Das Frustjobkillerbuch - Volker Kitz - E-Book

Das Frustjobkillerbuch E-Book

Volker Kitz

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Beschreibung

Ich verdiene zu wenig Geld. - "Die Kunden sind alle bekloppt." - "Der Chef weiß meine Arbeit nicht zu schätzen." - "Jeder Tag ist gleich." Kommt Ihnen das bekannt vor? Herzlichen Glückwunsch, dann haben Sie Ihren Traumjob gefunden. Ja, Sie haben richtig gelesen: Der Job, den Sie haben, ist der beste, den Sie kriegen können. Volker Kitz und Manuel Tusch weisen nach: Alle Jobs sind im Prinzip gleich. Die Ursache für den Frust am Arbeitsplatz liegt in uns selbst. Die beiden Coaches entlarven die häufigsten Gründe für den Jobfrust und stellen eine verblüffend wirksame Methode vor, mit der Sie Ihren Berufsalltag aus eigener Kraft verändern und verbessern können. Unveränderter Nachdruck.

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Seitenzahl: 303

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Volker Kitz, Manuel Tusch

Das Frustjobkillerbuch

Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten

Campus Verlag

Frankfurt /New York

Über das Buch

»Ich verdiene zu wenig Geld.« - »Die Kunden sind alle bekloppt.« - »Der Chef weiß meine Arbeit nicht zu schätzen.« - »Jeder Tag ist gleich.« Kommt Ihnen das bekannt vor? Herzlichen Glückwunsch, dann haben Sie Ihren Traumjob gefunden. Ja, Sie haben richtig gelesen: Der Job, den Sie haben, ist der beste, den Sie kriegen können. Volker Kitz und Manuel Tusch weisen nach: Alle Jobs sind im Prinzip gleich. Die Ursache für den Frust am Arbeitsplatz liegt in uns selbst.

Die beiden Coaches entlarven die häufigsten Gründe für den Jobfrust und stellen eine verblüffend wirksame Methode vor, mit der Sie Ihren Berufsalltag aus eigener Kraft verändern und verbessern können.

Vita

Dr. Volker Kitz ist promovierter Jurist, Bestsellerautor und international gefragter Redner. Texte von ihm erscheinen unter anderem in Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt am Sonntag und bei Spiegel Online. Daneben haben zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften im In- und Ausland seine Beiträge veröffentlicht.

Prof. Dr. Manuel Tusch ist Arbeits-, Organisations-, Kommunikations- und Medienpsychologe und lehrt und forscht im Bereich Beratung, Mediation und Coaching. Seine Arbeitsschwerpunkte bei TUSCHConsulting® sind Business-Coaching, Wirtschaftsmediation, Training, Moderation und Keynote-Speaking. Als Gründer und Direktor des IfAP - Institut für Angewandte Psychologie bietet er bundesweit unter anderem Coaching-, Mediations- und Trainerausbildungen an.

Mit ihren Büchern, Veranstaltungen und Fernsehauftritten begeistern Kitz & Tusch ein Millionenpublikum. Ihre Bücher sind Spiegel-Bestseller und verkaufen sich in zehn Sprachen in über 30 Ländern.

Und manchmal

können ein paar einfache Einsichten

unser Leben für immer

verändern.

Inhalt

Wenn Ihnen jemand sagen würde …

Innerlich gekündigt – bis dass der Frust euch scheidet

Es ist egal, für wen und wo Sie arbeiten

Proben Sie auch so oft Ihre Kündigung nach dem Lottogewinn?

»Ihre Stellenausschreibung sende ich zu meiner persönlichen Entlastung zurück.«

Die »Un-Arbeitslosen« sind die eigentlichen Frustrierten

Lesen Sie auch heimlich Stellenanzeigen?

Nur Verbrecher lieben ihren Job

Eine neue Arbeit ist wie ein neues Leben – oder: Plunder gibt es immer wieder

Sie wählen sowieso den falschen Job – gemessen an Ihren Erwartungen

Was ist Ihr Glücklichmacher?

Mein Haus, mein Boot, mein Jahreseinkommen

Meine Abteilung, meine Sekretärin, meine Visitenkarte

Warum denn nicht die Welt verbessern?

Wer seine Arbeit liebt, der schiebt … den Frust nur auf

Was die Weihnachtsgans mit unserem Job zu tun hat – oder warum wir zu wenig und doch zu viel wollen

Betreiben Sie Risikomanagement für Ihre Erwartungen

Diese Dinge werden Sie immer und überall stören

Wer will mich bezahlen, wer hat mich bestellt?

Spieglein, Spieglein an der Wand, niemand schätzt mich in diesem Land!

Die Gedanken sind frei – das wars dann aber auch

Work, Life – und wo bleibt die Balance?

Guten Morgähn! Ein Tag, ein Jahr – und alle gleich

Die Gerechtigkeit ist immer gerade eine rauchen

Diese Leute werden Sie immer und überall nerven

Ihr Job wäre toll ohne die Leute um Sie herum

Wie oft ist bei Ihnen Chefhasser-Tag?

Wo gehobelt wird … da sind auch Schreiner – unsere lieben Kollegen

Der Kunde ist König – und wir sind die Untertanen

Kündigung – nur eine Pinkelpause im ewig gleichen Film

Beim nächsten Chef wirds auch nicht anders

Unsere inneren Wünsche und der psychologische Arbeitsvertrag

Die Flucht und ihre Helfer

Ärger im Kopf, Schmetterlinge im Bauch

Erster Sex und erste Krise – oder warum Stellenanzeigen wie Reisekataloge sind

Nerv dich selbst, sonst nervt dich keiner – die liebe Selbstständigkeit

Wann Wechsel wirklich Wunder wirken

Machen Sie den Job, den Sie haben, zu dem Job, den Sie wollen

Ihr Job – Ihr Leben. Was wirklich dahintersteckt

Und täglich grüßt die Arbeit ... Warum wir im Hamsterrad sitzen

Warum so eilig? Oder sind Sie auf der Flucht?

