Das Kreuz mit dem Kreuz - Reiner Knieling - E-Book

Das Kreuz mit dem Kreuz E-Book

Reiner Knieling

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Beschreibung

Traditionen verstehen, neue Deutungen entdecken

Das Kreuz zieht an und stößt ab. Es zeigt, wie grausam Menschen zu Menschen sind. Und es trägt die Keimkraft neuen Lebens in sich. Wie kann Gott mitten im Schmerz dieser Welt entdeckt werden? Wie öffnen klassische Deutungen des Kreuzes – z.B. Stellvertretung, Opfer, Sühne, Rechtfertigung – Raum für eigene, neue Gotteserfahrungen? Welche Vorstellungen von Gott werden im Kreuz durchkreuzt? Reiner Knieling findet Antworten, die weder in den bekannten Formeln steckenbleiben, noch sie einfach verabschieden. Ein ebenso persönliches wie theologisch geerdetes Buch voller Anregungen, die Rede vom Kreuz neu zu wagen.

  • Gottes im Schmerz dieser Welt suchen und finden
  • Die Kar- und Ostertage mit neuen Perspektiven erleben
  • Mit konkreten Hilfen für die Predigtpraxis

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Seitenzahl: 283

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Reiner Knieling

Das Kreuz

mit dem Kreuz

Sprache finden für das

Unverständliche

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 2015 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Umschlagmotiv und S. 142, aus: Margarete Luise Goecke-Seischab und Erhard Domay: Die Botschaft der Bilder. Christliche Kunst sehen und verstehen lernen am Beispiel von 9 Farbtafeln und 9 Dias, Lahr/Schw. 1990, S. 96, © Margarete Luise Goecke-Seischab.

ISBN 978-3-641-18928-0V001

www.gtvh.de

Vorwort

Das Kreuz zieht an und stößt ab. Es fasziniert und macht hilflos. Es irritiert und beeindruckt. Manche lässt es ratlos zurück.

Das Kreuz Jesu steht für die Kreuze dieser Welt: für das unendliche Leiden, die Schmerzen, die Menschen einander zumuten, für die Schande und die Verachtung, mit der sie einander verstoßen und töten. Das Kreuz Jesu steht auch dafür, dass Gott sich mit dieser Not und dem Schmerz identifiziert. Das Kreuz ist doppelt anstößig: Es stellt die Not der Welt ins Licht, statt sie einfach zu beseitigen. Es mutet uns eine Vorstellung von Gott zu, die unsere Sehnsucht gleichzeitig berührt und durchkreuzt.

Das Kreuz zieht an und stößt ab. ... Manche lässt es ratlos zurück. Das gilt auch für die Deutungen, die mit dem Kreuz Jesu verbunden werden: Stellvertretung, Opfer, Sühnetod, Rechtfertigung, Versöhnung, Erlösung. Viele halten daran fest und verteidigen diese Vorstellungen, weil sie spüren, dass darin eine Kraft liegt, die nicht einfach aufgegeben werden darf. Andere können bestimmte Choralzeilen schon lange nicht mehr mitsingen, weil sie immer den Eindruck haben, Gott habe diese Leiden, diese Schmerzen, diese Opfer gebraucht, damit er gnädig sein könne, damit sein Zorn gestillt würde etc.

Wie kann die Kraft des Kreuzes – die heilsame genauso wie die irritierende und verstörende – stimmig und verständlich zur Sprache kommen? Wie können wir Missverständnisse vermeiden, die regelmäßig mit dem Kreuz Jesu verbunden werden? Welche Potenziale wurden im Laufe der Jahrhunderte verstellt oder verdeckt? Was muss verabschiedet und was besser verstanden werden? Welche Deutungen sind angemessen? Wie können wir sie in die Diskurse und Lebensfragen unserer Zeit und Gesellschaft einbringen – und dann aus dem Dialog selbst profitieren? Dieses Buch ist für alle gedacht, die neue Sprache finden wollen für die Kraft, die im Kreuz liegt.

Einzelne Grundgedanken habe ich bereits an anderer Stelle entwickelt und veröffentlicht. Jetzt habe ich sie in einen Gesamtentwurf eingearbeitet.

