Das Erbe Teil III - Wolfgang Ziegler - E-Book

Das Erbe Teil III E-Book

Wolfgang Ziegler

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Beschreibung

Auch im dritten und letzten Teil von "Das Erbe" gibt es nochmals viele Wendungen so aufregender wie fantastischer Geschehnisse. Eine zutiefst tragisch verlaufende Erkundung einer alten deutschen Mondbasis und weitere schreckliche Ereignisse in irdischen Untergrundanlagen und Höhlen führen so dem Ende entgegen, wobei die Handlung aber auch freudige Begebenheiten hat. Der dann fulminante Schluß läßt beim Leser wohl auch keine Frage mehr offen und rückt dabei den mächtigsten deutschen Sagenberg in den Mittelpunkt, denn eine uralte Legende - geprägt von Isais-Worten - findet dort ihre fantastische Offenbarung. Ein packender Roman in Teilen über das Geheimnis der deutschen Flugscheiben. Wo die Grenzen des rational Vorstellbaren erreicht sind oder gar überschritten werden, kann allein die Fantasie Lücken schließen. Wer sich je mit dem Thema deutsche Flugscheiben auseinandergesetzt hat, weiß dies sehr gut. Und er wird verstehen, dass die Form des Romans die einzige ist, die allen Facetten dieses Themas gerecht werden kann - frei von unhaltbaren Behauptungen, aber auch frei von Einengung. Wer diesem Gedankengang folgen kann, sollte "Das Erbe" lesen.

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Seitenzahl: 180

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Das Erbe

Wolfgang Ziegler

Das Erbe

Teil III

Die Erfüllung

Impressum

© 2014 Wolfgang Ziegler

Covergestaltung: Wolfgang Ziegler

Digitalisierung: Wolfgang Ziegler

Wolfgang Ziegler

Selbstverlag

55566 Bad Sobernheim

[email protected]

Vorbehaltserklärung

Diese Publikation ist dazu bestimmt, Informationen bezüglich der in ihr dargestellten Themen zu vermitteln. Der Zweck dieser Publikation liegt ferner darin, zu informieren und zu unterhalten. Weder Autor noch Herausgeber sind schadensersatzpflichtig oder verantwortlich irgendeiner Person, Institution oder Wesenheit gegenüber im Falle eines Verlustes, Schadens oder anderen Nachteiles, der direkt oder indirekt durch die in dem vorliegenden Werk publizierten Inhalte verursacht worden sein könnte.  Dies ist ein Roman. Alle Orte, Handlungen und Personen sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

Der Verfasser

Rückblende: Mai 1945

Eulengebirge

Als auf der zerstörten Welt oben fast alles zu Ende und nichts mehr zu retten war, gingen sie in die geheime Untergrundanlage. Truppführer, Standartenführer Steigmann, hatte die ausgewählten Männer schon seit Monaten bei sich. Sie operierten auch nur noch in der Nähe des Zugangs zu dem speziellen Untergrundsystem, von dem im ganzen Reich nicht einmal eine Handvoll Menschen wußte. Sie durften kein Risiko mehr eingehen. Ihre Befehle kamen von allerhöchster Stelle, wenn auch diese Kommandoebene offiziell nie existiert hatte.  

Tief im Inneren der Gebirgskette legten sich die verbliebenen Männer des Trupps erschöpft in ihre Schlaftruhen. Zuvor hatte es noch einen kleinen Appell gegeben, eine letzte gemeinsame Besprechung und ein letztes gemeinsames Mahl.

