Liadan eintrifft und vom Überfall auf ihr Volk berichtet, wird das Ausmaß der Katastrophe erst wirklich klar. Die Nebelgestalten stahlen das Drachenherz und haben damit die Drachen unter Kontrolle. Einzig Aurün konnte den Angreifern entkommen. Sie sucht Hilfe bei Eamon, der sie aus der Welt der Menschen zurück nach Elvion begleitet, um den Kampf um das Drachenherz aufzunehmen ...

Spannend, poetisch, magisch – eine opulente Fantasy-Saga.

"Dieses Buch ist das BESTE, das ich je gelesen habe." Anna Milo, Clee's Bücherwelt.

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Seitenzahl: 930

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Sabrina Qunaj

Roman

Impressum

ISBN 978-3-8412-0385-4

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, September 2012

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 2012 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z. B. über das Internet.

Umschlaggestaltung morgen, Kai Dieterich unter Verwendung mehrerer Motive von iStockphoto: © Toltek und © Giorgio Fochesato, sowie eines Motivs von © Dave Curtis/trevillion images

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Innentitel

Inhaltsübersicht

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Informationen zur Autorin

Impressum

Inhaltsübersicht

Prolog

Ardemir

Aurün

Vinae

Eamon

Vinae

Aurün

Vinae

Eamon

Ardemir

Aurün

Der Wächter

Vinae

Eamon

Vinae

Ardemir

Aurün

Eamon

Vinae

Eamon

Vinae

Ardemir

Aurün

Vinae

Eamon

Vinae

Ardemir

Aurün

Vinae

Vanora

Die Nebelpriesterin

Vinae

Ardemir

Vinae

Aurün

Ardemir

Nevliin

Vinae

Eamon

Vinae

Ardemir

Aurün

Vinae

Eamon

Aurün

Vinae

Eamon

Danksagung

Für meinen kleinen Prinzen Robin

Welche ist die grausamere Tat? Ein Leben zu beenden oder eines zu retten?

Wenn es kein Zurück mehr gibt und die Erinnerung alles ist, was übrigbleibt – wie Festhalten an den Bruchstücken eines Seins?

Der Klang des Falls bleibt ungehört. Die dunklen Abgründe der Augen flehen immer noch um Gnade. Straucheln, um zu stehen und die letzten Schritte zu gehen, das Leben und den Tod in Händen. Doch der Körper verharrt, das Herz erzittert, es versteht noch immer nicht den Klang des Falls.

Welche ist die grausamere Tat? Loszulassen oder festzuhalten, da das Herz nicht imstande ist zu begreifen?

Die zweite Seite einer Münze, die Dunkelheit zum Licht, der Hass zur Liebe und der Abschied zur niemals weichenden Hoffnung. Die Freiheit in den zitternden Händen.

Der Klang des Falls.

Es brannte. Die kreisförmigen Holzhütten mit Dächern aus Stroh, die Ställe, der Getreidespeicher. Die halbe Tempelstadt stand in Flammen, erleuchtete die Nacht und war als matter Schein selbst von Acre, der Hauptstadt des Sonnentals, zu sehen. Der Wind blies die sengend heiße Luft durch die Gassen, immer wieder erzitterten die Flammen unter dem Brüllen des Drachen. Mit verzweifelter Anstrengung führten die Ritter der Königin und die Krieger der Fürstenbrüder die Bewohner in den Tempel. Sie versuchten nicht mehr, die Brände zu löschen. Dafür war es zu spät. In erster Linie mussten sie die Elfen in Sicherheit bringen, und die steinerne Halle im Süden des Dorfes bot den größtmöglichen Schutz.

»Er kommt zurück!«

Ardemir blickte in den Nachthimmel hinauf und erkannte die schwarze Silhouette des Drachen, der aus dem grauen Dunst schoss.

»Schildwall!«, rief Nevliin, der Befehlshaber der Königin, über die panischen Schreie.

Sofort sammelten sich die Ritter und bildeten in erfahrener Disziplin eine Reihe. Holzschilde, überzogen mit Drachenschuppen krachten aufeinander, ließen eine eiserne Wand, bestickt mit Speerspitzen entstehen. Die Ritter duckten sich hinter den rechteckigen Schutz, der in seiner Größe einen stehenden Elfen leicht verdecken konnte. Ardemir begab sich in die zweite Reihe, kniete mit einem Bein nieder. Über ihm schlugen weitere der schweren Schilde übereinander. Jeder Atemzug verbrannte ihm schier die Kehle.

Mit ruhiger Hand zog er einen Pfeil hinter seiner Schulter hervor, legte ihn an die Sehne und hielt ihn mit dem Daumen fest. Seine Konzentration galt einzig der Lücke über ihm, durch die er den Drachen sehen konnte.

Um sie herum bildeten die Priesterinnen des Orakels einen Kreis und fassten sich an den Händen. Sie alle waren mächtige Magierinnen – durch ein blutiges Ritual in den Kreis der Dienenden aufgenommen. Die Novizinnen waren bereits alle im Tempel. Zumindest hoffte Ardemir das.

»Wartet«, kam es vom Befehlshaber in der ersten Reihe. Er stand eingezwängt zwischen den anderen Rittern, die Breitseite des erhobenen Schwertes gegen die Stirn gelegt, die Augen geschlossen. Der Drache näherte sich schnell und hatte die eben zur Verstärkung hinzugekommenen Ritter bereits entdeckt.

Ardemir zog den Pfeil mit der Spitze aus einer Legierung von Elfenstahl und Drachenpanzer zurück. Der Bogen, der noch einer der letzten mit dem Holz eines Baumriesen des Dunkelwaldes war, ächzte unter der Belastung. Die Kraft, welche es erforderte, die Hand bis zum rechten Ohr zurückzuführen, kostete ihn nach Abertausenden von Jahren keine Mühe mehr. Die Schreie um ihn herum verschwammen zu einem leisen Surren, wurden durch den heftigen Schlag seines Herzens übertönt. Aus den Augenwinkeln erkannte Ardemir vage die Bewegungen der anderen Bogenschützen, die sich bereitmachten.

»Wartet!«

Mit angelegten Flügeln schoss der Drache auf sie zu, öffnete sein qualmendes Maul.

»Jetzt!«

Ardemir ließ los, die Sehne zischte entlang seinem von Metallplatten geschützten Unterarm vor. Er sah nur noch das gefiederte Ende des Pfeils, das in den Flammen verschwand, ehe sich die Lücke über ihm schloss.

Das Brüllen des Drachen dröhnte ihm in den Ohren und pochte selbst in seiner Brust. Gleich einer magischen Explosion war das Vibrieren der Luft zu spüren, als die Priesterinnen ihre Kraft freisetzten. Sengend heißer Wind fauchte durch winzige Ritzen zwischen den Schilden, als die Flammen gegen den magischen Wall trafen. Die Luft erhitzte sich in nur einem Herzschlag ins Unerträgliche, auch wenn der Großteil der Hitze nicht bis zu ihnen durchkam.

Mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf wartete Ardemir die wenigen Augenblicke der Qual ab, ehe der Befehlshaber zum Angriff rief.

Die Schilde verschwanden, die Ritter sprangen auf und drehten sich um. Speere flogen über Ardemirs Kopf hinweg. Einer davon traf den Drachen am Bein, doch der stieg unbeirrt weiter durch den Rauch auf. Immer noch züngelten Flammen als orange glühende Häufchen über die Pflastersteine um die Ritter und Priesterinnen herum. Einer von den Sonnentaler Kämpfern hatte den letzten Angriff nicht überlebt. Das Gesicht des Elfen war zu einer schwarz verkohlten Masse zerflossen. Ein Feuerstrahl musste ihn am Schild vorbei getroffen haben. Er war außerhalb des Kreises gewesen. Keiner von den hiesigen Kriegern hatte Erfahrung im Kampf gegen Drachen. Es fehlte ihnen an Disziplin und vor allem an Kaltblütigkeit im Angesicht dieser Ungetüme.

»Weiter!«, rief der Befehlshaber über den Lärm, woraufhin die Ritter sofort wieder auseinanderstoben.

Von den brennenden Häusern zogen sie die Bewohner fort, die in letzter Verzweiflung versuchten, ihr Heim zu retten. Gleichzeitig hielten sie nach dem in Dunkelheit und Rauch verhüllten Drachen Ausschau.

Ardemir nahm ein kleines Mädchen auf den Arm, das orientierungslos umherirrte, und hetzte über den weiten Platz auf den Tempel zu. Mit zusammengekniffenen Augen bahnte er sich einen Weg zwischen dem Durcheinander aus freilaufenden Pferden und Flüchtenden. Er ignorierte die glühende Asche, die ihm ins Gesicht wehte, und konzentrierte sich nur auf die steinernen Stufen, welche auf der anderen Seite des Platzes in die Höhe ragten. Er hatte sein Ziel beinahe erreicht, als er erneut das Schlagen der Schwingen vernahm.

