Das Fräulein von Scuderi von E.T.A. Hoffmann: Reclam Lektüreschlüssel XL - E.T.A. Hoffmann - E-Book

Das Fräulein von Scuderi von E.T.A. Hoffmann: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

E.T.A. Hoffmann

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Paris, 1680: Ein Serienmörder geht um. Kann das 73-jährige Fräulein von Scuderi ihn fassen? Eine Kriminalnovelle, die geschickt historische Fakten und Fiktion miteinander kombiniert.

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Seitenzahl: 126

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E. T. A. Hoffman

Das Fräulein von Scuderi

Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Eva-Maria Scholz

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:

E. T. A. Hoffman: Das Fräulein von Scuderi. Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten. Hrsg. von Heike Wirthwein. Stuttgart: Reclam, 2021. (Reclam XL. Text und Kontext. 16124.)

 

Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 25.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 15538

2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-961963-7

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015538-7

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg

2. Inhaltsangabe

Erster Abschnitt (S. 3, Z. 1 – S. 8, Z. 14)

Zweiter Abschnitt (S. 8, Z. 15 – S. 18, Z. 20)

Dritter Abschnitt (S. 18, Z. 21 – S. 29, Z. 11)

Vierter Abschnitt (S. 29, Z. 12 – S. 34, Z. 35)

Fünfter Abschnitt (S. 34, Z. 36 – S. 44, Z. 10)

Sechster Abschnitt (S. 44, Z. 11 – S. 63, Z. 22)

Siebter Abschnitt (S. 63, Z. 23 – S. 74, Z. 3)

Achter Abschnitt (S. 74, Z. 4 – S. 76, Z. 13)

3. Figuren

Magdaleine von Scuderi

René Cardillac

Olivier Brusson

Madelon

Desgrais

La Regnie

König Ludwig XIV.

Marquise de Maintenon

Weitere Nebenfiguren

4. Form und literarische Technik

Das Fräulein von Scuderi als Novelle – Aufbau und Gattungsspezifik

Erzähltechnik und Sprache

5. Quellen und Kontexte

Die Serapions-Brüder

Historische Quellen

6. Interpretationsansätze

Künstlertum

Cardillac – Motiv und Genese des Verbrechens

Verbrechen und Aufklärung

7. Autor und Zeit

Biografie

Weitere Werke

Die Epoche der Romantik

8. Rezeption

9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen

Aufgabe 1: Eine literarische Figur charakterisieren

Aufgabe 2: Eine Textstelle analysieren

Aufgabe 3: Gattungsmerkmale am Text nachweisen

10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen

Textausgabe

Sekundärliteratur

Weiterführende Quellen

Bearbeitungen

11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Autor

E. T. A. Hoffmann (1776–1822, eigentlich Ernst Theodor Wilhelm, das A für Amadeus ist eine Hommage an sein großes musikalisches Idol Mozart), deutscher Schriftsteller, Komponist, Zeichner und Jurist

Erscheinungsjahr

1819 im Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet

1820 als Teil der Erzählsammlung Die Serapions-Brüder (Band 3)

Gattung

Novelle

Handlung

Im Mittelpunkt der Handlung steht eine rätselhafte Raubmordserie, in deren Aufklärung das Fräulein von Scuderi verwickelt wird. Die für ihre Tugendhaftigkeit und Menschlichkeit hoch geachtete Schriftstellerin lässt sich dabei von ihrer Intuition leiten. Der Kriminalfall kreist um den meisterhaften Goldschmied René Cardillac.

Die Handlung geht auf historische Ereignisse zurück.

Zeit

Die Erzählung beginnt im Herbst 1680 und erstreckt sich über mehrere Monate, Rückblenden reichen über 50 Jahre zurück. Zum Schluss erfolgt nochmals ein Zeitsprung von einem Jahr.