Ich danke allen, die in Kursen und Seminaren mitgedacht haben und die das Manuskript aus unterschiedlichen Fachperspektiven kritisch durchgesehen haben! Ich danke ganz herzlich für alle »kollegiale Qualitätssicherung«. Nicht zuletzt danke ich dem Programmleiter des Gütersloher Verlagshauses, Diedrich Steen, für die fachkundige Begleitung und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Erfurt, im Oktober 2015

Reiner Knieling

Inhalt

Teil 1:

Zugänge, Horizonterweiterungen, Perspektiven

1.1 Stolpersteine, Fragen, Zugänge

1.2 Inspirationen aus Kunst, Kirchengeschichte und Ökumene

Keine Kreuzesdarstellungen außer Spott – Die ersten vier Jahrhunderte

Das Kreuz: Ort der Lebenskraft Gottes – 5. bis 10. Jahrhundert

»Ein Tod, aus dem Leben entspringt«16 – Hoch- und Spätmittelalter

Das Kreuz als schöpferische Lebensmacht – Martin Luther

Das Kreuz, der Mensch und die Natur – 17. und 18. Jahrhundert

Unmenschliche Abgründe, verborgener Glanz und Widerstandskraft – Ende 19. und 20. Jahrhundert

Das Kreuz – Ökumenische, kulturelle und geschlechtliche Vielfalt

Sprache finden für das Unverständliche

1.3 Gottes Geheimnis, verborgen im Kreuz

Gottes Liebe – verborgen im Schmerz dieser Welt

Das Kreuz in trinitarisch-energetischer Perspektive

Spuren einer trinitarischen Kreuzeserschließung

Teil 2:

Gottes Geheimnis im Kreuz sprengt unsere Deutungen

2.1 Fluch und Bestätigung: Wie passt das zusammen?

2.2 Sühne – Opfer – Stellvertretung

Festhalten oder verabschieden?

Die mittelalterliche Satisfaktionstheorie

Opfer und Sühne im Alten Testament: Neuausrichtung des Lebens auf Gott

Stellvertretung im Alten Testament: Eröffnung neuer Lebensmöglichkeiten

2.3 Die Auferweckung sprengt die Kategorien dieser Welt

In welchem Sinn ist Jesus stellvertretend für uns gestorben?

In welchem Sinn ist Jesu Tod als Opfer zu verstehen?

Anmerkung zu den »Notwendigen Abschieden«

In welchem Sinn hat Jesus die Strafe auf sich genommen?

In welchem Sinn hat Jesus uns erlöst?

Hat Gott Jesu Leiden gewollt?

2.4 Leidensnachfolge, Kraft in der Schwachheit und Aufstehen gegen Unrecht und Gewalt

2.5 Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit – die Übersetzungsleistungen des Paulus

Rettung

Frieden und Versöhnung

Gottesgerechtigkeit und Rechtfertigung

Freiheit

Und nicht zuletzt der Glaube

2.6 Sünde neu denken und von der Gotteskraft in Kreuz und Auferstehung her verstehen

Was ist das Neue, das durch Kreuz und Auferweckung in die Welt gekommen ist?

Sünde neu denken

Schicksal, Tragik, Verstrickung und die Macht des Bösen

Persönlich zu verantwortende Schuld

Scham

Gottes Lebenskraft – wirksam in den verschiedenen Dimensionen der Sünde

2.7 »Der Gott ist stachelig«

Teil 3:

Sprache finden für das Unverständliche

3.1 Das Kreuz als Teil einer faszinierenden Liebesgeschichte – oder: Die Basis dieses Buches in narrativer Form

Gottes Liebeskraft erleidet den Schmerz und sprengt das Grab

Wie es dazu kam – oder: Gottes Liebesgeschichte fängt nicht erst mit Jesus an

Wie Gottes Liebe konkret wird – zum Beispiel: Petrus

3.2 Vom Kreuz reden in Gottesdienst und Verkündigung

Raum für unterschiedliche Perspektiven und Auseinandersetzung mit den Deutungen des Kreuzes

Die besondere liturgische Herausforderung

Karfreitagsatmosphäre?