Das Mädchen vergrub sein Gesicht an seiner Schulter, es klammerte sich verzweifelt an ihn, während er seine Schritte beschleunigte.

»Ardemir!«

Ohne stehen zu bleiben, wandte er sich um. Der Befehlshaber deutete mit dem Schwert in den Himmel, und als Ardemir aufblickte, erkannte er, dass der Drache direkt auf ihn zuflog. »Nein, Nevliin!«, rief er, doch der Befehlshaber stürmte bereits auf ihn zu, um ihm zu helfen.

Ardemir stellte das Mädchen auf die Füße. »Lauf!«, rief er gegen den tosenden Lärm der Flammen und die Schreie der Verwundeten. »Schnell hinein!«

Das Mädchen sah ihn einen Moment lang aus weit aufgerissenen Augen an, drehte sich dann jedoch um und lief die Treppe hinauf.

»Weiter!« Nevliin packte ihn am Arm, wollte ihn zu einem am Boden liegenden Schild ziehen, als der Drache sie auch schon eingeholt hatte.

In Erwartung der tödlichen Flammen kniff Ardemir seine Augen zusammen und konnte den Schmerz beinahe schon spüren. Die gepanzerte Hand an seinem Arm wurde eiskalt und sandte stechenden Frost durch seine Adern. Er wusste, Nevliin aktivierte seine Magie des Wassers, doch dies würde ihnen nicht helfen, träfe sie jetzt ein Feuerstrahl des Drachen.

Der dumpfe Laut eines Horns hallte durch die Luft.

Mit angehaltenem Atem hob Ardemir seinen Kopf und sah in die grün leuchtenden Augen des ebenso grünen Drachen, der mit schweren Flügelschlägen knapp über ihnen schwebte. Die messerscharfen Klauen von der Länge eines Elfen blitzten im Schein des Feuers wie Schwerter.

Nevliin, der ihn immer noch am Arm festhielt, verstärkte seinen Griff, blickte ebenfalls hoch. »Auf mein Zeichen hin«, flüsterte er. »Ein Pfeil.«

Ardemir streckte seine Finger und machte sich bereit. Nevliins Hand verschwand von seinem Arm. Der Drache legte seinen Kopf schief, sah ihm direkt in die Augen.

»Jetzt!«

Ohne den Blick vom Drachen zu nehmen, riss Ardemir einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Nevliin sprang gleichzeitig hoch, holte mit dem Schwert aus und zerschnitt mit der Klinge lediglich die Luft. Der Drache verschwand, erhob sich immer schneller in die Luft und tauchte schließlich gänzlich in die dunklen Wolken ein, die vor dem Angriff wie aus dem Nichts erschienen waren.

Ardemir ließ seine Hände sinken und starrte in die grauen Schleier hoch, die sich langsam mit dem Wind auflösten. Er wusste, es war noch nicht vorbei.

»Zurück zu den anderen!«, befahl Nevliin. »Sie kommen.«

Ardemir drehte sich um und erkannte den undurchsichtigen Nebel, der zwischen den Häusern entlang auf sie zu kroch.

Die Drachen waren lediglich die Vorboten gewesen. Wegbereiter für die schemenhaften Gestalten, die mit dem Nebel über das Dorf hinwegzogen und nur ein Ziel kannten: das Orakel und ihre Dienerinnen mit allen Novizinnen zu vernichten. Bisher war es ihnen ausnahmslos gelungen. Sie bewegten sich, als bestünden sie selbst aus dem Rauch, der sie umgab, und lieferten kein Ziel für die Schwerter der Ritter. Genauso schnell, wie sie kamen, verschwanden sie auch wieder und hinterließen die Tempeldiener mit durchgeschnittenen Kehlen. Krieger wurden verwundet, getötet oder verschwanden spurlos. Orakel wurden geblendet und hingestreckt. Nichts konnte sie aufhalten. Die Leute sprachen schon von Dämonen und bösartigen Geistern, doch im Angesicht des Nebels wollte jetzt niemand daran denken.

Ardemir und Nevliin scheuchten die letzten Priesterinnen in den Tempel und befahlen ihnen, das schwere Bronzetor zu schließen. Als der Querbalken eingelegt worden war, formierten sich die Ritter zu einem Schildwall am Fuße der Treppe. Die anderen Krieger nahmen oben vor dem Tor Aufstellung ein. Sie bildeten die zweite Verteidigungslinie, und die Erfahrung mit den Nebelgestalten hatte Ardemir gelehrt, dass sie auch zum Einsatz kommen würden.

Zwei der Tempelwachen mischten sich unter Nevliins Ritter und versuchten, in den engstehenden Reihen unterzutauchen. Damit störten sie die erprobte Aufstellung, und im Kampf wären sie vermutlich noch hinderlicher.

»Zurück zu euren Leuten!«, fuhr Ardemir sie an und stieß sie mit seinem Kriegsbogen zurück. »Ihr habt hier nichts zu suchen.«

Einer der beiden Wachen trat auf ihn zu und baute sich vor ihm auf. »Ihr habt leicht reden«, sagte er. »Ihr werdet ja auch nicht abgeschlachtet. Euch Ritter haben sie noch nie angerührt.«

»Zurück – sofort!«

Jetzt wandte sich ihnen auch Nevliin zu. Eine Einmischung, die Ardemir zu vermeiden versucht hatte, denn den Befehlshaber zu reizen war niemals eine gute Idee.

»Niemand wird hier abgeschlachtet«, sagte Nevliin mit seiner tödlich ruhigen Stimme. »Niemand außer diesen Geistern. Und jetzt zurück mit euch!«

Der Elf starrte Nevliin an. Genauso wie alle Tempelkrieger Elvions war sein Kopf bis auf einen dünnen Pferdeschwanz am Hinterkopf kahl geschoren. Es verlieh ihm etwas Kriegerisches, doch im Vergleich zu Nevliin wirkte er wie ein verletzliches Kind.

Niemand, der noch einen Funken Verstand besaß und in das Gesicht des Befehlshabers sah, wagte es, ihm zu widersprechen. Die schwarzen Augen verfehlten niemals ihre Wirkung, und die von einer langen Narbe entstellte linke Gesichtshälfte verlieh ihm einen martialischen Ausdruck. Doch es war weniger sein Äußeres, was ihn so furchteinflößend machte. Es war die Kälte, die er verströmte. Allein seine Anwesenheit war eine Drohung, und wer nicht mit ihm umzugehen wusste, merkte schnell, dass aus Drohungen leicht Taten werden konnten.

Der Krieger hatte wohl noch etwas Verstand, denn er wandte sich ab und lief mit seinem Kumpan die Stufen hinauf zu den anderen.

Seine Angst hatte einen guten Grund. Die Tempelwachen waren bei anderen Angriffen ausnahmslos niedergemacht worden. Andere Krieger des Sonnentals wurden mitunter ebenso getötet, doch die enge Formation der Ritter blieb stets unbeschädigt. Vielleicht lag es an ihren aufwendig verarbeiteten Rüstungen oder ihrem offensichtlichen Kampfgeschick. Womöglich boten die anderen Krieger auch nur zu leichte Ziele, um einzeln nacheinander getötet zu werden. Sie behielten niemals die Nerven und stoben nach dem ersten Toten auseinander, aus Angst, sie würden der Nächste sein. Sie veranstalteten Lärm und waren im Nebel so gut wie blind.

Jeder der Ritter war auf seinem Platz, als der Todesnebel sie auch schon erreichte. Weder Schritte noch Stimmen waren zu hören, als sie vom Weiß eingehüllt wurden – Schild an Schild mit einem anderen Kämpfer, wartend und lauschend. Es gab keinen Weg an ihnen vorbei zum Tempel.

Die Formation der Ritter anzugreifen war für die geisterhaften Gestalten hochgradig riskant. Selbst wenn sie einen von ihnen in der Reihe niedermachen wollten, hätte der Nebenmann sofort sein Schwert vorgestoßen. Doch auch wenn es leichtsinnig war, sich so nahe heranzutrauen, gelang es den Feinden immer wieder an der vordersten Kampflinie vorbeizukommen – als wären sie tatsächlich Rauch, der durch die geringen Lücken zog.

Vielleicht sprangen sie auch von den Seiten auf das Geländer der Treppe, doch dies müsste ein Geräusch verursachen, was nicht der Fall war.

Es war mühsam und sinnlos, sich über das Unvermeidliche Gedanken zu machen. Die Nebelgestalten kamen, und sie siegten. Die Ritter schienen sie nicht zu interessieren, und auch wenn es von Ardemir wenig ritterlich war, verspürte er über diese Tatsache doch Erleichterung. Sie taten ihr Bestes, doch wieso sollten sie sich töten lassen?

Nevliin schien anderer Meinung zu sein. Er trat plötzlich entgegen seinen eigenen Anordnungen und Gewohnheiten einen Schritt aus der Reihe und wurde sogleich vom Nebel verschlungen.

