Das Feuer des Highlanders - Megan MacFadden - E-Book
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Das Feuer des Highlanders E-Book

Megan MacFadden

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Beschreibung

Sein Schicksal liegt in ihrer Hand: Der historische Liebesroman „Das Feuer des Highlanders“ von Megan MacFadden jetzt als eBook bei dotbooks. Mit ihrem Ziehvater zieht die Waise Brianna durch die Lande und unterhält als Bardin das Volk auf den Märkten. Ihre Schönheit gerät der mutigen jungen Frau immer mehr zum Fluch: Als sie sich nur mit knapper Not den Zudringlichkeiten eines Ritters erwehren kann, muss sie fliehen. Allein und schutzlos trifft sie im Wald auf den schwer verletzten Angus. Briannas Mitleid siegt über ihr Misstrauen. Mit ihrer Hilfe wird der Fremde langsam gesund. Obwohl ihr Verstand dagegen ist, merkt Brianna, dass sie sich zu dem wortkargen Krieger hingezogen fühlt. Doch welche Geheimnisse hält der junge Highlander vor ihr verborgen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Das Feuer des Highlanders“ von Megan MacFadden. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 590

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Über dieses Buch:

Mit ihrem Ziehvater zieht die Waise Brianna durch die Lande und unterhält als Bardin das Volk auf den Märkten. Ihre Schönheit gerät der mutigen jungen Frau immer mehr zum Fluch: Als sie sich nur mit knapper Not den Zudringlichkeiten eines Ritters erwehren kann, muss sie fliehen. Allein und schutzlos trifft sie im Wald auf den schwer verletzten Angus. Briannas Mitleid siegt über ihr Misstrauen. Mit ihrer Hilfe wird der Fremde langsam gesund. Obwohl ihr Verstand dagegen ist, merkt Brianna, dass sie sich zu dem wortkargen Krieger hingezogen fühlt. Doch welche Geheimnisse hält der junge Highlander vor ihr verborgen?

Über die Autorin:

Megan MacFadden ist das Pseudonym einer Bestsellerautorin, die vor allem für ihre großen Familiensagas bekannt ist, aber auch historische Liebesromane und erotische Literatur geschrieben hat.

Bei dotbooks erschienen bereits Megan MacFaddens historische Liebesromane »Die Gefangene des Highlanders«, »Die Begierde des Highlanders«, »Die Nonne und der Wikinger« und »Die Sklavin des Wikingers« sowie »In den Fesseln des Wikingers« und »Die Geliebte des Kosacken«, die auch als Sammelband erhältlich sind.

***

eBook-Neuausgabe März 2016

Dieses Buch erschien bereits 2011 unter dem Titel »Herzensstürme« bei Wilhelm Heyne Verlag

Copyright © 2011 by Hilke Müller

Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/OLJStudio

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-576-1

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Megan MacFadden

Das Feuer des Highlanders

Roman

dotbooks.

Teil 1: Die Bardin

Kapitel 1

Ein Dorf bei Nottingham im August 1305

Mit einem bösen Fluch fuhr der Schmied aus dem Schlaf und blinzelte in die dämmrige Werkstatt. Draußen schlug jemand mit der Faust gegen die Tür, dass es dröhnte. Einmal, zweimal …

»Aufwachen, ihr Schlafmützen. Hier ist ein Kunde!«

»Ich komme …«

Die Stimme des Mannes draußen war kräftig und klang, als sei er gewohnt, Befehle zu geben, da hieß es, sich zu sputen, die hohen Herrschaften warteten nicht gern. Der Schmied erhob sich schlaftrunken von seinem Lager und stieß dabei mit dem Kopf gegen einen hölzernen Eimer, den der Geselle, dieser hirnverbrannte Schwachkopf, an einem Wandhaken aufgehängt hatte. Der Eimer fiel polternd zu Boden, drüben auf der anderen Seite der noch glimmenden Feuerstelle regte es sich.

»Was ist?«, murmelte der Geselle, noch halb im Schlummer.

»Du hast wirklich nur Stroh in deinem Schädel«, fluchte der Schmied. »Mach die Tür auf – Kundschaft!«

Der Geselle hustete – die Schmiede war voller Rauch, der auch während der Nacht kaum abzog. Außerdem hatte man bis weit nach Mitternacht am Amboss gestanden, um einen Helm zu fertigen, eine eilige Bestellung.

Zwei donnernde Schläge gegen die Tür machten deutlich, dass der Kunde jetzt ungehalten war, der Schmiedegeselle schob den Riegel auf und verzog sich dann vorsichtshalber auf die Seite. Es gab Herrschaften, die einen von seiner Sorte gleich mit einem saftigen Fußtritt empfingen.

Draußen hatte es das fahle Morgenlicht schwer, durch die grauen Regenwolken zu dringen. Es nieselte, vom Dach der Schmiede rannen dicke Tropfen, die sich im Hof zu Pfützen sammelten. Der Kunde war ein groß gewachsener, sehniger Bursche, der kurze, dunkle Bart ließ nur wenig von seinem Gesicht erkennen, doch er schien noch keine dreißig zu sein. Er führte einen braunen Hengst am Zügel, ein Tier, für das der Schmied gern seine halbe Werkstatt gegeben hätte und den Gesellen als Dreingabe. Ganz offensichtlich fehlte dem Tier vorn rechts das Hufeisen.

»Ihr seid früh unterwegs, Herr«, meinte der Schmied mit untertäniger Freundlichkeit. »Welch ein herrliches Pferd!«

»Mach zu – ich bin in Eile«, knurrte der Mann.

»Gewiss, gewiss.«

Der Geselle bekam jetzt doch seinen Tritt, nicht von dem Kunden, aber von seinem Meister. Natürlich war es seine Schuld, dass das Feuer nahe am Erlöschen war. Während der Meister ein passendes Eisen heraussuchte, schleppte der Geselle Holz herbei und betätigte dann den Blasebalg.

Der Kunde war nicht gerade redselig, er setzte sich auf die Bank, wo er unter dem überhängenden Dach der Schmiede vor dem Nieselregen geschützt war, und sah der Arbeit mit halbgesenkten Lidern zu.

»Wollt Ihr hinüber nach Nottingham?«, fragte der Schmied, als das Eisen schon im Feuer lag.

»Weiter nach Süden runter«, murmelte der Mann. »Nach London.«

Der Geselle schleppte Wasser herbei und warf im Vorübergehen neugierige Blicke auf den Kunden. Der war ohne Zweifel ein Ritter, denn er trug Gürtel und Schwert, dazu Sporen an den Stiefeln. Allerdings hatte er weder Kettenhemd noch Helm, auch sonst keine Wehr am Körper, nur das lange Reiterkleid und hohe Stiefel, die ein verdammt guter Schuster gemacht haben musste, denn sie passten sich genau der Form seiner Waden an.

Die Hammerschläge klangen hell durch die Morgenluft, der Schmied arbeitete mit großer Anstrengung, denn er hatte den Beutel am Gürtel des Kunden gesehen und wusste, dass für gute Arbeit auch gerechter Lohn fällig war.

»Der muss die Nacht durchgeritten sein«, raunte der Geselle seinem Meister zu. »Das Pferd ist todmüde und völlig verdreckt.«

»Was geht’s uns an?«, knurrte der Schmied. »Die Hauptsache ist, dass er zahlt.«

»Er selber ist auch völlig erschöpft – ich glaube, er schläft.«

»Halts Maul und hilf mir, das Eisen anzupassen!«, wies ihn der Meister zurecht.

Tatsächlich hatte der Ritter die Arme vor der Brust verschränkt und den Rücken gegen die Hausmauer gelehnt. Waren seine Augen geschlossen? Es war im schwachen Morgenlicht schwer zu sehen, aber es schien dem Schmied, als seien die Lider noch einen winzigen Spaltbreit geöffnet. Allerdings machte der Mann keine Miene, sein Pferd zu halten, während der Huf mit dem Messer gerichtet wurde, auch als der Schmied das noch warme Eisen zischend und rauchend an den Huf presste, schien der Ritter darauf zu vertrauen, dass sein Tier dabei nicht scheute. Er hatte Recht, das Pferd ließ alles ruhig mit sich geschehen.

Der Schmied hatte ein gutes Augenmaß, er brauchte das Eisen nur wenig nachzurichten, dann konnte es erneut an den Huf gebracht und schließlich genagelt werden.

»Schau dir den Sattel an«, flüsterte der Geselle. »Wenn der nicht in Schottland gemacht worden ist, dann fresse ich drei Hufnägel zum Frühmahl.«

»Was ist dabei? Kann er nicht seinen Sattel kaufen, wo er mag?«

Der Schmiedegeselle zog die Nase hoch und spuckte in weitem Bogen aus.

