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Richards Wilsons Geschichten stammen vorwiegend aus dem Ramayana und Mahabharata sowie aus anderen Quellen und erzählen auch die Legende von Buddhas Leben. Sie sind ein englischer Klassiker, der sich an Jugendliche richtet und daher die Geschichten vereinfacht. Dadurch erhalten sie ihre faszinierende Märchenhaftigkeit, ohne den tieferen Gehalt zu verlieren, und sind für jedes Publikum geeignet. 73 farbigen Illustrationen und 5 in schwarz-weiß veranschaulichen die mythologischen Erzählungen und bieten zugleich eine Auswahl von Werken von hoher künstlerischer Qualität wie die von berühmten Malern wie Frank Chayne Papé, Raja Ravi Varma, Balasaheb Pant Pratinidhi und anderen.
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Seitenzahl: 302
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Einleitung
Vorwort
Ramas Suche
Die sanfte Besiegerin des Todes
Die fünf großen Söhne des Pandu
Nala, der Spieler
Der verzauberte Teich
Der wunderbare Prinz
Die heilige Kuh Sabala
Sakuntala und Dushyanta
Die große Dürre
Richards Wilsons Geschichten stammen vorwiegend aus dem Ramayana und Mahabharata sowie aus anderen Quellen, die er in seinem Vorwort nennt, und sind ein englischer Klassiker, der sich an Jugendliche richtet und daher die Geschichten vereinfacht. Dadurch erhalten sie ihre faszinierende Märchenhaftigkeit, ohne den tieferen Gehalt zu verlieren, und sind für jedes Publikum geeignet.
Ich habe diesen alten Klassiker mit viel Freude übersetzt und zu den Originalillustrationen des bekannten englischen Künstlers Frank Cheyne Papé (1878-1972), die er eigens für dieses Buch erstellt hat, noch viele weitere Illustrationen verschiedener Künstler hinzugefügt, die alle nicht mehr unter das Urheberrecht fallen und aus Wikimedia Commons stammen.
Einer der berühmtesten indischen Maler ist sicherlich Raja Ravi Varma (1848-1906), der die indische Malerei mit der europäischen verbunden und viel Szenen aus der Mythologie Indiens illustriert hat. Er hat die Technik der Lithografie eingeführt, und sein Werk fand durch die Drucke der Raja Ravi Varma Presse große Verbreitung, die später auch Drucke von Werken anderer Künstler erstellte.
Bhawanrao Shriniwasrao Pant Pratinidhi (1868-1951), auch Balasaheb Pant Pratinidhi genannt, war einer der Herrscher des Prinzenstaates von Aundh in Maharatha unter der britischen Regierung und ein begabter Maler. Er schrieb und illustrierte „The Pictured Ramayana“ (Chitra Ramayana) von 1916, dem seine Bilder entnommen sind.
Ich wünsche dem Leser/der Leserin viel Freude an diesen schönen und auch lehrreichen mythologischen Geschichten.
Gabriele Ebert
Die Geschichten dieses Buches sind zum größten Teil den beiden großen indischen Epen, dem Ramayana und dem Mahabharata, entnommen. Ich habe versucht, sie einfach zu erzählen, und habe zu diesem Zweck die Anzahl der Eigennamen streng begrenzt, da die Erfahrung mir sagt, dass die Popularität von Hawthornes Geschichten aus den griechischen Klassikern weitgehend auf diese Eigenschaft zurückzuführen ist. Auch aus Rücksicht auf die Jugend meiner Leser habe ich Akzente weggelassen, die für die meisten unbedeutend sind, und habe die Eigennamen so weit wie möglich begrenzt. All dies ist Teil meines Plans, zu zeigen, dass diese orientalischen Geschichten dieselben Elemente enthalten, die in den Erzählungen unseres Landes unsere Bewunderung finden: die Liebe zur Tugend und der Hass auf Unterdrückung, die Zärtlichkeit gegenüber Kindern, Frauen und Alten, die Tapferkeit und der Einfallsreichtum im Angesicht der Gefahr, die Geduld in der Bedrängnis und der Glaube an die endgültige Überwindung des Bösen.
Die Leser von Sir Edwin Arnolds „The Light of Asia“ werden die Quelle der Geschichte erkennen, der ich den Titel „Der wunderbare Prinz“ gegeben habe. Ich hoffe, dass ich die spirituelle Bedeutung dieses Gedichts in gewissem Maße herausgearbeitet habe, soweit sie von den Lesern, für die dieser Band bestimmt ist, verstanden werden kann.
Ich verdanke Miss F. Richardsons „The Iliad of the East“ (1870) den Umriss der Geschichte, die ich „Die große Dürre“ genannt habe, sowie weitere Hilfe bei der Erzählung der Geschichte von Rama.
Andere Bücher, aus denen ich Material entnommen habe, sind Sir Edwin Arnolds Indian Idylls, Mr. R. C. Dutts Übersetzung ausgewählter Teile des Mahabharata in englischen Versen und Professor J. Campbell Omans Zusammenfassungen der beiden großen Epen. Die Geschichte von Sakuntala habe ich anhand der englischen Prosaübersetzung dieses Dramas von Kalidasa, dem „Shakespeare Indiens“, von Charles Wilkins erzählt, die 1785 auf Wunsch von Warren Hastings veröffentlicht wurde.
R.W.
