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Es gibt viele Kleinigkeiten im Hundetraining, die oft ungesagt bleiben. Sei es, weil sie für den Trainer so banal sind, dass er voraussetzt, dass Du das schon weißt, oder weil sie dem Trainer nicht wichtig sind, nicht zu seiner Philosophie passen oder ... oder ... oder ... So wie erst die Summe aller richtig angeordneten Teile bei einem Puzzle oder Bild aus Mosaiksteinchen ein tolles und harmonisches Gesamtbild ergibt, sind diese vielen Kleinigkeiten einfach immens wichtig. Zudem findet man ja auch bei Verträgen meist im Kleingedruckten noch wichtige Informationen, die man manchmal doch besser gelesen hätte ... Darum schreibe ich hier von meinen Kleinigkeiten, die ich für erwähnenswert halte, und die ich all meinen Kunden im Training mitgebe.
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Seitenzahl: 224
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Und weil wir in Deutschland sind, hier das leider notwendige Rechtsbehelfs-Kleingedruckte…
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Das Werk inklusive aller Inhalte wurde unter größter Sorgfalt erarbeitet und basiert auf der langjährigen praktischen Erfahrung der Autorin als Trainerin für Menschen mit Hunden.
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„Das Wissen um die Dinge erfordert Verantwortung für Dein Tun…“
Für Ty
Dayan, Gioya & Nanouk Wilma aka Miss Marple Neva & Lobo Lucky Milla & Baxter Danny
und all die anderen unverstandenen Seelen da draußen, denen wir helfen durften, die Welt wieder schön und bunt zu sehen und Vertrauen zum Menschen zu fassen. Ihr seid unsere Lehrmeister, unser Antrieb und unsere Motivation, immer weiter zu machen und Wissen zu vermitteln. Damit kein Hund mehr leiden muss…
„Wenn ich alles Große genau betrachte, so sehe ich, dass esaus lauter Kleinigkeitenzusammengesetzt ist, und wenn ich ganz genau hinsehe, erkenne ich, dass es so etwas wie eine Kleinigkeit gar nicht gibt.“
Michelangelo
Vorwort
Abrufen
Aggression
Alleinfutter vs. Einzelfutter
Angst
Aufmerksamkeit
Aufreiten
Aufzug
Augenblicke
Aushalten
Auto, Probleme
Bauchgefühl
Bedürfnisgerechtes Belohnen
Beißhemmung
Beschäftigung
Beutespiele & übersteigertes Beutefangverhalten
Beschützerinstinkt
Beziehung
Blickkontakt
Blöd-Satz
Buddeln
Charakter / Grundcharakter, Eigenschaften
Charakter / individueller
Da muss er durch!
Das machen die unter sich aus!
Deprivationssyndrom / Hospitalismus
Der kinderliebe, pflegeleichte Babysitter-Familien-Begleit-Schutz-Schmuser
Der tut nix!
Der will nur spielen!
Designerhunde
Dominanz
Eifersucht
Eignung Mensch / Hund
Emotionen
Energie
Erbrechen & Durchfall
Erleben versus Wissen
Erlernte Hilflosigkeit
Erregungslevel
Erwartungen
Erziehung
Essen vom Tisch
Freiheitsdrang
Futtermöglichkeiten
Futterneid
Geduld
Geruch
Geruchssinn
Gewicht
Giftstoffe / Giftliste
Giftköder
Glastüren
Grannen
Grenzen setzen
Geschirr und Halsband
Gute und nützliche Hausmittel
Hilfsmittel, im Training
Hilflosigkeitsmittel
Hin-zu vs. Von-weg Motivation
Hundebox
Hunde, die bellen…
Hundehasser
Hundehäufchen
Hundeklamotten
Ignoranz
Immunsystem
Insektenstiche
Jagdverhalten
Jagen, miteinander
Jagd-Ersatz-Training (JET)
Kastration & Verhalten
Kauartikel, Kauspielzeug – Gefahren
Kaubedürfnis
Knurren
Kommentkampf
Konsequenz
Krallenlänge
Krankenversicherung & OP-Versicherung
Leckerlis
Leine beißen
Lernen, Zeitraum
Logik
Loslassen (körperlich – psychisch – mental)
Manipulation
Maulkorb
Methoden / Dogmen
Nachlässigkeits-Virus
Nahrung vergraben
Persönlichkeit
Pfeifsignal
Platz-Idiot
Pöbeln / Mobbing
Politik der kleinen Schritte
Popo schnuppern
Pfützen, daraus trinken, drin baden
Qualzucht
Rasseauswahl
Rassismus
Regeln
Ressourcen
Rolltreppe / Rollband
Schmerzen, Verschleierung
Schutztrieb
Schwanzwedeln
Sicherheit
Sichtzeichen
Sommer
Spiel
Spielverhalten
Spielzeug
Sturheit
Tauschen
Tonfall
Trainingsplan
Trennungsangst / Kontrollverlust
Treppe
Trotz
Überforderung
Ursachenforschung
Verhaltenskette
Verteidigen vs. Beschützen
Welpenschutz
Wiederholungsrate
Zähne putzen
Zaungebell
Zerrspiele
Zuhören
Bonus: Das kleine Welpen A-Z
A wie Alleine bleiben lernen
B wie Beißhemmung
C wie Charakter
D wie Das machen die unter sich aus
E wie Ernährung
F wie Futterneid
G wie Geduld
H wie Hilfsmittel im Training
I wie Impfungen
J wie Jacke, Pulli & Co.
