Das große Insektensterben - Andreas H. Segerer - E-Book

Das große Insektensterben E-Book

Andreas H. Segerer

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Beschreibung

Die »Krefeld-Studie« hat gezeigt: Das Artensterben ist auch bei uns angekommen. Wenn bislang irgendwo in Afrika eine unbekannte Art verschwand, konnte man dazu vielleicht noch mit den Schultern zucken. Aber nun sterben Bienen, Schmetterlinge und Käfer vor unserer Haustür – und mit ihnen verschwinden Vögel, Frösche und vieles mehr. Was wir mit den Insekten verlieren, ist nicht allein das Fundament eines intakten Ökosystems; mit dem Aussterben der Bestäuber steht die Nahrungsmittelversorgung für unzählige Menschen auf dem Spiel. Wozu brauchen wir Insekten? Ist ihr Verschwinden nur eine kurzfristige Laune der Natur? Wer oder was ist dafür verantwortlich? Der Insektenforscher Andreas Segerer erläutert die Zusammenhänge und zeigt auf, was jetzt passieren muss. Dazu liefert Eva Rosenkranz viele praxisnahe Tipps und nennt Initiativen, die sich dem Insektensterben entgegenstellen – nach dem Motto: Wir fangen schonmal an! Denn jeder kann seinen Beitrag leisten, damit die Welt nicht verstummt, sei es durch einen insektenfreundlichen Garten oder durch Engagement im eigenen Umfeld.

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Andreas H. Segerer, Eva Rosenkranz
DAS GROSSEINSEKTENSTERBEN
Was es bedeutet und was wirjetzt tun müssen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© oekom verlag München 2017Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH,Waltherstraße 29, 80337 München
Korrektur: Petra KienleInnenlayout, Satz: Ines Swoboda, oekom verlag
E-Book: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-96238-517-0
Danksagung
Ohne viele wichtige Hinweise und stimulierenden Gedankenaustausch hätte dieses Buch nicht entstehen können.
Im Einzelnen sei (in alphabetischer Reihenfolge) gedankt:
Prof. Dr. Ernst-Gerhard Burmeister (Gernlinden), Erich und Dr. Juliane Diller (ZSM), Dr. Andreas Fleischmann (Botanische Staatssammlung München), PD Dr. Jan Ch. Habel (Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, TUM), Prof. Dr. Gerhard Haszprunar (Lehrstuhl für Systematische Zoologie der LMU und Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns), Dr. Axel Hausmann (ZSM), Mag. Dr. Peter Huemer (Tiroler Landesmuseen), Eva Karl (ZSM), Dr. Matthias Nuss (Senckenberg Museum für Naturkunde, Dresden), Prof. Dr. Josef H. Reichholf (Neuötting), MdEP Dr. Gerhard Schmid (Regensburg), Prof. Dr. Thomas Schmitt (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts), Prof. Dr. Klaus Schönitzer (LMU und ZSM), Prof. Dr. Michael Schrödl (LMU und ZSM), Manfred Siering (Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Bayern e. V.) und Dr. Robert Trusch (Naturkundemuseum Karlsruhe).
Des weiteren gebührt den vielen Forschungsförderern Dank, ohne die unser Wissen über das Insektensterben sicherlich ärmer wäre. Explizit erwähnt seien hier für ihre aktuelle Unterstützung das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bayerische Staatsministerium für Kunst und Wissenschaft; ferner das Canadian Centre for DNA Barcoding (University of Guelph), BOLD Management & Analysis System (University of Guelph) sowie das Ontario Genomics Institute. Besonderer Dank geht an die Crocallis Stiftung, die Bürgervereinigung Obermenzing e. V. sowie an das Netzwerk Blühende Landschaft.
Last, not least dankt Eva Rosenkranz der OGV Finning sowie Sylvia Frieb; Andreas Segerer seiner Frau Hannelore für jede Menge Geduld, Verständnis und Unterstützung in allen Phasen der Entstehung des Buches.

Inhalt

PrologVerlorenes Paradies – Wie ich zu den Schmetterlingen kam
Statt einer EinleitungUnheil ist im Anflug – sieben Thesen
Teil IVom großen Insektensterben – und über die Bedeutung von Vielfalt
Kapitel 1Insekten: artenreich und unverzichtbar
Kapitel 2Hummel, Biene & Co. im Sinkflug
Kapitel 3Nicht nur die Insekten sterben (aus)
Kapitel 4Bilanz des Schreckens: Wer oder was ist schuld?
