Das Herz des Phönix - Tobias Melder - E-Book

Das Herz des Phönix E-Book

Tobias Melder

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach vielen Jahrhunderte öffnen sich die Pforten zur alten unterirdischen Zwergenfestung wieder. Unsere Gefährten müssen tief in die einstige Heimstatt der Zwerge vordringen, um an das Herz des Phönix zu gelangen. Doch im Schatten der Berge wartet noch immer der furchterregende Feind, der die Zwerge einstmals dazu zwang, ihre Heimat zu verlassen. Dazu stellen Schicksalsschläge und schwere Entscheidungen den Zusammenhalt der Gemeinschaft auf eine harte Probe. Können unsere Helden all diese Gefahren meistern, oder zwingen sie die Umstände endgültig in die Knie?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:
Kapitel 1 – Traumwandeln
Kapitel 2 – Der Sturmrufer
Kapitel 3 - Sarahs Irrweg
Kapitel 4 – Ratstreffen
Kapitel 5 – Wunden lecken
Kapitel 6 - Vorfall
Kapitel 7 - Das Tor
Kapitel 8 – Der Bann
Kapitel 9 - Das Ritual
Kapitel 10 - Sarah – In die Tiefen
Kapitel 11 - Die Stadt des Feuers
Kapitel 12 - Vorkommen
Kapitel 13 - Grelion und Drelion
Kapitel 14 – Merva
Kapitel 15 – Die stählerne Glocke
Kapitel 16 – Sarah – Gefolgschaft
Kapitel 17 – Läuten
Kapitel 18 – Sarah – Eindringlinge
Kapitel 19 – Spähtrupp
Kapitel 20 – Geheimtreffen
Kapitel 21 – Zur Schatzkammer
Kapitel 22 – Feindkontakt
Kapitel 23 – Der Auftrag
Kapitel 24 – Die Höhle der Bestien
Kapitel 25 – Die Prophezeiung
Kapitel 26 – Sarah – Raubzug
Kapitel 27 – Der Rat
Kapitel 28 – Sarahs Entscheidung
Kapitel 29 – Kampf ums Adamant
Kapitel 30 – Langsame Heilung
Kapitel 31 – Dockstadt
Kapitel 32 – Schlachtfeld
Kapitel 33 – Die letzte Schlacht
Kapitel 34 - Aerias Schatten
Kapitel 35 – Sarah – Weiter
Kapitel 36 – Die tiefen Minen
Kapitel 37 – Das Herz des Phönix
Kapitel 38 - Das Ende einer Reise
Kapitel 39 – Leere
Kapitel 40 - Scheideweg
Epilog
Tobias Melder

 

 

 

 

 

 

Tobias Melder

Die Drei-Welten-Saga 3:

Das Herz des Phönix

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bislang erschienen in der Drei-Welten-Saga:

 

Die Reise beginnt

Der Ruf der Elderbäume

Das Herz des Phönix

 

 

 

Impressum:

 

Vorlage für Covergrafik + Illustrationen: Natalina Macri

Covergestaltung: Jennifer Schattmaier

www.schattmaier-design.de

Lektorat, Korrektorat: Anke Unger

Karte gestaltet mit Inkarnate Pro (www.Inkarnate.de)

Druck: e-publi – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Herausgegeben von: Tobias Melder, Veilchenweg 2, 87749

Hawangen

www.tobias-melder.de

 

 

Danksagungen

 

Danke Anke Unger für das erneute hervorragende und unkomplizierte Lektorat.

 

Danke Natalina für deine fantastischen Illustrationen.

 

Danke Jennifer für das grandiose Cover.

 

Danke Tanja für deine investierte Zeit und deine Ratschläge.

 

Danke an alle, die mir in irgendeiner Form Feedback zu meinen Büchern gegeben haben.

 

Danke dass du Zeit mit meinem Buch verbringst.

 

Danke Kerstin für deine Geduld. Ich liebe dich.

 

 

Ich wünsche viel Spaß mit dem Herz des Phönix

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Personenverzeichnis:

 

Aktuelle Zeitlinie:

 

Tom:

Stammt wie Ben und Lucy ursprünglich von der Erde. War Magieradept an der Akademie von Elderan.