„Und denkt dran, Kerls, ihr gehört nun zum ‚letzten Bataillon’“, hatte Steigmann an seine Männer nochmals aufmunternd appelliert, was diese gar aber nicht lustig fanden und auch keinen Hehl daraus machten. Der Arzt, der bei ihnen war, untersuchte sie kurz, dann ging es von den Duschen aus direkt in den Raum, der ihnen allen eigentlich schon immer unheimlich erschien und bis dahin stets gemieden wurde. Und in weiteren angrenzenden kühlen, dämmrigen Felsgewölben stand die Technik, die für den Fall ihrer Wiederkehr konstruiert und bereitgestellt worden war. Auch sie sollte ihnen dann Kampfkraft und Stärke verleihen, wenn sie einst, so jedenfalls die trotzige Absicht, auf dem Planeten erneut erscheinen würden. Schon vor Stunden hatten starke Hydraulikanlagen im Berg die tonnenschweren Stahlschotte herabgesenkt. Sie waren nun speziell gesichert und unverrückbar fest und hermetisch verschlossen. Zudem verschüttete eine Automatik die Außenzugänge mittels einer gezielten Sprengung unauffindbar. Nur durch zwei raffiniert getarnte Schleusensysteme würde die nun für lange Zeiten eingeschlossene Mannschaft jemals wieder an die Erdoberfläche gelangen können. Eines war die Personenschleuse, durch die sie in die Anlage gelangten. Die andere stellte den breiteren Zugang dar, durch welchen man vor Monaten die Technik eingelagert hatte und über den sie einmal auch wieder nach draußen gebracht werden sollte.

Standartenführer Steigmann überprüfte mittels der getarnten Außenkamera nochmals die gelungene Versprengung am Berghang. Die schwache, aber gezielte Ladung hatte hier alles verschwinden lassen, was auch nur den Hauch eines Hinweises auf den Zugang in den Berg gegeben hätte. Jetzt bedeckte eine viele Meter dicke Schutthalde zusätzlich den ohnehin perfekt verborgenen Personen- und Fahrzeugeingang. Der einsame Gebirgshang, auf den die kleine Kamera von einer weit oben liegenden Felsennase herabschaute, lag völlig wild und scheinbar wieder jungfräulich da. Die Kamera selbst war in nur von Bergsteigern erreichbaren Höhen installiert. Die aber hatten noch niemals Interesse an der einsamen und unbedeutenden Bergregion gehabt. Und nichts, aber auch rein gar nichts wies hier auf Menschenwerk hin, stellte Steigmann zufrieden fest. Dann schaute er noch nach den Einstellungen der einzelnen Container in den Tunneln, bevor er sich selbst als Letzter in eines der dämmrig-leuchtenden Behältnisse am Ende der langen Reihe seiner Gefährten legte und den halbdurchsichtigen Panzerglasdeckel über sich schloß. Zuvor war er aber nachdenklich noch einmal die lange Reihe der auf flachen Podesten stehenden sarkophagähnlichen Gebilde abgegangen, aus denen ihn die schon blasseren, doch nun entspannt wirkenden Gesichter der darin ruhenden Männer anschauten. Ihre geschlossenen Augen würden sich erst wieder in einer unbekannten Zukunft öffnen - dies hoffte er zumindest. Sorgsam setzte er sich die Kanülen und schaltete die Beleuchtung herunter. Bald sank auch er in den künstlichen Dämmerschlaf, der wenige Stunden später den Körper in einen dem Tode sehr nahen Zustand bringen würde. Aber nur so waren die kommenden Zeiten zu überdauern, um vielleicht doch noch einmal eine letzte Mission erfüllen zu können. Während seine Männer wahrscheinlich sehr, sehr lange schlafen würden, hatte er die automatische Weckfunktion für sich auf einen früheren Zeitraum fixiert. Zumindest zur Jahrtausendwende wollte er einmal schauen, was sich auf der Welt da oben getan hätte.

Wispernd nahmen die komplizierten Automaten ihre Arbeit auf. In den nun nachtschwarzen und menschenleeren Hallen und Tunnels knisterte nur noch der Strom in den Leitungen, klickten leise Überwachungsrelais, und in der allertiefsten Felsengrotte des Bergmassivs arbeitete schwach brummend ein mächtiger Meiler, während auf der fernen Erdoberfläche die Zeiten nun Richtung einer unbekannte Zukunft dahingingen.

New York, März 19..

