Das Puppenzimmer - Maja Ilisch - E-Book + Hörbuch

Das Puppenzimmer Hörbuch

Maja Ilisch

4,4

Beschreibung

Unheimlich, schaurig-schön und immer wieder überraschend: Der fesselnde Fantasy-Roman »Das Puppenzimmer« von Maja Ilisch jetzt als eBook bei dotbooks. Seine Stimme war leise und samtig, ein bisschen melancholisch. Bei den dunkel umrandeten Augen war auch kaum etwas anderes möglich. »Meine Schwester und ich sind auf der Suche nach einem Mädchen«, sagte er, »einem ganz besonderen Mädchen.« London im Jahr 1908. Drei Wege führen aus dem Waisenhaus: der Tod, das Arbeitshaus … oder eine Adoption. Als die junge Florence in den Haushalt der Familie Molyneux aufgenommen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen – doch sie erkennt schnell, dass etwas auf dem prachtvollen Landsitz Hollyhock ganz und gar nicht stimmt. Warum darf außer ihr niemand das Zimmer voll alter Puppen betreten? Wieso kann sie dort manchmal Kinderlachen hören? Und welches düstere Geheimnis bergen der gutaussehende Rufus Molyneux und seine eiskalte Schwester? Florence ahnt noch nicht, wie gefährlich Neugier sein kann – und dass nicht nur ihr Leben auf dem Spiel steht ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der fesselnde New-Adult- und Romantasy-Roman »Das Puppenzimmer« von Maja Ilisch wird die Fans des Bestsellers »Galant: Im Garten der Schatten« von V.E. Schwab und des Kultautors Neil Gaiman gleichermaßen begeistern. Wer liest hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:13 Std. 8 min

Sprecher:Mareike Britz

Bewertungen
4,4 (52 Bewertungen)
33
7
12
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

London im Jahr 1908. Drei Wege führen aus dem Waisenhaus: der Tod, das Arbeitshaus oder eine Adoption. Als die junge Florence in den Haushalt der Familie Molyneux aufgenommen wird, kann sie eigentlich aufatmen – doch sie erkennt schnell, dass etwas auf dem prachtvollen Landsitz Hollyhock ganz und gar nicht stimmt. Warum darf außer ihr niemand das Zimmer voller alter Puppen betreten? Wieso kann sie dort manchmal Kinderlachen hören und manchmal ein Weinen? Und welches düstere Geheimnis bergen der gutaussehende Rufus Molyneux und seine eiskalte Schwester? Florence ahnt noch nicht, wie gefährlich Neugier sein kann – und dass nicht nur ihr Leben auf dem Spiel steht ...

Ein Fantasy-Lesevergnügen: unheimlich, schaurig-schön und immer wieder anders als erwartet!

Über die Autorin:

Maja Ilisch, geboren 1975 in Dortmund, studierte Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln und absolvierte eine Ausbildung zur Fachbuchhändlerin. Sie schrieb unter anderem für TV-Serien auf SAT1 und RTL sowie für ein Hörspiellabel, für das sie auch eine Phantastikreihe konzipierte. Außerdem betreibt sie die Website des von ihr gegründete Fantasy-Autorenforums TINTENZIRKEL. Heute lebt sie als Bibliothekarin und freie Autorin mit ihrem Mann in Aachen, wo sie sich mit Büchern umgibt und ausgewählte Gäste mit ihrer Puppensammlung erschreckt, die fast nur aus Köpfen besteht. Das Puppenzimmer ist ihre erste Romanveröffentlichung.

Mehr Informationen über die Autorin im Internet: www.ilisch.de

Maja Ilisch freut sich, Kontakte zu ihren Lesern zu knüpfen: www.facebook.com/majailisch

***

Originalausgabe Juli 2013

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Julia Abrahams

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München

Titelbildabbildungen: Markus Gann (Wald) und Gromovataya (Mädchen), beide Shutterstock, sowie Thinkstock (Puppe)

ISBN 978-3-95520-380-1

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Puppenzimmer an: [email protected]

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.twitter.com/dotbooks_verlag

www.gplus.to/dotbooks

Maja Ilisch

Das Puppenzimmer

Roman

dotbooks.

Für Andrea und Zoe

mein A und mein Z

für alles und die schönen Jahre

in der hohlen Weide

Erstes Kapitel

Sie zogen mir ein weißes Kleid an, damit begann es.

»Wir werden dich Florence nennen«, sagten sie. »Florence, das ist die französische Aussprache. Sie ist schöner als die englische.«

Ich hörte ihnen zu und nickte. Ich hatte noch nie ein weißes Kleid getragen. Und mein Name war nicht Florence.

Eigentlich fing es natürlich viel früher an. Es gibt immer ein Früher, und nie einen Anfang. Aber ich will mit dem Tag beginnen, an dem der Gentleman nach St. Margaret’s kam. St. Margaret’s Institut für Niedere Töchter, so nannten wir es, natürlich nur heimlich: Das klang nach gefallenen Mädchen und hatte etwas Verruchtes an sich, das uns gefiel – wir waren in dem Alter. Die Vorsteherin ahnte davon nichts. Ihr Name war Miss Mountford, und so sah sie auch aus, mit einem spitzen Kinn und viel zu kleinem Mund, den sie trotzdem auf alle Arten von Missbilligend verziehen konnte. St. Margaret’s war natürlich ein Waisenhaus.

In ganz London und Umgebung konnte man keinen viktorianischeren Ort finden, und das lag bestimmt an Miss Mountford, einer alten Viktorianerin durch und durch. Es war ihr nicht entgangen, dass die gute Königin schon seit Jahren tot war – sonst hätte sie uns damals nicht tage- und wochenlang ihretwegen Trauer tragen lassen. Ich erinnere mich nur allzu gut an Queen Victorias Todestag: Ich war ein Mädchen von sieben Jahren, hatte gerade meine beste und einzige Freundin verloren und sollte stattdessen um eine dicke alte Frau mit Hängebacken trauern, die ich nie gesehen hatte. Jedes Mädchen von St. Margaret’s hatte jemanden, um den es lieber trauern wollte als um die Königin. Die meisten erinnerten sich nur zu gut daran, wie sie die eigenen Eltern oder Großeltern verloren hatten, und selbst wer wie ich niemals im Leben den eigenen Eltern auch nur begegnet war, hatte trotzdem Kummer und Verlust nur allzu gut kennengelernt. Die alte Königin konnte uns schnuppe sein, aber wenn Miss Mountford Trauer anordnete, dann hatten wir zu spuren.