Eine Geschichte von Sita und dem „Freund der Lebewesen“
Das Leben in der Stadt Ayodhya, die unvergleichlich schön war und in glänzendem Gold erstrahlte, war in der Tat gut, und alle Menschen waren gut und schön, reich und glücklich. Die Straßen der Stadt waren breit und offen, gesäumt von eleganten Geschäften und herrschaftlichen Häusern, in denen im Sonnenlicht Edelsteine von unbekanntem Wert blitzten. Nahrung und Wasser gab es in Hülle und Fülle. Die süßeste Musik erklang von überall her, und die Stadt war im ganzen Land für ihre heiligen Männer berühmt. Die Handwerker freuten sich über die Geschicklichkeit ihrer Hände, die Soldaten hielten die Ehre Ayodhyas höher als das Leben selbst, und über allem herrschte König Dasaratha voll Tugend, Weisheit und Tapferkeit.
Aber es gab einen tiefen Schatten in dieser Stadt des Sonnenscheins. Der König hatte keinen Sohn, der ihm nachfolgen konnte.
Eines Tages beriet er sich mit den Priestern, die ihm sagten, dass das Opfer eines Pferdes ihm die Gunst der Götter verschaffen würde. Ohne Verzögerung wurden Vorbereitungen für die Zeremonie getroffen, die mit größter Sorgfalt durchgeführt wurde, mit dem Ergebnis, dass der edle König zu seiner grenzenlosen Freude nicht nur einen, sondern gleich vier Söhne als Belohnung erhielt!
Zu gegebener Zeit wurden König Dasaratha vier Söhne geboren1, von denen der erste den Namen Rama erhielt. Er wuchs zu einem jungen Mann heran, der überdurchschnittlich stark, geschickt, tapfer und schön war.
Eines Tages traf er einen heiligen Mann, der ihm erzählte, dass die Götter bei seiner Geburt eine große Anzahl von Bären und Affen erschaffen hatten, die ihm eines Tages bei der Arbeit, die ihm zugedacht war, nützlich sein würden. An einem anderen Tag kam ein Priester zu ihm und teilte ihm mit, dass seine Freunde, die eine Gemeinschaft von Einsiedlern bildeten, von einer Dämonenbande stark bedrängt würden und dass sie froh wären, wenn er ihnen gegen ihre schrecklichen Feinde helfen würde. Zunächst war der König nicht bereit, den Jungen auf eine so gefährliche Expedition gehen zu lassen, aber nach einer Weile ließ er sich überreden, seine Zustimmung zu geben, und Rama brach in Begleitung seines Bruders Lakshmana und eines Freundes, der magische Kräfte besaß, sofort auf.
Rama tötet die Dämonin Taraka, Lithografie, Ravi Varma Presse, ca. 1910
Das Land, durch das die Reisenden zogen, war dünn besiedelt und größtenteils mit Wäldern bedeckt, in denen es viele Einsiedeleien gab. Und noch bevor sie ein großes Stück des Weges zurückgelegt hatten, wurde Rama gebeten, eine furchtbare Menschenfresserin namens Taraka herauszufordern, die tief in einem Walde lebte.
Rama spannte seinen riesigen Bogen, was das Ungeheuer hörte, das bei diesem Geräusch sehr wütend wurde und sofort zum Kampf ansetzte. Seine Angriffsmethode bestand darin, einen blendenden, erstickenden Staub um seine Gegner aufzuwirbeln und unter dessen Schutz schwere Steine auf sie herabregnen zu lassen. Doch die Brüder waren so geschickt im Umgang mit ihren Bögen, dass sie die Steine mit ihren Pfeilen in der Luft abfingen, während sie gleichzeitig der Unholdin die Hände, die Nase und die Ohren wegschossen. Sie veränderte immer wieder ihre Gestalt und vereitelte eine Zeit lang die Bemühungen der Brüder. Aber schließlich entdeckten sie sie in der Gestalt einer Schlange und erledigten sie, sodass sie tot zu ihren Füßen lag. Dann zogen sie frohgemut weiter, und das Loblied der Einsiedler klang ihnen in den Ohren.
Dies war nicht der einzige Kampf, den die Brüder und der Magier auf ihrer Reise durch die Wälder führten, aber in jedem Kampf waren sie erfolgreich, vor allem, weil sie sparsam lebten, sich ständig sportlich betätigten, sich sehr für die Geschichte der Orte interessierten, an denen sie vorbeikamen, und ihre religiösen Pflichten mit großer Sorgfalt und unfehlbarer Regelmäßigkeit erfüllten. Durch ihr gesundes Leben in freier Natur waren sie in der Lage, jeder Gefahr siegessicher zu begegnen.
Schließlich kamen die Wanderer in das Reich von König Mithila, der eine schöne Tochter namens Sita hatte, von der viele wunderbare Geschichten erzählt wurden, aber keine war seltsamer als die über ihre Geburt. Man erzählte sich, dass die schöne Prinzessin, als der König den Ackerboden umpflügte, erwachsen, strahlend und lächelnd einer Furche entsprungen sei.2 Weiter hieß es, dass Sita die Braut jenes Kriegers werden würde, der den riesigen und schweren Bogen spannen könnte, den der König in seiner Waffenkammer aufbewahrte und der keinem Geringeren als dem großen Gott Shiva gehört hatte.
Rama zerbricht den Bogen, um Sita zur Frau zu gewinnen,
Raja Ravi Varma
Rama und seine Gefährten hörten bald diese Geschichten und waren natürlich sehr neugierig, sowohl die Prinzessin als auch den Bogen zu sehen, und sobald der Magier ihn dem König vorgestellt hatte, bat Rama um das Privileg, seine Kraft an der wunderbaren Waffe zu erproben. So wurde sie auf einem Wagen mit acht Rädern, der von einer großen Schar kräftiger Männer gezogen wurde, aus der Waffenkammer gebracht. Rama hob sie mit seinen Händen, bog sie und zerbrach sie, was von einem so ohrenbetäubenden Krach begleitet war, dass sich die ganze Gesellschaft vor Bestürzung und Erstaunen die Ohren zuhielt, alle natürlich außer dem Magier und der königlichen Gesellschaft, die für einen solchen Ausdruck des Erstaunens viel zu würdevoll waren.