»Ein dreckiger Schotte ist der. Ein Spion vielleicht sogar.«

»Hast du Flöhe im Hirn, Bursche? Weshalb sollte er dann wohl nach London reiten?«

»Und wenn er gelogen hat? Wieso trägt er einen Bart? Kein Ritter läuft mit einem solchen Vollbart herum, es sei denn, er will sein Gesicht verbergen.«

»Scher dich rein und bring mir zwei andere Hufnägel - diese hier sind zu kurz!«

Der Schmied war selbst schottischer Abstammung, was er jedoch nicht an die große Glocke hängte, denn die Engländer waren auf seine Landsleute schlecht zu sprechen. Doch insgeheim hing er an seiner Heimat – wenn dieser Bursche dort ein Schotte war, wünschte er ihm nur das Beste. Er wurde ungeduldig, wie lange brauchte dieser Esel von Geselle, um zwei passende Nägel zu finden?

Gerade als der Geselle über den Hof stolperte, vernahm man plötzlich Hufschlag. Es waren mehrere Reiter, ein ganzer Trupp, man hörte Sporen klirren, hölzerne Schwertscheiden schleiften gegen eiserne Kettenhemden. Gleich darauf war der Platz vor der Schmiede voller Gewappneter, das Wasser der Pfützen spritzte auf, und der Schmied hatte Mühe, den Hengst zu halten.

»Das ist sein Pferd!«, brüllte ihm jemand in die Ohren. »Wir haben ihn!«

Der Tumult war gewaltig, man packte den Schmiedegesellen, dann auch den Schmied selbst und drohte ihnen, sie auf der Stelle zu erschlagen, wenn sie nicht verrieten, wo der verfluchte Schotte sich verborgen hielt.

»Er saß eben gerade noch auf dieser Bank«, jammerte der Geselle. »Ich habe mir gleich gedacht, dass er ein dreckiger Schotte ist. Schon weil sein Sattel …«

»Schwatz nicht, Bursche! Wo ist er hin?«

Niemand konnte es sagen. Die Ritter durchwühlten die Schmiede, zerbrachen die wenigen Töpfe und Schemel, warfen alle Werkzeuge durcheinander und stocherten sogar in der Asche herum.

»Er wollte nach London«, murmelte der Schmied.

Raues Gelächter antwortete ihm, dann erhielt er einen Stoß und fiel rücklings in eine Pfütze.

»Willst du uns foppen? Dort kommt er gerade her. Er und seine Kumpane haben versucht, den Verräter Braveheart aus dem Kerker zu befreien. Steckst du etwa mit ihm unter einer Decke, Schmied?«

Der Schmied war kein Held und schwor Stein lind Bein, den Ritter noch nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben. Auch der Geselle jammerte, denn man hatte ihn mit Faustschlägen traktiert. Die Ritter spornten ihre Pferde an und ritten davon, schwärmten in kleinen Gruppen aus und durchkämmten die Umgebung nach dem Flüchtling. Der Himmel schien ihr Vorhaben zu unterstützen, denn gerade jetzt verzogen sich die Wolken, und die Morgensonne ließ Wälder und Wiesen in saftigem Grün erstrahlen.

»Hoffentlich kriegen sie das Schwein!«, keuchte der Geselle und rieb sich den schmerzenden Rücken.

Der Schmied starrte in dumpfer Wut auf seine ramponierte Werkstatt, die Kerle hatten auch unter dem Dach gesucht und dort alles durcheinandergeworfen, es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten die Schindeln abgedeckt.

Gleich darauf waren laute Rufe zu hören, Schwerter schlugen aufeinander, Jubel erklang, dann wieder Flüche.

»Wenn er in den Wald läuft, nützen ihnen ihre Pferde gar nichts«, bemerkte der Schmied grimmig. Der Geselle lachte höhnisch auf.

»Das sind an die zwanzig gegen einen!«

Er hatte Recht, die Chancen des Flüchtlings waren sehr gering. Der Schmied dachte kurz nach, dann packte er den Hengst beim Zügel und zog ihn in seinen Stall.

Den Sattel würde er heimlich verschwinden lassen, doch das Pferd war eine Menge wert. Er würde ein Weilchen warten, dann fragte gewiss niemand mehr danach, woher er das Tier hatte.

Und falls der Besitzer tatsächlich irgendwann zurückkehren sollte, konnte er immer noch sagen, er habe es nur für ihn untergestellt und versorgt. Dazu hatte er das Recht – schließlich schuldete der Ritter ihm noch das Geld für das Beschlagen.

Kapitel 2

Northumberland

Brianna nahm weder das beständige Geruckel des Wagens noch das ärgerliche Schnaufen ihres Mitfahrers wahr. Verträumt blinzelte das Mädchen in die Hügellandschaft, die sich jetzt, in der Stunde zwischen Abend und Nacht, in eine geheimnisvoll bläuliche Zauberwelt verwandelte. Zarte Nebel waren aus den Talsenken aufgestiegen, hatten die Konturen der Hügel und kleinen Wäldchen aufgeweicht und schienen blasse Elfen und dunkle Fabelwesen hinter ihren Schleiern zu bergen. In Briannas Kopf klangen sanfte Töne, formten sich zu Melodien, und sie begann leise vor sich hinzusummen, um die neuen Einfälle festzuhalten.

»Glotz nicht in die Gegend - treib die verdammte Mähre an«, knurrte Logan, der neben ihr auf dem Karren saß.

Das Mädchen fuhr erschrocken zusammen, und die schönen Klänge verloren sich. Widerwillig gab sie dem Pferd einen leichten Schlag mit der Gerte, das Tier tat ihr leid, denn es hatte den schweren Karren seit dem Morgen fast ohne Unterbrechung ziehen müssen. Schnaubend hob es den Kopf und legte sich wieder ins Zeug, die hölzernen Räder des Karrens knirschten auf dem steinigen Weg, unter der Wagenplane begannen die Schellen und Glöckchen zu klingeln.

Der Barde Logan war noch lange nicht zufrieden. Ungeduldig riss er Brianna die Gerte aus der Hand und ließ sie zischend auf den Rücken des Pferdes herabsausen.

»Verfluchte Gegend«, schimpfte er und fasste mit einer Hand hinter sich, um den Trinkschlauch hervorzuholen. »Meilenweit kein Dorf, nur Heidekraut und Ginster. Fast schon so wie droben in Schottland, wo sie uns Barden in Haferbrei kochen und zum Frühmahl fressen.«

Brianna sah an ihm vorbei, denn das rote, aufgedunsene Gesicht ihres Gefährten war ihr schon lange zuwider. Der Barde Logan hatte sich ihrer vor Jahren angenommen, als ihre Mutter starb, er hatte sie das Harfenspiel, die Fiedel und die Flöte gelehrt, alle seine Lieder hatte er ihr beigebracht – sie musste ihm dankbar sein. Schon als kleines Mädchen hatte sie auf den Märkten und in den Burgen tanzen müssen, kleine Lieder vortragen, auf der Fiedel spielen. Oft war sie sehr müde gewesen, manchmal auch krank, doch Logan hatte sich wenig daran gestört.

»Stell dich nicht an, du Hurenbalg!«, hatte er sie angebrüllt. »Ein verfluchter Schotte ist dein Vater gewesen und deine Mutter ein Sarazenenweib. Gott wird mich strafen, dass ich eine wie dich durchfüttere, einen solchen Bastard mit schwarzen Teufelsaugen.«

Schon immer hatte der Barde Logan einen Hang zum Schnaps gehabt, doch während der letzten Jahre war er dazu noch fett geworden, das graue Haar hing ihm in dünnen Strähnen herunter, und den stoppeligen Bart scherte er sich nur selten. Brianna wäre gern ein wenig von ihm abgerückt, doch die schmale Sitzbank wurde fast vollständig von Logans breitem Hintern eingenommen, so dass ihr kaum Platz blieb und sie beständig in der Gefahr war, vom Karren zu fallen. In der Ferne war jetzt die kantige Form einer kleinen Burg zu erkennen, ein einsam gelegener Landsitz, der auf einem Hügel thronte und offensichtlich nur aus einem mehrstöckigen, düsteren Wohnturm bestand. Es musste Conworth Castle sein – das Ziel ihrer Fahrt.

»Na endlich«, knurrte Logan, der die Augen gegen die schrägen Strahlen der Abendsonne mit der Hand beschattete. »Ich dachte schon, wir müssten wieder einmal zwischen Wölfen und Gespenstern übernachten. Beweg die Hufe, du lausiger Klepper. Dort drüben wartet ein Bündel Heu auf dich!«

Wieder lachte er, dieses Mal klang es bitter und hämisch. Es war durchaus nicht sicher, dass der Burgherr sie aufnehmen würde, so wie er es noch im vergangenen Jahr getan hatte, denn die hohen Herren waren launisch. Für das Pferd würde es im höchsten Fall ein wenig Spreu, viel eher aber nur leeres Stroh geben. Vielleicht aber auch gar nichts, wenn der Burgherr sie gleich wieder fortjagte.

