Das M-Projekt - Hubert Kölsch - E-Book

Das M-Projekt E-Book

Hubert Kölsch

4,8

Beschreibung

Zwei Menschen begegnen sich auf einer Flugreise und machen sich daraufhin gemeinsam auf die abenteuerliche Suche nach ihrem inneren Selbst, ihrem wahren Ich. Eingebettet in eine unterhaltsame Fantasy-Geschichte wird die Reise zur persönlichen Kraft, dem göttlichen Funken in jedem von uns beschrieben. Die Schritte und Aufgaben für den Weg zur ureigenen Schöpferenergie erfüllen die beiden Reisenden in verschiedenen Realitäten. So lernen sie die Wirkungsprinzipien der Dualität auf dem geheimnisvollen Planeten Lambda7 kennen oder müssen sich den Herausforderungen der alltäglichen Wirklichkeit auf der Erde stellen. Ganz nebenbei beginnt der Leser bei der Schilderung ihrer Abenteuer, sein eigenes Leben zu reflektieren und nach seinem eigenen Lebensauftrag zu forschen

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Seitenzahl: 256

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Huber Kölsch

Das M-Projekt

Ein spirituelles Abenteuer

 

 

 

 

 

 

 

ÜBER DEN AUTOR

Hubert Kölsch ist Autor, Seminarleiter und Coach. Nach Studien in Ägyptologie, Geografie und Sozialpädagogik hat er begonnen, im Bereich Erwachsenenbildung und Training zu arbeiten. Darüber hinaus hat er eine dreijährige Ausbildung in Systemischer Familientherapie und Beratung absolviert. Er arbeitet für Firmen, Mittelstandsunternehmen und soziale Einrichtungen und bietet individuelles Coaching an.

Wichtiges Anliegen ist ihm bei seiner Arbeit, unterschiedliche Bereiche des Lebens wie Spiritualität, Wirtschaft und Kultur miteinander in Verbindung zu bringen. Er schreibt pädagogische Fachliteratur, spirituelle Bücher und Kurzgeschichten im Rahmen von Literaturwettbewerben.

Seine besondere Leidenschaft gilt der klassischen Musik, insbesondere der Oper, und dem Reisen im Flugzeug. Er lebt in München und ist für Vorträge und Seminare in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz unterwegs.

 

 

Weitere Informationen unter:

www.divineconsulting.de

www.hubert-koelsch.de

 

 

 

 

 

 

 

ISBN 978-3-8434-6069-9

Hubert Kölsch:Umschlag: Aileen Roloff, Schirner,Das M-Projektunter Verwendung von #20375923Ein spirituelles Abenteuer(Alena Ozerova), www.fotolia.de© 2012 Schirner Verlag, DarmstadtRedaktion: Barbara Rave, Schirner E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2014

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

INHALT

Über den Autor

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Dank

 

DER HERR. »Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,

Und führ´ ihn, kannst du ihn erfassen,

Auf deinem Wege mit herab,

Und steh beschämt, wenn du bekennen musst:

Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange

Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.«

J. W. v. Goethe: Faust I, V. 324 ff.

 

 

MEPHISTOPHELES. »Bescheidne Wahrheit sprech´ ich dir.

Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,

Gewöhnlich für ein Ganzes hält –

Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,

Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar.«

J. W. v. Goethe: Faust I, V. 1346 ff.

KAPITEL I

Ich liebe Fliegen, besonders auf Langstrecken. Vielleicht ist mir die folgende Geschichte auch gerade deswegen in einem Flugzeug passiert.

Seit vielen Jahren suchte ich nach dem Grund, warum das Leben so ist, wie es ist. Aber es wird Sie nicht wundern, wenn ich Ihnen sage, dass ich keine Antwort finden konnte. Bücher, Vorträge, Seminare – ich war der perfekte »Sinnsuche-Tourist«, bis mir eines Tages klar wurde, wer mir den Sinn des Lebens erklären konnte und wer wusste, warum sich etwas in meinem Leben ereignete. Dies konnte niemand außer einer ganz bestimmten Person sein – diese musste ich finden. Natürlich wurde mir schnell klar, dass dies nur ich selbst sein konnte und dass ich den Sinn und die Erklärung für mein Leben in mir selbst finden musste. Ich machte mich auf die Suche und fand vieles – aber nicht mich selbst.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oder wo man sich selbst finden könnte? Nein? Ist vielleicht auch vernünftiger, denn wenn Sie sich selbst suchen, stellen Sie sich nur eine Frage. Aber wenn Sie versuchen, diese zu beantworten, haben Sie plötzlich unendlich viele neue Fragen und doch keine Antworten. So ging es mir viele Jahre lang, bis ich die Suche schließlich aufgab. Eigentlich hatte ich etwas anderes getan, aber das war mir damals noch nicht klar. Ich beschloss nämlich einfach, mein Leben so zu leben, wie es kommen würde, und es war mir gleichgültig, was nun letztendlich der Sinn des Ganzen sein sollte. Ich wollte nur noch, dass es einigermaßen angenehm »über die Bühne ging«.

