Das Singen der Vögel: 19 kleine Erzählungen - Abraham a Sancta Clara - E-Book

Das Singen der Vögel: 19 kleine Erzählungen E-Book

Abraham a Sancta Clara

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Beschreibung

Dieses eBook: "Das Singen der Vögel: 19 kleine Erzählungen" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Abraham a Sancta Clara (1644/1709) war ein katholischer Geistlicher, Prediger und Schriftsteller. Er gilt mit rund 600 Einzelschriften als bedeutendster deutscher katholischer Prediger und Poet der Barockzeit mit ungewöhnlicher Sprachkraft und Sprachfantasie. Aus dem Buch: "Alles, was da ist, ist zum Nutzen des Menschen erschaffen. Das Singen der Vögel, das Springen der Hirsche, das Blöcken der Schaafe, das Brüllen der Ochsen, die Hitze des Feuers, das Rieseln des Wassers, der Seegen der Felder, der Regen der Wolken, das Licht der Sonne, der Glanz der Sterne, der Schatten der Wälder, das Gras der Wiesen, kurz, alles ist zum Dienst und Nutzen des Menschen bestimmt." Inhalt: Der Dank Die Narrenkappe Der Neid Eine Fabel Die Probe Das kleine Ehe-Barometer Der gute Rat Falsches Vertrauen Die Wahl Die Begegnung mit der Wahrheit Holla Welt - Der alte Hafen scheppert Eine Lob-Rede Der Pfau Die Prahlerey Auf der Suche nach Redlichkeit Die nassen Zuhörer von Rimini Schiffbruch Der Schmeichler Die Täuschung

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Abraham a Sancta Clara

Das Singen der Vögel: 19 kleine Erzählungen

e-artnow, 2014

Inhaltsverzeichnis

Der Dank
Die Narrenkappe
Der Neid
Eine Fabel
Die Probe
Das kleine Ehe-Barometer
Der gute Rat
Falsches Vertrauen
Die Wahl
Die Begegnung mit der Wahrheit
Holla Welt - Der alte Hafen scheppert
Eine Lob-Rede
Der Pfau
Die Prahlerey
Auf der Suche nach Redlichkeit
Die nassen Zuhörer von Rimini
Schiffbruch
Der Schmeichler
Die Täuschung

Der Dank

Inhaltsverzeichnis

Alles, was da ist, ist zum Nutzen des Menschen erschaffen. Das Singen der Vögel, das Springen der Hirsche, das Blöcken der Schaafe, das Brüllen der Ochsen, die Hitze des Feuers, das Rieseln des Wassers, der Seegen der Felder, der Regen der Wolken, das Licht der Sonne, der Glanz der Sterne, der Schatten der Wälder, das Gras der Wiesen, kurz, alles ist zum Dienst und Nutzen des Menschen bestimmt. Der Mensch ists der Herr der Schöpfung, und alle übrigen Geschöpfe sind ihm unterthan. Verdient diese Gnade keinen Dank gegen den Schöpfer?

Selbst die Thiere sind dankbar für erhaltene Wohlthaten.

Wie erkenntlich, wie anhänglich sind das Pferd, der Hund, und andere Hausthiere, für die Wohlthaten, welche der Mensch ihnen erweißt? Der Mensch allein, dieses mit Vernunft begabte Wesen, sollte undankbar seyn? Der Undank schmerzt sehr.

Hat dir Einer Dienste geleistet, so lohne es ihm mit Dank, und wirf ihn nicht weg, wenn er dir nicht mehr nützen kann, wie eine ausgepreßte Zitrone.

*

Nichts schmerzt so sehr, als der Undank derer, denen wir wohl gethan haben.

Die Narrenkappe

Inhaltsverzeichnis

Ein geschickter Mahler erhielt einst den Auftrag, das Porträt eines reichen Kaufmanns zu mahlen, welcher seines Geldes wegen sehr stolz und aufgeblasen, und doch geitzig war. Man kam überein über den Preis, und der Künstler lieferte ein Meisterstück Das Gemählde war so ähnlich, daß jeder es mit dem ersten Blick erkannte, und ihm nur die Sprache zu fehlen schien, um zu leben. Der Kaufmann hatte eine große Freude, als er aber zahlen sollte, suchte er dem Künstler eine große Summe abzuziehen. Dieser wollte sich den Abzug nicht gefallen lassen, und da sie nicht einig werden konnten, behielt er das Bild, versah es mit einer Narrenkappe, und hängte es in seiner Wohnung zur Schau aus. Das Zuströmen der Neugierigen war groß, und da jeder sogleich das Bild erkannte, so war des Witzelns und Spottens kein Ende. Der Kaufmann erfuhr es, und bezahlte nun gern alles, was der Mahler forderte, allein mit allem Gelde konnte er die Schande ncht wieder abwaschen.

Der Neid

Inhaltsverzeichnis

Friß Milch, friß Käs, friß von der Kuh, Was deinem Maulmag schmecken; Friß Butter, Schmalz und Speck dazu, Mach’s wie die Kloster-Katzen? Friß Neidhund! Friß rein alles weg, Bleibst doch ein dürrer Bogen, Bleibst ohne Bauch und Rogen.

Die Neidigen gleichen den Nachteulen, welche kein Licht ertragen können, und von ihm geblendet werden; den Kothkäfern, welche aus den Rosen sogar nur Gift, und schädliche Säfte saugen; den Feilen, welche alles zerkratzen, was sie berühren, zugleich aber sich selbst verzehren; den Brunnen, welche gewöhnlich im Winter warm, und im Sommer kalt sind; den Bäumen, welche alle junge Bäumchen, welche in ihrer Nähe aufwachsen möchten, ersticken; gewissen Fieberkranken, welchen alle Speisen bitter schmecken; den Fliegen, welche Menschen und Thiere nur immer gern an wunden Stellen plagen. O verdammter Neid! Du bist ein Geschwür des Herzens, ein Peiniger des menschlichen Herzens. Jedes andere Laster gewährt doch noch einigen Genuß, der Neidige wird aber niemals seines Lebens froh, denn er trägt mit sich einen Wurm, welcher immer nagt, und sein Herz beunruhigt. Jedes andere Laster läßt sich doch verbergen, denn es giebt Heuchler, welche von außen Lämmern gleichen, von innen aber garstige Wölfe sind, es giebt Nüsse,welche schön und voll scheinen, deren wurmstichiger Kern aber Ekel erregt. Der Neidige ist nicht im Stande, die Gefühle seines Herzens zu verbergen. Die fahle Farbe seines Angesichts, die eingefallenen Wangen, die düstern Augen, und das Knirschen seiner Zähne verrathen ihn.

*

Der Neid saugt aus allem Gift und Gallen. Des Nächsten Übel macht ihm gut, des Nächsten Gut macht ihm übel.

Es geschieht sehr oft, daß manche durch Talente und Kenntnisse sich empor schwingen, und wollte Gott! Es geschehe immer! Wollte Gott! Man nähme bey Beförderungen nur auf Verdienste und nicht auf Reichthum, Geburt, ec. Rücksicht! Die Sachen würden besser stehen. Wenn es aber geschieht, dann erheben sich die Neider. So wurde David beneidet, als er von dem Hirtenleben bis zum Throne gelangte; so Marchochäus, welcher am Hofe so viel galt; so in alten und neuen Zeiten so viele Männer, welche ihre Erhebung immer ihren Verdiensten verdankten. O verdammter Neid!