Ardemir starrte einen Moment lang reglos in dieses dichte Weiß – zu verblüfft, um zu begreifen, was sein Freund da eben getan hatte. Dann schob er sich aus der hinteren Reihe der Bogenschützen nach vorn.

»Stellung halten!«, befahl er als Nevliins Stellvertreter und trat ebenfalls aus der Formation. Er machte nur wenige Schritte, da konnte er die anderen Ritter hinter sich bereits nicht mehr sehen. Um ihn herum war nichts als Rauch.

An Ort und Stelle verharrend, versuchte er etwas auszumachen. Eine Bewegung, ein Geräusch. Doch da war nichts.

So lautlos wie möglich hängte er sich den Bogen um die Schulter und nahm sein Kampfmesser vom Gürtel. Diese Waffe würde ihm hier ohne Ziel vor Augen nützlicher sein.

»Nevliin«, flüsterte er schließlich und hielt die Klinge vor sich, bereit, zuzustechen. Er ging weiter und erkannte schon bald die dunkelgrüne Drachenpanzerung von Nevliins Rüstung. Dieser stand reglos, das Schwert hielt er senkrecht, die Spitze zeigte in die Höhe.

Einen Fluch unterdrückend, ging Ardemir auf ihn zu, und als er ihn genauer sehen konnte, legte Nevliin einen Finger an die Lippen.

Ardemir erstarrte. Was führte dieser verfluchte Mistkerl nur wieder im Schilde?

Konzentriert beobachtete er den Befehlshaber, der sich mit geschlossenen Augen langsam um die eigene Achse drehte, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Die Breitseite der Klinge war an der rechten Schulter abgelegt – bereit, einen Streich auszuführen. Seine Stirn zog sich leicht in Falten, er blieb stehen, und im nächsten Moment fuhr die geschwungene Klinge herab. Ein weiblich klingendes Stöhnen war zu hören, nichts sonst. Kein Schrei, kein Ausdruck des Schmerzes. Eher hatte es überrascht geklungen.

Ardemir klappte der Mund auf, doch Nevliin war gefasst. Er riss das Schwert zurück, streckte die Hand aus, um das Opfer zu ergreifen, und zog eine schemenhafte Gestalt zu sich heran.

Der Nebel begann sich erstaunlich schnell aufzulösen und gab blondes Haar preis, das in Wellen bis zur Hüfte der Frau reichte. Die weite Kleidung schien selbst aus Nebel zu bestehen und wurde lediglich durch eine Kordel an der Taille zusammengehalten. Ein simpler Haarreifen hielt die atemberaubende Haarpracht zurück, von dem ein Schleier über das Gesicht der Frau herabfiel und sich mit denen an ihrem Körper verband. Beide waren aus demselben hellblauen Tuch und erinnerten Ardemir an den Wind, der den Nebel fortblies.

Hätte er es nicht besser gewusst, hätte Ardemir gemeint, eine Göttin aus den Menschensagen vor sich zu haben, auch wenn er das Gesicht der Frau nicht sah.

Dann starrte er wie unter einem Bann stehend auf Nevliins gepanzerte Hand, die langsam von der Schulter seines Opfers herabglitt und schlaff an seine Seite sank.

Es waren nur wenige Herzschläge vergangen, seit Nevliin sein Schwert vorgestoßen hatte, und so schnell, wie die Gestalt vor ihnen erschienen war, verschwand sie auch wieder. Fremde Hände packten sie an den Armen und zogen sie zurück in das, was vom Nebel noch übrig war.

Nevliin senkte in unwirklicher Langsamkeit den Blick und starrte auf das Blut auf seiner Klinge.

Hinter ihnen beim Tempel brach Jubel aus. Niemand hier konnte so richtig glauben, dass der Nebel aus der Tempelstadt wich, ohne dass es Tote gegeben hatte. Am allerwenigsten Ardemir selbst.

»Sie sind aus Fleisch und Blut!«, rief eine Elfe von den Rittern. »Seht das Blut!« Die Tempelwachen stürmten jubelnd die Treppe herab. Auch das Tor wurde wieder geöffnet, und die Priesterinnen wagten sich heraus.

»Es muss eine der Anführerinnen gewesen sein«, sagte Ardemir, während er sich in der plötzlich wieder klaren Nacht umsah. »Eine Magierin, die den Nebel gebracht hat. Ihre Wunde hat den Zauber ...«

Nevliin drehte sich so abrupt um, als wäre er von einer unsichtbaren Macht herumgerissen worden. Er steckte das Schwert zurück in die Scheide und trabte los, den Blick auf den Boden gerichtet.

Ardemir seufzte. »In Ordnung«, murmelte er, als er die Blutstropfen auf dem hellen Pflaster des Hofs erkannte. »Wir verfolgen die mordgierigen Magier also.«

Er drehte sich zum Tempel um und befahl den Rittern, die Verwundeten zu versorgen, dann folgte er Nevliin.

»Lass sie gehen«, sagte er, als er den Befehlshaber einholte. »Du hast eine von ihnen verwundet. Die anderen wissen, dass es keine Geister sind. Es ist genug.«

»Sie ist es.«

»Wer?«

Nevliin blieb stehen und sah ihn an. Die Antwort war ein Strahl aus den schwarzen Augen, der einen Einblick in seine dunkle Seele bot. Nevliins blondes Haar, das er stets im Nacken zusammengebunden hatte, war grau durch all den Ruß, genauso wie sein Gesicht, doch das war es nicht, das plötzlich so fürchterlich an ihm war.

Ardemir kannte diesen Blick. Er kannte den Befehlshaber zu gut, als dass ihm dieser winzige Funke der Entschlossenheit in den immerzu kalten Augen entgehen könnte.

»Vanora.«

Mit diesem Namen auf den Lippen setzte Nevliin seinen Laufschritt fort. Ardemir folgte ihm vollkommen verwirrt. In achtzig Jahren war ihm einiges Verrücktes mit Nevliin passiert, doch das hier übertraf selbst den üblichen Wahnsinn des Befehlshabers.

Sie verließen den Tempelplatz und tauchten in den immer noch brennenden Teil des Dorfes ein.

»Und wenn wir die anderen finden?«, fragte Ardemir schließlich. Er hatte immer noch Hoffnung, dass irgendwo verborgen in dem Befehlshaber ein Rest Verstand vorhanden war. Oder hatte er seinen Verstand endgültig verloren? So wie es die Königin und die Ritter bereits lange fürchteten? »Willst du dich allein mit einem Haufen Magier anlegen, gegen die noch nicht einmal die Tempelpriesterinnen etwas ausrichten konnten? Keiner von ihnen konnte den Nebel vertreiben. Sie sind zu stark, Nevliin.«

»Dann geh zurück.« Nevliin bog um eine Hütte. Ardemir folgte ihm und blieb genauso wie sein Befehlshaber abrupt stehen.

»O bei den Sternen!«, seufzte er, als er den brennenden Stall vor sich erblickte. Aus der Heukammer im Dachboden schlugen hohe Flammen. Nicht mehr lange und das gesamte Holzlanghaus würde in sich zusammenstürzen. Eine Blutspur führte durch das Tor. »Du willst da jetzt nicht hineingehen, oder?«, fragte er, auch wenn er die Antwort bereits kannte. »Nevliin.« Er packte ihn am Oberarm. Trotzdem stürmte der Befehlshaber auf das brennende Haus zu. Mit einem Fluch auf den Lippen folgte Ardemir dem Todessehnsüchtigen.

Die Hitze, die vom brennenden Haus ausging, war unerträglich. Im Laufen riss Ardemir sich die Brust- und Schulterplatten der Rüstung vom Körper, um nicht völlig darunter geschmort zu werden, und duckte sich schließlich unter einem quer liegenden Balken hindurch, der zum Dachstuhl gehört hatte. Seine Augen tränten, als er den brennenden Stall betrat, der Rauch nahm ihm den Atem.

»Nevliin!«, rief er hustend und versuchte, in dem Trümmerfeld etwas zu erkennen oder durch das Tosen der Flammen etwas zu hören, doch nicht einmal die Blutspur konnte er mehr erkennen. Um ihn herum knisterte und ächzte das Holz, glühende Asche und brennendes Stroh rieselten auf ihn herab und versengten ihm die Haut.

Ardemir bemühte sich, schnell weiterzukommen, er schob sich durch einen halb eingestürzten Türrahmen und entdeckte schließlich eine Treppe, die auf den Heuboden führte. Das Bild der lodernden Flammen kehrte vor sein geistiges Auge zurück und ließ ihn einen Moment lang zögern. Doch die Blutspur führte dorthin, was bedeutete, dass auch Nevliin in dieser Feuerhölle war.

Einzelne Stufen schwelten, doch Ardemir musste es versuchen.