Oliver Goldberg saß in seinem Büro im obersten Stock eines sogenannten Wolkenkratzers. Durch die breite Glasfront der getönten Fenster fiel der Blick auf die graue, vernebelte City von New Yorks Häusermeer. Nur weit draußen hinter dem Dunst zeigte sich ein Zipfel blauer See. Goldberg machte eine verbissene Miene. Ungute Nachrichten hatten ihn abermals erreicht. Der Spuk war offensichtlich noch immer nicht beendet. Die Prophezeiungen seines verstorbenen Vaters schienen immer deutlicher Gestalt anzunehmen. Die Macht war gefährdet. Hintergründig, aber dafür um so bedrohlicher. Was nutzte es, wenn er einem Trust von Banken vorstand, die maßgeblichsten Einfluß auf die amerikanische Wirtschaft und selbst Weltpolitik nahmen. Dies, was sich nun hinter den dunklen Kulissen zusammenbraute, ließ ihm einfach einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. Das nutzten selbst ungezählte Milliarden Dollar nichts. Die Gefahr war unberechenbar, derzeit nicht zu lokalisieren und offensichtlich auch mit allem Geld und materiellen Werten dieser Welt nicht abzuwenden. Goldberg fluchte leise vor sich hin und schlug mit der Faust auf die polierte Mahagonioberfläche seines riesigen Schreibtisches. Der geheime Regierungsagent, der ihn eben aufgesucht hatte, sprach ihm gegenüber so deutliche wie erschreckende Worte. Und die Botschaft, die er überbrachte, war einfach schrecklich und unfaßbar. Auf seinem Tisch lag jetzt auch der dicke Stapel großformatiger NASA-Fotos und eine CD mit den Videoaufzeichnungen, die man ihm ebenfalls geliefert hatte. Goldberg konnte sich noch immer nicht des Eindrucks erwehren, auf dem schmalen Gesicht des Agenten so etwas wie ein kurzes, hämisches Grinsen gesehen zu haben, als dieser den großen Büroraum wieder verließ.

Böse vor sich hin grummelnd zerrte Goldberg erneut die Bilder mit seinen kurzen, fetten Fingern auseinander und betrachtete einzelne nochmals. Das Ergebnis seiner Untersuchung blieb unverändert; schließlich konnte er sich noch auf seine Augen verlassen. Was er sah, war niederschmetternd und zugleich überaus beängstigend. Diese verdammte alte deutsche Flugscheibe war da! Und sie schien ihn von dem Hochglanzpapier regelrecht höhnisch anzugrinsen. Zwar war es wohl kein neues Modell, über die man auch schon spekulierte, ihre Oberfläche sah zerzaust und vom rötlichen Dünensand teilweise schon recht mitgenommen aus. Aber in dem lag sie ja nun schon weit über 75 Jahre halb begraben! Doch selbst der rauhe Marssand hatte ihr offenbar nicht viel anhaben können. Noch schlimmer waren die Bilder, die im Inneren einer zerfallenen, pyramidenähnlichen Anlage aufgenommen wurden. Auf diesen war die eigentliche Schreckensbotschaft enthalten. In glasähnlichen, sarkophagartigen Truhen ruhten dort ganze Reihen toter deutscher Soldaten. Nur ein unvorhersehbares Oberflächenbeben hatte wohl die so ungewöhnliche wie phantastische Überlebensanlage außer Betrieb gesetzt. Davon sprachen zumindest relativ junge Risse und herabgestürzte Werksteine in den zerklüfteten Außenmauern des schier unendlich alten Marsbauwerkes. Auch die der Pyramide benachbarte Felsformationen und andere geheimnisvolle Ruinen zeigten offenbar frischere Spuren bodenbewegender Kräfte.

Das NASA-Kommando hatte noch versucht tiefer in die Anlage einzudringen, war aber an mächtigen Stahlschotten gescheitert. Sie zu öffnen hätte es so gewaltiger Sprengladungen bedurft, daß von dem gesamten Bauwerk wohl nichts übriggeblieben wäre. Das Desaster brach über die NASA-Landetruppe dann unverhofft herein. Ihr unbefugtes und rücksichtsloses Eindringen in die Pyramidenkammer setzte dann auch rasch eine Art Schutzmechanismus in Aktion. Automatische Waffensysteme, die geschickt verborgen viele Jahrzehnte geschlummert hatten, hämmerten übergroße Projektile durch den gesamten Raum. Die Feuerdichte war so groß, daß keiner ungetroffen blieb. Alle, die in das Bauwerk eingedrungen waren, leisteten bald darauf den toten Deutschen bald makabre Gesellschaft. Blutig und in zerfetzten Raumanzügen lagen die Leichen der Eroberer schließlich auf den uralten steinernen Bodenplatten verstreut. Zersplittertes Helmglas glitzerte auf den rauhen Steinen, und ihre Waffen waren weit verstreut, aus denen sie auch nicht mehr einen Schuß hatten abfeuern können. Die Salven fielen, bis sich nichts mehr bewegte. Nur das Blut der getöteten Astronauten rann aus den zerfetzten Schutzanzügen lautlos in die staubigen Bodenfugen.

