Das trojanische Pferd - Klaus Schmeh - E-Book

Das trojanische Pferd E-Book

Klaus Schmeh

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Beschreibung

Jeder hat schon einmal vom gordischen Knoten oder vom Faden der Ariadne gehört. Doch woher stammen diese Redensarten und wie kann man sie geschickt in eigene Reden und Gespräche einbauen? Inhalte - 75 Redensarten, die auf die Antike zurückgehen - Woher stammen sie, wie hängen sie mit anderen Mythen zusammen und welche Motive finden sich in Literatur und Oper? - Erweitert Ihr rhetorisches Repertoire für Reden, Gesprächsrunden und den gehobenen Small Talk

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Seitenzahl: 163

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Vorwort

„Ihre Idee ist ja ganz nett, aber wenn ich jetzt mal den Advocatus diaboli spiele …“ Beginnt ein Kollege seinen Kommentar zu einem Vorschlag von Ihnen mit diesen Worten, dann geraten Sie möglicherweise ins Schwitzen. Sie fragen sich: Was hat der Mann wohl an Ihrer Idee auszusetzen? Was hat es mit dem Advocatus diaboli auf sich? Oder ist damit etwas ganz anderes gemeint?

Keine Frage, Lateinkenntnisse wären jetzt sehr hilfreich, um zu verstehen, dass der „Advocatus diaboli“ der „Anwalt des Teufels“ ist. Bei dieser Redensart geht es lediglich darum, dass Ihr Gegenüber die Argumente der Gegenseite beleuchten will, um mögliche Schwachstellen Ihrer Idee zu entdecken.

Neben der lateinischen Sprache bietet vor allem die griechische Sagenwelt ein großes Reservoir an populären Redensarten. Wer hat nicht schon einmal mit „Argusaugen“ gewacht, „panische Angst“ verspürt oder eine „Herkulesarbeit“ bewältigt.

Das Buch stellt Ihnen im Schnelldurchgang alle wichtigen Aspekte aus der Welt der Griechen und Römer vor, die Sie im Manager-Alltag kennen sollten. Mit dem Inhalt der folgenden 150 Seiten werden Sie nicht nur in der Lage sein, Ausdrücke wie „Damokles-Schwert“ oder „Lichasdienst“ zu verstehen, sondern Sie werden auch selbst von „Diadochen-Kriegen“ und „Pyrrhus-Siegen“ reden können.

Jedes der 73 Kapitel in diesem Buch behandelt auf zwei Seiten eine Episode aus der griechischen oder römischen Welt. Das wichtigste Kriterium für die Aufnahme bestand darin, dass die jeweilige Sache eine Bedeutung im heutigen Wirtschaftsleben hat. In den meisten Fällen handelt es sich daher um sprachliche Relikte, beispielsweise um Redensarten oder Sprichwörter.

Zur Auffrischung der Geschichtskenntnisse sei noch erwähnt, dass das klassische Griechenland etwa in der Zeit zwischen 800 und 100 v. Chr. existierte. Die Griechen waren zu dieser Zeit das kulturell am höchsten entwickelte Volk der Welt. Sie betrieben damals schon Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik oder Physik. Unter Alexander dem Großen gab es im vierten vorchristlichen Jahrhundert sogar ein griechisches Weltreich, das jedoch nach seinem Tod schnell wieder zerfiel.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. mussten sich die Griechen jedoch den Römern geschlagen geben, die ihrerseits auf dem Weg zur Weltmacht waren. Offensichtlich waren die Römer von den unterworfenen Griechen mächtig beeindruckt, denn alles Griechische hatte bei ihnen auf einmal einen hohen Stellenwert. Auch die griechische Mythologie kam bei den Römern gut an, und so verschmolzen die Götterwelten der beiden Völker zu einer Mythenwelt. Griechische Götter wie Zeus, Poseidon oder Hermes wurden mit den römischen Pendants Jupiter, Neptun und Merkur identifiziert.

Während die Griechen mit ihrer Kultur glänzten, entwickelten sich die Römer zur wichtigsten Militärmacht des Altertums. Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. beherrschten die Römer den ganzen Mittelmeerraum sowie große Teile Europas und des Nahen Ostens.

