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Ein Haus, das um die Welt springt? Was für ein Abenteuer! Familie Wendelin hat ein ganz besonderes Geheimnis: Sie wohnt in einem Haus, das springen kann! Von seinem Grundstück im Blumenviertel an jeden anderen Ort auf der Welt! Großartig, findet Lonni, das Nachbarskind. Schrecklich, findet Nick Wendelin, ihr neuer bester Freund. Denn irgendwas scheint in letzter Zeit nicht in Ordnung zu sein: Das Haus springt, wann und wohin es will! Und die Einzigen, die das Problem beheben könnten, sind Nicks Großeltern. Nur sind die leider verschollen … Da entdecken Lonni und Nick einen geheimnisvollen Brief – und das Abenteuer beginnt! Mit s/w-Illustrationen von Cathy Ionescu
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Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2018
Marikka Pfeiffer
Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück
Mit Illustrationen von Cathy Ionescu
Ihr Verlagsname
Ein Haus, das um die Welt springt? Was für ein Abenteuer!
Familie Wendelin hat ein ganz besonderes Geheimnis: Sie wohnt in einem Haus, das springen kann! Von seinem Grundstück im Blumenviertel an jeden anderen Ort auf der Welt! Großartig, findet Lonni, das Nachbarskind. Schrecklich, findet Nick Wendelin, ihr neuer bester Freund. Denn irgendwas scheint in letzter Zeit nicht in Ordnung zu sein: Das Haus springt, wann und wohin es will! Und die Einzigen, die das Problem beheben könnten, sind Nicks Großeltern. Nur sind die leider verschollen … Da entdecken Lonni und Nick einen geheimnisvollen Brief – und das Abenteuer beginnt!
Mit s/w-Illustrationen von Cathy Ionescu
Marikka Pfeiffer ist in Berlin aufgewachsen und liebte schon als Kind Geschichten. Sie hat Musikpädagogik und Geschichte studiert und arbeitete mit Kindern und Jugendlichen. Sie spielte mit ihnen Theater, drehte Filme und komponierte Lieder. Heute ist sie freie Autorin und gibt Kurse und Workshops im Freien und Kreativen Schreiben. Marikka Pfeiffer lebt in Potsdam, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Neben Lachanfällen, Milchkaffee und verwunschenen Gärten liebt sie alte Bibliotheken, Schlösser und vor allem – geheimnisvolle Abenteuer.
Cathy Ionescu hat in Münster und Seoul Design mit Schwerpunkt Illustration studiert. Sie lebt in Münster, wo sie als freiberufliche Illustratorin in der Ateliergemeinschaft Hafenstraße 64 arbeitet.
Am liebsten zeichnet sie dicke Ponys und edle Rösser, aber genauso gerne Präriehühner mit Hang zu Marmelade.
Für Fabian, in Liebe
Obwohl es früh am Morgen war, stand die Sonne bereits am Himmel und brachte den Schnee zum Glitzern. Eisschollen trieben im Wasser. Es war lausig kalt. Trotz Sommer. Kein Wunder – so nah am Nordpol.
Hätten die Wissenschaftler der Forschungsstation auf Spitzbergen an diesem Morgen aus dem Fenster geschaut, wären ihnen vor Staunen die Münder aufgeklappt. Mit Sicherheit hätten sie sich mehrmals die Augen gerieben und an ihrem Verstand gezweifelt.
Denn auf der Spitze des höchsten Eisberges balancierte – ein Haus.
Himmelblau leuchtete seine Fassade samt Kuppeln und Balkonen. Ziegelrot schimmerte ein Erkerdach. Ein Eckturm hing gefährlich über dem Abgrund und brachte das Eis zum Brechen. Mit einem leisen Platsch rutschte ein Stück ins Meer.
Hätten die Forscher nicht selig geschlafen, wäre ihnen eine Frau in einem geblümelten Nachthemd aufgefallen, die hastig ein Fenster schloss und rief: «Kinder, schmeißt die Heizung an. Das Baby friert. Und dann rasch auf den Boden, sonst stürzen wir ab.»
Aber an diesem Julisonntag klingelte der Wecker nicht, und die Forscher träumten von Blumenwiesen und Sandstränden. Laut dröhnte ihr Schnarchen über die Insel.
Als sie später aus ihren Betten krochen, um den Wetterballon zu starten, wunderten sie sich zwar über den verkleinerten Eisberg, das geheimnisvolle Haus jedoch war verschwunden.
Lonni lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Hell schien die Sommersonne. Vor dem Fenster duftete der Jasmin und kitzelte Lonni in der Nase. Die Ferien könnten so schön sein. Wenn, ja wenn.
Wenn ihre Eltern nicht beschlossen hätten, mitsamt ihrem Schneideratelier an den Stadtrand zu ziehen. Und wenn Lonni ihre Freunde nicht so vermissen würde.