Der Lander startete kurz nach dem Unheil mit der in ihm verbliebenen Notbesatzung zurück in den Marsorbit. Die Mission hatte nur wenige Stunden gewährt. Eigentlich sollte sie zwei Monate dauern. Die phantastisch anmutenden Fotos vor Goldbergs zusammengekniffenen gelblich-trüben Augen sprachen jedoch eine klare, unwiderlegbare Sprache. Dazu kam die Tonaufzeichnung aus der Zentrale des Mutterschiffes. Die Bilder und der Text wurden zur Erde abgesetzt, bevor man den Orbit des Roten Planeten wieder verließ. Die Mission war gescheitert. Und zwar gründlich gescheitert.

Goldberg biß sich grimmig auf die Lippen. Das viele, viele Geld nutzlos vertan. Ein Glück, daß dieser Flug streng geheim gewesen und es bis jetzt offenbar auch geblieben war. Doch was hatte da der Bote von der NASA noch durchblicken lassen? Es gäbe inzwischen Vermutungen von Fachleuten, wonach solche Anlagen, wie man sie selbst auf dem Mars fand, sicherlich auch auf der Erde angelegt worden sein sollen!

Der kleine Mann mit den immer strähnigen grauen Haaren auf dem kleinen Kopf runzelte hinter seinem übergroßen Schreibtisch weiter die Stirn und überlegte angestrengt. Bis jetzt konnte er fast alles und fast jeden auf dieser verfluchten, aber ihm und seinesgleichen hörigen Welt kaufen. Aber eben nur fast alles. Und nun hatte er ein Problem. Es war ein schwerwiegendes Problem, da es sich nicht einfach mit dem Hinschmeißen von Dollars lösen ließ. Auch nackte Gewalt war hier nicht so einfach anzuwenden. Mit Grauen dachte er allein an die zwar schon lange zurückliegende, nichtsdestotrotz verheerend geendete Mission des damaligen General E. Byrd damals in der Antarktis. Eine weitere solche und wahrscheinlich viel verheerendere Schlappe mußte man sich auf der Erde unter allen Umständen ersparen. Goldberg dämmerte es allmählich, daß sich hier ein Problem auftat, das bis an die Grundsubstanz des herrschenden Systems gehen konnte. Die in jahrhundertelanger, mühevoller Arbeit errichtete Welt- und Werteordnung des Geldes könnte mächtig ins Wanken geraten, wenn die für ihn so gefährlichen Mächte unbehelligt und am Ende noch völlig überraschend aus ihren Verstecken kommen sollten, die ja sonstwo liegen konnten.

„Sie sind noch immer wie die Vampire“, zischte der Mann bösartig vor sich hin. „Aber ich werde den Pfahl schnitzen, mit dem ich das Herz der Brut treffe.“ Woher der Pfahl aber genommen werden sollte und wo die Brut überhaupt auf Erden, oder gar noch ganz anderswo, zu finden sei, darüber herrschte bei Goldberg ärgste Verlegenheit. Der so verhinderte Pfähler drückte die Rufanlage und verlangte in ungehaltenem Ton nach seinem Sekretär.

„Wilkens“, blaffte er den kurz darauf geduckt eintretenden Mann im mausgrauen Anzug an. „Sie werden sofort, aber wirklich sofort Mr. Howard von der NASA Bescheid sagen. Ich will ihn spätestens am Abend hier haben. Verstanden?“

„Ja, aber Ihre Termine, Mr. Goldberg. Sie sollten heute 18 Uhr ...“

„Hören Sie auf“, brüllte Goldberg. „Machen Sie, was ich Ihnen sagte, telefonieren Sie alles andere ab, aber sofort!“

„Wie Sie wünschen, Mr. Goldberg.“ Ähnlich einem Lakai dienerte der Sekretär und verließ wieder fluchtartig das mondäne Büro seines aufgebrachten Chefes.