Bleiben Sie!  Wie Sie aus der Not eine Tugend machen

So machen Sie aus dem Hamsterrad einen Engelskreis

Undank ist der Welten Lohn

Das Leben ist ungerecht

Wieso, weshalb, warum? Wer fragt, ist dumm!

Wie Sie durch schwierige Erfahrungen wachsen können

Hineingefressen ist nicht aufgegessen – weshalb wir Psychohygiene betreiben sollten

Und doch kommt es so, wie Sie es wollen. Die Selffulfilling Prophecy

Die Zeit heilt alle Wunden. Wie Sie den Heilungsprozess unterstützen können

Wer zuerst lacht ... kann die anderen damit anstecken

Geld allein macht auch nicht glücklich

Fischers Frau fischt ... im Trüben. Vorsicht, Sie Nimmersatt!

Bescheidenheit ist eine Zier ... Oder: Sie verdienen sowieso schon zuviel

Bringen Sie Ihr Gold zum Glänzen

Nicht jeder muss mit jedem können

Nutzen Sie Ihr Gegenüber als Spiegel

Was hat er, was ich nicht hab? Neid vergiftet das Leben

Machen Sie sich Luft!

Wie ich mir, so du mir? Erkennen Sie Ihre Mitverantwortung

Du, du, du – immer nur du. Und ich? So kommunizieren Sie gewaltfrei

Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Lernen Sie, loszulassen

Persönlichkeit behalten, Selbstrespekt stärken. Die Anleitung zum Glücklichsein

Wie sollen andere Sie lieben, wenn Sie sich selbst nicht mögen?

Erkennen Sie Ihren eigenen Wert – das Straßenkehrer-Prinzip

Nur Mut: Werden Sie gefühlsecht ...

Geben Sie Ihrem Chef Feedback!

Respekt, bitte! So kommen Sie gut durch schwere Zeiten

Ihr Job ist Ihr Job ist Ihr Job!

Nachwort

Ausgewählte Literatur

Register

Wenn Ihnen jemand sagen würde …

…  es gibt einen Job, den Sie von ganzem Herzen lieben können, der für Sie gemacht ist und der perfekt zu Ihrem Leben passt – würde Ihnen das nicht Hoffnung geben?

Wenn Ihnen jemand versprechen würde, es gibt für Sie einen Job mit genügend Geld, genügend Anerkennung, genügend Sinn und genügend Spaß, bei dem Sie mit dem Chef und Ihren Kolleginnen gut zurechtkommen – würden Sie nicht zuhören?

Wäre es nicht einen Moment Ihres Lebens wert, um den Rest Ihres Lebens zu verändern? All die vielen Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, die bei Ihnen noch mit Arbeit gefüllt sein werden und die unwiederbringlich durch die Sanduhr Ihres Lebens rinnen?

Und wenn Ihnen schließlich jemand erklären würde, warum Sie nach diesem Job nicht suchen müssen, ja, gar nicht suchen können; dass Sie all das, was Sie suchen, schon längst haben; dass Sie dafür nur ein paar Tricks kennen müssen, die unser Gehirn sich mit uns erlaubt – könnte das nicht im wahrsten Sinne des Wortes Ihr Leben retten? Vor endloser Enttäuschung, Traurigkeit und Leere?

Wir geben Ihnen dieses Versprechen.

Wir wissen, dass es ein großes, ein ungeheuerliches Versprechen ist. Aber wir wissen auch, dass wir es halten können.

Wir haben am eigenen Leib erfahren, dass ein gutes Arbeitsleben doch möglich ist. Und es erfüllt uns mit großem Glück, dieses Wissen weitergeben zu können.

Zwei Jahre lang haben wir für dieses Buch recherchiert und mit vielen Betroffenen gesprochen. Wir mussten feststellen: Es gibt kaum jemanden, der mit seinem Job wirklich zufrieden ist. Offizielle Statistiken bestätigen das: Mehr als 85 Prozent der arbeitenden Menschen wollen ihren Job wechseln! Die »Un-Arbeitslosen« sind die wahren Frustrierten. Das erklärt, warum die meisten unserer Fallbeispiele von unzufriedenen Menschen handeln. Wir stellen die Situation nicht einseitig dar, sondern bilden sie so ab, wie sie leider derzeit ist. Nur selten haben wir Menschen getroffen, die morgens in der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, ein glückliches Strahlen in ihren Augen hatten, die emporragten zwischen all den hängenden Mundwinkeln um sie herum, die den Glanz eines wirklichen Wunders verbreiteten.

Diese Menschen sind den Weg gegangen, den wir in diesem Buch beschreiben.

Wir haben sorgfältig untersucht, was Menschen unzufrieden mit ihrer Arbeit macht.

Wir wissen auch, was Sie bedrückt, liebe Leserin, lieber Leser.

Und wir können Ihnen versichern: Es hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem Job zu tun, den Sie derzeit haben. Unsere Untersuchungen haben etwas ergeben, das Sie erstaunen mag: Alle Jobs sind gleich. Es ist egal, für wen Sie arbeiten. Wir können nicht dadurch zufrieden werden, dass wir ständig nach etwas anderem suchen. Aber wir können einen Schatz fürs Leben finden, wenn wir ein paar einfache Dinge erkennen – über die Arbeitswelt, über Menschen. Und über uns selbst. Sie selbst sollten sich wichtig genug sein, um sich dafür zu interessieren, wie Sie eigentlich funktionieren. Sie selbst können sich aus eigener Kraft heilen. Nur Sie selbst. In dem Job, den Sie haben.

Ist das nicht einen Versuch wert, um Ihr Leben zu retten?

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, dann sind Sie die ersten Schritte in Ihr neues Leben bereits gegangen. Gehen Sie nicht zurück. Bleiben Sie neugierig. Und haben Sie Hoffnung. Es gibt allen Grund dazu.

Wir wünschen Ihnen, dass auch Sie Ihr Leben retten!

Wir danken allen, die es uns ermöglicht haben, unsere Botschaft zu Ihnen zu bringen, vielleicht über Umwege, an den Ort, an dem Sie dieses Buch gerade lesen, an dem Ihr Schicksal unsere Lebenswege sich hat kreuzen lassen. Ganz besonders möchten wir hervorheben:

All die Betroffenen, die mit uns gesprochen und uns ihre Geschichte erzählt haben. Ihre Leben tragen dieses Buch.

