Das Ich und die Dämonien - Karl Ludwig Schleich - E-Book

Das Ich und die Dämonien E-Book

Karl Ludwig Schleich

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Beschreibung

In diesem Buch hat der Autor versucht, die in seinen früheren Werken (Von der Seele und Vom Schaltwerk der Gedanken) angewandte Methode der physiologischen Analyse geistiger Funktionen bis zu ihren äußersten Konsequenzen durchzuführen.

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Das Ich und die Dämonien

Carl Ludwig Schleich

Inhalt:

Karl Ludwig Schleich – Lexikalische Biografie

Das Ich und die Dämonien

Einleitung

Das »Ich«

Individuum und Persönlichkeit

Die Geburt des Weltallsnerven (Sympathikus)

Die Testamente der Vergangenheit

Die physiologischen Grundlagen zur Erkenntnistheorie

Die Dämonien

Das Ich und die Dämonien, C. L. Schleich

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN:9783849635367

www.jazzybee-verlag.de

www.facebook.com/jazzybeeverlag

[email protected]

Karl Ludwig Schleich – Lexikalische Biografie

Mediziner, geb. 19. Juli 1859 in Stettin, verstorben am 7. März 1922 in Bad Saarow. Studierte in Zürich, Greifswald und Berlin, war Assistent bei Virchow, Helferich, Senator und Olshausen, errichtete 1889 in Berlin eine chirurgische Klinik und Poliklinik und wurde 1899 zum Professor ernannt. 1900 war er Leiter der chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses in Großlichterfelde. S. entdeckte die Infiltrationsanästhesie und tat sich auch auf dem Gebiete der Wundheilung mit weitgreifenden Reformen hervor. Er erfand das Glutol und andre Heilmittel und die atoxische Wundbehandlung mit Chloroform und Alkohol. Bemerkenswert sind seine mehr philosophischen Studien und Beiträge zur Mechanik seelischer Vorgänge. Er schrieb: »Schmerzlose Operationen. Örtliche Betäubung mit indifferenten Flüssigkeiten. Psychophysik des natürlichen und künstlichen Schlafes« (Berl. 1894, 5. Aufl. 1906); »Neue Methoden der Wundheilung« (2. Aufl., das. 1900); »Die Selbstnarkose der Verwundeten« (das. 1906).

Das Ich und die Dämonien

Einleitung

In dem vorliegenden Buche habe ich versucht, die bisher in frühern Werken (Von der Seele und Vom Schaltwerk der Gedanken) angewandte Methode der physiologischen Analyse geistiger Funktionen bis zu ihren äußersten Konsequenzen durchzuführen, wobei natürlich auf die dort aufgestellten Begriffe häufig zurückgewiesen werden mußte.

Die Herausgabe eines Buches hat etwas vom Stapellauf eines Schiffes von einer Werft. Mögen ihm die Zuschauer auf der Werkstatt der Gedanken mit demselben Interesse folgen wie die geladenen Zeugen für das erstmalige, gleitende Eintauchen eines Schiffsleibes in die Fluten der Öffentlichkeit. Keiner der Zeitgenossen kann entscheiden, ob das vom Stapel gelassene Schiff ferne Lande neuer Erkennbarkeiten erreicht, oder ob es in Binnengewässern schon bekannter Stromverbindungen bleibt. Dieses hier trägt neue unerprobte Konstruktionen und Maschinen, die sich erst auf den Reisen im Ozean der Denkbarkeiten bewähren müssen. Die Passagiere sind geladen. An interessanten Fahrten wird es nicht mangeln.

Februar 1920

Carl Ludwig Schleich

Das »Ich«

Nichts ist uns rätselhafter als unser »Ich«. Dies Gefühl von uns selbst, das uns keine Erkenntnis, keine Methode enträtseln kann, dieses Strahlenbündel der tastbaren, beobachtbaren, realen, fühlbaren, genießbaren Persönlichkeit, die unser höchstes Erdenglück nach dem Ausspruch unsres größten Seelendiktators sein soll, was ist es? – In allen Sternen suchen wir's, im Schaum der Flut, im Wogen der Wiese und der Kornfelder, in der Seele der Geliebtesten und schließlich in uns selbst, ohne einen Faden seines rätselhaften Gewandes zu erhaschen, und enden mit einem dunklen Trostwort der Inder: »Du bist ich, und ich bin du!« Das gibt wohl eine Sicherheit des Empfindens, ein lösendes Gefühl, eine glaubensgemäße Ruhelage des Gemüts, wie es etwa Anzengruber seinem Einsamen in den Mund legt: »Es kann dir nix gescheh'n!« Aber – Erkenntnis? Wo bleibt dabei die polypenarmig zu Himmeln und Sternen gereckte, prometheisch fordernde Sehnsucht (»die Sucht zu sehn«), der gigantische Wille, die Zusammenhänge verstandesgemäß zu durchschauen, in denen eben meine Winzigkeit »Ich« verknüpft ist mit dem gewaltigen All, mit all dem andern, das in mir, über und außer mir ist! Keine Fährte, keine Spur! Hier versagt Wissenschaft noch gänzlich und der Glaube sogar prinzipiell, trotzdem die Zeiten doch wohl eben durch die nicht unfruchtbare Spatenarbeit der Wissenschaft vorüber sind, wo ein Symbol, ein Spruch der Sphinx, eine himmlische Zeile der Bergpredigt, ein schönes Priesterwort, eine Botschaft des Papstes uns ein für allemal beruhigt und einschlafen läßt mit der antititanischen Resignation des sogenannten gesunden Empfindens: Es wird wohl irgendein Wunder sein.