Der König konnte einem solchen Helden seine schöne Tochter nicht verweigern, selbst wenn er es gewollt hätte. Es wurden also Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen, und auch für die drei Brüder Ramas, die eilig hergebracht wurden, sobald der Prinz seine Stärke mit dem Bogen bewiesen hatte, wurden Bräute gefunden. Nach der Hochzeit, die ebenso feierlich wie freudig begangen wurde, kehrten die Brüder nach Ayodhya zurück, und der Magier zog allein in die Berge, um seine Zeit mit Gebet, Fasten und Kontemplation zu verbringen.
Die Jahre vergingen schnell genug, denn Rama war glücklich mit seiner Frau und seinen Freunden. Der König wurde alt und wollte die Regierungsgeschäfte an Rama übergeben. Er begann, Vorbereitungen dafür zu treffen, als er durch den Zorn einer seiner Frauen, der Mutter des Prinzen Bharata, daran gehindert wurde, wobei Bharata selbst nicht in Feindschaft mit seinem geliebten Bruder Rama, dem Idol der Stadt, leben wollte.
Der König versuchte, die Eifersucht der beleidigten Königin zu besänftigen, aber sie verlangte, dass Rama für einen Zeitraum von vierzehn Jahren in die Wälder verbannt und ihr eigener Sohn Bharata anstelle seines Vaters zum Herrscher ernannt werden sollte. Der alte König stand so sehr unter ihrem Einfluss, dass er gezwungen war, einzuwilligen. Dann erfuhr er zu seinem weiteren Kummer, dass Rama sich mit wahrer Seelengröße verpflichtet hatte, freiwillig ins Exil zu gehen, um den Frieden der glücklichen Stadt zu bewahren.
Die Menschen in Ayodhya waren von Trauer erfüllt, als sie diese Nachricht hörten, aber sie waren machtlos, und Rama traf ohne weitere Verzögerung seine Vorbereitungen. Er versuchte, seine Frau zu überreden, zurückzubleiben, aber mit einem sanften Lächeln fragte sie stolz: „Was sind die Schrecken des Waldes für mich, was sind die Entbehrungen des Exils, solange wir zusammen sind?“ Als sie sah, dass Rama nicht gewillt war, ihr eine solche Last aufzubürden, brach sie in Tränen aus, warf sich in seine Arme und überredete ihn schließlich, sie an seinem Exil teilhaben zu lassen. Da meldete sich auch Lakshmana mit den lachenden Augen und bot an, mit ihnen zu gehen. Sein Angebot wurde angenommen, und die drei machten sich bereit, die Stadt zu verlassen, in der sie so glücklich gewesen waren.
Kartikeya, die eifersüchtige Frau des Königs, will, dass Rama in den Wald verbannt wird,
Balasaheb Pant Pratinidhi
Ihre Würde und Hingabe berührten das Herz der eifersüchtigen Königin nicht im Geringsten. Sie selbst brachte ihnen die Gewänder, die sie im Wald tragen sollten. Die beiden Prinzen zogen ihre neue Kleidung ohne eine Bemerkung an, aber Sita war nicht bereit, ihre helle Seide gegen ein so raues und unbequemes Gewand einzutauschen. Nach einiger Zeit wurde vereinbart, dass sie den Mantel aus Baumrinde über ihrem seidenen Gewand tragen sollte. Dann verabschiedeten sich die drei Verbannten zärtlich von dem König mit dem gebrochenen Herzen und machten der eifersüchtigen Königin ihre Aufwartung, während Rama ihr sagte, dass nicht sie, sondern der Wille der Götter sie als Verbannte aus dem Haus seines Vaters geschickt habe und dass zu gegebener Zeit der weise Plan des Himmels für die Augen aller sichtbar werden würde.
Als letzte Gunst befahl der König, dass die Verbannten in einem königlichen Wagen aus der Stadt gebracht werden sollten, und schon bald waren sie auf dem Weg, wobei sie nur ihre Waffen und Rüstungen, die Hacke eines Landwirts und einen in Tierhaut gebundenen Korb mitnahmen. Die Trauer des Volkes über ihre Abreise war so groß, dass der von den Rädern des Wagens aufgewirbelte Staub sich durch ihre vielen Tränen wieder legte.
Nach einer langen Reise kamen sie an den Rand des großen Waldes, durch den der heilige Ganges fließt, wo sie den Wagenlenker entließen und ihm viele liebevolle Botschaften an ihre Freunde in der Königsstadt mitgaben.
Sie begannen nun das Leben von Waldeinsiedlern und versuchten nicht, sich von den damit verbundenen Mühen zu befreien. Mit ihren Rindenmänteln bekleidet machten sie sich auf den Weg zum Ufer des Flusses, wo sie zufällig ein Boot fanden, das sie bestiegen. Sie überquerten den breiten Strom und tauchten in die Tiefen des dunklen Waldes ein, immer in einer Reihe gehend, Sita in der Mitte.
Wenig später kamen sie an einen anderen Bach, den sie auf einem Floß überquerten, das sie selbst aus Baumstämmen gebaut hatten, und wählten einen angenehmen Platz am Rande eines bewaldeten Hügels, wo sie eine bescheidene Hütte aus Holz bauten und mit Blättern bedeckten. Hier lebten sie wie Einsiedler und ernährten sich von dem Wild, das es im Wald im Überfluss gab, und von den Früchten, die in der Nähe ihrer Behausung in Hülle und Fülle wuchsen.