Geistesabwesend schlug er mit der Hand einen Funken an seinem Waffenrock aus und lief auf die Treppe zu. »Nevliin!«, rief er noch einmal und verfluchte ihn gleichzeitig für seine Torheit. »Nevliin!«

Es kam keine Antwort, doch Ardemir bezweifelte, dass er, selbst wenn Nevliin geantwortet hätte, durch den Lärm irgendetwas gehört hätte.

Vorsichtig trat er auf die erste Stufe, dann auf die nächste. Jeder Atemzug war eine Qual. Er versuchte, sich kaltes Wasser vorzustellen, kalten Wind, Eis, Schnee. Es nützte nichts. Die Haut an seinen Händen begann Blasen zu schlagen. Er konnte sich nicht so wie Nevliin mit einem Zauber schützen. Als Dunkelelf verfügte er nur über ein sehr geringes Maß an Magie.

Erneut fing der Stoff seiner Hose Feuer. Ardemir befand sich auf halbem Weg auf der Treppe und bückte sich, um die Flammen an seinem Bein zu ersticken, als über ihm ein ächzendes Geräusch ertönte. Er blickte hoch und sah gerade noch den glühenden Dachbalken, der auf ihn zuschoss. Ein gewaltiger Knall folgte. Die Treppe brach unter ihm zusammen.

Ardemir krachte auf herabgestürzte Bretter und stöhnte vor Schmerzen laut auf. Rauch und Tränen nahmen ihm die Sicht. Er versuchte, sich zu bewegen, doch jede Kraft hatte ihn verlassen. Sein Kopf dröhnte, er konnte kaum noch etwas wahrnehmen. Es bedurfte einer enormen Anstrengung, überhaupt noch zu denken. Er versuchte, Nevliin zu rufen, doch er konnte seine Lippen nicht bewegen. Seine Augen fielen zu, oder vielleicht wurde es auch nur plötzlich ganz dunkel um ihn herum.

Jemand packte seine Arme, kleine Hände mit festem Griff. Sie schleiften ihn über Trümmer, ließen ihn fallen. Eine verschwommene Gestalt beugte sich über ihn. Blaugrau und gleichzeitig glühend wie der Rauch, dunkles Haar. Seine Augen waren also doch noch offen, oder phantasierte er bereits?

Sein Waffenrock wurde hochgezogen, kühle Finger tasteten über seine Brust. Ardemir blinzelte, versuchte seinen Blick zu klären, doch er sah nichts als Umrisse.

»Ganz ruhig«, drang eine weibliche Stimme an sein Ohr.

Ardemir versuchte zu sprechen, brachte jedoch keinen Laut heraus.

»Ganz ruhig. Ihr Ritter sollt euch nicht einmischen. Es ist nicht euer Krieg. Jetzt müssen wir euch weh tun.« Die Finger hielten über seinem Herzen inne, ein brennender Schmerz folgte, warmes Blut floss über seine Haut.

Ardemir riss die Augen auf, er wollte sich wehren, doch er konnte sich nicht bewegen. Etwas Scharfes, Dünnes drang in sein Fleisch. Eine Nadel vielleicht.

»Ihr habt uns angegriffen. Jetzt nehmen wir einen von euch.«

Ardemir keuchte auf. Die eiskalte Nadel bohrte sich immer weiter in seinen Körper, drang in seine Brust zu seinem Herzen. Er bäumte sich auf, warf den Kopf in den Nacken. Eine unerträgliche Hitze ging von seinem Herzen aus, als würde es kochendes Blut in die Adern pumpen. Das vernichtende Feuer um ihn herum wütete plötzlich in ihm. Grelles Licht blendete ihn, zeigte die Fremde als verschleierte Silhouette. Die Hitze in seinem Körper wurde immer schlimmer. Seine Hände und Beine begannen zu zittern, sein gesamter Körper zuckte, selbst seine Zähne schlugen aufeinander. Ardemir keuchte. Fürchterliche Laute des Schmerzes steckten in seiner Kehle, und doch konnte er nicht schreien. Eingehüllt in dieses blendende Licht versuchte er sich zu bewegen, zu fliehen, doch er war machtlos. Der Schmerz nahm ihm jede Möglichkeit, zu denken, trieb ihn immer weiter an den Rand des Wahnsinns. Ein leises Summen mischte sich unter das wilde Pochen seines Herzens. Ein Flüstern. Es war wieder dieselbe Stimme, die unverständliche Worte murmelte.

Ardemir bäumte sich auf. Die Knochen seines Körpers dehnten sich, drohten zu zerbersten. Sein eigener qualvoller Schrei gellte in seinen Ohren, und mit diesem Laut verschwand das Licht. Die Stimme verstummte, die Gestalt verschwand.

Aus weiter Entfernung hörte er plötzlich eine andere Stimme. Immer und immer wieder hallte sie durch die Dunkelheit. Es war Nevliin.

»Ardemir! Kannst du mich hören? Ardemir!«

Sein Blick klärte sich. Nevliins rußschwarzes Gesicht erschien, über ihm loderten immer noch die Flammen.

»Ich ...« Ardemir versuchte sich aufzusetzen.

»Du warst bewusstlos. Wir müssen hier fort.«

»Die Frau.«

»Es ist niemand da.« Einen flüchtigen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Es war nicht Wahnsinn, den Ardemir in den Augen seines Freundes erblickte. Es war Schmerz.

Nevliin legte sich seinen Arm um die Schultern und hob ihn hoch. Hustend und keuchend stemmte er sich Ardemir auf die Schulter und bewegte sich langsam auf den Ausgang zu.

Immer wieder fielen einzelne brennende Bretter neben ihnen zu Boden, hüllten sie ein in glühende Asche. Eine halbe Ewigkeit verging, bis sie endlich ins Freie gelangten.

Die Luft hier war verhältnismäßig kühl und klar. Ardemir atmete gierig ein, auch wenn jeder Atemzug schmerzte. Ein paar Ritter liefen ihnen entgegen, trugen ihn von den Flammen fort und legten ihn schließlich vor dem Tempel auf den kühlen Boden. Ein Ritter goss ihm Wasser in den Mund.

Ardemir fasste sich an die Brust, er versuchte zu begreifen, was in dem Haus geschehen war. Die Hitze in seinem Körper wich langsam mit jedem Atemzug. Nevliin ließ sich neben ihm auf den Boden fallen, trank ebenfalls etwas Wasser und wusch sich den Ruß aus dem Gesicht.

»Du bist ein verdammter Idiot«, keuchte Ardemir unter entsetzlichen Schmerzen.

Nevliin sah zu ihm hinunter, ausdruckslos und kalt, und wandte schließlich seinen Blick wieder ab. So konnte es nicht mit ihm weitergehen. Etwas musste geschehen, doch darüber wollte Ardemir sich im Moment keine Gedanken machen. Er würde mit Liadan nach einer Lösung suchen, später.

»Ardemir.« Einer der Ritter kniete neben ihm nieder. »Du bist schwer verletzt. Ich werde dich heilen.«

Ardemir nickte nur. Er warf noch einen flüchtigen Blick zu Nevliin und stellte fest, dass der Befehlshaber kaum einen Kratzer davongetragen hatte. Er wusste nicht, wie es dieser verfluchte Elf anstellte, stets schneller und wendiger zu sein, doch selbst wenn Nevliin schwerer verletzt wäre, würde ihn niemand auch nur danach fragen, ihn zu heilen. Es war allgemein bekannt, dass er sich niemals auf magische Weise heilen ließ. Eine weitere seiner Eigenheiten.

Der Ritter half Ardemir, sich aufzusetzen und gegen die Tempelmauer zu lehnen. Er befreite ihn vom Rest des Waffenrocks, der ohnehin nur noch in Fetzen von seinem Körper hing, und legte ihm die Hände auf die Brust.

Ardemir sah an sich herab, betrachtete die roten Brandflecken und berührte vorsichtig mit der Hand sein Herz. Es war nichts zu sehen. Er war sicher gewesen, dass er geblutet hatte, dass seine Haut aufgeschnitten worden war. Doch da war nichts, nicht der kleinste Einstich. Seine Phantasie hatte ihm also doch einen Streich gespielt. Die merkwürdige Begegnung im Nebel, die Bewusstlosigkeit ...

»Bereit?«

Ardemir blickte auf und nickte. Er konnte immer noch nicht verstehen, was mit ihm geschehen war, doch noch ehe er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, strömte kühle Energie durch seinen Körper. Der Ritter stöhnte vor Schmerz auf, hielt jedoch tapfer durch. Die Brandblasen verschwanden, die Haut glättete sich. Es war, als würde sein Innerstes vom Rauch reingewaschen, seine Lungen, seine Kehle – die Schmerzen verschwanden. Ardemir konzentrierte sich auf die heilende Macht, als der Ritter plötzlich seine Hand zurückzog, so schnell, als hätte er sich an seiner Haut verbrannt. Mit weit aufgerissenen Augen sah er ihn an.

