Das gemeingefährliche Jahrgangstreffen - Christian Schneider - E-Book

Das gemeingefährliche Jahrgangstreffen E-Book

Christian Schneider

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Kriminaloberkommissar Ernst Keller besucht seinen Heimatort im Norden Hessens, um an einem Treffen seines alten Grundschuljahrgangs teilzunehmen. Ein Mitschüler wird nach der Feier mit einem Gartenzwerg niedergeschlagen und überlebt den Anschlag nur knapp. Der Kommissar übernimmt den Fall – ein Fehler: Im Laufe der schwierigen Ermittlungen zeigt sich immer deutlicher, dass das Opfer viele Feinde hatte und dass es fast jeder gewesen sein könnte. Kommissar Keller ermittelt allein gegen seine damaligen Mitschüler und taucht dabei tief in seine eigene Vergangenheit ein.

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Christian Schneider

Das gemeingefährliche Jahrgangstreffen

Kommissar Kellers erster Fall

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Prolog

Sonntag, 3. Juni 2012, gegen fünf Uhr morgens

Den Schatten, der im matten Licht der Straßenlaterne über sein Gesicht strich, nahm er nicht mehr wahr. Jörg Schultz schlief tief und fest auf dem frischgemähten Rasen, neben ihm eine ungeöffnete Flasche Dornfelder. Zuvor war er durch den großen Vorgarten die Treppen zum Haus seiner Eltern hinuntergestolpert. Ein verdächtiges Geräusch aus dem Gebüsch hatte ihn zwar kurz aufgeschreckt, er aber war, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, weitergetaumelt. Er scherte sich nicht darum, denn er war viel zu betrunken.

»Es war – Mist. Wo ist denn die Uhr geblieben? Hmmh, was soll’s, spät auf jeden Fall.«

Ernst sagte vorhin im Auto was von halb fünf. Er kam eben vom Jahrgangstreffen seines Grundschuljahrgangs. Viele der Gestalten hatte er über 20 Jahre nicht mehr gesehen. Kerstin hatte sie noch nach Hause gefahren. Sie, das waren Ernst, Susi und er. Ernst, der ist jetzt Polizist. Susi war und ist seine beste Freundin. Sie ist Sachbearbeiterin beim Landratsamt in Kassel. Kerstin arbeitet in Kassel in einer Bäckerei – oder war es eine Fleischerei? Egal, sein vordringlichstes Ziel war es, unfallfrei das Bett in seinem Jugendzimmer zu erreichen. Sicher hatte niemand etwas dagegen, wenn er sich erst einmal auf den frischgemähten Rasen setzte und in die Sterne blickte - nur einen Moment. Das ging natürlich in der Rückenlage viel besser, daher legte sich Jörg lang auf den schon etwas feuchten Rasen. Keine zehn Sekunden später schlief er den Schlaf der Gerechten. Nach dem Schlag zuckte er nur kurz zusammen.

Kapitel 1

Freitag, 1. Juni 2012, 17.37 Uhr

Hallo Zusammen!

Hat nicht jemand von euch Lust, am Vorabend unseres Jahrgangstreffen mit mir einen vergorenen Traubensaft oder eine Hopfenkaltschale trinken zu gehen? Meldet euch einfach unter 1337.

Viele Grüße, Ernst

 

Genauso hatte an einem Freitagabend, Anfang Juni 2012, für Kriminaloberkommissar Ernst Keller der ganze Ärger angefangen. Innerhalb von weniger als zehn Minuten bekam Keller die erste Antwort auf Facebook: Werner Kerstens, sein ehemals bester Kumpel aus Grundschultagen, saß im Eissalon Cortina direkt an der Hauptstraße und las den Pinnwandeintrag auf seinem Mobiltelefon. Die beiden verabredeten sich für den Abend, ein gemeinsamer Freund kam auch noch vorbei. Sie erlebten einen netten Abend im gut besuchten ›Fürstenkrug‹. Keller kam es gar nicht so vor, als hätten sie sich die letzten 25 Jahre nicht gesehen, geschweige denn nicht miteinander geredet. Den größten Teil des Abends verbrachten sie damit, die wesentlichen Erlebnisse des letzten Vierteljahrhunderts aufzufrischen. Keller erzählte vom Abitur in Hofgeismar und den sich daran anschließenden vier Jahren als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Seinem Wunsch entsprechend war er zu einer Fernmeldeeinheit gekommen und hatte den größten Teil seiner Dienstzeit in Pinneberg verbracht. Dort hatte er auch Christiane kennengelernt. Schon mit dem Thema Elektronik vertraut, nahm er nach der Militärzeit ein Elektrotechnik-Studium in Kassel in Angriff. Jedoch interessierte ihn, den Praktiker, die theoretisch ausgerichtete Elektrotechnik mit ihren vielen Differentialgleichungen schon bald nicht mehr. Daher schlug er einen anderen Weg ein. Auch, weil die Abfindung der Bundeswehr schnell verbraucht war. Von seinem Vater brauchte er keine Unterstützung mehr zu erwarten. Der frühpensionierte Finanzbeamte kümmerte sich nur noch um den Garten und seine größte Leidenschaft, das Angeln. Um finanziell unabhängig zu sein, bewarb Keller sich für eine Ausbildung an der hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung. Da er gleichzeitig in Hessen bleiben, jedoch so weit wie möglich von zu Hause weg sein wollte, ging er nach Wiesbaden. Keller begann ein Studium und wurde nach drei Jahren Kriminalkommissar. Vor drei Jahren hatte er sich wieder nach Nordhessen versetzen lassen, nun war Kassel sein Dienstort. Er wohnte auch dort - und damit so weit wie praktisch möglich von seinem Vater entfernt. 

Werner Kerstens hingegen war 1986 nach Berlin gegangen, um so der Bundeswehr zu entgehen. Er hatte im Lauf der Zeit etwas zugelegt und auch wesentlich weniger Haare als zu seinen besten Zeiten, als er einen blonden Zopf trug. Nach zehn Semestern Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität studiert arbeitete er nun in einer Werbeagentur. Trotz der Wende lebte er immer noch in Berlin, mit seiner Frau und den beiden Kindern.

An jenem Abend kamen sie stets auf die ›guten alten Zeiten‹ zurück. Man sprach über die ›alten Recken‹ früherer Tage.

»Wo treibt sich eigentlich Bernd Winter rum?«

Oder:

»Hast du mal was von Jörg Schultz gehört?«

Werner hatte Jörg Schultz vor einiger Zeit in Berlin getroffen. Dieser hatte beruflich dort zu tun. Keller fragte daraufhin neugierig nach, was sie in Berlin denn so getrieben hatten. Er kannte die Stadt ebenfalls ganz gut, schließlich hatte ein guter Freund von ihm lange dort gewohnt. Doch es schien, als wollte Werner diesem Thema ausweichen.

»Nichts Besonderes. Wir haben über die alten Zeiten und das Angeln geredet.«

Werner war seit frühester Jugend ebenfalls ein passionierter Angler. Keller dachte daran, wie oft er in Gesprächen zwischen Werner und seinem Vater als unwissender Dritter stumm danebensaß. 

Gegen zehn Uhr wankte Keller nach dem Genuss von drei Gläsern Wein glücklich nach Hause. Als er im Bett lag, fühlte es sich so an, als würde sich die Welt um ihn herum drehen.