Das Schwein auf dem Trapez - Helmar Neubacher - E-Book

Das Schwein auf dem Trapez E-Book

Helmar Neubacher

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Beschreibung

Wie kommt es, das einer der eingefleischtesten Kapitalisten unserer Zeit - Spitzname "Das Schwein" - sich praktisch über Nacht zum Sozialisten wandelt? Ganz plötzlich beteiligt dieser, von Gier getriebene, nach Geld und Macht Lechzende alle seine Mitarbeiter zu 50% an der Entscheidungsgewalt innerhalb seines Firmenkonsortiums in allen wirtschaftlichen und personellen Fragen und teilt am Jahresende den Gewinn mit der Arbeiterschaft zu gleichen Teilen. Welchen Einfluss auf die Wandelung dieses Menschen, der auch "Der Deutsche" genannt wird, haben die sterbenskranke kleine Tochter und ein geheimnisvoller Mönch bei dieser Geschichte, die 2022 in Thailand spielt? Ist es möglich, dass dieses neue Wirtschaftsmodell von Thailand auf alle 200 Länder unserer Erde überschwappt - immerhin werden aus Superkapitalisten Sozialisten und aus sklavenähnlichen Arbeitern Unternehmer. Entstanden ist ein ganz neues Wirtschaftssystem mit Namen: "ZWEISTROM-SOZIALISMUS" - da bei weltweiter Nutzung die beiden größten Energieströme zusammen fließen - KAPITAL und ARBEIT. Der größte Zankapfel der Menschheit - der Kampf zwischen den Besitzenden und den Nichtbesitzenden - der Verteilungskampf zwischen ARM und REICH wäre vorbei. Was ist das für ein thailändischer Mönch mit dem Namen des großen BUDDHA Siddhartha Gautama, der den "Deutschen" bei seiner Wandlung vom absoluten "Ich-Monster" zum mitfühlenden, abgebenden "Wir-Menschen" unterstützt? Was ist das für ein Mönch, der das "Godesberger Programm" der Sozialdemokraten (SPD) im fernen Deutschland kennt? Was ist das für ein thailändischer Mönch, der das Deutsche Grundgesetz kritisiert und ein WELTWEIT in allen Ländern der Erde und auch auf allen in Zukunft zu besiedelnden Planeten des Alls verbindliches Regierungssystem fordert - ein "ECHTES DEMOKRATISCHES REGIERUNGSSYSTEM", bei dem das Volk alle 8 Jahre das Bundesparlament (Volkskammer), die Länderparlamente, die Richter des obersten Verfassungsgerichtes und den Bundespräsidenten wählt? Erstaunlich: Dieser Mönch weist auf ein fortschrittliches Regierungssystem hin, bei dem die 3 Gewalten REGIERUNG, PARLAMENT und JUDIKATIVE streng voneinander getrennt sind. Die Regierung, aufgeteilt in 2 gleichberechtigte Regierungen - den Staatsrat und den Ministerrat mit ihrem jeweiligen Regierungschef an der Spitze. Innerhalb dieses Regierungssystems wäre es unmöglich, dass sich der Präsident eines Landes, wie 2022 in Russland, zum imperialistischen Kriegsherrn aufschwingt

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Helmar Neubacher, geboren am 06. April 1940 in Sakuten, Kreis Memel, damals Deutschland – Studiendirektor i. R. Vom Autor bisher veröffentlichte Bücher:

CHEOPS-PYRAMIDE gebaut mit den eigenen BARKEN

Lösung des Jahrtausendrätsels:

MASCHINEN des HERODOT + KRAFT des WASSERS

ISBN-13: 978-3-8370-6236-6

Das RAD des PHARAO

7 Vorbedingungen für den Bau der Cheops-Pyramide

DER BAU BEGINNT ISBN: 978-3-8370-2310-7

VERMÄCHTNIS des HERODOT zum Bau der

CHEOPS-PYRAMIDE

Jahrtausende altes Mysterium gelüftet:

100.000 Mann – Hydrostatik – 230 Steinhebemaschinen

ISBN: 978-3-8391-1486-5

PRINZESSIN DER HERZEN

– ein Drama im Spiegel der Galaxien

ISBN: 978-3-8423-5222-3

ADOLF HITLER »DAS BÖSE«

– und die Rache des Ziegenbocks von Leonding

ISBN: 978-3-8448-8977-2

ADOLF HITLER »THE EVIL«

– and the Revenge of the Billy Goat of Leonding

ISBN: 978-3-7481-8276-4

ICH HABE VIEL ZU LANGE GESCHWIEGEN

Sozialdemokratie am Abgrund! Deutschland am Abgrund?