Friedrich Dönhoff, der zur rechten Zeit und am rechten Ort unsere Botschaft in die richtige Richtung lenkte.

Unsere Agentin Barbara Wenner, die mit kühlem Kopf und weisem Rat das Manuskript genau dorthin brachte, wohin es gehörte.

Den Campus Verlag, der von der ersten Minute an an unsere Botschaft glaubte – und daran, dass ein paar einfache Erkenntnisse wirklich Leben retten können. Besonders danken wir unseren Lektorinnen sowie der Programmleiterin. Sie haben das Manuskript zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht. Und wir danken schon jetzt allen anderen fleißigen Köpfen und Händen im Verlag, durch die es noch gehen wird, wenn es unsere Hände nun verlässt.

München / Köln

Dr. Volker Kitz&Dr. Manuel Tusch

Innerlich gekündigt – bis dass der Frust euch scheidet

Es ist egal, für wen und wo Sie arbeiten

Es ist egal, für wen und wo Sie arbeiten. Diese Erkenntnis ist so rar wie banal, so kostbar wie schmerzlich, so ernüchternd wie befreiend. Sie steht am Ende einer ruhelosen Suche, eines leidgepflasterten Wegs und einer Gesellschaft voll absurder Erwartungen. Wo und was auch immer Sie beruflich machen – stets sind Sie allein mit Ihren wahren Träumen, mit Ihren unerfüllten Erwartungen und vor allem: mit sich selbst. Kein Arbeitgeber dieser Welt und kein Job, den es gibt, gab oder der noch erfunden wird, kann Ihnen das bieten, was Sie eigentlich suchen, sich eigentlich wünschen. Und niemand außer Ihnen kann das reparieren, was in Ihrem Leben zerbrochen ist.

Sie finden all das nur bei sich selbst. Was auch immer Sie also an Ihrem Job stört, wer auch immer Sie an Ihrem Arbeitsplatz in den Wahnsinn treibt:

Bleiben Sie!

Der Job, den Sie haben, ist vermutlich der beste, den Sie bekommen können.

Diese Ermutigung rufen wir Ihnen aus vollem Herzen zu. Sie mag in Ihren Ohren ungewöhnlich klingen und nicht im Einklang mit Glaubenssätzen stehen, die Ihnen Ihre Eltern, Ihre Ausbilder und all die wohlmeinenden Menschen um Sie herum beigebracht haben. Was Sie auf den folgenden Seiten lesen, deckt sich nicht mit dem, was Karriereratgeber uns einflüstern, was uns über den Weg zum sogenannten »Traumjob« vorgegaukelt wird, was Berufs- und Selbstverwirklichungsberater den Massen seit Dekaden für viel Geld erzählen.

Wir beide, Volker Kitz und Manuel Tusch, haben selber so manchen dunklen Berufsalltag durchgestanden. Und es waren diese dunklen Tage, die uns dazu trieben, dieses Buch zu schreiben. Wir sind selbst lange Zeit umhergeirrt, haben geglaubt, dass auf jeden Topf ein Deckel gehört und auf jeden Menschen der eine perfekte Job wartet – den er nur finden muss, an dem alles passt und mit dem er für den Rest seines Lebens glücklich wird, für den er gemacht und zu dem er »berufen« ist. Dieser Job, glaubten wir damals, ist irgendwo in einem riesigen Labyrinth aus Blindspuren versteckt, in dem längs des Wegs nur suboptimale Vorstufen unseres eigentlichen, noch unentdeckten Traumberufs lauern und uns die Zeit rauben wollen.

Aber das Leben schien diese Vorstufen nicht mehr verlassen zu wollen, und der Schritt in den »Hauptakt«, in dem wir endlich den einen Job haben würden, der so zu uns passt, wie wir uns das erträumten, schien uns verwehrt. Auf der Suche nach diesem einen Job haben wir immer wieder die gleichen Weggefährten und Wegelagerer getroffen: Enttäuschungen, Konflikte, Ärger. Und immer wieder diese Zweifel, diese quälende Unruhe: Wäre es anders nicht besser?

Irgendwann merkten wir, dass wir auf einen Zustand warteten, den es nie geben würde – dass die besten Jahre unseres Lebens vergingen, während wir glaubten, das wäre alles nur Vorgeplänkel. Und wir begannen, die immer wiederkehrenden Konflikte und Enttäuschungen, den Ärger, die Zweifel genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wir recherchierten systematisch: Über zwei Jahre lang haben wir mit vielen Menschen gesprochen, die rastlos umherirrten – aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Hierarchieebenen. Menschen, die vergeblich ihr Glück im Job suchten, die an ihrem Schreibtisch, in ihrem Nadelstreifenanzug, in den Taschen ihres Blaumanns oder Weißkittels nicht das fanden, wonach sie sich so sehnten, und die auch in ihrem Jeans-und-Sneakers-Kreativen-Outfit nicht das greifen und halten konnten, was ihnen eigentlich fehlte. Die Welt ist voll von ihnen.

Unsere eigenen Erfahrungen haben sich in den Gesprächen massenhaft bestätigt. Es ist verblüffend, wie sehr sich die ähnlichen Grundmuster einer Frustspirale überall wiederholen. Es sind die universellen Probleme des Arbeitslebens und der menschlichen Psyche. Entkommen können wir diesen Problemen nicht; sie gründen tief in uns als Menschen und in den Strukturen des Arbeitslebens. Aber wir können lernen, sie zu beherrschen, anstatt bis zur Rente von ihnen beherrscht zu werden.

Davon handelt dieses Buch. Wir möchten Ihnen Beruhigung und die Gewissheit vermitteln, dass Sie nichts verpassen, wenn Sie dort bleiben, wo Sie sind. Und wir möchten bei Ihnen die begründete Hoffnung wecken, dass ein wenig Besonnenheit die Dinge zum Guten wenden kann.