 

Ben:

Ausbildung zum Schwertkämpfer bei den Diamantenen Klingen.

 

Lucy:

Ausbildung zur Heilerin bei der Schwesternschaft der Heiler unter der Leitung von Oberschwester Merva.

 

Aeria:

Verstoßene Tochter der Elfenkönigin. Geschickte Diebin und Kämpferin.

 

Fiadorgas:

Gelehrter, Philosoph und Magier.

 

Garrick:

Kämpfer vom Volk der Zwerge durch dessen Adern das Blut der alten Zwergenkönige fließt.

 

Beolar:

Treuer Begleiter von Fiadorgas.

 

Darion:

Ehemaliger Soldat, der sich der Gruppe nach dem Kampf um Hohenerz anschloss.

 

Oleg:

Maigeradept an der Akademie. Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns.

 

Viana:

Maigeradeptin an der Akademie. Tochter einer einflussreichen Adelsfamilie.

 

Nelli:

Studentin bei der Schwesternschaft der Heiler. Adjutantin von Oberschwester Merva.

 

Aren:

Meister an der Akademie von Elderan.

 

Merva:

Oberschwester der Schwesternschaft der Heiler.

 

Senorus:

Meister an der Akademie von Elderan. Mitglied des Hohen Rates.

 

Sir Brodwin:

Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Königreichs Nuor.

 

Erowein:

König von Nuor.

 

Loris Den Varian:

Oberhaupt der Händlergilde, Mitglied des Hohen Rates.

 

Eolia:

Abgesandte der Elfen. Mitglied des Hohen Rates.

 

Lord Gifrey:

Adeliger in Elderan, Mitglied des Hohen Rates.

 

Lord Emrich:

Anführer der Rebellion.

 

Brian:

Treuer Helfer von Meister Aren.

 

Prinzessin/Lady Iseria:

Prinzessin am Hofe von Nuor.

 

 

Der Untergang von Duurah:

 

Rabagasch Rangbarson:

Kommandant der Streitmächte von Duurah. Großer Kriegsheld aus der Frühgeschichte der Zwerge.

 

Hurin:

Damaliger König der Zwerge.

 

Rurig:

Oberster Runenpriester von Duurah und Berater des Königs

 

Fulin:

Anführer der Streitkräfte der Tiefen Minen. Alter Freund von Rabagasch.

 

Gimroin:

Zwergenwache in den Tiefen Minen

 

Terolin und Ferolin:

Zwillingsbrüder. Mitglieder von Rabagaschs Aufklärungstrupp.

 

Kemlon:

Schürfer in den Tiefen Minen. Mitglied von Rabagaschs Aufklärungstrupp.

 

 

 

Zeitrechnung:

 

Die aktuelle Zeitrechnung beginnt im ersten Jahr nach der großen Trennung, als Almexias der Mächtige die einstmals geeinte Welt getrennt und daraus die drei Welten geformt hat:

1. Jahr n.d.T.

 

Ein Jahr besteht aus zwölf Monaten, jeder benannt nach einem der zwölf alten Götter.

 

1. Janous nach dem Totengott

2. Ferios nach dem Gott der Jagd

3. Machiir nach dem Gott des Wassers und der Meere

4. Avuri nach der Göttin der Erde

5. Majas nach der Herrin des Lebens und der Geburt

6. Junos nach dem Gott des Feuers

7. Jaios nach dem Gott des Lichts

8. Bromoros nach dem Weltenschmied

9. Septaphran nach dem Gott des Krieges

10. Okterion nach der Göttin der Ernte

11. Nerros nach dem Herrn des Windes und der Stürme

12. Dezimar nach dem Herrn der Schatten

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

Duurah, im Jahr 2365 n.d.T.

 

 

 

Das donnernde Läuten der Signalglocke riss Rabagasch Rangbarson aus seinem Schlaf. Sofort streifte er sich sein Kettenhemd über und stieg in seine gepanzerten Kampfstiefel. Bevor er sein kleines Häuschen in der Unterstadt verließ, schnallte er sich seine geliebte doppelschneidige Kampfaxt Schädelspalter um und warf sich seinen goldfarbenen Umhang über. Die Brosche, die diesen hielt, zierte eine Zweihandaxt, der Seinen nicht unähnlich. Sie war das Zeichen seines Ranges als oberster Befehlshaber des Zwergenreiches.