Kapitel 5Alle hätten es wissen müssen: Versagen überall
Teil IILebensräume heißt das Zauberwort: Was jetzt zu tun ist
Kapitel 6The Big Ten: Eine Agenda für Politik und (Land)Wirtschaft
Kapitel 7Die Kraft des grünen Daumens
Kapitel 8Die Wiederentdeckung der Bauern
Kapitel 9Die Macht der Vielen: handeln hilft
EpilogBe the change you want to see – für eine Weltbürgerbewegung
Last, but not least: Fünf Grafiken
Anmerkungen
Bildnachweis
Literatur
Prolog
Verlorenes Paradies –Wie ich zu denSchmetterlingen kam
Das Ende der Welt kam für mich*) aus heiterem Himmel, und ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen. An den genauen Zeitpunkt kann ich mich nicht erinnern, vermutlich war es im Sommer 1970: Ich war damals ein Knirps von acht oder neun Jahren. Aber die Bilder bekomme ich bis heute nicht aus dem Kopf, geblieben sind ein Gefühl von Fassungslosigkeit und Ohnmacht.
Der erste der, aus heutiger Sicht, apokalyptischen Reiter, den ich traf, hatte die Gestalt eines dicken Schlauches, angeschlossen an eine unerbittlich arbeitende Pumpe. Sie saugte jenen Tümpel allmählich leer, den wir Kinder »das Moor« genannt hatten und an dem ich in den Jahren zuvor viele unvergessliche Stunden verbracht hatte, fasziniert von all dem prallen, vielfältigen Leben im und auf dem Wasser. Jetzt war sein Untergang beschlossen, und ich stand stumm und überfordert daneben. Ich musste zusehen, wie dem »Moor« und den unzähligen Lebewesen darin der Garaus gemacht wurde. Und das war erst der Anfang!
Das gesamte Gelände ringsherum, die Magerrasen und die Kornfelder, meine heile Welt, in der ich meine ersten, prägenden Erfahrungen mit dem machen konnte, was man heute »Biodiversität« nennt – all das würde schon bald nicht mehr sein, würde unwiderruflich vernichtet werden. Auf den Schlauch folgten weitere Reiter; jetzt hatten sie die Gestalt von Baumaschinen. Die vielen Schmetterlingsraupen auf dem Gelände mussten Planierraupen weichen. Der Hunger der Stadt nach Bauland war grenzenlos – und ist es bis heute geblieben.
Ich sehe mich dort am Rande des Tümpels stehen, zum allerletzten Mal. Nie hätte ich mir so etwas ausmalen können.
Das verlorene Paradies meiner frühen Kindheit lag in der Nähe unseres Hauses, damals der südliche Stadtrand von Regensburg. Man musste nur zweihundert Meter gehen. Eine große Linde – sie steht noch heute und kann alles bezeugen – markierte das Ende der Teerstraße und den Eintritt in mein Paradies. Schon im Alter von fünf Jahren zog es mich unwiderstehlich dorthin, ging ich mit einem kleinen Handnetz, das meine Mutter mir genäht hatte, auf die Jagd nach Schmetterlingen, Eidechsen, Molchen und anderem Getier.
Zur Linken, am Fuß der Linde, gab es einen unordentlichen Fleck, den wir den »Misthaufen« nannten und auf dem irgendwer allerlei Dinge entsorgt hatte: Schnittgut, Draht, einen Bettenrost. Das störte damals niemanden und mich erst recht nicht. Denn dort wohnten Zauneidechsen in einer seltenen, fast vollständig grünen Form. Ich begegnete diesen außergewöhnlichen Tieren in den Jahren 1966 und 1967, sah noch ein einzelnes Exemplar im Sommer 1968, fing es und brachte es stolz mit in die erste Klasse der Volksschule. Das war damals kein Verbrechen, ich wurde sogar nachdrücklich gelobt für mein naturkundliches Interesse und für mein Jagdtalent. Das Tier bekam nach dem Schulbesuch am angestammten Platz seine Freiheit zurück, trotzdem habe ich derart gefärbte Tiere in den Folgejahren nie wieder gesehen.
Von der Linde aus führte ein Trampelpfad bergab. Er endete ein paar hundert Meter weiter an der alten Straße und den Bahngleisen. Gesäumt wurde er oben von einem Weizenfeld mit Klatschmohn und Kornblumen, ansonsten links und rechts nur von offenem, magerem Ödland. An den Brennnesseln sammelte ich die Raupen von Tagpfauenauge und Kleinem Fuchs – es gab sie zuhauf –, züchtete sie in Weckgläsern und verfolgte fasziniert die Metamorphose, die Verwandlung in metallisch gefleckte Stürzpuppen und schließlich den Schlupf der Falter und das Entfalten ihrer Flügel. Überhaupt gab es Falter, Heuhüpfer, Bienen, Schnecken, Libellen und anderes Getier im Überfluss. Das Lied der Feldlerche war alltäglich, unzählige Schwalben – heute so gut wie verschwunden – bevölkerten den Himmel.
