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"Endlich was zum Lesen" ist die logische und brillante Fortsetzung von "Das hier will keiner lesen". Das neue Werk ist ruhiger in der Sprache, aber forscher und unruhiger im Gemüt. Die Jagd nach den inneren und äußeren Geistern unserer Zeit geht in die nächste Runde. Die menschliche Seele fliegt weiter auf ihrer endlosen Suche; sie durchstreift antike Mythen, entdeckt einzigartige Wunder der Natur, wandelt in surrealistischen Träumen zwischen Tag und Nacht, leidet unter den Folgen ihrer eigenen Überhitzung und wehrt sich zaghaft gegen ihre eigene Auflösung. Hoffentlich gelingt es ihr. Die vielseitigen Interessen und beruflichen Erfahrungen des Autors in den Bereichen Natur, Kulturgeschichte und Psychologie spiegeln sich in den Texten wider. Korell regt an (manchmal auch auf) ohne zu belehren und wirft eine Frage nach der anderen in den Raum. Darauf gibt es nur zwei mögliche Reaktionen seitens des geschätzten Publikums: entweder das Buch zuzuklappen oder gespannt und fasziniert weiterzulesen. Wie dem auch sei - viel Vergnügen!
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Seitenzahl: 100
Veröffentlichungsjahr: 2022
Thomas Korell
Endlich was zum Lesen
Gereimtes und Ungereimtes
Glaubliches und Unglaubliches
© 2022 Thomas Korell, Hainchen 67, 07619 Schkölen
Umschlag, Illustration: Thomas Korell
Titelbild:
pixabay.com/de/photos/teddy-bär-2855982/ von Mabel Amber
Football-Foto:
pixabay.com/de/photos/american-footballsuper-bowl-nfl-67439/
Lektorat, Beratung: Barbara Korell, Lydia Brodehl
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
ISBN
Softcover
978-3-347-69868-0
Hardcover
978-3-347-69869-7
E-Book
978-3-347-69870-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Inhalt
Das hier kann jeder lesen
Worauf es ankommt (ein Lied zum Advent)
Zu Ende
Wieso denn das?
Erneuert
Unrecht
Warte
Selbstgedanken nach dem tragischen Ereignis
Der Kelch
Besessen
Jahrmarkt der Gefühle III
Grenzlinienbeziehung
Psi-Minuten
Alwin Staveri (Fortsetzung von „Wahrlügien“)
Heiß
Paranoia
Allein
Am falschen Ort
Das Bild
Tiefer Schmerz
100 G / Spielanleitung
/ Spielanleitung in einfacher Sprache
Spätsommerabend War es schwer?
Sorgenkarussell
Bloß Gefühl?
Bedingungslos
Liebe
Bedingungslose Liebe
Paradoxes
Kartentricks
Belsazars Festmahl
Albern
Herbstabendspaziergang
Gespensterjagd
nomen est omen
Wörtergemüsegarten
Was ist der Wind?
Stille
Glück im Unglück
Medusa
Alles Zufall
Abendrot
Otto Linquardth
Wie’s mir geht?
Sehnsucht
Im Spiegel
Schnee
Mystisch
Letzte Konsequenz
Der letzte Vorhang
Wo
Manchmal
Makaber
Waldspaziergang
Fluch der Macht
Osterweihnachtstraum
Leben
Langeweile
Weltverbesserer
Ach deshalb…
auf und ab
Hamsterrad
Pessimismus
Optimismus
Nihilismus
Existentialismus
Grimm
Abzählreim
Sturmwind
So einfach ist das
Blumig aromatisch
Sehn sucht Sinn
Ist das wahr?
Ein tierisches Gute-Nacht-Gedicht
Pythia
Anglerlatein
Seemannsgarn
Sterne
Nichts Neues unter der Sonne
Schlafmützchen und Traumhütchen
Krieg und Frieden
Schlusswort II
Auch dieses Buch erscheint wieder ohne eine Angabe von Seitenzahlen. Es gibt bereits Gerüchte, dass die Reihenfolge der Zahlen ohnehin bald verändert wird, weil einige Ziffern sich aufgrund ihrer derzeitigen numerischen Position ungerade behandelt fühlen.
Jeder geneigten Leserin / jedem geneigten Leser bleibt es aber vorbehalten, sich Seitenzahlen selbst nach Wunsch auszusuchen und entsprechend zu ergänzen.