Des Menschen ganzes geistiges Gefüge drängt, seine Seele schreit nach Wissen und nicht nur nach Beruhigungsmitteln, wie ein Leidender, der um »Heilung fleht, und dem man Morphium reicht«! Man sehe sich die Millionen Arbeiter, die Nachsaat unsrer Kultur, an, man beobachte gut die Jugend, die unsre Erben werden müssen, man höre gut zu in allen Kreisen, vom Fürstentum hinab bis in die Bauernstube, was sie die Ärzte letzten Sinnes fragen in Stunden der Not, die Verwundeten, die Leidenden, alle die vor dieser Rätselschwelle stehen, so schmal wie einer letzten Scheidesonne Gruß, vorm Meeresstrand, vorm kleinen Bach, wo diesseits Leben, jenseits Tod bedeutet – was wollen sie wissen? Immer dasselbe: Wie oder was ist mein Ich?

Denn, sei man ein König im Geiste, sei man der Geringsten einer, in jedem muß das Wunder stecken, das eines Tages aus dem Paradiesesbaume des Unbewußten heraufzüngelt, wie die Fragezeichenschlange: Wer bist du? Woher, wohin? Der Dichter Heine hatte leicht zu sagen, daß ein Narr auf Antwort wartet. Er selbst war einer der wenigen, dem diese Narrenkappe gerade nicht zu Gesichte stand, aber einer, dessen anderes Ich ihn mit Dämonien trieb, über sein Heiligstes zu lachen – für ungeheuer Viele glüht diese Frage immer wieder auf, sowie auch nur eine Sekunde der Ruhe in der hastenden Fülle einer Menschheit von heute etwa, welche die Manie eines heiligen Krieges erfaßt hatte, gegeben ist und einbricht mit der eiskalten Lupe der Besinnung auf die Stellung des Einzelnen zur rasenden Gesamtheit. Vielleicht gerade heute mehr als je, wo der Gedanke des Staates so schwertgezogen gegen die Rechte der Individualität seine Dogmen predigt, wo jeder in das Ganze aufgehen soll und sei er ein himmelgeborener, seltener Keim und ein Riese der Persönlichkeit in dem Wald der Natur, der wie eine Schar von Wächtern über dem Berg der Heimat stand. Heute tritt vielleicht die Frage nach dem Ich noch heller in das Blickfeld der Betrachtung als je.

Hier soll nun beileibe nicht vom Rechte des »Ichs« gegen das »Über Ich« des Staates die Rede sein. Hier sollen so wenig politische wie soziale Fragen ihre Erledigung finden, sondern es soll gewagt werden, mitten in die Wogen sozialer Kämpfe die nachdenklichen Überlegungen und Resultate eines Forschers zu werfen, der gleich Kant nur zwei Wunder kennt: Den Sternenhimmel da droben und das Gewissen im »Ich«!