»Was ist los?« Ardemir blickte noch einmal an sich herab. Die Spuren des Feuers waren verschwunden, doch die seltsame Reaktion des Ritters war nicht unbemerkt geblieben. Nevliin wandte sich ihnen zu, sah zwischen den beiden hin und her.

»Da war ...« Der Ritter sah auf seine Hände hinab. »Es ist wohl nichts.«

»Was ist los?«, fragte Nevliin mit leicht gereiztem Unterton.

»Nichts.« Der Ritter schüttelte seinen Kopf. »Irgendetwas war anders, ich weiß nicht, was es war. Bestimmt nur der Kampf. Ich war geschwächt.«

»Was hast du gesehen?« Nevliin machte sich nicht die Mühe, seine Ungeduld zu verbergen.

»Ein Drache«, sagte der Ritter mit gezwungen fester Stimme. »Er war direkt vor mir. Ein gewaltiger Drache. So einen habe ich noch nie zuvor gesehen, und er ...«

»Was?«

»Er hat mich verbrannt.«

Nevliin sah zu Ardemir, dessen Herz immer schneller schlug. Die schwarzen Augen des Befehlshabers durchbohrten ihn, dann wandte er sich an den Ritter. »Der Kampf mit dem Drachen war schrecklich«, sagte er ohne Gefühl in der Stimme. »Du hast deine oder Ardemirs Ängste gesehen.«

»Ja«, antwortete der Ritter schnell und wagte es immer noch nicht, Ardemir anzusehen. »Ja, bestimmt.« Als wäre er auf der Flucht, sprang er auf und begab sich zu anderen Verwundeten, die seine Hilfe benötigten.

Ardemir sah ihm hinterher, blickte noch einmal an sich herab und berührte seine Brust. Da war nichts.

»Du hast niemanden gefunden?«, fragte er schließlich, ohne aufzusehen, an Nevliin gewandt.

»Das Haus war verlassen.« Eine unangenehme Pause entstand, bevor Nevliin fortfuhr. »Hast du denn jemanden gesehen?«

Ardemir blickte auf, sah in das vernarbte Gesicht seines Freundes, das durch den Schein der Flammen selbst für ihn unheimlich wirkte. Doch im Moment war nichts so unheimlich wie seine Gedanken.

»Nein«, sagte er.

Die Königin wirkte an der verlassenen Tafel verloren. Sie waren alleine im Empfangsraum ihrer Gemächer, Ardemir und seine Cousine. Die Sorgen der letzten Wochen waren ihr deutlich anzusehen. Zudem war sie äußerst schweigsam. Sie schien ständig in Gedanken versunken zu sein und sprach nur noch das Nötigste. So schwieg sie auch jetzt, als Ardemir an eine der Säulen lehnte und auf eine Reaktion auf seinen Bericht wartete.

»Der achte Angriff«, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. »Der achte Angriff in nur einem Monat.«

»Es war derselbe Drache wie schon zu Beginn der Kämpfe. Bisher konnte ich drei von ihnen unterscheiden.«

Liadan sah auf. Ihr schwarzes Haar, durch das sich silberne Strähnen zogen, war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und wurde durch ein silbernes Diadem gehalten. Sie sah aus wie eine Königin, und doch wirkten ihre grauen Augen unsagbar müde. »Wo sind die anderen Drachen?«, fragte sie so hilflos, wie er sie nur selten erlebte. »Wohin sind sie verschwunden? Wo sind die Drachenelfen? Sind sie die Nebelgestalten? Wieso fliegen sie dann nicht mit den Drachen, wie üblich? Was ist mit König Hafnir geschehen? Wer steckt dahinter? Wieso die Orakel?«

Ardemir schwieg. Er hatte für keine der Fragen eine Antwort. Die Dracheninsel war verlassen. Sie hatten bereits nach dem ersten Angriff ein Schiff dorthin entsandt. Es gab keinen Hinweis auf einen Kampf. Die Drachen waren einfach alle fort. Man sollte glauben, solch riesige Geschöpfe würden auffallen, zumal wenn das gesamte Volk verschwunden war, doch es gab nicht den geringsten Hinweis. Es war noch nicht einmal möglich, jene Drachen, welche die Angriffe auf die Orakel führten, zu verfolgen, da sie stets in den mysteriösen Wolken verschwanden, die kurz vor deren Angriff erschienen und sich danach wieder auflösten. Alle waren sich einig, dass ein gewaltiges Ausmaß an Magie vonnöten war, um einen solchen Nebel zu erschaffen. Dies schränkte die Auswahl an Verdächtigen zumindest etwas ein. Die Tatsache, dass die Drachen stets allein, ohne die Drachenelfen angriffen, war ebenso sonderbar wie beunruhigend. Was nur war mit ihnen geschehen?

»Du sagst, der Nebel löste sich auf, nachdem Nevliin einen von ihnen erwischt hatte?« Liadan richtete sich in dem Stuhl auf und strich mit der Hand über ihre Stirn.

»Ja«, antwortete Ardemir nicht weniger verwirrt als seine Königin. »Ohne Kampf, einfach so. Er muss einen Volltreffer gelandet haben. Frag mich nicht, wie. Da war nichts zu sehen, nichts zu hören.«

»Aber wir wissen immer noch nicht, wer sie sind. Deine Beschreibung ... Es könnte jeder sein. Wir müssen die Drachen finden, Ardemir. Etwas Schreckliches passiert, und es wird noch viel schlimmer werden.« Sie erhob sich und ging auf den kalten Kamin zu. »Das Sonnental wurde am stärksten getroffen. Fürst Daeron und Menavor wollen weitere Unterstützung. Soll ich ihnen mehr Ritter senden?« Liadan wandte sich zu Ardemir um. »Soll ich Lurness wirklich noch weiter schwächen? Was, wenn wir die Nächsten sind? Will König Hafnir mir den Krieg erklären? Er war uns immer freundlich gesinnt, ich habe ihm oder seinem Volk nichts getan. Ich ...«

»Liadan«, Ardemir ging auf sie zu, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen, »wir werden die Antworten finden. Wir werden erfahren, welches Spiel hier gespielt wird.«

Die Königin trat einen Schritt zurück. »Das ist kein Spiel, Ardemir. Elfen sterben. Wie viele waren es heute? Zwei Krieger und ein halbes Dutzend Zivilisten?« Sie ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Und da wären wir beim nächsten Problem«, sagte sie so leise, dass er sie beinahe nicht verstanden hätte.

Ardemir atmete tief durch. »Es wird immer schwieriger mit Nevliin. Das gestern war ...«

»Ich weiß. So kann es nicht weitergehen.«

»Die Ritter fürchten ihn. Entweder ist er aggressiv, oder er macht irgendwelche Dummheiten ... so wie gestern. Ich fürchte wirklich um seinen Verstand.«

Liadan sah wieder zu Ardemir auf. Es war ihr anzusehen, dass sie dieses Thema mindestens genauso zermürbte wie die Drachenangriffe. Nevliins Zustand schmerzte sie, und sosehr sie sich bemühte, an ihn heranzukommen, um ihm zu helfen, so sehr traf er sie mit seiner Gleichgültigkeit. »Soll ich ihm die Befehlsgewalt nehmen?«, fragte sie ratlos.

Ardemir ließ sich ihr gegenüber nieder, er strich sich mit der Hand durch das, was nach dem Brand von dem schwarzen Haar übriggeblieben war. »Nevliin ist einer der erfahrensten Kämpfer, einer der besten, der beste.«

»Ist oder war?«

»Er kennt sich im Kampf gegen Drachen aus wie niemand sonst.« Ardemir seufzte. »Er wird nicht zurück nach Valdoreen gehen. Wir haben es versucht. Solange er eine Aufgabe hat ... In Valdoreen würde er zugrunde gehen.«

»Schlimmer als jetzt?« Liadan lehnte sich zurück, sie schloss einen kurzen Augenblick die Augen, dann sah sie ihn wieder an. »Es sind vierundachtzig Jahre, Ardemir. Sie starb vor vierundachtzig Jahren.«

»Ich dachte auch, es würde besser werden, aber er will sich nicht helfen lassen.«

»Ich werde noch einmal mit ihm sprechen.«

»Nein.« Ardemir nahm die Hand seiner Cousine, doch sie entzog sie ihm sofort wieder.

»Ich kann Nevliin nicht so weitermachen lassen«, sagte sie. »Er zerstört sich selbst. Er bringt andere in Gefahr.«

»Vielleicht braucht er mehr Zeit.«

Liadan zog ihre Augenbrauen hoch, schüttelte leicht den Kopf. Es war hoffnungslos, wie sie selbst wusste. Nevliin war immer schon eine dunkle Seele gewesen, bei allen als kalt und distanziert bekannt, doch seit Vanoras Tod war er unberechenbar geworden. Liadan konnte nicht ewig über seine Eskapaden hinwegsehen und ihn stets bevorzugt behandeln. Die Ritter sahen zu ihm auf, zumindest war dies früher so gewesen, doch seine Launen und vor allem die immer häufiger und heftiger ausartenden Wutausbrüche säten Furcht unter seinen Kriegern. Sie alle wussten, wozu er fähig war. Bisher hatte Ardemir – zumeist mit Hilfe des Kobolds Bienli – das Schlimmste verhindern können, doch wie lange noch?