Eilig hastete Rabagasch die schmalen, makellos gefugten Gassen von Duurah entlang. Die Runen ihrer Magier leisteten wie immer perfekte Arbeit und erhellten jeden Winkel der Stadt, die vor über eintausend Jahren tief unter den Gipfeln des Arakgebirges gegründet worden war. Mittlerweile war sie zu einem beeindruckenden Zeugnis zwergischer Handwerks- und Baukunst geworden. Ihre Gänge und Stollen reichten meilenweit in den schwarzen Felsen hinein und weit über hunderttausend Zwerge hatten hier eine Heimat gefunden.

Rabagasch fragte sich, was es mit dem Läuten auf sich hatte, während er mit schnellen Schritten an den vertrauten, aus dem grauen Stein gehauenen Bauten vorbeieilte. Schon seit vielen Jahren war die Signalglocke nicht mehr geläutet worden. Niemand hatte es seit ihrem ruhmreichen Sieg gegen die Elfen auf dem Galgenfelsen gewagt, sich noch einmal gegen die Zwerge zu stellen und sie herauszufordern. Seitdem war die Glocke verstummt, bis heute. Dass sie nun wieder läutete, konnte jedenfalls nichts Gutes bedeuten.

Mit grimmiger Miene rannte Rabagasch die breite Treppe hinauf, die zur goldenen Halle führte. Er malte sich aus, welch wahnsinnige Gegner es sein mussten, die es wagten, die Zwerge in ihrer eigenen Feste zu bedrohen. Beinahe freute er sich auf einen Kampf, während seine gepanzerten Eisenstiefel mit jedem seiner Schritte auf die massiven Steinstufen donnerten.

Er erreichte das Ende der Treppe, die ihn zum Platz des Feuers brachte. Schon von weitem sah er den Ort des Geschehens. Eine große Traube von Zwergen hatte sich vor dem Eingang der Schatzkammer versammelt. Rabagasch lief an der gigantischen, mit purem Gold verkleideten Halle des Königs vorbei, die im künstlich geschaffenen Sonnenlicht glanzvoll erstrahlte.

Sie war der ganze Stolz der Zwerge und Sitz ihres würdigen Herrschers, Hurin Hungarson, der bereits seit knapp einhundert Jahren über ihr Volk und ihre Stadt wachte. Selbst nach den über dreihundert Jahren, die Rabagasch in Duurah lebte, erfüllte ihn dieser imposante Anblick immer noch mit Stolz und Ehrfurcht.

Heute wandte er seinen Blick jedoch schnell wieder ab und eilte stattdessen auf die Ansammlung von Zwergen zu, die sich vor der an die goldene Halle angrenzende Schatzkammer versammelt hatte. Die königlichen Wachen versuchten, die Ordnung herzustellen, und drängten die Schaulustigen nur mit Mühe zurück, während Rabagasch sich durch die Meute zwängte.

»Ah Kommandant Rabagasch, gut dass du da bist«, hörte er Girul sagen, einen seiner, selbst für einen Zwerg, untersetzten Untergebenen. »Der König und seine Berater sind bereits drinnen.« Daraufhin drängte die Wache einen der neugierigen Zwerge mit einem Stoß seiner Hellebarde unsanft zur Seite, während er die Umherstehenden wütend anschnauzte: »Macht Platz, ihr elenden Schmeißfliegen. Unser Heerführer will durch.« Noch einmal schubste Girul die Schaulustigen zur Seite, so dass Rabagasch hinter den Ring aus Wachen treten konnte.

Als er den Ort des Verbrechens vor sich sah, hielt der Zwerg für einen kurzen Moment verwundert inne. Die massive Stahltüre der Schatzkammer lag vor ihm in Trümmern. Von hier aus machte es den Anschein, dass sie einfach in Stücke geschnitten worden war, was er bei dem dicken Tor allerdings für eine Unmöglichkeit hielt.