Zur Rechten war das Land eben; vor allem dort lebten Zauneidechsen in heute unvorstellbarer Menge. Zur Linken waren die Wiesen buckelig wie eine Skipiste, und in einer der Senken befand sich der kleine Tümpel, unser »Moor« – ein magischer Anziehungspunkt. Er war so flach, dass man auch als Knirps gefahrlos darin stehen konnte, und an jenen Stellen, wo weder Sumpfgräser noch Wasserlinsen den Blick verwehrten, eröffnete sich eine vor Leben berstende Welt. Sumpf- und Posthornschnecken, Köcherfliegenlarven, Libellenlarven, Wasserläufer und Wasserskorpione (beides Wanzenarten), Gelbrandkäfer – all das und vieles mehr gab es dort in Fülle zu bestaunen. Ich fing Teichmolche und Kaulquappen und hielt sie, so gut ich es vermochte, zu Hause in Aquarien und Terrarien. Selbst im Winter war ich unterwegs, um nach »meinen« Tieren zu schauen. Ich erinnere mich an einen warmen Tag im März, kurz nach der Schneeschmelze, als massenhaft überwinterte Raupen eines Bärenspinners unterwegs waren, auf der Suche nach erstem, frischem Grün; es müssen weit über hundert Tiere gewesen sein.
Ich selbst konnte und durfte solche Entdeckungen und Naturerfahrungen noch machen und sie gehören zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit. Die Kinder von heute kann ich diesbezüglich nur bemitleiden. Ihnen sind solche prägenden Eindrücke inzwischen verwehrt. Erstens, weil es bei uns eine solche Vielfalt kaum noch gibt, und zweitens, weil heute unsinnige Artenschutzbestimmungen die Natur vor Kindern schützen: Die Möglichkeit des Sammelns, um Natur im wahrsten Sinn des Wortes begreifen zu können, hat der Gesetzgeber unterbunden – den Artenrückgang jedoch nicht (siehe Kapitel 5). Woher mein überaus stark ausgeprägtes Interesse für Natur, Naturwissenschaft und insbesondere Schmetterlinge kommt, weiß ich nicht; der Drang zum Jagen und Sammeln ist mir wohl in die Wiege gelegt, denn anders ist es kaum zu erklären, wenn man schon als Fünfjähriger Kohlweißlinge fängt und damit eine Schmetterlingssammlung begründet. Zu Hause wurde mein Interesse stets unterstützt. In praktischen Dingen half mir mein Onkel Josef sehr. Er hatte als Kind selbst eine Schmetterlingssammlung gehabt und leitete nun mich mit Rat und Tat an.
Mit ihm durfte ich schließlich auch auf Nachtfang gehen. Unvergessen ist mir die totale Mondfinsternis vom 6. August 1971. Der Blutmond hing tief am östlichen Himmel und schimmerte zwischen den uralten Eichen hindurch, deren Stämme wir mit Zuckerköder bestrichen hatten. Dutzende von Nachtfaltern drängten sich nun um die Köderstellen, darunter endlich auch das lang ersehnte Rote Ordensband, einer unserer größten und farbenprächtigsten Nachtfalter.
Leider starb mein Onkel früh, aber ich bekam bald Kontakt zu ortansässigen Sammlern, älteren Herren zumeist, die mich wohlwollend unterstützten, ohne freilich ihre letzten Geheimnisse preiszugeben. In der Volksschule nannte man mich den »Schmetterlingsprofessor«, weil ich unter der Bank heimlich Bestimmungsbücher las, wenn der Unterricht gar zu langweilige Themen behandelte. Im Gymnasium entdeckte einer der Biologielehrer, Dr. Ludwig Neumayr, mein Interesse und förderte es kontinuierlich. Er selbst sammelte Moose und Flechten, früher auch Schmetterlinge, und wurde nach dem Abitur zu einem engen Freund und Sammelkollegen. Ihm habe ich maßgeblich zu verdanken, dass ich mich für das Biologiestudium entschied und Wissenschaftler wurde. Er gab auch den entscheidenden Anstoß, sich den »Mikrolepidopteren« zuzuwenden, jene kleinen und kleinsten Arten, die zwar fast zwei Drittel der heimischen Schmetterlinge ausmachen, über deren Verbreitung aber bis heute nur ziemlich wenig bekannt ist; das liegt am Mangel an Spezialisten, die sich für solche »Motten« interessieren. Wegweisend war auch der Kontakt zu Herbert Pröse aus Hof, der damals einzigen Autorität für bayerische Kleinschmetterlinge. Er wurde zum engen Freund und zu meinem wissenschaftlichen Lehrer für diese Gruppe.