K wie Konsequenz
L wie Leinenführigkeit
M wie Mamakind
N wie Nagetier
O wie Ohrenentzündung
P wie Pupsen
Q wie Quatsch-Zeit
Q wie Quengeln
R wie Regeln
R wie Ruhezeiten
S wie Stubenrein werden
S wie Spazieren gehen
T wie Treppen laufen
U wie Ursache und Wirkung
V wie Verkehrssicherheit
W wie Welpenschutz
X wie X-mal hab ich’s schon gesagt…
Y wie Yeah, jetzt kann er’s!
Z wie Zahnwechsel
Buchempfehlungen
Quellenangaben
Es gibt viele Kleinigkeiten im Hundetraining, die oft ungesagt bleiben.
Sei es, weil sie für den Trainer so banal sind, dass er voraussetzt, dass Du das schon weißt, oder weil sie dem Trainer nicht wichtig sind oder nicht zu seiner Philosophie passen, oder, oder, oder ….
Meine Philosophie, sofern man das so nennen kann, heißt:
Sei achtsam mit Dir, Deinem Hund und Deinem Umfeld.
Achte auf die Kleinigkeiten, denn sie bringen oft genau die Ergebnisse, auf die man manchmal so lange vergeblich hingearbeitet hat.
So wie ein Puzzle oder Bild aus Mosaiksteinchen ergibt erst die Summe aller richtig angeordneten kleinen Einzelteile ein tolles und harmonisches Gesamtbild.
Zudem findet man ja auch bei Verträgen meist im Kleingedruckten noch wichtige Informationen, die man manchmal doch besser gelesen hätte …
Darum schreibe ich hier von „meinen Kleinigkeiten“, die ich für erwähnenswert halte, und die ich all meinen Kunden im Training mitgebe.
Das hier ist nicht als Trainingsanleitung zu verstehen, sondern eher ebenso wie mein vorheriges Buch „Wissenswertes zum Training mit (jungen) Hunden“, um einen anderen Blickwinkel auf Deinen Hund und das Training mit ihm zu bekommen.
Viel Spaß beim Lesen und Nachdenken.
Und viel Spaß mit Deinem Hund – ich wünsche Euch Liebe, gegenseitiges Verstehen und eine wunderbare Zeit miteinander
P.S.:
Ich habe mich entgegen den Normen für die „Du-Form“ entschieden, weil ich es für persönlicher halte, denn ich möchte Dich gern wirklich erreichen und zum Nachdenken anregen.
Natürlich habe auch ich nicht die Weisheit mit dem Schaumlöffel gefressen und alles Wissen dieser Welt für mich gepachtet.
Doch Du profitierst in diesem Buch von meinen rund fünfzehn Jahren Erfahrung im Training mit Menschen und ihren Hunden.
Alle fett gedruckten Worte im Text findest Du ebenfalls zum Nachschlagen in diesem Buch. Am Ende dieses Buches findest Du ein Inhaltsverzeichnis mit allen Schlagworten und einige Bücher, die ich für wirklich lesenswert halte.
P.P.S.:
Als kleinen Bonus schenke ich Dir zum Schluss noch das kleine Welpen A-Z.