Wir spurten immer, wenn Miss Mountford etwas von uns verlangte. Waisenkinder waren leichter abzurichten als Hunde, was das anging. Ließ man Hunde tagelang hungern, konnten die zumindest versuchen, einander aufzufressen – für uns Mädchen kam das nicht in Frage. Und wie der Lehrer in der Schule hatte auch Miss Mountford immer einen Rohrstock zur Hand, mit dem es etwas auf die Finger gab, wenn eine von uns nicht gehorcht hatte. War Miss Mountford nicht zugegen, um ein Vergehen selbst zu bemerken, gab es immer andere Mädchen, die nur allzu bereit waren zu petzen – schon weil das den eigenen Fingerchen einen halben Tag lang Schonung versprach, und die grässlichen Näharbeiten, mit denen wir unsere Nachmittage verbringen mussten, um uns ein kleines Taschengeld zu verdienen und vor allem dafür zu sorgen, dass unsere Vorsteherin es sich auch leisten konnte, uns zu füttern, waren noch einmal so unerträglich, wenn alle Knochen der Hand schmerzten.

Ich hätte einen Klaps auf mein Hinterteil allemal bevorzugt, aber das gehörte zu einer Region unseres Körpers, an die wir keinen Gedanken zu verschwenden hatten – anständige Waisenmädchen waren keusch und reinlich und wussten, was sich schickte. Das musste der Grund sein, warum Miss Mountford auch lange nach Königin Victorias Tod ihr Porträt in der Halle nicht durch das ihres Nachfolgers ersetzt hatte – es war schlicht undenkbar, dass wir Mädchen jeden Tag zuallererst einen Mann zu Gesicht bekamen, und noch dazu einen von so fragwürdiger Moral! Mochte außerhalb der Mauern von St. Margaret’s auch König Edward VII. über England herrschen, wir waren und blieben treue Viktorianerinnen, zumindest bis zu dem Tag, an dem wir das Waisenhaus hinter uns ließen.

Drei Wege führten aus St. Margaret’s hinaus: Als Erstes der Tod, eine schreckliche und traurige und doch seltsam alltägliche Angelegenheit. Ich kann mich zwar an kein Mädchen erinnern, das wirklich verhungert wäre, aber niemand von uns war proper genug, um lange durchzuhalten, wenn eine schwere Krankheit an die Tür klopfte: Keuchhusten für die Kleinen, Scharlach für die Mittleren und Lungenentzündung für die Großen – der Tod war nicht wählerisch, wenn er nach St. Margaret’s kam, und es ist erstaunlich, wie viele von uns tatsächlich alt genug wurden, um den zweiten Weg hinauszufinden: Wer die Schule beendet hatte, der konnte selbst für den eigenen Unterhalt sorgen, und ob die Mädchen nun irgendwo in Anstellung gegeben wurden oder in der Fabrik endeten, das Leben, das sie erwartete, war sicher keinen Schlag besser als das in St. Margaret’s. Aber was gab es Besseres als eine anständige Vorbereitung auf Not und Entbehrungen? Der dritte Weg, die Adoption, war der einzige, den wir uns zu wünschen wagten. Und darum gelang es auch kaum einer von uns jemals, ihn zu beschreiten.

Es kam nicht besonders häufig vor, dass Gentlemen sich zu uns verirrten, schon gar nicht alleine. Wenn es um Adoptionen ging, kamen doch meist Ehepaare, wenn überhaupt: Wer sollte schon St. Margaret’s für eine Adoption in Betracht ziehen? Das Haus schien aus einem schlechten Dickens-Abklatsch entsprungen zu sein, der als Fortsetzung in einer billigen Zeitung erschien, deren Druckerschwärze hinterher an Händen und Schürze klebte. Außen war es ein großer und dunkler Bau, innen immer noch dunkel, aber überhaupt nicht mehr groß. Es gab dort nur drei Schlafsäle für uns, dazu Küche, Speisesaal und Handarbeitszimmer – natürlich hatte auch Miss Mountford ihre Wirtschaftsräume, aber groß waren auch die nicht, als hätte sich St. Margaret’s so sehr verausgabt bei dem Versuch, ein eindrucksvolles Äußeres auf die Beine zu stellen, dass fürs Innere nichts mehr übrig blieb. So kalt und zugig war es in St. Margaret’s, dass jede adoptionswillige Mutter damit rechnen musste, die so erworbene Tochter binnen Jahresfrist an die Schwindsucht zu verlieren, und das dämpfte die Freude doch sicherlich gewaltig.

So mussten wir, die armen Zöglinge, damit rechnen, früher oder später ins Arbeitshaus überzusiedeln, es sei denn, jemand nahm uns vorher in seinen Dienst, denn bei einer Scheuermagd kam es nicht darauf an, wann oder aus welchen Gründen sie der Schwindsucht anheimfiel. Scheuermägde waren viel leichter zu ersetzen als Töchter. Es hieß also, die Fabrik oder Dienerschaft – wir konnten uns nicht entscheiden, was davon nun die schlimmere Aussicht war, und so wurden die allergrößten Hoffnungen in die Adoptionen, wie selten sie auch vorkommen mochten, gesetzt. Niemand musste uns zweimal ermahnen, unsere Haare vor dem Flechten zum saubersten aller Scheitel zu kämmen, die Fingernägel zu schrubben und unser süßestes Sonntagslächeln aufzusetzen, wenn interessierte Herrschaften ihren Besuch ankündigten.

Der Gentleman, der an jenem schicksalsvollen Tag nach St. Margaret’s kam, hatte sich jedoch nicht angekündigt, was natürlich ein strategischer Schachzug sein konnte: So erwischte er diejenigen Mädchen, die ihr Haar nicht stets senkrecht scheitelten und die Fingernägel nicht sauber hielten, unvorbereitet. Der Gentleman hatte es eilig, wie es schien. Natürlich, so etwas Wichtiges wie eine Adoption sollte man immer übers Knie brechen, aber auch mit ausführlicher Vorbereitung war die Auswahl zwischen 60 Mädchen, in drei Reihen nach Größe aufgestellt – alle gekleidet in das gleiche dunkelblaue Leinen und mit den gleichen straff geflochtenen Zöpfen –, nicht viel anders als die Wahl eines Hundewelpen aus einem zappelnden Wurf. Aber war er überhaupt wegen einer Adoption gekommen?

Wir, die wir schon etwas älter waren, hatten die Hoffnung ohnehin aufgegeben – 14 Jahre, so gut wie fertig mit der Schule und schon mit einem Fuß im Arbeitshaus. Zum Adoptieren eigneten sich die kleineren Mädchen besser. Jene, die noch nicht so lange in St. Margaret’s waren, dass die karge und strenge Kost von Mrs. Hubert, unserer Köchin, ihre Grübchen glatt gebügelt hätte, und deren blondes Haar sich noch lieblich kräuselte, statt durch tausend stramme Zöpfe straff gezogen worden zu sein. Ab einem gewissen Alter wurde niemand mehr adoptiert. Da konnte man nur hoffen, dass ein Gentleman kam, die Reihen entlangschritt und dann erklärte, dieses oder jenes Mädchen wäre in Wirklichkeit die verschollene Erbin von Leicester – seht nur, hier ist das Testament –, um dann in einer prachtvollen Kutsche davonzufahren zu dem Haus, das von nun an ihr Stammsitz sein sollte.

