Das geheime Wissen der Ninja - Bernhard Moestl - E-Book
SONDERANGEBOT

Das geheime Wissen der Ninja E-Book

Bernhard Moestl

0,0
15,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 15,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Wer Angst vor dem Klimawandel hat, lernt von der Anpassungsfähigkeit der japanischen Ninja. Wer sich vor Arbeitsplatzverlust sorgt, lernt von der Wandlungsfähigkeit der Ninja. Wer sich vor Veränderung fürchtet, lernt von der Fähigkeit der Ninja, die Welt zu verändern. Jeder Mensch hat die Kraft eines Ninja und daher die Möglichkeit, die Welt zu verändern.« Bernhard Moestl Der Friede bröckelt. Die Welt wandelt sich - oft zu unserem Nachteil. Wie aber können wir unser Leben trotzdem in unserem Sinne gestalten? Bernhard Moestl, der gefeierte Bestseller-Autor und erfahrene Business-Coach, beschäftigt sich seit über 35 Jahren mit asiatischer Weisheit und Kampfkunst. Besonders intensiv hat er das Geheimwissen der Ninja studiert. Denn die Spione lenkten - im Alltag unerkannt - mithilfe ihrer geheimen Strategien über Jahrhunderte den Lauf der Dinge. Anhand von Alltagssituationen und überlieferten Geschichten der Ninja zeigt er psychologisch wirksam auf, wie wir im Hier und Jetzt mit diesem Geheimwissen zu mehr Selbstbewusstsein, innerer Stärke, Wirkungsmacht und Durchsetzungskraft finden. Die Ninja stehen - mehr noch als die Shaolin-Mönche - für die Idee des kampflosen Sieges. Sie waren anpassungsfähige kampfbereite Spione und nicht die Meuchelmörder, als die Film und Fernsehen sie uns zeigen. Die Schattenkrieger beobachteten Gegner und Problemlagen - und fanden die zeitgemäße Lösung. Wer von den Ninja lernt, muss nicht kämpfen, um sich durchzusetzen. Der verzettelt sich nicht, sondern engagiert sich im Alltag nur dort, wo er etwas erreichen kann. Denn wer im Stillen wirkt, erzielt die größere Wirkung. Die Geschichte der Ninja kann uns allen heute Anregung sein und wirksam Selbsthilfe geben, denn Elemente ihrer Lehre lassen sich auf unser Leben übertragen: Sie blieben unerkannt und waren daher nicht unter Druck zu setzen, sondern wirkten in ihrem Hauptberuf als Lehrer oder Schneiderin. Doch in sich entwickelten sie die Stärke, ihr geheimes Wissen zu nutzen und sich durchzusetzen. Wir können von ihnen lernen. Etwa, uns nur dort zu engagieren, wo wir einen Effekt erzielen. Uns zurückzunehmen, wenn eine Diskussion von vornherein kein Ergebnis verspricht. Uns auf unsere persönlichen Fähigkeiten zu konzentrieren und diese auszubilden. Denn wenn wir bereit sind zum Kampf, ohne uns aufzureiben, können wir Wirkung erzielen. Und die Welt in unserem Sinn verändern.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bernhard Moestl

Das geheime Wissen der Ninja

8 Wege, die Welt zu verändern

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Wer im Stillen wirkt, erzielt die größte Wirkung

Die Welt wandelt sich - oft zu unserem Nachteil. Wie aber können wir unser Leben trotzdem in unserem eigenen Sinne gestalten?

Wer von den Ninja lernt, der muss nicht mehr kämpfen, um sich durchzusetzen. Der verzettelt sich nicht, sondern engagiert sich vielmehr gezielt dort, wo er auch etwas erreichen kann.

Bernhard Moestl, der gefeierte Bestseller-Autor und erfahrene Business-Coach, beschäftigt sich seit über 35 Jahren mit asiatischer Weisheit und Kampfkunst. Hier zeigt er anhand von Alltagssituationen und überlieferten Geschichten psychologisch wirksam auf, wie wir zu mehr Selbstbewusstsein, innerer Stärke, Wirkungsmacht und Durchsetzungskraftfinden.