Seit einer Woche nun wohnte Familie Linde im Tulpenweg, und anfangs hatte Lonni sich gefreut. Endlich ein Garten mit einer eigenen Schaukel. Endlich Zeit, ausführlich alle Hauptrollen aus ihren Lieblingsfilmen nachzuspielen.
Aber nach fünf Tagen hatte sie davon genug. Enttäuscht stellte sie fest: Im Blumenviertel war es todsterbenslangweilig.
In keinem der Häuser schienen Kinder zu wohnen. Nur grauhaarige Pärchen, die morgens die Höhe ihres Rasens mit dem Lineal abmaßen, den ganzen Tag ihre Beete kämmten und nichts Besseres zu tun hatten, als Lonni von früheren Zeiten zu erzählen.
Lonni stand auf und schaute aus dem Fenster. Die Schaukel hing still am Apfelbaum. Lonni seufzte.
Wie gern hätte sie etwas Spannendes entdeckt. Aber da war nichts. Nur kurzgeschnittener Rasen und das Summen der Hummeln.
Außer – Lonni spitzte die Ohren.
Hinter der zugegebenermaßen ungepflegten und buschigen Hecke zum Nachbargrundstück ertönte eine Mädchenstimme.
«Nick, schnell!», rief sie. «Komm ins Haus und bring vorsichtshalber Schneeschaufel und Skibrille mit. Beeil dich!»
Schneeschaufel? Skibrille?
Lonnis Blick glitt zum Himmel. Strahlendes Blau und Wattewolken. Das Thermometer am Fensterrahmen zeigte 25 Grad.
Verwundert starrte Lonni auf die Hecke. Wie eine grüne Mauer spross sie in die Höhe und verbarg, was dahinterlag. Bisher war Lonni nicht auf die Idee gekommen, dort könnte jemand wohnen. Sie hatte angenommen, das Grundstück sei leer, so verwildert sah es aus.
Außerdem hatte Frau Kiesewetter von gegenüber Lonnis Familie vor dem Grundstück gewarnt. Dort gehe es nicht mit rechten Dingen zu, hatte sie getuschelt.
Bei dem Gedanken an Frau Kiesewetter rollte Lonni mit den Augen. Die Nachbarin machte ihrem Namen alle Ehre. Stets in grauen Kleidern und die Löckchen mit einem Überschuss an Pomade an den Kopf geklatscht, sah sie aus wie ein Pudel, der in Zuckerguss gefallen war. Nur dass sie keine süße Miene zur Schau stellte, sondern ständig am Flüstern und Wispern war. Gerüchte zu köcheln schien ihre Lieblingsbeschäftigung zu sein. Immerzu hatte sie etwas Merkwürdiges zu berichten.
Vielleicht lag es daran, dass plötzlich Neugier in Lonni hochkribbelte. Richtige Ferienabenteuerneugier.
Sie stürmte hinunter in den Keller, wo ihre Eltern die Nähwerkstatt einrichteten und gerade mit einer Unmenge von Kostümen kämpften. Sie hatten sich auf ausgefallene Wünsche spezialisiert.
«Natürlich kannst du rausgehen und die Gegend erkunden», sagte Lonnis Mutter und verschwand hinter dem blaugrünen Tüllberg eines Meeresdrachen. «Aber nimm dich vor den Leuten in Nummer eins in Acht. Frau Kiesewetter sagt, die seien nicht richtig im Kopf.»
«Ach, Unsinn», brummte Lonnis Vater und zupfte an einem Papageienkostüm, das er gerade aus einem Karton gezogen hatte. «Mach dir ein eigenes Bild. Das ist am besten.»
Er zwinkerte Lonni zu und griff nach einem gelben Schnabelhut. Bevor er ihn aufsetzen konnte, ließ Lonni die beiden allein und hüpfte auf die Straße.
Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass Frau Kiesewetter nicht zu sehen war, und hatte Glück: Kein Pudelkopf in Sicht. Was allerdings nichts garantierte. In der Nachbarschaft munkelte man, Frau Kiesewetter stehe den lieben langen Tag hinter ihrer Gardine und glotze durch ein Fernrohr. Sogar ein Nachtsichtgerät solle sie haben. Nur um nichts zu verpassen.
Neugierig lief Lonni die Straße hinunter. Während die Gartentore im gesamten Viertel niedrig und in lieblichen Farben gestrichen waren, glich das in der verwilderten Hecke dem eines Parks. Hoch und verrostet versperrte es Lonni den Weg. Sie sah sich nach einer Klingel um. Nichts. Nur ein seltsames Schild baumelte da:
Pesucher unerwünschd. Wir sint nie da!
Hm, dachte Lonni. Rechtschreibung war nicht die Stärke des Schildschreibers.
