Das hier will keiner lesen - Thomas Korell - E-Book

Das hier will keiner lesen E-Book

Thomas Korell

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine poetische Achterbahnfahrt durch die luftigsten Höhen und düstersten Tiefen der menschlichen Seele sowie deren Folgen für das Leben im Allgemeinen und im Besonderen. Ob diese Reise im Himmel oder in der Hölle endet, bleibt der geschätzten Leserschaft überlassen. Vom klassischen Epos über filigrane Wortspiele bis hin zur Auflösung sprachlicher Konventionen enthält dieses Buch einfach alles.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 90

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas Korell

Das hier will keiner lesen

Postmoderne Vorkriegslyrik des 21. Jahrhunderts

© 2021 Thomas Korell, Schkölen (TH)

Umschlag, Illustration: Thomas Korell

Titelbild: pixabay („drei Affen, das alte Symbol“)

Lektorat, Korrektorat: Barbara Korell

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback

978-3-347-36124-9

Hardcover

978-3-347-36125-6

e-Book

978-3-347-36126-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Das hier will keiner lesen. Wer ist das bloß gewesen?

Das hier will keiner hören. Da will uns einer stören.

Das hier will keiner sagen. Zu unbequeme Fragen.

Das hier will keiner wissen. Die Harmonie zerrissen.

Das hier darf keiner sehen. Er würde sonst verstehen.

Herbstgedanken - Gedankenherbst

Nebel kann erhellen. Aber auch verdunkeln: den Sinn, das Licht, die Wahrheit, die Sicht.

Kerzen können erhellen. Aber auch vernebeln. Nebelkerzen.

Wirft man Licht in den Nebel, scheint es heller zurück.

Doch am Tag wird es verschluckt.

Schluck um Schluck, Strahl um Strahl.

Taglicht.

Nebel verschleiert die Sicht auf das Licht.

Nur ohne Licht sieht man den Nebel nicht.

Tag für Tag, Nacht für Nacht.

Nebeltag.

Licht der Wahrheit ergibt einen Sinn.

Ein Strahl, der selbst den Nebel durchdringt.

Kein Schleier verdunkelt die Sicht auf die Kerze.

Kerzenlicht.

Der König trägt die Krone

Der König trägt die Krone. Wem sonst gebührt die Ehre?

Doch ruft der Kuckuck rückwärts seinen Namen, wird Beliebiges zur Wahrheit. Es ändert sich im MorgenGrauen.

Wer trägt die Krone? Was ruft der Kuckuck zum Kuckuck nochmal?

Geld fließt und wird geflossen – und genommen von den Falschen.

Ist Wahrheit erst beliebig, wird der Kuckuck König.

Die Krone braucht er nicht, er legt sie in ein falsches Nest.

Als wär’s ein Ei, viel größer als die richtigen.

Dadurch entsteht Verdrängung, solange Betten frei sind in grauen Häusern.

„der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, schrieb Paul Celan einst in seiner Fuge.

Gut, dass alles besser wird. Der Tod ist ein Meister in Deutschland.

Die anderen sind gerettet. Das ist doch das Beste.

Der Kuckuck sucht die Krone, will sie wieder haben. Er braucht sie.

Wo sollen die Falschen hin mit dem genommenen Geld? Sie wissen es nicht. Die Nester sind zu klein.

Wenn die Betten belegt sind, kommt der Tod und führt Strichliste.

In der Fuge käme jetzt die Wiederholung, weil alles im Fluss ist.

Ist der Richtige noch König? Oder wurde es ihm auch genommen? Der Kuckuck lacht.

Er gibt dem Meister die Krone, aber nur zur Anprobe.

Dafür kennen die Richtigen die falsche Wahrheit nur zum Spaß.

Ehre ist verschwunden. Sie lag erst neben der Krone im falschen Nest.

Dann wurde es dunkel. Und wieder ist ein Spiel zu Ende.

Der Meister gibt die Krone nicht mehr her. Der Kuckuck lacht lauter.

Er braucht sie nicht mehr. Das Genommene ist ins Nest geflossen.

Als wär’s ein Ei, viel größer als die richtigen.

Der Meister strengt sich wirklich an. Der König schaut zu.

Die andern sind ja schon gerettet durch die Besten.

Wie soll es nach dem gegrauten Morgen erst am Abend werden?

Reichen die Betten für die Richtigen? Das schöne Geld!

Schade drum, aber der Kuckuck lacht ja noch.

Zuletzt lacht sowieso nur einer. Der Meister wartet.

Er gibt die Krone weiter an den Knecht. Mein lieber Specht.

Hier kommt ein neuer Vogel ins Spiel.

Der schaut mehr oder weniger behutsam, was unter der Borke ist.

Sind noch richtige Maden versteckt?

Treffen sich heute alle beim Spanferkelessen?

Dem Meister wird die Krone unweigerlich zugestanden.

Er hat sie auch verdient. Die Strichliste wird länger.

Das Festessen erfreut sich großer Beliebtheit.

Da staunen selbst die Falschen über die Maden.