Fremdenführerin und Zeuge, Theologe und »Gottesfrau«

3.3 Drei Konkretionen

Sühne – Opfer – Stellvertretung

Rechtfertigung – Freiheit – Glaube

Gottes Geheimnis im Leidensweg Jesu

Zum Schluss:

Literatur

Anmerkungen

Quellennachweise

Bildtafeln

Teil 1:

Zugänge, Horizonterweiterungen, Perspektiven

1.1 Stolpersteine, Fragen, Zugänge

Karfreitag ist sperrig geworden. Seine herausragende Stellung als hoher Feiertag hat er verloren. Viele bleiben den Karfreitagsgottesdiensten fern und kommen lieber an Ostern. Andere halten die Tradition aufrecht und spüren dann: Was da gefeiert wird, entfaltet nicht mehr die Kraft, die es einmal hatte. Hat unsere Zeit einfach keinen Zugang zu dem, wofür Karfreitag steht? Wenn ja, woran liegt das? An der Botschaft von Karfreitag? An den sperrigen Symbolen? An der Atmosphäre? An den fehlenden Brücken? An der mangelnden Erschließung? An unserer Scheu, uns dem grausamen Tod am Kreuz auszusetzen?

Manchmal frage ich mich: Warum ist das an Weihnachten anders? Und ich vermute: weil Weihnachten nicht so bedrohlich wirkt. Das Baby ist zwar gefährdet, bedroht, verletzlich. Aber wir können es in Wärme und Geborgenheit hüllen. Wir können als Mitleidende und Fürsorgende auftreten. Wir müssen uns nicht mit dem Baby identifizieren. Wir können uns kümmern, auch um das Baby in uns. Wie viel Freundlichkeit und Fürsorge und Beziehungsvertiefung geschieht an Weihnachten! – Neben den Verpflichtungen, den Streitereien in der Familie, den Einsamkeiten etc., die es natürlich auch gibt. – Wie viele Geschenke werden gekauft, gebastelt und überbracht, manchmal auch für Fremde! Wie viele Menschen freuen sich! In allem liegt die Sehnsucht nach Frieden auf Erden, mit und ohne die ausdrückliche Ausrichtung auf Gott.

Gott als Baby – gefährdet, bedroht, verletzlich. Das ist leichter zu verkraften als ein hingerichteter Mensch oder gar ein hingerichteter Gott, bei dem man nichts mehr machen kann. Dem wir nicht mehr helfen können. Und der sich scheinbar auch selbst nicht helfen kann. Da ist die Zumutung viel größer: dass Gott das mit sich machen lässt! Das passt nicht in menschliche Gottesvorstellungen. Das Kreuz ist eine mächtige und erschütternde Frage an unsere Vorstellungen von Gottes Macht und die Kraft seiner Liebe. Wenn Gott das mit sich machen lässt, was heißt das für uns? Dass unsere Wünsche nach zügiger Beendigung des Leides oft nicht in Erfüllung gehen? Dass Gott uns in der Regel nicht aus dem Leid heraus erlöst, sondern durch das Leiden hindurch? Hat die Christenheit deshalb angefangen, das Kreuz zu »vergolden«? Hat sie angefangen, das Kreuz mit Heilserwartungen und Heilsvorstellungen zu umgeben, die mehr den eigenen Wünschen entspringen, als den biblischen Quellen? Hat sie eine Theorie entwickelt, die das Kreuz als notwendig und gut und heilsam darstellte und damit seine Schrecken in den Hintergrund drängte? Wollte sie sich durch die Rede von der »Heilsnotwendigkeit« des Todes seine Brutalität vom Leib halten? – Hans-Joachim Iwand, mutiger Streiter der Bekennenden Kirche mit hohem Respekt biblischer und protestantischer Theologie gegenüber, formulierte es in seiner Christologievorlesung so:

»Wir haben uns die Härte des Kreuzes, die Offenbarung Gottes im Kreuz Jesu Christi dadurch erträglich gemacht, daß wir es in seiner Notwendigkeit für den Heilsprozeß verstehen lernten [...]. Dadurch verliert das Kreuz den Charakter der Kontingenz, des Unbegreiflichen.«1