Von vornherein muß man betonen, daß die Analyse des Ichs, wie ich sie hier versuche, alles andere bezweckt, wie eine materialistische Studie. Sooft ich mich habe dagegen wehren müssen, daß ich ein Materialist sei, an dieser Stelle will ich es endgültig zu beweisen suchen, daß meine Fahnen kein Emblem tragen von der Endgültigkeit mechanischer Weltanschauungen, daß sie im Gegenteil entrollt sind in der Strahlensonne eines metaphysischen Glaubens an die Priorität des Seelenhaften in der Welt. Das kann den Forscher nicht hindern, die Realitäten so wahr wie sie sind zu nehmen, eben aus der Hand der Notwendigkeit, der Unabänderlichkeit, der Gesetzmäßigkeit, und gerade deshalb nicht abtuhbar mit Dogmen oder Philosophemen, aber es kann ihn auch nicht hindern, diese Welt voll von Offenbarungen zu sehen, die deshalb nicht wertloser sind, weil sie Mechanismen aufdecken. Jeder Dichter hat seine Methoden, je reicher desto besser, ein Beethoven hat seinen, im letzten analytischen Sinne mechanischen Stil, Gott hat sich durch Mechanismen und Mathematik offenbart. Er rechnet. Aber er rechnet wahrlich nicht nur. Warum soll es frevelhaft sein, der Mechanik des Weltalls, seinen Gesetzen in der Natur, dem Kreislauf des Lebens, dem Geheimnis der Zellen, der Architektur der Pflanzen, dem Symposion der Gedanken im Menschen mit ihren irdischen Bedingtheiten nachzuspüren! Ist man Materialist, wenn man beseligt hier und da den Sinn seiner kleinsten und gewaltigsten Maschinen zu begreifen sich bemüht? Und ist nicht jede Wissenschaft, rein und ohne Zweckgedanken, ohne den teuflischen Mitläufer des Nutzens oder des Unheils, das sie bis zur Vernichtungstechnik heraufbeschwören kann, nichts als ein einziger Hymnus auf ein Etwas über uns, in uns und durch uns Werdendes und sich Gestaltendes, wenn auch letzten Sinnes Unerkennbares? Ist die Wissenschaft nicht im letzten Sinne immer am Werke, die Wunder der Welt begreifbar zu machen ?

Wie, wenn nun in unsere Menschengehirne nichts wirklich Erkennbares, vom Mantel der Unnennbarkeiten hineinsprühte wie Lichtschnee, als feine Mechanismen, als die alleinig uns zugängliche Möglichkeit, zum Begreifen einer doch nicht fortzudisputierenden Schöpferkraft der Natur? – Es enthält also die mechanische Analyse der Gesetzmäßigkeiten des Denkens, aufgebaut auf ein Menschenalter von persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen, die, soweit ich sehe, meine mir eigentümliche Forschungsbahn vorzeichnen, so anspruchsvoll sie manchem erscheinen mögen, doch eigentlich einen bescheidenen Verzicht. Man sollte, wenn je wieder wirkliche Friedenszeiten blühn, einmal einen Kongreß zusammenrufen aller Denker aller Nationen, um sich über psychologische Begriffe ähnliche Normen zu schaffen, wie sie beispielsweise über Thermometer, Postzeichen, Briefmarken, Isothermen usw. usw. geschaffen sind! Der maß mit Zoll, jener mit Fuß, der mit Ellen, jener mit Fingergliedern, und endlich lag und liegt noch zu Paris die Norm des Meters, zwar auch inkonstant im Begriff der modernen Relativität A. Einsteins, aber doch als eine konventionelle Meßeinheit rings auf der Erde! Oh! könnte es mit Begriffen einst ähnlich werden. Wenn es aufhören würde, daß jeder, der denkt, sich unter Seele, Geist, Verstand, Vernunft, Gemüt, Herz usw. etwas andres vorstellt als der andre! Könnte man eine Norm finden, zu sagen, unter »Geist«, »Verstand« usw. verstehen wir, die internationale Gilde der Denker, von nun an dies oder das normativ Festgesetzte. Ganz gleich, was der einzelne unter jedem dieser Begriffe bis jetzt ersonnen hatte, wir wollen uns auf einem solchen internationalen Philosophenkongreß einigen und verpflichten, nur das allgemein Angenommene unter diesen Wörtern zu verstehen. Das wäre auch nur in nationaler Spracheinigung ein ungeheurer Gewinn. Ich habe immer bei dem Gebrauch dieser Worte das Gefühl gehabt, daß solch allgemeine Briefmarkenkonvention der Begriffe viele Diskussionen ungeheuer vereinfachen und segensreicher gestalten müßte. Wenn ich jetzt, ehe dieser »verbale Kongreß« getagt hat, die geistreichsten Leute miteinander diskutieren hörte, so lag mir jedesmal die Forderung auf den Lippen:

»Meine Herren! Sagen Sie mir erst, welchen Sinn, welche Vorstellung Sie mit Ihren Worten ›Vernunft‹, ›Seele‹, ›Geist‹ usw. verbinden?« Aber freilich, die Flut der Definitionen würde die Zeit verschlingen, ehe über diese Begriffe eine Einigung sich vollzöge. Und doch ist das entscheidend. Solange ein solcher Wortwertkongreß nicht da war, werden alle Philosophen auseinander und an sich vorbeireden, wie die Völker vorm Turm zu Babel, oder alle, die in fremden Zungen Pfingsträtsel sagten.

