Das kleine Buch vom Wellensittich - A. Ketschau - E-Book

Das kleine Buch vom Wellensittich E-Book

Ketschau A.

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Beschreibung

Wellensittiche gehören zu den beliebtesten Heimtieren. Sie sind gesellige Schwarmvögel und leicht zu halten, wenn man einiges beachtet. Das Buch informiert über Herkunft, Anschaffung, Fütterung, Gesundheit, gibt Haltungstipps, informiert über Genetik und vieles mehr. Viele Farbfotos und einige S/W-Zeichnungen runden das Buch ab.

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Seitenzahl: 74

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Inhalt

Die Geschichte des Wellensittichs

Wellensittichhaltung früher und heute

Wellensittiche in freier Natur

Sinne und Anatomie

Kleine Verhaltenskunde

Ein wenig Genetik

Überlegungen vor dem Kauf von Wellensittichen

Wellis und andere Heimtiere

Welche Wellensittiche und woher? Wieviele Wellensittiche? Männchen oder Weibchen?

Eingewöhnung

Von Käfigen und Volieren

Einrichtung und Ausstattung

„Hausputz“

Freiflug und Beschäftigung

Wellis im Urlaub

Artgerechte Wellensittichfütterung

Gesundheit

Ältere Wellis und gehandicapte Wellis

Literatur

Die Geschichte des Wellensittichs

Der kleine, niedliche Wellensittich stammt aus Australien. Der kleine „Wellenpapagei“, wie ihn die Eingeborenen nennen, wird seit dem 19. Jahrhundert bei uns gehalten und gezüchtet. 1840 wurden die ersten Wellensittiche von dem englischen Forscher John Gould nach England gebracht. Heute ist der Wellensittich einer der beliebtesten Heimvögel. Er hat nicht nur ein niedliches Aussehen und kommt in bunter Farbenpracht daher. Er hat auch ein fröhliches Wesen, wird relativ leicht zahm und kann leicht gehalten und gezüchtet werden. Der Wellensittich ist ein gutes Beispiel für die Einbürgerung und anschließende Domestikation einer Tierart. Vom wilden Vogel, der in riesigen Schwärmen in seiner Urheimat Australien lebte (und noch lebt), ist er zum beliebten Stubenvogel avanciert, der sich durchaus dem Leben in einer menschlichen Wohnung gut angepasst hat. Der Wellensittich wird erstmals von George Shaw, dem zoologischen Leiter des Britischen Museums, in seinen Schriften „Naturists Miscellany“ (1781-1813) erwähnt. Damals wurden viele Tierarten aus Übersee entdeckt, die erforscht und beschrieben wurden. Der Wellensittich (Melopsittacus undulatus) gehört zur Familie der Papageien (Psittacudae), der rund 600 Arten angehören. Er ist der einzige Vertreter er Gattung Melopsittacus.

Im 19. Jahrhundert veröffentlichte der englische Forscher John Gould seine Freilandbeobachtungen über den Wellensittich in seinem Buch „Handbook of the birds of Australia“. Die Wellensittiche brüten in Südost- und Südwestaustralien in großen Scharen. Die Wellensittiche brüten im Frühjahr, die Brutzeit ist dabei indirekt von den Regenfällen abhängig. Nach einem sehr trockenen Sommer setzen diese im Winter ein. Die entstehende feuchte Wärme führt zu einem enormen Wachstum des Steppengrases. Die sich aus dem Steppengras entwickelnden halbreifen Samen sind das ideale Futter für die großen Scharen der jungen Wellensittiche. Die Wellensittiche brüten überwiegend in den Höhlen und Astlöchern der Bäume, in Ausnahmefällen wohl auch in Erdhöhlen. Da Wellis in großen Kolonien brüten, haben viele Paare ihren Brutplatz auf engstem Raum. Die Anzahl der Vögel hängt vom Angebot an halbreifen Grassamen (Aufzuchtsfutter für die Küken) ab. Ist davon nicht genug vorhanden, ziehen die Schwärme in andere Gebiete. John Gould brachte die ersten Wellensittiche 1840 nach England. Von da an avancierten die kleinen Federkugeln zu beliebten Heimvögeln.