Eigentlich hörte ich auf zu suchen und ließ dadurch los. Aber zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass genau dieses Loslassen der Schlüssel zur Lösung war. Jedenfalls ist mir dann das passiert, was ich Ihnen heute berichten möchte.

Es war auf einem Flug wie diesem, zwölf Stunden ostwärts, von Los Angeles nach Europa. Vielleicht ist es Zufall, dass Sie heute neben mir sitzen, und wir auch diesmal von Los Angeles zurückfliegen. Schließlich ist es die Stadt der Engel. Glauben Sie an Engel?

Nein, ich wusste nicht, dass Sie umgebucht worden sind. Eigentlich hätten wir uns gar nicht treffen sollen. Ihr Flughafen in Europa ist wegen Schneefall geschlossen, und daher mussten Sie ausweichen. Ich verstehe, dass Sie verärgert sind, aber Sie sehen auch, dass Sie es nicht ändern können. Ich wurde damals nicht auf einen anderen Flug umgebucht, aber es geschahen Dinge, die unglaublich waren, und schließlich fand ich mich sogar in einer anderen Realität wieder.

Was passiert ist? Nun, ich würde es so beschreiben: Ich erinnerte mich daran, woher ich komme und warum ich hier bin. Ob alles wahr ist, was ich Ihnen gleich erzählen werde, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es für mich wahr ist und dass sich mein Leben seit diesem Erlebnis vollständig verändert hat.

Aber schnallen Sie sich an, denn auf unserer Reise kommen Turbulenzen auf Sie zu.

Eigentlich begann alles schon vor dem Flug im Hotel in Los Angeles. Es war eine dieser neutralen guten »Dienstleistungsbettenburgen«, in der ich eine Nacht verbrachte, um am nächsten Tag einen Anschlussflug zu nehmen. Ich stand morgens am Hotelfenster und blickte auf den Flughafen der Stadt der Engel. Die Sonne ging auf und schien mir glänzend und warm ins Gesicht. Woher ich kam? Nun ich hatte einige Zeit auf den Inseln von Hawaii verbracht. Waren Sie schon einmal auf Hawaii? Diese Inseln haben eine gigantische Energie und Wirkung. Dort vervielfachen sich alle Emotionen.

Ja, Sie haben recht, das ist gut, wenn man sich freut, nur ärgern sollten Sie sich dort möglichst wenig. Ich war erfüllt von einer Inspiration, die ich Ihnen nur schwer beschreiben kann. Die Zeit am Strand und im Meer, die Berge, die Wolken und das Licht, all das zusammen hatte eine harmonische Wirkung auf mich. Es war eine besondere Art von Ausgeglichenheit und innerem Frieden. Ich ruhte in mir und hatte das Gefühl, dass mich nichts aus der Ruhe bringen könnte. Für einen Menschen wie mich, der im Alltag stets unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt war, ist das eine ungewöhnliche Erfahrung. Ich fühlte mich auf Hawaii wie zu Hause. Aber ich war dennoch auf dem Weg zurück. Wenn ich Ihnen das jetzt erzähle, stelle ich fest, welche interessante Bedeutung das Wort »zurück« für mich in diesem Zusammenhang hatte: Ich war auf dem Weg zurück nach Hause, nach Europa, aber ich fühlte mich auf Hawaii wie zu Hause, und schlagartig sollte es mit meinem Leben vorwärtsgehen – tatsächlich nach Hause.

Ja, das scheint auf den ersten Blick wirklich kompliziert. Haben Sie bitte noch etwas Geduld mit mir.

»Bist du bereit?« Ich stand am Fenster und blickte mich um, doch das Zimmer war leer. Ich war allein. Noch einmal hörte ich eine tiefe Stimme fragen, die jedoch sehr liebevoll klang und mir viel Vertrauen einflößte: »Bist du bereit?«

Dieses Mal war die Stimme etwas bestimmter und fordernder.

›Was wohl passieren würde, wenn ich jetzt Ja sagen würde?‹, fragte ich mich.