Ort

verschiedene Orte in Paris (u. a. Hof des Königs Ludwig XIV., Haus der Scuderi in der Straße St. Honoré, Werkstatt/Haus Cardillacs in der Straße Nicaise, Conciergerie)

Das Fräulein von Scuderi ist einer von E. T. A. Hoffmanns bekanntesten und erfolgreichsten Erzähltexten. Im Herbst 1819 im Taschenbuch für das Jahr 1820 zum ersten Mal veröffentlicht, wird die Novelle ein Jahr später Teil des dritten Bandes der Erzählsammlung Die Serapions-Brüder. Das Fräulein von Scuderi handelt von einer rätselhaften Rätselhafte RaubmordserieRaubmordserie im Paris des 17. Jahrhunderts. Die titelgebende Hauptfigur, Magdaleine de Scuderi, ist eine hoch angesehene Schriftstellerin adeliger Herkunft, eine ehrwürdige ältere Dame, die am Hofe König Ludwigs XIV. wie auch in der ganzen Gesellschaft aufgrund ihrer Scuderi: Tugend und MenschlichkeitTugendhaftigkeit und Menschlichkeit geschätzt wird. Ebenjene Charaktereigenschaften sind es, die zu ihrer Verstrickung in die mysteriösen Juwelenmorde und ihre Aufklärung führen. In der Figur des begnadeten, aber besessenen Goldschmieds Cardillac präsentiert Hoffmann kontrastierend zur Scuderi die dunkle, dämonische Seite des Menschen, der, getrieben von unbezwingbaren Mächten, Cardillac: Künstler und VerbrecherVerbrechen begeht, die mit der Vernunft nicht greifbar sind. Durch die Hartnäckigkeit der Scuderi, die von der Unschuld des nach der Ermordung Cardillacs inhaftierten Goldschmiedsgesellen Olivier überzeugt ist, werden die Ereignisse rund um die Juwelenmorde aufgeklärt; in einer komplexen Erzählstrategie enthüllt sie der Text Stück für Stück.

Die Handlung geht auf Historische Quellenhistorische Begebenheiten zurück. Durch den Rückgriff auf belegte Kriminalfälle sowie real existierende Personen und genau lokalisierbare Schauplätze kreiert Hoffmann trotz der geheimnisvollen Ereignisse einen Anschein von Glaubwürdigkeit (d. h. die Illusion, dass sich die Ereignisse in der Lebenswirklichkeit der Leserinnen und Leser zugetragen haben), wie er für die Gattung der Novelle typisch ist.

In der literaturwissenschaftlichen Forschung wurde viel darüber diskutiert, welche Themen der Facettenreiche Erzählungfacettenreichen Erzählung den Kern des Textes bilden: Während einige die Novelle in erster Linie als Kriminal- oder Detektivgeschichte lasen, standen für andere vielmehr Künstlertum und Wahnsinn im Vordergrund. Sie interessierten sich für die Psychopathografie eines künstlerischen Genies (d. h. für die Novelle als Untersuchung der Auswirkungen psychischer Störungen auf die Entwicklung des Künstlers Cardillac). Wiederum andere richteten ihr Hauptaugenmerk auf die Frage, ob E. T. A. Hoffmann – von Beruf Schriftsteller und Jurist – nicht primär eine Kritik des Justizsystems seiner Zeit intendiert habe. Diese Vielschichtigkeit ist es, die die Beschäftigung mit der Novelle, auch in der Schule, reizvoll macht. Hoffmanns Werk wird der Epoche: RomantikEpoche der Romantik zugeordnet.

2. Inhaltsangabe

Das Fräulein von Scuderi spielt in Paris, 17. JahrhundertParis zur Zeit des »Sonnenkönigs« Ludwig XIV. Der Beginn der Ereignisse ist auf den Herbst 1680 datiert. Die Zusammenfassung der Handlung erfolgt gemäß inhaltlichen Abschnitten.

Erster Abschnitt (S. 3, Z. 1 – S. 8, Z. 14)

