Das Linksphänomen - Andrej Jendrusch - E-Book

Das Linksphänomen E-Book

Andrej Jendrusch

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Beschreibung

Warum sitzt das Herz links und ist die DNA-Spirale mit unserem genetischen Code linksgedreht? Wieso wird in Stadien immer linksherum gelaufen und weicht der Mensch in Notsituationen zumeist nach links aus? Aus welchem Grund liegen in Kaufhäusern die wichtigen Waren links und warum gilt links als weiblich?
Der Mikrobiologe Siegfried Wachtel und der Physiker Manfred Ritschel haben über Jahrzehnte zum Linksdrall in der Natur geforscht. Der Publizist Andrej Jendrusch ist dem Rechts-Links-Problem in der Kulturgeschichte gefolgt. Gemeinsam legen sie ein Buch vor, das die Bedeutung der Linkshändigkeit in der Menschheitsgeschichte behandelt – verbunden mit eigenen kuriosen Erfahrungen.
Zum 20. Jahrestag des Ch. Links Verlages erscheint dieses erste Werk der Verlagsgeschichte nun in erweiterter Neuausgabe, in der auch die Erkenntnisse der letzten 20 Jahre zusammengefasst und populär dargestellt werden. Das Resultat ist eindeutig: Ein Überleben gibt es nur mit Links.

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Seitenzahl: 219

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Andrej Jendrusch / Manfred Ritschel Siegfried Wachtel

DasLinksphänomen

Die eigenwillige Prägung des Lebens

Ch. Links Verlag, Berlin

»Das Linksphänomen – Eine Entdeckung und ihr Schicksal« warder erste Titel unseres 1989 gegründeten Verlages. Das Buch erscheintzum 20. Jubiläum 2009 in einer aktualisierten und erweiterten Neuausgabe.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage, Juni 2012 (entspricht der 2. Druck-Auflage von September 2009)

© Christoph Links Verlag GmbH, 1990

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 30-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,

unter Verwendung einer Abbildung der

linksdrehenden DNS-Doppelhelix

eISBN: 978-3-86284-178-3

Inhalt

Vorwort zur Neuausgabe

Einleitung

Beobachtungen und Fragen

Links und Rechts in der Tierwelt

Nachforschungen und Hypothesen

Linksbetonte Bewegungsabläufe beim Menschen

Ein Dokumentarfilm und sein jähes Ende

Funktionale Asymmetrien des Gehirns

Erste Laborexperimente und überraschende Entdeckungen

Chiralität in der Pflanzenwelt

Geheimnisvolle Eingriffe

Das Rechts-Links-Verständnis in der Kulturgeschichte

Tierversuche und Krebstherapie

Drehungen bei organischen Grundbausteinen

Mögliche Anwendungen und dubiose Partner

Physikalisch-technische Aspekte des Rechts-Links-Problems

Fehlende Unterstützung und ein Hinweis

Paritätsverletzung in der Atomphysik

Das vorläufige Ende der Arbeiten und die Herausforderung an die Zukunft

Exkurs

Was ist Links? Eine Begriffsbestimmung

Nachlese

Anhang

Verwendete und weiterführende Literatur

Angaben zu den Autoren

Vorwort zur Neuausgabe

1990 erschien im gerade gegründeten Verlag von Christoph Links ein Buch mit dem beziehungsreichen Namen »Das Linksphänomen«. Ich hatte Siegfried Wachtel, dem das Werk Inspiration, Titel und den autobiographischen Teil verdankt, durch die gemeinsame Arbeit am Institut für Tropen- und Infektionskrankheiten in Berlin-Buch kennengelernt und ihn an den Jungverleger vermittelt. Dieser ließ sich von der Begeisterung des promovierten Arztes und Mikrobiologen anstecken, bat ihn um 180 Seiten, setzte das Erscheinen des geplanten Werkes zur Frankfurter Buchmesse fest und harrte mit sanfter Ungeduld der Dinge. Der schließlich gelieferte Text fiel indes kürzer aus als erwartet.

Da der Starttermin nunmehr ernsthaft gefährdet schien, wurde ich durch freundlichen Druck von Herrn Links (sein Verlag hieß schließlich damals noch LinksDruck) zum Koautor ernannt, der in den verbleibenden Wochen eine Einleitung und zehn populärwissenschaftliche Kapitel beisteuern durfte. (Sie unterscheiden sich durch eine andere Schrift vom Text Siegfried Wachtels.) Eine tour de force durch Kulturgeschichte und Atomphysik, optische Isomere, Chiralität (Händigkeit) in der Pflanzenwelt und funktionale Asymmetrien des Menschen. (Und das für jemanden, der seit seiner Kindheit mit den Händen wedeln muss, um überhaupt zu wissen, wo rechts und links ist ... Am Ende des Buches findet sich daher noch mal eine klare Begriffsbestimmung, was eigentlich Links ist.)