Als das Römische Reich im 5. Jahrhundert zerfiel, bedeutete dies noch längst nicht das Ende alles Römischen und Griechischen. Im Gegenteil: Noch heute sind mehrere Sprachen eng mit dem Lateinischen verwandt. Antike griechische Wissenschaftler stehen nach wie vor hoch im Kurs, das römische Rechtswesen hat seine Spuren hinterlassen. Und nicht zuletzt spielt die griechische und römische Kultur im Wirtschaftsleben eine Rolle – Sie werden es in den folgenden 73 Kapiteln erleben.

1. Herkulesaufgabe

Herkules (auch als Herakles bekannt) war schon als Kind ein Teufelskerl. Mit acht Monaten erwürgte der Sohn des Göttervaters Zeus zwei Schlangen, die dessen eifersüchtige Frau Hera eines Nachts auf ihn losgelassen hatte. Später lernte er Wagenlenken, Bogenschießen, Fechten, Faustkampf und Ringen. Auch das Singen und das Spielen auf der Leier eignete er sich an. Herkules, der in seinen jungen Jahren Alkides hieß, war zwar begabt und ehrgeizig, doch seine Nerven hatte er nicht immer im Griff. So erschlug er seinen Musiklehrer Linos mit der Leier, als dieser einmal mit ihm schimpfte.

Auch als Erwachsener war Herkules immer für einen Tobsuchtsanfall gut. Einmal geriet er sogar so sehr in Rage, dass er ohne besonderen Grund seine Frau Megara und seine drei Söhne tötete. Schon bald bereute er jedoch seine Tat und verließ seine Heimat. Durch einen Spruch des Orakels von Delphi gelangte er zu König Eurystheus, der ihm als Sühne für den Totschlag zwölf nahezu unlösbare Aufgaben aufgab. Dazu gehörte unter anderem das Töten der neunköpfigen Schlange Hydra, das Ausmisten der Ställe des Augias, die Beschafffung der goldenen Äpfel der Hesperiden sowie das Hochholen von Cerberus, dem Wachhund der Unterwelt.

Herkules nahm die Herausforderung an und zeigte, was in ihm steckte. Nach und nach löste er alle Aufgaben mit Kraft und List. Das Ausmisten der Augiasställe unternahm er, indem er zwei Flüsse durch die Stallungen leitete. Die goldenen Äpfel der Hesperiden besorgte er sich mit der Hilfe des Riesen Atlas, den er dabei übertölpelte. Auch der Weg der vielköpfigen Hydra war zu Ende, als Herkules gegen sie kämpfte. Trotz der erfolgreichen Arbeit erkannte Eurystheus zwei der Aufgaben nicht als gelöst an, weil Herkules dafür einen Lohn vereinbart oder fremde Hilfe in Anspruch genommen hatte. Dennoch hatte der antike Superheld am Ende seine Schuld gesühnt und konnte sich bei einigen Zeitgenossen rächen, die ihm zwischenzeitlich übel mitgespielt hatten.

Heute bezeichnen wir als „Herkulesaufgabe“ oder „Herkulesarbeit“ eine Aufgabe, deren Lösung nahezu übermenschliche Kräfte erfordert. Vermutlich fühlt sich jeder Manager, der die griechische Sagenwelt kennt, manchmal wie ein kleiner Herkules. Schließlich ist das Führen eines Unternehmens oft genug eine Tätigkeit, die nur für einen echten Helden zu bewältigen ist. An die Stelle von Ungeheuern und Fabelwesen treten dabei kaum weniger herausfordernde Kunden, Mitarbeiter und Investoren. Dass eine Herkulesarbeit ursprünglich eine Strafe darstellt und zudem ohne Lohn erbracht werden muss, wird dabei jedoch meist vergessen.

Als größte Herkulesarbeit der deutschen Wirtschaft gilt seit über zehn Jahren die Sanierung der Deutschen Bahn. Als 1994 mit Heinz Dürr der erste Vorstandsvorsitzende seinen Dienst bei der Bahn antrat, hatte dieser die Aufgabe, einen hochdefizitären, verkrusteten Staatskonzern fit für die Marktwirtschaft zu machen. Die Wirtschaftspresse sprach einhellig von einer Herkulesarbeit. An dieser biss sich über ein Jahrzehnt später auch Dürrs Nachnachfolger Hartmut Mehdorn noch die Zähne aus. Ob menschliche Kräfte ausreichen, um die Deutsche Bahn wie geplant in den nächsten Jahren an die Börse zu bringen, ist noch nicht geklärt.