Die Handlung beginnt unvermittelt mit dem Nächtlicher Besuchmitternächtlichen Erscheinen einer verhüllten Gestalt vor dem Haus Magdaleine von Scuderis. Der nächtliche Besucher will die Hausherrin trotz der späten Stunde unbedingt sprechen. Da Baptiste, der Hausangestellte, zur Hochzeit seiner Schwester gefahren ist, ist die Scuderi mit ihrer Kammerfrau, der Martiniere, allein in ihrem Haus in der Straße St. Honoré – was der ungebetene Besucher zu wissen scheint. Nach einigem Zögern öffnet die Martiniere, durch das sanfte Flehen des vermeintlich harmlosen Besuchers gerührt, die Tür. Einmal im Haus, wird der junge Mann aber ungestüm und fordernd, zückt ein Stilett und verlangt nochmals vehement, zur Scuderi vorgelassen zu werden. Die Martiniere verweigert ihm jedoch den Zutritt zu den Gemächern ihrer Herrin. Als die berittene Polizei auf der Straße hörbar wird, ruft die Martiniere um Hilfe, und der Eindringling muss fliehen. Zuvor übergibt er der Kammerfrau ein Geheimnisvolles KästchenKästchen für die Scuderi. In ebendiesem Moment kommt Baptiste zurück, der auf der Hochzeit seiner Schwester von einem schlechten Gefühl, einer nagenden Vorahnung befallen worden und früher nach Hause gefahren ist. Baptiste vermutet einen geplanten Mordanschlag auf die Scuderi und will das Kästchen in die Seine werfen, letztlich kommen sie aber darin überein, dass das Fräulein selbst darüber entscheiden soll, wenn sie am nächsten Morgen über die Geschehnisse der Nacht in Kenntnis gesetzt worden ist.

Zweiter Abschnitt (S. 8, Z. 15 – S. 18, Z. 20)

Abb. 1: Verhaftung der französischen Giftmörderin Marquise de Brinvilliers. Holzschnitt von 1867 – © INTERFOTO / Sammlung Rauch

Der nächste Abschnitt enthüllt die Hintergründe der Befürchtungen Baptistes in einem ausführlichen Rückblick auf Ereignisse der jüngeren Vergangenheit: Ein neu entwickeltes geruchs- und geschmacksneutrales Gift, das durch bloßes Einatmen tötet, wird für eine Serie von Rückblick: GiftmordserienMordanschlägen verwendet und versetzt Paris in Angst und Schrecken. Lange Zeit bleiben die Mörder unentdeckt, da das Gift im menschlichen Körper keinerlei Spuren hinterlässt, bis sie durch Zufall enthüllt und zur Strecke gebracht werden. Doch schon bald hebt eine zweite Mordserie an. Gegenseitiges Misstrauen macht sich breit, niemand vertraut mehr seinen Nächsten. Zur Aufklärung setzt der König einen extra ernannten Gerichtshof ein – die Chambre ardenteChambre ardente, der la Regnie als Präsident vorsteht. Dessen Bemühungen bleiben jedoch fruchtlos. Stattdessen gelingt es Desgrais, einem Beamten der Marechausse, der sich bereits bei der Aufklärung der ersten Mordserie verdient machte, die neue Giftmischerin zu finden: die Wahrsagerin la Voisin, Schülerin von Sainte Croix, einem der Haupttäter der ersten Serie, deren Kundenliste er sich aneignen kann. Dieser Entdeckung folgen zahlreiche Hinrichtungen, auch in den Kreisen des Adels. La Regnies Gnadenlose VerfolgungGrausamkeit, Rücksichtslosigkeit und Übereifer führen zu einem Blutbad der Chambre ardente, dem auch viele Unschuldige zum Opfer fallen. In der Folge werden die Giftmorde zwar weniger, dafür florieren neue Verbrechen: JuwelenraubmordeJuwelendiebstahl und Raubmord. Liebhaber, mit einem funkelnden Geschenk auf dem Weg zu ihrer Herzensdame, fallen der neuen Verbrechensserie zum Opfer. Nicht einmal dem gerissenen Desgrais gelingt es, den Dieb und Mörder zu überführen. Durch eine List schafft er es zwar, den Täter auf frischer Tat zu ertappen, doch bei der Verfolgungsjagd verschwindet dieser wie von Geisterhand durch eine Mauer. Die unerklärliche Flucht des Juwelendiebs macht in Paris die Runde und schwillt zu Gerüchten über Zauberei, Teufelsbündnisse und allerlei übernatürliche Kräfte, die da am Werk sein müssten, an. Um den König zur Gründung einer neuen, noch schlagkräftigeren Einheit zur Verbrechensaufklärung zu bewegen, wird ihm im Namen aller Liebhaber, die sich, um den Regeln der Liebhaber in NötenGalanterie zu entsprechen (die Geliebte erwartet ein Geschenk), in Todesgefahr begeben, ein Gedicht überreicht, das die Nöte und Ängste der Herren zum Ausdruck bringt. Der König, von den Zeilen amüsiert, aber unschlüssig, wie damit zu verfahren sei, bittet die gerade anwesende Ausspruch der ScuderiScuderi um Rat. Ihre auf eine einfache Formel gebrachte Antwort veranlasst den König, keine neuen Maßnahmen zu ergreifen: Ihrer Meinung nach sei ein Liebhaber, der Diebe fürchtet, der Liebe nicht würdig.