»Ich kann dich nicht verstehen«, hörte ich als Reaktion auf meinen Gedanken. Offensichtlich wollte die Stimme, dass ich meinen Gedanken laut aussprach. Ich zögerte, das Hotelzimmer war definitiv leer, außer mir war niemand im Zimmer. Noch einmal blickte ich aus dem Fenster auf das Rollfeld, dort sah ich Flugzeuge zur Startposition rollen. Ich verspürte Zeitdruck, weil irgendjemand auf meine Antwort zu warten schien. Unruhig ging ich umher und fragte mich, ob ich nicht vergessen hatte, etwas in meinen Koffer einzupacken. Obwohl eigentlich noch genügend Zeit war, kam in mir plötzlich die Befürchtung auf, dass ich aus irgendeinem Grund meinen Flug versäumen könnte. Die Leere des Zimmers wurde unerträglich, und ich fühlte ich mich einsam und verlassen. Ich hatte Angst, ohne zu wissen, wovor. Ich wollte einfach nur, dass dieser Spuk aufhörte, doch der Druck, dass etwas von mir erwartet wurde, wuchs.

Haben Sie sich als Kind, wenn Sie aus einer Situation hinauswollten, auch einfach die Augen zugehalten und gehofft, dass alles vorbei wäre, wenn Sie die Hände wieder vom Gesicht nähmen? Genau so etwas habe ich gemacht, ich wollte einfach so lange aus dem Fenster starren, bis alles vorbei war. Aber irgendwie ging das nicht. Jemand wollte eine Antwort von mir. Ich spürte, ich müsste nur Ja oder Nein sagen, dann wäre der Druck vorbei. Aber was würde dann passieren?

Ich war ein Mensch, der gern die Kontrolle über sein Leben hatte und der für seine Entscheidung gern gewusst hätte, was bei einem Ja oder einem Nein geschehen würde. Daher suchte ich den Dialog mit der Stimme.

»Was passiert, wenn ich Ja sage?«, fragte ich in die Leere des Hotelzimmers.

Nichts. Nur Stille. Das Einzige, was kam, war die Klarheit darüber, dass ich aus diesem Hotelzimmer nur herauskam, wenn ich eine Antwort auf die Frage gab.

Ich startete einen neuen Versuch: »Was passiert, wenn ich Nein sage?« Die Reaktion war dieselbe – drückende, schweigende Stille. Die Zeit verging.

Und dann hörte ich die Stimme zum dritten Mal fragen: »Bist du bereit?«

Ich weiß nicht, warum ich schließlich Ja sagte. Aber nachdem ich es getan hatte, wurde die Luft sofort leicht, angenehm und frisch, als ob jemand das Fenster aufgemacht hätte. Ich konnte tief durchatmen, fühlte mich vital, freudig und vor allem sicher. Das war sehr gut so, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mit meiner Antwort eine Reise angetreten hatte.

»Herzlich willkommen«, hörte ich die Stimme auf meine Antwort erwidern, »mache dich auf den Weg zum Flughafen. Du hast viel vor.«

Natürlich verstehe ich Ihre Einwände: So etwas kann nicht sein, und es muss doch eine rationale Begründung dafür geben. Die Wahrheit ist, dass ich für das Geschehen keine Erklärung habe, aber was danach passierte, war noch viel unerklärlicher. Hollywood hätte es nicht besser erfinden können! Vielleicht war auch alles, was ich Ihnen noch erzählen werde, eine Fiktion, aber sie veränderte mein Leben und machte mich zu einem glücklichen Menschen.

Das ist wirklich eine gute Frage: Was ist ein glücklicher Mensch? Ich denke, das Problem ist, dass wir Menschen Glück mit Ereignissen oder Besitz in Verbindung bringen. Deswegen werden wir auch so leicht unglücklich, weil es schließlich immer etwas gibt, was wir nicht haben. Glück ist aber ein Gefühl, das von äußeren Faktoren unabhängig ist. Inzwischen glaube ich, dass Glück bedeutet zu wissen, warum ich hier bin und dass ich mein Leben als sinnvoll erachten kann.

Das möchten Sie auch? Wunderbar, dann ist es ja nur noch ein Schritt bis zu Ihrem Glück. Den Wunsch, glücklich zu sein, hegen Sie schon lange? Vielleicht sitzen wir deswegen heute für viele Stunden in Tausenden von Metern Höhe nebeneinander. Gern erzähle ich Ihnen, was geschah, nachdem ich der Stimme meine Antwort gegeben hatte. Aber zunächst noch eine Frage:

»Sie sind bereit? Ja? Herzlich willkommen!«

Ich verließ das Hotelzimmer, ging mit meinem Gepäck zum Aufzug und fuhr in die Lobby. Was dann geschah, war eine Ereigniskette voller Wunder. Und doch waren diese im Nachhinein betrachtet nur die Vorbereitungen für meine Reise. Bis wir landen, werden Sie verstehen, was ich genau damit meine, wenn ich zu Ihnen sage, dass ich mich erinnerte. Nur Geduld, ein Schritt nach dem anderen …

Ich ging zur Rezeption, um mein Zimmer zu bezahlen, gab die Schlüsselkarte ab und nannte meine Zimmernummer. »Vielen Dank, hatten Sie einen angenehmen Aufenthalt? Ihr Zimmer ist bereits bezahlt.« Ungläubig starrte ich die Dame hinter der Rezeption an, denn ich wusste, dass ich das Zimmer noch nicht bezahlt hatte.