„Der Alte hat wieder mal eine Stinklaune“, sagte er mißmutig zu einem Leibwächter, der sich gerade im Vorzimmer einen Kaffee aus der Maschine holte. „Jetzt soll ich auch noch den Oberindianer der NASA auf die Schnelle herbeizaubern. Goldberg denkt wohl wirklich, alle wären ganz heiß darauf bei ihm anzutanzen. Wenn der NASA-Boß mal bloß nicht gerade auf ‘ner Umlaufbahn ist“, versuchte Wilkens mühsam zu scherzen. Goldbergs unförmiger Gorilla grinste nur.

„Hast‘ auch keinen leichten Job bei dem Alten. Beneide dich nicht darum. Da halte ich doch lieber ab und zu meine Rübe hin und streiche sonst fein die Kohle ein.“

„Ja, Vinzent, da liegst du wohl richtig“, seufzte Wilkens, griff zum Telefon und machte sich daran, den eben erhaltenen Auftrag zu realisieren.

„Wilkens!“ dröhnte es da schon wieder aus der Wechselsprechanlage.

„Ja, Sir.“

„Und schaffen Sie mir noch schnell irgend so einen Militärhistoriker herbei. Sie wissen schon, diese gelehrten Typen, die sich mit altem Militärkram auskennen.“

„Ja, Sir“, antwortete er nur und nahm ergeben auch noch diesen überraschenden Einfall seines Chefs entgegen. Widerspruch oder Rückfragen waren sowieso sinnlos.

Der Leibwächter verließ schleunigst wieder das Vorzimmer Goldbergs. Hier herrschte ihm zu viel Hektik. Unterdessen ließ Wilkens die Telefone nicht zur Ruhe kommen. Bei der NASA hatte er Glück. Über die Geheimnummer erreichte er den Chef am Funktelefon und konnte ihm die Botschaft Goldbergs unmittelbar mitteilen. Die unflätigen Flüche am anderen Ende nahm er mit einem schadenfrohen Grinsen und sehr gelassen hin.

„Also, wir erwarten Sie gegen 18 Uhr. Besser, Sir, Sie verspäten sich nicht zu sehr - by.“

Schwieriger war es da schon, einen der von Goldberg verlangten Militärhistoriker auf die Schnelle zu erreichen. Er versuchte es in mehreren entsprechenden Institutionen New Yorks, hatte aber zu dieser Zeit kein Glück mehr. Da mußte Washington rann. Auch hier benutzte er schließlich eine Geheimnummer, die ihn dann mit dem Chef des Militärarchivs verband. Und auch hier wirkte der Anruf vom Büro Goldberg Wunder. Eilfertig erklärte der Mann am anderen Ende der Leitung, alles zu tun, um schnellstens einen kompetenten Fachmann nach New York zu schicken.

„Unsere Flugbereitschaft wird den Mann sofort in Washington abholen. Hauptsache, er ist schnell verfügbar“, machte der Sekretär nochmals die Dringlichkeit des Anliegens deutlich. Dann drückte er die Wechselsprechanlage zu seinem Chef.

„Sir?  Ich habe alles in die Wege geleitet. Der NASA-Chef trifft gegen 18 Uhr ein. Der war allerdings nicht sehr begeistert. Hatte wohl anderes vor. Einen Militärhistoriker bekommen wir von Washington eingeflogen. Man kümmert sich derzeit darum.“

„O.k., Wilkens, gehen Sie jetzt mal einen Kaffee trinken. Ich komme hier schon klar“, dröhnte es überraschend leutselig aus dem Lautsprecher zurück. Verwundert machte sich Wilkens auf den Weg in das firmeneigene, Tag und Nacht geöffnete Bistro im Dachgeschoß des Gebäudes. „Das hörte sich ja nun trotzdem alles nach Nachtschicht an“, grummelte er dabei mißmutig vor sich hin.