Obgleich sie noch ein gutes Stück Wegs vor sich hatten, begann Logan schon einmal mit den Vorbereitungen, er reichte Brianna die Zügel und wühlte sein farbenprächtiges, langes Gewand hervor, das an den Schultern mit kleinen Glöckchen geschmückt war. Ächzend entledigte er sich der staubigen Stiefel, um gelbe Beinlinge anzulegen, über die er spitz zulaufende Lederschuhe zog. Logan war eitel, er liebte die feinen Gewänder, die man ihnen häufig nach ihren Auftritten schenkte und die Brianna ihm nach seinen Wünschen ändern musste. Hier ein paar Knöpfe, dort einige Glöckchen, Flicken aus blauer oder roter Seide, die abgeschabte Stellen verbargen, wenn möglich sogar ein Pelzkragen aus Marderfell, der sich weich um sein fettes Doppelkinn schmiegte … Ein Barde musste bunt und auffällig gekleidet sein, das gebot die Zunft. Auch Brianna trug bei ihrem Auftritt ein Obergewand, das aus vielen farbigen Flicken zusammengenäht war, und seit sie weibliche Formen entwickelt hatte, bestand Logan darauf, dass sie es über der Brust schnürte. Einmal, als sie auf einer Burg im Süden des Landes auftraten, hatte er ihr sogar die Spange fortgenommen, die den Halsausschnitt des Kleides zusammenhielt, und sie hatte sich in dieser Nacht im Schafsstall auf der Vorburg verkriechen müssen, um den betrunkenen Rittern zu entkommen.

»Hör zu, Brianna!«, ließ sich Logan jetzt vernehmen, da er angekleidet und geschmückt war. »Lass dir nur nicht einfallen, wieder einmal meine Lieder zu verschandeln! Singe jeden Ton und jedes Wort so, wie ich es dich gelehrt habe.«

Sie schwieg und starrte verbissen auf die dunkle Silhouette der Burg, die nun langsam eine Ummauerung und kleine Gebäude zu Füßen des Wohnturms erkennen ließ. Brianna hatte schon als Kind Melodien erfunden, hatte Logans einfältige Weisen durch ihre Improvisationen ausgeschmückt, oft auch eigene Lieder vorgetragen, für die sie stets viel Beifall erhielt. Doch der alte Barde war eifersüchtig, er wollte nicht zugeben, dass Briannas Weisen so viel kunstvoller waren als seine eigenen.

»Hast du mich verstanden?«, herrschte er sie an und packte sie grob am Arm. »Niemand will diesen Singsang hören, von dem einem die Ohren klingeln. Tanzen sollst du, meine Hübsche. Biegsam in der Körpermitte sein und so hohe Sprünge machen, dass dein Gewand flattert und die Männer etwas zu sehen bekommen. Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern nahm einen weiteren, langen Zug aus seinem Trinkschlauch in der Hoffnung, den Inhalt bald auffüllen zu können. Wenn alles gut lief, würde man vielleicht einige Tage auf der Burg verweilen können, sich satt essen und vor allem das Bier und den Schnaps des Burgherrn kosten. Da würde er schon bei passender Gelegenheit einen kleinen Vorrat abzwacken, ohne dass diese Geizhälse ihn dabei ertappten.

Briannas Herz war schwer, als sie endlich vor dem breiten, eisenbeschlagenen Mauertor anhielten. Immer wieder hatte sie sich gesagt, dass sie Logan Dankbarkeit schuldete und hatte sich ihrer Abneigung gegen den Alten geschämt. Doch seine letzten Worte hatten ihr erneut bestätigt, dass sie für ihn nicht viel mehr war als ein Tanzbär, wie die Bärenführer sie auf den Märkten herumzeigten. Logan befahl, und sie hatte zu gehorchen, er war es, der alle Geschenke an sich nahm, die schönen Dinge verkaufte, die Münzen, die man ihnen auf den Märkten zuwarf, in Schnaps umsetzte, so dass sie oft kaum etwas zu essen hatten. Während sie vor dem Burgtor warteten und Logan mit schmeichelnder Stimme sein Anliegen vortrug, erfasste sie aufs Neue der Widerwillen gegen diesen Menschen, der jetzt ganz schamlos ihre Schönheit anpries, ihr langes blondes Haar, ihren biegsamen Leib, ihre runden, hochsitzenden Brüste. Von ihrer Kunstfertigkeit auf den Instrumenten und den schönen Weisen, die sie erdacht hatte, redete er niemals.

Weshalb bleibe ich bei ihm, dachte Brianna verzweifelt. Allein könnte ich viel mehr verdienen, und ich brauchte mich nicht herumkommandieren zu lassen. Aber es war nicht ungefährlich, allein als Bardin durch das Land zu ziehen, denn die Spielleute waren vogelfrei, jeder Landstreicher konnte ungestraft über eine Bardin herfallen, von den übermütigen Rittern auf den Burgen gar nicht zu reden. Wenn Logan auch ein haltloser Säufer war, so hatte allein seine Gegenwart sie bisher vor solchen Übergriffen beschützt.

Dumpfe Schläge waren zu hören, drinnen im Burghof wurde der schwere Balken gehoben, der das Tor verbarrikadierte, knarrend öffneten sich die Torflügel.

»Na also«, murmelte Logan zufrieden. »Das Schwierigste wäre geschafft. Nimm das Tuch herunter und lass dein langes Haar sehen, meine Hübsche, sie sollen wissen, dass ich nicht zu viel versprochen habe.«

Das erschöpfte Pferdchen stolperte ein paarmal, denn der Innenhof der Burg war mit rauen, unregelmäßigen Steinen gepflastert. Ein Rudel gelbschwarzer Hunde stürzte sich kläffend auf die Neuankömmlinge, aus den niedrigen, strohgedeckten Häuschen liefen Mägde und ein paar schmutzige Kinder herbei und umringten den Karren. Brianna sah an dem viereckigen, gemauerten Wohnturm empor, dessen Fenster schmal wie Schießscharten waren – ganz sicher wurden sie auch von oben her prüfend in Augenschein genommen.

Logan stieg von seinem Sitz herab, bewegte die Schultern, damit die Schellen rasselten, und warf den Mägden grobe Scherzworte zu, die mit lautem Gekreisch und Gelächter beantwortet wurden. Früher war er in den Nächten oft im Gesindehaus oder in einer Scheune verschwunden, manchmal hatte er auch eine der Mägde mit in die Kammer gebracht, in der er mit Brianna nächtigte. Dann hatte sie müde und frierend draußen vor der Tür hocken müssen, bis die Magd sich in den frühen Morgenstunden endlich davonschlich. In den letzten Jahren war Logan jedoch zahm geworden, vielleicht lag es auch daran, dass kaum noch eine Frau Gefallen an ihm fand.

Ein junger rotblonder Ritter erschien jetzt im Hof, scheuchte die Mägde davon und gab mit harter Stimme Befehle. Sein Blick blieb lange an Brianna hängen, er sah zu, wie sie von dem Karren herunterkletterte, und als sich dabei ihr Bein bis zur Wade entblößte, stand die blanke Gier in seinen Augen. Brianna kannte ihn, er hieß Gilbert Arrows, gehörte zu den Getreuen des Burgherrn. Schon im vergangenen Jahr hatte er versucht, ihr im Vorübergehen das Kleid hochzuheben.

»Seid willkommen«, sagte er zu ihr und lächelte anzüglich. »Es tut sich wenig hier auf der Burg, da freut man sich über jede Abwechslung. Vor allem, wenn eine so geschmeidige Tänzerin uns die Ehre ihres Besuchs erweist.«

»Ich danke Euch für den Gruß, Herr, und hoffe, dass Euch unsere Vorführung gefallen wird.«

»Da bin ich ganz sicher, Brianna.«

Er hatte sich sogar ihren Namen gemerkt, als habe er seit dem vergangenen Sommer auf sie gewartet. Brianna gab sein Lächeln zurück, doch sie hütete sich, allzu freundlich zu sein. Man durfte solche Burschen niemals glauben lassen, ihre plumpe Werbung könne Erfolg haben. Doch ebenso wenig durfte man sie allzu schroff abweisen oder sie sogar beleidigen, denn dann rächten sie sich. Es war wie ein Gang über einen schmalen Grat: Ein kleiner Fehler, eine Bewegung der Hand, ein unbedachter Blick, ein winziges Lächeln im falschen Moment konnten üble Folgen haben. Sie konnte es den Männern nicht einmal übelnehmen, denn es gab viele Spielfrauen und Bardinnen, die sich mit ihrem Körper ein hübsches Zubrot verdienten. Brianna jedoch gehörte nicht zu ihnen.

Eine der Mägde führte sie in das Quartier, in dem sie nächtigen durften, es befand sich in einem der niedrigen Nebengebäude und war nichts weiter als eine Remise, in der Kisten, Körbe, leere Fässer und allerlei anderes Zeug herumstanden. Immerhin schleppte ein Knecht zwei gut gefüllte Strohsäcke und einige Decken herbei, und ein kleines Mädel brachte zwei Schalen mit Gerstenbrei, Gemüse und ein großes Stück Haferbrot, dazu einen Krug, der randvoll mit frisch gebrautem Bier war.

Logan begann sogleich auf seine Art »Hof zu halten«, auf einem leeren Fass thronend schwatzte er den Kindern, Knechten und Mägden allerlei Zeug vor, trank das Bier in langen, genüsslichen Zügen und sonnte sich in der Bewunderung der Leute. Brianna war es, die dafür sorgte, dass das Pferd getränkt und gefüttert wurde, der Karren wohlverwahrt in einer Ecke des Burghofs stand und nicht im Wege war. Sie trug ihre Habseligkeiten und vor allem die Instrumente ins Quartier und prüfte sorgfältig, ob auf der Reise nichts an ihnen zerbrochen oder zerrissen war.