Neben den beiden aus den Angeln gerissenen Türflügeln lagen die Überreste der drei wachhabenden Zwerge. Auch sie waren zerstückelt worden. Ihre Körperteile und Eingeweide lagen auf dem gesamten Vorplatz verstreut. Selbst für einen erfahrenen Krieger wie ihn war dieser Anblick nur schwer zu ertragen. Wer beim flammenden Höhlendämon kann nur für so etwas Grausames verantwortlich sein? fragte Rabagasch sich erschüttert, ehe er durch das gewaltige Loch, welches im Eingangstor klaffte, das Innere der Schatzkammer betrat.

Die Augen des Zwergs mussten sich erst einmal an das hier herrschende Dämmerlicht gewöhnen. Noch bevor er seine Umgebung richtig wahrnehmen konnte, hörte er schon die Stimme seines Königs: »Kommandant Rabagasch, gut, dass du so schnell gekommen bist.«

Der König stand, in seinen prunkvollen, mit allerhand Edelsteinen und Schutzrunen versehenen, goldenen Brustpanzer gekleidet, inmitten der Schatzkammer. Sie war nach wie vor prall gefüllt mit Silber, Gold und anderen Edelmetallen. Aber selbstverständlich konnten die Räuber in so kurzer Zeit nicht alles Wertvolle hier herausgeschafft haben.

Rabagasch fragte sich, was entwendet wurde und sah sich auf seinem Weg zum König und dessen Gefolge weiter um. Die Rüstungen der ruhmreichsten Zwergenkrieger standen noch immer makellos aufgereiht auf ihren seit Generationen vorbestimmten Plätzen. Ebenfalls unberührt schienen die schweren eisernen Truhen am anderen Ende der Halle, in denen die wertvollsten noch unbehauenen Edelsteine seines Volkes gelagert wurden. Selbst die gigantischen Tresore mit den Gold- und Silberbarren waren nicht angerührt worden.

Was hat das zu bedeuten? fragte Rabagasch sich, wer bricht hier ein und stiehlt nichts? doch als der Blick des Kommandanten zu dem unscheinbaren Podest glitt, welches in der Mitte der Halle stand und vor dem der König und seine Berater sich versammelt hatten, wurde ihm schlagartig klar, was geschehen war. Die gläserne Hülle war zerbrochen und das einstmals darunter befindliche Artefakt, welches seit Generationen sicher dort verwahrt lag, war verschwunden.

»Gibt es schon irgendwelche Hinweise?«, fragte Rabagasch ohne Umschweife, als er erkannte, welch ungeheure Tat vollbracht worden war.

»Keine bislang. Etwas Derartiges hat noch niemand von uns gesehen«, antwortete Rurig, der oberste Runenmagier, der die zerborstenen Glassplitter untersuchte. Er hob einen davon auf und betrachtete ihn durch ein Gestell aus Linsen, die er vor sein rechtes Auge gespannt hatte. »Die Eindringlinge haben es irgendwie geschafft, die magischen Runen, die das Eingangstor der Schatzkammer, sowie dieses Glas schützten, zu umgehen. Obwohl sie alle ausgelöst worden sind, haben sie keinen der Diebe erwischt. Mir ist noch schleierhaft, wie das möglich war. Selbst ich könnte solch eine Tat nicht vollbringen. Noch dazu so schnell.« Der Magier richtete sich wieder auf, nahm die Vergrößerungslinsen ab und strich seine violette Robe glatt.

»Es macht fast den Eindruck, als wären die Diebe nur mit roher Gewalt hier eingedrungen«, entgegnete Rabagasch.

»Ja, scheint so«, antwortete Rurig. »Allerdings müssten dann einige der Eindringlinge von den Runen getötet worden sein. Es gibt aber keinerlei Anzeichen dafür, dass noch jemand außer unseren Wachen verletzt worden ist.«

»Vielleicht kann Kergrick uns mehr berichten, sollte er überleben und wieder zu Bewusstsein kommen«, hoffte der König.

»Jemand hat dieses Gemetzel überlebt?«, fragte Rabagasch überrascht.

»Die Heiler versuchen, was sie können«, antwortete Rurig an Stelle des Königs. »Kergrick wurde übel zugerichtet. Hat tiefe Schnittwunden am ganzen Körper und sein linker Arm wurde ihm glatt abgetrennt. Es gleicht einem Wunder, dass er noch lebt. Sobald er wieder bei Bewusstsein ist, werden wir vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können.«

»Welche Waffen könnten solche Wunden hervorbringen und sind dazu auch noch in der Lage, durch den Stahl unserer Tore zu schneiden?«, fragte Rabagasch angespannt in die Runde, aber niemand wusste darauf eine Antwort.