Dort findest Du den ein oder anderen Begriff noch einmal, jedoch etwas anders erklärt. Es lohnt sich also es zu lesen, auch wenn Dein Hund schon erwachsen ist.
Abrufen
Ein leidiges Thema – nicht jeder Hund lässt sich abrufen. Warum eigentlich nicht?
Das liegt meistens an vier Gründen.
1. Der Hund hat einen solchen Freiheitsdrang, dass nichts und niemand ihn vom Herumstöbern und Weglaufen abhalten kann. Das ist oft bei Hunden aus dem Tierschutz der Fall, die von der Straße kommen, also auch gut ohne den Menschen (über)leben können, oder jagdlich stark orientierte Hunde.
2. Der Hund wird immer nur dann abgerufen, wenn er an die Leine soll. Dann lernt er schnell, wenn mein Mensch ruft, ist der Spaß vorbei und überlegt, ob er das gerade wirklich so möchte.
3. Der Mensch ruft emotional negativ – also eher befehlend, streng oder schon ärgerlich und laut, meist noch verbunden mit vorgebeugter Haltung, also körpersprachlicher Bedrohung. Das kann viele Hunde durchaus davon abhalten, zu ihrem Menschen zurück zu kommen.
Hunde sind sensible Wesen und möchten genauso gern freundlich angesprochen werden wie wir selbst auch.
4. Der Mensch trainiert das Abrufen nicht
Warum ist das Wissen darüber so wichtig?
Weil Lernen ein Prozess ist, der gewissen Regeln unterliegt, siehe auch Wiederholungsrate.
Ich erzähle Dir mal, wie ich mit meiner Englisch Setter Hündin Gioya das Abrufen trainiert habe.
Gioya, damals noch „Kuia“, kam mit rund fünf Jahren aus dem spanischen Tierschutz über die „Setter Rescue Germany e.V.“ zu mir und kannte nichts außer Hunger, Geschrei, Unfreundlichkeit, Gewalt, Zwingerhaltung und Babys bekommen müssen.
Sie brachte einen völlig ausgemergelten Körper, extremes Jagdverhalten und zu meinem Glück einen großen „will-to-please“ mit, also den Willen, mit dem Menschen zusammen zu arbeiten und ihm zu gefallen.
Da mir ihr Name nicht gefiel, wandelten wir ihn kurzerhand in Gioya um – italienisch für „Die mit Freude erwartete“
Also war Punkt 1 des Trainings: lerne Deinen neuen Namen.
Das ist ganz simpel – man nehme super Leckerlis, stelle sich neben den Hund, sage freundlich und auffordernd den Namen und stecke dem Hund dann eine halbe Sekunde später sein Leckerli zu. Wiederholt man das mehrmals, schaut der Hund beim Nennen des Namens sofort freudestrahlend hoch.
Trainingspunkt 2 – komm zu mir – drinnen!
Ebenfalls einfach – man entfernt sich einige Schritte mit den Superleckerlis, ruft den Namen und dann das Abrufwort, in meinem Fall „Hier zu mir“.
Und auch das bitte freundlich und motivierend, denn der Tonfall entscheidet oft über den Trainingserfolg. Folgt der Hund, bekommt er sofort ohne irgendwelches Gehampel das Keksi.
Und fröhliches Gejubel – also bei mir im Aufbau immer.
Achtung, bitte an das Temperament und die seelische Verfassung des Hundes angepasst jubeln. Wir wollen ihn ja belohnen und nicht traumatisieren …
Punkt 3 – komm zu mir, auch wenn Du mich nicht siehst – drinnen!
Der Hund kommt nicht – zurück zum vorigen Schritt, denn dann hat der Hund die Handlung „zu meinem Menschen kommen“ noch nicht mit dem Abrufwort verknüpft.
Punkt 4 – gehe zu Punkt 2 zurück und baue ein Sichtzeichen auf!
Dazu breite ich beide Arme wie zu einer großen Umarmung aus, das ist später auch draußen auf größere Distanz gut sichtbar. Deutliche Körpersprache zu verwenden ist bei der Kommunikation mit unseren Hunden sehr wichtig.
Punkt drei und vier kann man auch gegeneinander austauschen.
Punkt 5 – komm zu mir – draußen, angeleint und gesichert, möglichst ohne Ablenkung!