Als sie endlich mit allem fertig war, hatte ihr Begleiter die beiden Schalen mit Gemüsebrei bereits bis auf einen kleinen Rest geleert und im Bierkrug war kein einziger Tropfen mehr übrig. Der Barde hatte sich auf einen Strohsack fallen lassen und erholte sich schnarchend von der Reise. Brianna hockte sich auf den anderen und kratzte hungrig die Schüsseln leer, dazu trank sie Wasser, das sie sich am Ziehbrunnen holte. Sie hatte nur kurze Zeit auf ihrem Strohsack geschlummert, da ließen kräftige Fäuste die hölzerne Tür in ihren Angeln erzittern.

»Raus mit euch Barden!«, rief eine Männerstimme, die ohne Zweifel einem Knecht gehörte. »Der Herr sitzt mit seinem Gefolge und den Frauen an der Tafel und wartet auf euch. Für Faulenzer gibt’s hier weder Nahrung noch Unterkunft!«

Logan grunzte und erhob sich schwerfällig von seinem Lager, Brianna kämmte sich rasch das seidige blonde Haar und zog dann das bunt gescheckte Obergewand über das leinerne Unterkleid.

»Wir kommen! Melde uns schon einmal an«, rief Logan großspurig. »Wunderbare Geschichten von Helden und fremdländischen Königen, liebliche Weisen von Feen und Elfen werdet ihr zu hören bekommen. Musik auf vielerlei Instrumenten, wie ihr sie noch nie zuvor gehört habt, die schöne Tänzerin Brianna wird euer Auge erfreuen und den Tanzreigen anführen …«

»Schon gut, Alter. Spar dir dein Geschwätz für die Halle auf, ich kann mir den Blödsinn sowieso nicht merken!«

Leise fluchend klopfte sich der Barde den Staub vom bunten Gewand und langte dann durstig nach dem Bierkrug. Als er jedoch bemerkte, dass Brianna ihn inzwischen mit Brunnenwasser gefüllt hatte, spie er die Flüssigkeit auf den Boden und bedachte das Mädchen mit Schimpfworten. Dann endlich band er die Trommeln und die Sackpfeife an seinem Gürtel fest und packte Harfe und Drehleier, während Brianna die Fiedel und mehrere Flöten trug.

Draußen war es jetzt dunkel, nur am Eingang zum Wohnturm leuchtete eine Fackel, an der der Wind so heftig zerrte, dass sie wie ein wild hin- und herspringender rötlicher Feuergnom aussah.

Der Wohnturm war eng, ein dumpfer Geruch schlug ihnen entgegen, menschliche Ausdünstungen mischten sich mit der Feuchtigkeit und dem Schimmel der Wände. Brianna war diese Umgebung seit ihrer Kindheit von vielen Auftritten gewohnt, sie neidete den adeligen Herren weder ihre trutzigen Steinburgen noch die feuchten, engen Gemächer. Auf schmalen Treppen, die in die Mauern hineingeschlagen waren, zwängten sie sich in den ersten Stock hinauf. Vorsicht war geboten, um die Instrumente nicht zu beschädigen. Logan atmete schwer, er war so fett geworden, dass er fast in dem engen Gang stecken blieb.

Die Halle verdiente diesen Namen kaum, denn sie war nur ein rechteckiger Raum, von vier Säulen gestützt, an den Wänden stümperhafte Malereien, hier und da ein gestickter Wandteppich, dessen Farben längst verblasst waren. Stimmengewirr und Gelächter empfing sie, die Tafel bestand aus groben Brettern, die man auf hölzerne Böcke gelegt hatte, ein fleckiges Tischtuch reichte nicht einmal bis ans Ende des Tisches. Logan verbeugte sich tief vor dem Burgherrn und den Frauen, verzog das feiste Gesicht zu einem schmeichlerischen Schmunzeln und bewegte die Schultern, damit die Glöckchen an seinem Gewand klingelten. Auch Brianna begrüßte ihre Gastgeber mit einer Verbeugung, ihre Geste hatte jedoch nichts Untertäniges an sich, sie war stolz auf ihre Kunst und sich ihres Wertes bewusst.

Geduldig blieb sie stehen und wartete ab, bis der Barde seinen Spruch aufgesagt hatte, den sie längst in- und auswendig kannte, denn Logan schwatzte stets das Gleiche daher. Er lobte die Güte und Freigiebigkeit seines Gastgebers, rühmte dessen Tapferkeit und Edelmut, ging dann über zu der Ehefrau und – so vorhanden – den Töchtern, die eine Zierde ihres Geschlechts seien, um dann schließlich auch noch dem Gefolge, das mit am Tisch saß, ein wenig Honig ums Maul zu schmieren. Wenn der Burgherr dann endlich – gelangweilt von so viel Geschwafel – den Befehl gab, mit dem Spiel zu beginnen, suchten sich die Barden ein freies Plätzchen im Raum, um dort unbehelligt von den umherlaufenden Mägden und Knechten ihre Instrumente zu stimmen.

Brianna hatte nur einen kurzen, abschätzenden Blick über die Leute an der Tafel geworfen, dann wusste sie genau, welche Weisen sie spielen und welche sie auf keinen Fall aufführen würde. Nun – hier war alles beim Alten geblieben, kaum neue Gesichter an der Tafel, auch der Burgherr war noch der gleiche, hochnäsigere Gimpel, der er auch im vergangenen Jahr schon gewesen war. Drei Plätze neben ihm saß jetzt der rotblonde Ritter Gilbert, der im letzten Jahr noch weit unten an der Tafel seinen Platz gehabt hatte – ganz offensichtlich hatte er sich inzwischen das Wohlwollen seines Herrn erworben.

Sie begannen mit einigen einfachen Weisen, Brianna spielte die Melodien auf der Flöte, Logan schlug die Glöckchen und Pauken dazu. Die Herrschaften schwatzten unbekümmert weiter, doch Brianna spürte, dass sich die Stimmung in der Halle aufhellte, wie immer, wenn eine liebliche Musik die Gemüter der Menschen berührt. Vorsichtig begann sie die Weisen auszuschmücken, kümmerte sich nicht um Logans finstere Blicke und freute sich stattdessen, dass nun der eine oder andere Zuhörer mitten im Wort innehielt, um den Melodien ihrer Flöte zu lauschen. Als Logan gleich darauf die Drehleier ergriff und eines seiner grobschlächtigen Lieder brummte, verlor sich das Interesse der Zuhörer jedoch rasch wieder.

Bald wurden die Platten und Schüsseln aufgetragen, leckere Düfte verbreiteten sich in der Halle. Brianna, die immer noch sehr hungrig war, lief das Wasser im Mund zusammen. Schmatzen und Schlürfen war zu vernehmen, befriedigtes Rülpsen, hie und da flammte ein kurzer Streit am unteren Ende der Tafel auf, wo die Speisen zuletzt angeboten wurden und man rasch mit dem Messer und der zweizinkigen Gabel bei der Hand sein musste, um noch ein Stück Fleisch oder wenigstens einen Knochen zu ergattern. Jetzt hätten die beiden Barden auch Trompeten oder Posaunen blasen können, die fleißigen Esser hätten sich wenig um sie gekümmert. Erst nach einer guten Weile, als zumindest am oberen Ende der Tafel Sättigung eingetreten war, trug Brianna die ersten Lieder vor.

Es war ein günstiger Augenblick, denn satte Zuhörer sind dem Barden stets gewogen, und Brianna nahm sich die Freiheit, ihre eigenen Weisen vorzutragen. Sollte Logan doch vor Wut zerspringen, die Lieder gefielen, man lächelte ihr zu, die Männer bekamen glänzende Augen, die Frauen mussten hie und da sogar ein Tränchen abwischen. Logan hatte sich zu Anfang verzweifelt bemüht, wenigstens einige langgezogene Töne auf der Sackpfeife zu spielen, doch bald verhedderte er sich dabei, konnte Briannas komplizierten Einfällen nicht mehr folgen, und so gab er es schließlich auf. Missmutig stand er da, von niemandem mehr beachtet, und sein Zorn verdoppelte sich, als Brianna ihre Gesänge nun selbst auf der Fiedel begleitete.

»Tanzen soll sie!«, rief jemand an der Tafel.

Alle fielen in den Ruf ein, den der Ritter Gilbert ausgestoßen hatte. Brianna tat ihnen den Gefallen, nahm eine kleine Schellentrommel und setzte die ersten Tanzschritte. Auch Logan war froh darüber, denn nun würde er seine Kunst auf der Drehleier vorführen können. Briannas Tanz wurde bald schneller, sie bog den Körper, ließ das lange Haar fliegen und wenn sie sprang oder rasche Drehungen vollführte, flatterte ihr weites Gewand, so dass man die zierlichen Schuhe aus Ziegenleder, bald aber auch ihre Waden bis hinauf zu den Knien sah. Sie wagte sich dicht an die Zuschauer heran, hob die Arme und schlug rasselnd die Schellentrommel, fuhr jedoch geschmeidig wieder zurück, wenn einer der Männer versuchte, nach ihr zu greifen.