Sie drückte die Klinke hinunter. Es quietschte, aber das Tor blieb verschlossen. Lonni spähte zwischen den Gitterstäben hindurch. Außer undurchdringlichem Gestrüpp war nichts zu erkennen. Kein Haus, kein Mädchen und erst recht keine Schneeschaufel.
Lonni überlegte. Aufgeben kam nicht in Frage. Vielleicht gab es eine Lücke in der Hecke? Sie beschloss, danach zu suchen. Unauffällig natürlich. Auf keinen Fall sollte Frau Kiesewetter ihr Vorhaben erraten.
Lonni tat so, als wäre sie Naturforscherin, und begann, intensiv die Blätter der Hecke zu untersuchen. Und wie nebenbei arbeitete sie sich vorwärts. Es dauerte eine Weile, bis sie das Ende des Grundstücks erreicht hatte. Wie die Straße hörte es am Waldrand auf. Lonni kniff die Augen zusammen.
Da! Tatsächlich. Ein Loch. Lonnis Herz klopfte bis zum Hals. Sollte sie hindurchkriechen?
Für einen Moment stand sie unschlüssig vor dem Buschwerk. Doch wenn sie wissen wollte, wer im Sommer eine Schneeschaufel brauchte, blieb ihr nichts anderes übrig. Lonni ging in die Hocke und kroch auf die andere Seite.
Ein Dickicht aus Farnwedeln und Dornengebüsch erwartete sie.
Aber auch ein schmaler Pfad.
Auf ihm kämpfte sich Lonni durch das Gestrüpp bis zu einer strubbeligen Wiese. In deren Mitte prangte ein großer, eckiger Abdruck. Als hätte dort bis vor kurzem noch ein Haus gestanden. Dahinter schmiegte sich eine niedrige Steinmauer an einen Stall, und ein Gatter umschloss eine Weide.
Lonni runzelte die Stirn. Wo war das Mädchen?
«Was fällt dir ein?!», schimpfte plötzlich jemand hinter ihr, und Lonni wirbelte herum.
Vor ihr stand ein Junge. In den Händen wie zum Kampf erhoben – eine Schneeschaufel.
«Willst du mich erschlagen?», fragte Lonni und grinste. Ihr Gegenüber sah kein bisschen gefährlich aus.
Der Junge wurde rot. «Natürlich nicht!»
Er senkte die Schaufel, schob die Skibrille hoch, und Lonni musterte ihr Gegenüber. Wie sie schien er zehn Jahre alt und eigentlich ganz normal zu sein. So normal man eben mit Wintervollkluft im Hochsommer aussehen konnte.
«Was machst du da?», fragte Lonni und deutete auf die Schneeschaufel.
«Das geht dich nichts an!», murmelte der Junge. «Wie bist du überhaupt hier reingekommen?»
«Vom Himmel gefallen?», witzelte Lonni und stellte sich vor: «Ich bin Lonni. Wir wohnen seit einer Woche nebenan.»
«Und ich bin Nick», erwiderte der Junge und wischte sich eine Schweißperle von der Stirn.
«Aha», sagte Lonni. «Du solltest die Schaufel ins Haus bringen.»
Nick zuckte zusammen. «Woher weißt du das?»
Gerade wollte Lonni scherzhaft antworten, dass sie die Enkelin von Frau Kiesewetter sei, als ein Sausen und Pfeifen die Luft erfüllte, als wolle ein Hubschrauber landen. Nur mit Mühe konnten sich Lonni und Nick auf den Beinen halten. So stark wie bei einem Orkan pustete der Wind und bog selbst die Bäume um.
Keine zwei Sekunden später war der Spuk vorüber, und auf der Wiese stand ein Haus. Ein blaues Haus.
Lonni riss die Augen auf.
Mit seinen Erkern und Türmchen sah es aus wie ein Märchenschloss, allerdings war es eher klein und aus Holz. Himmelblau leuchtete die Fassade, auf der Terrasse standen unter einem Vordach mehrere Korbsessel, und an einem Balken schwang eine Babywippe vor und zurück. Lonni klappte vor Staunen die Kinnlade herunter.
Sie strich sich die Haare aus der Stirn und versuchte zu verstehen, was gerade geschehen war. Ein Haus, das einfach auf der Wiese auftauchte? Wie von Zauberhand?
«Wow», hauchte Lonni. Das war besser als jeder Abenteuerfilm.
Doch Nick schaute betreten.
«Gleich gibt’s Ärger», sagte er und starrte zum Haus. Ein paar Schneeflocken stoben von den Dächern wie aufgescheuchte Vögel, dann öffnete sich die Eingangstür, und eine Frau im Wintermantel erschien auf der Schwelle.
«Nick, um Gottes willen, wo –» Sie bemerkte Lonni und brach ab.