Proben Sie auch so oft Ihre Kündigung nach dem Lottogewinn?

Montagmorgen. Es ist bereits kurz nach elf, als Sie ohne eine Spur von Hektik die Bürotür aufschließen und mit einem dampfenden Becher in der Hand Ihren Fuß auf den grauen Teppich des langen Büroflurs setzen. Mittelleise summen Sie ein selbst komponiertes Liedchen vor sich hin.

»Guten Morgen!«, ruft Ihnen die Empfangssekretärin zu, wobei sie das Wort »Morgen« auffällig stark betont.

»Warum Morgen?«, fragen Sie milde lächelnd zurück. »Es ist doch fast Mittag. Wissen Sie denn nicht, dass unsere Kernarbeitszeit um neun beginnt?«

»Ja, deswegen meinte ich ja …«, murmelt die Empfangsdame und rückt sich verunsichert die große blaue Brille zurecht, bevor sie Ihre Pyjama-Flanellhose entdeckt und ungläubig mustert.

Um die Ecke kommt mit rot geflecktem Gesicht Ihr Chef gerast. »Herr Weber, dass Sie sich auch schon herbequemen! Wissen Sie denn nicht, dass …«

»… die Kernarbeitszeit um neun beginnt?«, fahren Sie mit unverändertem Lächeln fort. »Natürlich weiß ich das! Ich sagte es ja gerade zu Frau Maier-Blöhmke. Aber gut, dass ich Sie gleich treffe, Chef. Ich wollte mit Ihnen über Zukunftsperspektiven sprechen. Können Sie in einer Viertelstunde in meinem Büro sein?«

»Weber, hier brennt die Hütte. Die Präsentation für den Vorstand muss bis halb eins fertig sein. Und Sie sind zwei Stunden zu spät und im Jogginganzug. Dass Sie keine Gehaltserhöhung kriegen, habe ich Ihnen doch vor zwei Wochen schon gesagt. Sie sind jetzt schon viel zu teuer für uns, ich meine, wenn man Ihre Leistung mal betrachtet. Die muss man ja inzwischen mit dem Mikroskop suchen. Was wollen Sie denn nun schon wieder?«

»In einer Viertelstunde bei mir im Büro!«, wiederholen Sie gut gelaunt, während Sie um die Ecke biegen. »Den Vorstand habe ich bereits per E-Mail informiert.«

»Vorstand?«, hören Sie Ihren Chef noch grübeln. Kurz darauf reißt er Ihre Bürotür auf.

Mit genervtem Blick schauen Sie auf. »Chef, ich habe doch gesagt: in einer Viertelstunde! Sie sind heute wieder wie ein kleines Kind. Ich habe noch wichtige Sachen zu erledigen. Der Vorstand hat noch einige Fragen wegen meiner E-Mail …«

»Weber, was haben Sie mit dem Vorstand zu schaffen? Wissen Sie denn nicht, dass den Mitarbeitern jede Direktkommunikation mit dem Vorstand verboten ist? Das darf alles nur über mich laufen. Und welche E-Mail überhaupt?«

»Na gut Chef, ich will es kurz machen: In meiner E-Mail an den Vorstand, die in Kopie an alle Kunden und Aktionäre sowie an den großen Presseverteiler ging, heißt es …«

Umständlich und mit besorgter Miene ziehen Sie ein Blatt aus dem Drucker und lesen: »Nach Ziehung der Lottozahlen am Samstagabend habe ich einige umfassende Restrukturierungsmaßnahmen in meinem Leben beschlossen. Ein gestiegener Freizeitdruck zwingt mich leider zu einer Straffung meiner Organisation. Ich kann mich einer notwendigen Reduzierung meiner sinnlosen Zeitverschwendung in Deutschland nicht mehr weiter entziehen, wenn ich ein international wettbewerbsfähiges Freizeitniveau erhalten will. Mein Lustvolumen war insbesondere in den Bereichen ›Täglich dämlicher werdende Chef-Sprüche‹ und ›Sinnlose Aufgaben‹ im abgelaufenen Geschäftsquartal stark rückläufig, während die monatlichen Überweisungen aus diesen Bereichen auf meinem Konto nur noch zu geringem Wachstum führten. Wir alle können uns schließlich auch nicht dem Umstand entziehen, dass der technologische Wandel viele aufgeblasene Chefs überflüssig macht. Ich muss Ihnen daher leider mitteilen, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Ihnen für mich nicht mehr profitabel genug ist. Ich werde mich in Zukunft ausschließlich auf meinen Standort auf den Seychellen konzentrieren und dort das Kerngeschäft ›Privatvilla‹ ausbauen. Keiner bedauert diese Entscheidung mehr als ich selbst, aber die äußeren Sachzwänge lassen mir keine andere Wahl. Selbstverständlich werde ich darauf hinwirken, dass mein Ausscheiden so sozialverträglich wie möglich gestaltet wird – gern biete ich vorübergehend einen Ersatz aus meinem privaten Hauspersonal an. Ich möchte damit bewusst ein Zeichen dafür setzen, dass wir in diesen schweren Zeiten alle zu einem Verzicht bereit sein sollten ...«

Aufwachen! In Wahrheit sitzen Sie in Ihrem Büro und sind wahrscheinlich schon gestört worden, bevor Sie die E-Mail in Ihrem kleinen Tagtraum zu Ende lesen konnten – durch einen rüden Anruf Ihres Chefs. Er hat Sie zu sich ins Büro beordert, und selbstverständlich sind Sie ihm ohne Widerworte gefolgt.

Dabei tat der Traum so gut! Wie hatte Sie der Chef gerade wieder gedemütigt – im wahren Leben. Nichts hatte er zu schätzen gewusst, meckerte nur an dem Entwurf herum, über dem Sie die letzten drei Tage jeweils bis spät abends gebrütet hatten. Und nun sollen Sie noch einmal alles neu machen, und zwar bis morgen. Da haben Sie erstmal die Bürotür hinter sich geschlossen und wieder diese magische Szene durchgespielt: die Kündigung nach dem Lottogewinn! Es ist der Klassiker, der Blockbuster. Millionenfach leiht ihn sich die arbeitende Bevölkerung jeden Tag aus der imaginären Videothek aus und spielt ihn vor ihren geistigen Augen ab. Mit wechselnder Besetzung – die Hauptrolle, den Held, spielt der Zuschauer immer selbst.

