Das Therapiebegleithunde-Arbeitsbuch - Simone Steltenkamp - E-Book

Das Therapiebegleithunde-Arbeitsbuch E-Book

Simone Steltenkamp

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Beschreibung

Der Hund ist der beste Freund des Pädagogen, zumindest wenn es um den Einsatz in Kindertagesstätten geht. Doch warum ist es sinnvoll, einen Hund in einer Therapie mit Kindern einzusetzen? Wie gestaltet sich der Alltag in einer Kita? Welche Anforderungen werden dafür an Hund und Halter gestellt und wie sehen konkrete Trainingsinhalte aus? Die Autorin zeigt professionell und praxisorientiert die verschiedenen Möglichkeiten und Herausforderungen der tiergestützten Pädagogik in der Kita auf. Neben Vorschlägen und Tipps, beschreibt sie auch persönliche Erlebnisse, die das Besondere an der Arbeit mit Mensch und Tier verdeutlichen.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Für Finn. Du hast mir den Weg gezeigt!

INHALT

1. Teil

Informationen zur tiergestützten Pädagogik in der Kita

EINLEITUNG

KAPITEL 1: ALLTAG IN DER KITA

KAPITEL 2: HEILPÄDAGOGIK UND TIERGESTÜTZTEANGEBOTE

KAPITEL 3: DIE BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN

KAPITEL 4: MÖGLICHKEITEN DER TIERGESTÜTZTEN PÄDAGOGIK

KAPITEL 5: ANFORDERUNGEN AN DEN HUNDEHALTER

KAPITEL 6: ANFORDERUNGEN AN DEN HUND

KAPITEL 7: DIE TIERGESTÜTZTE ARBEIT MIT KINDERN

KAPITEL 8: RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE EINSÄTZE

2. Teil

Das Training des Hundes zur tiergestützten Pädagogik in der Kita

KAPTIEL 9: DAS TRAINING

KAPITEL 10: LEINENFÜHRIGKEIT

KAPITEL 11: IMPULSKONTROLLE

KAPITEL 12: DIE GABE VON LECKERCHEN

KAPITEL 13: HUND UND LEBENSMITTEL

KAPITEL 14: HINDERNISPARCOURS

KAPITEL 15: KOMMANDOS IN FREMDFÜHRUNG

KAPITEL 16: APPORTIEREN

KAPITEL 17: TRICKS

KAPITEL 18: ABSCHLIEßENDE GEDANKEN

ANHANG

LITERATUR

DANKSAGUNG

ÜBER DIE AUTORIN

1. Teil

Informationen zur tiergestützten Pädagogik in der Kita

Einleitung

Ein Hund in der Kita?

Tiere gehören zu unserem Alltag und in unsere Gesellschaft. Das ist ein Fakt. Überall begegnen wir ihnen, manchmal freuen wir uns darüber, manchmal weniger. Wir streicheln den Hund des Nachbarn oder verjagen eine freche Fliege. Die Ratte am Müll ist ein Ärgernis, das Kaninchen unseres Kindes ist dessen bester Freund. Tiere sind immer um uns. Sie sind Bestandteil der Natur und leben mit uns in Wechselwirkung. Wir teilen uns mit ihnen diesen Planeten. Sowohl mit diesem als auch seinen Bewohnern sollten wir achtsam umgehen, denn wir sind voneinander abhängig. Alle miteinander sorgen wir dafür, dass die Erde weiterhin bewohnbar bleibt. Als Eltern haben wir die Aufgabe, unseren Kindern die Natur näher zu bringen, ihnen Respekt und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren und Pflanzen vorzuleben und sie zu einer entsprechenden Haltung zu erziehen. Die Theorie der Biophilie hilft uns dabei. Biophilie meint die Liebe zu und die Neugier auf die belebte Natur, das Interesse an anderen Lebewesen und dessen Eigenarten. Grundsätzlich hat jeder Mensch dieses Interesse. Kinder haben dies in verstärktem Maß. Sie sind neugierig, wollen alles dazu wissen, alles anfassen und ausprobieren. Dies zu fördern und in die richtigen Bahnen zu lenken ist eine der Aufgaben in der Erziehung von Kindern. Ein ganzer Bildungsbereich für den Vorschulbereich befasst sich mit dem Thema Natur. Jeder Mensch holt sich gerne ein Stück Natur ins Haus, sei es mit Pflanzen oder mit Tieren. Was liegt also näher als dies auch in der Kita zu praktizieren, dort, wo professionell Erziehung von Kindern betrieben wird?