»Sind Sie sicher?«

»Ja, das Zimmer wurde während Ihrer Anwesenheit für Sie bezahlt. Ein Fahrer wird Sie wie vereinbart zum Terminal fahren.«

»Welcher Fahrer?«

»Wir haben hier den Vermerk, dass ein VIP-Fahrer gewünscht ist, und dieser Service wurde bereits zusammen mit dem Zimmer bezahlt.«

Ich drehte mich um und blickte in ein Paar leuchtende Augen. Vor mir stand ein großer livrierter Mann, ein Farbiger, mit einer Ausstrahlung, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Die goldenen Knöpfe seiner Chauffeursuniform strahlten mit seinem Lachen um die Wette. Ich empfand ein Gefühl von Sicherheit und Liebe. Es war unbegreiflich.

»Hi, ich bin Mike, Ihr Fahrer, ich bringe Sie zum Terminal.« Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er schon meine Koffer genommen und ging zur Hoteltür hinaus. Verdutzt hörte ich noch, wie die freundliche Dame an der Rezeption mir eine gute Reise wünschte, und ich folgte Mike. Er stand bereits am Auto und hielt mir die Wagentür auf. Erschöpft sank ich auf das bequeme Polster im Fond der Limousine und wollte meine Gedanken sortieren. Häuser, Autos und Menschen rauschten an mir vorbei, und noch bevor ich Zeit hatte, mir darüber klar zu werden, was gerade geschehen war, erreichten wir das Terminal. Etwas skeptisch blickte ich aus dem Fenster, denn Mike hatte mich nicht nach meiner Fluggesellschaft gefragt. Doch ich sah das Logo und wusste, dass ich am richtigen Terminal war. Als ich ausstieg, hatte er bereits mein Gepäck auf einen Koffertrolley geladen. Er gab mir die Hand und schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das mich am ganzen Körper vor Freude erschaudern ließ. Bevor ich ihm Trinkgeld geben konnte, saß er bereits wieder im Auto und fuhr schnell davon.

Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ich erst einmal durchatmen musste. Das war doch alles etwas viel auf einmal: eine Stimme, die mich fragte, ob ich bereit sei, das bezahlte Zimmer, der bestellte Fahrer. Nein, ich weiß bis heute nicht, wer das für mich organisiert hatte. Ich habe auch nicht die geringste Ahnung. Zwar wussten einige Freunde, dass ich auf Hawaii war und auch, wann ich zurückkehren sollte, aber niemand, wirklich niemand kannte den Namen des Hotels in Los Angeles, in dem ich die Nacht bis zum Anschlussflug verbringen wollte. Ich stand mit gemischten Gefühlen aus Befremden und Freude an der Eingangstür zur Schalterhalle. Aber warten Sie ab – bevor meine Reise, von der ich Ihnen eigentlich erzählen möchte, überhaupt beginnen konnte, kam es noch besser.

Ich betrat die Halle und begab mich zum Check-in. Dort war am Economy-Schalter, obwohl ich sehr zeitig vor Abflug eingetroffen war, bereits eine lange Schlange, und ich stellte mich an deren Ende. Es ging langsam voran, aber irgendwie war mir das ganz recht, denn ich versuchte immer noch, die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen. Ich weiß nicht, wie lange ich schon in der Reihe gewartet hatte – geistig wohl etwas abwesend –, als ich unvermittelt aus der Ferne meinen Namen hörte. Ich versuchte, mich zu orientieren und herauszufinden, woher die Stimme kam, die meinen Namen rief. Schließlich sah ich eine Frau in der Uniform der Fluggesellschaft an den Wartenden vorbeilaufen. Sie rief meinen Namen. Ich machte mich bemerkbar, sie kam zu mir und bat mich, sie zu begleiten. Ich verließ mit meinem Gepäck die Warteschlange und folgte ihr. Als ich bemerkte, dass wir in Richtung Ticketschalter gingen, verspürte ich ein flaues Gefühl im Magen. Am Schalter angekommen, stellte sie mich ihrer Kollegin vor und verabschiedete sich.

»Schön, dass wir Sie so schnell gefunden haben«, sagte die Dame hinter dem Schalter.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte ich.