Bild oben: der Seerosenzünsler, ein Kleinschmetterling; unten das prächtige Rote Ordensband.
Ohne mein Elternhaus samt Onkel Josef, ohne Ludwig Neumayr und Herbert Pröse wäre ich heute nicht das, was ich schließlich geworden bin: Forscher und Kurator für Kleinschmetterlinge in einem der bedeutendsten Forschungsmuseen der Welt, der Zoologischen Staatssammlung München.
Das Paradies der Kindheit, wo mein Interesse für die Natur erwachte und alles begonnen hat, ist heute nur mehr Erinnerung (siehe Kapitel 4). Es ist Siedlungsgebiet, Teil der Großstadt geworden, und die Menschen, die dort wohnen, ahnen nichts von dem Paradies, das hier einst war. Der Sommerflieder im Garten, der sich vor fünfzig Jahren noch vor Faltern förmlich bog, ist heute so gut wie verwaist. Von den zahlreichen Plätzen in der Umgebung von Regensburg, an denen ich als Kind, Jugendlicher und Student sammelte, sind die meisten zugebaut oder mit Büschen zugewachsen, und auf den wenigen verbliebenen Restflächen muss man manche einst häufig vorkommende Arten gezielt suchen, um sie überhaupt noch zu Gesicht zu bekommen.
Ich bin Biodiversitätsforscher geworden, weil mich Vielfalt fasziniert und Einfalt langweilt. Ich bin Forscher geworden, um in der Vielfalt neue, bisher unbekannte Arten zu entdecken und für die Wissenschaft zu beschreiben. Dass ein vager Traum aus früher Kindheit sich solcherart erfüllen würde, war zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar und ist für mich wie ein Glückstreffer im Lotto.
Aber dass mich eben diese Forschung einmal zum Sterbebegleiter unserer Artenvielfalt machen würde – auch das hätte ich mir nie träumen lassen.
*) Autor Prolog bis einschließlich Kapitel 6: Andreas Segerer.
Statt einer Einleitung
Unheil ist im Anflug –sieben Thesen
1.  Insekten sind systemrelevant
Aufgrund ihres Artenreichtums, ihrer schieren Masse und ihrer vielfältigen Spezialisierungen spielen sie tragende Rollen in den Ökosystemen.
2.  Das Insektensterben ist keine Fiktion, sondern wissenschaftlich unstrittig
Eine Fülle von harten Fakten und Indizien fügen sich widerspruchsfrei zu einem schlüssigen Gesamtbild. Insektenarten, Insektenpopulationen und genetische Vielfalt schwinden auf lokaler, regionaler und globaler Ebene. Auch viele Allerweltsarten sind rückläufig und selbst Naturschutzgebiete sind davon nicht ausgenommen.
3.  Das Insektensterben ist Teil eines globalen Massenaussterbens
Im Insektensterbens manifestiert sich ein Teilaspekt einer ökologischen Katastrophe von erdgeschichtlichem Ausmaß und einem noch deutlich größerem Gefahrenpotenzial als die Klimaerwärmung. Die Funktionalität der planetaren Ökosysteme und damit unsere eigene Existenzgrundlage sind bedroht.
4.  Das Insektensterben ist multifaktoriell
Die eine Ursache oder den einen Verursacher des Insektensterbens gibt es nicht. Verschiedene Faktoren sind innig miteinander verwoben und wirken in einer komplexen, schwer zu durchschauenden Art und Weise zusammen. Außerdem gibt es regionale Unterschiede im Ausmaß und Ursachengefüge.
5.  Die Hauptverursacher sind bekannt
Das Insektensterben ist in der Hauptsache vom Menschen gemacht. Industrielle, intensive Landwirtschaft und Flächenfraß sind seine wichtigsten Triebkräfte in Deutschland. Sie erzeugen monotone, chemisch belastete Landschaften, verinselte Habitate und genetisch verarmende Restpopulationen.
6.  Politik ist Teil des Problems
Ambivalente und ineffektive Gesetzgebung lässt die Hauptverursacher des Insektensterbens weitgehend unangetastet, dafür wurden unter dem Deckmantel des Naturschutzes Hürden für die Forschung errichtet. Der freie Fall selbst höchstgradig geschützter Insektenarten, das Schwinden von Fachleuten und Datenmangel sind logische Konsequenzen und empirischer Beweis für gesetzliche Fehlkonstruktionen.
7.  Es muss gehandelt werden – jetzt
Das Insektensterben gehört wegen seiner Dynamik und seines Gefahrenpotenzials ganz nach oben auf die Agenda internationaler, nationaler und regionaler Politik. Ungeachtet weiteren Forschungsbedarfes sind die bereits vorhandenen Fakten ausreichend, um notwendige Maßnahmen zu begründen. Oberstes Gebot ist die Weichenstellung für einen Paradigmenwechsel in Landnutzung und -bewirtschaftung.