Da niemand bisher diesen vielleicht unausführbaren Gedanken angeregt hat, so will ich nicht unterlassen, in diesem Buche in aller Bewußtheit meiner Unmaßgeblichkeit gleichsam Vorschläge zu machen zur Entwirrung dieses sprachlichen Chaos und zur Verständigung über diese Wort-Wolken, welch letztere man ja auch trotz ihrer königlichen Variationsfähigkeit in Skiari, Kumuli, Strati usw. nicht ohne Beihilfe unsres größten Wolkenschauers Goethe zu »Urphänomenen« eingefangen hat. Es soll in der Tat der Sinn dieses Buches sein, allen diesen Dingen, dem »Geist«, der »Seele«, dem »Ich«, der »Vernunft«, dem »Gemüt« einen festumschriebenen Rahmen zu geben, und zwar nicht auf Grund einer ausgeklügelten Wortkunst (Terminologie), sondern auf Grund ganz bestimmter Anschauungen von Gehirnvorgängen, Nerventätigkeiten, Blutmischungen und Säftestörungen, die alle Konsequenzen bedeuten meiner bisher in drei Büchern niedergelegten Vorstellung von den Funktionen des Nervenapparates und seiner Stromquellen. Es ist ein reiches Feld, das unbeackert war, ehe ich meinen ersten Spatenstich wagte. Ich habe nicht gefragt, wie die Philosophen: was ist Humor?, sondern ich habe mir ein lebendig arbeitendes Gehirn, den ganzen wunderbaren Spieldosenmechanismus seiner leuchtenden Räderchen und glühenden kleinen Pyramiden und Zapfen, in normaler Aktion vorgestellt und habe nun zu erforschen gesucht, was in ihm geschieht und auf welcher Art Veranlassungen hin es den ganzen höchst komplizierten Mechanismus des Lachens am Atmungszentrum oft so blitzartig in Gang bringt – ich habe nicht gefragt: was ist Traum, Schlaf, Hysterie, Hypnose?, sondern habe kühn wie ein Ingenieur der königlichen elektrischen Zentrale des Gehirns mir vorzustellen versucht, in welchem Zustand sich wohl diese 1 ½ Milliarden im phosphorigen Glanze blinkenden Gangliensterne befinden, wenn sie dem objektiven Betrachter oder der Erinnerung ihre Rätsel in allen diesen Geisteszuständen verkünden. Ich habe, belehrt durch die grandiosen Hirnexperimente der Geschosse in dieser Verwundungsorgie des Krieges, gesehen, daß die Gehirnhälfte links ganz andre Störungen aufweist, als ihr Zwilling rechts – – und überall sah ich, daß unsre Psychologie auf eine ganz neue Basis gestellt werden müsse, sie, die bisher in der engen Bahn der simplen Assoziationen, Hemmungszentren und hier direkt unmöglichen Stoffwechseltheorien lief, und will nun versuchen, diese mechanischen Anschauungen zu verwerten zu einer physiologischen Analyse einer großen Reihe von Bewußtseinszuständen noch andrer, primärerer Art. Denn für mich ist es keine Frage, alle Psychologie und Psychiatrie kann nicht fortschreiten über ihre kümmerlichen Pfade, ehe nicht, wenn ich es nicht sein könnte oder dies Ziel verfehlte, ein besserer »Ingenieur des Gehirns« kommt, der allen unsern philosophischen, geistwissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Grundbegriffen einen festen physiologischen Unterbau gibt. Ehe ich nicht weiß, was das »Ich« ist, was es unterscheidet, beispielsweise vom »Bewußtsein« oder von meiner »Seele«, ehe ich nicht weiß, was im Gehirn vor sich geht, wenn es logisch oder humoristisch arbeitet, ehe ich nicht aufzeigen kann, wo die funktionelle Breite zwischen Unterbewußtsein und der des klaren bewußten Zustandes liegt und mit welchem Zellenmaterial beide arbeiten, ehe ich nicht für alle diese »begrifflichen« Dinge ein handgreifliches Geschehen, ein Schaltwerk in Aktion, einen Mechanismus in Feinbetrieb aufdecken kann, so lange kann jeder sich von diesen Dingen nicht viel weiterreichende Vorstellungen machen als ein Feuerländer vom Sternhimmel, jedenfalls jeder seine beliebigen; solange ist alles Gesagte Sage, Wort, das auf Wolken fährt, Nebel, die im Lichte schwinden. Aber die ganze Psychologie würde ein Knäuel von Irrtümern sein, wenn es nicht eben nach meiner Analyse andrerseits doch feststellbar wäre, daß das rechte Gehirn imstande ist, das linke zu beobachten, wie ich das im »Schaltwerk der Gedanken« ausgeführt habe, was erst die Möglichkeit einer Introspektion, einer Beobachtung unseres Selbst begründet, überhaupt die Psychologie in uns selbst möglich macht. Ich will eben den Nachweis führen gegen alle Materialisten-Empiriker, daß die Phantasie, diese königliche, allein die Menschheit zur Menschlichkeit gestaltende Gabe, es ermöglichte, durch rhythmisches Einfühlen in das Geschehen der Welt, subjektive Normen, Aussagen, Gesetze, Sätze zu finden, die wie Wegweiser, wie Leuchttürme strahlen über Öden und Meere einer dünen- und wogenhaft aufgehäuften, allzu langsam vorrückenden Empirie. Ja, es gibt geistige Infektionen, wie es körperliche gibt, die wie Brand und Feuer, wie Bazillen und Gifte entzünden; so gibt es auch etwas wie rhythmische Infektion, es gibt eine Zeugung von Gedanken, deren Kraft gerade oft die am meisten verfallen sind, die aus dem Dünkel ihrer Selbstsicherheit von Chemismus, Physik und Mathematik nicht eher zu befreien sind, als bis sie das Wunder dieser befruchteten, souveränen Transplantationen von Ideen in ihrem eignen Gehirne als einen vorhandenen Mechanismus begreifen! Bis sie nicht verstehen, daß alles auf Ideen steht, deren Macht gegenüber jedes einzelnen »Ich« so lange ein Sklave ist, als er nicht ihren Sinn begreift.