Noch abends auf dem Nachhauseweg sprechen Sie Ihren Text vor sich hin, immer noch erregt von den Ärgernissen der zurückliegenden Stunden. Sie feilen an Worten und Gesten und warten darauf, dass endlich der Tag kommt, an dem Sie finanziell unabhängig sind und dem Chef die Meinung sagen können – und Ihren Kollegen und Kunden und allen, die Ihnen das Leben so schwer machen. Sie warten auf den Tag, an dem Sie abrechnen können.

»Ihre Stellenausschreibung sende ich zu meiner persönlichen Entlastung zurück.«

Doch für die allermeisten von uns kommt dieser Tag nicht, so sehr wir auch darauf hoffen. Ein Großteil der Träumenden spielt gar kein Lotto, und der Rest kommt selten über drei Richtige hinaus. Und weil Sie weiterhin finanziell abhängig sind, ist es dann auch weiterhin Ihr Chef, der Ihnen die Meinung sagt – und nicht umgekehrt.

Der aufgestaute Ärger drückt inzwischen so dramatisch, dass er bizarre Blüten treibt: Die Berliner Absageagentur ermöglicht es Menschen, ihren Ärger wenigstens an fremden Unternehmen auszulassen. Sie dreht den Spieß um und verschickt Absagen – an Unternehmen, als Antwort auf Stellenausschreibungen, im Auftrag frustrierter Arbeitsmarktteilnehmer.

»Ich danke für Ihre Stellenausschreibung«, flattert es da namhaften Konzernen ins Haus, abgeschickt von Menschen, mit denen sie zuvor nie zu tun hatten. »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich bei der Vielzahl der mir vorliegenden qualifizierten Stellenausschreibungen eine Auswahl treffen musste. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mich dabei nicht für Sie entschieden habe.«

Und leider kann der Absender in der Regel nicht dabei sein, wenn die Gesichtszüge des Personalchefs entgleiten, während er verblüfft weiterliest: »Ich versichere Ihnen, dass meine Entscheidung keine Abwertung Ihrer Person oder Ihres Unternehmens bedeutet, sondern ausschließlich auf meine Auswahlkriterien zurückzuführen ist. Ihre Stellenausschreibung sende ich zu meiner persönlichen Entlastung zurück. Ich bedaure, Ihnen keine günstigere Nachricht geben zu können, und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.«

Im Jahre 2004 als »Kunstprojekt mit politischem Touch« gegründet, erfreute sich die Absageagentur schnell massenhafter Beliebtheit. Viele Menschen nahmen ihre Dienste in Anspruch. Die Agentur war selbst über den Ernst erstaunt, mit dem die Auftraggeber zu ihr kamen. Sie hatte eine echte Marktlücke getroffen, eine Waffe des kleinen Mannes, der kleinen Frau gegen die große Konzernwelt geschaffen – wenn auch nur in Form von ein paar gut gesetzten Worten. Die Presse im In- und Ausland feierte die Idee. Den »symbolischen Akt gegen die Fetischisierung von Arbeit« nutzten viele Menschen, »um persönlichen Frust über missglückte Bewerbungen und das aktuelle Arbeitsverhältnis« abzulassen. So gaben es die Gründer der Absageagentur, Thomas Klauck und Katrin Lehnert, den Zeitungen und Fernsehsendern zu Protokoll.

Wie viel Wut muss sich in einer Gesellschaft aufgestaut haben, die eine solche Idee nicht nur hervorbringt, sondern ihr auch eine so glänzende Karriere beschert? Wie viele persönliche Verletzungen müssen die Menschen erlitten haben, wenn ein als Gag gestarteter Dienst so einen unerwarteten Zulauf findet? Wie viel gekränkter Stolz und wie viele bitter enttäuschte Lebensträume müssen nach einem Ventil gesucht haben?

Die »Un-Arbeitslosen« sind die eigentlichen Frustrierten

Sehr viele, lässt sich vermuten, und harte Zahlen belegen diese Einschätzung: Die Gallup Organization misst jedes Jahr mit dem Engagement-Index, wie stark Arbeitnehmer emotional an ihren Arbeitsplatz gebunden sind. Die aktuellsten Ergebnisse aus der Studie 2008 sind ernüchternd: 87 Prozent der deutschen Beschäftigten verspüren überhaupt keine oder nur eine sehr geringe Bindung an ihren Arbeitsplatz.

Jeder Fünfte hat innerlich gekündigt und arbeitet sogar aktiv gegen die Interessen seines Unternehmens. Die Autorin Susanne Reinker hat in ihrem Buch Rache am Chef herausgefunden: Unzufriedenheit im Job endet häufig in einem regelrechten Kleinkrieg zwischen Chef und Mitarbeiter. Da fallen wichtige Unternehmensdokumente auf Nimmerwiedersehen hinter ein verstaubtes Regal – aus Versehen natürlich, wegen einer kleinen Unkonzentriertheit, kein Wunder bei der Arbeitsbelastung. Da wird eine pikante E-Mail an den Staatsanwalt weitergeleitet – und der Chef sitzt schneller in U-Haft, als man zu träumen gewagt hatte. Da erfahren neugierige Journalisten brisante Details aus dem internen Firmenzirkus – von einem Exmitarbeiter, der nicht genannt werden möchte. »Whistleblowing« nennen Arbeitsforscher dieses inzwischen weit verbreitete Phänomen. Und Tausende bessern jeden Tag ihr Gehalt durch »persönliche Gewinnmitnahmen« auf – hier ein Stapel Kopierpapier, dort eine Packung Kaffee, der zu Hause gerade ausgegangen ist. Selbst PCs oder Hi-Fi-Anlagen tragen frustrierte Angestellte heute ohne jedes Schuldbewusstsein aus deutschen Büros – vorbei am Pförtner, der stumm zusieht und bei sich denkt: »Richtig so!« Nur zur Erinnerung noch einmal die Zahl: 20 Prozent aller Beschäftigten arbeiten auf diese Weise aktiv gegen den Chef. Überlegen Sie sich einmal, wie viele das allein in Ihrem Unternehmen sind.