Jetzt wird es schwierig mit einem Hund, der jede Bewegung wahrnimmt und jedem Vogel regelrecht hinterher fliegt. Also den Hund erst mal draußen ankommen lassen und wenn sich der Erregungslevel merklich gesenkt hat, neben den Hund stellen und Schritt 1 wiederholen!
Dann nach und nach die anderen Schritte aufbauen. Kommt man nicht weiter, bzw. klappt es nicht, mindestens einen Trainingsschritt zurück gehen und vor allem Geduld haben!
Punkt 6 – Aufbau des Pfeifsignals – durch alle voran gegangenen Schritte, drinnen wie draußen!
Ich habe festgestellt, dass die meisten Hunde mit einem lauten Pfiff draußen deutlich besser zu erreichen sind als über Rufen und Körpersprache.
Also baue ich den Pfiff genauso kleinschrittig auf wie das „Hier“.
Signalablauf: zuerst das unbekannte Signal, dann sofort das bekannte Signal.
Also „FLÖÖT-FLÖÖT!“, dann „Gioya, hier!“. Hund kommt, Keks rein, alles super.
Über allen Punkten steht – bedürfnisgerecht belohnen, bitte! Ist das aktuelle Bedürfnis Futter, dann rein damit. Ist es Spielzeug, dann wirf den Ball oder das Tau oder das Dummy.
Und ja, das kann dauern.
In unserem Fall fünfeinhalb Monate mehrfaches tägliches Training bis zum ersten ungesicherten Freilauf. Dafür reißt es meine feurige Spanierin beim ersten Pfiff sofort herum und sie kommt regelrecht angeflogen. Fröhlich, erwartungsvoll, grinsend. So mag ich das.
Englisch Setter „Gioya“ im Tiefflug-Modus nach dem Rückpfiff
Achtung – Du solltest alle Signale von Zeit zu Zeit mit Superduper-Belohnungen wieder auffrischen, drinnen wie draußen, mit möglichst wenig Ablenkung. Sonst können sie sich abschwächen und irgendwann nicht mehr funktionieren, siehe auch Nachlässigkeits-Virus.
Aggression
Wir alle kommen mit einer gewissen Grundaggression zur Welt, sonst könnten wir nicht überleben.
Bei neugeborenen Welpen sieht man schon, wie sie sich gegenseitig schubsen und wegdrängen, um an Mamas beste Zitzen zu kommen.
Aggression dient auch dazu, sich selbst abzugrenzen und ernsthafte Konflikte und Auseinandersetzungen zu vermeiden. Dabei werden diverse klare körpersprachliche und lautsprachliche Signale gesendet.
Bei Hunden sind das z.B. eine steife Körperhaltung, aufgestelltes Fell, drohender starrer Blick, Runzeln der Lefzen, Zeigen der Frontzähne, Knurren und Bellen.
Das tun wir Menschen auch. Wenn uns jemand bedrohlich zu nahekommt, machen wir uns beispielsweise groß, heben die Hände und sagen oder schreien mit ernster oder wütender Stimme: „Lass mich in Ruhe! Hau ab!“.
Aggression ist also grundsätzlich völlig normal, dient der klaren Kommunikation und ist Teil des normalen Sozialverhaltens von Lebewesen, die in sozialen Gemeinschaften oder Gruppen zusammenleben.
Schwierig wird es, wenn sich die Aggression mehr und mehr steigert, bis sie zum Problem für uns und den Hund selbst wird.
Das kann passieren, wenn
der Hund
negative
Erfahrungen macht, egal ob durch oder mit Menschen, anderen Hunden oder seiner Umwelt
wenn der Hund
keinerlei
Erfahrungen mit gewissen Dingen hat (
Deprivation
)
wenn der Hund in Situationen
gezwungen wird,
die ihn überfordern und er keine klare Hilfestellung von seinem Menschen bekommt
wenn der Hund
krank ist
und Schmerzen hat (z.B. Blockaden im Rücken oder eine Gelenksentzündung) oder eine organische Erkrankung zugrunde liegt (z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder Leberprobleme), die sein Verhalten beeinflusst.
Zugrunde liegt oft die Furcht, etwas Wichtiges zu verlieren – eine Ressource, sozialer Status oder die eigene Unversehrtheit.
Furcht macht hilflos, und wer sich hilflos fühlt, wird schnell wütend. Wut führt zu Aggression.