»Das Linksphänomen«, das die bevorzugte Wachstums- und Bewegungsrichtung in der Natur behandelt – anschauliche Beispiele sind Schneckenhäuser, Händigkeit, Drehungen –, wurde erfreulich positiv aufgenommen. Der Deutsche Taschenbuchverlag übernahm eine Lizenzausgabe, die 1993 unter dem Titel »Der Linksdrall in der Natur« erschien und 1994 noch eine Nachauflage erlebte. Seither tauchte das Thema immer wieder in Presse, Rundfunk und Fernsehen auf. Der »Spiegel« veröffentlichte beispielsweise 2007 einen Beitrag unter dem Titel »Überleben mit Links«. Hier sei nur auf einige neue Aspekte verwiesen.

Der Grund, warum das menschliche Herz (und das vieler Tiere) auf der linken Seite sitzt, hängt nach Erklärung eines internationalen Teams unter A. Raya vom Salk Institute in Kalifornien offenbar mit der Konzentration von Kalzium zusammen. Die Forscher stießen auf eine Signalkette, die Schwankungen der Ionenkonzentration in genetische Mechanismen übersetzt, welche schon wenige Stunden nach der Befruchtung im Embryo die Körpersymmetrie teilweise aufheben. Dabei führt ein Ungleichgewicht von Kalziumionen außerhalb der Keimzellen zur Produktion eines spezifischen Proteins, das Linkslastigkeit molekular fixiert. Für N. Monk von der Universität Sheffield ist dies der erste entwicklungsbiologische Nachweis dafür, wie sich nichtgenetische Einflüsse in genetischen Mustern manifestieren.

Bochumer Forscher wiederum wiesen an pickenden Hühnern und Tauben nach, dass sich diese bei gleichmäßig gestreuten Körnern häufiger für die zu ihrer Linken entschieden und die zu ihrer Rechten übersahen. (Beim Menschen ist der Hang, die Aufmerksamkeit eher nach links zu richten, schon länger bekannt, was bei der Produktpräsentation im Eingangsbereich großer Warenhäuser Berücksichtigung findet.) Da beide Vogelarten nicht über die bislang für dieses Phänomen verantwortlich gemachte Hirnstruktur verfügen, kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Bevorzugung der linken Seite wohl schon vorhanden sein musste, ehe sich Vögel und Säugetiere auseinanderentwickelten.

Der nach wie vor interessanteste und zukunftsträchtigste Aspekt aber bleiben Chiralitäten im molekularen Bereich, auch wenn die Vorgänge dort nicht immer leicht verständlich sind. Tunnelmikroskopie-Untersuchungen der Selbstanordnung von Festkörperoberflächen ermöglichten hier aber überraschende Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen. Mittels gezielter Verfahren lassen sich etwa schraubenförmige Polymere gleichförmig ausrichten.

Unter diesem Gesichtspunkt gewinnen auch Flüssigkristalle an Bedeutung. Besitzen diese geeignete Moleküle, entsteht auch hier unter bestimmten Bedingungen eine übergeordnete Chiralität – die Moleküle jeder Schicht weisen dann eine Vorzugsrichtung auf. Beim Übergang von einer Schicht zur nächsten dreht sich diese Vorzugsrichtung, wodurch eine helikale Struktur aufgebaut wird, also eine Links- oder eine Rechtsspirale entsteht.

Diese Resultate sind auch deshalb bedeutsam, weil sie zu neuen Auffassungen über den Ursprung und die Linksprägung des Le-bens führen. Dem sogenannten Ursuppen-Experiment, das unter Laborbedingungen einfache organische Verbindungen, aber auch Aminosäuren entstehen ließ, wird mittlerweile oft vorgeworfen, dass dies im Kleinen funktionieren mag. Unter den Bedingungen der Urozeane aber hätte die geringe Konzentration der beteiligten Stoffe nie ausgereicht, um längerkettige Biomoleküle zu erzeugen, geschweige denn, stabil zu halten.

So geht die aktuelle Oberflächen- oder Biofilm-Theorie davon aus, dass wohl kristalline Materialien, wie Pyrit oder Molybdänit, als Katalysatoren und Schablonen für die Entstehung von Lebensbausteinen gedient haben. Um so mehr, als Versuche zeigten, dass sich auf diese Weise in der Tat Polypeptide, aber auch längerkettige Zucker, als Vorläufer der Nukleinsäuren, erzeugen lassen.

Bei ihrer Suche nach der begrenzenden, schützenden Vorstufe der Zellen stießen Forscher der Universität Glasgow auf hydrothermale Quellen am Meeresgrund. Diese lagern Pyrit als poröse Struktur ab. Dessen winzige Hohlräume fungieren als eine mineralische Membran. In deren Hülle könnten sich aus dem einströmenden, mit anorganischen Substanzen angereicherten Wasser über Zucker, Aminosäuren und Basen erste Enzyme und später RNA und DNA gebildet haben.