Weitere 67 Prozent sind laut Gallup innerlich nur gering an ihren Arbeitgeber gebunden. Zwar sabotieren diese Mitarbeiter ihren Arbeitgeber nicht aktiv – immerhin, möchte man fast schon sagen. Jedoch schieben sie Dienst nach Vorschrift und warten ansonsten auf Feierabendbier und Ruhestandszigarre. Ihr Guru ist die Volkswirtin Corinne Maier, die mit ihrem Ratgeber Die Entdeckung der Faulheit das Kultbuch über die Kunst des Nichtstuns im Büro geschrieben hat. »Wer arbeitet, macht einen Fehler«, ist ihre Überzeugung, die in Buchform zum internationalen Bestseller wurde und massenhaft bekennende Anhänger fand.

Was geht hier vor sich?

Lediglich 13 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland zählen sich zu einer dritten Gruppe: Sie haben eine hohe emotionale Bindung zum Arbeitgeber. Nur diese Menschen gelten als wirklich produktiv für ihr Unternehmen, und das hat handfeste volkswirtschaftliche Auswirkungen: Beschäftigte in dieser Gruppe haben wesentlich weniger Fehltage. Sie empfehlen ihr Unternehmen gern als Arbeitgeber weiter und machen Mundpropaganda für die eigenen Produkte und Dienstleistungen. Interne Verbesserungsideen präsentieren sie ihrem Arbeitgeber wesentlich öfter als die Frustrierten – die feilen ja auch die meiste Zeit an ihren Sabotageplänen. Der Index Gute Arbeit 2008 des Deutschen Gewerkschaftsbunds kommt interessanterweise zum gleichen Prozentanteil für diejenigen, die ihre Arbeitssituation als positiv bezeichnen: magere 13 Prozent. Der große Rest betrachtet sein Arbeitsleben als schlecht bis mittelmäßig.

Andere Untersuchungen liefern nur leicht bessere Zahlen. Die internationale Kelly World at Work Survey meldete stolz: »Rund die Hälfte« der deutschen Beschäftigten sei mit ihrem Job zufrieden; Deutschland liege damit nur knapp unter dem internatio-nalen Durchschnitt. Die Presse griff es als Erfolgsmeldung auf. Wie finden Sie das? Bei knapp 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland bedeutet es, dass etwa 20 Millionen Menschen täglich Dauerfrust im Job schieben.

In welcher Welt leben wir, wenn das eine gute Nachricht ist?

Was für ein Problem braut sich da zusammen, wenn Millionen und Abermillionen Menschen ihren Arbeitsplatz so sehr hassen? Wenn sie nur danach trachten, ihrem Unternehmen zu schaden, ihm jedenfalls nicht zu nutzen? Mit ständigem Blick auf die Uhr darauf warten, den Ort der Qual endlich wieder verlassen zu dürfen? Und sich nachts schweißnass im Kissen wälzen, weil Frust und Wut des Tages auch an der Schlafzimmertür nicht haltmachen? Wo sind wir da hineingerudert, wenn die Depression sich zur eigentlichen Berufskrankheit entwickelt – ganz zu schweigen von körperlichen Leiden, die der Dauerfrust verursacht?

Drei bis fünf Millionen Arbeitslose sind ein Problem, das man nicht unterschätzen kann. Es ist furchtbar, Tag für Tag die Zeit bis zum Abend herumbringen zu müssen ohne das Bewusstsein, gebraucht und gewürdigt zu sein. Zu Recht setzen die unterschiedlichen Bundesregierungen seit vielen Jahren alles daran, die Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren. Doch ein viel größeres Problem hat seine Spannungen bisher nur in vereinzelten Aktionen entladen, entwickelt sich aber allmählich zur tickenden Zeitbombe:

Die »Un-Arbeitslosen« sind die eigentlichen Frustrierten!

Ihr riesiges, täglich wachsendes Heer gefährdet Wohlstand und Wohlergehen einer ganzen Nation. Nicht nur als Arbeitsloser kann man sich überflüssig, ungewollt und minderwertig vorkommen. Das geht auch vielen »Un-Arbeitslosen« so – genau wie man sich auch und gerade in einer Partnerschaft einsam fühlen kann.

Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür, auch die Probleme ernster zu nehmen, die wir »Un-Arbeitslosen« haben. Vor allem sollten wir selbst unsere eigenen Probleme ernster nehmen. Viel zu selten forschen wir einmal genauer nach, was wirklich in unserem Leben schiefläuft – und was wir ändern könnten. Dabei kann sich die Masse der frustrierten »Un-Arbeitslosen« aus eigener Kraft heilen!

Wie das geht, schildern wir in diesem Buch.

Lassen Sie uns aber zunächst den Arbeitsalltag untersuchen, wie er heute ist. Nur dann können wir verstehen.

Lesen Sie auch heimlich Stellenanzeigen?

Wissen Sie, wie Sie schnell und sicher all Ihre alten Studienfreunde erreichen können? Ihren gesamten Jahrgang? Ihre ehemaligen Kolleginnen aus anderen Unternehmen? Alle Menschen, mit denen Sie beruflich überhaupt je einmal zu tun hatten?

Nun, eine Möglichkeit ist: Sie schmuggeln sich bei der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten hinter ihm ins Bild und winken von dort in die Kamera. Oder Sie denken sich eine originelle Wette aus und schaffen es zu Wetten, dass … ? Beide Sendungen haben so viele Zuschauer, dass sich hinterher wahrscheinlich viele alte Bekannte bei Ihnen melden werden. Doch in beiden Fällen müssten Sie einige Hürden überwinden.

Viel einfacher geht es so: Schalten Sie eine Stellenanzeige für Ihren jetzigen Job! Veröffentlichen Sie die Anzeige in einem halbwegs bekannten Stellenmarktteil einer Zeitung oder in einem populären Internetportal. Sie werden staunen, wer sich mal wieder bei Ihnen meldet.