Dass dieses in den letzten Jahren über das Maß hinausgeht, sich Pflanzen als Lufterfrischer oder ein Aquarium als Blickfang in die Gruppe zu stellen, hat viele Gründe. Zum einen ist es die immer stärkere Urbanisierung, die die Natur mehr und mehr aus dem Blickpunkt auch von Kindern verdrängt – Tiere sind nicht mehr zwangsläufig vor der Haustür und Teil unseres Alltags. Kühe kennen viele Stadtkinder nur durch gelenkte Begegnungen (Ausflug auf den Bauernhof) oder aus dem Fernsehen – mit fatalen Folgen: Beispiel lila Kuh! Zum anderen ist es die Erkenntnis, dass speziell Tiere zum Wohlbefinden des Menschen und der positiven Entwicklung von Kindern beitragen. Diese Erkenntnis ist nicht neu; neu ist aber, dass sich Menschen mit dem Thema wissenschaftlich forschend befassen und einen Zweig der Arbeit mit Tieren hervorgebracht hat, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut: die tiergestützte Therapie und Pädagogik.

Das vorliegende Arbeitsbuch befasst sich mit der tiergestützten Pädagogik im Kindergarten. Es geht um die Ausgestaltung der Arbeit, um die Voraussetzungen bei Hund und Halter, aber auch um konkrete Trainingsinhalte, die speziell im Kindergarten mit Kindern zwischen 0 und 6 Jahren gebraucht werden können.

Dieses Training erhebt weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch soll es in irgendeiner Art und Weise eine Ausbildung ersetzen!

Es sind Vorschläge und Tipps, die aus meiner Erfahrung beim Training mit meinen Hunden und den Einsätzen in der Kita entstanden sind.

Kapitel 1

Alltag in der Kita

Die Kindertagesstätte ist ein Ort der Begegnung, der Bildung und der Betreuung von Kindern im Alter zwischen 0 und 6 Jahren.

Gesetze und trägereigene Konzepte bestimmen die Rahmenbedingungen und regeln das pädagogische Handeln und dialogische Miteinander.

Die Kinder sind oft einen Großteil ihres Tages in der Kita und verbringen viel Zeit mit dem dortigen pädagogischen Personal. Grund genug, sich ausführlich und detailliert mit der Ausgestaltung der Pädagogik zu befassen und eine hohe Qualität der Betreuung von Kindern im Vorschulalter zu bieten. Da dies nicht Thema dieses Workbooks ist, beschränkt sich dieses Kapitel auf einen kurzen Überblick der Kita-Arbeit und ihrer Besonderheiten.

Was jedoch besonders Beachtung finden sollte: Die Kinder haben bei der hohen Anzahl an Betreuungsstunden das Recht auf eine möglichst gut ausgestattete Einrichtung – es ist neben dem Elternhaus ihr wichtigster Lebensraum, ihr zweites Zuhause. Bei vielen sind es 45 Stunden in der Woche, zu denen in einigen Kitas noch Extra-Stunden gebucht werden können. Daran darf nicht gespart werden, weder räumlich noch pädagogisch. Bedeutet für mich: Alles, was den Kindern guttut oder tun könnte, soll seinen Platz in der Kita finden: von fachlich hoch qualifizierten Mitarbeitern über ein gutes Raum- und Zeitangebot bis zu gut durchdachten Konzepten. Und zu einem solchen gehört für mich der regelmäßige Einsatz der tiergestützten Pädagogik einfach dazu!