Das hier kann jeder lesen. Getestet und genesen.
Das hier kann jeder hören. Es wird niemanden stören.
Das hier kann jeder sagen. Dazu gibt’s keine Fragen.
Das hier kann jeder wissen. Es sollte keiner missen.
Das hier muss jeder sehen. Und schon wird er verstehen.
Worauf es ankommt (ein Lied zum Advent)
In diesen Tagen stell ich gern Fragen
und lass die andern sagen,
ob sie eine Antwort wagen.
Manche beklagen vorneweg und hinterher,
das sei zu schwer, das ginge nicht mehr,
und können es nicht ertragen.
Es fehle an Licht, der klaren Sicht,
wie wenn Licht durch das Dunkel bricht.
Können diese Kerzen, aus vollem Herzen angezündet,
Klarheit, Wahrheit bringen?
Wir können zwar nicht singen,
doch nach einer Antwort ringen dürfen, ja müssen wir.
Es muss uns gelingen, und zwar heute, jetzt und hier.
Dieses kleine Licht und ist es noch so schlicht,
erinnert uns, weist uns drauf hin –
und damit endet das Gedicht –
auf den, der zu uns spricht: „Fürchte dich nicht!“
Zu Ende
Mein Leben ist zu Ende
Was bin ich froh
Endlich und ich kann es kaum erwarten
Es ist doch schlimm geworden
Beinahe unerträglich
Die meisten lügen lügen Lügen
Wissen es nicht
Warum auch immer
Da macht es einfach keinen Spaß mehr
Ausweg gibt es nur einen
Gilt zwar als unpopulär
Aber was will man machen
Mein Leben ist zu Ende
Was bin ich froh
Endlich und ich kann es kaum erwarten
Dass mein Leben beginnt!
Wieso denn das?
In Anbetracht der zu erwartenden Ausnahmesituation ist es nicht ungewöhnlich, dass es schon jetzt zu einigen Verwechslungen und gelegentlichen Verspätungen kommt.
Erneuert
Sternerwachen, freudiges Lachen des Mondes,
hell erschallen fröhliche jubelnde Klänge.
Sternerscheinen, trauriges Weinen des Todes,
schnell verhallen eisig und hart die Gesänge.
Zurück bleibt ein Sehnen, das Hoffen auf Erden,
das bangende Warten im helldunklen Raum,
bis alle Versprechen erfüllt sollen werden
und abgelöst wird durch Gewissheit der Traum.
Erneuert gewinnt durch lebendiges Sprießen
die Welt ihre heimlich bewahrte Gestalt,
sodass Kreaturen mit Sinnen genießen
die selige Ruhe fern jeder Gewalt.
Sternerwachen, freudiges Lachen des Mondes,
hell erschallen fröhliche Jubelgesänge.
Sternerlöschen, ewig verklungenes Weinen,
das Dröhnen des Todes wird nie mehr erscheinen.
Unrecht
Für das Opfer bleibt es gleich, ob aus böser Absicht oder
Dummheit ihm Unrecht widerfährt.
Jedoch eher bricht der Deich, wenn des Täters Geist aus
Arglist denn aus Einfalt sich ernährt.
Warte
Warte
auf den guten Moment,
der sicher kommen wird,
selbst wenn es dann schon brennt,
jemand die Glut anschürt.
Warte
Bist du zu schnell bereit,
wird niemand dich vermissen.
Es ist noch nicht die Zeit,
die Fahnen hoch zu hissen.
Warte
und harre im Versteck.
Bleib still und gut getarnt
mit Ästen, Gras und Dreck,
sei eindringlich gewarnt.
Warte
Gedulde dich und warte,
die Frucht ist schon bald reif.
Oft bringt die letzte Karte
erhofften Silberstreif.