Als ich, Volker Kitz, einmal ein Unternehmen verließ, wurde meine Stelle unter anderem in einer auflagenstarken Branchenzeitschrift ausgeschrieben. Sie erschien an einem Montag und landete so gegen zehn Uhr auf den ersten Schreibtischen anderer Unternehmen.

Um halb elf klingelte mein Telefon zum ersten Mal an diesem Montagvormittag. Am Apparat war ein Kollege von der Konkurrenz: »Ist das Ihre Stelle, die da ausgeschrieben ist?« Kaum hatte ich das Gespräch beendet, rief eine ehemalige Studienfreundin an: »Das ist ja interessant, was machst du denn in Zukunft?« So ging es weiter, Schlag auf Schlag. »Ist ein Nachfolger schon gefunden?«, »Warum hören Sie denn auf?« Mein Telefon stand nicht mehr still.

Bestand mein Bekanntenkreis ausschließlich aus Arbeitslosen, die notgedrungen routinierte Stellenmarktleser waren? Mitnichten. Alle, die anriefen, standen in Lohn und Brot. Binnen weniger Stunden hatte ich mit mehr Kollegen aus anderen Unternehmen telefoniert als in den gesamten vier Wochen zuvor. Sie hatten gute Jobs, viele davon wesentlich besser bezahlt als mein eigener zu jener Zeit, trugen Verantwortung, hatten interessante Aufgaben und gute Entwicklungsperspektiven. Viele von ihnen machten nach außen einen recht zufriedenen Eindruck – so dachte ich jedenfalls.

Nun war es auch nicht so, dass sich alle auf meine Nachfolge bewerben wollten. Die Anzeige war in der Tat oft nur ein Aufhänger, mal wieder anzurufen und sich aus aktuellem Anlass nach den Zukunftsplänen eines ehemaligen Weggefährten zu erkundigen.

Aber trotzdem: Gelesen haben sie sie alle. Und bei vielen von ihnen war die Reaktionszeit so sensationell kurz, dass das nur einen Schluss zuließ: Der Stellenmarkt wurde ganz gezielt zuerst aufgeschlagen, so wie andere ohne Umwege zum Sportteil einer Zeitung greifen. In den nächsten Tagen und Wochen ging es weiter. Nicht alle riefen sofort an; manche warteten ab und fragten dann bei einem Zusammentreffen eher beiläufig, was es mit der Anzeige auf sich habe.

Warum, glauben Sie, hatten so viele Menschen mit scheinbar guten Jobs so aufmerksam den Stellenmarkt gelesen? Weil sie sonst im Büro nichts mit sich anzufangen wussten? Weil sie Zeit totschlagen wollten? »Die Zeitschrift lag vor mir, und da habe ich sie mal schnell durchgeblättert«, leiteten in der Tat einige ihre Nachfrage ein. Glauben Sie das? Für uns klingt es wenig überzeugend aus dem Mund von Leuten, die sonst über zu hohe Arbeitsbelastung klagen, ihr Pensum kaum noch schaffen und abends ohnehin schon viel zu spät nach Hause kommen. Und selbst wenn man einen Moment Zeit zur freien Verfügung hat – wie naheliegend ist es, dass man sich ausgerechnet mit drögen Anzeigen amüsiert? Sind die Texte im Stellenmarkt so unglaublich unterhaltsam? Wohl kaum – wenn auch hier manche nicht müde wurden, genau dies zu betonen: »Ich finde es einfach witzig, den Stellenteil zu lesen.« Natürlich! Wer zählt die Stellenmarktlektüre nicht zum kulturellen, literarisch anspruchsvollen Highlight? Wenn wir auf einer einsamen Insel wären, auf der keine Bücher, Zeitschriften, kein Internet, Fernsehen und außer uns kein anderer Mensch existierte – nur Stellenmärkte, Stellenmärkte, Stellenmärkte: Dann würden wir diese Aussage verstehen. Aber unter normalen Umständen müssen wir sagen: Nein, nein, Freunde! Es gibt nur einen einzigen Grund, Stellenanzeigen zu lesen, ob man sich ihn eingesteht oder nicht: Wer liest, der sucht.

Die Suche braucht nicht immer konkret und bewusst zu sein. Es gibt auch die latente Suche, die schleichende Unsicherheit, die Angst, sonst womöglich etwas Besseres zu verpassen. Wer Stellenanzeigen liest, ist mit seinem Job zumindest latent unzufrieden, da gibt es nichts zu deuteln. Oder lesen Sie etwa auch Wohnungsanzeigen zum Zeitvertreib, wenn ein Umzug kein Thema für Sie ist? Und die Mehrheit der Leute, die sich damals bei mir meldeten, nutzte das Gespräch dann tatsächlich auch genau dazu: um sich ihre Unzufriedenheit von der Seele zu reden.

Auch zu dieser Geschichte gibt es wieder passende Zahlen. Die Zeitschrift Junge Karriere veröffentlichte folgende Studie der Unternehmensberatung Dr. Dr. Heissmann: Man hatte 1 525 Fach- und Führungskräfte befragt, ob sie in absehbarer Zeit ihren Arbeitgeber wechseln wollten. Nur knapp 14 Prozent gaben dabei an: »Sehr zufrieden, momentan kein Gedanke an Wechsel«. Alle anderen – also über 85 Prozent! – gaben zu, offen oder heimlich nach einer neuen Stelle zu suchen. Interessant: In einer Vergleichsstudie glaubten zwei Drittel aller Personalverantwortlichen, ihre Mitarbeiter fühlten sich wohl im Unternehmen. So verschieden können Wahrnehmungen sein.