»Jeder einzelne Mensch hat die Kraft eines Ninja und daher die Möglichkeit, die Welt zu verändern.« Bernhard Moestl

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Widmung

Einleitung. Warum jeder Einzelne von uns die Welt verändern kann

1. Das geheime Wissen vom Zulassen. Lerne, die Wahrheit auch dort zu sehen, wo es dir widerstrebt

2. Das geheime Wissen von der Übersicht. Lerne, so weit von deinen Vorstellungen zurückzutreten, bis du die ganze Situation überblicken kannst

3.Das geheime Wissen vom Selbstvertrauen. Lerne, dass alles möglich ist, woran du glaubst

4. Das geheime Wissen vom Sich-Zurücknehmen. Lerne, niemals etwas allein der Anerkennung wegen zu tun

5. Das geheime Wissen von der Wandelbarkeit. Lerne, dass nichts auf dieser Welt für immer ist

6. Das geheime Wissen von der Zielstrebigkeit. Lerne, dass du ohne ein klares Ziel deine Kraft nicht fokussieren kannst

7. Das geheime Wissen vom Durchhalten. Lerne, so lange weiterzugehen, bis die Dinge nach deinen Vorstellungen sind

8. Das geheime Wissen von der Veränderung. Lerne, Veränderungen herbeizuführen statt auf sie zu hoffen

Epilog

Wem ich Danke sagen möchte

Für dich

 

Lass uns gemeinsam die Welt verändern

Wer seinen eigenen Weg geht, dem wachsen Flügel.

(Buddha)

Einleitung

Warum jeder Einzelne von uns die Welt verändern kann

Ein kleiner Funken kann die ganze Steppe in Brand setzen.

(aus China)

Zuerst einmal herzlich willkommen. Schön, dass du da bist. Wie es aussieht, hast auch du nicht den Glauben daran verloren, dass jeder einzelne Bewohner dieser Erde gleichwertig darüber mitbestimmen kann, wohin wir uns als Gesellschaft entwickeln. Doch selbst wenn du jetzt wohl zustimmend mit dem Kopf nickst, mag dir die Idee dennoch etwas utopisch erscheinen. Zumindest dort, wo es um deine Person geht. Wer bitte, so magst du dich fragen, bist du, dass es ausgerechnet dir möglich sein sollte, über das Schicksal unseres Planeten zu entscheiden?

Wer, so könnte ich dir die Gegenfrage stellen, sind denn jene Anderen, denen du das ohne große Überlegung zutraust? Für mich bist du ein Mensch, der über viel mehr Kraft verfügt, als ihm gerade bewusst ist. Obwohl die Welt gefühlt schon einmal in einem besseren Zustand war, als sie es heute ist, haben wir nicht erst jetzt das Bedürfnis, sie zum Besseren zu verändern.

Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass wir alle geborene Rebellen sind. Zumindest von mir kann ich behaupten, dass ich mich schon als Jugendlicher nur mit Anstrengung den Anweisungen und Befehlen Anderer beugen konnte. Dazu kam, dass bei diesem Thema die Erwachsenen in meinem Umfeld nur wenig hilfreich waren. Begann ich nämlich, eine in meinen Augen sinnlose Anweisung oder Handlung zu hinterfragen, erstickten sie die Diskussion meist sofort mit dem Hinweis, dass ich mich lieber um meine eigenen Sachen kümmern solle. Oder sie bemerkten resigniert, dass man gegen »die da oben« doch ohnehin nichts tun könne. Sooft ich diese Worte aber auch hörte, so wenig konnte und wollte ich mich mit der Idee abfinden, hilflos zusehen zu müssen, wie andere Menschen ungeniert über mein Leben bestimmten.