Selbstgedanken nach dem tragischen Ereignis
Ich habe es doch eben gehört, deutlich gehört. Aber wie ist das möglich, innerhalb so kurzer Zeit? Wie kann jemand bloß auf so einen absurden Gedanken kommen? Wobei ich mich frage, ob das Wort „Gedanken“ für diesen verblendeten Stumpfsinn überhaupt der richtige Begriff ist. Weil mit „Denken“ hat das nun beileibe nichts mehr zu tun.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, bin sprachlos. Hinsetzen muss ich mich jetzt erstmal. Ich fühle mich gar nicht gut. Mir ist leicht schummerig und ich habe das Gefühl, dass eine Last meine Brust zusammenschnürt. Dieses Gefühl beim Einatmen, es müsste doch noch tiefer gehen, aber es geht nicht, so oft man es auch versucht. Beklemmend ist das. Ich rümpfe meine Nase etwas bei leicht geöffnetem Mund, um herauszuspüren, ob mich auch noch ein Anflug von Übelkeit befällt. Nein, es geht. Aber als nächstes der kurze Schweißausbruch – wie immer; das habe ich ja oft in unangenehmen Situationen, selbst wenn ich diese schon hundert Mal erlebt habe.
Ich bekomme keinen klaren Gedanken in den Sinn, eher Unsinniges, aufgrund der inneren Wut, die gerade in mir aufzusteigen beginnt. Mein Pulsschlag wird immer schneller. Das rhythmische Pochen des Blutes kann ich hören und fühlen. Warum wird so jemand nicht bestraft, wieso darf er das einfach so sagen? Muss man da nicht selbst Hand anlegen, nachhelfen? Aber Gott hat keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, habe ich kürzlich gelesen. Und sowas mache ich auch nicht. Kommt nicht in Frage. Wehe! Keine Gewalt. Sonst begebe ich mich am Ende selbst auf das moralische Niveau des Tyrannen und das will ich nicht. Aber wie kriege ich meine Gedanken wieder klar?
Mit irgendetwas ablenken. Jedoch fällt mir, außer im Zimmer hin- und herzulaufen, nichts ein, um der Unruhe nachzugeben. Die Wut hat sich gelegt, aber jetzt ist diese Unruhe da. Ein Drang nach Bewegung, ohne die Kraft dafür zu haben. Ein Drang, doch etwas tun zu müssen, aber was? Hilflos zu sein, wenn nicht gar ohnmächtig, ist nicht gerade beruhigend. Wenn es wenigstens nur um mich ginge, wäre alles halb so schlimm. Aber es betrifft ja noch mehr, so viele, viele andere auch.
Die Hoffnung, dass alles doch nicht so schlimm wird wie befürchtet, dass am Ende die Vernunft siegt und so weiter… Das Argument mit der aufgeklärten Kulturnation, die es nicht zulässt, dass das Böse entfesselt wird und seinen Terror schamlos ausüben kann, das hatten wir schon mal. Wie das endete, wissen wir leider nur zu gut. Über alle, die nicht an der richtigen Stelle „Heil“ riefen, kam das „Un-Heil“, grauenvoll, unaussprechlich, die Zerstörung, die Auslöschung, die Vernichtsung. Und alle taten nur ihre Scheißpflicht. Homo homini lupus est. Jetzt wird mir doch etwas übel. Eigentlich hatte sich das Drama damals angekündigt, wurde sogar vorher offen publiziert; doch es klang so abstrus, dass kaum jemand dies imstande war zu glauben. Dann kam es, das Verderben. Nur wenigen gelang damals die Flucht. Was hatten sie, die Glücklichen – wenn man das von Flüchtenden überhaupt sagen kann, mussten sie doch fast alles zurücklassen – was hatten sie den anderen voraus an Weitsicht und Erkenntnis?
Ja, langsam gelingt es mir wieder, klare Gedanken zu fassen. Ich laufe zwar immer noch im Zimmer umher, bleibe stehen, schaue durchs Fenster nach draußen, laufe weiter. Aber der Verstand funktioniert wieder, bekommt langsam wieder die Kontrolle über den Schock von vorhin. Auch das Atmen geht wieder besser. Ich spüre es, es geht wieder. Gut, wenigstens das. Jetzt kann ich mich auch wieder setzen. Oder doch erst was zum Trinken holen aus der Küche. Hier steht meine angefangene Tasse. Sie ist noch halb voll. Die trinke ich gleich hier aus, dann brauche ich sie nicht mit ins Wohnzimmer zu nehmen. Von Westen ziehen dunkle Wolken auf. Durchs Küchenfenster ist das besser zu erkennen als vom Wohnzimmer aus. Und der Wind hat zugenommen. War das so vorhergesagt?
Der Kelch
Strahlend Licht, aus Liebe geboren,
leuchte auf in Herrlichkeit.