Rama, Sita und Lakshmana im Wald,
Raja Ravi Press, 1920er
In der Zwischenzeit spielten sich im fernen Ayodhya Ereignisse von großer Tragweite ab. Die Verbannung Ramas bedrückte das Gemüt des alten Königs so sehr, dass er starb und sein Sohn Bharata auf den Thron berufen wurde. Dieser großherzige Prinz war lange Zeit von zu Hause abwesend gewesen, und als er zurückkehrte, war er voller Trauer und Zorn über die Verbannung Ramas und machte seiner Mutter bittere Vorwürfe wegen ihrer grausamen Eifersucht. Er weigerte sich, König zu werden, und nachdem er seinen Vater unter sorgfältiger Beachtung aller notwendigen Riten und historischen Bräuche beerdigt hatte, traf er Vorbereitungen für eine Reise in den Wald, wo er hoffte, seinen Bruder zu finden und ihn im Triumph zurückzubringen, um anstelle seines Vaters zu regieren. Eine große Schar von Prinzen, Höflingen, Adligen und Stadtbewohnern bereitete sich darauf vor, mit ihm aufzubrechen, und bald waren sie auf dem Weg durch den Wald. Unter der Führung eines Einsiedlers, dem sie begegnet waren, überquerten sie die beiden breiten Flüsse und kamen zu dem bewaldeten Hügel, wo der königliche Verbannte sein bescheidenes Heim errichtet hatte.
Nach einer langen Reise fanden sie den Prinzen in seiner Hütte sitzend vor. Sein Haar war lang und verfilzt wie das eines Einsiedlers. Er war in das schwarze Fell eines Hirsches und ein abgenutztes Gewand aus Rinde gekleidet. Bharata begrüßte ihn mit bescheidener Ehrerbietung und erzählte ihm vom Tod seines Vaters, was den Prinzen so erschütterte, dass er in Ohnmacht fiel und nur mit Mühe von Sita und seinen Brüdern wiederbelebt werden konnte. Dann flehte Bharata Rama mit Tränen in den Augen an, nach Ayodhya zurückzukehren und seinen rechtmäßigen Platz als König der Stadt einzunehmen. Doch Rama weigerte sich und zog es vor, die von seinem Vater festgesetzte Zeit im Exil zu verbringen.
Bharata sagte: „Dann gib mir die goldverzierten Sandalen von deinen Füßen. Ich werde sie nach Ayodhya zurückbringen, als Zeichen dafür, dass ich dein Vizekönig bin, und ich werde in deinem Namen regieren, bis die Jahre des Exils vorüber sind.“
So kehrte der Prinz mit seinen Freunden in die Stadt zurück und übernahm die Regierungsarbeit im Namen von Rama.
Die Jahre vergingen, aber die Verbannten blieben nicht an demselben angenehmen Ort. Sie verließen ihre Hütte und wanderten weiter von Einsiedelei zu Einsiedelei. In einer dieser Einsiedeleien fanden sie einen alten Mann und seine Frau, die durch ihr strenges Leben große magische Kräfte erworben hatten, und die alte Frau empfing die schöne Sita mit offenen Armen. Die beiden Frauen verbrachten mehrere Tage in ruhiger Unterhaltung, und als die Reisenden sich anschickten, ihren Weg fortzusetzen, sagte die Ältere zu der Jüngeren: „Sieh, Kleine, ich habe ein Geschenk für dich. Lass mich dich kleiden und schmücken, wie es deinem Rang entspricht.“ Dann holte sie ein wunderschönes Seidenkleid mit kostbarem Schmuck und eine Girlande aus herrlichen Blumen hervor, und sie hatte große Freude daran, die schöne, junge Prinzessin zu kleiden und zu schmücken, wobei sie sich von ihr etwas entfernte, um das Ergebnis ihrer liebevollen Arbeit zu bewundern.
Bharata nimmt Ramas Sandalen entgegen,
Balasaheb Pant Pratinidhi
Die Reisenden gingen sehr getröstet und erfrischt weiter. Während sie von Ort zu Ort zogen, hörte Rama viele Geschichten über die bösen Taten der Ungeheuer, die als Rakshasas bekannt waren, die eingefleischte Feinde der Götter und Menschen und besonders der heiligen Einsiedler waren. Und oft wurde Rama gebeten, den Wald von diesen schrecklichen Wesen zu befreien.
Eines Tages stießen die Verbannten auf eines dieser Ungeheuer, dessen Hässlichkeit sich jeder Beschreibung entzieht, und das mit einem einzigen Speer eine große Schar wilder Tiere des Waldes in Schach hielt. Als es die schöne Prinzessin erblickte, nahm er sie sofort in seine Arme und wandte sich um, um sie wegzutragen. Doch im Nu war Ramas Bogen im Einsatz, obwohl seine Aufgabe dadurch erschwert wurde, dass er die Körperteile des Ungeheuers nicht treffen durfte, die durch die Gestalt seiner geliebten Frau geschützt waren. Doch er und sein Bruder spannten ihre Bögen so treffsicher, dass der Rakshasa die Prinzessin fallen ließ, seine beiden Feinde ergriff, sie sich auf die breiten Schultern warf und mit ihnen in einen dunklen Winkel des Waldes lief. Dann wurde die Luft von den durchdringenden Schreien Sitas zerrissen, die auf die Brüder eine so aufwühlende Wirkung hatten, dass sie sich mit Gewalt aus dem Griff des Ungeheuers befreiten und es mit ihren Fäusten angriffen. Es kam zu einem erbitterten Kampf, der mit dem Tod des grässlichen Feindes endete. Die Helden setzten ihren Weg jubelnd fort, nachdem sie sich eine Weile ausgeruht hatten.