2. Büchse der Pandora

Die Geschichte der Pandora und ihrer ominösen Büchse gehört zweifellos zu den interessantesten der griechischen Sagenwelt. Kein geringerer als Göttervater Zeus schickte die schöne und vielseitig begabte Pandora auf die Erde, wo sie den arglosen Epimetheus heiratete. Die Warnungen seines Bruders Prometheus schlug dieser in den Wind. In ihrem Gepäck trug Pandora eine Büchse, die sie auf Geheiß von Zeus auf keinen Fall öffnen durfte. Natürlich tat sie es trotzdem und löste damit prompt eine Katastrophe aus. Denn in die Büchse der Pandora hatte Zeus alles denkbare Übel gepackt, das sich nun auf die bis dahin glücklich lebende Menschheit ausbreitete. Pandoras mangelnde Disziplin ist demnach der Grund für alle Sorgen, Übel und Krankheiten in der Welt. Zeus hatte jedoch einen Grund für diese Aktion: Kurz zuvor hatte Prometheus den Göttern das Feuer gestohlen und auf die Erde gebracht – ein solcher Frevel durfte natürlich nicht ungesühnt bleiben. Die schöne Pandora diente dem Göttervater somit als Werkzeug zur Vollstreckung seiner Strafaktion.

Die Büchse der Pandora wird oft mit der Vertreibung aus dem Paradies in der Bibel verglichen. Der Pandora kommt dabei eine ähnliche Rolle zu wie Eva, die es nicht lassen kann, von der verbotenen Frucht zu essen. Dabei fällt auf, dass sich die Bibel und die griechischen Sage wenigstens in einem Punkt einig sind: Eine Frau ist an allem Schuld. Allerdings wird die Büchse der Pandora heute im Alltag und im Wirtschaftsleben zum Glück nicht als Symbol für die Schlechtigkeit der Frauenwelt verwendet. Vielmehr hat die Unumkehrbarkeit von Pandoras Tat eine sprichwörtliche Bedeutung erlangt. So mahnte schon so mancher Gewerkschafter, man dürfe die Pandora-Büchse Sonntagsarbeit erst gar nicht öffnen, und meinte damit: „Wir dürfen bezüglich der Sonntagsarbeit nicht nachgeben, weil dieses Übel sonst nicht mehr aus der Welt zu schaffen sein wird.“ In Ihrem beruflichen Alltag sollten Sie darauf achten, dass Sie gegenüber Ihren Kunden und Mitarbeitern nicht zu viele Büchsen der Pandora öffnen, weil deren Ansprüche ansonsten ins Unermessliche steigen. Die Büchse der Pandora ist also ein sprachliches Mittel, um „Wehret den Anfängen!“ zu sagen. Goethes Zauberlehrling – „Die ich rief, die Geister, die werd ich nun nicht los“ – wird oft in ähnlicher Form verwendet.

Hier noch ein spitzfindiger Tipp für den Smalltalk: Die Büchse der Pandora war eigentlich keine Büchse. Jedenfalls dürfte es sich kaum um einen Behälter aus Blech gehandelt haben. Vielmehr sprechen die älteren griechischen Quellen von einem „pithos“. Dies ist ein aus Keramik gefertigter Krug mit Deckel, der seinerzeit für die Aufbewahrung von Lebensmitteln verwendet wurde. Korrekterweise müsste man also vom „Krug der Pandora“ reden. Und noch ein wichtiges Detail: Als Pandora ihre Büchse (bzw. ihren Krug) öffnete, blieb darin zunächst die Hoffnung zurück – diese hatte Zeus dazu gepackt, um neben dem ganzen Übel auch etwas Positives auf die Menschheit loszulassen. Als sich das Unheil verbreitet hatte, öffnete Pandora die Büchse erneut und setzte damit die Hoffnung frei. Die Geschichte der Pandora endet damit wenigstens mit einem kleinen Happy-End.