Aber nicht so bei diesem Gentleman. Bei ihm kamen die Mädchen auf noch ganz andere Gedanken. Er war groß und schmal, einer, der im Leben noch nie hatte arbeiten müssen, und wenn, dann nicht hart oder körperlich. Es lag so viel Würde in seinen schmalen Schultern, so viel Anmut. Dazu ein fein geschnittenes, ernstes Gesicht mit einem tragischen Zug um den Mundwinkel und dunklen Schatten unter seinen noch dunkleren Augen – als hätte man ihn einer beliebigen Brontë-Schwester entrissen, bevor sie ihn zum Helden eines Romans hatte machen können. Mit seinem schwarzen Haar und dem schwarzen Anzug sah er aus wie eine sehr ernste Dohle, und sein Blick ging durch Mark und Bein, dass man sich ganz klein fühlte und gleichzeitig irgendwie erhaben, weil er einen überhaupt beachtete. Ich sah ihn und kannte sofort all die romantischen Gedanken, die den anderen Großen, die wie ich in der hinteren Reihe stehen mussten, durch den Kopf gingen.

Aber nicht mir. Meine romantischen Phantasien bestanden nicht darin, dass ein dunkler Fremder in mein Leben trat und mich auf den Stammsitz seiner Familie entführte. Gegen eine Adoption hätte ich zwar nichts einzuwenden gehabt, aber selbst dann hatte ich nicht vor, lange zu bleiben. Mein Traum – ob ihn nun irgendjemand außer mir romantisch fand oder nicht – war es, mit dem Zirkus durchzubrennen. Die große und wilde Freiheit, jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, faszinierte mich. Das entbehrungsreiche Leben auf der einen Seite, der Applaus auf der anderen, und ich mittendrin, hoch oben in der Luft, ganz allein auf dem Drahtseil. Ich stellte mir vor, dass irgendwo der Platz einer Seiltänzerin frei geworden sein musste, seit Elvira Madigan mit ihrem Leutnant davongelaufen war. Es kümmerte mich dabei wenig, dass diese Geschichte schon bald 20 Jahre zurücklag – romantische Träume mussten sich nicht um die Realität scheren. Manchmal erschien mir Elvira mit ihrem süßen Gesicht und dem langen, offenen Haar, um das ich sie so sehr beneidete, und flüsterte mir zu, dass sie das alles nur für mich getan hatte, damit ich zum Zirkus gehen konnte. Ich habe Elvira nie verstanden. Wer rennt denn mit einem Leutnant davon, wenn er auch auf dem Seil tanzen kann? Dass sie sich am Ende beide erschossen haben, geschah ihnen nur recht.

Ich tat mein Bestes, um diesen Traum eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen. Auf der offenen Galerie im ersten Stock versuchte ich, wann immer ich mich unbeobachtet fühlte, auf dem Geländer zu balancieren. Dass mir ein Sturz alle Knochen brechen konnte und den Hals noch dazu, machte es erst recht zu einer Herausforderung. Ich tänzelte über Mauern und Brüstungen, doch ich musste aufpassen, dass mich niemand dabei erwischte – Miss Mountford hatte wenig Verständnis für den Zirkus, und für Seiltänzerinnen noch weniger, aber am allerwenigsten für Mädchen, die ihr Haar lang und offen trugen mit Ponyfransen, die ihnen in die Augen hingen wie bei meiner lieben Elvira. Aber in Gedanken war ich immer beim Zirkus, dachte manchmal, dass es vielleicht auch ganz schön wäre, Akrobatik auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes auszuüben, und fragte mich, ob eine Seiltänzerin auch eine Nebenbeschäftigung haben konnte. Ich war nicht wie die anderen Mädchen, obwohl ich, St. Margaret’s sei Dank, genauso wie sie aussah.

Als also an jenem Tag der Gentleman kam und wir uns alle in der Halle aufstellen mussten, blieb ich ruhig, auch als sein Blick mich musternd streifte, und hörte die Herzen um mich herum pochen. Ich musste zugeben, er sah schon gut aus, dieser dunkle Fremde, aber für einen Zirkusdirektor war er falsch gekleidet: Der schwarze Anzug ließ ihn eher wie einen Bestatter wirken, und so war er mir doch recht egal in dem Moment.

»Mädchen«, sagte Miss Mountford, »dies ist Mr. Molyneux, der gekommen ist, um euch in Augenschein zu nehmen.« Klang es nicht ganz wie bei einer Landwirtschaftsausstellung? Wer von uns würde wohl den Preis für die fetteste Sau erhalten – keine, denn dafür waren wir alle zu dünn –, und wer den für die Kuh mit den schönsten Augen? Ich sah, wie zu meiner Linken die lange Mildred in den Knien einknickte, um kleiner und niedlicher zu wirken, während zu meiner Rechten die zierliche Colleen auf die Zehenspitzen ging und die Brust herausstreckte – solange wir nicht wussten, wofür der Gentleman gekommen war, konnten alle nur raten, was er sehen wollte. Ich blieb stehen, wie ich war. Aber sollte er fragen, wer über das Treppengeländer balancieren konnte, ich würde springen, sofort.

»Meine lieben Mädchen«, sagte der Gentleman. »Waisenkinder, allesamt.« Als wüssten wir das noch nicht … abgesehen davon, dass es nicht stimmte. Nicht für alle jedenfalls. Um ein Waisenkind zu sein, musste man überhaupt erst einmal Eltern gehabt haben. »Wie zuvorkommend von euch, dass ihr euch hier versammelt habt.« Seine Stimme war leise und samtig, ein bisschen melancholisch, aber bei den dunkel umrandeten Augen war auch kaum etwas anderes vorstellbar. »Meine Schwester und ich sind auf der Suche nach einem Mädchen … einem ganz besonderen Mädchen.«

Seine schmalen Mundwinkel hoben sich bei den Worten, und die Herzen um mich herum pochten lauter. Schwester! Schwester, hatte er gesagt, nicht Gattin! Sollte er am Ende noch zu haben sein? Ich schüttelte den Kopf, aber so, dass es niemand merkte. Er mochte ein Gentleman sein, aber mir war er viel zu alt – bestimmt schon über 40!

»Meiner Schwester Gesundheit ist angegriffen«, fuhr er fort, »und so war es ihr nicht möglich, mich hierher zu begleiten, dass nun die schwere Bürde, die Richtige unter euch zu finden, auf mir liegt.« Während er sprach, wanderte sein Blick von einer zur anderen und blieb auf jeder gleich lang liegen, egal ob sie sich für ihn groß oder klein machte. »Eine Frage bat sie mich jedoch, euch zu stellen.« Er machte einen Schritt zurück, um uns alle gleichzeitig erfassen zu können, 60 Mädchen in drei Reihen. »Wer von euch spielt gerne mit Puppen?«

Es konnte eine Fangfrage sein, geeignet, die älteren Mädchen von den jüngeren zu trennen und die arbeitsamen von den verspielten, und solange niemand wusste, wonach er suchte, zögerten die meisten, ihre Hand zu heben, bis auf die ganz Kleinen in der vorderen Reihe, denen man das Gegenteil so oder so nicht abgenommen hätte. Aber als Mr. Molyneux plötzlich selbst eine Puppe in den Händen hielt, gingen die Finger nach oben.