In der nächsten Einsiedelei die auf ihrem Weg lag, wurde den Verbannten eine Vision zuteil, die sie mit Kraft und Zufriedenheit erfüllte, denn sie sahen das Oberhaupt der Götter in einem glänzenden Wagen sitzen, der von grünen Pferden gezogen wurde und vor den Strahlen der Sonne durch einen breiten Baldachin geschützt war, der von Jungfrauen von überragender Schönheit getragen wurde. Sobald die drei Reisenden erschienen, verschwand die prächtige Vision, und der Einsiedler kam aus seiner Zelle. Er war ein sehr alter Mann, und seine Augen schienen weit in die Ferne zu blicken. Rama sprach ihn an, aber er antwortete nicht, sondern stürzte sich in ein Feuer, das vor seiner Hütte brannte. In wenigen Augenblicken verschwand der erschöpfte Körper des Einsiedlers, und er erhob sich in der Gestalt eines jungen Mannes von herrlicher Schönheit und göttliche Kraft. Dann stieg er, wie von unsichtbarer Hand getragen, in die Höhe, verschwand in den Wolken und ließ die Verbannten staunend zurück.
Nun hatte die Begegnung mit dem Rakshasa Sitas Herz mit zärtlicher Sorge um die Sicherheit ihres Mannes erfüllt, und sie versuchte liebevoll, ihn zu überreden, jeden weiteren Kampf mit diesen wilden und unerbittlichen Feinden zu vermeiden. „Es ist dein furchtloses Auftreten und die furchteinflößende Erscheinung deines mächtigen Bogens, die diese furchtbaren Kreaturen provozieren“, sagte sie. Lass mich dir eine Geschichte erzählen, die die Wahrheit meiner Worte beweist.
Vor vielen Jahren lebte in den Wäldern ein Einsiedler, der so streng zu sich selbst war, dass sogar das Oberhaupt der Götter versuchten, es zu vereiteln. Also nahm er die Gestalt eines Kriegers an und besuchte den Heiligen in seiner Zelle, wobei er ihm bei seinem Abschied vertrauensvoll sein Schwert überließ. Der Einsiedler hütete den Schatz so sorgfältig, dass er ihn überall hin mitnahm, und sein Besitz machte ihn so kriegerisch und streitsüchtig, dass er das heilige Leben aufgab und seinen Feinden zum Opfer fiel.“
Rama lächelte, als er die schlichte Geschichte hörte, und erklärte der Prinzessin sanft, dass es seine Pflicht sei, die friedlichen Einsiedler des Waldes zu beschützen, und dass er seine kriegerische Waffe so lange einsetzen wolle, bis der Ort vollständig von den Rakshasas befreit sei.
So vergingen die Jahre im Kampf und in der Ruhe, in der Anstrengung und in der Erfrischung, im Bestehen der Gefahr und im Erringen des Sieges. Irgendwann baute Lakshmana eine große Lehmhütte, die auf Säulen gestützt und mit einem richtigen Boden versehen war, in dem sie einige Zeit glücklich lebten, bis eine gewisse Riesin, die über Sitas Schönheit erzürnt war, eine Verschwörung gegen ihren Frieden anzettelte und versuchte, die Prinzessin zu töten. Sie wurde jedoch von Lakshmana daran gehindert, der ihr die Nase abschnitt, woraufhin sie in großer Wut davonlief, um ihre Brüder zu überreden, ihren Verlust an den fürstlichen Wanderern zu rächen.
Rama ging allein mit seinem Bogen in der Hand hinaus und wurde von einem großen Regen von Pfeilen, Felsen und Bäumen, Keulen, Spieße und Seilschlingen getroffen, die drohten, ihn am Hals zu fassen und wie einen Sklaven gefangen zu halten. Mit wunderbarer Schnelligkeit, Kraft und Geschicklichkeit spannte er seinen Bogen, und die Luft verdunkelte sich durch den Schatten, den seine Pfeile warfen, bis die Riesen schließlich aufgaben, ihr Anführer aber den Kampf ohne ihre Hilfe fortsetzte. Er schleuderte seinen schwerfälligen Streitkolben auf Rama. Doch Ramas Pfeile teilten ihn in zwei Hälften, als er durch die Luft flog. Der Riese entwurzelte einen hohen Baum, doch als er durch die Luft sauste, wurde er von den Pfeilen dieses wunderbaren Bogens in Stücke geschlagen. Dann schoss ein Pfeil wie ein Blitz durch die Luft, und der Anführer der Riesen fiel tot auf die Erde. Und als er fiel, hörte Rama über sich einen Trommelwirbel, der vom Sieg sprach, und sah Rosen, Lilien und Lotusblumen durch die Luft herabregnen, die sanft auf sein Haupt und seine Schultern fielen.
Sie war von staunender Bewunderung erfüllt,
Frank C. Papé
Nun hatte einer der Riesen das Schlachtfeld verlassen und machte sich auf den Weg zum Hof von Ravana, dem König der Riesen. Dort erzählte er von dem Schicksal, das der Armee dieses Monarchen durch die Hand des mächtigen Rama widerfahren war. Während er sprach, kam auch die Riesin und erzählte von dem Unrecht, das sie durch Lakshmana erlitten hatte, und der schreckliche Ravana schwor, an den drei Wanderern die schrecklichste Rache zu nehmen, und zwar unverzüglich.