Auch alle Bürgerinnen und Bürger können wichtige Beiträge zu einer Verbesserung der Situation leisten.
Teil I
Vom großenInsektensterben – undüber die Bedeutungvon Vielfalt
KAPITEL 1
Insekten: artenreich und unverzichtbar
Wir Menschen leben in einer vernetzten, stark technisierten Welt. Wie sehr unser tägliches Leben vom Funktionieren dieser Technik abhängt, zeigen gelegentliche Stromausfälle. Meist betreffen sie nur unsere Wohnungen, vielleicht das gesamte Haus. Wenn’s ganz schlimm kommt, auch mal einen kompletten Straßenzug. Aber das war es zumeist schon: Ein, zwei Stunden ohne Strom sind unangenehm, bedrohlich sind sie nicht.
Was aber, wenn diese permanente Verfügbarkeit von Energie komplett zum Erliegen kommt? Ein Totalausfall nicht nur der Strom-, sondern der gesamten Energieversorgung – ohne dass ein Ende in Sicht wäre? Man kann sich mit viel Phantasie halbwegs ausmalen, was so ein Blackout bedeutet, was alles nicht mehr funktionieren würde: Die Informations- und Kommunikationskanäle brächen zusammen; Schienenfahrzeuge blieben stehen, Zapfsäulen lieferten keinen Sprit, Ampeln fielen aus, der komplette motorisierte Verkehr käme zum Erliegen.
In Krankenhäusern, Altenheimen, Dialysezentren, Arztpraxen und Apotheken wäre keine moderne medizinische Versorgung mehr möglich; Bankautomaten spuckten kein Geld mehr aus, Banken blieben geschlossen, das Bargeld ginge uns aus.
Ohne Lüftungsanlagen, Heizungen und Melkmaschinen verendeten in unserer industrialisierten Massentierhaltung Millionen Tiere innerhalb kurzer Zeit oder müssten notgeschlachtet werden – natürlich per Hand. Supermärkte erhielten keine Lieferungen mehr, Lebensmittel würden ohne Kühlung verderben.
Trinkwasser könnte nur noch mechanisch gepumpt werden. Für viele Regionen würde das Wasser knapp, Toiletten verstopften, die Gefahr von Seuchen würde wachsen.
Und das wäre erst der Anfang. Irgendwann wäre das Ende einer Zivilisation, wie wir sie einmal kannten, gekommen – und das alles nur, weil die Energie fehlt, der Wunderstoff, der unsere Welt am Laufen hält ...
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil dieses Buch vor dem Hintergrund eines drohenden Blackouts geschrieben ist. »Unser« Blackout wird allerdings nicht technischer Natur sein; wovor wir stehen, ist eine ökologische Katastrophe. Denn so wie unsere heutige Zivilisation nur dann reibungslos funktionieren kann, wenn technische Schlüsseldienstleistungen – etwa die permanente und zuverlässige Versorgung mit Energie – bereitgestellt werden, läuft es auch in der Natur: Die Gemeinschaft der Lebewesen bildet ein dichtes, funktionelles Netzwerk, in dem alle Organismen zusammenwirken, direkt oder indirekt voneinander abhängig und aufeinander angewiesen sind. Zieht jemand an einer Schlüsselstelle »den Stecker«, erlebt die Natur ihren Blackout – und da wir Teil dieser Natur sind, sind wir mit dabei.

Die größte Tiergruppe der Welt

Ein dreigliedriger Körper (Kopf, Brust, Hinterleib), ein Außenskelett aus Chitin, Facettenaugen, ein paar Fühler und drei Beinpaare – das sind die Markenzeichen von Insekten. Sie sind ein uraltes Geschlecht, und sie waren die ersten Tiere, die fliegen lernten. Das älteste Fossil stammt aus der erdgeschichtlichen Periode des Devon und ist rund 400 Millionen Jahre alt; tatsächlich dürften die Insekten aber schon im Ordovizium, also vor etwa 480 Millionen Jahren, entstanden sein.
Unter allen höheren Lebewesen haben Insekten den mit Abstand größten Arten- und Formenreichtum hervorgebracht. Sie sind Erfolgsmodelle der Evolution und haben sich deshalb über Hunderte von Millionen Jahren nicht nur halten, sondern in einer unglaublichen Fülle diversifizieren und spezialisieren können – und sie haben alle Klimazonen sowie fast alle denkbaren Lebensräume an Land oder im Süßwasser erobert.