»Keine von unseren, so viel steht fest«, antwortete der König ratlos.

»Wer sonst besäße solch eine Kunstfertigkeit?«, fragte Rabagasch weiter.

»Die Elfen vielleicht«, mutmaßte Rurig. »Ihre Magie sucht ihresgleichen. Vielleicht haben sie nach all den Jahren eine Möglichkeit gefunden, unsere Schutzrunen zu umgehen.«

»Es waren schon ewig keine Elfen mehr in unserer Stadt«, antwortete der König wenig überzeugt. »Es wäre mir berichtet worden, wenn eine Elfe angekommen wäre, und ungesehen schafft es niemand durch das große Portal, geschweige denn den ganzen Weg von dort bis hierher.«

»Vielleicht haben wir es mit einem bisher unbekannten Feind zu tun«, gab Rabagasch zu bedenken.

»Ein unbekannter Feind?«, fragte Rurig nervös. »Ich bezweifle, dass es so etwas im Königreich gibt.«

»Und ich bezweifle, dass es sich um einen Angriff der Elfen handelt«, erwiderte Rabagasch. »Und sonst gibt es niemanden, den wir kennen, der über derartige Fähigkeiten oder Waffen verfügt. Weder Menschen, noch Orks oder andere Geschöpfe.«

Rabagasch wandte sich an Jorgun, den Anführer der städtischen Garde, der schwer schnaubend durch das Tor der Kammer zu ihnen geeilt kam. »Gab es sonst niemanden, der etwas bemerkt hat? Auch wenn es mitten in der Nacht war, muss doch irgendwer etwas mitbekommen haben.«

»Die Wachen fahnden bereits nach allen möglichen Spuren und weiteren Zeugen«, antwortete Jorgun außer Atem, als er bei ihnen angekommen war. »Wir durchkämmen die gesamte Stadt, wenn es sein muss. Wir werden die Eindringlinge finden. Sie müssen sich noch irgendwo in der Stadt befinden. Das große Tor wurde bis auf weiteres geschlossen.«

»Gut, das soll auch noch so bleiben, bis wir mehr wissen. Ich möchte sofort mit der Befragung der Zeugen beginnen«, gab Rabagasch Jorgun zu verstehen.

»Wie Ihr befehlt, Herr, ich werde gleich alles dafür vorbereiten«, gab dieser zurück und eilte wieder nach draußen.

Die wichtigste Mission der Zwerge ist es seit jeher, das Herz des Berges zu bewachen, und ich habe versagt, dachte Rabagasch erschüttert. Wer ist dafür verantwortlich? Bortumir, welche Prüfung hältst du hier für mich bereit? wollte er vom Gott der Zwerge wissen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 – Traumwandeln

Pass nach Duurah, 2. Majas im Jahr 3721 n.d.T.

 

 

 

Ben stand knietief im blutigen Wasser, während um ihn herum ein tosender Sturm tobte. Männer kamen auf ihn zu gerannt. Ihre Gesichter waren zu grausamen Masken verzerrt.

Ben atmete tief ein und erinnerte sich an die Lektionen, die er bei den Druidinnen gelernt hatte. Das hier ist mein Traum, sagte er immer wieder entschieden zu sich selbst. Dann schloss er seine Augen und richtete seinen Geist neu aus. Nach wenigen Herzschlägen stoppten die Geräusche des Gewitters und wichen einer angenehmen Stille.

Er sog diese Stille in sich ein und öffnete seine Augen wieder. Wo er vorher durch ein Meer aus Blut watete, stand er jetzt auf einer herrlichen, bunten Blumenwiese. Die Männer waren verschwunden. Nur noch einer von ihnen war übrig, seine grauenerregende Fratze war wieder zu einem menschlichen Gesicht geformt. Ben kannte dieses Antlitz nur allzu gut. Beinahe jeden Abend suchte es ihn in seinen Träumen heim. Es war das Antlitz des ersten Mannes, den er getötet hatte. Unweigerlich krochen Bilder des Kampfes in der alten Festung wieder in ihm hoch und mit ihnen die schmerzhaften Empfindungen.