Aufgabe des pädagogischen Fachpersonals ist es, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen und mit den Eltern eine Erziehungspartnerschaft einzugehen. Was sich so leicht anhört, ist in der Realität aufwändig, komplex und sehr anspruchsvoll. Es erfordert unter anderem viel pädagogisches Geschick, reflektiertes Handeln, Flexibilität, Fachwissen sowie dessen Umsetzung, und vieles mehr.

Ansprüche der Kinder, der Eltern, des Teams, des Trägers und der Gesetzgebung prallen aufeinander und wollen vereint werden. Zudem gibt die Fachkraft viel von ihrer Persönlichkeit in die Arbeit hinein und möchte auch ihre eigenen Ansprüche an die Arbeit erfüllt wissen - oft ein schwieriger Spagat und in jedem Fall ein Kraftakt. Dennoch ist die Arbeit in der Kita erfüllend und macht Spaß. Ist das Setting passend und genug Personal vorhanden, ein Traumjob. Sich mit den Kindern gemeinsam auf die Reise der Entwicklung zu begeben, Prozesse initiieren, beobachten, erleben, dokumentieren - eine sehr schöne Aufgabe, bei der man viel zurück bekommt von dem, was man hineingibt.

Kapitel 2

Heilpädagogik und tiergestützte Angebote

Die Teams der Kitas werden zunehmend multiprofessionell, was der Komplexität und Reichweite der Aufgaben geschuldet und zudem sehr zu begrüßen ist. Neben den Erzieherinnen gibt es z. B. Sozialpädagoginnen, Motopädinnen, Kunsttherapeutinnen, Sprachheilpädagoginnen und natürlich Heilpädagoginnen wie mich. Damit soll sichergestellt werden, dass jedes Kind mit all seinen Facetten und Besonderheiten gesehen und seine Entwicklung in allen Bereichen gefördert wird. Jede dieser Fachkräfte bringt spezielles Fachwissen und praktische Fähigkeiten mit ein, von denen Kinder, Eltern und das Team profitieren.

Eine Heilpädagogin hat in der Kita vielfältige Aufgaben. Eingestellt wird sie meist für die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Diese in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen die Teilhabe am Kita-Alltag zu ermöglichen ist ihre Aufgabe. Etwas ausführlicher:

Sie beobachtet die Kinder und deren Entwicklung sehr genau. Sie erforscht Stärken und Ressourcen, um ausgehend von diesen an den Bereichen zu arbeiten, die in der Entwicklung noch nicht altersentsprechend sind und den Kindern Probleme bereiten. Sie ist Anwalt des Kindes und tritt für dessen Bedürfniserfüllung ein. Sie sorgt dafür, dass die Kinder am Geschehen in der Kita teilhaben, und zwar ohne mehr als unbedingt nötig eine Sonderrolle einnehmen zu müssen.

Sie informiert und berät das Team. Ihr Anspruch muss sein, dass das gesamte Team den Inklusionsgedanken trägt und lebt. Sie sensibilisiert Team, Eltern und natürlich die Kinder für die Probleme bei der Integration und hilft bei deren Lösung.