Ich starrte auf die Puppe und fragte mich, wo sie so plötzlich hergekommen war – kein kleines Püppchen, sondern eine große Puppe mit blonden Locken, gekleidet in ein prachtvolles rubinrotes Kleid mit Spitzenrüschen und drei Unterröcken. Bestimmt war es eine französische Puppe, wie sie niemand von uns besaß, und für die unsere kleineren Mädchen ihre Gesichter an den Schaufensterscheiben der Spielwarenhändler platt drückten, dass sie zur Adventszeit mit ihren verschnupften Näschen daran festfroren und Miss Mountford sehr zornig dreinblicken musste, wenn die armen Dinger unglücklich und blutend wieder zurück waren.

Von wo mochte der Mann die Puppe hergenommen haben? Sein Anzug saß zu eng, als dass er sie unter der Jacke hätte verstecken können, und ich hätte schwören können, dass seine Hände eben noch leer gewesen waren. Im Zirkus gab es auch Zauberkünstler … Plötzlich sah ich den Mann mit neuen Augen, während um mich herum alles auf das Biskuitgesicht mit den großen blauen Augen starrte, dessen Mündchen noch kleiner war als das unserer Vorsteherin, so winzig, dass es nichts als ein Lächeln zeigen konnte. Doch mein Arm blieb unten.

Ich versuchte, mich zu erinnern, ob ich seine Hände zuvor überhaupt gesehen hatte oder ob er sie nicht vielmehr die ganze Zeit über hinter seinem Rücken verborgen hielt. Hatte er mich vielleicht deswegen an eine Dohle erinnert, weil seine Arme wie Flügel aussahen? Ich zwinkerte. Zirkus oder nicht, ein Zauberer beherrschte seine Tricks, weiter nichts, und er konnte die Puppe ja schlecht aus der leeren Luft gegriffen haben.

Dann fing mich sein Blick ein. Ich sah ihn an mir hinunterblicken und wieder hinauf, und vielleicht war das sogar ein Lächeln in seinem Gesicht, aber ich erwiderte seinen Blick mit dem gleichen leichten Nicken, das er mir entgegenbrachte.

»Und du, Mädchen?«, fragte er. So hätte er jede von uns anreden können, und doch wussten wir alle, dass ich gemeint war. »Spielst du nicht gerne mit Puppen?«

»Nein«, erwiderte ich. »Das tue ich nicht.«

»Und warum nicht, wenn du mir diese Frage gestattest?«

Natürlich gestattete ich. »Sie sind tot und reden nicht mit mir«, antwortete ich. »Eine Puppe gibt mir nicht das, was mir ein Buch gibt.« Ich biss mir auf die Lippe. Es war kein großes Geheimnis, dass ich liebend gerne Romane las, aber doch nichts, was Miss Mountford so direkt hören musste. Ein Mädchen, das Zeit zum Lesen hatte, konnte noch ganz andere Sachen tun – nützliche, vorzugsweise.

»Bedauerlich«, sagte der Gentleman, »sehr bedauerlich.« Und er wandte den Blick von mir ab. Da wusste ich, dass wir so nicht ins Geschäft kommen würden, und dass es das Beste für uns beide war. »Aber ihr anderen Mädchen, ihr liebt Puppen?« Wildes Nicken, ob nun aus echter Begeisterung oder vorgetäuschter. Ich war mir sicher, dass die Älteren sich längst aus dem Puppenalter herausgewachsen fühlten. Aber besser mit Puppen spielen als in der Fabrik schuften, nicht wahr?

Mr. Molyneux trat noch einen Schritt zurück. »Wer von euch möchte diese Puppe hier haben?«, fragte er. Wieder gingen alle Hände hoch außer meiner. Es gab kein Halten mehr. Die Kleinen wollten die Puppe, die Großen wollten den Mann. Außer mir schien niemand wahrzunehmen, dass der Gentleman die Augen geschlossen hatte und zu überlegen schien, statt irgendetwas auf die wedelnden Mädchenhände zu geben. Schließlich ging er wieder zwei, drei Schritte vorwärts, schnell und entschlossen, und drückte die Puppe einem kleinen Mädchen in der ersten Reihe in die Hände.

Ich konnte von hinten nicht erkennen, um wen es sich handelte, mit ihren Häubchen sahen sie alle gleich aus. Aber ich wusste, wer wo zu stehen hatte, schließlich hatten wir alle unseren festen Platz in der Aufstellung. Das Glückskind war die kleine süße Eleonore: Frisch verwaist, niedlich, die Wangen waren noch rosig – kein Wunder, dass sie uns bald wieder verlassen würde.

»Hier, nimm das«, sagte der Mann, aber er würdigte das Mädchen dabei keines Blickes. Stattdessen schaute er mich an. »Und du kommst mit mir.«

Ich sah mich sicherheitshalber zu den Seiten um. Colleen, Mildred, er musste eine der beiden meinen, denn ich hatte ihm wirklich keinen Grund gegeben, ausgerechnet mich auszuwählen. Aber er nickte und zeigte mit dem Finger auf mich. »Ja, du – beeil dich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«

Ich war, gelinde gesagt, überrumpelt. Etwas mehr Bedenkzeit, und ich wäre vielleicht in Panik geraten, aber ich wusste ebenso gut wie alle anderen: Wenn die Gelegenheit kam, aus St. Margaret’s herauszukommen, musste man sie beim Schopfe packen, ohne zu zögern, ohne Fragen zu stellen. Der Mann wollte mich mitnehmen – dann war ich die Letzte, sich da zu widersetzen. Ich trat aus der Reihe und blickte fragend und gleichzeitig fordernd Miss Mountford an. Jetzt war es an ihr, zu bestätigen, dass alles seine Ordnung hatte, oder zu widersprechen. Aber eigentlich konnte es ihr nur recht sein, wenn Mr. Molyneux mich mitnahm. Eine aufmüpfige Seiltänzerin weniger. Sie sollte sich freuen.

»Sie muss noch ihre Sachen zusammenpacken«, sagte Miss Mountford, als der Gentleman schon wieder zum Ausgang strebte.

»Das denke ich nicht«, sagte Mr. Molyneux. »Ich sehe hier kein Ding, das ich gern in meinem Haushalt wüsste.«

Meinte er meine Kleider? Das konnte ich durchaus nachvollziehen, die würde ich auch nicht in meinem Haus haben wollen. »Meine Bücher«, sagte ich. Es waren nur drei, und ich kannte sie fast auswendig – meine Bibel, der alte Almanach von 1903, den ich vor einem Ende im Kamin gerettet hatte, und eine sehr zerlesene Ausgabe von Agnes Grey. Ich liebte keines von ihnen so sehr wie die Bücher, die ich heimlich in der Leihbücherei verschlungen hatte, aber es ging mir ums Prinzip.