Dritter Abschnitt (S. 18, Z. 21 – S. 29, Z. 11)

Die Erzählung kehrt zurück in das Haus der Scuderi: Es ist der Morgen nach der nächtlichen Begegnung. Die Martiniere und Baptiste berichten dem Fräulein, was vorgefallen ist, und übergeben mit großer Sorge das Kästchen. Die Scuderi beruhigt sie – jeder wisse schließlich, dass bei ihr nichts zu holen sei. Sie öffnet das Kästchen und ist überwältigt: Außerordentlicher Juwelenschmuck …Juwelenschmuck funkelt ihr entgegen. Bei näherem Hinschauen bemerkt sie einen Zettel, dessen Inhalt jetzt auch die zuvor so ruhige Dame in Aufruhr versetzt. Es sind die Worte, die sie beim König gesprochen hat, begleitet von einem Anschreiben, in dem »Die Unsichtbaren« ihr dafür … und Dank der »Unsichtbaren«danken, sie vor verschärfter Verfolgung gerettet zu haben – nun könnten sie weiter das »Recht des Stärkern« (S. 20) walten lassen und ungestört rauben. Der Schmuck solle ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Die Scuderi ist außer sich. Als sie sich wieder beruhigt hat, überlegt sie, was zu tun sei, und beschließt, das Kästchen mit den Juwelen zur Marquise de Auskunft der MaintenonMaintenon, der Mätresse des Königs, zu bringen. Diese erkennt in der außergewöhnlichen Goldschmiedearbeit die Handschrift des Meisters René Cardillac.

An dieser Stelle unterbricht die Handlung für eine Beschreibung René CardillacCardillacs durch den Erzähler. Dieser sei einer der »kunstreichsten und zugleich sonderbarsten Menschen seiner Zeit« (S. 22), in der Gesellschaft hoch angesehen, hilfsbereit und höflich und dennoch von Zeit zu Zeit auch launisch, verdrossen, ungehalten, wenn es an die Übergabe seiner Kunstwerke an die Auftraggeber gehe. Neben seinen Launen und scheinbar unerklärlichen Stimmungsschwankungen sei es ebenso rätselhaft, dass er manchmal bereits angenommene Aufträge wieder entzogen bekommen möchte beziehungsweise darum flehe, für manche Personen nicht arbeiten zu müssen. Auch der Maintenon verweigert er jede Bestellung. Daher vermutet diese auch, dass er aus Angst, einen Auftrag entgegennehmen zu müssen, wohl gar nicht erst zu ihr kommen werde, um Auskunft über den Schmuck zu geben. Gleichwohl räumt sie ein, dass er seit einiger Zeit von seinem »starren Eigensinn« (S. 25) abzulassen scheine und etwas weniger unberechenbar geworden sei. Die beiden Frauen beschließen folglich, Cardillac rufen zu lassen. Kurz darauf erscheint der Goldschmied und erschrickt, als er der Scuderi gewahr wird. Auf seinen Schmuck wirft er kaum einen Blick, bestätigt aber, dass es sich um seine Arbeit handelt. Wer außer ihm könnte schließlich so ein Meisterwerk vollbringen? Auf die Frage der Maintenon, für wen er diesen Schmuck gefertigt habe, antwortet er, er habe ihn für sich selbst gemacht. Vor einiger Zeit sei ihm der Schmuck aus seiner Werkstatt gestohlen worden. Die Scuderi erzählt ihm daraufhin, wie sie in den Besitz der Schmuckstücke gelangt sei, und will sie ihrem rechtmäßigen Besitzer – Cardillac – zurückgeben. Dieser jedoch, in sichtbarem innerem Aufruhr gefangen, möchte ihn der Scuderi zum GeschenkGeschenk machen und besteht mit Nachdruck darauf, als die Dame dies zunächst als ihrem Stand und Alter nicht angemessen ablehnt. Als das Fräulein das Geschenk schließlich akzeptiert, reagiert Cardillac mit einem heftigen Gefühlsausbruch und rennt davon. Nach seinem überstürzten Abgang machen sich die beiden Frauen über ihn lustig: »Da haben wir’s Fräulein, Meister René ist in Euch sterblich verliebt« (S. 27). Kurz vor ihrem Aufbruch wird die Scuderi aber wieder ernst und äußert ihre dunkle Dunkle VorahnungAhnung, dass hinter all dem ein entsetzliches Geheimnis verborgen liege und etwas nicht mit rechten Dingen zugehe. Den Schmuck will sie folglich niemals anlegen. Dennoch inspiriert der Auftritt des Goldschmieds die Schriftstellerin zu ein paar heiteren Versen, die sie am nächsten Abend dem König und der Marquise zu deren großem Gefallen vorträgt.