Ich lasse mich nicht mehr von meiner Vergangenheit gefangen nehmen! wiederholte er daraufhin in seinem Geist, bis die Bilder verschwanden und er die Stille erneut spüren konnte. Dann ging er bedächtig auf den Mann zu. Dieser starrte an ihm vorbei in die Ferne. Wenige Meter vor seinem ersten Opfer blieb Ben stehen.

»Darf ich deinen Namen erfahren?«, wollte Ben von ihm wissen.

»Wieso interessiert es dich?«, fragte der Mann, nach einer Weile des Schweigens.

»Weil ich wissen möchte, wer du warst«, erwiderte Ben.

Misstrauisch sah der Mann zu ihm. »Bislang hat sich noch nie jemand dafür interessiert. Was möchtest du wirklich von mir?«

»Ich möchte nichts von dir«, antwortete Ben ehrlich. »Nur wissen, wer du warst.«

»Mein Name war Theo«, erwiderte der Mann. »Theo Rotschild.«

»Hallo Theo, schön dich endlich kennenzulernen. Es tut mir leid, was ich dir angetan habe«, fuhr Ben fort.

»Es gibt nichts, was dir leidtun muss«, entgegnete Theo gefasst. »Es war mein Schicksal, so zu sterben, das weiß ich jetzt. Außerdem habe ich mich selbst an diesen Punkt gebracht. Wenn ich jemandem die Schuld dafür geben müsste, dann mir.«

»Du bist nicht wütend auf mich?«, fragte Ben erstaunt.

»Nein. Was geschehen ist, ist geschehen,« erwiderte Theo. »Es bringt nichts, dafür einen Sündenbock auszuwählen. Es ändert nichts an dem, was passiert ist.«

»Ich möchte dich dennoch um Vergebung bitten«, wandte sich Ben an Theo.

»Und ich habe dir bereits vergeben«, antwortete dieser ehrlich. »Aber es wird Zeit, dass du dir selbst vergibst. Du hast getan, was getan werden musste. Du solltest dich deswegen nicht mehr selbst quälen.«

»Aber ich weiß nicht, wie«, erwiderte Ben mit brüchiger Stimme.

»Doch, dass weißt du. Du musst es einfach nur geschehen lassen.« Theo breitete seine Arme aus.

Ben brauchte einen Moment, dann ging er auf ihn zu. Unsicher legte er Theo die Arme um die Schultern. Zuerst war seine Umarmung noch zaghaft, doch schon bald schloss er sein einstiges Opfer mehr und mehr in seine Arme. Tränen rannen seine Wangen hinab und sie wurden von einem goldenen Licht eingehüllt.

»Sehr gut! Lass es einfach nur geschehen«, wiederholte Theo und mit einem Mal brachen alle Dämme in Ben. Er fing hemmungslos an zu weinen, während das goldene Licht die beiden weiter durchflutete. Es sorgte dafür, dass sie miteinander verschmolzen, und es ließ alle Last und Schuld von Ben abfallen.

Ben hatte keine Ahnung, wie lange sie so dagestanden waren, als er sich von Theo löste. Er sah ihm noch einmal tief in die Augen. Güte und Mitgefühl sprachen aus ihnen. Ben verbeugte sich vor ihm und bedankte sich, dann verschwand die Szenerie wieder. Mit einem zufriedenen Lächeln wachte Ben auf.

Obwohl er die Kunst des luziden Träumens bereits seit einiger Zeit beherrschte, hatte er dennoch lange gebraucht, um aktiv in seine Alpträume eingreifen zu können. Noch mehr Überwindung hatte es ihn gekostet, sich selbst und seinem Opfer zu vergeben und sich mit ihm zu verbinden. Doch seitdem fühlen sich seine Träume weit weniger schlimm an und sein Schlaf war wesentlich erholsamer geworden.