3. Argusaugen

Der Riese Argus hatte eine Eigenschaft, die so manchen gestressten Manager neidisch machen könnte. Im Gegensatz zu einem Normalsterblichen besaß Argus nicht etwa nur zwei Augen, sondern 100 (oder zumindest sehr viele), die über den ganzen Körper verteilt waren. Diese gestatteten dem Wesen aus der griechischen Sage nicht nur einen guten Überblick, sondern auch ständige Wachsamkeit. Da nämlich zu jeder Zeit stets nur ein Augenpaar schlief, konnte Argus seine Umgebung rund um die Uhr beobachten.

Karriere machte Argus jedoch nicht als vierundzwanzig Stunden am Tag arbeitender Manager, sondern als Wächter. Zeus' eifersüchtige Gattin Hera erteilte ihm die Aufgabe, eine Geliebte des Göttervaters namens Io zu bewachen. Diese war von Hera vorsorglich in eine Kuh verwandelt worden, was Zeus allerdings nicht störte, da er selbst die Gestalt eines Stiers annehmen konnte. Zeus schickte den Götterboten Hermes zu Argus, der diesen einlullte, indem er ihm Geschichten erzählte und Lieder auf der Flöte vorspielte. Als der Riese schließlich – entgegen seiner Natur – mit allen Augen eingeschlafen war, wurde er von Hermes getötet. Hera schenkte die Augen des Argus dem Pfau (ihrem Lieblingstier), der sie seitdem auf seinen Schwanzfedern trägt.

Noch heute sind „Argusaugen“ ein bekanntes Symbol. Wer eine Sache mit Argusaugen überwacht, hält diese ständig unter Beobachtung und ist besonders wachsam. Es versteht sich von selbst, dass Sie als Manager bestimmte Dinge mit Argusaugen bewachen sollten – zum Beispiel Ihre Konkurrenz, damit Ihnen diese nicht zuvorkommt. Als Projektleiter sollten Sie mit Argusaugen darauf achten, dass Ihre Mitarbeiter die Budgets einhalten.

Neben dem Höllenhund Cerberus ist Argus die zweite griechische Sagenfigur, deren Bewacherfunktion sprichwörtlich geworden ist. Allerdings wird der hundertäugige Riese weniger Furcht erregend und weniger rabiat dargestellt als sein dreiköpfiger Kollege. Wie Cerberus ist jedoch auch Argus ein beliebter Namenspate. Detektivbüros bezeichnen sich genauso als Argus wie eine Computerfirma, die eine Systemüberwachungs-Software herstellt. Auch ein Unternehmen, das Presseauswertungen vornimmt, trägt aus nachvollziehbarem Grund den wachsamen Riesen im Namen. Dass der Original-Argus aus der griechischen Sage sich ohne große Gegenwehr überlisten ließ, sollte man in diesem Zusammenhang großzügig übersehen.

4. Gigantismus

Riesen gibt es viele in der griechischen Sagenwelt. Man denke nur an den Wegelagerer Prokrustes (Erfinder des Prokrustes-Betts), die einäugigen Zyklopen oder den wachsamen Argus. Dennoch ist die Größe nur bei einer mythologischen Riesenfamilie sprichwörtlich geworden: bei den Giganten. Als Gigant bzw. gigantisch gilt heute alles, was besonders groß ist, darunter natürlich auch große Unternehmen. Im Englischen steht der „giant“ sogar für den Riesen schlechthin.

Bei den Giganten der griechischen Mythologie handelte es sich um eine äußerst großwüchsige Brüderschar, die von der Erde (diese wurde mit der Göttin Gaia gleichgesetzt) geboren wurde. Ein Gigant hatte die Gestalt eines Menschen, doch jedes seiner Beine ging in den Körper einer Schlange über. Wie sich die Giganten mit diesen seltsamen Extremitäten fortbewegen konnten, verschweigen uns zwar die Chronisten, doch offenbar gelang es ihnen recht gut, denn der Riesenstamm war gefürchtet.

Nachdem Zeus die Giganten-Mutter Gaia beleidigt hatte, kämpften die Giganten in einem langen Krieg (Gigantomachie) gegen die Götter auf dem Olymp. Mit dem Werfen von Felsbrocken versuchten sie, die Oberhand zu gewinnen. Gaia ließ zudem ein Kraut wachsen, das ihre Söhne unbesiegbar machen sollte. Doch Zeus sorgte dafür, dass vorübergehend weder Mond noch Sonne schienen, damit die Giganten das Gewächs in der Dunkelheit nicht finden konnten. Erst als Zeus selbst das Kraut aufgespürt hatte, durfte es wieder Tag werden. Währenddessen hatte die Gigantomachie erst einmal keinen Sieger.