Der Biochemiker R. Ghadiri vom amerikanischen Scripps-Institut schließlich wies nach, dass schon einfache, sich selbst kopierende Polypeptide in einer Art chiraler Selektion nur diejenigen Aminosäuren eines Rechts-Links-Gemisches benutzen, die die richtige Händigkeit aufweisen. (Auch in dem 1969 in Australien niedergegangenen Murchison-Meteoriten, mit 4,5 Milliarden Jahren ebenso alt wie die Erde, entdeckten Wissenschaftler mehr als 70 Aminosäuren, unter denen die linksdrehenden um ein Drittel überwogen.)

Siegfried Wachtel habilitierte sich zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter, dem Physiker Manfred Ritschel, 1990 zum Dr. sc. phil. an der Humboldt-Universität zu Berlin durch eine Schrift mit dem Titel »Information und Evolution in der Einheit von Mensch und Natur – Ein interdisziplinärer Beitrag zum Raum-Zeit-Problem«. Später waren beide noch mehrfach am Forschungsinstitut Göttingen zu Gast bei Prof. Manfred Eigen, der für seine Arbeiten zur Selbstorganisation der Materie den Nobelpreis erhalten hatte. 1991 wurde ihr Antrag auf Forschungsförderung beim Kernforschungszentrum Jülich zwar positiv beschieden, zugleich aber an seinen Ausgangspunkt, das Institut für Molekularbiologie Jena zur weiteren Forschung zurückverwiesen. Jülich wollte sich der Sache nicht annehmen. Für Siegfried Wachtel stellte dies eine herbe Enttäuschung dar, hatte er doch schon eine Odyssee durch mehrere Forschungsinstitute hinter sich. Mit der Berentung folgte sein Rückzug ins Private, das zunehmende Interesse an Familie, Haus und Boot. Mit Öffnung der Archive stellte sich dann auch heraus, warum die Wissenschaftler in ihren Forschungen zu DDR-Zeiten derart behindert worden waren. Es handelte sich vor allem um militärische Gründe. Zum einen gab es streng abgeschirmte parallele Kosmoslabor-Experimente, zum anderen befürchtete man juristische Komplikationen wegen gesundheitlicher Spätfolgen bei Radartechnikern, wenn die Forschungsergebnisse öffentlich würden. Mitte 1998 ereilte den starken Raucher und Kaffeetrinker Siegfried Wachtel, dem bereits ein Bypass implantiert worden war, ein doppelter Schlaganfall. Bis zu seinem Tod am Heiligabend des gleichen Jahres blieb er halbseitig gelähmt und konnte nur noch die Gliedmaßen seiner linken Körperhälfte benutzen.

Manfred Ritschel hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten die wissenschaftliche Arbeit am »Linksphänomen« fortgesetzt. Von ihm stammt die »Nachlese« am Ende des Buches, in der die jüngsten Forschungsergebnisse komprimiert dargestellt werden.

Berlin, im Sommer 2009

Andrej Jendrusch

Einleitung

Das vorliegende Buch trägt seinen leicht metaphysisch anmutenden Titel »Das Linksphänomen« aus zweierlei Gründen. Es beschäftigt sich einerseits mit verschiedenen Aspekten des Rechts-Links-Problems oder der Chiralität (Händigkeit) unserer Welt und macht dabei deutlich, daß Rechts und Links innerhalb der belebten Materie einen weitreichenden Informationsgehalt besitzen. Andererseits wird die Hypothese aufgestellt, dass die Fülle linksbetonter Wachstumsformen und Bewegungsabläufe in der Natur einer gewissen Systematik folgt, in die sich selbst Körperasymmetrien einordnen. So hat sich die vorherrschende Rechtshändigkeit des Menschen möglicherweise auch deshalb herausgebildet, weil er, ebenso wie viele Tierarten, Dreh- und Wendebewegungen in jene Richtung bevorzugt, in die auch die Mehrzahl der Schnecken, Windepflanzen und Schraubenbakterien wachsen und in die sich nicht zuletzt die unseren genetischen Code tragende DNS-Spirale dreht – nach links!

Wie und warum solche Asymmetrien auftreten, kann im Einzelnen oft nicht befriedigend geklärt werden. Wichtig scheint indes, dass es sie gibt und sich eine, offenbar durch bestimmte physikalische Faktoren beeinflussbare, Verschiebung zugunsten der linken (oder rechten) Seite nicht, wie bislang angenommen, auf den Elementarteilchenbereich beschränkt. (Bekanntlich gelang der amerikanischen Forscherin C. Wu 1957 an Kobalt-60-Isotopen der experimentelle Nachweis, dass von radioaktiven Kernen ausgestrahlte Beta-Teilchen eine chirale Asymmetrie aufweisen: So entstehen beim Beta-Zerfall etwa 30 Prozent mehr links- als rechtshändige Elektronen. Für die theoretische Physik, die bis dahin von einem grundsätzlichen Richtungsgleichgewicht auch im Bereich der schwachen Wechselwirkungen ausgegangen war, Rechts und Links mithin als beliebig austauschbar erachtet hatte, bedeutete dies eine Wissenschaftssensation allerersten Ranges. Die von T. D. Lee und C. N. Yang vorausgesagte Entdeckung hieß fortan Sturz der Parität.)

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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