Als Ravana diesen Entschluss gefasst hatte, überlegte er eine Weile, schien jedoch nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, sich den beiden tapferen Brüdern in den Weg zu stellen. Aber seine Schwester, die ihre Nase verloren hatte, sagte ihm, dass die beste Art, sich an Rama zu rächen, darin bestünde, ihm seine schöne und treue Frau wegzunehmen. Der König der Riesen stand auf und begann, sich die Sache zu überlegen. Und als er schließlich mit seinem Komplott begann, war er ein Meister darin, es erfolgreich durchzuführen.
Sita sieht den goldenen Hirsch,
Balasaheb Pant Pratinidhi
Er rief einen Rakshasa namens Maricha zu sich und verwandelte ihn durch seine Zauberkraft in einen wunderschönen goldenen Hirsch, dessen Seiten mit Silber gefleckt und dessen Hörner mit Juwelen besetzt waren. Dann befahl er dem Tier, sich vor Sita zu präsentieren, die, als sie ihn sah, von staunender Bewunderung erfüllt war und Rama bat, ihm nachzugehen und ihn zu fangen.
Sie wurde durch die Lüfte getragen,
Frank C. Papé
Rama willigte ein, legte aber fest, dass sein Bruder auf Sita aufpassen und sie auf keinen Fall aus den Augen lassen dürfe. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd schoss er dem Hirsch in die Brust. Mit seinem letzten Atemzug rief dieser mit kläglicher Stimme: „Ach, Sita! Ach, Lakshmana!“, wobei er geschickt die Töne von Rama nachahmte. Die Worte erreichten die Ohren von Sita, so wie es beabsichtigt war, und sie flehte Lakshmana an, ihrem Herrn sofort zu Hilfe zu kommen. Zunächst weigerte er sich, doch als die Prinzessin ihm Feigheit vorwarf, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zu machen.
Ravana tötet den Geierkönig,
Raja Ravi Varma
Sita stellte sich vor die Tür ihres Hauses, um auf die Rückkehr der Brüder zu warten, und als sie dort saß, kam ein armer Priester zu ihr und bat um Gastfreundschaft. Sie erhob sich und gab ihm Wasser, um seine Füße zu waschen, und das beste Essen, das die Hütte zu bieten hatte, aber während sie das tat, richtete sie ihren Blick auf den Wald und suchte sehnsüchtig nach ihrem abwesenden Herrn. Sie schien tatsächlich in ängstlicher Betrachtung versunken zu sein, wurde aber plötzlich auf erschreckende Weise aus ihrer Träumerei geweckt, denn ihr Gast nahm die Gestalt des Ungeheuers Ravana mit seinen zehn Köpfen und zwanzig Armen an, und in einem Augenblick wurde Sita schnell in dem goldenen Wagen des Königs der Riesen durch die Lüfte getragen.
Als der Wagen weiterfuhr, stieß die arme Prinzessin laute Schreie der Verzweiflung aus, die nur der Geierkönig hörte, der ihr sofort zu Hilfe kam. Es kam zu einem heftigen Kampf, der damit endete, dass der edle Vogel tödlich verwundet wurde und zu Boden stürzte.
Ravana setzte seinen Weg über Berge, Flüsse, Seen und Meere fort, bis er schließlich nach Lanka, seiner Königsstadt, kam, wo Sita sicher untergebracht war.
In der Zwischenzeit war Rama mit Lakshmana in sein Haus zurückgekehrt, und sein Kummer über den Verlust seiner Frau war so groß, dass sein Bruder es für nötig hielt, ihn an die Notwendigkeit zu erinnern, seine Würde zu bewahren. Diese Ermahnung hatte den Effekt, Rama zu beruhigen, der nun begann, sich einen Plan für die Rückgewinnung von Sita auszudenken.
Zunächst streifte er ziellos in der Umgebung seiner Hütte umher, in der Hoffnung, die Verlorene ganz in der Nähe seines Hauses zu finden, und versuchte sich einzureden, dass sie nur aus eigenem Antrieb eine kurze Strecke fortgelaufen war. Aber als er auf den sterbenden Geier stieß, erfuhr er von ihm die Wahrheit.
Nun wusste er, dass er eine Aufgabe vor sich hatte, die alle seine Kräfte bis aufs Äußerste auf die Probe stellen würde. Der Verlust seiner Frau hatte ihn jedoch zu übermenschlichen Anstrengungen angespornt, und nachdem die ersten Krämpfe der bitteren Trauer abgeklungen waren, fühlte er sich fähig, mit den stärksten Mächten des Bösen fertig zu werden, um seine Geliebte zurückzugewinnen. Und er fand mit der Zeit einen seltsamen Verbündeten bei der Erfüllung seiner Aufgabe.
Lakshmana tröstet Rama über den Verlust von Sita,
Balasaheb Pant Pratinidhi
Auf seinem Weg durch den Wald stieß er auf den Affenkönig Sugriva, der ein sehr melancholisches Gemüt hatte. Er erfreute sich weder an den blühenden Bäumen noch am Gesang der Vögel. Für Blumen hatte er nichts übrig, und die Bäche liebte er nur, weil sie ihm ein Lied zu singen schienen, das sich in seiner Traurigkeit nie änderte, und weil sie bequeme Gefäße für die Fluten von Tränen waren, die er Tag für Tag vergoss. Seine unmittelbaren Begleiter waren Nala, Nila, Tara und Hanuman, der Sohn des Windes.