Nachdem es in der Umgebung meiner Schule einige sehr unschöne Zusammenstöße mit anderen Schülern gab, begann ich, mich mit der Kampfkunst des Shaolin Kung-Fu auseinanderzusetzen. Damals verstand ich zum ersten Mal, dass wir nur dort wehrlos sind, wo wir uns das selbst einreden. Erstmals sollte ich auch eine Weisheit hören, die mich seither durch das Leben begleitet:

Ein wahrer Meister beendet einen Kampf, bevor er begonnen hat.

Gleichzeitig wurden wir aber wiederholt daran erinnert, dass das ausschließliche Ziel unseres Trainings darin bestand, uns im Falle einer Attacke verteidigen zu können.

Denn ein guter Kämpfer wird niemals von sich aus eine Auseinandersetzung vom Zaun brechen.

Eine Zeitlang nahm ich diese Idee ohne weiteres Nachdenken hin, wohl auch, weil mir einleuchtete, dass der Weg des Kriegers am Ende ein friedlicher ist. Bis ich eines Tages ein Gespräch mit einem Freund hatte, der die alte japanische Kampfkunst des Ninjutsu trainierte. Auch ein Ninja, so hörte ich damals, geht einem Kampf aus dem Weg, wo immer es möglich ist. Wenn eine Auseinandersetzung jedoch unausweichlich ist, darf ein Ninja-Kämpfer niemals darauf warten, dass der Gegner ihn attackiert. Vielmehr muss er dafür sorgen, dass diesem gar keine Attacke mehr möglich ist. Das konnte im äußersten Fall durchaus dadurch geschehen, dass der Ninja den ersten Schlag führte. »Angriff«, so ging es mir in diesem Augenblick durch den Kopf, »ist die beste Verteidigung.«

Auch wenn diese Idee vermeintlich allem entgegenstand, was ich beim Training des Shaolin-Kung-Fu gehört und gelernt hatte, ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Da ich wusste, dass die japanischen Ninja eine eigenständige Kampfkunst entwickelt hatten, begann ich, mich näher mit ihr zu beschäftigen. Schließlich hatte mich die Erfahrung schon früh gelehrt, dass es durchaus Situationen gibt, in denen selbst der friedlichste Mensch einem Konflikt nicht entkommen kann.

Auch ein altes asiatisches Sprichwort besagt:

»Der Baum will Ruhe, aber der Wind hört nicht auf.«

Bald geriet ich jedoch in einen inneren Zwiespalt. Einerseits war mir durchaus klar, dass eine im Raum stehende Auseinandersetzung nicht zwangsläufig von selbst verschwindet, nur weil man sie ignoriert. Andererseits aber fragte ich mich, wie ein Meister kampflos siegen sollte, wenn er seinen Gegner attackierte? Ganz allgemein stimmte diese Idee nicht mit dem überein, was ich bis dahin über die Denkweise der Asiaten wusste. Ging es denn nicht immer darum, die Kraft des Gegners gegen diesen zu nutzen, indem man die eigene zurücknahm? Konnte es sein, dass mein Freund die Prinzipien des Ninjutsu nicht vollständig verstanden hatte?

In diesem Moment war mein Interesse für die legendären japanischen Schattenkämpfer geweckt, und ich versuchte, alles über sie in Erfahrung zu bringen. Nach und nach erkannte ich, dass der Denkweise der Ninja durchaus die gleichen Ideen zugrunde lagen wie jener der Mönche von Shaolin. Beide, so begann ich zu verstehen, sahen das höchste Ziel darin, eines Tages eine derartige Überlegenheit auszustrahlen, dass kein Gegner mehr auf der Bildfläche erschien. Vor diesem Hintergrund erscheint aber auch die Idee des ersten Schlages, mit dem man einem Angreifer die Kraft nimmt, in einem anderen Licht. Das Ziel eines Ninja war nämlich niemals der Kampf. Vielmehr versuchte er, die Situation schnellstmöglich dadurch unter Kontrolle zu bringen, dass er dem Gegner seine Art der Kampfführung aufzwang. Schließlich wussten schon die alten Japaner:

Wer gezwungen ist, sich zu verteidigen, geht aus einer Auseinandersetzung meist als Verlierer hervor.