Am Ende musste interessanterweise ein Sterblicher den Göttern beistehen, um den Kampf gegen die schlangenbeinigen Aufrührer zu entscheiden: Herkules. Diesem gelang es mit Unterstützung einiger der olympischen Götter nach und nach, die Gigantenbande unschädlich zu machen. Einer von ihnen wurde dabei von der Insel Sizilien begraben. Sein feuriger Atem ist seitdem in Form des Ätna zu spüren.

Auch heute noch sprechen wir auch und gerade in der Wirtschaft von einem „Kampf der Giganten“. Wenn etwa Puma mit Adidas konkurriert oder IBM mit Microsoft, dann erscheint dieser Ausdruck angebracht. Genau genommen ist diese Redewendung jedoch falsch, da in der Sage die Giganten nie gegeneinander kämpften. Es wäre daher treffender, von einem Kampf „Götter gegen Giganten“ oder einer „Gigantomachie“ zu sprechen. Schlecht wäre es jedoch, sich dabei festzulegen, welchem der beiden Gegner die Rolle der Giganten bzw. der Götter zufällt. Schließlich wissen wir, dass in der Sage letztere am Ende gewannen.

Ein äußerst prägnanter Ausdruck ist zudem „Gigantismus“ bzw. „Gigantomanie“. Wer die griechische Sage kennt, denkt dabei unweigerlich an die schlangenbeinigen Riesen, die es wagen, die Götter mit Felsbrocken zu bewerfen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, diesen Frevel auf Manager zu übertragen, die Ende der neunziger Jahre mit gewaltigen Fusionen und Übernahmen Weltkonzerne schmiedeten und dafür von der Öffentlichkeit der Gigantomanie (Größenwahn) bezichtigt wurden. Die griechische Sage zeigt, wie so etwas enden kann: Alle Giganten wurden entweder eingesperrt oder starben eines gewaltsamen Todes.

5. Pygmalion

Wenn es eine Gestalt aus der griechischen Sage gibt, die die Bezeichnung „Workaholic“ verdient hat, dann ist dies der Künstler Pygmalion. Abgesehen davon war der Zypriote ein Frauenhasser, was auf ihm mehrfach widerfahrenen Ärger mit dem weiblichen Geschlecht zurückzuführen war. Pygmalion versuchte, sein mangelndes Liebesglück zu kompensieren, indem er sich bis zur Selbstaufgabe in seine beruflichen Aktivitäten stürzte. Doch so ganz konnte er dabei wohl doch nicht von den Frauen lassen, und so schuf er – ohne es wirklich zu wollen – die Elfenbeinstatue einer weiblichen Person. Er nannte sie Galatea („die Milchweiße“). Galatea sah nicht nur täuschend echt aus, sondern war auch von wunderbarer Schönheit. Pygmalion war selbst von ihr fasziniert und behandelte seine Kreatur zunehmend wie einen echten Menschen. Mit der Zeit verliebte er sich sogar in sie. Für das Happy-End sorgte die Liebesgöttin Aphrodite, als diese die Statue in ein lebendiges Wesen verwandelte, das Pygmalion heiratete und ihm später ein Kind namens Paphos gebar.

Die Figur des Pygmalion bietet zweifellos mehrere Facetten, die in so manchem Manager der heutigen Zeit ihre Parallelen finden. So ist das Hineinsteigern in den eigenen Beruf aus enttäuschter Liebe ein durchaus aktuelles Thema. Das unbewusste Kreieren einer Traumfrau liefert ebenfalls Stoff für psychologische Analysen. Sprichwörtlich wurde Pygmalion allerdings aus einem anderen Grund. Er steht heute als Symbol für jemanden, der in sein eigenes Werk vernarrt ist. So mancher Firmenpatriarch trägt daher die Züge eines Pygmalion. Vielleicht ist dies sogar eine gute Voraussetzung, um als Unternehmer erfolgreich zu sein. Pygmalion passt in diesem Zusammenhang sogar besser ins Bild als der bekanntere Narziss, der nicht in sein Werk, sondern in sich selbst verliebt war.