Als diese intelligenten Tiere Rama und seinen Bruder sahen und die Bögen in ihren Händen bemerkten, ergriffen sie die Flucht, versteckten sich in einem dunklen Hain und setzten sich in einen Kreis, mit dem Kinn auf den Knien, um zu überlegen, was als nächstes zu tun sei.
Rama und Lakshmana treffen Sugriva und die anderen Affen,
Balasaheb Pant Pratinidhi
„Wir haben einen Fehler gemacht, wegzulaufen“, sagte der Sohn des Windes, „denn diese Sterblichen könnten uns von Nutzen sein.“
„Die Menschen sind verräterisch und bösartig“, sagte Sugriva und vergoss ein paar Tränen, „und wir können nicht sicher sein, dass diese beiden Krieger nicht von Vali, dem König der Affen, geschickt wurden, dem ich all mein Leid zu verdanken habe.“
Da bat der Sohn des Windes um die Erlaubnis, sich den Fremden zu nähern, und nachdem er sie erhalten hatte, zog er sich den Mantel eines Einsiedlers an und ging den Brüdern entgegen.
„Wer seid ihr, ihr Helden, deren Glieder wie junge Tannenbäume sind?“, fragte er höflich. „Wenn euer Auftrag so würdig ist, wie euer Auftreten galant, dann lasst mich euch durch diesen Wald führen.“
Lakshmana lächelte, als er den Affen im Gewand eines Einsiedlers sah, stellte sich und seinen Bruder dem Sohn des Windes vor und erzählte ihm, dass ein Einsiedler ihnen empfohlen hatte, bei der Suche nach Sita die Hilfe von Sugriva, dem König der Affen, zu suchen.
Hanuman warf seinen Mantel beiseite. „Sugriva ist mein Herrscher“, sagte er. „Steigt auf meinen Rücken, und ich werde euch mit der Schnelligkeit des Windes, dessen Sohn ich bin, zu ihm bringen.“
Die Helden nutzten diese Information sofort aus und reichten Sugriva in wenigen Augenblicken die Hand, der sich über Ramas traurige Miene freute und Ströme mitfühlender Tränen vergoss, als er von seinem Leid hörte. Er sagte: „Ich habe gesehen, wie deine Geliebte von Ravana eng umschlungen fortgetragen wurde“ und vergoss noch mehr Tränen, als ob er in dem Schmerz schwelgte, den eine solche Erinnerung im Herzen Ramas hervorrufen würde.
Dann fuhr er fort: „Sie schrie zu mir, aber sie war zu weit weg, um gehört zu werden. Aber als sie noch höher in die Luft getragen wurde, fiel ein winziger goldener Reif von ihrem Knöchel und mir zu Füßen, gefolgt von einem Tuch von blassem, zartem Azur. Da weinte ich so heftig, dass der Fluss über die Ufer trat. Ich habe diesen Schal und das goldene Fußkettchen in meiner Höhle und werde sie zu dir bringen.“
Er tat dies, und Rama hatte Mühe, bei ihrem Anblick seine Würde zu bewahren. Während er sie unverwandt ansah, sagte Sugriva: „Auch ich bin in einem ähnlichen Unglück wie du. Lasst uns einander helfen.“
Der verlorene Ring von Sita,
Balasaheb Pant Pratinidhi
Der Held lächelte über diese Worte, war aber zu höflich, um die Gefühle des intelligenten Wesens zu verletzen, und bat ihn, sich zu erklären. So setzte sich der Affenkönig mit dem Kinn auf den Knien hin und erzählte den lauschenden Brüdern, wie er das Opfer der grausamen Intrigen des Thronräubers Vali geworden war, der ihn von seinem Affenthron vertrieben hatte. „Und es gibt niemanden auf Erden“, schloss er, „der den Usurpator bezwingen kann.“
Lakshmana lachte laut auf und sagte: „Aber Rama, der König der Menschen, kann sich unter allen Umständen behaupten und alles erobern!“
„Ich bezweifle, ob er mit Vali fertig werden kann“, sagte der melancholische Sugriva. „Eines Tages hat er mit einem einzigen Pfeil drei Palmen durchbohrt.“
Sugriva tötet Vali,
Balasaheb Pant Pratinidhi
„Das ist ein Kinderspiel“, sagte Rama und schickte sofort einen Pfeil aus seinem Bogen, der sieben Bäume durchschlug und dann in einem harten Felsen an einem Berg stecken blieb.
„Ein Elefant unter den Menschen!“, rief Sugriva, der aus seiner Melancholie in Bewunderung ausbrach. „Komm mit mir, und in der Kraft deiner Gegenwart werde ich Vali und all seinen Affen trotzen.“
So machten sich die beiden auf den Weg. Sugriva trotzte Vali, kämpfte mit ihm, wurde einmal geschlagen, kämpfte aber erneut und brachte schließlich mit Hilfe seines neuen Freundes den Usurpator zu Fall. Auf diese Weise erlangte Sugriva seine Stellung in seinem Königreich wieder und war nun bereit, Rama seine Armee von Affen und Bären zur Verfügung zu stellen, damit sie im Wald die Suche nach Sita beginnen konnten, die sie besser beherrschten als die klügsten Sterblichen, für die die Geschicklichkeit im Wald eine erst nach langer Übung erworbene Fähigkeit ist.
Ihr erinnert euch vielleicht daran, wie die Götter bei der Geburt Ramas dieses große Heer von Affen und Bären geschaffen hatten, und ihre Absicht wird jetzt deutlich, denn die intelligenten Tiere versammelten sich nun unter Hanuman und wurden angewiesen, an allen möglichen Orten nach der schönen Sita zu suchen und in einem Monat zurückzukehren, um ihren Bericht abzugeben.