Aber der Gentleman schüttelte den Kopf. »Jedes Buch, das dich zu interessieren hat, wirst du in meinem Haus finden. Und nun komm.« Seine eben noch samtige Stimme war jetzt schroff, und sein Gesicht zeigte harte Falten, die vorher nicht da gewesen waren und ihn viel älter wirken ließen. Seine Worte gaben mir zu denken, klangen sie doch wie eine Drohung – aber das mit den Büchern konnte gleichzeitig auch ein Versprechen sein.

So nickte ich. »Also gut. Ich bin bereit.«

Draußen regnete es; es regnet immer an solchen Tagen, aber der Fremde musste in einer Kutsche gekommen sein oder einer Droschke – für ein Automobil war er zu altmodisch, trocken und vernünftig. Ich würde schon an einem Stück dort ankommen, wo er mich hinbrachte. Und wenn es mir da nicht gefallen sollte … Es würde schon irgendwo ein Zirkus in der Nähe sein.

Als ich dem Gentleman ins Freie folgte, fühlte ich mich seltsam nackt, und das lag nicht einmal daran, dass ich nichts mit mir führte als die Sachen, die ich am Leib trug, sondern vor allem an der Art, wie er mich aus allem herausgerissen hatte, was ich kannte. Ich hatte den anderen Mädchen nur im Vorbeigehen ein Lebewohl wünschen und in die Runde winken können, statt mich von jeder einzeln zu verabschieden. Gut, ich hätte mich nicht wirklich von jeder einzeln verabschieden wollen, aber so ging es mir doch irgendwie zu schnell.

Es sollte sich schon jemand finden, der meine Bibel und die beiden anderen Bücher haben wollte, so bald würden die nicht im Feuer enden, und meine Kleider gehörten mir ja auch nur so lange, wie ich hineinpasste, dann wurden sie an das nächste Mädchen weitergereicht. Sonst lag neben meinem Bett nichts, das sich zu vermissen lohnte. Die anderen Mädchen konnten ihre Lehren daraus ziehen und zusehen, dass sie alles Wertvolle am Leib trugen, wenn adoptionswillige Gentlemen kamen, die mit der Zeit geizten. Es wäre sonst schade um all die Medaillons mit den Locken verstorbener Mütter gewesen, wenn die am Ende in St. Margaret’s hätten zurückbleiben müssen. Aber wer so ein Kleinod besaß, der wusste es ohnehin besser, als es jemals abzulegen. Ich zumindest war nicht so dumm: Irgendwann würde mir das Ding um meinen Hals schon noch seinen Zweck verraten, oder zumindest, wer meine Eltern waren, und wer ich.

Ein wenig eingeschüchtert war ich schon, als ich Mr. Molyneux stumm über die Straße folgte. Er ging sehr schnell mit seinen langen Beinen: Da es immer noch regnete, konnte ich das gut verstehen. Ich hatte erwartet, dass seine Kutsche vor der Tür stehen würde, doch stattdessen mussten wir um die nächste Straßenecke gehen, was mich ein wenig wunderte – vor dem Waisenhaus war schließlich genug Platz. Die Kutsche war ein schwarzes Coupé, das zum Glück geräumig genug aussah, dass Mr. Molyneux und ich darin nicht Knie an Knie würden sitzen müssen. Da er mich keines weiteren Blickes gewürdigt hatte, seitdem die Türen von St. Margaret’s hinter uns zugefallen waren, ahnte ich, dass die Fahrt sonst arg ungemütlich geworden wäre – und auch so erwartete ich keine vergnügte Landpartie.

Der Kutscher, dem sein Zylinder Regenschutz genug zu sein schien, stieg vom Bock, um seinem Herrn die Tür zu öffnen und ihm in die Kutsche zu helfen. Ich ließ Mr. Molyneux einsteigen und wartete darauf, dass ich selbst hineingebeten wurde, irgendwann musste der Mann ja wieder mit mir sprechen. Was er mit mir vorhatte, wusste ich nicht, und das machte mich unsicher und, wenn nicht gleich ängstlich, doch zumindest argwöhnisch. Zum Freuen war es wohl noch zu früh. Er hatte nicht davon gesprochen, ob er das Mädchen, das er suchte, als Tochter annehmen oder als Zofe für seine Schwester einstellen wollte. Es war alles sehr rätselhaft, und ich hatte zu viele Schauerromane gelesen, um nicht, misstrauisch, wie ich war, vom Schlimmsten auszugehen, und schlimm war ein weites Feld. Es gab sehr wenig, was ich Mr. Molyneux in diesem Moment nicht zugetraut hätte, aber ich versuchte, das nicht an mich herankommen zu lassen. Was auch immer mich erwartete, ich durfte keine Angst haben. Selbst wenn meine Zukunft düster aussah, düster war auch das, was ich hinter mir hatte: Ich war aus St. Margaret’s entkommen, und die volle Reichweite dessen ging mir nur langsam auf. Was immer ich bei Mr. Molyneux sein würde, ich war keine Niedere Tochter mehr.

»Steig ein«, sagte der Kutscher zu mir. »Soll ich dir helfen?«

Würdevoll schüttelte ich den Kopf. Eine Seiltänzerin schaffte es allemal, allein in ein Coupé einzusteigen. So turnte ich elegant in die Kutsche, froh, niemandem zu viel Arbeit zu machen, und überlegte im Geiste, was ich zu Mr. Molyneux sagen sollte, wenn wir uns gleich auf diesem engen Raum gegenübersaßen. Aber stattdessen fand ich mich Auge in Auge mit einer fremden Lady wieder.

Sie war wunderschön und sehr blass, was natürlich daran liegen konnte, dass es in der Kutsche ziemlich schummrig war; Licht fiel vor allem durch die noch offene Tür hinein, aber als der Kutscher diese hinter mir schloss, wurde es dunkel um mich. Offenbar waren die kleinen Fenster geschwärzt worden – wie passend für ein finsteres Gefährt mit einem Gespann schwarzer Pferde. Aber wenn die Lady kränkelte, vertrug sie vielleicht kein Tageslicht. Und wenn sie immer in verdunkelten Kutschen saß, musste man sich nicht wundern, dass sie blass war.

Sie trug einen ausladenden Hut nach der neuesten Mode, die immer einen Ausgleich dafür finden musste, dass die Kleider so schlicht und reizlos aussahen und die Frauen so schmal machten. Farblich lag er irgendwo zwischen Rosa und Flieder, ebenso wie ihr Kleid, aber anders als der Hut war dieses ganz und gar altmodisch ausladend und nahm mit seinem Reifrock die halbe Kutsche ein. Neben ihr auf der Bank, im Schatten kaum zu sehen, hatte der Gentleman Platz genommen, und als das Coupé mit einem Ruck anfuhr, setzte ich mich eilig ihnen gegenüber und fuhr, mit dem Rücken voran, ins Ungewisse.

»Das ist sie also?«, fragte die Lady.