»Ihr Flug ist überbucht.«

In mir brach Panik aus. Ich befürchtete, auf einen späteren Flug umgebucht zu werden. Ich hatte aber unmittelbar nach meiner geplanten Rückkehr bereits einen vollen Kalender, und diese Termine hätte ich alle verschieben müssen. Mir war auch gar nicht klar, wie das hätte funktionieren sollen, angesichts der Zeitverschiebung und der enormen Kosten für das Telefonieren. Der Schweiß lief mir den Rücken herunter, und plötzlich fühlte ich mich unglaublich erschöpft. Ich spürte erneut den Druck, den ich auch im Hotelzimmer gespürt hatte, und Angst, weil ich mich auf irgendetwas eingelassen hatte, ohne zu wissen, wohin das führen würde. Den Tränen nahe, brachte ich kein Wort heraus. Innerhalb weniger Sekunden sah ich die Stresssituationen meines Alltags wie im Zeitraffer vor mir und spürte den gesamten Druck meines Lebens auf mir lasten. Ich hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen.

»Wir haben Sie deswegen in die Businessclass umgebucht, und dafür muss ich Ihnen ein neues Ticket ausstellen.«

Meine Knie zitterten. »Wie?«, stammelte ich, »werde ich nicht auf einen späteren Flug umgebucht?«

»Aber nein, wie kommen Sie denn auf diese Idee?«

Ich spürte ein ungeheures Gefühl der Erleichterung.

Können Sie sich das vorstellen? Ich gebe Ihnen recht. So etwas ist nicht so unwahrscheinlich wie die Geschichte im Hotel. Zumindest gibt es scheinbar eine logische Erklärung dafür. Scheinbar – aber warum ich? Es gab auf diesem Flug sicher noch andere Einzelreisende. Nein, ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch keinen besonderen Kundenstatus. Außerdem war die Häufung dieser zufälligen Ereignisse schon sehr merkwürdig. Alles ereignete sich in der Stadt der Engel. Aber diese Interpretation meines Aufenthalts in Los Angeles klang zu esoterisch für den rational und logisch denkenden Menschen, der ich damals war. Als Erklärung schien mir das völlig ungenügend.

Das ist ein interessanter Einwand. Irgendetwas sollte mich wohl aufrütteln. Normalerweise geschieht das aber durch negative Ereignisse. Vielleicht ist es aber viel einfacher, und wir haben immer dann die Möglichkeit zur Entwicklung, wenn wir besonders viel Positives im Leben erfahren. Das würde uns viel Stress ersparen. Inzwischen bin ich überzeugt davon, dass es genau so ist. Zu diesem Zeitpunkt allerdings hätte ich einen solchen Gedanken rundheraus abgelehnt. Was mich aber damals natürlich sehr verunsicherte, war, dass es in meiner Realität Ereignisse gab, die ich einerseits nicht abstreiten, aber andererseits auch nicht logisch erklären konnte. Das geht Ihnen auch so? Bisher habe ich Ihnen nur den Anfang der Reise berichtet. Ja, ich muss Sie noch einmal um etwas Geduld bitten. Es ist mir sehr wichtig, dass Sie den Ablauf der Ereignisse genau kennen, denn nur dann können Sie entscheiden, ob auch Sie sich erinnern wollen.

Ich erhielt mein Upgrade-Ticket, begab mich zur Pass- und Sicherheitskontrolle und dann zum Gate. Obwohl ich sehr früh am Flughafen gewesen war, nicht viel Zeit in der Warteschlage verbracht hatte und mit meinem Businessclass-Ticket zügig durch alle Kontrollen gekommen war, wurde ich sehr schnell zum Boarding aufgerufen. Seit ich das Hotel verlassen hatte, war mir jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Ich wunderte mich zwar darüber, war aber froh, nicht lange warten zu müssen. Im Flugzeug hatte ich einen Sitz am Fenster. Eigentlich muss man eher sagen, dass es sich um eine Mischung aus Sessel und Sofa handelte – herrlich bequem! Ich war erleichtert, im Flugzeug zu sein, und dachte, dass jetzt bis zur Landung wohl nichts mehr passieren würde. Aber da hatte ich mich getäuscht …

»Herzlich willkommen an Bord.« Es war die Flugbegleiterin, die mich ansprach. Ich blickte in Augen, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Diese Augen waren voller Güte, Mitgefühl und Liebe, und dieser Blick tat mir nach den vergangenen Erlebnissen gut.

»Mein Name ist Emeralda, und ich freue mich, Sie auf Ihrer Reise begleiten zu dürfen.«

»Danke Esmeralda.« Ich blickte sie erstaunt an, denn so wurde man normalerweise im Flugzeug nicht begrüßt.

»Emeralda, ohne ›s‹, bitte«, sagte sie und blickte mich weiterhin mit Augen an, die mich an die Farbe des Meeres in der Abenddämmerung erinnerten. Ich fühlte mich sicher und geborgen.

»Sorry, Emeralda«, aber sie war bereits aus meinem Blickfeld entschwunden.