»Er zerstört sich«, flüsterte Liadan und holte ihn damit wieder aus seinen Gedanken.

Ardemir richtete sich auf und ließ erneut sein versengtes Haar durch die Finger gleiten. »Ist er das nicht längst?«, fragte er, wohl wissend, dass er Liadan damit weh tat. Doch er konnte Nevliins Zustand nicht schönreden. Genauso wenig wie er Liadans Gefühle für den gebrochenen Elfen übersehen konnte. Sie war schon immer in ihn verliebt gewesen – schon als Kind, als Nevliin in Lurness gelebt hatte, als bester Freund ihres älteren Bruders Eamon. Schon damals hatte sie für ihn geschwärmt wie wohl jede junge Elfe. Der großartige Weiße Ritter, ein Krieger, ein Held. Doch Liadan hatte ihren Gefühlen niemals nachgegeben, sondern sich immer nur um das allgemeine Wohl gesorgt, nicht um ihr eigenes. Mit Sicherheit würde sie es nicht zugeben, doch Ardemir kannte sie seit ihrer Geburt. Er sah, mit welchen Augen sie Nevliin immer schon angesehen hatte, er sah, dass sein Zustand ihr das Herz brach. Vielleicht wusste selbst Nevliin davon, aber der behandelte sie mit einer Kälte, zu welcher nur er fähig war, denn insgeheim machte er sie für den Tod seiner Liebe verantwortlich. Liadan hatte ihn davon abgehalten, Vanora zu retten, um sein Leben zu schützen. Würde er sie dafür hassen, wäre es für Liadan vielleicht noch eher zu verkraften, doch die Gleichgültigkeit, mit der er sie behandelte, war schlimmer.

»Wenn die Drachen erneut angreifen«, unterbrach Liadan das Schweigen, »wirst du über die Ritter befehligen.«

Ardemir blickte auf. »Du traust ihm wirklich nicht mehr.«

»Nein. Er hat eine von den Nebelgestalten verwundet oder getötet – das ist gut, aber ...«

Die Tür flog auf, krachte gegen die Wand und prallte daran zurück. Einer der Silberritter stürzte in den Saal und deutete aufgeregt hinter sich. »Eure Majestät«, brachte er mit überschlagender Stimme hervor, »eine Drachenelfe!«

Liadan sprang auf, der Stuhl kippte zurück. »Was? Wo?«

Auch Ardemir erhob sich, er blickte fassungslos zu dem aufgeregten Ritter, der sich bemühte, seine Worte zu sortieren.

»Sie kam aus der Drachenschlucht, Herrin. Sie ist kaum ansprechbar, die Ritter bringen sie zu Finola.«

Die Verzweiflung und Niedergeschlagenheit verschwanden aus Liadans Gesicht. Als wäre die Müdigkeit fortgewischt, kehrte die Königin in ihr zurück, stark und sicher. »Wurde bereits nach Heilern geschickt?«, fragte sie, als sie auch schon auf die Tür zulief.

Ardemir folgte ihr, er konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte.

»Ja, Herrin.« Der Ritter bemühte sich, mit der Königin Schritt zu halten. »Herrin?«

Liadan blieb stehen, wandte sich zu dem Ritter um. »Was ist?«, fragte sie, ohne ihre Ungeduld zu verbergen.

Der Ritter sah zwischen Ardemir und der Königin hin und her. »Herrin.« Er atmete tief ein. »Wir glauben, es ist die Prinzessin.«

Dutzende Stimmen hallten aus der Ferne an ihr Ohr. Sie klangen aufgeregt, so dass die Worte nicht zu verstehen waren. Das grelle Sonnenlicht blendete selbst durch die geschlossenen Lider. Ihr Körper wurde bewegt, getragen. Sie spürte die vielen Hände, die sie betasteten. Etwas Kaltes floss in ihren Mund. Unwillkürlich schluckte sie das köstliche Wasser. Kurz darauf veränderte es jedoch den Geschmack, brannte in der Kehle, schmeckte nach Kräutern, Minze und auch Alkohol. Eine meckernde Stimme übertönte das Gemurmel der anderen. Ihr Körper lag still auf einem harten Untergrund. Das Licht war nun nicht mehr ganz so grell.

»Aurün?« Die Stimme war klar und sehr nah, und sie klang vertraut und sanft. Auch die Schwingungen dieser Person hatte sie bereits einmal gespürt – klare Linien, ein starker Geist.

»Aurün, könnt Ihr mich hören?«

Ihre Lider flatterten im Versuch, die Augen zu öffnen. Die Erschöpfung wich mit jedem Atemzug. Was auch immer es gewesen war, das sie eben getrunken hatte, es half ihr.

»Aurün?«

Der dunkle Schleier fiel. Langsam öffnete sie die Augen, blickte in bekannte und auch unbekannte Elfengesichter, die sie allesamt anstarrten. Direkt über ihr klärte sich das Gesicht der Elfenkönigin, deren Energie Aurün bereits gespürt hatte. Liadan beugte sich weit über sie und betastete ihre Stirn. Es schmerzte. Aurün konnte sich an den Felsvorsprung erinnern, der ihr in die Quere gekommen war und sie beinahe hätte abstürzen lassen.

Mit letzter Anstrengung versuchte sie sich aufzurichten, doch plötzlich erschien das kleine spitznasige Gesicht einer Koboldfrau, die sie mit der Kraft eines Riesen niederdrückte.

»Noch nicht«, sagte die Koboldfrau, und Aurün erkannte in ihr die meckernde Stimme. »Zuerst müsst Ihr das hier trinken.«

Ein schlankes, mit giftig grüner Flüssigkeit gefülltes Fläschchen tanzte vor ihrem Gesicht. Es war geöffnet und verströmte den bereits bekannten Geruch von Minze.

Aurün nickte und trank die Tinktur, welche ihr die Koboldfrau einflößte. Mit ungeheurer Macht strömte die heilende Wirkung durch ihren Körper, stärkte ihren Herzschlag, vertrieb die Müdigkeit. Diesmal hinderte sie niemand daran, als sie sich in dem Bett aufrichtete. Sie befand sich in einem kreisrunden Raum, in dem sich bis zur Tür Kobolde und Elfen, hauptsächlich Wachen, drängten.

»Was ist passiert?«, fragte Liadan und trug eine Salbe auf Aurüns Stirn auf, die wie Feuer brannte.

Aurün bemerkte das leichte Lächeln und anschließende Kopfschütteln der Koboldfrau, als diese bemerkte, was die Königin eben getan hatte. Doch noch nicht einmal Liadans Freundlichkeit konnte die dunklen Bilder aus ihrem Gedächtnis bannen. Die Erinnerung ließ sie frösteln.

»Ein Angriff«, sagte sie heiser und sah die verschleierten Gestalten vor sich, die über das Meer gekommen waren.

»Ein Angriff?« Liadan blickte sich um und machte eine flüchtige Handbewegung, woraufhin die Kobolde und ein Großteil der Elfen den Raum verließen. Einzig Ardemir, ihr Vetter und noch zwei Wachen an der Tür blieben zurück.

»Wer hat Euch angegriffen?«

Aurün schüttelte ihren Kopf. »Ich weiß es nicht.« Sie fasste an ihre Stirn, spürte die raue Kruste, welche sich über der Wunde gebildet hatte.

»Schon gut.« Liadan nahm ihre Hand. »Lasst Euch Zeit.«

Ardemir schob sich einen Stuhl ans Bett. Er sah mitgenommen aus. Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen, zuletzt bei Liadans Krönung. Er schien selbst aus einem Kampf zu kommen. Sein schwarzes Haar war ungleichmäßig abgeschnitten, fiel verschieden lang in Stirn und Nacken. Es war nicht zu übersehen, dass dieses Kunstwerk in Eile und vermutlich auch noch mit einem stumpfen Messer vollbracht worden war. Auch seine dunklen Augen, die früher immerzu einen heiteren Ausdruck gehabt hatten, verrieten seine Erschöpfung.

»Ich weiß nicht, wer uns angegriffen hat«, fuhr Aurün schließlich fort. »Frauen mit Schleiern. Graugewandete Männer mit Schwertern an der Seite. Sie trugen Masken.«

»Masken?« Liadan und Ardemir tauschten einen kurzen Blick, dann sahen sie Aurün wieder an.

»Ja, graue Masken mit eigentümlichen Zeichen darauf. Und sie kamen mit Schiffen. Es geschah alles gleichzeitig. Ich weiß nicht ...« Sie atmete tief durch. »Mein Vater ...« Ihre Stimme zitterte. »Ich fand ihn im Thronsaal. Ich dachte, er würde schlafen ... aber er war tot.«

»Vergiftet.« Liadan wurde blass. Ihr eigener Vater war vor langer Zeit vergiftet und ebenfalls im Thronsaal gefunden worden. Bis heute wusste niemand, wer dafür verantwortlich gewesen war.