Auch die Stärke eines überraschenden Angriffs beruht vor allem darauf, dass der übertölpelte Verteidiger nur noch auf die Attacken des Angreifers reagieren kann.

Selbst wenn es nun so klingen mag, ist dies kein Aufruf zur Gewalt. Ganz im Gegenteil.

Im Laufe der vielen Jahre, die ich mich nun mit der Kunst des Kampfes beschäftige, habe ich verstanden:

Man kann wahre Überlegenheit nur kampflos erreichen.

Wer versucht, eine Situation mit Gewalt zu seinen Gunsten zu entscheiden, der ähnelt vielmehr einem Geiselnehmer. Wie könnte so jemand unbeschadet aus seiner misslichen Lage herauskommen, wenn er nicht den Rest seines Lebens mit seiner Geisel verbringen möchte? Wer den Weg des Kampfes wählt, der muss sich darüber im Klaren sein, dass er zwar durchaus einige Kämpfe gewinnen, aber niemals endgültig siegen kann. Denn gleichgültig, wie viele Gegner jemand auch schlagen mag, solange er nicht unbesiegbar ist, erscheinen ständig neue.

Wer möchte, dass sich wirklich etwas verändert, der darf sich nicht im Kampf messen. Vielmehr muss er seine Kraft darauf verwenden, das System von innen heraus zu verändern.

So erzählt man sich, dass Meister Bokuden eines Tages seine drei Söhne zu einem Schwertmeister in die Ausbildung schickte. Als sie wieder zurückgekehrt waren, wollte er aufgrund ihres Könnens entscheiden, welchem der drei er sein wertvollstes Erbstück, ein Schwert, überlassen könne. Nachdem er die Söhne aus dem Raum geschickt hatte, verbarg er ein kleines Kissen auf der Vorhangstange des Eingangs, sodass dieses leicht herunterfiel, wenn der Vorhang beim Betreten des Raumes berührt wurde. Anschließend rief er nach dem ersten Sohn. Dieser schob den Vorhang zur Seite, und das Kissen fiel zu Boden. Er hob es wortlos auf und legte es wieder an seine Stelle.

Daraufhin rief Bokuden den zweiten Sohn. Dieser bemerkte das Kissen, als er den Vorhang beiseite schieben wollte. Er nahm das Kissen, trat ein und legte es zurück an seinen Platz.

Schließlich kam die Reihe an den dritten Sohn. Dieser kam herein und zog den Vorhang so schnell weg, dass das Kissen herunterfiel. Bevor dieses jedoch den Boden erreichen konnte, hatte der Sohn bereits sein Schwert gezogen und das Kissen in zwei Hälften geteilt.

Nun standen die drei Söhne bei ihrem Vater im Raum und warteten, dass die Probe begann. Doch Bokuden lächelte nur und sagte, die Prüfung sei bereits beendet. Nur einer von ihnen habe sie bestanden.

Er wandte sich an den ersten Sohn und sagte: »Du musst noch fleißig üben.« Zum zweiten, der das Kissen bemerkt hatte, sagte er hingegen: »Du bist würdig, ein Schwert zu führen.« Dann drehte er sich zu seinem dritten Sohn und sagte in ernstem Ton: »Dir, mein Sohn, sollte niemals erlaubt werden, ein Schwert zu führen. Denn du bist das Unglück der Familie.«

Die Ninja, über deren Hintergrund du im Laufe des Buches vieles erfahren wirst, waren im feudalen Japan die verachteten Gegenspieler der Kriegerkaste der Samurai. Im Gegensatz zu diesen entsprachen die Ninja nämlich so wenig dem damals vorherrschenden Ideal des blinden Gehorsams, dass sie mehr und mehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Dabei war das Einzige, was man ihnen zur Last legen konnte, die Einsicht, dass jeder Mensch für sich selbst schauen muss, wo er bleibt. Während für einen Samurai der Sinn des Lebens vor allem in der Treue zu seinem Fürsten lag, dem er oft in Form des rituellen Selbstmords bis in den Tod folgte, interessierte die Ninja vor allem, was der Einzelne tun kann, um ein zuweilen aus den Fugen geratenes System wieder ins Lot zu bringen. Auch wenn man sie heute vor allem als Krieger kennt, war der wahre Kern ihrer Weisheit ein tiefgehendes Verständnis für die Prinzipien der Natur. Wie auch die Mönche von Shaolin haben uns die Ninja etwas hinterlassen, das weit über die Kampfkunst hinausgeht. Ihr wahres Erbe ist, dass wir bis heute mit Achtung zu ihnen aufschauen, weil sie uns gezeigt haben:

Auch ein einziger Krieger kann einen zahlenmäßig überlegenen Feind in die Knie zwingen.

Das geheime Wissen darüber, wie so etwas möglich ist, möchte ich dir in diesem Buch ebenso näherbringen wie die Antwort auf die Frage, wie es sich auf deinen persönlichen Alltag übertragen lässt. Wer denkt und handelt wie Ninja, der versteht, dass man mit der richtigen Denkweise mehr verändern kann als mit tausend Kriegen. Gerne möchte ich dir zeigen, dass auch dir das gelingen kann. Bist du bereit? Dann lass uns gehen.

Das Wasser, das ein Schiff trägt, ist dasselbe, das es verschlingt.

(aus Asien)

1

Das geheime Wissen vom Zulassen

Lerne, die Wahrheit auch dort zu sehen, wo es dir widerstrebt

Die Wahrheiten, die wir am wenigsten gern hören, sind diejenigen, die wir am nötigsten kennen sollten.

(aus Japan)

Vor etwa tausend Jahren lebten in der Einsamkeit des gebirgigen Südens Japans einige Großfamilien. In Iga, in der Präfektur von Mie, weit entfernt von der hektischen Zivilisation, hatten sie sich der Suche nach einem spirituellen Erwachen verschrieben. Der Weg dorthin sollte über ein Dasein führen, das in völligem Einklang mit der Natur und dem eigenen Selbst stand. Fest verbunden mit der Erde, die ihre Körper, aber auch ihre Seelen nährte, hatten sie seit langem erkannt, dass die tiefe Verbindung mit den Elementen ihnen eine bis dato unbekannte spirituelle Kraft gab.

Den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen bildete das alte tantrische Wissen aus China und Tibet, das auf verschlungenen Wegen zu ihnen gelangt war. Mit dessen Hilfe versuchten sie nun zu verstehen, wie alles miteinander in Verbindung stand. Welche Rolle konnte und sollte der Einzelne in diesem großen Zusammenhang spielen?

Wie konnte sich jeder harmonisch in den Lauf der Dinge einfügen und Teil eines friedvollen Ganzen werden, indem er im Einklang mit den unveränderlichen Gesetzen der Natur lebte? Nun war den Familien durchaus bewusst, dass die Beschäftigung mit diesen Fragen und ihre Erkenntnisse sie eines Tages in ernsthafte Gefahr bringen konnte. Daher hielten sie ihr Wissen nach außen hin geheim und gaben es nur untereinander weiter.

Doch aller Vorsicht zum Trotz erregten sie schon bald den Argwohn mächtiger Feinde. Weder der Kaiser noch die japanische Priesterschaft hatten schließlich ein Interesse daran, dass ihre Untertanen Einblick in die Möglichkeiten einer spirituellen Weiterentwicklung erhielten.

Wissen, so war bereits den damaligen Herrschern bewusst, ist Macht.

Wer Zusammenhänge versteht, so erkannte die Obrigkeit schnell, der denkt nach. Und wer nachdenkt, der beginnt eines Tages, auch jene Umstände zu hinterfragen, die der Ahnungslose mangels besseren Wissens demütig als gegeben hinnimmt. Bei den Eliten läuteten die Alarmglocken. Was, wenn diese Menschen irgendwann auch die angeblichen Tatsachen infrage stellen würden, auf denen die gottgleiche Legitimation ihrer Macht basierte?