In der Literatur sind dagegen andere Auslegungen der Pygmalion-Geschichte üblich. Im 19. Jahrhundert nahm sich der Komponist Franz von Suppé des Stoffs an. In seiner Operette „Die schöne Galathee“ führt die zum Leben erweckte Statue ein Eigenleben, die Pygmalion schon bald wünschen lässt, seine Kreatur würde sich wieder zurückverwandeln. In George Bernard Shaws Theaterstück „Pygmalion“ tritt der ursprüngliche Stoff vollständig in den Hintergrund, und an die Stelle der Galatea tritt ein von Anfang an realer Mensch: das Blumenmädchen Eliza Doolittle.

6. Geld stinkt nicht

Von den unzähligen lateinischen Sprichwörtern wirkt aus Sicht eines Managers kein anderes so weise, zeitlos und weltmännisch wie „pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht“). Wenn die Manager-Zunft einen Wahlspruch bräuchte, dann wäre dieses Zitat vermutlich der aussichtsreichste Kandidat.

Geprägt wurde die Geld-stinkt-nicht-Weisheit vom römischen Kaiser Vespasian. Zu dessen Zeit wurden in Rom an belebten Straßen amphorenartige Pissoirs aufgestellt. Deren Inhalt war keineswegs überflüssiger Abfall, denn Urin war damals ein wichtiger Rohstoff, der für das Gerben von Leder sowie als Reinigungsmittel eingesetzt wurde. Da Vespasian ständig nach neuen Einnahmequellen für die klamme Staatskasse suchte, kam er auf die Idee, für die Benutzung der Amphorentoiletten eine Gebühr zu erheben. Die römischen Passanten sollten also dafür bezahlen, dass sie einen wichtigen Rohstoff lieferten – für den Staat ein doppeltes Geschäft. Als Vespasian von seinem Sohn auf diese seltsame Praxis angesprochen wurde, nahm er der Überlieferung nach eine Münze, roch daran und sagte: „Non olet“ („Sie stinkt nicht“). Später ergänzten die Chronisten diesen Satz zu „pecunia non olet“.

Vespasian lieferte mit seinem geflügelten Wort eine ideale Vorlage für so manchen politisch inkorrekten Manager. Egal, ob sie ihr Geld nun mit dubiosen Rüstungsgeschäften verdienen oder korrupte Diktatoren zu den Geschäftspartnern zählen, es gibt zumindest eine lateinische Entschuldigung für das Tun. Und da Geld ja tatsächlich nicht stinkt, lässt sich oftmals gar nicht zurückverfolgen, aus welcher Kasse die betreffenden Beträge eigentlich stammen. Ohnehin hat das Geld-stinkt-nicht-Zitat ein deutlich höheres Niveau als das noch eine Stufe zynischere Motto „mundus vult decipi“ („die Welt will betrogen werden“), das an anderer Stelle in diesem Buch vorgestellt wird.

Wer – wie etwa die Firma Dixi oder die Autobahnraststätten unter dem Namen Sanifair – sein Geld mit dem Bereitstellen von WC-Anlagen verdient, kann sich sogar als legitimer Nachfolger von Kaiser Vespasian betrachten. Übrigens handelte es sich hierbei damals wie heute um eine durchaus ernste Angelegenheit – schließlich mietet auch das Militär oftmals Toiletten von privaten Anbietern für den Einsatz in Krisengebieten. Da sich aus der Anzahl der WC-Kabinen Rückschlüsse auf die Personalstärke der jeweiligen Truppe ziehen lassen, geht es dabei um echte Staatsgeheimnisse.

„Pecunia non olet“ ist nebenbei auch der Titel eines Gesellschaftsspiels, in dem zwei bis sechs Spieler öffentliche Latrinen im alten Rom betreiben und versuchen, mit diesen möglichst viele Sesterzen zu erwirtschaften. Großzügige Senatoren sind dabei als Kunden besonders willkommen, während mittellose Sklaven, die sich womöglich noch vordrängeln, nur das Geschäft verderben. Der Titel „Spiel des Jahres“ ist bisher allerdings noch nicht an „Pecunia non olet“ vergeben worden. Dafür hat dieser Satz an anderer Stelle bis heute überlebt: In Paris heißen die öffentlichen Toiletten noch heute „Vespasienne“.

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