Ebenso wie Frust, weil gewisse Dinge verwehrt werden oder der Hund unter Stress gesetzt und immer wieder überfordert wird.
Auch wenn der Hund nicht verstanden wird und mit für ihn schwierigen Situationen alleine fertig werden muss, entstehen Frust, Angst und Wut.
Und stell Dir mal vor, Du hättest täglich immer Kopfschmerzen – auch dann sind wir genervt und neigen eher zu überschießenden Reaktionen. Ein Hund unter einem ständigen oder wiederkehrenden Schmerzreiz verhält sich ebenso.
Mein dringender Rat an Dich – lerne „Hund“ als Sprache, das vermeidet viele Probleme im Alltag.
Und wenn Dein Hund deutliche Aggressionen zeigt, lass ihn tiermedizinisch gründlich durchchecken und such Dir bitte einen positiv arbeitenden Trainer, der Dir und Deinem Hund hilft, die Ursache zu entdecken und zu beheben, statt mit „Hilflosigkeitsmitteln“ nur an Symptomen herumzudoktern.
Alleinfutter vs. Einzelfutter
Angeblich ist ja im fertigen Hundefutter alles drin, was ein Hund zum Leben braucht. Jedoch ist nicht jedem Hundehalter bekannt, dass es durchaus wichtig ist nachzuschauen, ob es sich bei dem ausgewählten Futter um ein Alleinfutter oder ein Einzelfutter handelt. Diese Begriffe müssen zwingend deklariert sein.
Definition Alleinfutter:
es sind alle Nähr- und Mineralstoffe enthalten, die den Hund mit allen lebensnotwendigen Bestandteilen versorgen und man könnte ihn mit diesem Futter ausschließlich ernähren, ohne etwas beifügen zu müssen – was dennoch bedeuten kann, dass das jeweilige Futter nicht bedarfsdeckend zusammengestellt ist, also Bestandteile zu niedrig oder zu hoch für den Bedarf des jeweiligen Hund dosiert sind.
Definition Einzelfutter:
Es besteht aus einem einzelnen Teilaspekt der gesamten Nahrung, weitere Stoffe müssen ergänzt werden, weil der Hund sonst einen Nährstoffmangel erleiden und dadurch erkranken kann.
Ein Beispiel: Reinfleischdosen sind meist ein Einzelfuttermittel, es fehlen Öle und gesunde Ballaststoffe in Form von Gemüse, Obst und Kohlenhydraten sowie Mineralstoffen und Spurenelementen.
Wenn Du abwechselnd Einzelfutter und Alleinfutter fütterst, braucht Du in der Regel dem Einzelfutter nichts mehr hinzufügen, da die Zusätze im Alleinfutter oftmals überdosiert sind, damit sie über einen langen Zeitraum ausreichend vorhanden bleiben (bis zum Ende des MHD).
Je abwechslungsreicher Du Deinen Hund von Anfang an ernährst, umso weniger Gedanken musst Du Dir um einen ernährungsbedingten Mangel machen, siehe auch Futtermöglichkeiten.
Angst
Angst ist ein sehr komplexes Thema und es gibt einige Bücher darüber. Wichtig zu wissen ist, dass man einem ängstlichen Hund helfen muss, sonst sind Aggression oder Auto-Aggression möglich.
Auto-Aggression bedeutet, der Hund richtet seine Aggression gegen sich selbst.
Das kann z.B. das Wundlecken der Pfoten sein und geht bis hin zur Selbstverstümmelung.
Angst und die Ausweglosigkeit aus einer Situation, oftmals gepaart mit schlechten Haltungsbedingungen, können auch zu erlernter Hilflosigkeit oder stereotypen Verhaltensweisen führen.
Du hast sicher schon mal Pferde oder Elefanten gesehen, die mit dem Kopf oder Vorderkörper Schaukelbewegungen hin und her machen. Dieses sogenannte „Weben“ ist ein Zeichen für eine psychische Störung durch Haltung auf zu engem Raum ohne die Möglichkeit, sich artgerecht bewegen zu können.
Bei Hunden findet man den z.B. den „Zwingerkoller“ – dabei laufen die Tiere immer wieder eine bestimmte Fläche kreisförmig ab oder drehen sich um sich selbst.
