Das halbwegs Soziale - Geert Lovink - E-Book

Das halbwegs Soziale E-Book

Geert Lovink

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Beschreibung

Während die meisten Facebook-User noch mit Freund-Werden, »Liken« und Kommentieren beschäftigt sind, ist es an der Zeit, auch die Konsequenzen unserer informationsübersättigten Lebensweise zu betrachten. Warum machen wir so fleißig bei den sozialen Netzwerken mit? Und wie hängt unsere Fixierung auf Identität und Selbstmanagement mit der Fragmentierung und Datenflut in der Online-Kultur zusammen? Mit seinen Studien zu Suchmaschinen, Online-Videos, Blogging, digitalem Radio, Medienaktivismus und WikiLeaks dringt Lovink in neue Theoriefelder vor und formuliert eine klare Botschaft: Wir müssen unsere kritischen Fähigkeiten nutzen und auf das technologische Design und Arbeitsfeld Einfluss nehmen, sonst werden wir in der digitalen Wolke verschwinden.

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Während die meisten Facebook-User noch mit Freund-Werden, »Liken« und Kommentieren beschäftigt sind, ist es an der Zeit, auch die Konsequenzen unserer informationsübersättigten Lebensweise zu betrachten. Warum machen wir so fleißig bei den sozialen Netzwerken mit? Und wie hängt unsere Fixierung auf Identität und Selbstmanagement mit der Fragmentierung und Datenflut in der Online-Kultur zusammen?

Mit seinen Studien zu Suchmaschinen, Online-Videos, Blogging, digitalem Radio, Medienaktivismus und WikiLeaks dringt Lovink in neue Theoriefelder vor und formuliert eine klare Botschaft: Wir müssen unsere kritischen Fähigkeiten nutzen und auf das technologische Design und Arbeitsfeld Einfluss nehmen, sonst werden wir in der digitalen Wolke verschwinden.

Geert Lovink (PhD), niederländisch-australischer Medientheoretiker, Internetaktivist und Netzkritiker, ist Leiter des Institute of Network Cultures an der Hochschule von Amsterdam, Associate Professor für Media Studies an der Universität Amsterdam und Professor für Medientheorie an der European Graduate School. Bei transcript ist von ihm erschienen: »Zero Comments. Elemente einer kritischen Internetkultur« (2008).

www.networkcultures.org

Geert Lovink

Das halbwegs Soziale

Eine Kritik der Vernetzungskultur (übersetzt aus dem Englischen von Andreas Kallfelz)

Die Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche kam mit finanzieller Unterstützung des Institute of Network Cultures an der Hochschule von Amsterdam zustande.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

E-Book transcript Verlag, Bielefeld 2013

© für die dt. Ausgabe transcript Verlag, Bielefeld 2013 sowie der Autor

Originalausgabe: Geert Lovink, Networks Without a Cause,

A Critique of Social Media, Polity Press, Cambridge 2012

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Cover: Kordula Röckenhaus, Bielefeld

Lektorat: Jennifer Niediek, Bielefeld

Übersetzung aus dem Englischen: Andreas Kallfelz

Konvertierung: Michael Rauscher, Bielefeld

ePUB-ISBN: 978-3-7328-1957-7

http://www.transcript-verlag.de

Inhalt

Danksagungen

Einleitung: Ein letzter Blick auf das Web 2.0

Psychopathologie der Informationsüberflutung

Facebook, Anonymität und die Krise des multiplen Selbst

Traktat über die Kommentarkultur

Abhandlung der Internetkritik

Medienwissenschaften: Diagnose einer gescheiterten Fusion

Bloggen nach dem Hype: Deutschland, Frankreich, Irak

Das Radio nach dem Radio: Von Piraten- zu Internet-Experimenten

Online-Videoästhetik oder die Kunst des Datenbankenschauens

Die Gesellschaft der Suche: Fragen oder Googeln

Die Organisation von Netzwerken in Kultur und Politik

Technopolitik mit WikiLeaks

Danksagungen

Über vier Jahre sind zwischen meiner »Berliner« Untersuchung Zero Comments und der Fertigstellung dieses jüngsten Buchs vergangen. Es ist eine Amsterdamer Produktion geworden, Teil IV meiner Untersuchungen zur kritischen Internetkultur. Während Dark Fiber 2001 in Sydney geschrieben wurde und Themen wie Cyberkultur und Dotcom-Manie behandelte, ging es in My First Recession, 2003 in Brisbane fertiggestellt, um die Übergangsphase vom New Economy-Crash zur frühen Blogger-Ära. Das halbwegs Soziale (Networks Without a Cause) ähnelt den vorangegangenen Studien insofern, als es wieder eine Mischung aus Theorie, Reflexionen über herrschende Themen, Ausarbeitungen von Konzepten, kritischen Essays und Fallstudien ist. Es ist naheliegend, dass sich diese Arbeit nun der späten Web-2.0-Ära widmet, die nicht nur von Google, Twitter, YouTube und Wikipedia geprägt ist, sondern jüngst vor allem auch von WikiLeaks, Facebook und den Twitter-Revolutionen in Nordafrika und dem Mittleren Osten. Für mich selbst lässt sich diese Periode am besten beschreiben als die Ära des von mir 2004 ins Leben gerufenen Institute of Network Cultures und seiner Forschungsaktivitäten, Konferenzen und Publikationen zu Themen wie Wikipedia (Critical Point of View), Online-Video (Video Vortex), Kritik der Creative Industries (My Creativity), Urban Screens, Internetsuche (Society of the Query) und ein großes Vor-Ort-Experiment zu Organisierten Netzwerken (Winter Camp).