Im 19. Jahrhundert gelang einer Fabrikantengattin – die nach heutigem Geld wohl rund 1000 € für die Vögelchen bezahlt hatte – die erste Wellensittichbrut. Diese war nicht geplant. Die Vögelchen hatten im Käfig eine ausgehöhlte Kokosnuss und brüteten darin. Die kleinen australischen Höhlenbrüter wurden nun auch in Europa vermehrt. Man bot ihnen kleine Holzkistchen als Nisthilfe an. Auch weiterhin wurden Wellensittiche in Australien eingefangen und nach Europa gebracht. Erst 1894 wurde ein Verbot für die Ausfuhr von Wellensittichen erlassen.

Wellensittiche wurden ein einträgliches Geschäft. Anfangs gab es hauptsächlich grüne Wellensittiche. Andere Farben tauchten erst später in Zuchten auf. In Berlin kostete ein blauer Welli nach dem ersten Weltkrieg rund 1000 Mark. 1878 war in den Niederlanden ein blauer Welli geschlüpft. 1872 war ein erstes gelbes Exemplar in Belgien aufgetaucht. Heute leben die kleinen Mini-Papageien in allen Teilen der Erde. Man kennt heute rund 800 verschiedene Farbschläge. Besonders beliebt sind die blauen und grünen, aber auch gelbe, graue, weiße, gescheckte und viele weitere wunderschöne Farbschläge haben ihre Liebhaber. Für ausgefallene Farbschläge muss man mitunter deutlich mehr zahlen als für einen grünen oder blauen „Hansi-Bubi“.

Wellensittichhaltung früher und heute

Wellis sind muntere Gesellen, die Artgenossen brauchen. Einzelhaltung ist für einen Schwarmvogel wie den Welli ein absolutes No-Go. Schon früher waren Wellensittiche beliebte Heimtiere. Allerdings wurden (und werden leider noch heute!) viele Wellis falsch gehalten. Sprechen sollte er und zahm werden. Es spricht nichts dagegen, den Wellensittich zahm zu machen und ihm das eine oder andere Wort beizubringen, letzteres falls er Lust dazu hat. Aber man muss es auch akzeptieren, wenn er keine Lust hat, Worte nachzuquasseln. Nicht selten fristeten Wellis ein furchtbares Dasein: winziger Käfig, Einzelhaft, kaum oder kein Freiflug, ein Spiegelchen und ein Plastikkumpan zur Unterhaltung, Körnermischung, Wassernapf, vielleicht noch ein Salatblatt oder eine Apfelspalte ins Gitter geklemmt – und damit hatte der kleine Kerl gefälligst zufrieden zu sein. Da man Probleme hatte, den kleinen Kerl wieder in den Käfig zu bekommen, er gar noch seine Häufchen verteilte oder die Tapete beknabberte, blieb er doch lieber gleich im Käfig. Dieser war natürlich rund, weil das dekorativer aussah. Hatte der Wellensittich einmal Angst oder einen Schrecken bekommen, konnte er sich in dem Käfig nicht einmal in eine Ecke drücken. Das hätte ihm ein wenig Sicherheit gegeben. Der kleine Welli hatte doch alles was er brauchte (jedenfalls nach Meinung seiner unaufgeklärten Menschen). Er zwitscherte fröhlich, plapperte Worte nach. Eines Tages plapperte er nicht mehr. Und weil der stumme Vogel uninteressant geworden war, beschäftigte sich niemand mehr mit ihm. Der Vogel wurde immer trauriger. Das Bauchgefieder begann er sich auszurupfen. Er fraß nicht mehr richtig. Die Füßchen waren von den Plastikstangen allmählich verformt, die Krallen wurden immer länger. Dann lag er auf einmal tot im Käfig. Er war an gebrochenem Herzen gestorben.