Aurün nickte. »Ich weiß nicht, wer es gewesen ist. Bestimmt niemand von unseren Leuten. Kurz nachdem ich Vater gefunden hatte, begann es.«

»Es begann?«, fragte Ardemir.

»Ja. Die Wachen schlugen Alarm. Ein sonderbarer Nebel zog über die See. Erst im letzten Moment gab er die Schiffe frei. Wir riefen die Drachen, doch wir konnten sie nicht erreichen ... Sie waren einfach nicht mehr da, nicht mehr in unseren Gedanken. Liadan, wir sind eins mit den Drachen, aber sie hörten uns nicht, und wir konnten sie nicht hören, genauso wenig wie ich jetzt irgendjemanden aus meinem Volk wahrnehmen kann. Die Drachen flogen einfach fort, und da wusste ich, was geschehen ist.«

»Wie meint Ihr das?«

»Einer von denen muss sich bei uns eingeschlichen haben. Er hat zuerst meinen Vater getötet und dann Ureliigs Herz gestohlen.«

Liadan riss ihre Augen auf, während Ardemir verwirrt zwischen ihnen hin und her sah.

»Was ist Ureliigs Herz?«, fragte er.

Die Königin wandte sich ihm zu. »Bevor es die Drachenelfen gab«, erklärte sie, »verliebte sich der Drache Ureliig in die Elfe Rinuviel. Er schenkte ihr eines seiner beiden Herzen, und Rinuviel gab ihm dafür ihre Seele.«

»Ja, und seither wird mit jedem Drachen ein Elf geboren, der sich die Seele mit ihm teilt. Sie waren die Begründer der Drachenelfen.«

»Und Ureliigs Herz befand sich immer bei euch auf der Dracheninsel?«, fragte Ardemir.

Aurün nickte. »Wir hielten es in Ehren, beschützten es davor, benutzt zu werden.«

»Bis es gestohlen wurde«, beendete Liadan den Satz.

Ardemir strich sich mit der Hand durch das schwarze Haar. »Was meint Ihr mit benutzen?«, fragte er. »Wieso wurde es gestohlen?«

»Wer Ureliigs Herz besitzt«, antwortete Liadan, »verfügt über die Drachen und kann über sie befehlen.« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Was ist mit den anderen Drachenelfen?«

»Ich weiß es nicht. Wir waren nur noch wenige. Ohne die Drachen ... Ich glaube, sie haben sich ergeben.«

»Wie seid Ihr entkommen? Euer Drache ist doch ebenfalls fortgeflogen oder nicht?«

»Ja, ich konnte durch eine Geheimtür im Herzraum entkommen. Ich war dort, als die Krieger das Schloss erreichten, da ich nach dem Herzen sehen wollte. Die Geheimtür führt direkt zum Abstieg in die Tunnel, die unterirdisch zur Drachenschlucht führen.«

Ardemir riss seine Augen auf. »Ihr seid den ganzen Weg bis zur Drachenschlucht gelaufen? Und dann? Wie seid Ihr hochgekommen? Man benötigt drei Tage, mit einem guten Seil.«

Aurün senkte ihren Blick, sie betrachtete ihre blutigen Finger und das, was von den Fingernägeln übrig geblieben war. »Ich bin geklettert«, sagte sie und blickte hoch, in die entsetzten Gesichter der beiden Elfen. »Die Wände sind rau, es gibt viele Krater und Felsvorsprünge, an denen ich mich ausruhen konnte. Es hat wohl Wochen gedauert.« Sie atmete tief durch, wollte nicht an die vielen verzweifelten Stunden denken, in denen sie allein gegen den Schmerz, den Hunger und Durst, aber auch gegen die Angst gekämpft hatte.

Liadan, die ihr wohl ansah, dass sie nicht weiter darüber sprechen wollte, wandte sich ihrem Vetter zu. »Das erklärt die Angriffe«, sagte sie.

»Angriffe?« Aurün sah von ihren geschundenen Händen auf. »Was für Angriffe?«

»Die Drachen«, erklärte Ardemir, »greifen die Tempelstädte an, zuletzt war es Derial. Sie verbreiten Chaos und Tod, dann verschwinden sie, und die Nebelgestalten kommen. Diese töten die Orakel und all ihre Diener. Bisher traf es hauptsächlich das Sonnental. Es ist ein Fürstentum der Magier und Orakel – vielleicht können sie es deswegen nicht leiden.«

»Das ist nicht möglich.« Aurün starrte die beiden an. »Die Drachen würden niemals ...« Sie betrachtete ihre Arme; die Stichwunden waren unter dem Stoff ihres Kleides verborgen, und plötzlich wurde ihr einiges klar. Auch bei ihrem Vater hatte sie eine Wunde am Arm entdeckt. Einen winzigen Blutfleck.

»Ihr habt selbst gesagt, dass Ureliigs Herz fort ist. Jemand benutzt die Drachen«, sagte Liadan.

»Das meine ich nicht. Um das Herz zu benutzen, benötigt man den Schlüssel.«

»Was für einen Schlüssel?«, fragte diesmal Ardemir und warf Liadan einen kurzen Blick zu, doch die Königin wusste selbst nichts davon.

»Ohne den Schlüssel«, erklärte Aurün, »kann das Herz nicht benutzt werden. Sie müssen einen mächtigen Magier unter sich haben.«

»Solch einen haben sie bestimmt.« Liadan erhob sich und wanderte unruhig durch den Raum. »Das heißt, jemand hat das Drachenherz gestohlen, zwingt damit die Drachen zu Angriffen und versucht die Orakel zu vernichten.« Sie blieb stehen und sah Aurün in die Augen. »Die Frage ist nur: wieso?«

Aurün erwiderte den Blick. »Viel wichtiger wäre noch – wer?«

»Ich weiß es nicht.« Liadan ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Der gesamte Osten – das einstige Schattenreich – ist mir treu ergeben, ebenso Valdoreen. Fürst Nevliin ist einer meiner Ritter.«

»Blieben nur das Sonnental und Riniel«, überlegte Ardemir laut. »Den Fürsten vom Sonnental würde ich so etwas zutrauen.«

»Es ist ihr Land, das angegriffen wird«, erwiderte Liadan. »Sie hätten keinen Grund dazu.«

Ardemir lachte auf. »Daeron und Menavor brauchen keinen Grund, um ihre eigenen Leute zu vernichten. Sieh dir Acre an und wie es den Elfen dort ergeht. Vielleicht sind ihnen der Einfluss der Orakel und der Priesterinnen zu viel geworden. Sie räumen sie aus dem Weg und stellen sich selbst als Opfer dar. Zudem ist Meara Thesalis an ihrer Seite. Sie ist eine mächtige Magierin, wenn nicht die mächtigste Elvions.«

»Was ist mit den Drachenelfen?«, fragte Liadan an Aurün gewandt. »Wirkt die Macht des Herzens auch auf Euch?«

»Nein.« Aurün schüttelte ihren Kopf. »Nur auf die Drachen, doch sollte einem von ihnen etwas zustoßen, geschieht dasselbe mit dessen Seelenpartner.« Unbewusst strich sie wieder über die Wunden an ihren Armen. »Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie irgendjemand das Herz ohne Schlüssel benutzen könnte«, sagte sie, auch wenn sie bereits einen Verdacht hegte, den sie im Moment jedoch noch geheim halten wollte.

»Noch nicht einmal eine Magierin wie Meara oder die Fürsten?« Liadan riss ihre Augen auf. »Und wenn sie den Schlüssel bereits haben?«

»Nein.« Zum ersten Mal seit langem konnte Aurün lächeln. »Sie haben den Schlüssel bestimmt nicht. Der ist gut verwahrt.«

»Und wo?«, fragte Ardemir, woraufhin Liadan ihm jedoch die Hand auf den Arm legte.

»Das geht uns nichts an, Ardemir.« Sie wandte sich wieder an Aurün. »Es tut mir leid. Ihr seid die Prinzessin, entschuldigt, die Königin der Drachenelfen, und Eurem Volk ist Schreckliches widerfahren. Ich werde alles Mögliche unternehmen, um Euch zu helfen, sie wieder zu befreien. So lange seid Ihr in Lurness willkommen.«

Es waren die Worte einer Königin, doch aus Liadans Mund wirkten sie echt und tröstend. Es war kein Versprechen, das sie nur aussprach, weil sie selbst und ihr eigenes Volk durch die unbekannte Bedrohung in Gefahr waren. Sie hätte Aurün auch so geholfen. Zumindest nahm Aurün dies an. Eamon hätte es getan.