Voller Tatendrang stand Ben auf und blickte sich in ihrem Lager um. Sie hatten sich ein verfallenes Zwergenhaus direkt am Hang ausgesucht. Die Mauerreste ragten nur noch gut einen Meter über den Boden, dennoch boten sie Schutz gegen den schneidenden Wind und ebenfalls etwas Sicherheit gegen mögliche Feinde. Er fragte sich, wie lange dieses Gemäuer schon stand und wann seine einstigen Bewohner es verlassen hatten.

Die Sonne war noch nicht hinter dem Hügel aufgegangen und einige im Lager schliefen selig in der schwindenden Glut ihres herabgebrannten Lagerfeuers, eingewickelt in ihre wärmenden Wolldecken.

Da waren Tom und Lucy, die mit ihm in eine fremde Welt gerissen wurden, weil ihre Heimat von schrecklichen Monstern vernichtet worden war. Er bewunderte die beiden dafür, dass sie in so kurzer Zeit ihre neuerworbenen Fähigkeiten derart perfektioniert hatten. Tom, der außergewöhnliche magische Kräfte besaß und diese mit jedem Tag besser einzusetzen wusste, und Lucy, die ein ums andere Mal mit ihren Heilkünsten Leben gerettet hatte. Einmal mehr fragte er sich, was genau seine Aufgabe bei ihrer Suche nach den mächtigen Artefakten sein sollte und ob er jemals seine Fähigkeiten so weit bringen konnte wie seine Freunde. Wenn er jedoch an seine Kampfübungen mit Garrick und Darion dachte, gab es für ihn immer noch so unendlich viel zu lernen und er kam sich jeden Tag aufs Neue wie ein blutiger Anfänger vor.

Neben seinen beiden Freunden schnarchte der Gelehrte Fiadorgas mit einem leichten Lächeln im Gesicht vor sich hin. Ben fragte sich, wie viel von dem, was dieser ihnen alles erzählte, tatsächlich so passiert war. Jeden Abend schwärmte der alte Magier von einer neuen, unvorstellbaren Reise, die er erlebt haben wollte.

Neben Fiadorgas ruhte Beolar, sein treuer und wortkarger Begleiter, der nie von dessen Seite wich.

Der ehemalige Soldat Darion, welcher sich ihnen nach ihrer Schlacht bei Hohenerz angeschlossen hatte, war dagegen bereits wach. Er stand gebeugt über ihrem hölzernen Wasserfass und wusch sich sein Gesicht mit dem kalten Nass, um die nächtliche Müdigkeit aus seinen Knochen zu verscheuchen.

Der Schlafplatz von Aeria war ebenfalls verwaist. Die diebische Elfe war nirgends zu sehen, was aber nicht bedeutete, dass sie nicht trotzdem in der Nähe sein konnte. Obwohl Ben mittlerweile jeden Tag vor dem Morgengrauen erwachte, hatte er ihre Elfenbegleiterin noch nie schlafen sehen. Er fragte sich manchmal, ob sie überhaupt jemals ruhte.

Auch Garrick, ihr meist rauflustiger Zwergenbegleiter, war nirgends zu sehen. Je näher sie dem Gipfel und damit der einstigen Heimstatt seines Volkes kamen, desto aufgewühlter und unruhiger wurde er. Der Zwerg konnte es kaum abwarten, endlich das Eingangstor zu der Zwergenfestung zu Gesicht zu bekommen, hinter dessen Schwelle er eine hoffnungsvolle Zukunft für sein gesamtes Volk sah. Sie alle hatten sich vor gut einem Jahr auf den Weg gemacht, nach dem Herz des Phönix zu suchen, welches sich in der alten Zwergenstadt Duurah befinden sollte. Ein Bruchstück eines Artefaktes, das sie benötigten, um diese Welt vor dem Untergang zu bewahren. Er fragte sich, wie ein Gegenstand so wichtig oder mächtig sein konnte, dass er so etwas bewerkstelligen könnte. Auf ihrem Weg dorthin waren sie weit gekommen. Nur noch wenige Tage und sie würden endlich vor den Toren der Zwergenstadt stehen und sie hoffentlich öffnen können.

Ben stand auf und vertrat sich etwas die Beine. Er schlenderte durch den einzigen Zugang der Ruinen, in der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, und folgte dem gewundenen Pfad ein Stück weiter bergauf, bis er auf der Kuppe des kleinen Hügels angekommen war.

---ENDE DER LESEPROBE---