Es war schon später Abend, die Skyline von New York strahlte in allen Farben tausender Neonreklamen, als am nachtdunklen Himmel die Positionslichter eines heranfliegenden Hubschraubers auftauchten. Wie ein riesiges urzeitliches Insekt zog das Fluggerät über das Meer von Häusern hinweg und näherte sich vorsichtig der runden Landeplattform des Hochhauses, in dessen obersten Etagen seine Ankunft schon dringend erwartet wurde. Als die Rotorblätter zum Stillstand gekommen waren, sprang der Pilot heraus und riß eilig die Tür zur hinteren Kabine auf. In der Türöffnung erschien ein großer, dunkelhaariger Mann, der einen maßgeschneiderten dunklen Anzug trug und in seiner rechten Hand einen Aktenkoffer hielt. Seine winkligen Gesichtszüge schauten verkniffen in das blendende Licht der Landeplattform.

„Verdammt, welche Teufelei hat sich dieser Alte jetzt nur wieder ausgedacht“, entfuhr es ihm noch, während er an dem Piloten vorbeieilte. Goldbergs Sekretär erwartete ihn schon geraume Zeit auf der Plattform. Fröstelnd zog er die Schultern zusammen. Mit langsamen Schritten ging er dem Ankömmling entgegen. „Hello, Mr. Schwarz“, begrüßte er ihn lässig. Der NASA-Chef wollte sich zuerst über diese Art mit seiner Person zu verfahren empören, besann sich dann jedoch eines Besseren. Immerhin handelte es sich hier um die wohl mächtigsten Leute Amerikas, wenn nicht gar der ganzen Welt. Da hatte auch er sich zu fügen, so schwer ihm dies auch fiel. Die Begrüßung mit Wilkens fiel knapp und kühl aus. Rasch verließen die beiden Männer den Landeplatz und fuhren in einem Expreßlift einige Etagen in das Gebäude hinab. Wenige Minuten später stand Schwarz vor der Tür des Allerheiligsten. Wilkens riß sie mit einer beflissenen Handbewegung auf und schob den NASA-Chef  einfach hinein. Dieser hatte kaum Zeit, sich über die erneute Mißachtung gegenüber seiner Person zu erbosen. In dem riesigen luxuriösen Büroraum thronte Goldberg hinter dem mächtigen Schreibtisch und begrüßte ihn mit krächzender Stimme. „Nehmen Sie Platz, Mr. Schwarz. Sehen sie es mir nach, daß ich zu so ungewöhnlicher Stunde ihre Hilfe dringend in Anspruch nehme. Es sind wirklich außergewöhnliche Umstände, die mich dazu zwingen. Kurz und bündig, es geht um die so tragisch gescheiterte Mars-Mission, in die ich ja letztendlich meine guten Dollars investiert hatte.“ Schwarz saß auf dem Besuchersessel, hielt noch immer den Aktenkoffer krampfhaft fest und versuchte mühsam, seinen Gesichtsausdruck zu beherrschen. Er kochte innerlich vor Wut. „Und wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Goldberg?“

„Wie Sie mir helfen können, Mr. Schwarz“, ließ sich Goldberg mit lauerndem Unterton in der Stimme vernehmen. „Eigentlich habe ich ja nur eine ganz kleine bescheidene Frage an euch Weltraumexperten.“

Seine Stimme wurde immer drohender. Schwarz begann es, trotz der angenehmen Wärme im Raum, deutlich zu frösteln.

„Wie, in Teufels Namen, ist es zu diesem Desaster auf dem Mars gekommen? Und was bedeutet dieses unselige Gebilde hier?“

Mit diesen Worten knallte er die großformatigen Fotos Schwarz direkt vor die Nase. Sein kleiner fetter Zeigefinger stieß wie ein Adler auf das oberste Bild, als wollte er es durchbohren. „Was ist das hier, Mr. Schwarz? Was ist das?“ Der Finger klebte jetzt förmlich auf dem Foto, das die vor der marsianischen Pyramidenruine liegende Flugscheibe zeigte. Schwarz wurde puterrot im Gesicht. Natürlich war er über den ganzen Vorgang genauestens informiert.