»Das ist sie«, wiederholte der Gentleman. Und ich bildete mir ein, dass sie beide ein bisschen zu skeptisch dabei klangen, vielleicht sogar missbilligend, aber was immer sie stören mochte, es war nichts, was zu ändern in meiner Macht lag. Trotzdem, es verletzte mich. Sie hatten aus einer Auswahl von so vielen Mädchen ausgerechnet mich genommen – dann mussten sie jetzt auch damit leben, dass ich ich war und nicht wie die anderen.

Ich zog mich etwas tiefer in die Schatten zurück. In meinen Träumen stand ich zwar im Licht, und alles jubelte mir zu, aber ich war auch selbst tüchtig im Beobachten, eine Kunst, die jedes gut ausgebildete Waisenmädchen beherrschen sollte: Nicht aufzufallen, wenn ich nicht auffallen wollte, hatte mich schon an manchem Tag gerettet, sei es vor Miss Mountford, der Köchin oder auch nur einem älteren Mädchen. Mr. Molyneux konnte sich ruhig mit seiner Schwester unterhalten; mir sollte das nur recht sein.

»Die Einzige?«, fragte die Lady.

»Ich hatte noch zwei andere im Verdacht«, erwiderte er. »Aber sie erschienen mir … ungeeignet.«

»Immerhin«, sagte sie. »Das ist mehr als in den anderen Häusern, die wir besucht haben.«

Danach waren sie erst einmal still, die Kutsche rumpelte, und ich konnte nachdenken. Es gab nur zwei Waisenhäuser in Whitton, und das andere war für Jungen – das hieß, sie mussten sich auch in London selbst umgesehen haben. Wollten die beiden jetzt nicht nur mich, sondern waren am Ende auf der Suche nach einem ganzen Stall kleiner bis mittelgroßer Mädchen? Aber wofür? Egal, es sollte mir recht sein. Sie hatten mich immerhin ausgesucht – wenn das sogar aus einer größeren Auswahl geschehen war, ehrte mich das umso mehr.

»Es ist Zeit, heimzufahren«, sagte Mr. Molyneux zu seiner Schwester. Und dann, man sollte es kaum für möglich halten, beugte er sich zu mir vor, als wäre ihm plötzlich wieder eingefallen, dass ich existierte. »Hast du eine Vorstellung, warum wir dich ausgewählt haben, und wofür?«, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. »Wenn Sie es mir nicht sagen wollen …«, sagte ich und spielte schüchterner, als ich war. Ich war in keiner Position zum Frechsein. Noch konnten sie es sich anders überlegen und wieder umkehren, oder noch schlimmer, mich mitten im Regen auf der Straße aussetzen. Nicht dass ich etwas gegen ein bisschen Freiheit einzuwenden gehabt hätte, aber ich wollte den Zeitpunkt, an dem ich mein großes Abenteuer begann, gern selbst bestimmen.

»Das will ich in der Tat nicht«, sagte er und lächelte leicht. »Es würde wenig Sinn ergeben. Ich müsste es dir ein zweites Mal erklären, wenn wir erst einmal Hollyhock erreicht haben. Du wirst deine Augen brauchen, um zu lernen, nicht nur deine Ohren.«

Mir gefiel der Name des Hauses. Hollyhock, das klang besser als St. Margaret’s. Hollyhock Hall. Das Malvenhaus. Ich stellte mir vor, dass es auf dem Land lag, weit weg von der Zivilisation, ein altes Herrenhaus, in dem die Geschwister wohnten, mit niemandem als einem alten, fast blinden Diener und ihrem Kutscher. Und natürlich rankte sich ein Geheimnis um das Haus. Es gab kein altes Haus ohne Geheimnisse.

»Ich nehme an, Sie wollen mich nicht zur Tochter?«, versuchte ich es vorsichtig mit einer Frage, wo ich schon einmal seine Aufmerksamkeit hatte.

»Du wirst noch erfahren, für was wir dich brauchen«, erwiderte der Gentleman. »Und du wirst damit zufrieden sein. Wir möchten kein unglückliches kleines Mädchen in unserem Haus haben. Sei brav und halte dich an die Regeln, dann müssen wir dich auch nicht bestrafen. Ungerechtigkeit liegt uns fern. Sie ist so lästig.« Wieder lächelte er in dem spärlichen Licht, das durch die Ritzen hereinfiel.

»Ja, Mr. Molyneux, Sir«, sagte ich und nickte. »Madam.« Das sollte als Anrede erst einmal unverfänglich sein. Dass ich Worte wie »Vater« oder »Mutter« erst einmal nicht in den Mund nehmen musste, war ganz in meinem Sinn. Sie hätten sich nur fremd angefühlt. Die Molyneux’ waren nicht meine Eltern, nicht meine Familie, und sie sollten wissen, dass ich das nicht nur akzeptierte, sondern froh darüber war. Es hätte die Dinge nur unnötig erschwert. Nur dass sie mich noch keinmal nach meinem Namen gefragt hatten, störte mich ein wenig. Ich wollte nicht für den Rest meines Lebens, oder zumindest meiner Jugend, mit »Mädchen« angeredet werden. Dass ich kein Junge war, wusste ich auch so.

»Hast du ihr die Puppe gezeigt?«, fragte die Lady ihren Bruder. Nicht mich – bis sie einmal das Wort an mich richtete, sollte es noch Stunden dauern.

»Selbstverständlich«, sagte Mr. Molyneux. »Sie lehnte sie ab.«

»Und wo ist die Puppe jetzt?«

»Eine der Gören hat sie bekommen.« Das war das erste Mal, dass ich aus Mr. Molyneux’ Mund ein Wort hörte, das zu dem geringschätzigen Blick in seinen Augen passte. »Wir brauchen sie nicht mehr.«

»Es war keine von ihren«, sagte die Lady, mehr zu sich selbst, als wollte sie ganz sichergehen.

»Nein«, sagte er. »Natürlich nicht.«

Und dann waren sie wieder still. Ob das an meiner Anwesenheit lag oder daran, dass sie einander nach den langen gemeinsamen Fahrten, die sie schon hinter sich haben mussten, nicht mehr viel zu sagen hatten, konnte ich nicht beurteilen, aber den Rest der Fahrt über hörte ich kein Wort mehr von ihnen.

Die Fahrt war lang. Ich hatte erwartet, dass wir irgendwann zur Nacht vielleicht irgendwo Station machen würden, und mir versucht auszumalen, wie es wohl war, in einem echten Gasthof abzusteigen – ob ich mit den Pferden im Stall schlafen müsste oder ein Zimmer bekäme, am Ende gar eines für mich allein … Doch nichts davon. Die Kutsche fuhr und fuhr, es wurde immer dunkler, und das Rütteln, nachdem ich mich einmal daran gewöhnt hatte, schläferte mich ein. Ich dachte nur kurz daran, dass ich noch nichts gegessen oder getrunken hatte seit dem Mittagessen, und dass dieses schon eine Weile zurücklag, aber ich wollte mich nicht deswegen beschweren; die Molyneux’ aßen und tranken während der Fahrt schließlich auch nichts. Und obwohl ich mir vorgenommen hatte, sie ganz genau zu beobachten, tat ich das Gegenteil und schlief ein.