Nun war aber ihre energische Suche erfolglos. Da sie von Sugriva mit dem Tode bestraft wurden, wenn sie nicht erfolgreich waren, beschlossen die Anführer, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen, denn ihre Intelligenz wurde nur noch durch ihre melancholische Einstellung übertroffen.
Der uralte Geier, der Sampati hieß, hörte, wie sie ihre Entschlossenheit zum Ausdruck brachten, und seine feurigen Augen leuchteten mit grimmiger Freude beim Gedanken an das vor ihm liegende Festmahl. „Zweifellos ist es wahrhaft fromm, seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn der Zweck des Daseins gescheitert ist“, sagte er in einem Ton, den die Affenführer deutlich hörten.
Diese fromme Rede gefiel den Affengenerälen nicht sonderlich, denn es ist eine Sache, seine Entschlossenheit zum Sterben zu bekunden, und eine ganz andere, festzustellen, dass sich jemand über den eigenen Tod freuen wird. So hielten die Anführer eine Weile inne, um sich mit dem hungrigen Geier zu unterhalten, und erfuhren von ihm, dass Ravana kurz zuvor mit der schönen Sita in den Armen vorbeigekommen war.
Der Geier Sampati und die Affen,
Balasaheb Pant Pratinidhi
„Welche Richtung hat das Ungeheuer eingeschlagen?“, fragten die Generäle mit großem Eifer.
Der alte Geier sagte: „Hundert Meilen von hier befindet sich das Meer, das die ganze Südküste umspült, und hundert Meilen von der Küste entfernt liegt die Insel Lanka, wo Ravana wohnt. Dorthin hat er zweifellos die schöne Sita gebracht.“
Als er diese Hinweise gegeben hatte, schien der alte Geier wieder zu Kräften zu kommen, und ohne auf den Selbstmord der Affengeneräle zu warten, breitete er seine Flügel aus und flog davon. Dann erhoben sich die Anführer erfrischt und kraftvoll und setzten ihre Armee in Richtung Meer in Bewegung.
Nach einer langen und etwas mühsamen Marsch kamen sie an die Küste und fanden das Stöhnen der Brandung ganz im Einklang mit der Melancholie ihrer Herzen. Sie ruhten sich für die Nacht aus und betrachteten am nächsten Tag das Problem, über das rauschende Wasser zu kommen, als eine ausreichend schwierige Angelegenheit, um alle Intelligenz, die sie besaßen, auf die Probe zu stellen. Die Generäle stellten sich in einer Reihe am Ufer auf, neigten ihre Köpfe nach rechts und blickten auf das Meer, dann neigten sie ihre Köpfe nach links und blickten wieder auf das Meer. Danach blickten sie sich alle an, und keiner sprach lange Zeit ein Wort.
Da erhob sich Hanuman, der Sohn des Windes, wie ein wahrer Anführer. „Wollt ihr mir diese Angelegenheit anvertrauen?“, rief er. „Das tun wir!“, riefen die Anführer als Antwort. „Das wollen wir!“, rief das ganze Heer, bis die Erde bebte und die Berge das Echo zurückwarfen. Dann legten sie ihrem Anführer eine Girlande aus scharlachroten Blumen um den Hals und führten ihn auf den Gipfel eines hohen Berges, damit er von dort aus direkt über das Wasser zur Insel Lanka springen konnte, denn das war sein kühner Plan.
In einem Augenblick raste er mit ungeheurer Geschwindigkeit durch die Luft, während sein Schatten das Reich der Fische verdunkelte, die sehr wütend waren und ein Seeungeheuer mit einem Maul wie eine Höhle schickten, um ihn zu verschlingen. Aber er stürzte sich in das klaffende Maul und bahnte sich seinen Weg durch den Rücken des Ungeheuers, indem er sich klein machte, sodass es starb.
Zu gegebener Zeit stürzte der Sohn des Windes auf die Küste Lankas herab, ruhte eine Weile, um Atem zu schöpfen, und war dann so zufrieden mit sich selbst, dass er tatsächlich lachte.
„Hier bin ich, auf der Insel der Rakshasas“, sagte er zu sich selbst. „Meine Überquerung des Meeres war für mich ein reiner Vergnügungsausflug. Ich frage mich, wie ich nun den Aufenthaltsort von Sita entdecken soll?“ Dann stützte er sein Kinn in die Hand, um über die Angelegenheit nachzudenken.
Rama springt nach Lanka hinüber.
Auf seinem Rücken trägt er Rama und Lakshmana,
Raja Ravi Varma
„Ich bin sehr groß“, sagte er zu sich selbst. „Bevor ich auf Erfolg hoffen kann, darf ich nur so groß sein, dass ich keine Aufmerksamkeit errege.“ Daraufhin verkleinerte er sich auf die Größe einer Katze, und als die Nacht hereingebrochen war, kroch er auf die Mauer und schaute auf Ravanas Königsstadt hinunter. Die Straßen waren still, aber aus den prächtigen Palästen ertönte die lieblichste Musik, und der Geruch köstlicher Speisen umwehte seine Nase. Er schlich lautlos durch die Straßen, bis er zu einem Palast kam, der prächtiger war als die anderen und der von einer Anzahl wilder Rakshasas bewacht wurde, die in düstere Gewänder gekleidet und mit Waffen aller Art bewaffnet waren. Sie waren zu groß und würdevoll, um dem unbedeutenden Affen Aufmerksamkeit zu schenken, und so konnte Hanuman ungesehen an ihnen vorbeischlüpfen.
Hanuman im Königspalast von Ravana auf der Suche nach Sita,
Balasaheb Pant Pratinidhi