Ein kühnes Programm! Die Lösung liegt nicht bei mir, sondern den Ideen, die es mir aufgezwungen!

Und nun zurück zum »Ich«. Rücken wir dem größten Geheimnis der Welt nahe, dem kardinalen Wunder, daß eine Milliardenrepublik von Zellen, ein mikroskopischer Polypenstock, ein bilateral, d. h. zweiseitig symmetrischer, ortsveränderungsfähiger, gegliederter Leib, den man Menschen nennt, ein Bewußtsein seiner selbst, ein Gefühl seiner absoluten Einheit mit sich herumtragen kann und tatsächlich in sich dauernd mobil erhält. Begreifen wir allenfalls, daß dieses wandelnde, handelnde, kausalitätengierige Individuum Sinne zur Wahrnehmung hat, weil wir ja an Polypenstöcken (schwimmende Syphonophoren!) auch solche Arbeitsteilung der an einer Republik beteiligten, einzelnen Gruppen von Tierchen beobachten können; wie kommt aber solch ein Konvolut von ineinander, miteinander verketteter, mikroskopischer Gerinnsel zu einem Gemeingefühl seines Ganzen, als Einheit? Wenn es gelöst würde von diesem Banne der erzwungenen Mitarbeit am Sein und Leben solchen Individuums, so müßte dies zu einem unzählbaren, kribbelnden Ameisenhaufen lauter verschiedenartiger Zellwesen auseinanderstieben. Welch ein Zauberbann liegt über diesen 1500 Millionen Ganglienzellen plus den dazugehörigen Trillionen von Einzelzellen des Leibes, von denen noch viele Millionen in kleinen alabasternen Röhrchen den ganzen Palast des Lebens durchrauschen, und wieder Millionen aus diesen pulsenden Äderchen frei hinaustreten können in die Milliarden Maschen dieses Labyrinths, um wie eine selbständige Schutzmannschaft überall nach dem Rechten zu sehen! Wer einmal, ohne Anatom zu sein, eine solche Reise in das Innere eines Lebendigen mitmachen will, den lade ich ein zur Lektüre einer Märchenfahrt auf dem Rücken von ein paar Blutkörperchen, die ich in meinem Buche: »Es läuten die Glocken, Phantasien über den Sinn des Lebens«, à la Jules Verne veranstaltet habe. Wer hält dies alles in Reih und Glied, Kolonne an Kolonne, Organ an Organ, was treibt die Stromuhr des pulsierenden Herzens und die Ringwellen der Blutadern und schickt Befehl auf Befehl zur Aufmerksamkeit auf irgendwie beschädigte oder bedrohte Stellen durch einen der Haupttelegraphenmeister: Empfindung, Schmerz und Lust? Wer lugt da aus den großen Leuchtturmhöhlen der Augen, die zwar auch Strahlen senden können, aber viel mehr Licht einsaugen, hinaus in die Welt und dreht unaufhörlich die beiden, Licht, Farben und Schatten trinkenden, tastenden Scheinwerfer wie zwei selbständige Lebewesen von Kugelgestalt rings ins Leben, hinauf zu den Sternen und, man möchte sagen, mit entgegengesetzter Blickrichtung tief in uns hinein, tief bis zum Ich? Was schafft diese Bewußtseinseinheit, dieses unser selbstsicheres Gefühl von etwas Besonderem gegenüber allem andern? Ist es das »Ich« selbst? Keineswegs! Die Summe der Zellanimae kann nicht die Seele oder das »Ich« machen, denn wenn auch ein Summenstrom aller Animae denkbar wäre, so müßte doch ein Empfänger für ihn da sein. Eine Anima über der andern. Denn die Meldung zum Apparat, kann nicht der Apparat selbst sein. Es ist die Beobachtung von inneren Geschehnissen nur durch die Arbeitsteilung des Gehirns möglich. Mein Ich kann in meinem Leibe gar nichts schaffen, es hat mich, meine Augen und meine Sinne, nicht erschaffen, es kann nicht heilen, nicht ordnen, Millionen von Muskelfasern nicht einmal bewegen; mein Ich braut nicht die Wundersäfte des Leibes und kann kein Zellchen an ein anderes leimen, kann keinem Pulse steuern. Mein Ich hat manchen Willenseinfluß, aber keine plastische Bildner- oder Organisationskraft über meinen Leib.