Wie üblich fuhr der Tanz auch den Zuschauern in die Beine, man zuckte mit den Knien, trommelte mit den Fingern den Takt auf die Holzbretter, am unteren Ende des Tisches klapperten Messer und Zinkengabeln auf die Ränder der irdenen Schüsseln. Lachend bewegte sich Brianna auf den Burgherrn zu, deutete eine Verbeugung an und reichte ihm die Hand, und als er ihr willig folgte, erhoben sich auch die anderen, um unter Briannas Anleitung den Reigen zu tanzen. Da niemand an der Tafel nüchtern geblieben war, gab es viel Geschrei und Gelächter, hier verlor eine Frau ihren Schleier, dort stolperte ein Ritter über einen Schemel, zwei irdene Kannen gingen zu Bruch. Ein kleiner Page geriet zwischen die Tanzenden, verwickelte sich im Gewand einer Dame und hätte die füllige Tänzerin um ein Haar zu Fall gebracht. Auch mussten die Mägde Kerzen und Laternen gut behüten, damit kein Brand entstand, und nach dem Reigen schleppten Knechte viele Kannen mit Bier, Wein und Wasser herbei, um den Durst der Tänzer zu löschen.

Erst weit nach Mitternacht endete das Vergnügen. Die Herrschaften begaben sich zur Ruhe, der Burgherr und seine Familie stiegen nach oben, wo sich ihre Gemächer befanden, andere suchten sich ihre Schlafplätze in den unteren Räumen, wo die Wächter und einfachen Kämpfer schliefen, einige Männer legten sich jedoch einfach auf einer der steinernen Sitzbänke in der Halle aufs Ohr. Während die Dienerschaft die leeren Schüsseln, Krüge und Teller in Körben verstaute, um sie hinunterzutragen, sammelten die Barden ihre Instrumente ein. Logan sprach kein Wort, doch Brianna wusste, dass er schier platzte vor Zorn und ihr unten ihm Quartier wütende Vorwürfe machen würde. Es war ihr gleich, sie hatte keine Lust mehr, sich von ihm tyrannisieren zu lassen, er sollte endlich einsehen, dass sie es war – und nur sie allein – die den Erfolg garantierte. Ohne sie wäre Logan längst verhungert, man würde ihm höchstens noch auf den Märkten einige Münzen zuwerfen, auf einer Burg konnte er sich nur Schimpf und Schande einhandeln.

Ihre Flöten und die Fiedel im Arm folgte sie ihm die enge Treppe hinab, wo es jetzt, da die Laternen in den Nischen ausgebrannt waren, fast völlig dunkel war.

Logan ging mit schweren Schritten voran, sie hörte ihn schnaufen und dachte schon darüber nach, was sie ihm gleich antworten würde, da spürte sie plötzlich zwei Hände, die sich von hinten fest auf ihre Schultern legten.

»Nicht so eilig, schöne Tänzerin«, murmelte der Ritter Gilbert. »Ich hätte ein Wörtchen mit dir zu reden.«Sie versuchte mit einigen raschen Schritten, seinem Griff zu entgleiten, doch er folgte ihr geschickt und schlang nun sogar den Arm um ihre Mitte.

»Ich bin müde und erschöpft, Herr Gilbert«, sagte sie abweisend. »Wir können uns morgen bei Tageslicht gern unterhalten.«

»Das Tageslicht taugt wenig für die Unterhaltung, die ich im Sinn habe«, gab er flüsternd zurück und umschlang sie nun auch mit dem anderen Arm. Er presste ihren Körper fest an sich, und seine Hände tasteten dabei über den Stoff ihres Kleides.

»Nein«, fauchte sie zornig. »Lasst mich los, ich bin keine, die für solche Unterhaltung zu haben ist!«

Sie beugte sich nach vorn, um seinen Armen zu entkommen, doch sie wollte ihre Instrumente nicht fallen lassen, deshalb konnte sie sich nur mit halber Kraft gegen ihn wehren.

»Logan! Wo bist du?«

Es kam keine Antwort, doch Logan konnte noch längst nicht den Ausgang erreicht haben, wo also blieb er? Verzweifelt kämpfte sie gegen den kräftigen Mann, doch sie hatte kaum Chancen. Die Flöten rollten klappernd über die Stufen, die Fiedel schlug mit einem hellen Summen auf den Stein, und der Ton klang in Briannas Ohren wie ein Schmerzenslaut.

Niemand kam ihr zu Hilfe. Der Ritter Gilbert hielt sie umklammert, lachte vergnügt über ihre zappelnden Versuche, sich zu befreien, und riss ihr gleich darauf mit einem einzigen Ruck das Obergewand über der Brust entzwei. Auch das vorn geschlitzte Hemd schützte sie nicht vor seinen gierigen Fingern, der Stoff glitt auseinander, riss bis zur Leibesmitte hinein, und sie spürte, wie der Mann grob ihre bloßen Brüste fasste.

»Darauf freue ich mich seit einem ganzen Jahr, meine Schöne!«

Sie trat nach ihm, während er versuchte, ihr das Gewand über die Schultern zu ziehen, traf sein Schienbein und hörte ihn unwillig zischen. Gleich darauf bückte er sich seitlich, hob ihre Gewänder und versuchte, die Hand zwischen ihre bloßen Schenkel zu schieben.

»Gleich wirst du sanft werden, meine kleine Stute«, murmelte er dicht an ihrem Ohr. »Du wirst sogar seufzen und stöhnen vor Wonne …«

»Lass mich los, Dreckskerl.«

»Mich anflehen wirst du, dass ich endlich in dich hineinfahre, du süße Hure.«

Er schrie auf, denn sie hatte ihn in die linke Hand gebissen.

»Das wirst du mir büßen.«

Geistesgegenwärtig duckte sie sich, denn er hatte zum Schlag ausgeholt, dennoch kam sie nicht von ihm frei, denn seine Rechte hielt ihr Gewand fest umklammert, sie hätte es sich vom Leibe reißen müssen, um zu entkommen.

»Herr Gilbert«, rief eine Männerstimme von unten herauf. »Es sind Reiter vor dem Tor, ein ganzer Trupp. Ihr Anführer sagt, König Edward habe sie ausgesandt.«

Der liebestolle Gilbert wollte nur ungern von Brianna ablassen, doch als der Torwärter mit einer Laterne in den Treppenaufgang trat, entschloss sich der Ritter, sein Gewand, das er bereits in die Höhe gezogen hatte, wieder über sein prall geschwollenes Glied fallen zu lassen.

»König Edward?«, knurrte er. »Es werden ein paar Narren sein, die sich einen Spaß mit uns machen.«

»Es sind Gepanzerte, Herr. Sie suchen nach einem schottischen Rebellen. Wir müssen den Burgherrn wecken.«

In diesem Augenblick gelang es Brianna, ihrem Peiniger zu entschlüpfen. Ihr Gewand vor der Brust zusammengerafft stürzte sie an dem verblüfften Torwächter vorbei, sprang über die Türschwelle des Wohnturms und rettete sich in die Remise, wo sie mit Logan Quartier bezogen hatte.

Fest warf sie die Tür hinter sich zu, dann lehnte sie sich schwer atmend gegen das Holz und schloss die Augen.

»Wo hast du dich so lange herumgetrieben?«, hörte sie Logans raue Stimme.

Sie blinzelte. Ein kleines Talglicht brannte und verbreitete einen stechenden Geruch, Logans Gesicht war dunkelrot, in seinen Augen stand blanker Hass.

»Wo ist die Fiedel? Die Flöten? Was hast du damit gemacht? He?«

Sie fand nur mühsam Worte, denn der Schrecken saß ihr noch in allen Gliedern.

»Der Ritter … Gilbert … im Treppenaufgang …«

Ein brutaler Schlag traf sie mitten ins Gesicht, er kam so überraschend, dass sie sich nicht einmal bewegte. Logan hatte sie nicht mehr geschlagen, seit sie dreizehn Jahre alt war.

»Verfluchte Hure. Treibt sich mit dem Burschen im Treppenhaus herum und lässt unsere Instrumente dort liegen.«

Eine zweite Ohrfeige zischte durch die Luft, dieses Mal konnte sie rasch das Gesicht abwenden, so dass der Schlag ihr Ohr traf.

Plötzlich stieg eine unbändige Wut in ihr auf. Er hatte ihr nicht geholfen, obgleich er sie gehört haben musste, als sie verzweifelt nach ihm rief. Und jetzt hatte er die Frechheit, sie auch noch zu schlagen.

Wie eine Furie ging sie auf ihn los, zerrte ihn an Haar und Bart, brachte den Überraschten ins Wanken, so dass er auf seinen dicken Hintern plumpste und dumpf mit dem Kopf gegen die Wand prallte. Sie war selbst erschrocken, als er nun bewegungslos am Boden lag und sie mit weiten Augen benommen anstarrte.