Vierter Abschnitt (S. 29, Z. 12 – S. 34, Z. 35)

Die Handlung macht einen Zeitsprung von mehreren Monaten. Das Fräulein von Scuderi ist in Begleitung ihrer Kammerfrau in einer Glaskutsche unterwegs. Da Glaskutschen zu dieser Zeit noch selten sind, drängen sich zahlreiche Schaulustige um das Gefährt. Ein junger Mann bahnt sich seinen Weg durch die Menschenmenge, um der Scuderi einen Brief zukommen zu lassen. Als die Martiniere den Jüngling erblickt, sinkt sie ohnmächtig darnieder – sie hat in ihm ebenjenen Eindringling vom Beginn der Erzählung wiedererkannt. Die Nachricht Warnung des Unbekanntenwarnt die Scuderi: Sie solle ihren Schmuck unter irgendeinem Vorwand zu Cardillac bringen, ihr Leben hänge davon ab. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, kündigt der Verfasser an, sich andernfalls das Leben zu nehmen. Die Scuderi sieht sich in ihren dunklen Vorahnungen bestätigt, erkennt aber auch, dass der geheimnisvolle Jüngling ihr nichts Böses will, und beschließt, den Anweisungen nachzukommen. Angelegenheiten der Kunst Verzögerte Rückgabeverhindern jedoch, dass sie ihr Vorhaben gleich am nächsten Tag in die Tat umsetzt. Als sie am übernächsten Morgen an Cardillacs Haus ankommt, findet sie eine wütende Menge sowie ein großes Polizeiaufgebot vor. Tod Cardillacs, Verhaftung OliviersCardillac ist getötet, sein Geselle Olivier Brusson als sein Mörder verhaftet worden. Madelon, Cardillacs Tochter, ist von der Unschuld ihres Geliebten Olivier überzeugt. Da das Mädchen sich in äußerst labilem Zustand befindet und von Desgrais und seinen Beamten grob und herablassend behandelt wird, beschließt die Scuderi, Madelon mit zu sich zu nehmen und sie von einem Arzt untersuchen zu lassen. Schließlich Bericht Madelonsberichtet Madelon der Scuderi, was passiert ist: Um Mitternacht sei sie von Olivier geweckt worden, da ihr Vater im Sterben liege. Olivier habe noch versucht, die Blutung der Brustwunde zu stillen, doch vergebens. Mit seinem letzten Atemzug habe der Vater ihre Hand genommen und sie in Oliviers Hand gelegt. Von Olivier habe sie erfahren, dass ihr Vater vor seinen Augen auf der Straße erdolcht worden sei und er ihn nach Hause getragen habe. Die durch den Lärm in der Nacht beunruhigten Nachbarn hätten sie und Olivier am nächsten Morgen über der Leiche kniend vorgefunden, so sei der Tatverdacht auf ihren Geliebten gefallen.

Fünfter Abschnitt (S. 34, Z. 36 – S. 44, Z. 10)

Die Scuderi ist geneigt, Madelon zu glauben, und findet deren Aussagen über das gute Verhältnis zwischen Meister und Geselle sowie über Oliviers vortrefflichen Charakter durch ihre eigenen Erkundigungen bestätigt. Von seiner Unschuld überzeugt, beschließt sie, Entschluss: Rettung Oliviers, Besuch la Regnies