Nur wenige Spezies jagen in der Nähe der Küsten, an der Meeresoberfläche oder leben als Larve im Watt oder gar im Meer. Wie bei den meisten Landlebewesen ist der Arten- und Formenreichtum im Tropengürtel am größten und nimmt mit zunehmendem Abstand vom Äquator ab.
Manche haben sich an eng umrissene Bedingungen hochgradig angepasst, zum Beispiel an hohe Temperaturen, Trockenheit, oder nutzen nur ein enges Spektrum an Nahrungspflanzen (im Extremfall nur eine einzige). Solche »Spezialisten« sind in der Regel nicht weit verbreitet und reagieren meist sehr empfindlich auf Umweltveränderungen.
Im Gegensatz dazu sind Generalisten (die Allerweltsarten) in ihren Ansprüchen und ihrem Verhalten wenig spezialisiert. Sie können unterschiedliche Ressourcen nutzen und tolerieren Umweltveränderungen wesentlich besser als Spezialisten.
Rund 1 Million Insektenarten sind bisher wissenschaftlich beschrieben, und das ist wohl nur ein Bruchteil des wahren Ausmaßes. Konservative Hochrechnungen lassen vermuten, dass es auf der Erde mindestens weitere 6 Millionen bisher unentdeckte Insektenarten gibt; andere gehen davon aus, dass rund 98 Prozent aller Insektenarten unbekannt sind und ihre Gesamtzahl bei etwa 40 Millionen liegen könnte.1 Die meisten dieser Arten verstecken sich in schwer zugänglichen, noch wenig erforschten Regionen, insbesondere in den Tropen, und so manche Art wird (oft genug wegen menschlicher Eingriffe) wieder verschwunden sein, bevor sie jemals für die Wissenschaft entdeckt wurde.*)
Systematische Biologie bringt Ordnung in die Vielfalt
Die Wissenschaft von den Insekten heißt Entomologie (altgriech. éntomon, Insekt), ihre Erforscher nennen sich Entomologen. Sie untersuchen und beschreiben, welche Arten existieren, wie sie leben, welche Funktionen sie in der Natur »erfüllen« und ob sie uns nützlich oder schädlich sein können. Zentrales Anliegen der Biosystematik (nicht alle Entomologen arbeiten auch biosystematisch) ist es, die Vielfalt der Lebensformen zu identifizieren, ihre artspezifischen Merkmale herauszuarbeiten, sie von anderen Arten abzugrenzen und nach gemeinsamen und unterschiedlichen Merkmalen zu gruppieren.
Das wissenschaftliche System sollte im Idealfall nicht nur ähnlichkeitsbasiert sein, sondern auch die tatsächlichen verwandtschaftlichen Beziehungen (die Phylogenie) zwischen den einzelnen Rängen (den Taxa) widerspiegeln. Regeln zur weltweit eindeutigen wissenschaftlichen Namensgebung werden von der Internationalen Kommission über zoologische Nomenklatur festgelegt.
Der schwedische Naturforscher Carl von Linné (Linnaeus, 1756–1707) ist der Begründer der wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen und gilt als »Vater der modernen biologischen Systematik«.
Biosystematik ist eine Basisdisziplin der Lebenswissenschaften: Sie liefert das Wissen, einzelne Arten eindeutig identifizieren und von anderen unterscheiden zu können.
Das ist die entscheidende Grundinformation für alle darauf aufbauenden, artbezogenen Forschungen – unter anderem auch für viele naturschutzfachlich relevante Untersuchungen wie die Erfassung des Bestands (Faunistik) und der Bestandsentwicklung der Arten einer Region.
Unser Wissen über die biologische Vielfalt und ihre Bedeutung wächst mit der Entdeckung jeder einzelnen neuen Art weiter. Das rasante Artensterben unserer Zeit lässt allerdings befürchten, dass viele Arten aussterben werden, ohne der Wissenschaft jemals bekannt geworden zu sein.
Biosystematiker schaffen aus der bunten Fülle unterschiedlicher Arten (links) ein systematisch, möglichst nach echten Verwandtschaftskriterien geordnetes System (rechts).
Ist Artenvielfalt gleich Biodiversität?
Frei übersetzt heißt Biodiversität »Vielfalt des Lebens« (griech. bíos, Leben; lat. diversitas, Vielfalt, Verschiedenheit). Der Begriff wird häufig mit »Artenvielfalt« gleichgesetzt, was aber nur ein Teilaspekt ist. Tatsächlich umfasst der Begriff vier verschiedene Ebenen:
Genetische Diversität: die genetische Variabilität innerhalb einzelner Arten sowie die gesamte genetische Vielfalt einer Lebensgemeinschaft oder eines Ökosystems; hierzu auch Sortenvielfalt in freier Wildbahn oder bei gezüchteten Nutzpflanzen/-tieren.