ISBN: 978-3-7322-1418-1

Wir sind DAS VOLK BRUCH der SCHERE zwischen ARM und REICH Streitschrift ISBN: 978-3-7448-5563-1

»IDEALER FÜHRER« oder ZWEISTROMSOZIALISMUS

Rettungsanker für die Menschheit?

…die »Friedliche Revolution« des kleinen DDR-Volkes von

1989 lebt weiter!

Eine fiktive Streitschrift ISBN: 978-3-7504-1183-8

ADOLF HITLER DIE "ENTTARNUNG" Liebe, Sex und Tod Historischer Roman ISBN: 978-3-7534-5322-4

Inhalt

Das Umfeld

Das Schwein »liebt« in Australien

Buddhas Enkel

Ein Super-Kapitalist hat eine Vision: Abgeben und Teilen −

* Geld und Kapital

* Macht und Einfluss

2022 fordert ein Nachfahre Buddhas:

* Echte Demokratie für alle Völker auf der Erde und auf allen in Zukunft zu besiedelnden Planeten des Weltalls

Abb. 1: Amulettartiges Gebilde aus dem Tempel Nongbuase (Provinz Nongbualamphu), Thailand, hergestellt aus geflochtenen bunten Bändern von einem Mönch.

Das Umfeld

In der größten Region Thailands, im Isaan, lebt ein Mann, der landauf, landab unter dem Spitznamen »Schwein« bekannt ist. Diese Person ist bei der Thaibevölkerung sehr beliebt und überaus angesehen bis hinauf in allerhöchste Kreise. Die Bezeichnung »Schwein« ist nicht etwa, wie in Europa, ein böses Schimpfwort. Viele kleine Mädchen und Frauen werden hier in Thailand liebevoll »Muh« (Schwein) genannt − das kleine Wörtchen mit aufsteigendem Ton gesprochen. Und wie wir in diesem Falle sehen, gibt es diese Bezeichnung auch für Männer. Der Europäer staunt, wenn er erfährt, wie häufig dieser Name verwendet wird. Die so bezeichnete Person wird aber auch mit weiteren Namen bedacht, die auf einen großen Bekanntheitsgrad hinweisen.

Der »Deutsche« (The German) und der »Große« (Khun Jai) sind weitere Benennungen, unter denen ihn jedermann kennt. Völlig ungewöhnlich, mehrere Spitznamen − Thais haben nur einen. Unter »Khun Jai« verbirgt sich nun nicht eine Person, die körperlich sehr groß ist. Diese Bezeichnung wird einem Menschen zugeordnet, der reich, mit großem Einfluss versehen und damit auch mächtig ist. Es handelt sich um jemand, auf den man hört und dessen Wort Gewicht hat. Und so kann man dann auch ohne Umschweife direkt auf seinen wirtschaftlichen Erfolg kommen, der für die Thais viel wichtiger ist als z. B. Aussehen und Charakter. Ein solcher Mensch sticht aufgrund seines Erfolgs ganz besonders heraus aus der Allgemeinheit:

»Ein Ausländer, der es geschafft hat, innerhalb von 20 Jahren einer der reichsten Männer in Thailand zu werden!«

Der aus Deutschland stammende Franz Muxeneder ist heute der größte Schrotthändler und Altteile-Verwerter des ganzen Landes. Als er hierher kam, stellte er fest, dass es sehr schwer war, passende gebrauchte, aber preiswerte Ersatzteile für sein Auto zu bekommen. Und schon war seine Geschäftsidee geboren und wurde rigoros in die Tat umgesetzt:

„Bei mir gibt es kein Suchen − nur Buchen!“

Auto+Motorrad »Der Deutsche«

lautet sein Wahlspruch, der in jedem Tante-Emma-Laden, aber auch in jedem Supermarkt und Baumarkt hängt − geschrieben in Thai und Englisch.