Es gibt Hunde, die Lichtreflexe oder Schatten jagen, die Wand ablecken oder monoton in immer derselben Körperhaltung und Tonlage bellen. Unterbricht man sie nicht, machen sie das nahezu endlos weiter, bis sie völlig erschöpft sind.
Niemals sollte man Angst ignorieren!
Es wird immer wieder erzählt, dass man Angst durch Zuwendung bestätigen würde – was für ein dämlicher Quatsch! Angst ist ein Gefühl und kein Verhalten. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Ein Kind, das sich vor etwas fürchtet, nehme ich doch auch in den Arm und zeige ihm durch körperliche Nähe und beruhigende Worte, dass ich es beschütze und da bin. Warum soll das bei einem Hund so anders sein?
Angst wird nicht stärker, wenn man für „social support“, also soziale Unterstützung sorgt. Das kann einfach die Hand auflegen sein, um Nähe zu zeigen, durch ruhiges Sprechen oder den Hund aus der Situation heraus zu bringen.
„Da muss er durch!“ ist das Grausamste und Gemeinste, was man seinem Hund antun kann.
Hunde können vor allen möglichen Dingen oder Situationen Ängste entwickeln und es kann schwierig sein, daran zu arbeiten, diese Ängste abzubauen. Das gelingt oft nur mit gutem, einfühlsamem Training durch einen positiv arbeitenden Trainer und manchmal braucht es auch medizinische oder homöopathische Unterstützung, wenn sich Ängste bereits über einen gewissen Zeitraum etabliert und gefestigt haben.
Nochmal – Angst verstärkt sich nicht, wenn man seinem Hund beisteht! Ein schlechtes Gefühl wird durch ein gutes Gefühl (Zuwendung, Schutz) nicht schlimmer, ganz im Gegenteil.
Bitte bedenke das beim nächsten Tierarztbesuch – viele Hunde haben auch dort Angst und werden oft permanent gemaßregelt, weil sie winseln, bellen oder sich nervös bewegen wollen. Bitte hab da Nachsicht und sei lieb zu Deinem Hund, statt streng.
Sitzen, aus gebührendem Abstand beobachten, ruhige Nähe und Körperkontakt geben – neue Umweltreize sind enorm anstrengend und beängstigend für einen Hund, der bisher nicht viel kennenlernen durfte, siehe auch DDeepprriivvaattiioonnssssyynnddrroomm.
Aufmerksamkeit
Menschen wünschen sich einen aufmerksamen Hund. Und wie sieht es anders herum aus?
Wenn Du mit Deinem Hund durch den Wald gehst und dabei die neuesten Facebook-Nachrichten oder Emails checkst, also Dein eigenes Ding machst, musst Du Dich nicht wundern, wenn auch Dein Hund sein eigenes Ding macht – stöbern, jagen, nach Essbarem suchen!
Mein Tipp – erwidere seinen Blickkontakt, lächle ihn an, sag was Nettes zu ihm, zeig ihm auch mal eine Vogelfeder oder ein Mauseloch. Fordere ihn zum Spielen und Rennen auf. Oder spendiere ihm einfach mal so einen Keks, fürs da sein. Du wirst Dich wundern, wie oft Dein Hund Dich dann anschaut oder Kontakt zu Dir sucht.
Sei unterwegs mit Deinem Hund gemeinsam – und nicht zu zweit allein.
Aufreiten
Besteigen, höggeln, rammeln, wie auch immer man das nennt – Hunde tun es. Wieso? Weil es zu ihrem artspezifischen Verhaltensrepertoire gehört.
Das kann Stressverhalten bzw. Stressabbau sein, Überforderung, spielerisches Ausprobieren oder Lernen von Verhaltensweisen im Welpen- und Junghundealter, es kann eine Geste der Dominanz (aua, böses Wort!) oder des Besitzanspruchs sein, oder tatsächlich sexuelles Verlangen, bzw. ein erhöhter Hormonspiegel. Auch Hündinnen besteigen andere Hündinnen oder Rüden, und Welpen üben es ebenfalls ein.
Generell ist das nichts Schlimmes, sofern es nicht permanent auftritt. Dann sollte man nach der Ursache forschen.
Allerdings unterbinde ich es, wenn ich den Eindruck habe, der andere Hund fühlt sich bedrängt und kann die Situation nicht selbst durch eine klare körpersprachliche oder akustische Ansage lösen.