»Das wirst du mir büßen!«, sagte er mit schwerer Zunge. »Eine Hexe habe ich mir herangezogen, aber ich werde die Bosheit schon aus dir herausprügeln …«

Draußen im Hof wurde jetzt der schwere Querbalken gehoben, damit man das Tor öffnen konnte. Reiter trabten in den Hof, Rufe wurden laut, Knechte liefen aus den Gebäuden, um den Herren die Steigbügel zu halten.

Brianna handelte aus einem Impuls heraus. Sie raffte ihren Mantel und ein Bündel an sich, zog die Tür der Remise auf und sah vor sich das breite, geöffnete Tor der Burg. Ein runder Mond stand am Himmel und übergoss die Hügel mit weichem, milchigem Licht. Die Freiheit.

Ihr Klepper war an einem niedrigen Schweinegatter angebunden, sie löste den Strick, zog ihn dem Tier durchs Maul und kletterte auf das Gatter, um sich von dort aus leichter auf den bloßen Pferderücken zu schwingen. Während die Wächter schon begonnen hatten, das Tor wieder zu schließen, trieb sie das müde Pferd mit kräftigem Schenkeldruck an und ritt knapp zwischen den Torflügeln hindurch in die Nacht hinaus.

Sollte Logan doch den Karren behalten und alle Instrumente, sie hatte ihre Lieder und Weisen im Kopf, die konnte ihr niemand nehmen, denn sie erschuf sie täglich neu.

Kapitel 3

Der helle Vollmond half ihr nur kurze Zeit den Weg zu finden, dann bezog sich der Himmel wieder, und das Land versank in Dunkelheit. Nur selten schoben sich die Wolken beiseite, dann erschienen die Hügel wie graue Wogen einer unruhigen See, und die verstreut liegenden Wäldchen glichen unförmigen, dunklen Ungeheuern. Eine gute Weile folgte sie dem Fahrweg, doch der müde Klepper stolperte und blieb schließlich dickköpfig stehen.

»Na schön«, knurrte sie und rutschte von seinem Rücken hinab. »Dann eben anders.«

Sie zog ihm den Strick aus dem Maul und band ihn um den Pferdehals, dann lockte sie das Tier, redete ihm gut zu und zog es hinter sich her. Hin und wieder sah sie sich ängstlich um: Ein schwacher, rötlicher Schein lag über der Burg, so dass die eckigen Mauerzinnen noch zu erkennen waren – es brannten Fackeln im Burghof. Doch sie hörte keine Verfolger – weshalb hätte man auch hinter einer Bardin herlaufen sollen, die beschlossen hatte, die Burg bei Nacht und Nebel zu verlassen?

Immer wieder musste sie stehen bleiben und das unwillig schnaubende Tier mit schmeichelnden Worten zum Weitergehen ermutigen. Schließlich hörte sie das Rauschen eines Gewässers, und sie erinnerte sich, dass sie am Nachmittag unweit des Fahrweges einen schmalen Bachlauf gesehen hatte. Sie folgte dem Geräusch, und dieses Mal war ihr Pferd willig. Es fand den Weg zum Wasser sogar sicherer als seine Herrin, denn es war durstig.

Sie ließ das Tier in Ruhe trinken, schöpfte selbst auch von dem klaren Bachwasser und knüpfte hungrig das Bündel auf. Mehr als ein paar harte Brotkanten und eine angebissene Wurst waren nicht zu finden, der Käse und die Äpfel mussten in Logans Bündel sein. Immerhin konnte sie das zerrissene Obergewand ausziehen und dafür ein anderes überstreifen, das ihr allerdings viel zu klein war. Logan hatte es nur deshalb nicht verkauft, weil es zu schäbig war und niemand es hatte haben wollen.

Jetzt sehe ich aus wie eine Landstreicherin, dachte sie verbittert.

Sie schaffte es, das Pferd noch ein kurzes Stück am Bach entlang bis zu einem Wäldchen zu zerren, dann hatte auch sie genug von der nächtlichen Wanderung. Sie band ihrem Reittier die Vorderhufe zusammen, damit es nicht etwa davonlief, dann wickelte sie sich fest in den Mantel, schob das Bündel als Kopfkissen zurecht und legte sich im Schutz der Bäume zum Schlafen nieder. Trotz der Sternchen und Baumwurzeln, die sich hin und wieder schmerzhaft bemerkbar machten, war sie bald fest eingeschlafen.

Sie erwachte vom Ruf eines Hähers. Schlaftrunken richtete sie sich auf und brauchte einige Augenblicke, um sich zu besinnen. Nebeldünste stiegen aus dem Waldboden, umgaben sie wie feine Schleier, Bäume erschienen wie schwarze Riesen, die ihre dürren Arme zum Himmel streckten. Der Vogel musste direkt über ihr auf einem Zweig hocken, denn sein Ruf war laut und warnend.

Ihr Herz schlug heftig – war Logan ihr doch gefolgt und suchte nun das Wäldchen nach ihr ab? Eine kleine Weile blieb sie bewegungslos sitzen und lauschte, doch außer dem Rauschen des Baches war nun nichts mehr zu hören. Der Vogel schwieg – war die Gefahr vorüber?

Vorsichtig stand sie auf, um nach ihrem Pferd zu sehen. Weit konnte es eigentlich nicht sein, vermutlich zupfte es die Grashalme ab, die zwischen Heidekraut und Gestein wuchsen. Doch die Hügel waren noch in grauen Morgendunst gehüllt, sie musste eine Weile warten, bis die Sonne die Oberhand gewann und der Nebel sich verzog.

Es lockte der plätschernde Bach, sie war durstig, und eine kurze Wäsche konnte auch nicht schaden. Sie stieg über Wurzeln und Gräser und wollte gerade am Bachufer niederknien, als sie durch den Nebel hindurch einen länglichen, dunklen Gegenstand bemerkte, der nicht weit von ihr entfernt am Boden lag.

Ein gestürzter Baum? Ein totes Tier?

Sie starrte auf die seltsame Form und wurde sich darüber klar, dass es ein menschliches Wesen sein musste, wahrscheinlich ein Mann. Ein Schauder erfasste sie. Die Zeiten waren schlimm. Hier in Northumberland, nicht weit von der schottischen Grenze, hatte es zahlreiche Kämpfe gegeben, so mancher Ritter war erschlagen worden und auch die Menschen in den Dörfern hatten Tote zu beklagen.

O Gott, dachte sie. Wenn der arme Kerl dort tot ist, dann muss ich ihn wenigstens wie einen Christenmenschen begraben, damit ihn nicht die wilden Tiere fressen.

Dann aber dachte sie an den warnenden Ruf des Hähers, und sie begriff, dass der Mann dort drüben vermutlich noch am Leben war. Weshalb aber lag er nahezu unbeweglich auf dem Bauch und hing mit Kopf und Armen über dem Bachufer?

Jetzt, da die Nebel ein wenig verwehten, konnte sie sehen, dass sein rechter Arm kraftlos im rasch fließenden Wasser pendelte. Kleine Wirbel bildeten sich um seine Hand, manchmal schlug eine der größeren Wellen dagegen, und das Wasser spritzte auf.

Neugierig kroch sie ein wenig näher heran und stellte fest, dass er ein langes dunkelgrünes Obergewand trug, das mit einem Gürtel um die Mitte zusammengefasst war. Das Gewand war an den Seiten geschlitzt, so dass man die engen, knielangen Hosen sah. Sie waren aus hellem Stoff genäht und ziemlich verdreckt, dazu hatte er lange Stiefel aus teurem, weichem Leder an, die hervorragend gearbeitet waren, denn sie passten sich der Form seiner Waden an. Sein dunkles Haar mochte schulterlang sein, jetzt hing es in wirren Strähnen über sein Gesicht und war vermutlich schon lange nicht mehr mit einem Kamm geglättet worden.

Eine Bewegung ging plötzlich durch seinen ausgestreckten Körper, die Muskeln an Schultern und Rücken zogen sich zusammen, die Beine zuckten, er versuchte, sich weiter nach vorn zu schieben – wollte er sich gar in den Bach stürzen? Gleich darauf erschlafften seine Glieder, und er lag still wie zuvor. Jetzt erst entdeckte Brianna einen dunklen Fleck auf seinem Gewand, der sich seitlich am Körper von der Achselhöhle bis zur Hüfte hinunterzog.

Er ist verwundet, dachte sie erschrocken. Das kann nur Blut sein, und so wie es ausschaut, ist es längst eingetrocknet. Er muss sich mit der Wunde schon eine ganze Weile herumgeschleppt haben.

Es war kein günstiger Augenblick, sich eines Verwundeten anzunehmen, denn sie wusste nicht einmal, wie sie selbst die nächsten Tage überstehen sollte. Auf der anderen Seite konnte sie ihn auch nicht hilflos liegen lassen – das wäre eine schlimme Sünde gewesen. Seufzend erhob sie sich und näherte sich dem Unbekannten.

»Könnt Ihr mich hören?«

Sie musste zweimal rufen, dann wandte er mühsam den Kopf und spähte zwischen den herabhängenden Haarsträhnen zu ihr hinauf. Soweit sie erkennen konnte, hatte er hellblaue oder auch graue Augen, das Gesicht war von einem dunklen, kurzen Bart überwuchert, die Lippen waren sehr blass.