In diese Schreibphase fiel auch das Ausscheiden Emilie Randoes, der Gründerin der School of Interactive Media, an das unser Institute of Network Cultures angegliedert ist, ein Ergebnis der Zentralisierung und der veränderten institutionellen Politik an der Hochschule von Amsterdam (HVA). An der Universität von Amsterdam hingegen, wo ich unterrichte, erlebte das Neue Medien Master-Programm eine wachsende Popularität. Zu ihm gehört auch das kollaborative studentische Blog Masters of Media, das ich im September 2006 einrichtete. Aufgrund des großen Interesses an meinem Essay »Blogging, der nihilistische Impuls« entwickelte ich dieses Thema weiter. Eine Zusammenarbeit mit Jodi Dean führte zwar nicht zu einer gemeinsamen Publikation, dafür aber schrieb Jodi sein Buch Blog Theory (2010), und das größte Kapitel in diesem Buch handelt hiervon.

Im Februar 2009 habe ich verschiedene Kapitel in einem Mini-Seminar im Rahmen des Critical Theory Emphasis Programms an der University of California, Irvine, zur Diskussion gestellt. Ich danke Elisabeth Losch dafür, dass sie dies ermöglicht hat. Ebenfalls hilfreich war die Zusammenarbeit mit dem Eurozine Netzwerk, das nicht nur einige meiner Essays zur Veröffentlichung brachte, sondern mich auch zu seiner Konferenz im September 2008 nach Paris einlud, um einen Vortrag über die Rolle der Sprache im Internet zu halten.

Die Unterstützung durch Sabine Niederer und Margreet Riphagen am Institute of Network Cultures war von unschätzbarem Wert, um eine Atmosphäre zu schaffen, die es mir möglich machte, trotz aller Produktionsaktivitäten, Besuche, Anfragen und Fristen zum Schreiben zu kommen. Meine Freundschaft und Zusammenarbeit mit Ned Rossiter zieht sich durch das ganze Buch. Für seine fortlaufende Unterstützung, seine Vorschläge und seine redaktionelle Mitarbeit, besonders bei der Einleitung, bin ich ihm äußerst dankbar. Morgan Currie, mit dem ich bei den Konferenzen Economies of the Commons II und The Unbound Book zusammenarbeiten durfte, trug wesentlich zur Entwicklung der Argumente bei. Danke, Morgan, für alle Verbesserungen bei der Struktur des Materials und der Rohfassung. Auch Linda Wallace ist bei der Herstellung der englischsprachigen Endfassung noch eingesprungen und hat viel Zeit investiert, um den Text in seine letzte Form zu bringen. Meine verschiedenen Kommentatoren werden in den einzelnen Kapiteln erwähnt.

Erneut eine sehr engagierte und gewissenhafte Arbeit leistete der transcript-Verlag, wofür ich u.a. Karin Werner, Kai Reinhardt und insbesondere Jennifer Niediek für ihre umsichtige editorische Betreuung zu Dank verpflichtet bin. Für die vom Institute of Network Cultures finanzierte Übersetzung ins Deutsche danke ich Andreas Kallfelz, aber auch all denen, die mit ihren Vorübersetzungen bereits früher erschienener Kapitel oder durch ihre Mitwirkung bei der Erstellung der Endfassung dazu beigetragen haben: Marie-Sophie Adeoso, Ulrich Gutmair, Michael Schmidt, Ekkehard Knörer, David Pachali, Christian Schlüter, Natalie Soondrum, Wolfram Wessels und Michaela Wünsch.

Dieses Buch ist meinen Liebsten gewidmet, Linda und unserem Sohn Kazimir, die mich so sehr unterstützt haben.