Das Besondere und auch Schwierige daran ist die individuelle und flexible Herangehensweise an die Kinder und die Situation. Jedes Kind soll das bekommen, was es braucht, um zu wachsen. Das erfordert ein geschultes Auge für die Besonderheiten und ein Repertoire an Möglichkeiten zu (re)agieren. Neben den globalen oder partiellen Entwicklungsverzögerungen und bestehenden Behinderungen gibt es in der Kita zunehmend Kinder, die mit Regeln und Grenzen Schwierigkeiten haben und in der sozial-emotionalen Entwicklung hinterherhinken. Es gibt vermehrt Kinder, die besondere Bedürfnisse oder auch Förderbedarf haben, für die aber kein Integrationsantrag gestellt wird – weil die Probleme nicht „groß genug“ sind, dass der Antrag bewilligt werden würde, die Eltern nicht möchten oder der Kinderarzt sagt „Das wächst sich noch aus…“. Die Kinder sind aber da und haben Probleme. Das erfordert gute und neue Konzepte. Ein Teil eines solchen Konzeptes kann die Inanspruchnahme der tiergestützten Pädagogik oder Therapie sein. In „meinem“ Kindergarten – der Kindertagesstätte, in der ich fast 13 Jahre gearbeitet habe – haben die Kinder und das Team das Glück, dass dort die tiergestützte Pädagogik ins Konzept mit aufgenommen wurde. Seit 2011 gibt es dort Mitarbeiterinnen mit Therapiebegleithunden. Ich war eine davon.

Einige Bemerkungen in eigener Sache: Die Ausgestaltung der Rolle als Heilpädagogin oder sogenannter Inklusionsfachkraft ist zumeist gar nicht so einfach. Als größtes Hindernis ist der Personalmangel zu nennen. Fehlt Personal, wird die Heilpädagogin in den Gruppendienst gehen, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Sie ist dann aber nicht mehr frei für die Unterstützung und Förderung der „besonderen“ Kinder. Entstehen dann Situationen, die ein Eingreifen nötig machen, gibt es ein Problem, denn da fehlt sie dann! Auch Fördereinheiten, Vor- und Nachbereitung, Dokumentation, Beobachtungen und Beratung im Team etc. fallen dann an solchen Tagen hintenüber. Einzelfälle? Leider nicht. Das System ist so eng gestrickt, dass es beim Ausfallen einer einzigen Mitarbeiterin sofort zu Engpässen kommt und bei mehreren zu einer Reihe von Streichungen der besonderen Angebote, zu denen dann leider die heilpädagogische Arbeit auch gehört. So muss die Heilpädagogin oft Gruppendienst machen, während sie an gleicher Stelle in ihrer eigentlichen Funktion dringend gebraucht würde. Das frustriert, denn der Auftrag der Integration und der eigene Anspruch an die Arbeit können so nicht erfüllt werden.

Gehen wir also lieber von Tagen oder Phasen aus, in denen ich als Heilpädagogin zusätzlich im Team bin und meine Arbeit so ausgestalten kann wie ich sie mir vorstelle und für sinnvoll halte.

Übrigens sind auch nur an solchen Tagen die Mitnahme des Hundes und eine Arbeit mit ihm möglich!

Kapitel 3

Die besonderen Herausforderungen

Kindergartenalltag und die Altersstufe 0 bis 6 Jahre

Kindergartenalltag und die Besonderheiten der Altersstufe „Kleinkind- und Vorschulalter“ verdienen eine genauere Betrachtung, damit die Anforderungen an Hund und Halter sowie die Inhalte des Trainings einen theoretischen Hintergrund und eine Begründung bekommen.

Der Kindergartenalltag ist geprägt durch seine Lebendigkeit. Es ist eigentlich nie still in einer Kita, selten gibt es leere Flure oder Räume. Überall sind Geräusche von Kindern zu hören, mal leise, mal laut. Kinder produzieren vielfältige Geräusche: Weinen, Schreien, Lachen, Heulen, Kreischen, Singen – ein Potpourri aus Lärm. Stress schon für den Menschen; wie muss es da dem Hund mit seinem so viel feineren Gehör ergehen, und welche Schutzmaßnahmen ergeben sich daraus?

