Lohengrin - Hubert Kölsch - E-Book

Lohengrin E-Book

Hubert Kölsch

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Beschreibung

Dieses Buch beschreibt einen Interpretationsansatz, der sich auf die "Gralserzählung" und den Ablauf, wie Richard Wagner seinen Lohengrin komponiert hat, stützt. So ist es möglich, die Oper in anderer, vielleicht neuer Art und Weise zu erleben. Die Oper Lohengrin ist mit einem entscheidenden Wendepunkt in Richard Wagners Leben verbunden: er musste Dresden verlassen und lebte viele Jahre im Exil in der Schweiz. Das Erscheinen Lohengrins verändert die Menschen, in der Oper wie im realen Leben. Wenn wir uns von Text, Inhalt und Musik berühren lassen, kann etwas geschehen, was in uns und auf der Welt wirkt.

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Seitenzahl: 66

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„Am Tage, als ich 'Lohengrin' zuerst hörte,

begann ich zu leben.“

Ludwig II.

für meine Eltern

Helga und Hanskarl

Inhalt

Bevor der Schwan kommt…

Ein erster inhaltlicher Überblick

Der Handlungsverlauf

Lohengrins Mission

Exkurs: Richard Wagner und die Christus-Thematik

Frageverbot und Schwan

Die „Gralserzählung“ als Schlüssel

Das „Lohengrin Vorspiel“

Abschließende Gedanken

„Nun sei bedankt…“

Über den Autor

Bevor der Schwan kommt…

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, dass dieses kleine Buch über die Oper „Lohengrin“ den Weg zu Ihnen gefunden hat. Sie werden Neues, Bekanntes und vielleicht Erstaunliches entdecken.

Wenn Sie das nächste Mal, im wahrsten Sinne des Wortes, das überirdische Vorspiel der Oper hören, hoffe ich, dass dieses Buch Ihnen zu einem neuen Erleben und Verstehen verholfen hat.

Zunächst erfolgt eine Beschreibung des Inhalts, dann wird detailliert auf die Handlung eingegangen und mit Textstellen verknüpft. Der Sinn ist einerseits, dass der Text beim Opernbesuch wiedererkannt wird und so gedanklich die Handlung und der Text miteinander verbunden sind. Andererseits dienen die Textstellen als Begründung für die folgenden Gedanken zur Deutung der Oper.

Der „Angelpunkt“ meiner Interpretation liegt in der „Gralserzählung“ des 3. Aktes (das ist der Bereich des Verstehens) und in dem Ablauf, wie Richard Wagner diese Oper komponiert hat (dies beschreibt den Bereich des Erlebens).

Meist wird bei der Darstellung von Opern von Musik, Harmonielehre und Tonarten ausgegangen. Richard Wagner hat immer zuerst den Text verfasst und dadurch den geistigen Rahmen seiner Oper definiert, um diesen später in seiner Musik umzusetzen. Daher findet sich mein Ausgangspunkt beim Text.

„Lohengrin“ ist eine Gralsoper und die Geschichte vom Gral ist ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Gedankengutes. Aus diesem Grund ist ein Exkurs „Richard Wagner und die Christus-Thematik“ eingefügt, auch wenn dies über die Oper Lohengrin hinaus geht.

Möge diese Schrift dabei helfen, „Lohengrin“ in den Geist unserer Zeit zu stellen.

München, 24. Juli 2018

Ein erster inhaltlicher Überblick

Bei der Beschreibung des Inhaltes geht es zunächst um die Frage, aus wessen Perspektive man diesen erzählt. Naheliegend sind dabei die Hauptpersonen, in diesem Fall wären dies zunächst einmal Lohengrin oder Elsa, aber auch die Perspektive von Friedrich von Telramund und Ortrud ist möglich.

Nun gibt es zwei Aspekte bei der Frage nach der Hauptperson: Wer hat die größte Präsenz im Stück oder anhand welcher Person entwickelt sich die Geschichte. Bei der Inhaltsbeschreibung soll letztere Perspektive eingenommen werden. Diese Person tritt erstaunlicherweise während der Oper, mit einer kurzen Ausnahme, nicht auf: Gottfried von Brabant.

Die Geschichte von Lohengrin stammt aus der Welt der Sagen und Mythen. Im Parzival Epos von Wolfram von Eschenbach findet sich eine Erwähnung und ein unbekannter Dichter schrieb um 1300 ein Werk „Lohengrin“. Ansonsten ist die Quellenlage eher dünn. Vielmehr lebt sie durch die Ausgestaltung der Menschen in Erzählungen und bildlicher Darstellungen.

Die Oper ist in einem historischen Zeitrahmen (ca. 930 n. Chr.) in Brabant, nahe der Stadt Antwerpen, angesiedelt. Der historische Kontext ist erst bei der Interpretation bedeutsam. Zunächst geht es um den Inhalt, wie er sich chronologisch aus der Handlung entwickelt.

Gottfried und Elsa sind Geschwister. Bevor ihr Vater, der Herzog von Brabant, stirbt, gibt er seine Kinder in die Obhut von Friedrich Graf von Telramund. Dieser sorgt für die beiden und macht sich Hoffnung auf die Nachfolge des Herzogs von Brabant, denn Elsas Hand ist ihm versprochen, doch er wurde von ihr abgewiesen und steht jetzt zwischen Elsa und Ortrud. Schließlich verheiratete er sich mit Ortrud, aus dem Geschlecht des Friesenfürsten Radbod.