Einleitung: Ein letzter Blick auf das Web 2.0

»Die Einleitung ist vorbei, das Kapitel fängt an.«

Johan Sjerpstra

Einst hat das Internet die Welt verändert; jetzt verändert die Welt das Internet. Seine Einführungsphase ist längst vorbei, und die belanglose Web-2.0-Saga ist an ihr Ende gelangt. Plötzlich findet sich das partizipatorische Publikum in einer Situation voller Spannung und Konflikt – eine unerfreuliche Lage für die pragmatistische Klasse, die die Entwicklung des Internets seit Beginn in der Hand hatte. Die Kritik an Google und an Facebooks Umgang mit der Privatsphäre nimmt zu. Die Kämpfe um Netzneutralität und WikiLeaks zeigen, dass die reibungslosen Tage der Führung durch diverse Interessengruppen – einer lockeren Allianz von Firmen, NGOs und Ingenieuren, die die Staatsvertreter und Telekoms der alten Schule in Schach hielten, insbesondere bei den Weltgipfel-Treffen zur Informationsgesellschaft – vorbei sind. Wieder ist eine Blase geplatzt, diesmal jedoch durch den Zusammenbruch des libertären Konsensmodells. Internetregulierer, denen es primär um die Geschäftswelt und die Verhinderung staatlicher Eingriffe ging, sind auf dem Rückzug. Während die Gesellschaft deren sorglose Ethik ablehnt, verflüchtigt sich auch die Idee des Internets als einer einzigartigen, von Regulierungen ausgenommenen Sphäre. Der Moment der Entscheidung rückt näher: Auf welcher Seite stehst du?

Lange hat man geglaubt, dass das Internet als verteilte Many-to-many-Kommunikations-Infrastruktur die Asymmetrie der klassischen Breitband-Medien – und sogar der repräsentativen Demokratie selbst – überwinden würde. Die Antriebskraft der Vielen würde die rostigen Institutionen Stück für Stück auflösen. Anfangs schien es auch viele bekannte Defizite der alten »öffentlichen Sphäre« beheben zu können, und die frühen Untersuchungen zu online entstehenden Formen des öffentlichen Diskurses waren noch stark von dieser scheintoten Tradition geprägt. Plattformen wie Blogs, Diskussionsforen und partizipatorische, den »Bürgerjournalismus« befördernde Nachrichten-Websites wurden als neue Front der freien Rede betrachtet, wo jeder, der eine Internetverbindung besaß, an der politischen Kommunikation teilnehmen konnte. So viel zur kritischen Vorstellungskraft. Es ist immer möglich, solche Ansprüche zu erheben, aber das Internet ist nicht in ein Vakuum getreten. Einige Kritiker haben die Idee, dass der öffentliche Diskurs auf Online-Foren und Blogs die »demokratische Partizipation« erhöht, inzwischen widerlegt. Partizipation woran? An Online-Petitionen, mag sein. Aber entscheidungsrelevant? Viele Blognutzer entsprechen den hohen Idealen nicht, sondern pflegen nur eine Kultur des »beteiligungslosen Engagements«. Jodi Dean behauptet, dass sich eine neue Form des »kommunikativen Kapitalismus« herausgebildet hat, in der der Diskurs zwar mehr Raum einnimmt, aber überhaupt keine echte politische Macht hat.[1] Zudem neigen Online-Diskussionen auch dazu, weniger ein neues öffentliches Engagement zu beleben als in »Echo-Kammern« auszuweichen, in denen Gruppen von Gleichgesinnten, bewusst oder nicht, sich der Debatte mit ihren kulturellen oder politischen Widersachern entziehen.

Die Gesellschaft hat mit dem Internet gleichgezogen und die Technoträume vom Cyberspace als einer parallelen künstlichen Realität zerplatzen lassen. Als Oliver Burkeman vom Guardian 2011 das South by Southwest Festival (SSXW) besuchte, bemerkte er auf einmal überrascht, »[…] dass das Internet vorbei ist. Für Außenstehende ist genau das das große Hindernis, zu verstehen, wohin sich die Technologiekultur entwickelt: dass es bei ihr zunehmend um alles geht.«[2] Anders gesagt, das Internet als Projekt mit einem eigenständigen Satz an Protokollen, losgelöst von unserem übrigen Leben mit seinen ganzen Konflikten und ambivalenten Verhältnissen, hat seinen Sinn und Zweck verloren. Wenn Kinder heute schon mit vier Jahren online sind, muss man nicht mehr erklären, wie Computernetze funktionieren. Aber wie kann ein Medium, das so akzeptiert und vereinnahmt wird, solche Reibungen erzeugen? Die neuen Medien haben endgültig ihre Einführungsphase hinter sich, trotzdem geraten sie weiterhin mit den existierenden sozialen und politischen Strukturen in Konflikt, wenn zum Beispiel Firmen oder traditionelle Wissensinstitutionen sich mit den umwälzenden Auswirkungen der Vernetzung konfrontiert sehen. Während die Einführung von Computernetzen im letzten Jahrzehnt zu drastischen Veränderungen bei Geschäftsabläufen und Arbeitsprozessen geführt hat, bleiben die Vorgänge auf der Entscheidungsebene weiter in ihren alten hierarchischen Organisationsstrukturen gefangen. Man nehme nur den zentralisierten Informationsdienst Twitter: ein gutes PR-Instrument für Politiker, das aber nicht half, die politische Legitimationskrise abzuwenden oder die Politik überhaupt zu einer offeneren Auseinandersetzung zu bewegen. Durchläuft das Medium gerade seine Adoleszenzphase – und wird es dann am Ende einmal erwachsen werden? Oder wird die Webkultur, wie die meisten ihrer männlichen Akteure, im Stadium der ewigen Kindheit verharren?

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