Meine Zellmillionen lebten, arbeiteten harmonisch und standen schon im Verbande einer allseitig geschlossenen Einheit, als ich noch gar kein »Ich« besaß. Also wohl die Seele? In der Tat, bleiben wir einmal dabei: das Seelische hat sich den Leib gebaut, die Seele dirigiert seine Mechanismen, die Seele spricht durch die Apparate, die Seele offenbart, heilt, erhält mich. Aber mein Ich ist sie nicht, die Seele, sondern sie rinnt durch mein Ich, schaltet überall im ganzen Leibe an jeder Stelle. Wir werden auf diesen kitzlichsten Punkt: was ist die Seele? hier nicht weiter eingehen, wir wollen hier nur andeuten, daß also das »Ich« etwas ist, das sich von meiner Seele stark unterscheidet, zunächst also dadurch, daß sie immer im Leibe ist, gewiß auch im Vorbeginn meines Lebens, das sie schon vor der Geburt richtet, ordnet, vereinheitlicht, fesselt, bindet, verkettet alle diese Milliarden Apparate, die erst einmal ein »Ich« werden sollen! Einen Augenblick nachdenken – –! Das »Ich« ist also nicht da bei unsrer Geburt, es springt nicht hinein in das Gehirn mit den ersten Odemzügen der Luft, wie ein herbeigezauberter Wundervogel. Nicht das »Ich«, sondern die »Seele« hat in dem nach innen geborgenen Nest des mütterlichen Organismus den Zellverband zu allen diesen Möglichkeiten, zu atmen, zu gehen und schließlich zur einstigen Geburt des Ichs in der Seele des Kindes vorbereitet. Das Ich ist höchstens ein Teil, eine Kondensation, eine Verdichtung der Seele. Jedes Menschlein muß also sein Ich erst kennen und bilden lernen, es muß sein Ich »er«lernen, »er«leben, »er«fahren, es wird ihm nicht vorgestellt sogleich als ein kleiner, mitwachsender dämonisch-phantastischer Zwilling seines Leibes, sondern das Ich wächst erst in ihm nach der Geburt aus kleinen Reizmomenten heran bis zum ganz klaren, erhebenden Gefühl des: ich bin ich!

Welch eine himmlische Erleuchtung muß das gewesen sein! Hätte man ihn doch bewußt erleben können, den Aufgang dieser plötzlich im Seelenmeer emportauchenden Sonne, die mit einem Schlage Innen- und Außenwelt überstrahlt mit Tageshelle und von nun an uns nicht mehr verläßt, aber rhythmisch wie jene große Allmutter unseres Universums an jedem Abend im Schlafe wieder untergeht, nachleuchtend im Traum, um mit der Frühe wieder aufzuerstehen! Aber der Stern des »Ichs« glühte nicht plötzlich auf überm Morgenland der Kinderzeit, er mußte erst aus tausend kleinen Reizflämmchen, die glühend blieben, hervorgezündet werden. Ein jeder muß sich erst sein Ich erwerben, Ich muß mich erst erfahren haben, ehe es sich heranbildet zu diesem grandiosen Gefühl einer wahrhaft erhabenen Selbständigkeit dem ganzen brausenden, gigantischen Leben gegenüber. Wahrlich, diese Geburt meines Ich ist darum nicht weniger überwältigend, weil ein Ich so klein ist, gegenüber den Gebilden ewiger, körperlicher Formationen des Kosmos; gibt unser Ich uns nicht den Stolz und die Kraft und die bebenmachende Wucht der Idee, uns wie vollwertig denkend in das All einzufühlen? Hat es nicht zu titanenhaften Anklagen gegen diese ganze Weltordnung geführt? »Und dein nicht zu achten, wie ich!?« Und zu dem nicht minder stolzen:

Stünd' ich, Natur, vor dir ein Mann allein, Da wär's der Mühe wert, ein Mensch zu sein!

Ein jeder muß, wenn er das werden will, was wir in einem späteren Bereich als Persönlichkeit zu besprechen die Absicht hegen, erst einmal von Jugend an so allein der Natur, aber der echten, wirklichen, nicht einem Horizont von vierstöckigen Häusern gegenüber und auf Schollen von Asphalt-, sondern auf dem Heimatboden und seiner weitfernen Umkränzung von Horizonten aller Art gestanden haben, um mit seinem Ich diese erstaunliche Sicherheit, die eben nahe an Trotz grenzt, in sich zu verankern, um ein Ich zu sein, nicht nur einer von den Vielen, sondern auch Einer!