Es gibt wieder freie Betten. Der Kuckuck ist jetzt müde.

Hauptsache, der richtige König weiß nicht, wo die Krone ist.

Ausweg

Das Herz klopft, pocht, zerwartet sich in Ungeduld und Sehnsucht.

Liegt die Antwort auf der Straße oder in einem Tresor?

Wer findet sie, offen oder doch unter Verschluss?

Das Herz entscheidet und kommt ganz durchzweinander.

Denn morgen bereits kommt ein neues Angebot.

Besser und billiger zu haben vor allem.

Schon wieder muss die Entscheidung fallen.

Fürs Herz eine großmächtige Verquälung.

Sind Sinne im Sinne des Sinns sinngemäß sinnvoll?

Mündert der Fühlung nicht Hörung und Sehung?

Wird Wissen wissentlich Gewissheit und Wissung?

Doch Glücksfreude ähnelt beinahe dem Pechleid.

Die Sucht nach dem Sehn und die Duld nach dem Ge sind aufentlöst und widersprechen sich redlich.

Wer führt das Entmeinsamte mit zur Vereinung?

Bringt Heilsamung in die Zerrütthaftigkeit?

Was tut das Herz bloß in der Zwischendurchzeit?

Es klopft, pocht, ersehnt sich die Ruhe geschenkt.

beantwortete Fragen

Warten ist weiß nicht genau wann.

Zweifeln ist weiß nicht genau was.

Suchen ist weiß nicht genau wo.

Verlieren ist weiß nicht wohin.

Vermehren ist weiß nicht wieviel.

Verlieben ist weiß nicht wer sonst.

Kommen ist wissen woher.

Zielen ist wissen worauf.

Fragen ist wissen wozu.

Versichern ist genau wissen wie.

Vermissen ist genau wissen wen.

Vergeben ist genau wissen wem.

unbeantwortete Fragen

Wer weiß wie was wo ist?

Wer weiß wer was vermisst?

Wer weiß wer wen vergisst?

Wer weiß wer wen so frisst?

Wer sieht wie was so ist?

Wer sieht wer wen wo misst?

Wer sieht wer wie vergisst?

Wer sieht wer was verfrisst?

Schicksal des Widerstandes

Nach dem Krieg, hinterher, ist man meistens schlau.

Vor dem Krieg, wissen es nur Wenige genau.

Nach dem Krieg werden viele Denkmäler gebaut.

Hätte man doch früher bloß ihrem Wort vertraut.

Nach dem Krieg werden sie im ganzen Land verehrt.

Das nötige Gehör, es wurde ihnen einst verwehrt.

Sie flehten, riefen, warnten vor dem tödlichen Gericht.

Doch Querulanten, Dissidenten traut und glaubt man nicht.

„Die gehören weggesperrt!“ Gefängnis, Psychiatrie, gelyncht, erschossen, aufgehängt, gefoltert hat man sie.

Heut ist das anders. Freie Meinung steht groß auf dem Papier.

Wir sind, Gott sei Dank, aufgeklärt, zumindest wir, hier.

Natürlich gibt’s noch einige, die wirken recht verstaubt in ihrem Kopf; gut, wenn man denen nicht gleich alles glaubt.

Die können nichts beweisen, nur hypothetisches Geschwätz.

Schließlich lebt sich’s gut und friedlich im Hier und Jetzt.

Wir brauchen keine Unruhe und keine Fantasie in unserer harmonischen Wohlfühlanarchie. –

Hmm, eine Frage schleicht sich immer wieder an mein Ohr:

Leben wir noch in der Nachkriegszeit oder schon wieder davor?

Verben mit Konjunktion

Geschenkt bekommen muss Annehmen folgen, Auspacken, Entdecken, Gebrauchen oder Umtauschen.

Augen zu und durch

Bedauert euer Missgeschick! Kommt es von ungefähr?

Wo ist jetzt nur der Weg zurück? Von wo kommt Hilfe her?

Einbahnstraßen enden nie mit einem Wendehammer.

Wir geben Gas, kein Schulterblick und fliehen vor dem Jammer.

Versuchen es zumindest noch, solang der Vorrat reicht.

Wer ist der sonderbare Typ, der unsrem Fahrer gleicht?

Bis wir’s erkennen, ist’s zu spät. Der Abgrund ist in Sicht.

Das Sternenschicksal taugt nicht mehr. Ein Stoppschild?

Kenn ich nicht.

Stattdessen heult der Motor auf, ein Fest ist angesagt.

Wer zuschaut, der ist selber schuld. Ich habe es gewagt.

Ich prüfe wieder, wer ich bin. Das muss gestattet sein.

Und der verdiente Hauptgewinn gehört mir ganz allein.

So bleibt es doch ein guter Tag, trotz manchem Missgeschick.

Am besten ignorier ich das, genieß das kurze Glück.

Columbus

Erschaffen, um Neuland zu finden, erweitern sich Schritte.

Grenzen verschieben sich und Türme wachsen empor.

Aussicht zeugt Hoffnung, ermuntert zu weiteren Taten.