Aufreiten auf den Menschen unterbinde ich generell, forsche aber hierbei an der Ursache. Oft liegt es an einer Überforderung des Hundes, bzw. sozialem Stress oder mangelnden Regeln.
Aufzug
Aufzug fahren sollte man möglichst schon mit dem Welpen üben, und zwar alle Arten von Aufzug, die man finden kann.
Wieso?
Weil man einen Hund ab einem gewissen Gewicht, bzw. einer gewissen Größe schlecht auf den Arm nehmen kann, um Rolltreppe zu fahren. Näheres siehe unter dem Schlagwort.
Augenblicke
Ein Augenblick kann alles ändern.
Der Moment, in dem Du Deinem Hund das erste Mal in die Augen schaust, und er Dir. Und Du weißt, dass ihr zusammengehört.
Die Sekunde, in der Du erkennst, dass Dein Hund losrennen wird und Du ihn nicht stoppen kannst – in Richtung der stark befahrenen Straße… oder hinter dem Reh her. Oder dem Radfahrer nach.
Ein Augenblick kann unvergesslich sein.
Das Schieflegen des Kopfes bei einem neuen Geräusch. Das kurze Grinsen im Gesicht Deines Hundes, kurz bevor er etwas anstellt. Das Vorstehen vor einem Mauseloch, voller Anspannung. Der verträumte Blick, wenn er zufrieden im Gras liegt, bevor er die surrende Fliege wahrnimmt…
Ein Augenblick ist manchmal nur eine halbe Sekunde lang – und kann genau der Moment sein, in dem Du Deinen Hund noch abfangen, abrufen oder sonst wie stoppen kannst.
Lerne die Augenblicke mit Deinem Hund aktiv zu schätzen. Es sind zuletzt die vielen tausend winzigen Augenblicke, auf die man zurückblickt, in Liebe und Dankbarkeit – weil man sie wahrgenommen und manchmal auch etwas aus ihnen gelernt hat.
Wenn man sie denn wahrgenommen hat. Siehe Aufmerksamkeit.
Aushalten
Manchmal muss man etwas aushalten können, und damit meine ich jetzt mal nicht den Hund. Das ist neben dem Loslassen eines der schwersten Dinge für viele Menschen.
Wenn ich im Training sage: „Atme einfach mal und halte dieses Verhalten Deines Hundes jetzt aus“, dann sehe ich gestresste Gesichter und angespannte Körper.
Hunde sind nun mal keine Menschen und verhalten sich halt anders als wir. Manches Verhalten ist uns unangenehm, peinlich oder es stört uns.
Oder wir glauben, es stört unsere Umwelt, und dann sehen wir uns genötigt einzugreifen. Spätestens, wenn wir entrüstet angeschaut werden, meist von Nicht-Hundehaltern.
„Nein! Aus! Pssst! Schluss!“
Hilft das? Meist nicht.
Besonders junge Hunde probieren sich aus, wollen die Welt entdecken, kennen die Regeln der menschlichen Gesellschaft noch nicht und sind, wie menschliche Teenager, manchmal einfach rotzefrech! Hilft es da, mit ihnen zu diskutieren? Ich glaube, die Antwort kennst Du.
Zuweilen lasse ich den Hund halt einfach bellen, hüpfen, scharren, jammern, wenn es die Situation aus meiner Sicht erfordert. Auch wenn mich die Leute schräg anschauen. Oder mir sogar den Besuch einer guten Hundeschule empfehlen *lach*.
Ich diskutiere nicht, ich bleibe ruhig und warte. Worauf? Auf eine andere Reaktion des Hundes, eine Reaktion, die ich wieder positiv bestärken kann. Damit der Hund lernt, dass er Alternativen zur Verfügung hat!
Viel zu oft haben die Menschen viel zu wenig Geduld im Hundetraining. Dabei ist das so immens wichtig.
Und glaube mir, wenn Du erst mal verstanden hast, dass Du auch mal etwas aushalten und Dir sagen darfst:
“Ja, mein Hund ist jetzt gerade so, wie er ist. Das ist okay so. Ich arbeite ja daran, die Situation für uns zu verbessern“, dann gehst Du sehr viel entspannter durchs Leben.