Das Flugzeug rollte an, und die üblichen Sicherheitsanweisungen und organisatorischen Ansagen nahm ich nur durch einen Schleier aus Müdigkeit wahr. Ich spürte, wie das Flugzeug beschleunigte, immer schneller wurde und dann abhob. Ich sank in einen Halbschlaf und war froh, dass es nach Hause ging. Ich wollte unbedingt nach Hause. Nur hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht die geringste Ahnung, was es für mich bedeuten würde, nach Hause zu kommen.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Dafür gibt es nur einen Grund: weil es Sie interessiert. Woher ich das weiß? Nun, Sie haben mir erzählt, wie froh Sie seien, dass Sie endlich im Flugzeug sind, weil so viele Hindernisse auf Ihrem Weg lagen. Sie haben sich neben mich gesetzt und mir gesagt, dass Sie sehr froh darüber seien, endlich nach Hause zu kommen. Erinnern Sie sich? Sie haben unsere Begegnung mit diese Worten erschaffen, weil Sie ein großes Bedürfnis nach Klarheit und Orientierung verspüren. Sie wollen nach Hause! Die Geschichte spricht Sie an, Sie hören aufmerksam zu und stellen Fragen. Es ist auch Ihre Geschichte über den Weg nach Hause.

Inzwischen hatte das Flugzeug seine Reiseflughöhe erreicht. Es gab köstliches Essen, und endlich war für mich der Zeitpunkt gekommen, mich zu entspannen und diesen wunderbaren Flug in der Businessclass zu genießen. Ich war noch nie vorher in der Businessclass geflogen und freute mich wirklich wie ein kleines Kind. Merkwürdigerweise hatte ich Emeralda seit der Begrüßung nicht mehr gesehen, obwohl ich zwischenzeitlich immer wieder Ausschau nach ihr gehalten hatte. Schließlich wurde das Kabinenlicht gedimmt. Wir flogen durch die Zeit. Jetzt gab es nur noch diesen Moment, in dem wir uns auf 10 000 Metern Höhe befanden. Ich schaltete meine Leselampe an.

»Ich werde da sein, wenn Sie mich brauchen.« Wie aus dem Nichts stand Emeralda vor mir, und wieder blickte ich in diese wunderbaren Augen.

»Danke.« Ich war etwas verdutzt über ihre Aussage, und doch freute ich mich darüber. Ihre Anwesenheit tat mir gut.

»Wann möchten Sie beginnen?«

»Beginnen womit?«

»Mit der Erinnerung.«

Bevor ich sie fragen konnte, was sie damit meinte, war Emeralda wieder verschwunden. Ich versuchte, mich abzulenken und in meinem Buch zu lesen, aber ich schlief wohl sehr schnell ein. Als ich wieder erwachte, wusste ich nicht, wie lange ich geschlafen hatte, denn meine Uhr war stehen geblieben. Ich war sozusagen aus der Zeit gefallen. Das Flugzeug glitt ruhig durch die Nacht, die einzelnen Lichter in der Kabine warfen nur ein spärliches Licht auf meine Umgebung.

»Bist du bereit?« Es war Emeraldas Stimme.

Wie soll ich Ihnen beschreiben, was für ein Gefühl ich verspürte? Ich war wie in einer Art Trancezustand, und dennoch war ich hellwach. Der Stress und die Unsicherheit der vergangenen Stunden waren verflogen. Ich fühlte mich sicher und geborgen. Ich war bereit, bereit für meine Erinnerung. Sehen Sie, es war genau derselbe Moment wie der, in dem wir uns jetzt gerade befinden. Wenn Sie möchten, beginnt bald auch Ihre Reise.

Ich gratuliere Ihnen und bewundere Ihren Mut. Warum? Auch auf Sie wird das eine oder andere Abenteuer warten. Aber noch haben Sie Zeit, hören Sie sich erst meine Geschichte zu Ende an.

Was für mich das Besondere am Fliegen ist? Das ist eine gute Frage. Ich genieße das Fliegen, weil wir dann Gott am nächsten sind. Nein, nicht wegen der Flughöhe, sondern weil wir uns beim Fliegen in das tiefe Gefühl der Geborgenheit, dass für alles gesorgt ist, begeben müssen. Wenn Sie darüber nachdenken, was alles passieren könnte … wie hoch wir fliegen oder wie schwer das Flugzeug ist, das mit Kerosin angefüllt über das endlose Eis Grönlands fliegt. Was da alles passieren könnte! Es ist ein technisches Wunder, dass dieses Flugzeug auf 10 000 Metern Höhe, wo es fast keinen Sauerstoff gibt, bei einer Temperatur von minus 60 Grad mit einer Geschwindigkeit zwischen 800 und 900 Stundenkilometern fliegt. Jetzt sind Sie in einem Zustand, in dem Sie jede Kontrolle abgeben müssen. Und das Beste: Sie sind umgeben von Menschen, die sich nur darum kümmern, dass es Ihnen gut geht – vom Kapitän bis zum Kabinenpersonal. Deswegen sind wir während des Fliegens so nah bei Gott. Wir können uns in ein Gefühl völliger Geborgenheit begeben und vertrauen.