Er schien etwas sagen zu wollen, doch es klang ganz heiser, fast wie das Krächzen eines Raben. Dann verstand sie es doch.

»Wasser …«

»Davon ist genügend da«, gab sie verständnislos zurück.

Dann begriff sie, dass die Böschung zu hoch war, so, dass sein Mund das Wasser nicht erreichen konnte, und der arme Bursche hatte nicht einmal mehr die Kraft, mit der Hand ein wenig von dem ersehnten Nass zu schöpfen.

»Welch ein Glück Ihr habt«, meinte sie grinsend und ließ ihn aus ihrer hohlen Hand trinken. »Wäre ich nicht zufällig vorbeigekommen, dann wärt ihr verdurstet, obgleich das Wasser nur wenige Zoll von Eurem Mund entfernt ist.«

Er trank so gierig, dass sie die Hand immer wieder eintauchen musste. Es kitzelte auf der Handinnenfläche, wenn er sie mit seinen Lippen berührte, und sie fand es ziemlich komisch, dass ein erwachsener Mann ihr so bereitwillig aus der Hand trank.

Es dauerte lange, bis er endlich genug getrunken hatte, doch es schien ihn neu zu beleben, denn er stützte sich jetzt mit den Armen auf und versuchte sich aufzusetzen. Die Ärmel seines Untergewands waren vollständig abgerissen, er hatte kräftige, sehnige Arme, doch er war so matt, dass die Muskeln sogar bei dieser kleinen Anstrengung zitterten, als müsse er ein schweres Gewicht stemmen.

»Wer bist du?«, fragte er heiser und versuchte, sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, um den Blick frei zu haben.

Brianna fand, dass er sich erst mal hätte bedanken können – schließlich hatte sie ihn vor dem Verschmachten bewahrt. Aber da er seinem Gewand nach wohl ein Ritter war, hielt er es natürlich nicht für nötig, einer Landstreicherin Dank zu sagen.

»Ich heiße Brianna«, antwortete sie ohne große Freundlichkeit. »Und wer seid Ihr?«

Jetzt, da ihm das Haar nicht mehr ins Gesicht hing, konnte sie sehen, dass er tatsächlich hellgraue Augen hatte, die von dunklen Wimpern umrandet waren. Seine Nase war gerade, sollte das Kinn, das er unter dem Bart verbarg, auch einigermaßen wohlgestaltet und nicht etwa fliehend wie das eines Karnickels sein, dann hatte er angenehme Gesichtszüge.

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, blickte sich stattdessen suchend um und nickte dann befriedigt. Brianna war seinem Blick gefolgt und entdeckte einen schmalen Gegenstand, der unweit des felsigen Bachlaufs im Gras lag. Die Sonne hatte in diesem Moment den Nebel durchdrungen, und Brianna musste die Augen schließen. Was dort im Frühlicht blitzte, dass es in den Augen schmerzte, war ein scharf geschliffenes Schwert. Er war ganz sicher ein Ritter, denn einem einfachen Mann war es verboten, ein Schwert zu tragen.

»Mein Name ist Angus«, hörte sie die Stimme des Mannes. »Ich komme aus dem Süden des Landes …«

»Und wer hat dir diese Wunde zugefügt?«

Er hatte Mühe, in der sitzenden Stellung zu verharren, sein Atem ging rasch und er presste die Lippen aufeinander. Wahrscheinlich litt er am Wundfieber.

»Ich habe die Ehre meiner Schwester verteidigt und den Mann erschlagen, der sie mit Gewalt genommen hat«, sagte er langsam und warf ihr dabei einen prüfenden Blick zu. »Nun verfolgt mich seine Sippe, um mich zu Tode zu hetzen.«

Das war keine gute Nachricht, denn sie hatte wenig Lust, seinetwegen erschlagen zu werden.

»Sind sie etwa noch in der Nähe?«

Er sah sie finster an, dann verzog er den Mund zu einem Lächeln, das sie nicht so recht deuten konnte.

»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Brianna. Sie werden einer armen Landstreicherin gewiss nichts zuleide tun.«

Sie ärgerte sich über den abschätzigen Blick, mit dem er sie ansah. Natürlich hatte er sofort bemerkt, dass ihr Oberkleid reichlich abgeschabt und außerdem viel zu eng und zu kurz war.

»Wie kommt Ihr darauf, dass ich eine Landstreicherin sei?«

»Nun – deine Hände sehen nicht so aus, als hättest du viel in der Erde gewühlt, eine Bäuerin bist du sicher nicht. Und außerdem …«

Er schwieg und starrte ihr mit offener Neugier ins Gesicht. Brianna wusste, was er dachte, aber vorsichtshalber nicht aussprach.

»Und außerdem?«, forschte sie.

»Nichts weiter …«, wich er aus.

»Ihr wolltet von meinen Augen sprechen, nicht wahr?«, platzte sie heraus. » Sie sind dunkel, und ihre Form gleicht einer Mandel. Niemand hier hat solche Augen, ich habe sie von meiner Mutter geerbt, die aus dem Land der Sarazenen kam. Fällt Euch vielleicht auch auf, dass meine Haut nicht blass, sondern von der Sonne gebräunt ist? Wolltet Ihr mir sagen, dass an mir etwas Fremdes ist, etwas, das nicht hierher gehört?«

Er hatte ihr mit gesenktem Kopf zugehört. Als er sie nun wieder anblickte, schien er verunsichert, auch ein wenig verärgert.

»Ich habe dich nicht kränken wollen«, murmelte er. »Ich fand nur, dass du etwas Besonderes an dir hast, das ich mir nicht erklären konnte.«

»Schon gut …«

Er tat ihr schon wieder leid, denn sein Atem ging keuchend, und auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißtropfen gebildet. Dennoch fuhr er fort, sie anzustarren.

»Ziehst du ganz allein umher?«, wollte er wissen.

»Im Augenblick schon …«

Die Antwort schien ihm zu gefallen, denn seine Miene hellte sich ein wenig auf. Vielleicht hätte sie besser nicht so ehrlich sein sollen – aber schließlich war er hilflos, was konnte er ihr schon tun?

»Wovon lebst du? Bettelst du oder klaust hie und da ein Huhn?«

»Nichts von alledem«, sagte sie beleidigt. »Ich bin eine Bardin und verdiene mir meinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit.«

Das Grinsen, das jetzt über sein Gesicht huschte, verletzte sie. Wahrscheinlich hielt er sie für eine der Spielfrauen, die auf den Märkten scheußliche Lieder plärrten und sich bereitwillig ins Gras legten, solange man ihnen Geld dafür bot.

»Eine Bardin«, wiederholte er nachdenklich. »Dann besitzt du wohl auch ein Pferd und einen Karren, auf dem deine Instrumente liegen.«

»Ein Pferd besitze ich schon …«

»Hör zu, Brianna«, sagte er und musste dann einen Moment innehalten, denn der Atem wollte ihm ausgehen. Vermutlich schmerzte seine Wunde, er verzog das Gesicht und bemühte sich, nicht zu stöhnen.

»Du könntest mir dein Pferd verkaufen«, fuhr er dann fort. »Ich bezahle es gut, du wirst dir für das Geld später ein besseres erwerben können.«

Fast hätte sie laut gelacht. Er wollte reiten, der tapfere Ritter. Dabei konnte er kaum aufrecht sitzen, er schwankte schon, gleich würde er zur Seite kippen.

»Behaltet Euer Geld, Angus. Ich brauche mein Pferd selbst.«

Er war hartnäckig, versuchte sie mit allerlei Versprechungen zu überzeugen, hielt ihr dann vor, dass es um sein Leben gehe, dass er ein toter Mann sei, wenn seine Verfolger ihn stellten, es sei ihre Christenpflicht, ihm Hilfe zu leisten.

»Das will ich gern tun«, meinte sie schließlich. »Legt Euer Gewand ab, ich werde mir Eure Wunde ansehen.«

Er murmelte unfreundliche Worte in seinen Bart, die sie nicht verstehen konnte. Es klang wie ein Fluch, doch die Sprache war nicht englisch, die Laute klangen härter, wurden weiter hinten im Hals geformt. Das war doch schottisch, oder etwa nicht?

»Verstehst du denn etwas vom Wundheilen?«, fragte er dann misstrauisch.

»Eine Bardin versteht viele Dinge, die so mancher ihr nicht Zutrauen will!«

Er schnaubte verdrießlich, dann gab er endlich auf und löste umständlich den Ledergürtel, damit er das Obergewand ablegen konnte. Es dauerte lange, denn seine Hände waren unsicher, auch konnte er den Unken Arm nur schlecht bewegen. Schließlich griff Brianna beherzt zu, nahm ihm den Gürtel ab und zog ihm das lange, geschlitzte Reiterkleid vorsichtig über den Kopf, dann auch das leinene Hemd. Er trug jetzt nur noch die halblange Hose und die Stiefel. Angus schien ein geübter Kämpfer, denn Arme, Schultern und Oberkörper waren mit beachtlichen Muskeln ausgestattet.