Und Sie? Wie viele Online-Stellenmärkte haben Sie unter Ihren Favoriten gespeichert? Wie viele Suchprofile und Suchagenten haben Sie eingerichtet? Und wie viele aktuelle Lebensläufe oder Bewerbungsschreiben unvorsichtiger Kollegen haben Sie schon bei sich im Büro entdeckt – am Kopierer, im Papierkorb oder sogar in öffentlichen Ordnern des gemeinsamen Servers? Ist es nicht interessant, wie die Kollegen sich in einer Bewerbung darstellen? Und ist es nicht noch interessanter, wer sich wegzubewerben versucht? Nicht selten sind es diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, die stets engagiert und meist ganz zufrieden erscheinen, die beim Mittagessen unter Kollegen sogar für den Chef Partei ergreifen und – entgegen aller Kantinenregeln – auch mal ein paar gute Haare am Arbeitgeber lassen. Der Schein trügt, und die Umfragen bestätigen dies: Auf der Suche sind fast alle.

Wie traurig, denken Sie nun vielleicht. Ist denn gar niemand mit seinem Job zufrieden?

Doch die Hoffnung sprießt gerade aus den traurigen Zahlen, denn genau hier liegt der Grundstein der Erkenntnis. Wenn Sie diesen Grundstein gefunden und gelegt haben, können Sie darauf ein zufriedenes Arbeitsleben aufbauen – in dem Job, den Sie haben:

Wenn zig Millionen Menschen allein in unserem Land derart unzufrieden mit ihrer Arbeit sind – glauben Sie ernsthaft, dass alle den falschen Job, die falsche Chefin und die falschen Kollegen haben? Meinen Sie wirklich, wir müssten alle nur einmal »Bäumchen wechsel dich« spielen, einen Platz nach rechts oder links rücken, ein bisschen die Jobs, die Chefs, die Büros und die Kolleginnen tauschen – und dann wäre alles gut? Unsere Jobs sind heute längst keine Berufe für ein Leben mehr. Oft haben Menschen vier, fünf oder noch mehr Lebensabschnittsjobs hinter sich – und in keinem einzigen davon waren sie wirklich zufrieden. Sie kommen vom Regen in die Traufe und geben sich doch immer wieder der trügerischen Hoffnung hin: Beim nächsten Chef wird alles anders! Der nächste Chef kommt und geht, und natürlich werden manche Dinge anders. Aber besser werden sie meist nicht.

Nur Verbrecher lieben ihren Job

Und rastlos suchen wir weiter. Irgendwo muss es doch den Job, den Chef, die Kollegen geben, die uns glücklich machen!

Stellenportale im Internet spucken uns Hunderttausende Jobangebote aus, regional, national, weltweit. Da muss doch etwas dabei sein, das besser zu meinen Fähigkeiten und Neigungen passt, denken Sie. Da muss es doch auch Chefs geben, die mich mehr zu schätzen wissen, die mir mehr Anerkennung und Freiraum geben! Und mehr Geld!

Und wissen Sie was? Vermutlich ist es so. Vermutlich gibt es unter den Millionen Jobs, die weltweit gerade zu besetzen sind, irgendwo einen, der auf Ihre ganz persönlichen Bedürfnisse ein bisschen besser zugeschnitten ist als der, den Sie jetzt haben.

Sie können nun ein paar Jahre durch die Welt tingeln, auf Bewerbungstournee gehen und in verschiedenen Unternehmen Probezeiten absolvieren. Was wirklich anders ist und was nicht, merken wir ja immer erst, wenn wir eine Weile in den Arbeitsalltag eingegliedert waren. Vielleicht können Sie sich am Ende ein wenig verbessern. Aber die Verbesserung, die Sie mit viel Aufwand und einer gehörigen Portion Glück – vielleicht – erreichen, wird nur eine Nuance sein. Sie wird die Investition nicht wert sein – eine Investition, die aus ständiger Suche, Rastlosigkeit und innerer Zerrissenheit besteht.

Im Wesentlichen werden Sie feststellen, dass Sie bei jedem Job und bei jedem Chef immer wieder auf dieselben Grundprobleme treffen – universelle Grundprobleme, die das Arbeitsleben immer und überall mit sich bringt. Diese Hürden und Spannungen sind schlicht untrennbar mit der menschlichen Arbeit und dem menschlichen Zusammensein verbunden. Teilweise sind sie »Errungenschaften« des modernen Arbeitslebens. Auch wenn wir lange darüber nachdenken, was sich zum Guten entwickelt hat und was zum Schlechten, können wir das Rad nicht zurückdrehen.

Nun können Sie resigniert dem Arbeitsmarkt insgesamt den Rücken kehren, wie es manche ganz bewusst tun. Eine Untersuchung in Korea etwa hat ergeben, dass Verbrecher deutlich zufriedener mit ihrem »Job« waren als die Polizisten, die sie jagen und einsperren sollten.

Eine neue Arbeit ist wie ein neues Leben – oder: Plunder gibt es immer wieder

Wenn Sie aber dem Arbeitsmarkt, und zwar dem legalen, erhalten bleiben wollen, können Sie ihn nur so nehmen, wie er nun einmal ist – hier und heute. Legen Sie sich einen nüchternen Blick zu, und Sie werden die Grundprobleme Ihres jetzigen Jobs auch in allen anderen Jobs wiederfinden. Plunder gibt es immer wieder, wie sehr Sie auch vor ihm davonlaufen. Unsere Probleme verkleiden sich manchmal ein bisschen, spielen Verstecken oder Blinde Kuh mit uns. Und wir sind ständig dran mit Suchen.

Wir werden diese Grundprobleme in den folgenden Kapiteln näher untersuchen und ihre Verkleidungen und Spielarten kennen lernen. Wir werden Ihren Blick schärfen, bis Sie die »Verkleidungstricks« der Probleme durchschauen – und bis Sie selbst zu der Einsicht kommen: Es ist egal, für wen ich arbeite.

Wenn Sie einmal erkannt haben, dass Sie nach äußeren Umständen suchen, die es nicht gibt und die Sie sich auch nicht schaffen können, stehen Sie schon an der Schwelle zu einem Heilungsprozess, bei dem wir Sie im zweiten Teil dieses Buches begleiten. Dann können Sie die aufreibende Suche beenden, Ihren Blick nach innen kehren und wirkliche Zufriedenheit erreichen.

Doch zunächst werden wir einige wichtige Erkenntnisse über uns selbst und unsere Arbeit sammeln.