Die Reise beginnt. Es ist dämmrig und ruhig im Flugzeug. Wir gleiten still durch die Zeit. Es gibt nur noch diesen Moment.

Sind Sie bereit?

Ich stand vor einem großen goldenen Tor. Als ich die Hand in seine Richtung ausstreckte, öffnete es sich von selbst, und ich betrat einen wunderschönen Garten. Er war wirklich so, wie man sich einen Zaubergarten vorstellte: überwuchernde Pflanzen und reiche Blütenpracht in den tollsten Farben. Besonders berührte mich der unbeschreibliche Duft, der von all den Pflanzen ausging. Ich ging langsam in den Garten hinein, bis ich zu einer Bank kam. Als ich mich setzen wollte, hörte ich plötzlich hinter mir eine Stimme: »Schön, dass du gekommen bist.«

Ich drehte mich um und sah Emeralda vor mir stehen. Aber es war nicht mehr die Emeralda, die ich im Flugzeug kennengelernt hatte. Sie trug ein wunderschönes langes tiefgrünes Kleid, in dem der Wind spielte und das ihre weiblichen Formen betonte. Das Haar fiel offen auf ihre Schultern herunter und war mit Blumen geschmückt. Ich fühlte mich unsicher und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Als sie meine Gefühle bemerkte, kam sie auf mich zu und ergriff meine Hände.

»Ich habe dir versprochen, dass ich da sein werde.«

»Wer bist du?«

Sie lächelte mich an, und ihre Augen strahlten wieder diese ungeheure Liebe aus. »Ich bin dein Wunsch. Du hast mich erschaffen.«

»Wann und warum habe ich dich erschaffen?«

»Als du dich in deinem tiefsten Inneren bereit erklärt hast, diese Reise zu deiner Erinnerung anzutreten, wurdest du gefragt, wer dich begleiten soll. Ich bin bei dir, um dich bei deiner Heilung zu unterstützen.«

Ich schwieg und dachte lange nach. Geduldig wartete sie und hielt weiter meine Hände umfasst.

»Du bist das Traumbild meiner Wünsche?«, fragte ich verunsichert.

»Nein, ganz im Gegenteil, ich bin sehr real. Ich bin die Begleitung, die du dir gewünscht hast. Deswegen tauche ich immer dort auf, wo du bist. Ich muss mich nur stets an das Ambiente anpassen. Deswegen war ich vorhin eine Flugbegleiterin«, sagte sie lächelnd.

»Dein Name, ist der auch von mir?«

»Nein, das ist mein Name. Er bedeutet Heilung. Für mehr Informationen ist es jetzt noch zu früh. Es ist Zeit, die erste Etappe deiner Fahrt anzutreten.«

»Wirst du während der gesamten Reise bei mir sein?«

»Nein, ich werde nur da sein, wenn du mich brauchst.«

Sanft drückte sie mich auf die Bank und bat mich, die Augen zu schließen. Ich atmete tief ein und aus, fühlte mich schwerer, und plötzlich zog mich eine unwiderstehliche Kraft nach unten, als ob Bleigewichte an meinen Füßen befestigt worden wären.

Ich befand ich mich unter Wasser auf einem glitschigen und wackeligen Untergrund. Das Wasser schmeckte salzig. Merkwürdigerweise konnte ich unter Wasser atmen, und ich spürte, dass ich immer tiefer ins Meer hinuntersank.

Plötzlich hörte ich eine Stimme: »Ich bin Kamaole, der Wal.« Ein Wal! Ich saß tatsächlich auf einem Wal und tauchte weiter in die Tiefe des Meeres hinab. Zunächst war ich erschrocken, aber nicht ängstlich, weil ich mich gleichzeitig sicher und geborgen fühlte. Obwohl es wider alle Gesetzmäßigkeiten war, empfand ich das Geschehen als völlig normal.

»Du bist außerhalb der Zeit«, sagte Kamaole. »Deswegen geschehen hier Dinge, die eigentlich nicht möglich wären. Wir, die Wale, sind seit dem allerersten Tag die Hüter des Wissens. Ich bringe dich jetzt an einen ruhigen Ort, und dann habe ich die Ehre, dir etwas über die Entstehung der Welt zu erzählen.«

Wir schwammen noch einige Zeit, ohne dass ich wusste, wie lange. Langsam begriff ich, dass es in der Dimension, in der ich mich befand, keine Zeit, sondern nur den Moment gab. Schließlich tauchte der Wal noch einmal schnell und tief nach unten, und wir erreichten eine riesige Höhle. Sie hatte eine Kuppel, war farbenprächtig und voller Skulpturen und Muster, die von der Strömung des Meeres erschaffen worden waren. In der Mitte der riesigen Halle war ein Bett aus Korallen, auf das ich mich legen sollte. Langsam sank Kamaole neben mir auf den Boden, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte.