Die Werbung bedeckt derart umfassend das ganze Land, sodass jeder Bürger sie täglich wahrnehmen muss. Das gilt natürlich in besonderem Maße für das Internet, denn man findet den deutschen Kaufmann auch in allen sozialen Netzwerken. Und dieser Unternehmer spricht eine große Bevölkerungsgruppe an.

Seine Spezialität sind Ersatzteile nahezu aller Automarken und Motorräder − auch antike Nobelkarossen. Innerhalb von Sekunden kann er jedem Kaufinteressenten per Knopfdruck sagen, ob das gewünschte Ersatzteil vorrätig ist. Auch den Verkaufspreis hat er sofort parat. Jedes Teil hat den halben Neupreis und ist beschrieben und bewertet durch die drei Erhaltungszustände 1, 2, 3.

Und was hier angeboten wird, muss ja gut sein, denn was ein Deutscher verkauft, weckt Vertrauen. Dieser Starverkäufer wirbt durch seine Staatsangehörigkeit mit deutscher Wertarbeit, da in diesem Fall Thais stets denken, dass hinter den gelieferten Ersatzteilen besonderes Know-how steht. Dies ist allerdings nicht der Fall, da die Ersatzteile aus aller Herren Länder kommen. Hinzu kommt, dass deutsche Gäste sowieso in Thailand generell beliebt sind.

Sein Haupteinkommen resultiert aber aus dem Recyceln von Schrott. Riesige Berge, manchmal haushoch, liegen nur wenige Kilometer entfernt von seinem Zuhause. Etwa stündlich kommt ein Laster mit neuer Ware − selbst aus den Nachbarländern Laos und Kambodscha, aber auch auf dem Wasserwege, und zwar Schiffe von Indien und Vietnam. So entstehen auch immer mehr Arbeitsstellen für die Bevölkerung, obwohl der »Deutsche« bereits der größte Arbeitgeber der Provinz ist.

Es ist 06.30 Uhr und die Familie sitzt beim Frühstück − Vater, Mutter, Tochter und die Erzieherin. Der Vater sitzt an der Stirnseite eines riesigen rechteckigen Esstisches. Die Tischbeine, bestehend aus wertvollen hölzernen Schnitzereien, kommen gar nicht zur Geltung, denn sie werden von 24 bequemen Stühlen verdeckt − ebenfalls versehen mit Schnitzereien wie der Tisch. Die drei weiblichen Personen sitzen an einem niedrigen runden Tischchen, einige Meter entfernt. Sie sind aber so platziert, dass sie mit dem Vater Blickkontakt haben, und somit auch miteinander sprechen können.

Zwei junge Mädchen in Bedienuniform tragen das Essen auf. Die eine bringt alles für ein üppiges deutsches Frühstück, einschließlich Pfeffer, Salz, Ketchup. Die andere Frau trägt all die kleinen Dinge herbei, die die Thais des Isaan lieben. So sind unverzichtbar Reis, Gemüse, Obst und Fischsauce mit Chilischoten − ein Salzersatz (Prick-nam-pla). Eine weitere spezielle Soße aus verdorbenem Fisch (Bala) hat der Hausherr wegen des strengen Geruches verboten. Aber man hat sich geholfen, denn es gibt dieses Thai-Gewürz auch aus der Flasche mit Verschluss. Der Europäer weiß meist nicht, was in der Flasche ist, denn das Etikett in Thaischrift vermag er normalerweise nicht zu lesen. Erschwerend kommt häufig noch hinzu, dass viele Firmen eine Kunstschrift verwenden, sodass selbst jemand, der alle 44 Konsonanten und 32 Vokale des geschriebenen Thaialphabetes kennt, hier überfordert ist.

Aber alle drei Thais am runden Tischchen beginnen mit einem sehr scharfen Papaya-Salat (Somtam), den der Hausherr geradezu hasst. Die europäische Seite trinkt Kaffee und die andere Tee, stilles Wasser und Obstsaft. Vor der Mutter liegen noch einige kleine Fleisch- und Fischstückchen. Tochter und Erzieherin lehnen dagegen jedes Essen ab, für das ein Tier sterben musste.