So verschlief ich den Großteil der Fahrt, weswegen ich hinterher nicht einmal sagen konnte, wie lange sie nun wirklich gedauert hatte. Ich schlief so friedlich und fest, dass ich nicht einmal merkte, ob wir unterwegs die Pferde auswechselten oder ob wir zwei Schwestern der legendären Black Bess vor uns hatten, die ihren Herrn, den gefürchteten Straßenräuber Dick Turpin, in einem Tag und einer Nacht von York bis nach London und zurückgetragen hatte. Der Kutscher musste der Teufel selbst sein, und zumindest in meinem Traum war er es auch: ein Höllenkerl mit Hörnern, der auf seine Pferde eindrosch und sie antrieb, dass ihre Hufe den Boden nicht mehr berührten. Und Mr. Molyneux … Und seine Schwester war … Im Traum wusste ich es. Doch kaum war dieser vorbei, erinnerte ich mich nicht mehr. So ist das mit Träumen.

Ich wurde wach, und das Bild des Hauses, das ich eben noch so klar vor Augen hatte, verschwand. Nun, das sollte meine geringste Sorge sein. Ich würde das echte Haus sehen, sobald wir da waren. Hollyhock. Nicht ganz ein Zirkus. Aber meine neue Heimat.

Eine Hand an meiner Schulter rüttelte mich leicht. Seltsam, dass ich davon wach wurde – die Kutsche hatte mich die ganze Fahrt über weitaus mehr geschüttelt, aber wer einmal die Betten von St. Margaret’s überstanden hatte, der konnte überall schlafen.

Trotzdem, ich zögerte, die Augen zu öffnen. Ein letztes Mal versuchte ich, das Traumbild festzuhalten – noch etwas, das man in St. Margaret’s lernte: Egal wie mies der Traum sein mochte, die Wirklichkeit war immer noch viel mieser. Schließlich blinzelte ich, rekelte mich ein bisschen und schlug die Augen vollends auf. Es war immer noch dämmrig in der Kutsche, aber das Licht war jetzt nicht mehr braungrau, sondern hatte die Farbe von Flieder. Es quoll zur halboffenen Tür herein und machte mich neugierig auf das, was jenseits der Kutsche liegen mochte. Aber zwischen mir und der Außenwelt stand die Lady, Mr. Molyneux’ Schwester, die sich über mich beugte.

»Genug geschlafen«, sagte sie. »Es ist an der Zeit, aufzustehen. Du sollst nicht in der Kutsche wohnen.« Das waren also die ersten Worte, die sie an mich richtete. Man hätte sie mit einem Lächeln sagen können, sogar mit einem Lachen, aber Milady sprach kühl und distanziert und artikulierte dabei jeden Buchstaben säuberlich, als ob sie eine fremde Sprache spräche.

»Ja, Madam«, sagte ich, jeder Zoll wohlerzogenes Waisenmädchen. »Rede nur, wenn du gefragt wirst«, war uns mit dem Stecken eingebleut worden, und: »Kinder soll man sehen, nicht hören.« Ich beherrschte all diese Spielchen und Regeln, wenn es darauf ankam. »Vielen Dank, dass Sie und Ihr Bruder mich in Ihr Haus nehmen.«

»Du wirst noch später Zeit haben, uns zu danken«, sagte sie. »Komm jetzt.« Ihr Bruder war nirgendwo mehr zu sehen. Nun, es war sicherlich auch schicklicher, wenn eine Lady mich aufweckte denn ein Gentleman. Wir wollten doch nicht vom ersten Tag an den Dienern einen Grund zum Tuscheln geben!

Als ich meinen Kopf aus der Kutsche schob, wurde mir fast schwindelig von der frischen Luft. Anstatt dass ich mich freute, aus dem muffigen Kasten zu steigen, der den Geruch von Staub trug, von Miladys zartem Parfüm und langen Jahren in der Remise, erschlug es mich förmlich. Ich roch das Haus, bevor ich es sah, oder zumindest roch ich seinen Garten. Ein Meer von Blumen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Zumindest nicht in natura und in Farbe. Von den schwarz-weißen Kupferstichen im Almanach kannte ich zwar die Namen vieler Pflanzen, und das eine oder andere Blümchen hatte ich natürlich auch auf den sonntäglichen Spaziergängen durch den Park gesehen, aber in dieser Pracht und Vielfalt waren sie neu für mich.

Ich war den Geruch von Rauch und Nebel gewohnt, in der Stadt durchzog er selbst den Park, und was dort blühte, hatte keine Chance, zu gedeihen: Bald war es grau vom Ruß und ging ein. Hollyhock hingegen musste von Tausenden Blumen und Büschen umgeben sein, und ich konnte nur vermuten, dass Flieder darunter war und vielleicht auch die eine oder andere Malve, der das Haus den Namen verdankte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob Malven um diese Jahreszeit schon blühten. In London taten sie es nicht, aber hier gab es mehr Sonne und bestimmt einen großartigen Gärtner … Die Welt verschwamm vor meinen Augen, und alles, was ich sah, war ein Strudel von Farbe, Rosa in allen Schattierungen der Dämmerung, und es war schön.

Ich zwinkerte. Mein Blick klärte sich, und jetzt sah ich endlich auch das Haus. Es übertraf alles, womit ich gerechnet hatte. Das Haupthaus war ein mächtiger Würfel mit hohen Säulen und einem klassizistischen Giebel, den ich dank meiner umfassenden Bildung durch den Almanach von 1903 und heimlicher Besuche in der Leihbücherei als Regency, höchstwahrscheinlich, identifizierte. Links und rechts gab es Anbauten, von denen ich nicht sagen konnte, ob sie so alt waren wie der Rest. Es war eine Sache, klassizistische Giebel zu erkennen, aber der Almanach ersetzte keine höhere Schulbildung. Ich konnte nicht sehen, wie viele Kamine Hollyhock hatte – wenn wir früher spazieren gehen durften, hatten wir Mädchen immer das Kaminspiel gespielt: Gewonnen hatte diejenige, die das Gebäude mit den meisten Kaminen fand. Aber ich stand zu nah am Haus, um irgendetwas vom Dach sehen zu können, geschweige denn von den Kaminen, und so blieb mir nur die Hoffnung, dass es irgendeine Form von Heizung gab, am besten auch in meinem Zimmer. Man durfte ja noch träumen, irgendwie.