»Wale und Delfine sehen mit dem Herzen«, begann Kamaole unser Gespräch. »Du möchtest dich erinnern. Als wir dich gefragt haben, woran du dich erinnern möchtest, hast du dir Antworten auf zwei Fragen gewünscht: Warum ist die Welt so, wie sie ist? Wie kann ich meine Aufgabe in der Welt erfüllen? Deswegen bist du hier.«

Das Korallenbett war bequem, und es strahlte Wärme aus. Gleichzeitig spürte ich von Kamaole eine große Liebe und Kraft ausgehen, die mich beschützte. Erwartungsvoll blickte ich ihn an, ich war gespannt, wie er mir wohl diese Geheimnisse enthüllen wollte. Dann vernahm ich wieder seine Stimme: »Bevor die Welt und alle Galaxien und Universen zu existieren begannen, gab es nur Gott. Gott ist kein alter Mann mit langem grauem Bart, sondern die Gesamtheit aller Energien, die existieren. Du musst dir Gott wie einen unendlichen Ball aus Energie und Farbe vorstellen, denn Gott ist alles, was jemals existiert hat und sein wird. Alle Tiere, Menschen, Pflanzen und Mutter Erde, aber auch alle Engel, Feen und anderen Lebewesen sind Teile dieser gesamten Energie. Vor der Existenz der Erde waren wir alle vereint mit Gott und ein Teil von Gott. Und wir sind bis heute alle – wirklich alle – ein Teil Gottes. Auch wenn wir uns gegenwärtig auf der Erde befinden, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Gefühle und Handlungen sind Teile Gottes, und damit ist Gott ein Teil von dir. Wenn du jemanden liebst, liebst du dadurch dich, wenn du jemanden hasst, richtest du den Hass gegen dich selbst.«

Kamaoles Worte tönten in mir wie Harfenklänge, und gleichzeitig war es, als spürte ich die Schwingung der Saiten. Mein Körper begann zu vibrieren, und es fühlte sich an, als ob ich wachsen würde. Äußerlich stellte ich jedoch nichts Sonderbares an meinem Körper fest. Aber in meinem Inneren fühlte es sich an, als wären tausend Saiten in Bewegung versetzt worden, die in vollendeter Harmonie klangen. Jetzt fuhr Kamaole fort.

»Dann beschloss Gott zu wachsen. Doch Gott kann nur wachsen, wenn alle Teile Gottes einverstanden sind, dies mit ihm zu wagen. Wir alle fragten uns, ob wir bereit wären, gemeinsam zu wachsen.«

»Warum wollte Gott wachsen, wenn er doch schon unendlich ist?«, fragte ich etwas skeptisch.

»Weil es nicht um Unendlichkeit geht. Das ist ein Konstrukt der Menschen, um sich Gott, die Schöpfung und die Weite des Universums zu erklären.«

»Worum geht es dann? Wie kann Gott mehr haben wollen, wenn er doch schon alles hat?«

»Ja, jetzt kommen wir zum wichtigsten Teil meiner Geschichte.« In diesem Moment spürte ich von Kamaole einen riesigen Schwall Liebe ausgehen.

»Was ist denn Gott?«, fragte er.

»Wahrscheinlich bin ich wegen genau dieser Frage hier.«

»Das stimmt«, Kamaole schien zu grinsen. »Gott ist Liebe, nichts als bedingungslose Liebe. Wir alle beschlossen damals, an dem einzigartigen Experiment Gottes, die Liebe wachsen zu lassen, teilzunehmen. Deswegen wurde ein Planet namens Erde erschaffen. Auf diesem sollte das Projekt durchgeführt werden. Der Planet wurde in der Galaxie gut versteckt, damit er sich frei von allen Einflüssen entwickeln kann. Das ist auch der Grund, warum die Menschen seit so langer Zeit glauben, dass die Erde der einzige Planet seiner Art sei, denn sie ist vor den meisten anderen Dimensionen und Kulturen, die es sonst noch gibt, gut verborgen.«

Kamaole ließ mir Zeit nachzudenken. Er spürte, dass ich Ruhe brauchte, um dieses neue Wissen zu verarbeiten. In mir stiegen die unterschiedlichsten Gefühle auf. Ich fand das unglaublich, unwirklich und viel zu einfach. Andererseits fühlte ich tief in meinem Herzen, dass es richtig war, und ich erlangte plötzlich die Gewissheit, dass mein Leben einen Sinn hatte.

»Nehmen wir an, es stimmt, was du mir erzählt hast«, begann ich vorsichtig, »wie funktioniert das Projekt dann genau?«