Das spiegelt sich auch in meiner eigenen geistlichen und theologischen Entwicklung. Ich habe schon zu Jugendzeiten nicht verstanden, warum ein »stellvertretender Sühnetod« für Gottes Liebe notwendig sein sollte. Ich hörte oft: ›Jesus ist für dich gestorben.‹ Doch mir konnte niemand richtig erklären, warum sich gerade darin Gottes Liebe zeigt. Schon im Religionsunterricht und in der Jugendgruppe fragte ich: Wie konnte Gott Gefallen haben am Tod seines eigenen Sohnes? Warum rettet er die Welt nicht ohne solche Grausamkeiten? Und wenn es schon so grausam sein muss, warum wird das dann als Ausdruck der Liebe Gottes verstanden? Was ist das für eine Liebe? Die Frage brachte andere durcheinander, irritierte und verunsicherte sie. Deshalb musste, so hatte ich den Eindruck, die Sicherheit schnell wiederhergestellt werden: »Das ist eben so.« Oder, etwas differenzierter: »Gott kann die Regeln, die er aufgestellt hat, nicht einfach durchbrechen. Wegen seiner Gerechtigkeit ist Strafe für unsere Sünden nötig. Seine Liebe ist, dass er nicht uns straft, sondern seinen Sohn.« – »Wenn Gott gerecht bleiben will, muss die Sünde gesühnt werden.« – »Vor Gott wiegt jede Sünde schwer. Bei ihm gibt es nicht kleine und große Sünden.« Das hieß: Alle Sünden sind groß. Auf die Idee, dass alle klein sein könnten, kam niemand. Die Antworten befriedigten mich nicht: Warum unterliegt Gott einem Gesetz? Oder unterstellt er sich dem freiwillig? Auf meine Frage, warum Gott an so vielen Stellen – auch schon vor Jesu Tod – einfach gnädig ist, unverdient gütig oder unverschämt barmherzig, bekam ich dann keine Antwort mehr. Manche sagten: »Das mit dem Kreuz musst Du halt glauben.« Was auch immer ›das mit dem Kreuz‹ genau war. ... Manche ergingen sich in längeren Erklärungsversuchen. Meine Fragen waren am Schluss doch nicht vernünftig beantwortet. Ich dachte damals: Wenn meine Sünde auch noch so schrecklich sein mag, Gott muss doch – wenn er wirklich barmherzig ist – einen barmherzigen, weniger grausamen Weg finden, mit meinen Sünden fertig zu werden.

So machte ich mich auf die Suche. Durch christliche Freizeiten, verschiedene Gespräche, durch das Theologiestudium, die Promotion, meine Arbeit mit Jugendlichen und in der theologischen Ausbildung begleitete mich die Frage: Wie kann ich das Kreuz verstehen? Kann ich es überhaupt angemessen verstehen? Wie verbinden sich damit Gottes Gütekraft, seine Liebesenergie und Friedensstärke? Ich hatte verschiedene Artikel dazu geschrieben. Einzelne Entdeckungen verbanden sich zu einem Bild. Irgendwann war mir klar: Ich kann Gottes Liebe am Kreuz nur dann finden, wenn ich sie zunächst woanders suche. Sie erschließt sich mir nur indirekt. Gottes Liebe entdecke ich vor allem und zuerst in der Menschwerdung und in der Auferweckung. Dort wird deutlich: In der Welt mag sich alles ändern – Menschen, ihre Bilder von Gott, Überzeugungen, Kulturen –, auf eines aber ist Verlass: Gott findet immer einen Weg für seine Liebeskraft und Zuwendung. Das hat er darin gezeigt, dass er in diesem Jesus von Nazareth ins Galiläa des 1. Jahrhunderts kam, zunächst abseits von dem religiösen Zentrum in Jerusalem und am Rand des damaligen römischen Großreichs. Auch seine Kreuzigung konnte diese Zuwendung Gottes nicht zerstören, vernichten, töten. Gott hat Phantasie genug, sich neu zuzuwenden und seiner Güte Kraft zu verleihen. Er erweckt den brutal Gekreuzigten von den Toten: Er stiftet neues Leben und lässt seine Geistkraft wirksam werden. So kommt Gott auch zu uns, hinein in unsere menschliche und religiöse Entwicklung, in unsere Zeit und Gesellschaft. Und er wirbt darum, sich auf ihn einzulassen, umzukehren, dem Leben zu dienen. Paulus hat das in dem Spitzensatz zusammengefasst: »So bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott.« (2. Kor 5,20) Es bleibt die Frage: Welche Bedeutung hat in all dem das Kreuz Jesu?