„Es ist einer der verdammten deutschen Flugkreisel, die wohl noch aus dem Weltkrieg stammen“, antwortete er mit verbissener Mine. „Wir wußten von deren Existenz. Doch daß die mit den Dingern tatsächlich bis zum Mars gekommen sind, war auch für uns eine Überraschung. Mit solchen Dingern haben sie wohl damals ihre ‚Schläfer‘ auf den roten Planeten gebracht.“

„Und was sie da ‚Schläfer’ nennen, hat wohl den Untergang der ganzen Mission verursacht“, kreischte jetzt Goldberg. „Glauben Sie, ich wäre ein solcher Idiot und wüßte nicht ebenfalls um diese Dinge. Wieso haben Sie keine wirksamen Sicherheitsmaßnahmen getroffen, frage ich Sie.“

Schwarz‘ Gegenüber plusterte sich förmlich hinter dem riesigen Schreibtisch auf.

„Wir haben mit keinem Gedanken damit gerechnet, daß in dem schier ururalten Bauwerk überhaupt jemand sei. Unsere Leute wollten ja auch nur einen ersten Blick hinein werfen, als es schon geschah.“ Der NASA-Chef schaute Goldberg unwillig an. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren.

„Und wie stellen Sie sich jetzt alles Weitere vor?“ fragte er in immer noch aggressiver Stimmung. „Soll jetzt alles einfach so bleiben? Soll weiter der Sand über das verfluchte Flugscheibenwrack wehen, als sei nichts gewesen?“

„Wir könnten eine Rakete mit einem kleinen Nuklearsprengkopf dahin schicken“, murmelte Schwarz. „Die Pläne sind fertig“.

„Ha, wieder einmal eine in Marsnähe verschollene Sonde der NASA, was?“ Der kleine Mann hinter dem pompösen Schreibtisch rieb sich ärgerlich die Hände. „Und was haben wir davon?“

„Zumindest hätten wir dann endgültig Ruhe da oben.“

„Bekommt die Kernexplosion denn nicht alle Welt mit. Ich meine die Teleskope der Satelliten und ähnlicher Kram auf der Erde.“

„Es würde eine kleine Ladung sein, die nur die Ruinen völlig vernichtet und natürlich das Flugobjekt der alten Deutschen.“

„Das könnte euch so passen“, erboste sich Goldberg erneut. „Ich will, daß dieses Ding untersucht wird! Wo haben wir sonst Gelegenheit, diese verdammte Technik noch vorzufinden? Die geheimen Horste dieser Dinger habt ihr ja auch nicht aufspüren können. Ich will nun aber wissen, woran wir damit sind, Mr. Schwarz.“

Neuschwabenland

„Isais“ verhielt sich beim Eintritt in die Erdatmosphäre besser, als wie es ihre zweiköpfige Besatzung vermutet hatte. Die Schwierigkeiten, die es auf dem Flug durch das All gab, schienen sich plötzlich gelegt zu haben. Zuversichtlich schauten die beiden Männer daher nun der Landung entgegen und steuerten die kleine Flugscheibe mit viel Fingerspitzengefühl den Gefilden der Antarktis entgegen. Aus großer Höhe erschien der Kontinent wie eine Symphonie aus blauweißem Eis, durch das an einigen Randbereichen dunkelbraune Bergketten hindurchschimmerten und unter dem glazialen Panzer hervortraten.

Zwar wußten sie vom letzten Kontakt mit „Thor“, daß Strese die Basis unter dem ewigen Eis „geschlossen“ hatte, aber sie hofften dennoch, irgendein Lebenszeichen, irgendeine Hilfe zu finden. Immerhin mußten sie zumindest die Flugscheibe einmal in Ruhe gründlich untersuchen. Außerdem hatten sie keine Lust, noch längere Zeit in ihren engen Wänden zu verbringen. Die Funkanlage war schon lange auf Empfang geschaltet, während sie über Feuerland hinweg südlichen Kurs nahmen und, als sie die kontinentalen Ränder Antarktikas erreicht hatten, hoch über dem Schelfeis nach Osten flogen. Der automatisch generierte Funkruf erreichte sie dann auch, als sie sich Neuschwabenland näherten. Mit klopfendem Herzen hörten sie die Botschaft. Sie erhielten von einer monoton klingenden Stimme Landefreigabe für die Basis. Es wurde jedoch gleichzeitig mitgeteilt, daß sie dort mit einem eingeschränkten Bewegungsspielraum zu rechnen hatten. Näheres würden sie nach der geglückten Landung erfahren.