Er hatte sich selbst einen Verband aus den Ärmeln des Hemdes gemacht, die er in Streifen gerissen hatte, doch das Blut hatte die Binden längst durchtränkt. Behutsam wickelte Brianna die Stoffstreifen ab und löste sie von der Wunde.

»War das eine Lanze?«

Er hatte die Knie angezogen und stützte sich mit den Armen darauf, ihre Berührungen hatte er bisher ohne einen Schmerzenslaut über sich ergehen lassen. Jetzt knirschte er mit den Zähnen, denn sie reinigte die Umgebung der Wunde mit einem in Wasser getauchten Stofffetzen.

»Ein Spieß«, sagte er gepresst. »Einige Zoll weiter rechts und es wäre … verflucht nochmal – bist du immer so grob?«

»Das hat sich entzündet, der Schorf muss herunter. Ich mache jetzt einen Verband mit Kamille und Beinwell. Legt Euch zurück und dreht Euch auf die rechte Seite.«

Sie fand noch einen sauberen Lappen in ihrem Bündel und auch das Säckchen, in dem sie die getrockneten Kräuter aufbewahrte. Viel würde es nicht helfen, doch es war besser, als die Wunde unbehandelt zu lassen.

Er sog zischend die Luft ein, als sie den Lappen auf die Wunde legte, dann stützte sie ihn, damit er sich aufsetzen konnte, denn sie musste die Binden wieder um seine Brust wickeln. Sie tat es langsam und bedächtig, damit der Verband gut hielt und ihn dennoch nicht allzu sehr drückte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, diesem Mann, den sie erst wenige Minuten kannte, so nah zu sein, dass ihr offenes Haar über seine bloße Brust strich und sie die fiebrige Hitze seines Körpers spürte.

»Du machst das gar nicht schlecht, Bardin«, murmelte er. »Willst du nicht ein wenig bei mir bleiben – es ist kalt in den Nächten.«

Sie fuhr zurück und blitzte ihn ärgerlich mit ihren dunklen, fremden Augen an.

»Keine Sorge, Ihr werdet nicht frieren«, sagte sie bissig. »Das Fieber wird euch wärmen.«

Bevor er weitersprechen konnte, stülpte sie ihm Hemd und Gewand über, wie man es bei einem Kind tut, und er leistete keinen Widerstand, sondern ließ es brav mit sich geschehen. Erst als sie die Falten des dunkelgrünen Gewandes noch ein wenig zurecht zog, fasste er ihre Hand und hielt sie für einen Augenblick sehr fest in seiner Rechten. So fest, dass sie sich nicht sicher war, ob er es aus Dankbarkeit oder aus Verärgerung tat. Den Gürtel legte er ohne ihre Hilfe an, danach bat er sie, ihm noch etwas Wasser zu schöpfen.

»Hast du keinen Becher?«

»Nein«, gestand sie. »Ich habe einen Teil meines Gepäcks verloren. Auch meine Musikinstrumente.«

»Und deine Wegzehrung? Könntest du mir etwas zu essen verschaffen?«

»Kaum. Ich habe selbst nichts mehr.«

Er schlurfte Bachwasser aus ihren Händen, und dieses Mal kamen sie sich ziemlich lächerlich dabei vor.

»Hör zu, Bardin«, meinte er und wischte sich Mund und Bart mit dem Handrücken. »Du hast ein Pferd, und ich habe Geld. Einen halben Tagesritt von hier nach Süden gibt es ein Dorf, vielleicht könntest du dort ein wenig Hafermehl, Käse oder sogar ein Huhn für uns kaufen.«

Der Vorschlag kam überraschend, doch sie überlegte nicht lange, denn sie war sehr hungrig.

»Das könnte ich tun.«

Er wies mit der Rechten zu der Stelle hin, wo sein Schwert im Gras lag. Dort fand sie auch ein Lederbeutel, den er wohl ursprünglich am Gürtel getragen hatte, bis die Schnur gerissen war. Es waren englische Münzen mit verschiedenen Prägungen. Brianna nahm einige davon heraus, wog sie in der Hand und steckte sie in ihr Bündel.

Als sie sich nach ihm umwandte, hatte er sich auf dem Rücken ausgestreckt, und sie konnte sehen, wie rasch sich seine Brust im Fieber hob und senkte.

»Sag niemandem, dass du mich getroffen hast«, murmelte er heiser, während er in den Himmel hinaufstarrte. »Kein Wort, verstehst du?«

»Natürlich nicht – hältst du mich für einfältig?«

»Falls du mich bei deiner Rückkehr nicht mehr findest – such nicht nach mir. Zieh einfach deiner Wege und vergiss dies alles.«

Sie entdeckte jetzt ihr Pferd, das unweit des Baches graste, und sie band rasch ihr Bündel zusammen, um hinüberzulaufen. »Brianna«, rief er und hob mühsam den Kopf, um sie anzusehen. »Ich kann dir doch vertrauen, nicht wahr? Du wirst zurückkommen?«

Sie gab ihm keine Antwort und lief davon.

Kapitel 4

Er beobachtete, wie sie das Pferd streichelte, ihm dann die Fußfessel löste und das Seil als Zügel durch das Pferdemaul zog. Es war ein kleiner, brauner Wallach, ein ziemlicher Klepper, aber immerhin besser als gar kein Reittier – was für eine sture Person dieses Mädchen war, er hätte ihr diese Mähre fürstlich bezahlt. Sie kletterte auf einen Stein, um besser auf den Pferderücken zu gelangen, setzte sich zurecht und trabte davon. Für ein Mädchen ritt sie gar nicht mal schlecht, nur, dass ihr das ohnehin zu kurze Kleid hinaufrutschte, so dass man ihre bloßen Waden bis zum Knie sah. Sie hatte hübsche Knie, diese seltsame Bardin mit den schwarzen, fremden Augen.

Erschöpft ließ er den Kopf wieder zurücksinken und kämpfte mit dem Schwindelgefühl und der elenden Schwäche, die ihn seit Tagen verfolgten. Es war ihm gelungen, den Gewappneten des Königs zu entkommen, doch er hatte dafür bezahlt. Die Wunde hatte heftig geblutet, und er hatte sich auf seiner Flucht kaum eine Rast gegönnt, um nur ja nicht in die Hände der Verfolger zu gelangen. Tagsüber hatte er sich im Schutz der Wälder fortbewegt, in den Nächten aber hatte er sich auch über die Fahrwege und an Dörfern vorbei vorangeschleppt. Nun allerdings, da er der schottischen Grenze so nah war, gab es nur noch diese kleinen Wäldchen, die einem Flüchtling kaum Deckung gaben, und dazu war auch noch dieses verfluchte Fieber gekommen, das ihm alle Kraft nahm. Er hatte dieses hohle Gefühl in seinem Körper zuerst nicht wahrnehmen wollen, dann war ein lästiger Schüttelfrost hinzugekommen, schlotternd war er voran gestolpert, hatte sich an den Baumstämmen festgeklammert, hin und wieder wurde ihm schwarz vor Augen, so dass er auf die Knie sank und eine Weile brauchte, bis er wieder klar sehen konnte. Später, als die Hitze in ihm aufstieg, ihn austrocknete wie einen alten Lappen und ihm elende Fieberträume schickte, war er fast so weit gewesen, alle Hoffnung aufzugeben.

Großer Gott – Schottland war so nahe! Wenn es schon mit ihm zu Ende ging, dann wollte er wenigstens in seiner Heimat sterben und nicht hier, unter den verhassten Engländern.

Eine neue Fieberwelle erfasste ihn und wollte ihn schier verbrennen. Er spürte schrecklichen Durst. Es kostete unendlich viel Kraft, sich auf den Bauch zu drehen und zum Bach zu kriechen, doch dieses Mal schaffte er es, mit einer Hand ein wenig Wasser zu schöpfen und zu trinken. Es war mühsam, und er dachte an die weichen Hände des Mädchens, die er an seinen Lippen gespürt hatte. Sie hatte etwas Zärtliches an sich, diese schwarzäugige Kleine, sie war fürsorglich, auch wenn sie energisch zupacken konnte. Sie gefiel ihm. Auch mit ihrem Pferd war sie liebevoll umgegangen – zärtlich, aber zugleich ruhig und entschlossen. Und starrsinnig, das war sie auch. Ihr Starrsinn war lästig. Genau wie ihre Empfindlichkeit, wenn es um ihre Mutter ging. – Eine Sarazenin.

Er merkte, dass seine Gedanken sich verwirrten und ein ziemlicher Schwachsinn dabei herauskam, es musste das Fieber sein, das ihm den Kopf aushöhlte. Wieso grübelte er über dieses Mädchen nach? Gleich, ob sie ihm gefiel oder nicht – die Hauptsache war, sie brachte ihm etwas zu essen, damit er wieder zur Kräften kam. Er hatte seit Tagen kaum etwas zwischen die Zähne bekommen, denn ohne Pfeil und Bogen war es nicht einfach, ein Wild zu erjagen. Jetzt war er so matt, dass er einen Hasen nicht einmal dann gefangen hätte, wenn er direkt vor seiner Nase vorbeigehoppelt wäre.