Momente fallen vom Himmel wie selten zuvor.

Gewesenes zeigt sich im Schleier des Nebels und trotzdem vertraut.

Längen und Breiten umspannender Fäden verbinden die Zeit.

Künftiges winkt aus der Ferne und harrt der Enthüllung.

Ewig jedoch ist, was stetig im Himmel verbleibt.

Partizipientreue

aufgewühlt empört stillgelegt verstört

wahrhaft kalkuliert graziös denunziert

entsündigend betört glamourös verwirrt

unterkühlt belogen dezimiert bewogen

meisterlich verführt erwartungsvoll gekürt

anfänglich berechtigt absolut verdächtig

ausgekühlt gedörrt stillgefegt verhört

wahnhaft kolportiert grazil destruiert

entmündigend bekehrt amourös verirrt

unverhüllt bezogen dezidiert betrogen

meistehrlich verliert erbarmungsvoll berührt

anständig genächtigt resolut allmächtig

Gescheitert

Das Band, das uns hielt, ist zerrissen.

Bekam Löcher, wurde zerschlissen.

Wir waren es, weil wir nicht lernten

von denen, die’s nicht mehr lernten

von denen, die’s nicht mehr gekannt.

Der Moloch frisst wieder, frisst weiter.

Ein Ross wird gesattelt vom Reiter.

Das Feuer, es ist zwar erloschen,

doch zur Ernte wird alles gedroschen:

Die noch wachsen und die schon verbrannt.

Die Dinge entschwanden, verblassten.

Es gab immer mehr, das wir hassten.

Die Sichel zerschnitt alle Ähren.

Der Rest reichte kaum zum Verzehren,

geschweige denn für einen Kranz.

Der Wille regiert die Gedanken.

Der Sicherste kommt gar ins Wanken.

Das Band, das einst hielt, ist zerrissen.

Wir werden es schmerzlich vermissen

und sterben in blendendem Glanz.

Fortschritt

Die aufrecht gehenden Affen analysieren ihre chemischen Substanzen.

Sie finden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Letztere bedeutungslos,

schießen Elemente durch den Mikrokosmos

und verändern nach Belieben die Ketten.

Hoffentlich halten sie, was sie versprechen.

Da sowieso alles Zufall ist, ist die Trefferquote ziemlich egal.

Hauptsache, die Höhe des Geldes wird nicht per Zufallsgenerator ermittelt.

Wissen wird geteilt. Ist es damit nur noch halb so viel wert?

Was sonst ist mit Teilen gemeint?

Auch Elemente sind Teile – von etwas Ganzem.

Auch Affen sind Teile – ihrer Horde.

Auch Ketten bestehen aus Teilen. Jedes davon ist unentbehrlich.

Und falls Hegel Recht hat, dann ist auch dieses Gedicht ein Teil – des großen Naturgeistes.

Wer hat denn nun Recht? Und was ist Trumpf?

War das nicht mal der Kreuz-Bube? Oder die Kreuz-Dame, je nach Spiel.

Ach, was sind die Brettspiele heute komplex geworden und strategisch.

Da war Mensch-ärgere-dich-nicht noch viel einfacher.

Jeder musste seine vier Hütchen ins Ziel rücken anhand der Ergebnisse eines sechsseitigen Zufallsgenerators.

Am Ende hat aber doch nur einer gewonnen wie bei den heutigen Spielen.

Kennen wir eigentlich unser Spiel? Und wer war noch gleich der Kreuz-Bube?

Faszinierend, sich über so wesentliche Dinge Gedanken zu machen.

Faszinierend und fantastisch zugleich.

Fantastisch kommt von Fantasie.

Und die hat’s hier dringend nötig, wenn man das hier verstehen will.

Aber falls das hier alles nur zufällig aufgeschrieben wurde, rein biochemisch bedingt,

(was man bei der dreimaligen Wiederholung des Wortes „hier“ fast vermuten könnte)

dann hätten zumindest die aufrecht gehenden Affen wieder einmal Recht.

Virtuelles

Eben habe ich einen prächtigen Regenbogen durchs

Fernglas betrachtet. Er ließ sich nicht scharf stellen.

Perspektiven

Kinder sind einzigartig! Ihnen gehört die Zukunft.

Viele von ihnen erleben unbeschwert die ersten Jahre ihres Daseins.

Sie lernen die Dinge und Umstände kennen wie sie sie vorfinden.

An Löchern in der Straße haben sie keine Schuld.

Nur an denen in der Hose sind sie nicht ganz unbeteiligt.

Sie haben kaum Probleme damit, sich im patchwork-Dschungel zurechtzufinden und kennen die Namen aller Mamas, Papas und Halbstiefgeschwister.

Und dann erst die Rücksicht, die auf ihre individuellen Interessen und Begabungen genommen wird, bei 20 Kindern in der Kita-Gruppe und 30 im Klassenraum.

Der Weg ins dezent betongrau gehaltene Schulgebäude führt sie zweimal täglich am frisch renovierten Rathaus vorbei.