Und der Hausherr beginnt das morgendliche Tischgespräch, hier an die Tochter gerichtet:

„Na, Mucky, ich hoffe du hast gut geschlafen und hier habe ich dein Zeugnis vorliegen. Deine Klassenlehrerin ist ja, bezogen auf thailändische Schulen, eine geradezu vorbildliche Kindererzieherin. Sie scheut sich nicht vor Mehrarbeit und stellt euch zum Jahresanfang ein Zwischenzeugnis aus. So wissen alle Schüler deiner Klasse, wo sie stehen. Jedem Schüler hält das Zeugnis den eigenen Notenspiegel vor's Gesicht und zeigt ihm, wo er sich bis zum Versetzungstermin am 15. Mai noch verbessern kann.

Meinen allerherzlichsten Glückwunsch − du bist ja nun die Nr. 1 in deiner Klasse von 21 Schülern. Damit machst du auch Papa und Mama alle Ehre. Weiter, weiter so − ein gutes Abitur und dann ab an die beste Uni in Deutschland oder USA − dann wirst du mal viel Geld verdienen. Ich sehe schon in nicht allzu ferner Zukunft, Frau Dr. Mucky, als Vorstandsmitglied eines Riesenkonzerns oder einer großen Bank.“

„Aber Papa, mit meinem Zeugnis stimmt etwas nicht − ein Mädchen und ein Junge sind besser als ich. Ich dürfte nur die Nr. 3 sein − und das macht mich sehr traurig. Und wir haben doch schon öfter über meine Berufswünsche gesprochen. Ich möchte gerne Tierärztin werden − das weißt du doch − mein Herz wird ganz warm, wenn ich daran denke, kranken Tieren zu helfen − vielleicht in Afrika.“

„Aber, aber liebste Tochter, mein Schätzchen. Du bist jetzt fast acht Jahre alt und kommst in die 4. Klasse. Du wirst deine Meinung sicher noch verändern und erkennen, dass das Wichtigste im Leben darin besteht, gutes Geld zu verdienen. Aber, wenn du nach Afrika gehst und »Kleine Brötchen« backst, ist es auch gut. Du kannst machen, was du möchtest, mein Kind − alles ist gut. Ich bin dein Vater und habe nur dich − ich folge all deinen Wünschen. Ich werde alles unterstützen, was du dir in den kleinen Kopf gesetzt hast.“

Es ist schon merkwürdig: Das Gespräch zwischen Vater und Tochter fand in englischer Sprache statt, obwohl die Heimat der Familie Thailand ist. Gesprochen wird vom Hausvorstand mit allen anderen Personen ein schlechtes Englisch mit vielen Fehlern − kein Wunder, denn niemand ist im Land der englischen Muttersprache geboren.

Es hilft aber alles nichts, sobald Familienmitglieder oder Bedienstete sich mit dem »Deutschen« unterhalten müssen, kramen sie so gut es geht ihre Englischbrocken hervor. Oft werden sie von ihrem Arbeitgeber niedergemacht, falls ihr Wortschatz nicht ausreicht, sich verständlich auszudrücken. Der Chef spricht eben einige englische Wörter mehr als seine Bediensteten. Deshalb ist er auch davon überzeugt, dass er die Sprache Englisch perfekt beherrscht, im Gegensatz zu den anderen.

Die Thais untereinander verstehen sich natürlich hervorragend, denn sie sprechen ihren Dialekt aus dem Isaan, so wie sie es von Vater und Mutter gelernt haben. Ehefrau und Angestellte sind oft froh, dass sie dann vom Ehemann und Chef nicht verstanden werden, da viele persönliche Wörter nicht für seine Ohren bestimmt sind.

Leider sieht es, von anderer Seite betrachtet, richtig traurig aus. Denn der Hausvorstand beherrscht von der gesamten Sprache Thai nur zwei ganz kleine Wörtchen, die er auch noch falsch ausspricht. Zwei kleine Wörtchen sind alles, was er innerhalb von 20 Jahren angenommen hat. Ein besonderer Fehler bestand darin, dass er kurze englische Sätze zur Verstärkung mit dem Wörtchen »khaa« beendete. Ihm war nicht bekannt, dass dieses Wörtchen in Thailand ausschließlich weiblichen Personen vorbehalten ist, und er merkte auch nicht, dass er allen Thais jedes Mal ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte. Er wies diesen Fehler aber gegenüber seinem korrigierenden deutschen Freund energisch zurück. Er habe dieses Wörtchen nie benutzt, so seine Rechtfertigung. Tatsächlich war auch fortan »khaa« nicht mehr zu hören − aber ein neuer noch schwererer Fehler tauchte ganz plötzlich auf und verursachte wiederum Staunen und verzeihendes Lächeln bei den Angesprochenen. Diese landauf landab so angesehene Person grüßte nun fast jeden, der ihm begegnete mit einem thailändischen »Wai« − den Verkäufer im Supermarkt genauso wie Fremde und auch Kinder! Ihm war nicht bekannt, dass Begrüßung und Dankeschön der thailändischen »Wai-Zeremonie« immer von der rangniederen oder jüngeren Person ausgeht und dann von der ranghöheren oder älteren Person ebenfalls durch einen »Wai« erwidert wird.