Glanz, auf ewig zugeschworen,
hier, im Anbeginn der Zeit.
Siehst du, wie mit sanftem Drängen hehre Kräfte vorwärtsstreben
und zu Diamant und Gold den Staub mit einem Wort erheben?
Hohe Wesen sich verbeugen,
dir zu Gunsten sei der Ruhm,
uns andächtig Ehre zeugen,
alles ist dein Eigentum.
Siehst du, wie mit reinster Schönheit unser wohlbegabter Sohn
mit der Fackel aufgerichtet schwebt als Baldachin zum Thron?
Eines nur muss jetzt noch werden,
Meisterwerk aus unsrer Hand,
Abbild unsereins auf Erden,
uns in Liebe zugewandt.
Siehst du, wie dem schönsten Garten Lebensfreuden hold entspringen?
Pures Glück für zwei, wir eins, so lasst den Lobpreis frei erklingen.
Alles dreht sich nun beständig
auf harmonisch zarte Weise
und behält zutiefst inwendig
seinen Platz auf ew‘ger Reise.
Siehst du, wie mit Pracht die Sonne unnahbar gen Süden steigt
und als Mondlicht sich dann spiegelt, Tag um Tag uns zugeneigt?
Da, ein flüsterleises Rauschen
durch den grünen Garten weht,
dieser Stimme muss ich lauschen,
ehe seine Pracht vergeht.
Siehst du, wie die zwei soeben sich mit einer Frucht betören
und damit gleichsam vollendet auch ihr Paradies zerstören?
So viel haben sie verloren,
so viel werden sie vergessen,
doch wir haben uns erkoren,
neu ihr Schicksal zu bemessen.
Siehst du deinen Platz hier oben, er bleibt für dich aufbewahrt,
doch hinab dich zu begeben, bleibt dir leider nicht erspart.
Zeige ihnen unsre Güte,
tritt ein durch die Gartentür.
Schmerzverzerrt brennt dein Gemüte,
so zahlst du den Preis dafür.
Siehst du diesen Kelch dort stehen? Nimm ihn auf in deine Hand,
er führt dich in tiefste Tiefen, in den Abgrund unbekannt.
Warum hast du mich verlassen?
Warum diese Finsternis?
Warum musst du mich so hassen,
der du doch die Liebe bist?
Sieh, der Kelch, er ist vernichtet, abgetan und überwunden.
Der einst Sohn war, ist gerichtet, würdig wird das Lamm befunden.
Strahlend Licht, aus Liebe geboren,
leuchte auf in Herrlichkeit.
Glanz, für immer zugeschworen,
im Angesicht der Ewigkeit.
Besessen
Das Glas klirrt kalt und bricht in Scherben sich zerberstend roh entzwei
und wo zuerst nur Spiegel schwebten, splittert stolz ein Strahl vorbei.
Lang ersehnte Wolkensphären öffnen sich durch Lichtgedanken,
reißen alle Traumgestalten frei von Fesseln so von Schranken.
Unerhört im Windgeflüster rascheln sanft die Luftgespenster,
unermüdlich leise huschend bis ans nächste Seelenfenster.
Stürmisch tobt ein Donnertosen wild aufschwellend voller Not,
quält und martert dir die Sinne immer weiter bis zum Tod.
Jahrmarkt der Gefühle III
Alle dachten, es ginge jetzt immer so weiter: Kaum, dass ein Markt beendet war, würde der nächste schon vorbereitet. Alle dachten so. Alle Einwohnerinnen der Stadt zumindest; bei den Herren war man sich da nicht ganz so sicher, was aber bekanntlich immer der Fall ist, wenn es um das Thema Männer und Gefühle geht. Aber das war unwesentlich. „Alle“ stand in dem Fall als Verallgemeinerungsbegriff, der gern von Redaktionen kleinerer Lokalzeitungen verwendet wird, um der Leserschaft zu suggerieren, in ihrer Stadt sei alles in bester Ordnung. Es ist einfach beruhigend, wenn „alle“ etwas unterstützen oder ablehnen, „alle“ etwas lieben oder hassen, „alle“ begeistert sind oder eben nicht. Ob da jetzt tatsächlich einer oder mehrere anderer Meinung sind als „alle“ anderen, das interessiert wahrhaft niemanden. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Solidaritätsbereitschaft sind viel wichtiger als kleinliche statistische Details.