Kinder gehen nicht, sie rennen und laufen. Dies tun sie gerne und oft, auch entgegen der erzieherischen Anweisungen. Diese Bewegungsreize sind ein wichtiger Punkt, der im Training und für die Gestaltung der Rahmenbedingungen bei den Einsätzen Beachtung finden muss. Die ganz kleinen Kinder bewegen sich entweder noch gar nicht fort oder auf allen Vieren in Bodenhöhe. Auch dies ist ein Aspekt, der berücksichtigt werden muss, denn der Hund soll vorsichtig und respektvoll agieren. Was muss der Hund dafür üben, wie müssen die Bedingungen im Einsatz sein?

Es gibt Fixpunkte im Kita-Alltag, aber auch freie Spielzeiten. Wie gehe ich mit den Essenssituationen um? Was geschieht mit dem Hund, wenn es Mittagessen gibt? Ist er im Raum oder nicht? Wie gestalte ich Einheiten, wenn Kinder zwischendurch frühstücken? In dieser Zeit befinden sich Lebensmittel und essende Kinder im Raum. Wie handhabe ich das mit dem Hund, wenn er anwesend sein soll?

Es gibt Zeiten, in denen die Kinder ihre Zeit frei gestalten können. Wie und wo hat der Hund dann seinen Raum?

Hier stellen sich nicht nur die Fragen nach der Gestaltung der Einheiten, sondern auch danach, was der Hund können muss, wenn er in der Kita eingesetzt werden soll. Diese Fähigkeiten müssen gut trainiert werden. Last but not least muss noch entschieden werden, was einem Hund zugemutet werden kann und soll. Dieser Aspekt wird in Kapitel 8 ausführlicher erläutert.

Bei den Kindergartenkindern handelt es sich um Menschen in der Entwicklung. Das heißt, gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten sind noch nicht oder nur unvollständig vorhanden. Dazu zählen die Motorik (Körperkoordination, Fortbewegung, Bewegungsplanung etc.), die Sprache, die sozial-emotionalen Kompetenzen (Empathie, Rücksichtnahme etc.), Denk- und Transferleistungen. Bei vielen Kindern sind diese Kompetenzen alters- oder entwicklungsabhängig einfach noch nicht oder wenig vorhanden, dies muss beim Umgang mit dem Hund und ebenso im Training berücksichtigt werden.

Schlussfolgerungen für die Anforderungen an Hund und Halter

Für den Halter ergibt sich daraus eigentlich nur eine wichtige Schlussfolgerung: Er muss sich gut auskennen mit der Kleinkindpädagogik und mit seinem Hund. Für beides sollte er Fachmann sein. Das erste kann nur durch eine Ausbildung im pädagogischen Bereich geschehen. Für das Fachwissen in puncto Hund ist erstens eine gute Hundeschule, dann eine fachliche und möglichst umfangreiche Ausbildung zum Therapiebegleithundeführer nötig.

Für den Hund ergibt sich Einiges mehr; ausführlich wird dies in Kapitel 6 beschrieben. Einfach gesagt sollte der Hund mit den Gegebenheiten in einer Kita vertraut und den Anforderungen gewachsen sein – dies kann durch ein entsprechendes Training für den Hund gelingen, wenn er für die Arbeit als Therapiebegleithund geeignet ist. Die Eignung sollte vor der Ausbildung durch Fachleute geprüft werden. Letztlich stellt sich während der Ausbildung heraus, ob eine Kita für den Hund das richtige Betätigungsfeld darstellt.