»Als Erstes müssen wir sicherstellen, dass der Schlüssel außer Gefahr ist«, sagte Aurün. »Und wir müssen herausfinden, wer meine Leute gefangen hält, wer ihnen so etwas antut.«

Liadan nickte. »Die Nebelgestalten müssen von jemandem beauftragt sein. Jemandem mit Macht.«

»Wo ist der Schlüssel?«, fragte Ardemir noch einmal, den mahnenden Blick seiner Cousine ignorierend.

Aurün lächelte. »Ich habe ihn einem Freund anvertraut. Vor nicht ganz vierundachtzig Jahren.«

»Vor ...« Liadan kniff ihre Augen zusammen. »Ihr habt ihn Eamon gegeben.«

Aurün nickte. Nach dem Tod ihres Bruders in der Schlacht bei Edora hatte sie die Verantwortung über den Schlüssel bekommen. Es war ihr zu gefährlich gewesen, diesen in der Nähe des Herzens aufzubewahren, und so hatte sie ihn dem einzigen Elfen gegeben, dem sie uneingeschränkt vertraute. Niemand würde jemals bei ihm nach dem Schlüssel suchen – zumal er sich nicht einmal in dieser Welt aufhielt.

Ardemir presste sich die Hand an die Stirn. »Sieht so aus, als müssten wir eine lange Reise antreten«, sagte er und erhob sich.

»Du hast recht.« Liadan richtete sich ebenfalls auf. »Eamon muss gewarnt werden. Ich will, dass du das machst, unser Verdacht soll vorerst unter uns bleiben und ...« Sie warf einen kurzen Seitenblick auf Aurün, wandte sich jedoch sofort wieder ihrem Vetter zu. »Sag ihm, dass wir seine Hilfe brauchen, nicht nur der Drachen wegen.«

»Ja. Eamon könnte ihm vielleicht helfen. Sie stehen sich nah. Wenn nicht er, wüsste ich nicht, wer sonst.«

»Ich werde Euch begleiten«, sagte Aurün und wagte es, aufzustehen. Sie fühlte sich noch etwas schwach, doch das würde schnell vorbeigehen. »Eamon besitzt den Schlüssel zum Herzen des letzten Drachenkönigs. Ich muss selbst mit ihm sprechen.« Sie sprach die Wahrheit, doch ebenso wusste sie, dass dies nicht der einzige Grund war, Ardemir zu begleiten. So lange hatte sie Eamon nicht mehr gesehen, und doch war kein Tag vergangen, an dem sie nicht an den einstigen König der Dunkelelfen, an Liadans älteren Bruder gedacht hatte. Er hatte sie vom ersten Augenblick an verzaubert. Niemals zuvor war ihr jemand mit reinerem Herzen begegnet, jemand, der so gütig und freundlich war und zugleich mutig und stark. Nach der Wiedervereinigung Elvions war er in die Welt der Menschen gegangen. Er hatte ihre Gefühle niemals erwidert, denn er war genauso wie Nevliin in Vanora verliebt gewesen, doch seither war viel Zeit vergangen. Zeit, die einen Funken Hoffnung in ihr weckte.

»Das ist Eure Entscheidung«, sagte Liadan. »Ihr seid jetzt Königin der Drachenelfen. Ihr solltet Euch ausruhen. Finola wird später noch einmal nach Euch sehen.«

»Ich muss ohnehin zuerst ins Sonnental«, warf Ardemir ein. »Ich will mit Vin sprechen. Falls die Fürsten etwas mit dem Verschwinden der Drachen zu tun haben, kann sie uns vielleicht helfen.«

»Vinae Thesalis«, schnaubte Liadan. »Du warst doch erst vor kurzem bei ihr. Hätte sie nicht längst etwas erwähnen müssen? Drachen können doch nicht so einfach übersehen werden. Sie müssten nach den Angriffen im Sonnental beobachtet worden sein.«

»Thesalis?«, fragte Aurün, die durch den Namen hellhörig geworden war. »Etwa wie Meara Thesalis?«

»Sie ist ihre Tochter«, antwortete Liadan immer noch in verächtlichem Tonfall.

»Ihre Tochter, die nichts mit Meara gemeinsam hat«, stellte Ardemir sofort richtig. »Sie ist auf unserer Seite. Du weißt, dass sie uns schon oft geholfen hat.« Er wandte sich an Aurün. »Sie ist so etwas wie unser eigener kleiner Spion im Sonnental«, erklärte er lächelnd, und dieses Lächeln und die blitzenden Augen verrieten, dass sie für Ardemir weit mehr war als nur ein Spion.

»Ich wusste nicht, dass Meara eine Tochter hat«, sagte sie. »Wer ist der Vater?«

»Das weiß niemand.« Liadan zuckte mit den Schultern. »Vermutlich einer der Fürsten, mit denen Meara so gut steht.«

»Nein.« Ardemir verschränkte seine Arme vor der Brust. Er war nicht besonders groß für einen Elfen, selbst Liadan überragte ihn, und doch bot er einen respekteinflößenden Anblick mit der breiten Brust eines Schützen, dem Bogen und den gefiederten Enden der Pfeile, die hinter seiner Schulter emporragten. »Keiner der beiden Fürsten ist der Vater.«

Liadan wandte sich ganz ihrem Vetter zu. »Es ist allgemein bekannt, dass Fürst Daeron ihr sehr zugetan ist. Vielleicht weil sie seine Tochter ist.«

Ardemirs Ausdruck verfinsterte sich. »Daeron ist ihr auf andere Weise zugetan«, knurrte er. »Er hätte sie gern zur Frau.«

»Ein weiterer Grund, ihr nicht zu vertrauen. Eine Verbindung des Fürsten mit einer Thesalis ist gefährlicher, als wir es uns vorstellen mögen. Vielleicht haben wir hier die Antwort auf all unsere Fragen.«

»Vin ist dir treu ergeben, Liadan. Sie verdient es nicht, dass du so über sie sprichst. Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Opfer sie für dich bringt? Du solltest dankbarer sein.«

Liadan hob eine Augenbraue, sie lächelte und sah zu Aurün, die ebenfalls angesichts von Ardemirs Wut schmunzeln musste.

»Was gibt es da zu lachen?«, schnaubte Ardemir und fuhr zu Aurün herum, die sich ein Kichern nicht mehr verkneifen konnte. Zumindest etwas Gutes war in dieser dunklen Zeit geblieben. Dies war die wunderbare Eigenschaft der Liebe. Sie blühte selbst, wenn um sie herum alles von Tod bedroht wurde.

»Ihr und diese Thesalis«, fragte Aurün schließlich, »ihr beide seid ... ein Liebespaar?«

Ardemir riss seine Augen auf. »Wir sind Freunde, mehr nicht.« Er sah zwischen den beiden grinsenden Elfen hin und her. »Natürlich habe ich sie gern, als Freund.«

»Natürlich.« Liadan warf Aurün einen vielsagenden Blick zu, der ihr zeigte, dass auch sie schon länger anderer Ansicht war.

»Gibt es nicht Wichtigeres, worüber wir uns Gedanken machen sollten?«

»Gibt es.« Liadan winkte einem der Wachen. »Fürst Nevliin soll zu mir kommen«, sagte sie und wandte sich wieder ihrem Vetter zu. »Er wird mit dir in die Menschenwelt gehen. Er muss von hier weg, zumindest für eine Weile.«

»Das wird ihm nicht gefallen.«

Die roten Striemen zogen von den Handinnenflächen hinauf bis zu den Ellbogen. Die Fingerkuppen hatten sich bereits schwarz verfärbt. Selbst das Weiß der Augen war mit blutroten Äderchen durchsetzt.

»Wird sie wieder gesund?«

Vinae blickte auf. Der Anblick der besorgten Mutter war beinahe schlimmer als jener des zitternden Mädchens. »Die Tinktur wird ihr helfen«, sagte sie. »Aber sie darf nicht mehr zurück auf die Felder.«

»Das ist nicht möglich, wie Ihr wisst.« Die Elfe nahm die Hand ihrer Tochter und kniete neben ihr nieder. »Fürst Daeron würde die gesamte Familie bestrafen. Es sind nur ein paar Monate. Sie wird die Ernte doch überstehen?«

Vinae betrachtete das Fläschchen in ihrer Hand. Es war beinahe alles aufgebraucht. Sie wusste nicht, ob es ihr noch einmal gelingen würde, Gegengift zu stehlen. Es waren noch so viele andere zu behandeln, und die Ernte hatte gerade erst begonnen. Das Gift war zu aggressiv, fraß sich selbst durch die Handschuhe. Dieses Jahr würde es noch mehr Tote geben. Den Winter über hatte es kaum geregnet, und die Sonne war zu stark. Für den Fürsten Daeron durchaus günstige Wetterverhältnisse, aber für die Elfen, die das hochkonzentrierte Gift aus der Artiluspflanze pressen mussten, ein Todesurteil. Der Regen hätte der Substanz zumindest einen Teil der Stärke genommen.

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