In jedem Fall konnte ich sagen, dass das Haus alt war, alt genug, um den Zahn der Zeit mehr als einmal zu spüren bekommen zu haben. Vielleicht war es etwas schäbig, wenn man das über so ein stolzes Herrenhaus sagen durfte, aber es war wenigstens nicht düster. Das Mauerwerk war von einem hellen Grau, das gut zu den Stockrosen passte. Man konnte es nicht wirklich freundlich nennen – das war für Grau auch schwer möglich –, aber es hatte so etwas Leichtes. Wenn man an St. Margaret’s gewöhnt war, an Backstein, der mit den Jahren von all dem Ruß in der Luft fast schwarz geworden war, fühlte es sich an wie schneeweißer Marmor. Es war schön hier, alles passte zusammen, die Blumen vor dem Haus waren etwas verwildert, das Haus ein wenig heruntergekommen. Tief in mir breitete sich Wärme aus – ich fühlte mich wohl, an einem Punkt tief in mir, der nicht ans Wohlfühlen gewöhnt war.

Einen kurzen Moment lang empfand ich Bedauern darüber, dass uns die Kutsche so nah vor dem Eingang ausgespuckt hatte, so dass ich nicht hatte sehen können, wie Hollyhock aus der Ferne wirkte; ich hätte gern gesehen, wie es zwischen den Bäumen im Park auftauchte, aber niemand durfte erwarten, dass Milady die ganze Auffahrt hinauflief. Nur die Vortreppe, die konnte ihr niemand ersparen. Und ich sollte von nun an hier wohnen, das gab mir genug Gelegenheit, um irgendwann einmal den Park und den Garten hinter dem Haus zu erkunden. Das hieß, wenn mich Mr. Molyneux und seine Schwester nicht versklaven und im Keller festketten würden, was natürlich immer noch nicht ausgeschlossen war. Aber wo er düster war und sie dämmerrosig, verriet mir das Haus sofort, dass es ihr gehorchte und nicht ihm. Es gab Häuser, die keine Männer mochten, und ich hatte Hollyhock im Verdacht, von dieser Sorte zu sein. Was für ein Glück – ein Mann war ich nicht!

»Komm mit«, sagte Milady noch einmal, und ich begriff, dass ich wie angewurzelt vor der Kutsche stand und an dem grauen Gebäude hochstarrte, als hätte ich noch nie ein Haus gesehen. Sie stieg die Treppe hinauf, ihre üppigen Röcke mit einer Hand gerafft, und ich folgte ihr etwas zögerlich. Ob ich auch in Zukunft diesen Eingang nehmen durfte oder mich irgendwo seitlich zur Dienstbotentür hineinschleichen musste? Es würde sich zeigen, aber in diesem Moment erinnerte es mich nur wieder daran, dass ich keine Ahnung hatte, was Hollyhock für mich bereithielt. Meine Zukunft war mir nie unklarer gewesen als in diesem Augenblick auf der Treppe – zwischen Haus und Kutsche, Hoffen und Bangen: Jetzt konnte alles passieren.

Als ich zwischen den Säulen hindurchtrat, wusste ich, es gab kein Zurück mehr. Zugegeben, das hätte es auch vorher nicht, aber die Türflügel hatten etwas Bedrohliches an sich, als ich mich ihnen näherte: Als wollten sie gleich hinter mir zuschlagen und mich nicht mehr hinauslassen. Natürlich, diese Sorge war absurd, und auch meine Vorstellung von dem einen lahmen und blinden Diener zerschlug sich, als ich das Personal in der Halle versammelt sah, um die Herrschaften zu empfangen. Ein Butler und zwei Diener, eine resolute Frau, sicher die Haushälterin, die etwas an Miss Mountford erinnerte, und drei Hausmädchen. Diese drei, fand ich, hatten auszureichen. Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass ich auch so ein Häubchen würde tragen müssen. Überhaupt, man brauchte nicht drei Waisenhäuser oder mehr abzuklappern, wenn Dienstmädchen auf jedem Baum wuchsen, selbst hier draußen auf dem Land.

Ich stand etwas verloren im Schatten der Lady, während der Butler ihr den Hut abnahm und ihr aus einem Jäckchen half, das ich in meiner Ignoranz – zu entschuldigen nur durch das schlechte Licht und die Tatsache, dass ich in meinem Leben zu wenig Modemagazine aus dem alten Jahrhundert zu Gesicht bekommen hatte – für einen Teil des Kleides gehalten hatte. In meinen zu schlichten Sachen versuchte ich, mich unsichtbar zu machen, aber die Mühe hätte ich mir auch sparen können – keiner der Diener in ihren dunkelvioletten Livreen, keines der schwarzgekleideten Mädchen würdigte mich auch nur eines Blicks. Was immer sie an natürlicher Neugier besitzen mochten, wurde von Butler und Hausdrache unter Kontrolle gehalten. Erst als Mr. Molyneux, unverändert düster, sich zu seiner Schwester gesellte, brachte mir wieder jemand einen Funken Aufmerksamkeit entgegen.

»Du wirst mit Sally gehen«, sagte er und überließ es mir zu erraten, welches der drei Mädchen damit gemeint war. »Sie wird dir dein Zimmer zeigen und etwas Angemessenes zum Anziehen geben.«

So kam ich also an das weiße Kleid, an meinen neuen Namen, und an mein neues Leben in Hollyhock Hall. Von diesem Tag an sollte nichts mehr so sein wie zuvor – aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es irgendwie schlimmer als in St. Margaret’s werden sollte.

Zweites Kapitel

Mein Zimmer lag unter dem Dach. Ich wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder ein schlechtes, es war schließlich mein erstes Herrenhaus. Ich vermutete zwar, dass dort oben nur die Zimmer des Personals lagen, aber eigentlich konnte es mir egal sein. Es war ein Zimmer! Mein eigenes! Was störte es, dass darin nur ein Bett stand, ein Waschtisch und ein schmaler Wandschrank, und dass man keinen Platz hatte zum Tanzen es war ein eigenes Zimmer. Und selbst wenn Mäuse unter dem Bett leben sollten, Spinnen in der Ecke und Geister im Schrank, es war mehr, als ich jemals in meinem Leben besessen hatte. Seit ich denken konnte, hatte ich im Schlafsaal von St. Margarets gewohnt, und ich fragte mich, ob ich überhaupt würde schlafen können ohne den Atem der anderen Mädchen um mich herum, ohne das Quietschen von 20 eisernen Bettgestellen.

In diesem Moment ließ ich mich davontragen von meiner eigenen Begeisterung. Ich lief zum Fenster und blickte hinaus. Die Scheibe war innen beschlagen und außen staubig, also riss ich das Fenster auf, froh, trotz karger Ernährung doch einiges an Kraft in meinen jungen Armen zu haben, denn der Rahmen war stark verzogen doch was ich dann sah, machte alles wett. Da draußen lag der Garten. Ich sah Bäume, Blumenbeete, und weiter hinten lag etwas, von dem ich mir von ganzem Herzen wünschte, dass es ein Labyrinth war. Eigentlich sah ich nur eine hohe Hecke, aber jeder wusste, dass Herrenhäuser ein Labyrinth haben mussten, in dessen Zentrum das dunkle Geheimnis versteckt war: das Grab der heimlichen Geliebten, vom Lord gemeuchelt, als sie ein Kind von ihm erwartete, und dann nachts im Labyrinth verscharrt, wo sie bis heute umging …

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!