Eines Tages geht Elsa mit ihrem Bruder spazieren, und sie kehrt alleine zurück. Seitdem ist Gottfried verschwunden.

An dieser Stelle setzt die Oper ein.

1. Akt

König Heinrich kommt nach Brabant, um sein politisches und militärisches Schutzbündnis gegen die Ungarneinfälle zu erneuern. Zu diesem Anlass hält er auch Gericht und Telramund klagt Elsa des Brudermordes an. Er ist bereit, sich dem Gottesgericht auf Leben und Tod zu stellen. In diesem Kampf zwischen Telramund und einem Verteidiger von Elsa wird Gott eingreifen und dadurch zeigen, wer im Recht ist. Elsa ist alleine und hat niemanden, der sie verteidigt. Sie berichtet jedoch, dass sie im Traum einen Ritter gesehen habe, der für sie kämpfen will und den sie als Streiter benennt. Allerdings ist dieser Ritter nicht anwesend.

Das Gottesgericht wird eröffnet und es wird ausgerufen, dass derjenige, der für Elsa streiten will, sich zeigen möge. Doch zunächst geschieht nichts. Nach dem zweiten erfolglosen „Ruf“ versinkt Elsa in ein verzweifeltes Gebet und plötzlich erscheint ein Nachen, von einem Schwan gezogen. Darin steht ein Ritter. Er gibt sich als Streiter für Elsa zu erkennen. Doch vorher stellt er Elsa seine Bedingung. Nie dürfe sie ihn nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen. Elsa verspricht dies und bietet dem Ritter an, ihr Gatte zu werden. Dadurch würde er zum neuen Herzog von Brabant. Nachdem dies zwischen den beiden vereinbart ist, tritt er vor den König und erklärt Elsas Unschuld.

Die Menschen von Brabant erkennen, dass dieser Ritter von Gott gesandt ist. Es ist wahrscheinlich, dass Telramund den Kampf nicht gewinnen wird und sie raten ihm, vom Kampf zurückzutreten. Doch er bleibt bei seiner Entscheidung. Das Gottesgericht wird eröffnet und Telramund unterliegt. Nach Recht und Gesetz darf der Ritter ihn töten. Stattdessen schenkt er ihm das Leben, damit er es durch Reue zum Guten wenden möge.

Telramund ist aus der Gesellschaft verstoßen. Der Akt endet mit großem Jubel. König, Edle und Volk feiern den von Gott gesandeten Retter von Elsa.

2. Akt

Es ist Nacht. Ortrud und Telramund befinden sich vor dem herzoglichen Palast, in dessen Gemächern noch gefeiert wird. Telramund hat durch die Niederlage seine Ehre als Mitglied der Gesellschaft verloren. Doch in Wahrheit hat ihn seine eigene Gattin Ortrud dazu benutzt, die Klage zu erheben, weil sie durch ihre Intrige hofft, an die Macht im Herzogtum zu gelangen. Telramund hat die Vorwürfe gegenüber Elsa nur erhoben, weil Ortrud diese behauptet und ihn zur Klage angestachelt hat. Ortrud will ihre Intrige weitertreiben, denn sie hat erkannt, wie sie Elsa schaden kann: indem sie Zweifel in ihr sät, dass sie die verbotene Frage nach der Herkunft stellt. Dies will sie durch ihre dunklen Kräfte als Magierin erreichen. Telramunds Interesse ist, dass er sich rehabilitieren kann, doch das kann nur gelingen, wenn der Ritter des Betruges überführt wird.

Ortrud behauptet, dass sie den Ritter besiegen kann, wenn sie ein Glied seines Fingers hätte und beginnt Telramund darauf einzuschwören, dass er ihn verletzen soll. Gleichzeitig stachelt sie Telramund an, dass er sich seine Ehre zurückholen kann, indem er den Ritter des betrügerischen Zaubers bezichtigt. Mit einem kraftvollen Fluch beginnt sie ihren Racheplan. Telramund erkennt das nahende Unheil, doch verfügt er nicht über die Kraft, sich von Ortrud zu lösen und kann so, durch den Drang, seine Ehre wiederherzustellen, von ihr benutzt werden.

Elsa, beglückt durch das Erscheinen ihres Retters, genießt die laue Nacht und sinnt über ihre Liebe zu dem Ritter nach. Ortrud nähert sich ihr und beginnt ein Gespräch. Sie versucht das Mitleid von Elsa zu gewinnen, was ihr leicht gelingt. Geschickt und hinterhältig erschleicht sich Ortrud ihr Vertrauen und beginnt Zweifel in Elsa zu säen.

Es wird Tag und der Heerrufer des Königs verkündet, dass Graf Telramund in Bann und Acht geschlagen wurde. Er darf sich nicht mehr zeigen und wer ihm begegnet, kann ihn töten. Außerdem werde die Hochzeit von Elsa und ihrem Ritter vorbereitet.

Telramund wird von Vertrauten („Vier Edle“) gewarnt, dass er sich nicht öffentlich zeigen darf, doch er weigert sich zu fliehen.

Elsa erscheint im Brautgewand auf dem Weg zum Münster, als sich Ortrud ihr in den Weg stellt und sie anklagt, der Kampf sei mit unrechten Mitteln abgelaufen, da sich ihr Ritter weigert, seinen Namen preiszugeben. Elsa verteidigt ihren Retter, doch Ortrud setzt Elsa immer mehr unter Druck. Der König erscheint, gefolgt von dem Ritter und dieser weist Ortrud in ihre Schranken. Er fragt Elsa, ob sie an ihm zweifelt. Noch kann sie widerstehen.