Also erlernbar, erwerbbar, ein erst aus Gegebenem Herauswachsendes ist das Ich! Und andererseits? Verlieren wir nicht unser Ich oft lange vor unserem Tode? Es schläft uns ein, lange, ehe man unsern Leib im Staube schlafen läßt. Wir haben uns wieder vergessen, ehe noch die sonstige Gesamtharmonie unseres Polypenkonglomerats des Körpers irgendwie gestört zu sein braucht. »Ichlose« schlucken, verdauen, kauen, husten, tasten, wandeln (im Somnambulismus!), und fast jeder Greis wird ein des zu höchst erworbenen Vermögens auch wieder verlustig gehender, armer Zellautomat, hilflos, wie er vor der Geburt seines Bewußtseins von sich selber gewesen ist. Und doch ist trotz dieses Verlustes die zusammenhaltende Idee, sind ihre Regenerationskräfte, die Regulationen, die instinktiven und Reflexmechanismen auch ohne Ichbewußtsein voll am Werke. Wer hält diese Zellen nun nach dem »Ich«schwund noch diktatorisch zusammen? Was ist das, was die Wunder der Wundheilung, die Regenerationen und den Neubau verloren gegangener Teile trotz tiefen hypnotischen oder hysterischen Schlafes, wie das beobachtet ist – ich selbst sah eine Wunde bei einem vergifteten und durch zehn Tage bewußtlosen Studenten tadellos heilen –, einleitet und trotz der zeitweisen Austreibung des Ichs den ganzen Zauber der Kleinmechanismen und Heinzelmannarbeit zur Aufrechterhaltung des Gesamtplanes der Körperanlage genau so regelrecht erhält wie vorher, trotz der tragischen Flucht des Ichs? Ich erwähne das nur, um einen zweiten wichtigen Unterschied zwischen dem »Ich« und der sogenannten »Seele« zukonstatieren. Das »Ich« entflieht, aber ein Etwas bleibt, was Einheits-, Harmonie-, Reparierungs- und Konstruktionsideen von höchst zweckbewußtem Gehalt behält, trotzdem sein Hauptregister, die Egotrompete, tonlos ist. Dies Etwas, was wir einmal vorläufig die harmonisch-plastische Idee eines jeden Organismus nennen wollen, vulgär die Seele, war also vor dem Auftauchen des Ichs und blieb nach seinem Verlöschen.

Aber das Ich? Es hat etwas Wandelbares, Fluchtbereites, etwas sich selbst Entrinnendes, dieses Ich. Verläßt es uns doch im tiefsten Schlafe rhythmisch jede normale Nacht, kann ich es doch zwingen, in der Narkose zu verlöschen, wie ein Licht vorm Wind. Gehorcht es nicht dem Gifte von außen wie dem von innen, und wandelt nicht Freud oder Leid, Kummer, Krankheit, Gram, Sorge gänzlich mein Ich, dies Urgefühl, dies klare, reine Medium, mir selbst durchblickbar und gegenüberstellbar, genau wie die gläserne Riesin, die Luft, sich wandeln kann in dumpfe Trübe, träufelndes Grau und rieselnden Schnee?

Wo ist das »Ich« beim Nachtwandler, der mit automatischer Sicherheit und dem sich selbst überlassenen Spiel seiner Muskel-, Gelenk- und Sehnentätigkeit, mit völlig erhaltener Gleichgewichtssteuerung über Abgrundtiefen schreitet? Wenn gewarnt wird, den Nachtwandelnden nicht mit Namen zu rufen, so fußt diese Mahnung auf Erfahrung. »Weh' den Stimmen, die ihn riefen!« Eben die plötzliche Zurückforderung des Ich in den somnambulischen Leib ist gefährlich. Gott weiß, in welche Tiefen es sich verkrochen hat, vielleicht klein, wie die Direktorialzelle eines Riesenammonshorns, die mich immer an das Wunder eines Organisten vor einem ungeheuren Orgelwerk erinnert. Da sitzt in einer aus spiraligen Marmorzügen gewundenen Riesentrompete zu guter Letzt in einer kleinen Zelle ein Einsiedlerwesen, welches sich wie ein Anachoret in seinem eigenen Labyrinth verkrochen hat und doch das ganze Riesenwerk durch sein winziges Ich beherrscht. So geschrumpft, verkrochen, verschwunden erscheint auch das Ich im Körper des Nachtwandlers. Aber dieser kleine Eremit ist an keiner Stelle auffindbar, die kleine Höhle ist nicht entdeckbar, in die er sich verkriechen konnte.