Schlussfolgerungen für das Training

Für das Training können folgende Schlüsse gezogen werden: Es ist wichtig, dass der Hund auf alle Eventualitäten vorbereitet wird. Neben dem vorbereitenden Training sind daher möglichst viele Übungseinsätze in der Kita sinnvoll, die durch Trainer begleitet werden. Dies wird in der Ausbildung geschehen. Der Hund lernt die unterschiedlichen Situationen und Kinder kennen und einzuschätzen. Ganz wichtig dabei ist, dass Hund und Halter zu einem Team werden, denn beide müssen sich aufeinander verlassen können. Vor allem der Hund ist darauf angewiesen, dass der Mensch im Team gut auf ihn aufpasst und ihn vor Schaden bewahrt. Versagt der Mensch in diesen Fällen, ist der Hund hilflos, wird sich im schlimmsten Fall dauerhaft verweigern, krank werden oder sich wehren. Damit all das nicht passiert, ist die fundierte Ausbildung so immens wichtig. Dort lernt der Mensch seinen Hund zu lesen, Stresszeichen zu erkennen und Situationen so zu gestalten, dass sie für den Hund angenehm sind bzw. sie zu entschärfen, wenn Gefahr droht. Ich sage dies so eindringlich, weil es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen ist, dass unausgebildete Menschen ihre Hunde mit Kindern in Kontakt gebracht haben, ohne zu wissen, was sie da tun. Diese Menschen bringen ihren Hund und die Kinder in Situationen, die sie unter Umständen nicht beherrschen. Was daraus folgen kann und leider auch schon gefolgt ist: Neben dem Leid für das Tier kann es zu Beißvorfällen kommen – was auf alle Fälle vermieden werden muss. Weitere Folge: All die Leute, die sich nie so richtig mit Hunden in Einrichtungen anfreunden konnten, schreien auf und fühlen sich in ihrer Meinung bestätigt, dass Tiere in Einrichtungen mit Kindern nichts zu suchen haben.

Mir selber ist dies vor nicht allzu langer Zeit zum Verhängnis geworden, als ich in einer Einrichtung gearbeitet habe, in der ich gerade dabei war, ein Angebot mit Hund einzurichten. In derselben Stadt wurde ein Kind gebissen, von einem Hund, den die Pädagogin mit in die Kita genommen hatte. Weder sie noch der Hund waren dafür ausgebildet. Obwohl diese Mitnahme des Hundes nichts mit tiergestützter Pädagogik und diese Frau nichts mit einer ausgebildeten Therapiebegleithundeführerin gemeinsam hatten, wurden alle seriösen Anbieter mit ihr in einen Topf geworfen und die Arbeit generell verteufelt. Ungerecht, aber so geschehen. Ich hatte seitdem selbstverständlich keine Chance mehr, einen Hund in dieser Einrichtung einzusetzen. Später kam es dann übrigens doch zu einer guten Spätfolge: Fast alle Träger der umliegenden Städte und Gemeinden legten fest, dass ausschließlich ausgebildete Therapiebegleithunde in den Einrichtungen eingesetzt werden dürfen. Dies ist zu begrüßen, bestätigt es doch die Forderung von allen serös arbeitenden Teams nach Professionalisierung.

Es ist also wichtig, dass der Mensch seinen Hund stets gut beobachtet und einschätzen kann, wie es ihm in der jeweiligen Situation geht. Das muss ausreichend geübt werden.

Die Geräuschkulisse in einer Kita ist oft enorm, und das dauerhaft. Die Einrichtungen werden aufgrund der immer noch steigenden Nachfrage an Betreuungsplätzen immer größer, sie werden ausgebaut oder neu konzipiert als mindestens vier- oder fünfgruppige Kitas. Das steigert den Lärmpegel in Situationen, in denen viele Kinder zusammenkommen. Auch die Gruppengröße begünstigt eher die Lautstärke. Alle Einrichtungen sind bemüht, möglichst viele dezentrale Angebote zu etablieren, um die Situationen zu entzerren, Gemeinschaftsaktionen gibt es aber immer wieder zwischendurch und haben auch ihre Berechtigung. Zwar ist der Hund nicht permanent mit diesem Lärmpegel konfrontiert, es lässt sich aber trotz aller Schutzmaßnahmen nicht vermeiden, dass er es zeitweise ist. Daher ist es wichtig, dass er in diesen Situationen nicht negativ reagiert. Eine Gewöhnung an Kinderlärm muss daher ein Trainingspunkt sein.