Taxonomische Diversität: die Vielfalt an Arten und Verwandtschaftsgruppen innerhalb eines Ökosystems.
Ökologische Diversität: die Vielfalt an Biotopen und Ökosystemen.
Funktionale Diversität: die Vielfalt an Ökosystemfunktionen (z. B. Bestäubung).
Aber selbst mit »nur« einer Million Arten machen Insekten zwei Drittel bis 75 Prozent aller bekannten höheren Lebewesen aus (Tiere, Pflanzen, Pilze, höhere Einzeller), je nachdem wie hoch wir die Zahl der Pilze und höheren Einzeller annehmen, die noch viel mehr im Dunkeln liegt als die der Insekten. Demgegenüber fallen die Zahlen für Deutschland vergleichsweise niedrig aus. Hierzulande rechnet man mit ca. 33.000 verschiedenen Arten,2 wobei auch das wohl nur die Untergrenze des tatsächlichen Artenreichtums ist. Die Hauptmenge an Arten entfällt dabei auf die »großen vier«: Hautflügler (Bienen, Wespen, Ameisen), Zweiflügler (Fliegen, Mücken), Käfer und Schmetterlinge, und damit auf die, die wir auch am häufigsten wahrnehmen.

Ein paar werden es schon schaffen: Metamorphose und Fortpflanzung

Insekten durchlaufen während ihrer Entwicklung zum geschlechtsreifen Tier eine Reihe von Jugendstadien, die sich in Körperform und Lebensweise vom fertigen Geschlechtstier (der Imago) unterscheiden – manchmal weniger (z. B. die Nymphen der Wanzen), manchmal sogar drastisch (z. B. Raupen und Puppen der Schmetterlinge). Den gesamten Prozess der Verwandlung zum Geschlechtstier nennt man Metamorphose.
Da das Außenskelett nicht mitwächst, müssen sich die Jugendstadien regelmäßig häuten, d. h. die alte, zu eng gewordene Körperhülle abstreifen. Die Imago selbst häutet sich dann nicht mehr und ist ausgewachsen. Ein kleiner Käfer ist also wirklich ein kleiner Käfer und nicht etwa ein junger Käfer, der noch wachsen muss.
Die Vermehrungsstrategie von Insekten unterscheidet sich radikal von derjenigen höherer Wirbeltiere. Letztere bringen nur wenige Nachkommen zur Welt, die mit hohem Aufwand und oft über mehrere Jahre hinweg großgezogen werden (Brutpflege).
Insekten hingegen setzten auf Massenvermehrung, frei nach dem Motto: »Ein paar werden es schon schaffen«; sie sorgen dabei allenfalls für optimale Startbedingungen für den Nachwuchs (Brutfürsorge). Daher ereilt die weitaus meisten Nachkommen das Schicksal, vorzeitig zugrunde zu gehen. Das ist biologisch äußerst sinnvoll, da die Erde sonst rasch von Insekten überbevölkert wäre; so aber kommt ihnen als wichtige Futterressource eine tragende Rolle in den Nahrungsnetzen zu.
Üblicherweise befinden sich Insektenpopulationen im Gleichgewicht. Natürlich schwanken die Häufigkeiten einzelner Arten von Jahr zu Jahr etwas; das liegt an einer Vielzahl von Faktoren, unter anderem der Witterung oder der Bestandsentwicklung von Feinden.
Verschiedene Entwicklungsstadien des Schwalbenschwanzes: Larve (Raupe; u.l.), Puppe (oben), Imago (»fertiges« Insekt; u.r.).
Treffen günstige Umstände zusammen, neigen manche Arten wie Borkenkäfer oder Wanderheuschrecken zur zeitlich begrenzten Massenvermehrung (Gradation); diese bricht in der Regel von selbst wieder zusammen, weil in ihrem Verlauf Krankheiten, Fressfeinde und Nahrungsverknappung zunehmen.
Wichtig zu wissen: Wenn sich einzelne Arten auch in unseren Tagen bisweilen in Massen vermehren, darf dies nicht als Argument gewertet werden, dass es das Insektensterben nicht gäbe. Ähnlich fehl schlägt übrigens auch die Annahme, dass das Insektensterben von den Sammlern verursacht wird.
Insekten, wie der Braune Bär (Arctia caja), setzen auf Massenproduktion von Nachkommen. Wenn es nicht zur Massenvermehrung kommen soll, dürfen statistisch 99,9 Prozent aller Nachkommen nicht zur Fortpflanzung gelangen, sondern müssen vorzeitig durch Fressfeinde, Unfälle oder Krankheiten ums Leben kommen.