Wer seinen Wellensittich liebt, gönnt ihm mindestens einen Artgenossen. Wellensittiche sollten nicht in einem Mini-Käfig gehalten werden, schon gar nicht in einem runden, in dem er die Orientierung verliert. Je größer der Käfig oder die Voliere, desto besser. Bis zu einer bestimmten Käfig-/ Volierengröße müssen die Vögel auch täglich Freiflug bekommen. Bei ganztägigem Freiflug können sich Wellensittiche aber umgekehrt auch mit einem kleineren Käfig arrangieren. Ein Wellensittich braucht artgerechtes Futter und Spielzeug. Artgerechtes Spielzeug besteht nicht aus Plastikvogel und Spiegel. Diese gaukeln dem Vogel einen Artgenossen vor, den es nicht gibt. Wellensittiche versuchen, den Spiegel oder die Vogelattrappe anzubalzen, was zu Kropfentzündungen führen kann. Außerdem ist der Vogel frustriert, weil der „Spiegelvogel“ oder die Attrappe weder fröhliches Gezwitscher beantworten, noch das Gefieder kraulen oder schmusen können. Plastikvögel und Spiegel sind für einen Wellensittich mit einem Wort Tierquälerei! Im Übrigen sollte man niemals einen Welli einzeln halten, damit er „sprechen“ lernt. Wellis wissen nicht, was sie dem Menschen nachplappern. Wellis brauchen das auch nicht. Auch Wellis, die zu zweit oder zu mehreren gehalten werden, können zahm werden. Und manche Wellensittiche beschäftigen sich lieber nur mit ihresgleichen. Das muss der Halter akzeptieren! Allenfalls ist es akzeptabel, einen „sprachbegabten Wellensittich“ täglich für ca. eine Viertelstunde von der restlichen Schar zu trennen, mit ihm ein paar einfache Worte zu üben und ihn dann wieder zu den anderen Wellis zurückzubringen. Aber andererseits verlangt ja auch niemand von Hunden, Katzen, Ratten, Fischen oder Kaninchen, „sprechen“ zu lernen. Warum soll das ein Wellensittich können?

Zum Glück hat sich die Wellensittichhaltung heute gewandelt. Die überwiegende Mehrheit der Wellensittichhalter sorgt für artgerechte Ernährung, Hygiene im Vogelheim, genug Freiflug und Beschäftigung sowie wellensittichgerechte Gesellschaft in Form von mindestens zwei Wellensittichen. Wer genügend Platz und Mittel hat, schafft sich gleich eine größere Voliere an oder sorgt andernfalls dafür, dass seine Vögel täglich mehrere Stunden Freiflug genießen dürfen. Außerdem sind die Vogelheime vom aufgeklärten Haltern vogelgerecht ausgestattet. Ganz wichtig sind Naturäste in verschiedenen Stärken. Sie sind gut für die Vogelfußmuskulatur und die Gelenke, die Krallen nutzen sich ab und die Vögel können daran nagen, was auch ihrem nachwachsenden Schnabel zugute kommt. Wie man ein Wellensittichheim artgerecht ausstattet, wird an anderer Stelle weiter beleuchtet.

Wellensittiche in freier Natur

In Australien ist es heiß, das Land besteht aus trockenen Steppen, Wüsten und ausgedörrten Böden. Nach monatelanger Trockenperiode fallen die ersten Regentropfen auf das ausgelaugte Land. Innerhalb kurzer Zeit fängt es an zu grünen und zu blühen. Und plötzlich naht ein Schwarm hunderter Wellensittiche. Wellensittiche ziehen in großen Schwärmen fortwährend durch das Land. Immer suchen sie Wasser und frisches Grün. Sie sind mal am Ayers Rock, mal in der Wüste oder Steppe. Nur die offene Küste wird gemieden. Wellensittiche ziehen von einem Landstrich zum anderen. Haben sie ein schönes Fleckchen gefunden, wo es Grün und Bäume gibt, Astlöcher oder Baumhöhlen, lassen sie sich nieder und beginnen mit der Brut. Die Löcher der Bäume bieten gute Nisthöhlen und lassen sich bei Bedarf erweitern. Wellensittichweibchen sind nicht ohne Grund sehr nagefreudig. Das Weibchen legt ca. 4-6 kleine, weiße Eier. Meistens legt die Hennen weitere Eier, solange die Bedingungen gut sind und die Vögel genügend Wasser und Nahrung finden. Ist alles wieder ausgetrocknet, stellen die Hen