Es ist also gefährlich, das »Ich« plötzlich anzurufen und wieder hineinzustürzen in eine Situation, die nicht langsam Schlag für Schlag, Zug für Zug, Reiz für Reiz auf das Ich vorbereitet ist, weil man den Wandler in Gefahren stürzt. Schnell und blitzartig orientiert sich also ein plötzlich erwachtes Ich nicht, was man gleichfalls deutlich an dem wirren, irrend-suchenden Blick der aus der Narkose Erwachenden beobachten kann, die, ohne Schutz anderer, gleichfalls Gefahr laufen würden, in irgendeiner Weise aus mangelnder Orientiertheit sich Schaden zuzufügen. Das Ich muß also, um seine ganze Bewußtheit, seine Ruhe und Einheit zu wahren, etwas von einer Kontinuität des Wachzustandes, von einer Kette von sich folgenden Erlebnissen behalten. Diese Unorientiertheit, dieses ängstlich hilflose Staunen befällt uns schon nach dem periodischen Auslöschen des Ich im tiefsten Schlaf beim Erwachen, wo wir auch schreckhaft unser Ichgefühl gleichsam wieder ankurbeln müssen durch Tasten, Umherstarren, Nachsinnen, Lauschen, Fragen: »Wo bin ich?«

Schon wenn wir mittels der Erinnerung an unsere Vergangenheit, jener Fähigkeit, die wir als ein gewolltes und gekonntes Neuaufleuchten aller der Ganglien bezeichnen müssen, welche bei einem früheren, einmal gegenwärtigen Ereignis direkt in Flammenzeichen aufglühten, an unser Ich in solch einem rückwärts gelegenen Moment hinabzureichen versuchen, so schwebt schon um dies vergangene Ich ein Nebelschleier, eine verdunkelnde Wolke des Gewesenen herbei zwischen dem Jetzt-Ich und dem von damals. Das ist eine leise Andeutung davon, wie die Millionen Jahre meiner Vorfahren gleich mir ihre Erlebnisse hineinversetzt haben in die heiligen Schatzkammern ihrer geheimsten Erlebnisse, von denen sie uns dann, ihren Urenkeln, so geheimnisvolle Winke geben (s. Die Testamente der Vergangenheit!). Unser vergangenes Ich, der Versuch ihm nachzudenken, scheitert an der Vergeblichkeit, unser Ich aus verzückten Phasen zu rekonstruieren. Es ist eine Grenze der Erinnerungen da, wo eben noch kein volles Ich bestand, resp. wo es scheinbar, wie in Milliarden Fällen, so unbeteiligt war, daß wir keinerlei Erinnerungen an dennoch sicher Erlebtes mehr besitzen, was beweist, daß das Erinnern eine Sache des egoistischen Interesses ist und mit welchem Rechte Goethe das Gedächtnis als eine Sache des Herzens bezeichnete. Daß wir uns so schwer an Gefühltes, Getastetes erinnern können, hängt mit dem Doppelbau des Gehirns zusammen. Erinnern ist Sache der rückläufigen rechtsseitigen Phantasieströme, Fühlen aber Sache der realen Augenblickswahrnehmung, welche in der linken Gehirnhälfte ausgelöst wird. Darum können wir uns so schwer einen einmal oder selbst mehrere Male erduldeten Schmerz vorstellen und vergessen ihn so leicht, weil der Kurzschluß der Nerven und Ganglien ein Vorgang im realen Orgelregister ist, der in der Phantasiezone nicht imitiert werden kann. Zum vollen Aufleuchten des Strahlenwunders des Ich gehört das heilige Wunder des Augenblicks, und der Augenblick ist eben die Spanne Zeit, mit welcher in einer sogenannten Sekunde das Blut in den Gehirnapparat ein- und ausströmt und den also phasisch ungehemmten Sternenhimmel unsrer Ganglien für eine kurze, aber sich folgende Frist hell aufleuchtend frei gibt für die Wellen des sausenden Alls und des spinnenden Innenlebens. Der Moment, wo alle Bahnen ohne Bluthemmung frei sind für Reize jeder Art, dieser armselig winzige Tropfen vom Ozean der Ewigkeit, er ist im letzten Sinne allein » Gegenwart«. Wir werden gleich sehen, was dieser Gedanke, den wir uns recht klar machen müssen, für eine ungeheure Bedeutung für den Mechanismus des Ichgefühls gewinnt. Daß dieses Ichgefühl sonderbarer Modifikationen und Nuancen fähig ist, ja daß es sogar in ein anderes oder mehrere »Iche« zerspaltbar erscheint, das zu erörtern wird sich bei der Analyse der Dämonien erst dann hell beleuchten lassen, wenn wir über die Physiologie