Übrigens darfst Du auch mal aushalten, wenn Dein Hund sich sehr unterwürfig zeigt, weil Du eine klare Grenze kommuniziert hast. Natürlich kann es bei sensiblen Hunden mal vorkommen, dass man eine körpersprachliche oder verbale Grenze setzt und der Hund alles einklappt und einen anschaut, als hätte man ihn geschlagen. Einige Menschen neigen dann dazu, selbst zusammenzuklappen und den Hund erstmal ordentlich zu trösten…
Bleib ruhig, sprich normal mit ihm und lobe ihn anschließend fröhlich für das richtige, von Dir gewollte Verhalten. Hunde kommunizieren über gewisse Demutsgesten, dass sie sich zurücknehmen und keinen Ärger wollen. Das ist okay so.
Wenn Dein Hund sich aber öfter so verhält, wenn Du ihn begrenzt, dann solltest Du mal schauen, ob Du nicht wirklich zu heftig mit ihm umgehst. Manchmal reicht ein kleiner Wink durchaus für einen sensiblen Hund.
Auto, Probleme
Autofahren ist nicht „Jederhunds“ Sache. Manche mögen schon nicht einsteigen oder rein springen.
Achte darauf, dass Dein Hund sehen kann, wohin er springt. Wenn z.B. der Kofferraum selbst tiefer ist als die Heckkante, muss Dein Hund auf gut Glück springen, ohne sein Ziel richtig sehen zu können. Das kann manchen Hunden Angst machen und muss geübt werden.
Im Zweifel hilft eine kleine Rampe. Diese empfehle ich auch bei älteren Hunden oder solchen, die Gelenk- oder Rückenprobleme haben. Es gibt sie in verschiedenen Varianten und alle lassen sich zusammenklappen oder schieben und recht leicht im Auto verstauen.
Kleine Hunde kannst Du natürlich einfach rein heben.
Das Schließen der Heckklappe oder Autotür – auch hier kann es Probleme geben, und zwar durch den Druck, der beim Schließen entsteht. Setz Dich mal ins Auto, alle anderen Türen sind zu und jemand anderes soll mal die letzte offene Tür zuwerfen – das merkst Du in den Ohren oder auch am ganzen Körper – es entsteht ein kurzer, unangenehmer Druck.
Für den Hund ist das auch total unangenehm und kann ein Grund sein, wieso er nicht gern einsteigt. Eine kleine Hilfe – öffne eine Seitenscheibe ein Stück und schließe dann erst die Tür hinter Deinem Hund sanft statt „mit Schmackes“!
Das Fahren an sich – manchen Hunden wird es dabei übel. Hier solltest Du ausprobieren, ob es Deinem Hund hilft, wenn er nicht rausschauen kann. Manchen Hunden wird von den schnell vorbei rauschenden Bildern regelrecht schwindelig und übel. Andere vertragen das Schaukeln nicht. Sprich in diesem Fall mal mit einem Tierheilpraktiker oder Tierarzt, auch da gibt es hilfreiche Mittel.
Das Aussteigen – Dein Hund sollte bitte niemals einfach so aus dem Auto springen, wenn Du die Tür öffnest. Zu schnell könnte ein Unfall passieren. Übe mit ihm, dass er sitzen bleibt und erst auf Dein Signal hin aussteigen darf.
Zudem staucht das Runterspringen die Wirbelsäule, ist also auch gesundheitlich nicht so gut für Deinen Hund.
Übrigens solltest Du Deinen Hund im Auto immer sichern, entweder durch Anschnallen oder in einer Box. Ein Hund, der sich frei im Auto bewegen kann, wird schnell zur Gefahr für Dich und sich selbst. Und wenn Du bremsen musst, kann er zum Fluggeschoss werden!
Zudem ist ein nicht gesicherter Hund laut der Straßenverkehrsordnung „mangelhafte Ladungssicherung“ und wird mit einem Bußgeld bis zu fünfundsiebzig Euro und einem Punkt in Flensburg belegt.
Bauchgefühl
Hör auf Dein Bauchgefühl.
Aus dem Bauch heraus getroffene Entscheidungen sind meistens goldrichtig. Das rate ich jedem meiner Kunden. Doch vielen scheint es verloren gegangen zu sein.
Vermutlich, weil wir in Deutschland eine Verdrängungs- und Ablenkungsgesellschaft sind. Gefühle mal zulassen, aushalten, sie bewusst spüren und verarbeiten mögen wir nicht so gern. Da lenken wir lieber ab, überspielen das Ganze oder verdrängen sie gern.