Als schließlich Geschichten den kaiserlichen Hof erreichten, denen zufolge die Einsiedler von Iga Methoden entwickelt hätten, um ihre geistigen Kräfte zu ihrem persönlichen Nutzen zu kanalisieren, bekamen die religiösen Führer Angst. Was immer dort in den Bergen vor sich gehen mochte, es musste dringend gestoppt werden. Die Priester mussten den besorgten Kaiser nicht lange überreden, gegen die unliebsame Konkurrenz vorzugehen. Ohne zu zögern, ließ der Tenno die Mystiker als Unruhestifter brandmarken und entsandte seine Truppen mit dem Auftrag, sie zu töten.

Jenen Familien, die das Massaker überlebten, war das Geschehen Lehre und Auftrag zugleich. Denn ein Mensch, so wussten sie, lernt wenig von seinem Siege, aber viel von seiner Niederlage.

Wollten sie weiterbestehen, so wurde ihnen klar, dann mussten sie lernen, sich selbst zu schützen.

Owohl vom Staat keinerlei Hilfe zu erwarten war, konnten die Familien nicht einfach wegziehen. Abgesehen davon, dass der Kaiser sie überall hin verfolgt hätte, wem hätten sie sich überhaupt beugen sollen? Selbst wenn die Beamtenschaft sie als Gefahr betrachtete, hatten sie niemandem etwas getan. Dazu kam, dass die nun offenen Anfeindungen durch den Kaiser und seine Soldaten nicht die ersten Herausforderungen gewesen waren, denen sie sich hatten stellen müssen. Viel zu oft hatten sie bereits zu spüren bekommen, dass ihnen Gefahr drohte.

Denn jemand, der Wahrheiten sieht, die für andere Menschen unbequem sind, wird schnell zum Ziel von Bedrohungen und Angriffen.

Hinzu kam, dass die Bewohner von Iga im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber ihren Gegnern hatten. Während es den Samurai nämlich ihre Ehre gebot, heroisch und sichtbar Mann gegen Mann zu kämpfen, ließen sich die Bergbewohner nicht von solchen Idealen einschränken. Vielmehr galt ihnen alles als erlaubt, was ihr Überleben sicherte. Die jahrelange Abgeschiedenheit hatte sie schließlich gelehrt, im Einklang mit der Natur zu leben.

Sie hatten das Wasser der Bergbäche beobachtet, das alles durchdrang und sich von nichts aufhalten ließ. Einzelne Tropfen, die plötzlich gemeinsam die Macht hatten, ganze Häuserzeilen fortzureißen, um dann ihren Weg wieder als friedliches kleines Rinnsal fortzusetzen. Gleichzeitig hatten die Siedler von Iga im Laufe der Zeit Techniken entwickelt, die es ihnen ermöglichten, sich unauffällig zu bewegen, indem sie sich vor etwaigen Angreifern tarnten. Bald sollte dieses Wissen ihren Kampf gegen die übermächtigen staatlichen Truppen prägen.

Als »Ninja«, auf Japanisch so viel wie »der Verborgene«, attackierten sie ihre Feinde, wo immer möglich, aus dem Hinterhalt. Selbst wenn das nicht unbedingt ehrenhaft aussah, hatte es durchaus eine durchschlagende Wirkung. Denn bis heute beruht der Ruf der Ninja auf ihrer Fähigkeit, auch zahlenmäßig deutlich überlegene Gegner zu besiegen.

Wer aus dem Hintergrund heraus agiert, ist schwer greifbar und hat daher bereits den halben Kampf gewonnen.

Auch wenn es die legendären Schattenkämpfer, die nicht nur vielen Japanern als ein Symbol für Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben gelten, mittlerweile nur noch in Büchern und Filmen gibt, ist ihr über Jahrhunderte geheim gehaltenes Wissen heute aktueller denn je. Denn damit ein Ninja in einer Umgebung überleben konnte, in der es die Wenigsten mit ihm gut meinten, musste er bereits als Kind eines lernen:

Ein guter Kämpfer muss seine Wünsche und seine Vorstellungen von jenen unleugbaren Tatsachen trennen, welche die Realität ihm vorgibt.