Insektensammeln – Emotionen und Fakten
Im Zeitalter des Artensterbens sehen manche Menschen das Insektensammeln kritisch; sie glauben, Sammler hätten daran einen wesentlichen Anteil oder würden den Rückgang zumindest beschleunigen. Dem ist nicht so: Im biologischen Kreislauf der Natur ist es das Schicksal der meisten Insekten, vorzeitig zu sterben.
So steht einigen wenigen hundert Sammlern in Deutschland (Wissenschaftlern und privaten Fachleuten) ein Millionenheer von Insekten fressenden Tieren sowie von Autofahrern gegenüber, die hierzulande pro Jahr etwa 800 Milliarden Kilometer zurücklegen. Vor diesem Hintergrund und der großflächigen Dezimierung durch die Einflüsse von Intensivlandwirtschaft und Flächenfraß, den maßgeblichen Ursachen des Insektensterbens (siehe Kapitel 4), ist der Einfluss von Sammlern auf die Bestandsentwicklung vernachlässigbar klein. Der Nutzen des Sammelns überwiegt die Entnahme einzelner Belegexemplare um viele Größenordnungen.
Ein nach wissenschaftlichen Kriterien aufgestellter Sammlungskasten mit Nachtschmetterlingen aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae).
Nicht sammeln wäre ein wissenschaftlicher Kunstfehler
Die Anlage und Erhaltung einer wissenschaftlichen Sammlung ist elementarer und unverzichtbarer Teil der entomologischen Forschung. Dazu werden der Natur einzelne, repräsentative Belegexemplare entnommen, in geeigneter Weise präpariert bzw. konserviert und mit einem Sammlungsetikett versehen, auf dem die wesentlichen Fundumstände angegeben sein müssen: wo, wann und von wem das Tier gefangen wurde. Zumindest die ersten beiden Angaben sind Elementarinformationen, ohne die der Beleg wissenschaftlich wertlos und das Tier umsonst gestorben wäre. Je mehr zusätzliche Informationen hinterlegt sind, umso besser und wertvoller ist der Beleg; man benutzt heute dazu in zunehmendem Maße Datenbanken.
Eine Reihe von Gründen machen das Sammeln einzelner Belegexemplare für die Forschung zwingend notwendig und unumgänglich:
Bestimmung    Nur etwa 50 bis 60 Prozent der heimischen Arten sind nach äußeren Merkmalen überhaupt erkennbar. Die Bestimmung der übrigen muss durch Sektion am toten Tier oder die Entnahme von Gewebeproben für genetische Untersuchungen erfolgen.
Vorhaltung von Belegen    Eine Sammlung dokumentiert unter anderem die innerartliche oder geografische Variationsbreite der einzelnen Arten sowie deren Verbreitung in Raum und Zeit. Oft hat sich schon herausgestellt, dass das, was frühere Forscher als eine einzige Art begriffen, in Wirklichkeit zwei oder mehr Arten sind; durch vorhandene Belege lässt sich nachvollziehen, wo diese verschiedenen Arten bisher nachgewiesen wurden. Auch für künftige Forschergenerationen, die möglicherweise ganz neue Verfahren einsetzen werden, sind Belege vorzuhalten. Im Übrigen sind Sammlungsexemplare gerichtsfeste Belege, etwa in Gutachterprozessen.
Carl Spitzweg (1808–1885) malte den Schmetterlingsfänger als Nerd auf der Jagd nach dem Unbekannten. Auch wenn heutige Biodiversitätsforschung anders aussieht, überkommt die eingefangene Stimmung auch noch moderne Entdecker.
Überprüfbarkeit    von Befunden gehört zum »Kern« der Naturwissenschaft. Die Bestimmung richtig konservierter Sammlungsexemplare lässt sich auch noch im Abstand von Jahrhunderten nachprüfen, was beispielsweise bei kritischen oder fachlich suspekten historischen Lteraturangaben sehr oft nötig wird.

Von Schädlingen und Vorurteilen

Viele Menschen haben eine, vorsichtig ausgedrückt, ambivalente Beziehung zu Insekten. Sie tauchen nicht selten scheinbar aus dem Nichts auf, schauen uns aus starren Facettenaugen an und sind weit davon entfernt, schnurrende Kuscheltiere zu sein. Vielen sind viele Insekten nicht geheuer: Bestenfalls gelten sie als lästiges, wimmelndes Krabbelzeug, manchmal rufen sie sogar Ekel oder Furcht hervor. Die Kinofilme der Alien-Reihe, Science-Fiction-Horror vom Feinsten, spielen geschickt mit solchen Urängsten; das gut durchdachte Design und die Lebensweise der Weltraummonster und ihrer Entwicklungsstadien nimmt viele Anleihen bei parasitären und Staaten bildenden Insekten.