Meine Suche nach Antworten wird auch durch Gottesdiensterfahrungen in der Passionszeit und am Karfreitag angestachelt: Dort erlebe ich teilweise hervorragende Erzählungen der Passionsgeschichte (dazu mehr in Teil 3). Ich kann mich hineinversetzen, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven miterleben, mich mit dem Geschehen auseinandersetzen. Doch sobald es um die Bedeutung dieses Geschehens geht, werden auch eloquente und theologisch fitte Kolleginnen und Kollegen eigenartig sprachlos, hölzern, formelhaft. Entweder sie meiden klassische Formeln ganz, z.B. dass Jesus »für uns« gestorben ist, dass er stellvertretend für uns sein Leben hingab etc. Oder sie nennen sie in dieser Formelhaftigkeit, ohne zu entfalten, was damit gemeint ist. Ich sage nicht, dass die Entfaltung leicht wäre. Und ich verstehe die Sorge vor Missverständnissen und Einseitigkeiten. Manchmal frage ich mich: Wirke ich auch so? So hilflos? So amtsmäßig? Mehr erlernt als überzeugt? Mehr der Tradition ergeben als von der eigenen Suche angetrieben? Gibt es nicht mehr zu sagen? Ich möchte mich nicht zufrieden geben mit der Wiederholung bekannter Formeln. Ich wünsche mir vielfältige Auseinandersetzung. Ich möchte etwas spüren vom Widerstand und den Entdeckungen der Einzelnen, ihrem Verstehen und den offenen Fragen.

Andere Predigerinnen und Prediger entfalten die bekannten Formeln nach wie vor in vertrauter Weise. Aber es wirkt gleichzeitig eigenartig fremd, wenig im Leben, in den Fragen des Alltags, in dem Unverständnis der Gesellschaft verwurzelt. Wieder andere üben sich im Gegenteil. Sie verabschieden, was unverständlich wirkt. Sie suchen Worte, die akzeptabel scheinen. Das wirkt dann manchmal banal. Mein Eindruck ist: Beides wird der Störung durch das Kreuz, der Gottesgegenwart in der Tiefe, dem Geheimnis Gottes in dieser Welt, der Heilskraft, die von ihm ausgeht, nicht gerecht.

Wenn ich nach der Bedeutung des Kreuzes frage, suche ich einen Weg, der weder in den bekannten Formeln stecken bleibt, noch sie einfach verabschiedet; einen Weg, der die Sprach- und Hilflosigkeit aushält und überwindet; einen Weg, der das Anstößige des Kreuzes ernst nimmt, aber nicht jede Deutung, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat, für plausibel halten muss; einen Weg, der hoffentlich auch zu neuen Deutungen führt, in denen sich die alte Kraft des Kreuzes entfaltet; einen Weg, der dem Kreuz Facetten abringt, die an unsere gegenwärtigen Herausforderungen andocken und dort ihre Wirkung entfalten.

Um mein Verständnis zu weiten, helfen mir Einblicke in die Kunst der Gegenwart und der vergangenen Jahrhunderte – und in die theologischen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontexte, die sich in dieser Kunst Ausdruck verschaffen. Dabei entdecke ich Facetten des Kreuzes, die sich nicht einfach in die Deutungen fügen, die ich gelernt habe. Das weitet meinen Horizont. Das führt mich zu Fragen, die mich weiterbringen. Einige der Entdeckungen stelle ich im nächsten Abschnitt vor.

1.2 Inspirationen aus Kunst, Kirchengeschichte und Ökumene

Ein Blick in die Kunst- und Kirchengeschichte zeigt Perspektiven und Aspekte in der Deutung des Kreuzes Jesu, die uns wenig oder gar nicht vertraut sind, die irritierend oder faszinierend fremd sind, die verstören und anziehen und sich manchmal überraschend mit gegenwärtigen Herausforderungen und Frageperspektiven verbinden. Dabei geht es hier nur um Horizonterweiterung, nicht um einen kunst- und kirchengeschichtlich ausgewogenen Überblick über die Kreuzesdarstellungen und -deutungen. Es geht in der Betrachtung der Bilder auch nicht um eine kunstgeschichtlich gesicherte Einordnung. Das alles gibt es an anderer Stelle.2

Es geht vielmehr darum, in den Bildern Aspekte zu entdecken, die uns in unseren gegenwärtigen Bemühungen um das Kreuz inspirieren und weiterbringen könnten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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