Auch die Heimatsprache Deutsch des Hausvorstandes ist im Kreise seiner Lieben überhaupt nicht zu vernehmen. Nur die Tochter hat fünf bis sechs Wörter aufgeschnappt aus Gesprächen des Vaters mit deutschen Freunden und Bekannten.

Nach Beendigung des Frühstücks beginnen die beiden Dienstmädchen mit dem Abräumen und sind gar nicht erstaunt, als ihr Chef sich an sie wendet − sie ahnen aber schon, was da auf sie zukommt.

"Nini und Bäng − vergesst nicht, heute ist »Motorradtag« − bringt nach dem Abwasch meine fünf Motorräder und die Autos auf Vordermann, ihr habt ja dann Zeit. Nach dem Abblasen des Wassers mit Pressluft, schön einwachsen, auch die Autodächer. Nehmt den Verwalter und die Küchenhilfe mit dazu − die stehen ja sowieso meistens nur rum. Ach ja, da fällt mir ein, dass im Hetty Nusara Condominium zwei Farangs (Thai Bezeichnung für weißhäutige Ausländer) mit ihren Thai-Frauen ausgezogen sind. Bis nächste Woche ist der Elektriker mit einigen Reparaturen fertig. Dann könnt ihr euch vom Verwalter mit den ganzen Farbtöpfen hinfahren lassen. Alle vier Zimmer, Küchen, Bäder und Balkone wieder 1. Klasse, einschließlich Decken, neu streichen − das könnt ihr doch gut! Nehmt wieder die gleichen Farbtöne − schöne Pastellfarben wie gehabt.“

Die beiden Mädchen verbeugen sich untertänig und bedanken sich sogar, wie aus einem Mund:

„Kob khun khaa!“

Obwohl sie die Anweisung nur mit »ja« zu bestätigen hätten, machen beide einen »Wai«. Dabei werden die Handflächen in Gesichtshöhe aneinander gehalten. Der Kopf macht mit niedergeschlagenen Augen eine kleine Nickbewegung und die Beine einen Knicks. Dabei ist die gesamte Körpervorderseite der Person zugewendet, der die Höflichkeitsbezeugung gilt. Leider ist in den letzten Jahren vermehrt zu erkennen, dass diese freundliche Art der Begrüßung und des Dankeschönsagens an Intensität und Bedeutung abnimmt. Schuld daran sind in besonderem Maße die Millionen Ausländer, die dafür überhaupt keinen »Draht« haben. Viel lieber begrüßen sie sich durch Handschlag, mit der Gefahr, gefährliche Bakterien wie auch Covid-19 und Hepatitis A und B zu übertragen. Auffallend oft sieht man neuerdings die Begrüßung per Handschlag auch im Kreise der sogenannten thailändischen Ladyboys (Khateus). Sie finden die Begrüßung durch Handgeben interessant, geschuldet ihrem häufigen Umgang mit männlichen Europäern, Amerikanern, Australiern und Neuseeländern.

Besonders bei Mischlingskindern zwischen Thai und Farang ist der Wai so gut wie unbekannt − eigentlich schade! Den ausländischen Vätern genügt in der Regel ein »hallo« und ein »thanks«! Diese Kinder haben bei den Thais wohl nicht umsonst die etwas herabsetzende Bezeichnung »Luk krueng« (»Halb Kind«) erhalten. Bekannt ist auch die Schwierigkeit bei der Wahl späterer Berufe. Bewerber aus Mischehen haben häufig das Nachsehen, wenn es um beamtete oder verwaltungstechnische Berufe innerhalb von Behörden geht.

Nach dem Dankeschön gegenüber ihrem Chef lächeln die beiden Dienstmädchen − sind aber in Wirklichkeit regelrecht wütend. Sie fühlen sich gar nicht damit einverstanden, dass ihr Arbeitgeber sie dermaßen ausnutzt. Vorgeschrieben sind von der Regierung 300 Baht pro Tag als Mindestlohn. Sie erhalten aber nur 100 Baht (2,70 Euro), denn in der Region gibt es leider viel zu wenig Arbeitsmöglichkeiten für Ungelernte. Doch professionelle Autopflege und fachlich einwandfreie Malerarbeit sind nicht in ihrem Arbeitsvertrag vermerkt. Zusätzliche Mehrarbeit, ohne Bezahlung und ohne vorherige Abmachung mögen Thais gar nicht!

Die Tochter, mit richtigem Vornamen Mugda, verlässt als erste den Tisch. Sie küsst Mama und Papa auf die Wange, dreht sich danach beiden zu, macht einen »Wai« und geht nach draußen.

Dort begrüßt sie durch einen Maschendrahtzaun ihren Liebling, der in einem Riesenzwinger wohnt. Die kleine dreifarbige Beagle-Hündin hört auf den Namen »Zita« und ist ganz aus dem Häuschen vor Freude, ihre kleine Herrin zu sehen. Anfangs war Mucky ganz traurig, dass Papa verbot, das possierliche Tierchen ins Haus zu holen. Dies ist der einzige Wunsch in den sieben bis acht Lebensjahren des Kindes, den ihr der ansonsten umsorgende Vater nicht erfüllte. Mucky berührt noch einmal mit dem Zeigefinger der rechten Hand das kleine Näschen des Beagle-Mädchens durch den Drahtzaun und sagt auf Deutsch:

„Auf Wiedersehen“, eines der fünf Wörter, die sie aus der so fremd klingenden Sprache des Vaters kennt. Sie geht noch zu einem Wasserhahn draußen, wäscht sich mit Seife die Hände. Ohne Hast benutzt sie ein sauberes Handtuch, das dort hängt und winkt damit der Erzieherin zu, die Muckys Schulzeug und eine Leinenjacke in der Hand hält. Beide lächeln sich an, berühren sich kurz mit der freien Hand und steigen in eine große Mercedes-Limousine. Der Chauffeur gibt langsam Gas, denn es sind noch 35 Minuten bis Schulbeginn. Die Schule liegt wenige Kilometer entfernt und der Fahrer muss nur kurz auf eine Schnellstraße. Dann auf einen längeren geteerten Nebenweg − und schon hört man das Stimmengewirr der spielenden Schüler der Dorfschule.

Bald darauf wird die thailändische Fahne von einem Schüler an einem großen Holzmast nach oben gezogen. Während Lehrer und Kinder zur Musik die thailändische Nationalhymne singen, blicken von zwei großen Bildern der König und die Königin herab. Der Unterricht kann beginnen.

Drei Schulstunden, unterbrochen von einer kurzen und einer längeren Pause sind Punkt 12 Uhr mittags vorüber. Hier gibt es zum Schulschluss kein Klingelzeichen. Die Lehrerin steht kurz von ihrem Polsterstuhl auf und klatscht in die Hände. 20 Kinder stürmen nach draußen, nur Mucky bleibt sitzen. Die Lehrerin steht da, wie eine Amtsperson, in Khakizeug mit zwei goldenen Streifen auf den Schulterstücken − vergleichbar einem deutschen Oberleutnant der Marine. Das Haar zurückgekämmt und hinten zusammengebunden wirkt die etwa 45-jährige Frau besonders respekteinflößend.

„Na Mucky, reicht dir der Unterricht noch nicht, oder hast du etwas auf dem Herzen. Komm ruhig nach vorne − komm zu mir.“

Und Mucky greift ihren Rucksack mit den Schulsachen, schiebt sich aus der Sitzbank heraus und trippelt nach vorne. Die Lehrerin hat sich wieder gesetzt und die kleine Schülerin kommt sich etwas verloren vor, in ihrer Schuluniform mit weißer Bluse, überlangem dunkelblauen Rock und blanken Schuhen, aus denen die weißen Socken herausschauen − mit der Lehrerin alleine im ansonsten leeren Klassenraum.

„Na Mucky, was gibt es denn − ist alles in Ordnung und wie geht es deinem Papa?“